Einfluss der Befragungsmethode auf das Befragungsergebnis Dozent: Mathias Kracht S: Methoden der empirischen Sozialforschung WS 2003/04 Referenten: Fabian Klementz Christiane Großklaus Ines Findling 1
Gliederung 1. Befragungsarten 2. Schriftliche Befragung 2.1. Vergleich postalisch vs. Internet 3. Mündliche Befragung 3.1. Vergleich Handy vs. Face to Face 4. Fragebogen 5. Quellen 2
1. Befragungsarten Mündlich: - Interview - telefonisch Schriftlich: - per Post - durch ein Interviewgeber - Internetbefragung Wahl der Befragung hängt vom Inhalt der zu erhebenden Informationen ab 3
2. Schriftliche Befragung Fragebogen selbstständige Beantwortung oft heikle Themen z.b. Partnerbeziehung können auch durch Interviewgeber statt finden, durch ausgeben u. einsammeln der Formulare u. evt. Hilfestellung 4
2. Schriftliche Befragung Fragebogen wichtigste Grundlage Rücklaufrate bei ca. 10% Fast immer gute Ergebnisse mit der Dillmansche Total-Design Design-Methode Ausschöpfungsrate bei ca. 75% 5
Dillmansche Total-Design Design-Methode Fragebogen: Broschüren-Form/ Frontseite und letzte Seite frei Anordnung der Frage: mit leichten interessanten Fragen beginnen/ inhaltlich gleiche Fragen zusammen/ technisch einheitlich/ Komplexe aufeinander Aufbauen/ sensible Fragen am Ende/ Demographie am Ende Design der Frage: Übersichtlich/ Art u. Anordnung der Buchstaben/ Vermeidung von Frageteilung/ Fragefolge von oben nach unten/ visuelle Hilfen 6
Implementation: Anschreiben: Briefpapier/ Anschrift auf Brief/ Datum exakt/ Nützlichkeit der Studie/ Wichtigkeit der Befragten/ Vertraulichkeit/ Erklärung der Identifikationsnummer/ Rückfrage ermuntern/ Dank Verpackung: Aufmachung des Antwortkuverts/ Rückkuvert beilegen 7
2.1. Vergleich postalisch vs. Internet Internet als Medium zur Befragung wächst zunehmend Vorteile: - hohe Zahl an Daten und Probanden erreichbar - Daten extrem schnell verfügbar - schnelle Datenverarbeitung - extrem geringe Kosten 8
2.1. Vergleich postalisch vs. Internet Nachteile:- meist keine repräsentative Strichprobe - User bilden kein repräsentatives Abbild der Bevölkerung - kein Online-Telefonbuch - keine spontanen Antworten Teilnehmer: jünger, j grundlegende Computerkenntnisse, Internetzugang Nur best. Bevölkerungsgruppen erreichbar 9
2.1. Vergleich postalisch vs. Internet postalisch Vorteil: - Befragten haben meist mehr Zeit sich in das Thema einzuarbeiten - Einsatz von visuellen Hilfsmittel - Meist Kostengünstiger (kein Interviewgeber) 10
2.1. Vergleich postalisch vs. Internet Nachteile: - geringe Rücklaufquote (ca.10%) - Beeinflussung der Repräsentativität - ein Teil des Kostenvorteils ist wieder aufgehoben Daten wie: tatsächlicher Proband, Zeitraum, Reihenfolge der Beantwortung sind schwer nachvollziehbar 11
2.1. Vergleich postalisch vs. Internet Vergleich Internet vs. postalisch Frauen Internet vs. postalisch Männer Internet vs. postalisch Männer + Frauen Internet vs. postalisch Unterschiede Nein Nein Ja Ja 12
3. Mündliche Befragung Telefonisch (Festnetz/Handy)... geeignet, wenn die Zielgruppe Schwierigkeiten mit dem schriftlichem Ausdruck hat (z.b. weniger gebildete Menschen, ältere Menschen, Analphabetismus)...oder durch ein Interviewgeber/ Face to Face schwierige Sachverhalte können besser befragt werden die Reihenfolge der Fragen kann unter Kontrolle gehalten werden 13
3. Mündliche Befragung Telefonbefragung Wichtig: - Zeitpunkt der Kontaktaufnahme - Wie die Kontaktaufnahme vorgenommen wird Motivierung des Probanden bei Anruf - z.b. die Darstellung der Nützlichkeit dieser Befragung, Angabe des Zeitbedarfs 14
Handy Festnetz 2001 725 Mio. Handyanschlüsse weltweit in 35 Ländern übersteigt Zahl der Handyanschlüsse die des Festnetzes BRD 2002 65% der Bev. Über Handy erreichbar um eine repräsentative Studie durchführen zu können, müsste eine Handyabdeckung von 80-90% vorliegen. 15
3.1. Vergleich Handy vs. Face to Face Befragungsmethode Handy wenig erforscht Vorteile: - keine besondere Motivation der Befragten notwendig - Situation: anonymer, Teilnehmer weniger bedrängt - Möglichkeit Fragen zu stellen 16
