Hausaufsatz von Simon Flotzinger. Zum Thema 2: Homo Faber. von. Max Frisch

Ähnliche Dokumente
Frisch, Max - Homo Faber - Walter Faber und das Weibliche

Die Verfälschung der Aussage Max Frischs Werk "Homo Faber" durch die filmische Adaption Volker Schlöndorffs

Kopiervorlage. Max Frisch: Homo Faber. Thema: Motive und Symbole. Verfasser: Julian Ott. Schule: Wirtschaftsgymnasium an der kaufmännischen Schule TBB

Homo Faber: Ein Bericht. Ich-Erzähler

Inhaltsverzeichnis. Alle Fotos wurden fürs Internet aus urheberrechtlichen Gründen entfernt! 1. Farblegende

1.1. Personenkonstellation Personencharakterisierung Sabeth Hanna Pieper Ivy Herbert Hencke.

ÜBUNG: Verben mit Präpositionen

EINSTUFUNGSTEST. Autor: Dieter Maenner. Deutsch als Fremdsprache

technologisches Produkt zu erfinden, das die Welt im Sturm erobern würde. Meine Familie nervte ich so lange, bis sie mir einen brandneuen,

Bitte tragen Sie Ihren Code ein:

Max Frisch Homo faber Ein Bericht

Janine Berg-Peer: Mit einer psychischen Krankheit im Alter selbständig bleiben eine Elternsicht Vortrag'DGPPN,' '

UE 6: Hauptfiguren II: Walter Faber Typus des modernen Menschen?

Auch starke Kinder weinen manchmal von Paulina*

Ein letzter Brief zum Abschied

Das Leben ist fast ein Wunder

/ Deutsch / sechsstündige Klassenarbeit / Abituraufgabe Frisch: Homo faber (Vergleich zu Büchner: Dantons Tod ) / S.

Sie durften nicht Oma zu ihr sagen. Auf keinen Fall! Meine Mutter hasste das Wort Oma.

Die Rolle der Technik

VAMPIRGESPRÄCHE: "ANTHONY":

Muster zur Vorbereitung auf die DSH Prüfung

"MENSCH SEIN": Umso selbstverständlicher Uns ein Umstand erscheint, -desto schwerer ist es, Ihn zu hinterfragen...

KUNSTTHERAPIE Was ist das? Eine Information in leichter Sprache

Domvikar Michael Bredeck Paderborn

Ein Ausfüllbuch mit außergewöhnlichen Fragen zum Ankreuzen by riva Verlag, Münchner Verlagsgruppe GmbH, München

Jenseitsbotschaften Was dir deine geliebte Seele noch sagen möchte Kartenset

Was bedeutet Dir die Auferstehung? Welche Auswirkung hat sie auf dein Leben?

Max Frisch Homo faber

Das Mehr an Leben. Predigt am 21. Januar von Pfarrer Hans-Jürgen Kopkow u.a.

Meine Werte: Dem Leben einen Sinn geben

6) Dieses Problem lösen. A) Ist schwer zu - B) wird schwer zu lösen - C) ist schwer für D) ist schwer zum

Aufgabe 1. Aufgabe 2

den drastischen Unterschied, wenn er die Anschauung der Natur aus der vorliegenden Textstelle mit der Reise durch den Dschungel vergleicht.

AUFGABEN. Du warst im Krankenhaus, weil du einen Fahrradunfall hattest. Jetzt bist du wieder zu Hause und möchtest deinen deutschen Freund sehen.

AB 9 Interview mit der Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper

Geschichten in Leichter Sprache

Opgaveark til aktivitet nr. 17 Gæt et substantiv i»ord man kan bruge«, Tyskforlaget Gæt et substantiv

Predigt am ; 2. Sonntag nach Weihnachten

Viele sind auf der Suche nach dem Glück...

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus: Freundschaft und Liebe. Das komplette Material finden Sie hier:

Gerda, Ex-Christin, Litauen

Kollegen, Vereinskameraden, Ärzte die Frage an mögliche Tröster. Also muss diese Frage ergänzt werden um die Frage, die der Tröstende stellt: Was

Ewige Errettung Joh 10, u.a.

Leit-Bild der Werkstätten Gottes-Segen

im Vergleich zu den gut geschriebenen Isländer-Sagas. Nur wenige Leute machen sich die Mühe, in dieses lange, schwer lesbare und vielschichtige Werk

alt und während der letzten acht Jahre insgesamt höchstens sechs Monate Single gewesen, und das auch nur in der Zeit zwischen zwei längeren

Gschichte-Gottesdienst für die ganze Familie Arche Noah

Ihnen allen gemeinsam ist die Trauer, die sie erfüllt hat und jetzt noch in Ihnen ist. Niemand nimmt gerne Abschied von einem lieben Menschen.

gar nicht = 1 Punkt; kaum = 2; etwas = 3; ziemlich = 4; voll und ganz: 5 Punkte Wann immer ich eine Arbeit mache, da ch.

