Partnerschaft Verhältnis zwischen Brücke Le pont und den Partnerorganisationen im Süden August 2007 1
1. Einleitung 2006 überprüfte Brücke Le pont im Rahmen der Zielvereinbarung in ihrem Programm Arbeit in Würde 2006-2008 ihren Partnerschaftsbegriff und die Zusammensetzung ihrer Partnerorganisationen. Das vorliegende Grundlagenpapier definiert den Begriff Partnerschaft, beschreibt das Verhältnis zwischen Brücke Le pont und den Partnerorganisationen vor dem Hintergrund des Partnerschaftsbegriffs und formuliert Auswahlkriterien für Kooperationen. Gemäss Leitbild und dem Programm Arbeit in Würde können Partnerorganisationen von Brücke Le pont im Süden Kooperativen, Nichtregierungsorganisationen (NGO), Gewerkschaften, kirchliche oder nichtkirchliche Basisorganisationen o.ä. sein. Ausgehend von dieser Leitlinie führte Brücke Le pont sowohl eine interne Diskussion als auch Diskussionen mit der Projektkommission und an der Jahresprogrammkonferenz mit der DEZA zum Thema. Wegweisend waren folgende Fragestellungen: 1. Welche ist die richtige Mischung an Partnerorganisationen für die Programmarbeit von Brücke Le pont und wie soll die Partnerwahl künftig ausgerichtet werden? 2. Wie soll sich das Verhältnis zwischen zwei Organisationen (Leistungsfinanziererin bzw. Leistungserbringerin) im Sinne einer Partnerschaftskooperation gestalten und welche Merkmale definieren ein solches Verhältnis? Das vorliegende Papier dient der internen Klärung, antwortet auf Annex II (Programm Arbeit in Würde 2006-2008) und manifestiert gegen aussen den Anspruch auf partnerschaftliche Kooperationen mit Organisationen im Süden seitens Brücke Le pont. Das Thema ist auch Diskussionsgegenstand mit den Partnerorganisationen selbst. 2. Definition von Partnerschaft 1 aus Sicht von Brücke Le pont Brücke Le pont bezieht sich hier auf die zentralen Aspekte der Definition nach Cattin und Schreiber (2002): Partnerschaft ist eine bewusst gestaltete Beziehung von verschiedenen AkteurInnen, die mit übereinstimmender Motivation und Vision dem Zweck dient, gemeinsame Kooperationsaktivitäten nach klar definierten und akzeptierten Zielen zu planen und zu realisieren. Partnerschaft ist eine dynamische und ständig in Evolution begriffene Beziehung, die die Kreativität, die Wertschätzung der Kompetenzen der AkteurInnen sowie die Komplementarität der kulturellen, intellektuellen und materiellen Beiträge fördert. Dies mit dem Ziel, Vorteile für beide Parteien zu schaffen. Partnerschaft impliziert Respekt für Verschiedenheiten, gegenseitiges Vertrauen, konkrete Einflussnahme beider Parteien, geteilte Verantwortung sowie Bereitschaft zu Dialog und konstruktiver Kritik. Partnerschaft verlangt einerseits die Fähigkeit der Nord-Partnerin zur Gewährleistung von Effektivität und der Begleitung der Aktivitäten der Süd-PartnerIn, sowie andererseits eine ausgewogene Repräsentativität der AdressatInnen (Begünstigten) im Süden. Über die operationellen Aktivitäten hinaus ist Partnerschaft: - ein Mittel zur besseren Verständigung zwischen Kulturen - ein Instrument zur Sensibilisierung der öffentlichen Meinung und der politischen Instanzen im Norden und im Süden 3. Merkmale von Partnerschaft für Brücke Le pont Dauer: Die Kooperationen sind grundsätzlich langfristig angelegt (8 12 Jahre). Aufgrund spezifischer Umstände können sie jedoch auch frühzeitig abgeschlossen werden. 1 Cattin, Denis und Schreiber, Martin (2002). Partenariat entre désir et réalité. Unité (Übersetzung D. Guggisberg) 2