3.1. Vergleich Handy vs. Face to Face Nachteile: - unkontrollierbare Begleitumstände - kaum persönliche Angaben - methodische Vielfalt deutlich reduziert z.b. keine visuellen Hilfsmittel - Komplizierte Fragen und solche, die optische Unterstützung verlangen sind nicht einsetzbar - keine Möglichkeit M der Intervieweinschätzung tzung - Kontaktaufnahme oft erst nach mehreren Versuchen 17
3.1. Vergleich Handy vs. Face to Face Face to Face Vorteile: - visuelle Hilfsmittel - Möglichkeit Fragen zu stellen - keine unkontrollierbaren Begleitumstände - Gemütszustand des Probanden abschätzbar 18
3.1. Vergleich Handy vs. Face to Face Nachteile: - geringe Resonanz auf heikle Fragen - höhere Kosten - höherer Personalaufwand keine großen Unterschiede bei der Beantwortung der Fragen zwischen den Methoden, Unterschied lag im persönlichen Empfinden 19
3.1. Vergleich Handy vs. Face to Face Face to Face wurde bei den Befragten als angenehmer empfunden (visuelle Hilfsmittel, pers. Kontakt) empfindlicheres Verfahren Motive, Ursachen und Wirkungen der Individuen fließen en in die Auswertung ein Telefonumfrage/Handy eignet sich besser für f r einfache Abstimmungsfragen 20
3. Mündliche Befragung Interview: kann sehr unterschiedlich sein nur ein Leitfaden oder strenge Vorgaben fünf verschiedene Interviewarten: 1. narratives Interview (wird der Befragte zum Erzählen bestimmter biographischen Sequenzen (z.b. Schulleben). Der Interviewgeber verhält sich anregend aber zurückhalten. Er kann u. soll nachfragen, um Klärungen herbeizuführen.) 21
3. Mündliche Befragung 2. fokussiertes Interview (offene Gesprächführung, die aber durch ein vorgegebenes Reizmaterial (z.b. Filmvorführung) auf ein Schwerpunktthema gerichtet wird) 22
3. Mündliche Befragung 3. problemzentriertes Interview (große Spielräume, ein o mehrere Themen interessiert, am beginn allg. Fragen später greift er mehr zu spezifischen Zusammenhänge) 4. Tiefeninterview (nicht bewusste Tatbestände offen zu legen, freies Gespräch, bei dem im Prinzip aber die Erhebungsgesichtspunkte von einem theoretischen Vorverständnis vorgegeben sind) 23
3. Mündliche Befragung 5. rezeptives Interview (passives Verhalten, kann aber ggf. bei entsprechendem Verhalten spontane Äußerungen geben) 24
3. Mündliche Befragung Gruppenbefragung können in verschiedenen Varianten auftreten z.b. Gruppendiskussion bei manchen Befragungen kann der Einfluss Dritter die Zuverlässigkeit erhöhen wie in dem folgenden Beispiel: 25
Angaben über die eigende Beteiligung an der Hausarbeit in Abhängigkeit von der Anwesenheit des Partners Angabe über den Prozentanteil Partner Partner nicht der eigenden Beteiligung anwesend anwesend an der Hausarbeit % % 0-10 % 38,65 28,11 11-25 % 25,24 26,05 26-50 % 33,14 40,04 51-100 % 2,96 5,79 zusammen 100 100 N 249 309 26
4. Fragebogen wichtigste Teil einer Befragung Unterscheidung in Sachfragen, Meinungsfragen u. Verhaltensfragen Frageform: Offene Fragen keine Antwortmöglichkeiten, geschlossene Fragen Vorgabe der Antwortmöglichkeiten 27
4. Fragebogen Skalen z.b. Meine Arbeit gefällt mir Zustimmung Ablehnung stark mittel schwach schwach mittel stark 3 2 1 1 2 3 28
4. Fragebogen Formulierung wenig Faustregeln Zwei Aspekte: Das kognitive Verstehen einer Frage und das soziale Bewerten einer Frage Länge des Fragebogens Antwortformen 29
4. Fragebogen Fragebogenaufbau: 1. Gewinnung und Erhaltung der Motivation u. Konzentration der Befragten (Fragebogendramaturgie) 2. Die wechselseitige Beeinflussung der Fragen (Kontextwirkung) 3. Die technische Führung durch den Fragebogen. Umfasst die notwendigen Anleitungen u. Erläuterungen zu den einzelnen Fragen. (Filterführung) 30
5. Quellen Laatz,, W. (1993). Empirische Methoden, (Hrsg.) Verlag Harri Deutsch, Thun und Frankfurt am Main Maindok,, H. (1996). Professionelle Interviewführung in der Sozialforschung. Band 21.Centaurus Centaurus-Verlag, Frankfurt am Main Rogge,, K.E. (1995). Methodenatlas für Sozialwissenschaftler. Springer Verlag, Berlin- Heidelberg Fuchs, M (2002). Kann man Umfragen per Handy durchführen? Ausschöpfung, Interviewdauer und Item- Nonresponse im Vergleich mit einer Festnetzstichprobe Planung und Analyse www.infas infas.de 31