TEST Z JĘZYKA NIEMIECKIEGO DLA UCZESTNIKÓW PROJEKTU Centrum Kompetencji Językowych

gegenseitig funktionierte sehr gut. Es war keine oberflächliche Beziehung. Wir hatten jeder einen Schlüssel zur Wohnung des anderen und Klamotten im

Verlass dich nicht auf deinen Verstand... Predigt zur Goldenen Konfirmation am über Sprüche Salomos Kapitel 3 Vers 5 und 6

c. Notwendigkeit Christine muss die ganze Woche für ihre Prüfung lernen. Wir mussten jeden Abend um 10 Uhr im Bett liegen.

EINSTUFUNGSTEST. Autor: Dieter Maenner

Mein bester Urlaub LESEN. NIVEAU NUMMER SPRACHE Anfänger A2_2024R_DE Deutsch

(ein psychologischer zeitkritischer Gegenwartsroman)

Deutsche Version der Cambridge Behaviour Scale

Work and Travel in Australien

Liebe Freunde der monatlichen Botschaften! Gerade aus Usedom von einem Seminar zurück, stelle ich dankbar fest, wie

Mit Trost und Zuversicht Kinder in ihrer Trauer begleiten. Ringveranstaltung 2016/2017 Kindheit in der Region zum Thema: Wenn das

Die wahre Liebe Ein. Weg zur Hoffnung

Unser Leitbild. A. Unser Leitbild. B. Unser Leit-Bild in Leichter Sprache. C. Unser Netzwerk als Schaubild

Der gutgelaunte Fremde «Thema: Umgang mit (dem) Tod und Sterben»

Danke sagen wir allen, die uns ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme entgegenbrachten. Diese Verbundenheit hat uns sehr getröstet.

Mein Eigenes Auto - Zusammenfassung in der Vergangenheit mit Fragen

Fragebogen zu Ihren Grundbedürfnissen

Hast du dir schon einmal Zeit genommen, um über Ziel und Zweck deines Lebens nach zudenken? Vielleicht hast du dir bewusst eins dieser Ziele gesetzt:

Interview mit Claudia Roth

Hallo. Herbst! Heilen mit Pilzen Die Botschaft der Bienen Das Geheimnis der Schisandra. und. 5. Jahrgang Ausgabe 3 - September 2017 Kostenfrei

Aufgabe 1 1. die Frage 2. das Fahren 3. die Hilfe 4. die Antwort 5. der Verkauf. Aufgabe 2 1. groß 2. ungemütlich 3. traurig 4. warm 5.

151Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.

ORSZÁGOS ÁLTALÁNOS ISKOLAI TANULMÁNYI VERSENY 2004/2005. NÉMET NYELV FELADATLAP. 8. osztály iskolai forduló. Tanuló neve:... Iskola neve, címe:...

Die Sehnsucht des kleinen Sterns wurde grösser und grösser und so sagte er zu seiner Mutter: Mama, ich mache mich auf den Weg, um die Farben zu

Max Frisch: Homo faber. Kopiervorlage

Ton der Freiheit. Heimat. Kobani. Wie denken junge Menschen über das Thema Heimat? Ein Gedicht von Silva. Impressum

Sätze mit wenn, dann. NIVEAU NUMMER SPRACHE Anfänger A2_1062X_DE Deutsch

BIFA Biographischer Fragebogen

Bamberg- Forchheim. Alzheimer - Demenz. Ein Text zum Nachdenken von Helena Garbe. Abschied Trauer Neuanfang. Impulse 1

Martin Muster. Wilhelm Muster. Elisabeth Muster

Das war die eine Seite in mir. So selbstbewusst konnte sie sprechen. Aber da gab es auch noch eine andere Seite. Erinnert ihr euch? Ich hatte Angst.

Wirklichkeit doch so vollkommen anders erscheint. Natürlich kann er froh sein, dass er sich mit diesen Gedanken nicht herumplagen muss, so wie seine

Abschied in Dankbarkeit Abschied nur für kurze Zeit Alles hat seine Zeit Als Freund unvergessen Am Ende steht ein Anfang An jedem Ende steht ein

Andreas Knuf. Gesundung ist möglich! Borderline-Betroffene berichten

Beethovens Kindheit. Beethovens Romanzen. Graphic Novel von Julia Gawlytta*

Repetition Satzlehre. S P AO DO GO k. 1 Ein Mann 2 ein Bartfett 3 herzustellen 4 auf Jahre hinaus 5 anderen Beschäftigungen 6 zu

Eine Naruto Liebesgeschichte.. <3

3. Sonntag im Advent Predigt über Röm 15, Dezember Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

EINE VIELFALT AN INFORMATIONEN...

Wie schreibe ich einen Liebesbrief an mein Kind?

Shooting Fotografin Elisabeth Salm

Winter Camp - Einstufungstest Deutsch 2018

Transkript:

I. Klasse 11b Abgabetermin 23. April 99 Schriftliche Hausaufgabe aus dem Deutschen Hausaufsatz von Simon Flotzinger Zum Thema 2: Homo Faber von Max Frisch

Gliederung A) Max Frisch: Gegner des technischen Fortschritts B) Vergleich des Dualismus des männlichen und weiblichen Prinzips in Fabers Weltbild. I) Das männliche Prinzip 1) Technik als Mittel der Verdrängung alles Natürlichen 2) Einstellung zum Beruf (a) Ingenieurjob als reine Männersache (b) Freude am Technikersein 3) Aufbau des Lebens aus Statistiken und mathematischen Formeln 4) Abneigung gegenüber Mitmenschen II) Das weibliche Prinzip 1) Natur und Kunst sind Lebensziele 2) Schicksal und Glück sind Lebensbestimmend 3) Beruf als Nebensache 4) Anhänglichkeit der Frau C) Aktualität des Berichts Homo Faber

Sind technische Neuerungen wie Medikamente, Kernenergie und Raumfahrt wirklich der goldene Fortschritt? Diese Frage haben sich in den 50zigern viele Kritiker des Fortschritts gestellt. Zu diesen Skeptikern gehörte auch Max Frisch, der mit seinem Homo Faber einen sehr interessanten und eben auch kritischen Bericht in Bezug auf den viel gelobten Fortschritt und die Naturwissenschaften verfaßte. Das männliche Prinzip, bestehend aus Technik, Beruf und Statistiken, von dem Walter Faber zu Anfang noch überzeugt ist, wird im Laufe des Berichts mehr und mehr vom weiblichen Prinzip, bestehend aus Natur, Kunst und Schicksal, abgelöst. Die Unterschiede des Dualismus des männlichen und weiblichen Prinzips werden nun näher erklärt: Das männliche Prinzip von Fabers Weltbild basiert auf vier Punkten: der Technik, mit der Walter Faber versucht alles Menschliche von sich fern zu halten; seinem Beruf, den er als reine Männersache empfindet, den Statistiken bzw. mathematische Formeln, aus denen sein Leben aufgebaut ist, und seiner abneigenden Haltung gegenüber seinen Mitmenschen. Die Technik, die Walter Faber, der aufgrund seiner Art und Weise auch Homo faber genannt wird, während seiner ganzen Reisen nicht vergessen kann, benötigt er überwiegend zum Abschütteln und Vergessenmachen des Menschlichen an ihm. Da [er] [den Schweiß] haßt, (...) 1 duscht er während des Aufenthalts in Palenque von morgens bis abends 2. Oder als er sich in der Wüste Tamaulipas, nachdem sein Flugzeug dort notlanden mußte, ohne elektrischen Strom 3 unbedingt rasieren will, denn [er] habe dann [unrasiert] das Gefühl, (...) wie eine Pflanze [zu sein], (...) 4. Dieses Verhalten zeigt seine enorme Abneigung gegen das Natürliche bzw. Menschliche. Ferner ist er als (...) Techniker (...) gewohnt, die Dinge zu sehen wie sie sind. 5, was Faber durch sein ständiges Filmen mit seiner Kamera deutlich macht, und nicht wie all die anderen Leute um ihn herum, die in gezackten Felsen 6 den Rücken eines urweltlichen Tieres 7 erkennen wollen, wobei es nur Gestein, wahrscheinlich vulkanisch 8, ist. Am besten kann man das aber erkennen, als er die Maschine über den Menschen stellt: Eine Maschine [kann Reflexe] ebensogut erledigen (...) wie ein Mensch, wenn nicht sogar besser. 9 Damit dass er sagt: Fleisch ist kein Material, sondern ein Fluch 10, versucht er die Stärken der Maschine gegenüber dem Mensch zu erklären. 1 (Frisch, S.38) 2 (Frisch, S.38) 3 (Frisch, S.27) 4 (Frisch, S.27) 5 (Frisch, S.24) 6 (Frisch, S.24) 7 (Frisch, S.24) 8 (Frisch, S.24) 9 (Frisch, S.74) 10 (Frisch, S.171)

Diese enge Verbundenheit mit der Technik ist auf seinen Beruf als Ingenieur und vor allem auf seine Einstellung zu diesem zurückzuführen. Seiner Ansicht nach ist der Ingenieursjob der einzigmännliche Beruf überhaupt 11. Außerdem macht es ihm immer Freude (...), Maschinen in Betrieb zu sehen 12, was seine enge Beziehung zum technischen Beruf wiederum bestätigt. Ferner wird dies noch deutlich, als er Herbert, den er auf einer Geschäftsreise im Flugzeug kennenlernte, auf einer Tabakplantage besucht und ihm seinen Jeep, obwohl es Herbert nicht interessiert 13, unbedingt reparieren möchte. Denn er wisse nicht, was er damit soll 14, so Herberts Gleichgültigkeit zum Thema Jeepreparatur. Auch wird der Workaholic- Drang dadurch belegt, dass er fest entschlossen [war] die Stelle in Bagdad anzutreten 15, weil es eine Chance sondergleichen für einen (...) Ingenieur 16 darstellte, obwohl seine damalige Freundin Hanna ein Kind von ihm erwartete, und er sie sogar bat, das Kind abzutreiben. Folge aus seiner Arbeit: Sein ganzes Leben basiert auf Statistiken und mathematischen Formeln. So errechnet er mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitslehre von Hans Reichenbach 17 nach der Notlandung in Tamaulipas wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines solchen Absturzes gewesen ist. Sogar als seine Tochter Sabeth schwer krank im Krankenhaus liegt, versucht er sich und Hanna, die gleichzeitig auch Mutter von Sabeth ist, mit Statistiken zu trösten: Was mich beruhigte: Die Mortalität bei Schlangenbissen (...) beträgt drei bis zehn Prozent 18. Genau wie bei seiner Magenoperation, die in 94,6 von100 Fällen gelingt 19, vertraut er den statistischen Aussagen mehr als den Fertigkeiten der Ärzte zu glauben. Durch diese Umstände erklärt Hanna ihn als einen, der das Leben nicht als Gestalt, sondern als bloße Addition [behandelt] 20. Als Ingenieur war er es gewohnt, dadurch, dass er viel unterwegs war, viel allein zu sein. Wenn er dann jedoch einmal in einer Gesellschaft, durch seine wichtige Arbeit, anwesend sein mußte, dann war er immer heilfroh, wenn er sie verlassen konnte und allein in seinem Auto sitzen kann 21. Auch in Frauen sieht er eine Anstrengung 22, er fühlt sich von ihnen wegen ihrer fordernden Sexualität bedrängt 23. Am deutlichsten wird das wohl an seiner Geliebten Ivy, die er mit Efeu 24 gleichsetzt, und während eines Fluges, wo er keinerlei Bedürfnis [hat] Bekanntschaft 25 mit seinem Nachbarn zu machen. Er fühlt sich von ihm sogar genervt 26. Faber empfindet nicht nur gegen Gesellschaften und Frauen eine gewisse Abneigung, sondern auch noch gegen das ganzes amerikanisches Volk: Diese Bleichlinge, (...), diese Vitamin- Fresser, (...), dieses Coca- Cola- Volk, das 11 (Frisch, S.77) 12 (Frisch, S.86) 13 (Frisch, S.168) 14 (Frisch, S.169) 15 (Frisch, S.47) 16 (Frisch, S.47) 17 (vgl. Frisch, S.22) 18 (Frisch, S.130) 19 (Frisch, S.164) 20 (Frisch, S.170) 21 (vgl. Frisch, S.92) 22 (Frisch, S.92) 23 (Frisch, S.15) 24 (Frisch, S.91) 25 (Frisch, S.8) 26 (vgl. Frisch, S.8)

ich nicht (...) ausstehen kann 27. Diese Verhaltensweise und Einstellung weist ganz klar darauf hin, dass Walter mit Beziehungen nichts anfangen kann. Das weibliche Prinzip beinhaltet im Gegensatz zum Männlichen, Natur und Kunst als Lebensziel, die Art zu Leben, das Leben zu genießen möglichst ohne Arbeit, Schicksal und Glück, die das Leben bestimmen, und die Offenheit gegenüber Mitmenschen. So spielt in Fabers Weltbild über die Frau die Technik keine Rolle: Am meisten imponierten ihr die vielen Röhren, gleichgültig wozu sie dienten 28, sondern sind Natur und Kunst ihre angepeilten Lebensziele. Die Natur wird von der Frau als ein Erlebnis 29 gesehen. Sie sieht in gezackten Felsen den Rücken eines urweltlichen Tieres 30, während Faber solche Dinge ganz realistisch betrachtet. Weiter wird das weibliche Naturell darin gezeigt, dass Sabeth auf der Schiffreise seekrank wird, während Walter und ihr Freund sich um sie kümmern 31. Von der Kunst, die Faber kitschig 32 findet, ist Sabeth vollkommen begeistert 33. Ihr Kunstbedürfnis 34 drängt sie alles anzuschauen 35, während Faber mit Museen nichts anfangen [kann] 36 und in einem Café auf Sabeth wartet. Da Hanna noch dazu als Archäo-login in einem Museum arbeitet, wird das anvisierte Lebensziel mit Natur und Kunst erreicht. Obwohl ein Job lebensnotwendig ist, findet dieser im weiblichen Leben kaum eine angemessene Bedeutung. So will Sabeth von Amerika bis nach Griechenland ohne Geld kommen, obwohl sie bankrott 37 ist. Ferner kann man erkennen, dass der Beruf der Frau nur Nebensache ist, da nicht einmal Walter Faber genau weiß und sich nicht dafür interessiert, ob Ivy nun als Tänzerin, Kokotte oder Mannequin arbeitet 38. Dies ist deshalb so interessant, da es Ivy selbst anscheinend nicht für wichtig hält, womit sie ihr Geld nun verdient, ansonsten hätte sie es Walter ja erzählt. Dieser weiß jedoch nur, dass sie mit einem reichen Geschäftsmann verheiratet ist. Diese Gleichgültigkeit steht also ganz im Kontrast zur Berufsauffassung von Walter Faber. Während Fabers männliche Prinzipien auf Statistiken und anderen mathematischen Formeln basieren, bestimmt das Schicksal den Lebensverlauf der Frau: [Hanna glaubt] nicht an Statistiken (...), statt dessen aber an Schicksal und Derartiges 39. Auch Walter hat schon die Zufälligkeit entdeckt, denn es war (...) ein purer Zufall 40, ohne den er Sabeth nicht kennengelernt hätte. 27 (Frisch, S.175) 28 (Frisch, S.86) 29 (Frisch. S.24) 30 (vgl. Frisch, S.24) 31 (vgl. Frisch, S.81) 32 (Frisch, S.107) 33 (Frisch, S.107) 34 (Frisch, S.107) 35 (Frisch, S.107) 36 (Frisch, S.108) 37 (Frisch, S.100) 38 (vgl. Frisch, S.68) 39 (Frisch, S.136) 40 (Frisch, S.63)

Die Einstellung zum Mitmenschen ist im weiblichen Prinzip auch wieder völlig anders als beim Männlichen. Ivy fühlt sich viel mehr zu Faber hingezogen als es diesem lieb ist. Obwohl er ihr einen Brief geschrieben hat, in welchem er seine Beziehung zu ihr als beendet betrachtet 41, holt sie ihn vom Flughafen ab, und will mit ihm auch noch ausgehen. Sie ignoriert den Brief einfach, in der Hoffnung, dass er es sich noch einmal anders überlegt 42. Bei Frauen halten Gefühle länger als bei Männern. Während Faber schon wieder seiner Arbeit als Ingenieur nachgeht 43, trauert Hanna noch immer um ihre verstorbene Tochter. Ebenso verspürt Walter keinerlei Trauer um seinen verstorbenen Freund Joachim. Max Frisch, der selbst Techniker war, hat erkannt, wie gefährlich es ist, alles nur in Formeln und Phrasen zu sehen, und dabei ganz auf die Menschlichkeit zu vergessen. Als er Homo Faber schrieb, kam gerade die Kernenergie auf, Antibiotika und Impfungen werden zugänglich. Experten befürchten, dass durch diese Substanzen der Tod in Zukunft aussterben könnte, und dass man mit Hilfe der Kernenergie den Weltraum erobern würde. Dieses hat sich bis heute nicht bewahrheitet, trotzdem geht die Entwicklung immer weiter weg vom Menschlichen und der Natur, und darum ist der Bericht Homo Faber noch längst nicht ausgestorben, sondern aktueller als je zuvor. Literaturverzeichnis: 1. Primärliteratur Max Frisch, Homo Faber 57. Auflage 2. Sekundärliteratur 41 (vgl. Frisch, S.30f) 42 (vgl. Frisch, S.60) 43 (vgl. Frisch, S.162)