Methodik: Personal: Zuständigkeiten: Inhaltliche Schwerpunkte: Kommunikation: Formelles: Die Kooperationen folgen einer klaren Phaseneinteilung: Auswahlphase, Pilotphase (1-2 Jahre), Projektphasen (Phasen von 3 Jahren), Abschlussoder Ausstiegsphase (2-3 Jahre). Brücke Le pont arbeitet ausschliesslich mit lokalen Organisationen zusammen. Es wird kein Schweizer Personal im Süden beschäftigt. In jedem Landesprogramm stellt eine lokale Koordination die konkrete Begleitung der Partnerorganisationen und die Verbindung zu Brücke Le pont sicher. Die Zuständigkeiten und Verantwortungen sind aufgrund der unterschiedlichen Rollen und Aufgaben von Brücke Le pont und den Partnerorganisationen folgendermassen festgelegt: Brücke Le pont: Definition Unternehmensstrategie (Leitbild, Selbstverständnis als Organisation, Ziele, Strategien), Verantwortung Gesamtprogramm, Finanzverantwortung (inkl. Budget) und Controlling, grundsätzliche Ausrichtung der Landesprogramme, Programmsteuerung, Monitoring der Partnerorganisationen, Wahl von Partnerorganisationen, Informationsarbeit und entwicklungspolitisches Engagement in der Schweiz. Partnerorganisation: Mitsprache bei Zielen und Strategien der jeweiligen Landesprogramme, Koordination und Netzwerke unter den Partnerorganisationen, Verantwortung für die Entwicklung, Planung und Durchführung der Projekte und deren Monitoring. Zusammenarbeit mit den lokalen KoordinatorInnen von Brücke Le pont. Finanzverantwortung im Projekt und Rechenschaftsablegung über Mitteleinsatz (externe Revision). Programmatische Entwicklungsarbeit gemäss Programm Arbeit in Würde Brücke Le pont unterstützt gezielt die institutionelle Stärkung der Partnerorganisationen Brücke Le pont leistet Teilfinanzierungen an Projekte (Projekt- und Strukturkosten). Wenn möglich tritt sie nicht als alleinige Finanziererin auf. Konsequenter Ownership- und Empowerment-Ansatz Der Kommunikation, Information und Transparenz wird hohe Bedeutung beigemessen. Wesentliche Entscheide der Geschäftsstelle von Brücke Le pont werden den Partnerorganisationen umgehend mitgeteilt. Je nach Gegenstand werden die Partnerorganisationen in die Erarbeitung von Grundlagen einbezogen (z.b. Mikrofinanzstrategie) oder sie werden gemeinsam erarbeitet. Wichtige Schritte (zb. neue Programmphase) werden mit den Partnerorganisationen vorbesprochen und geplant. Die Information über relevante Entwicklungen werden regelmässig in Berichten oder mündlich mitgeteilt. Die transparente Kommunikation über wichtige Belange ist gegenseitig. Auf den Projektreisen ist die Zusammenarbeit Gegenstand der Diskussion und des Austausches. Die Partnerschaft wird mit einem Vertrag geregelt. 4. Art und Zusammensetzung der Partnerorganisation Partnerorganisationen von Brücke Le pont können sein: lokale Nichtregierungsorganisationen, Basisorganisationen, Kooperativen, Gewerkschaften oder gewerkschaftsnahe Institutionen, Netzwerke. 3
Die Auswahl neuer Partnerorganisationen erfolgt in erster Linie hinsichtlich der Steigerung der Wirksamkeit, der Zielerreichung und der Ausrichtung des Programms und richtet sich nach folgenden Fragen und Aspekten: Mit welcher Organisation (Aktivitäten, Strukturen, Professionalität, Verankerung in Bevölkerung, etc.) können die Programmziele am besten und am wirkungsvollsten erreicht werden? Welches sind die besten AkteurInnen im Feld zur Erreichung der Programmziele? Was bietet Brücke Le pont den potentiellen PartnerInnen, was andere Donors nicht haben (Nutzen für die PO)? Welche Rolle spielt die Partnerorganisation in der Zivilgesellschaft oder im Staat, übernimmt sie allenfalls Aufgaben des Staates? Welche Kapazitäten erfordert die Zusammenarbeit mit Basisorganisationen? Wer sind die anderen mitfinanzierenden Institutionen? Wie hoch ist der Anteil von Brücke Le pont am Gesamtbudget, bzw. wie hoch ist die Eigenleistung der Organisation? Die Wahl von Partnerorganisationen soll auch zukünftig hinsichtlich einer relativen Durchmischung der Organisationen je nach regionalem Kontext erfolgen. Brücke Le pont konzentriert sich nicht einseitig auf eine bestimmte Art von Organisation, sondern analysiert den regionalen Kontext ebenso wie die gesamte Ausrichtung des Landesprogramms. Je nach Landesprogramm können auch regionale Opportunitäten eine Rolle spielen. Es wird ein sinnvoller Mix an Organisationen angestrebt. Dabei ist darauf zu achten, dass ebenso grössere und stärkere Organisationen vertreten sind. Grundsätzlich können auch Initiativen von unten und Basisgruppen unterstützt und gefördert werden. Massgebend dafür sind u.a. die Ressourcen von Brücke Le pont. Grundsätzlich müssen die Partnerorganisationen den Wahlkriterien von Brücke Le pont entsprechen. Die Zusammenarbeit muss eine mittelfristige und langfristige Nachhaltigkeit garantieren, Entwicklungspotential muss vorhanden sein, damit sich die Investition aller Beteiligter lohnt. 5. Auswahlkriterien 2 Programmrelevanz: Die Programm- bzw. Projektinhalte passen thematisch in das Portfolio von Brücke Le pont und in den landesspezifischen Kontext und tragen zu den Programmzielen massgeblich bei. Werthaltung: Die Partnerorganisation vertritt ähnliche Werte wie Brücke Le pont in Bezug auf ihren Einsatz für Benachteiligte und in Bezug auf eine offene und tolerante Weltanschauung. Professionalität: Die Partnerorganisation verfügt über eine effiziente und professionelle Administration und Projektarbeit, bzw. sie zeigt diesbezüglich gutes Entwicklungspotential. Sie versteht sich als lernende Organisation und ist bemüht um die Steigerung ihrer Kompetenzen. Kommunikation und Transparenz: Die Partnerorganisation zeigt sich dialogfähig und dialogbereit, ist bemüht um einen guten Informationsfluss, eine konstruktive Kommunikationskultur und Transparenz in jeglichen relevanten Belangen gegen innen und aussen. Kostenverhältnis: Die Strukturkosten stehen in der Partnerorganisation in ausgewogenem Verhältnis zu den Aktionskosten. Brücke Le pont sollte wenn möglich nicht alleinige Finanziererin sein. Gender: Die Partnerorganisation verfolgt eine genderorientierte Arbeitsweise und verwirklicht zentrale Genderkriterien in ihren eigenen Strukturen. Partizipation: Die Partnerorganisationen arbeiten ihrerseits mit partizipativem Ansatz mit den AdressatInnen Vernetzung: Die Partnerorganisationen sind bemüht, sich mit anderen privaten und öffentlichen AkteurInnen zu vernetzen und auszutauschen. 2 s. auch: Programm Arbeit in Würde 2006-2008 4
6. Umsetzung und Controlling Das partnerschaftliche Verhältnis in den Kooperationsbeziehungen mit den Partnerorganisationen stellt eine der Grundlagen und Grundprinzipien in der Arbeit von Brücke Le pont dar. Umgesetzt, ausgedrückt und gelebt wird Partnerschaft in der konkreten Zusammenarbeit und Kommunikation, in schriftlichen Dokumenten und in formalisierten Abläufen. Im internen Erfahrungsaustausch, im Gespräch mit den Partnerorganisationen und in Evaluationen wird die Partnerschaftsdefinition regelmässig thematisiert und überprüft. Brücke Le pont unterzieht sich kontinuierlich, zumindest aber bei der Erneuerung des Gesamtprogramms einer (selbst)kritischen und sachlichen Analyse. 7. Schlusswort Die Frage nach der Gestaltung der Partnerschaft und der Mischung der Partnerorganisationen ist wichtig. Sie kann jedoch nicht abschliessend beantwortet werden, sondern muss vielmehr regelmässig aufgrund aktueller Gegebenheiten und Entwicklungen in den Landesprogrammen diskutiert werden. Brücke Le pont verfügt mit diesem Grundlagenpapier über prinzipielle Leitlinien zur Definition und Gestaltung von Partnerschaften. Verabschiedet an EZA-Sitzung vom 14.8.2007 Freiburg, 15.8.2007/ dg. z:\eza\partner-mix und partnerschaft\dokument def d.doc 5