PFLEGESYMPOSIUM INTERLAKEN

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Transkript:

PFLEGESYMPOSIUM INTERLAKEN Claudia Studer Pflegefachfrau HF, Ausbilderin FA Institut für, Stadtspital Waid Zürich

LEITFADEN ZUR ENTSCHEIDUNGSFINDUNG BEI DER FRAGE NACH EINEM DIALYSEABBRUCH

BEWEGGRÜNDE LEITFADEN Die Weiterführung der Dialysebehandlung kann ein Ethisches Dilemma auslösen Medizinisch Verschlechterung des Zustandes, Dialyse nur unter erschwerten Bedingungen möglich Psychisch / Juristisch / Sozial Sicherheit des Patienten, Fixation, Sedation, psychiatrische Krankheiten, Demenz Patientenwunsch Das Dilemma soll professionell gelöst werden

ERSTE SCHRITTE Antrag an Spitalleitung Projektgruppe Planung und Entwicklung eines Leitfadens Literaturhilfen

ETHISCHE GRUNDLAGEN Schweizerische Akademie für Medizin (SAMW) Medizinisch-ethische Grundsätze Rechtlich: Respektierung der Autonomie, Informed Consent Das Recht der Patienten auf Selbstbestimmung Urteilsfähigkeit (ZGB) Patientenverfügung / Mutmasslicher Wille / Vertrauensperson

DIALYSEABBRUCH Patientenwunsch Dialyseabbruch Der Patient ist urteilsfähig und äussert den Wunsch nach einem Abbruch der Dialyse Medizinisch indizierter Dialyseabbruch Die Sinnhaftigkeit der Fortführung der Dialyse wird vom Behandlungspersonal in Frage gestellt

HANDLUNGSSCHEMA BEI ÄUSSERUNG DES WUNSCHES NACH DIALYSEABBRUCH DURCH DEN PATIENTEN Patient/in äussert den Wunsch nach Dialyseabbruch Gespräch mit dem Patient/innen innerhalb von 3 Tagen nach der Äusserung Problemanalyse durch behandelnden Arzt und Bezugspflegeperson Problemlösung mit dem Patienten/innen besprechen Patient/in entscheidet sich für einen Dialyseabbruch Information an Klinikleitung Patient/in entscheidet sich für die Weiterführung der Dialyse Palliative Care Spital oder extern

HANDLUNGSSCHEMA ZUR ETHISCHEN ENTSCHEIDUNGSFINDUNG BEI MEDIZINISCH INDIZIERTEN DIALYSEABBRUCH Die Fortführung der Dialyse wird vom Behandlungspersonal in Frage gestellt Team-internes Klärungsgespräch durch den Inneren Kreis Information an die Klinikleitung (Vetorecht) Abbruch der Dialyse Ethisches Dilema (Zweifel bleiben bestehen) Weiterführung der Dialyse (mit festgelegtem Datum für Neubeurteilung) Ethische Gesprächsrunde Information an die Klinikleitung (Vetorecht) Abbruch der Dialyse Gespräch mit Angehörigen Palliative Care (Spital oder extern) Weiterführung der Dialyse

FOLLOW Die Handlungsschemen werden differenziert beschrieben Klares Vorgehen bei einem Ja zur Weiterführung der Behandlung Klares Vorgehen bei einem Nein zur Weiterführung der Behandlung Bleiben Zweifel bestehen, wird ein Ethisches Gespräch einberufen und die Checkliste vorbereitet

CHECKLISTE ETHISCHES GESPRÄCH Medizinische Situation des Patienten Aktuelle Situation unter dem NEV (Beurteilung durch das Betreuerteam und aus der Sicht des Patienten) Aktuelle soziale Situation des Patienten Juristische Situation (Patientenverfügung, Reastatus, Gutachten) Checkliste Moderator

ETHISCHES GESPRÄCH Systematischer Versuch in einem interdisziplinärem Rahmen durch einen Moderator innerhalb eines begrenzten Zeitraumes zu der ethisch am besten begründbaren Entscheidung zu gelangen.

ABLAUF ETHISCHES GESPRÄCH Schritte zur Entscheidungsfindung Fallvorstellung anhand der Checkliste Formulierung des ethischen Problems Kontextanalyse: Was wissen wir noch nicht in Bezug auf das ethische Problem? Wertanalyse: Grundhaltungen und Werte die eine Rolle spielen Aufstellen von konkreten Handlungsmöglichkeiten Analyse der Handlungsmöglichkeiten Entscheidung Protokollführung

ETHISCHER ENTSCHEID Ja zur Weiterführung der Dialyse Termin zur Neubeurteilung der Situation wird festgelegt Ja zum Dialyseabbruch Palliative Care extern oder intern Zweifel sind geklärt und im Zweifel für das Leben

EVALUATION DES LEITFADENS Ethisches Dilemma, medizinische, psychische, soziale und juristische Fragen werden aktiv bearbeitet Das Vorgehen ist klar strukturiert Entscheide werden gemeinsam gefällt und getragen Behandlungs und Lebensqualität wird individuell und situativ beurteilt Der Druck des ethisch richtigen Handelns wird wirksam vermindert Beide Konzepte wurden mehrfach durchgeführt und und positiv evaluiert Planung Dialyseanfangskonzept

FRAGEN

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT