Fachtagung Mitarbeiterkapitalbeteiligung / HBS / 28./29.01.2014 Voraussetzungen und Chancen für eine weitere Verbreitung der Mitarbeiterarbeiterbeteiligung in Deutschland Dr. Heinrich Beyer, AGP Geschäftsführer AGP Bundesverband Mitarbeiterbeteiligung Grafik: DAI 2014
Übersicht 1. Was ist eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung? 2. Was bewirkt eine Mitarbeiterkapitalbeteiligung? 3. Was treibt und was behindert das Thema? 4. Wie wird Mitarbeiterkapitalbeteiligung von den Akteuren bewertet? 5. Welche Rolle spielen fiskalische Anreize? 6. Voraussetzungen und Chancen für eine weitere Verbreitung der Mitarbeiterarbeiterbeteiligung in Deutschland
Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist eine finanzielle Einlage der Mitarbeiter/innen in das Arbeit gebende Unternehmen, die im Wege einer Einzahlung oder einer Entgeltumwandlung (Teile des Gehalts bzw. einer Erfolgsbeteiligung) erbracht wird, als Fremd- oder Eigenkapital gewertet werden kann, in der Regel ergänzt wird durch einen Beitrag / eine Vergünstigung des Unternehmens, einen Anspruch der Mitarbeiter auf Verzinsung bzw. Dividende bewirkt und je nach Rechtsform der Beteiligung mehr oder weniger ausgeprägte Mitspracherechte begründet.
Mitarbeiterkapitalbeteiligung ist eine unternehmerische Beteiligung Wesentliche Merkmale sind: keine einer Einlage bei einer Bank vergleichbare unbedingte Rückzahlungsverpflichtung Gewinn- und Verlustbeteiligung Keine Rückzahlungsverpflichtung (Belegschaftsaktien / GmbH Anteile) Keine oder eingeschränkte Rückzahlungsverpflichtung (Mezzanine Beteiligungen) bei Insolvenz oder insolvenznahen Situationen ( qualifizierter Rangrücktritt ) Dies bewirkt eine Wesensänderung der Geldhingabe vom bankgeschäftstypischen Einlagengeschäft mit unbedingter Rückzahlungsverpflichtung hin zur unternehmerischen Beteiligung mit einer eigenkapitalähnlichen Haftungsfunktion (BaFin)
Mitarbeiterkapitalbeteiligung bewirkt Mitarbeiter Wertschätzung, Teilhabe, Chance auf hohe Renditen, Vermögensbildung Unternehmen Attraktivität, Bindungskraft und Verbesserung der Kapitalausstattung Innerbetriebliche Zusammenarbeit Vertrauen, Zustimmung, Kooperationsbereitschaft, Engagement = Senkung von Transaktionskosten / Mehr Effizienz Wirtschafts- und gesellschaftspolitisch Mehr Zustimmung, bessere Vermögensbildung, weitere Altersvorsorge, höhere Wettbewerbsfähigkeit, sichere Arbeitsplätze
Personalwirtschaftliche Auswirkung 6
Beispiel: Sperrfrist und Kapitalstock
Welche Entwicklungen treiben das Thema? Unternehmerische Rahmenbedingungen 1. Attraktivität der Unternehmen Vorteile im Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte 2. Engagement im Unternehmen Wettbewerbsvorteile schaffen durch Engagement, Leistung und Innovation 3. Verantwortung der Unternehmen Einen Leistungsbeitrag für die Gesellschaft schaffen
Welche Entwicklungen treiben das Thema? Unternehmerische Rahmenbedingungen
Welche Entwicklungen treiben das Thema? Gesellschaftliche Rahmenbedingungen Gerechtigkeit oder gefühlte Ungerechtigkeit Managergehälter oder die auseinander gehende Schere Unzureichende Vermögensbildung und ungleiche Vermögensverteilung zurückgehende Zustimmung zur sozialen Marktwirtschaft
Unzureichende Vermögensbildung und ungleiche Vermögensverteilung
Warum sehen wir nicht mehr davon? Mittelständische Unternehmen Informationsdefizite, Vorurteile, Befürchtungen im Hinblick auf Komplexität und Kosten, Eigentumsvorbehalt, Rückzahlungsverpflichtung Großunternehmen Hohe Implementierungs- und Transaktionskosten aber keine systematischen Vorbehalte Mitarbeiter/innen Durchschnittliche Beteiligungsquote: 35 % - 40 % bei großen Unterschieden zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen und Unternehmen Besondere Bedeutung von Kommunikation und Vertrauen
Warum sehen wir nicht mehr davon? Politik Bund: Kaum Interesse, kaum Gestaltungswille Länder: Partiell hohes Engagement Gewerkschaften Zunehmendes Interesse contra althergebrachte Bedenken ( doppeltes Risiko ) Verbände Nach wie vor abwartend bzw. noch immer teilweise ablehnend ( Kumulation von Mitbestimmungsmöglichkeiten ) Medien Kein Anlass zur Berichterstattung
Welche Rolle spielen fiskalische Anreize? Die fiskalischen Anreize beschränken sich in Deutschland auf die steuer- und sozialabgabenfrei Überlassung von 360 p.a. Das liegt deutlich unter den Freibeträgen in anderen Ländern Europäische Vergleichsstudien zeigen, dass Mitarbeiterkapitalbeteiligung in Deutschland unterdurchschnittlich verbreitet ist und dass es einen deutlichen Zusammenhang zwischen Verbreitung und Höhe der fiskalischen Anreize gibt. In Deutschland konkurriert die MKB mit anderen, wesentlich stärker geförderten (oftmals renditeschwachen) Anlageformen (BAV / Riester)
Welche Rolle spielen fiskalische Anreize? Gesamt EU: - 500.000 / UK: + 200.000
Welche Rolle spielen fiskalische Anreize? Eine Ausweitung der fiskalischen Anreize oder eine Gleichbehandlung von MKB und BAV oder ein einheitlicher Freibetrag für die nachgelagerte Besteuerung von Aufwendungen für Vorsorge und Vermögensbildung würde den Themen Vermögensbildung und Mitarbeiterkapitalbeteiligung eine nachhaltigen Schub verleihen.
Rendite-Treiber: Überlassung nach 3,39 EStG Eigenleistung der Mitarbeiter / AG Zuschuss Durchschnittliche Rendite bei 3,5 % Zinsen ca. Durchschnittliche Rendite bei 7 % Zinsen ca. 270 / 90 11,3 % 16,0 % 620 / 180 10,3 % 14,8 % 1.080 / 270 9,3 % 13,7 % 1.640 / 360 8,6 % 12,9 % Festlegungsfrist: 5 Jahre
1. Voraussetzungen und Chancen für eine weitere Verbreitung der Mitarbeiterarbeiterbeteiligung in Deutschland Das - unternehmerische - Umfeld für das Thema Mitarbeiterbeteiligung hat sich in den letzten Jahren positiv entwickelt. Wesentliche Treiber sind die demografische Entwicklung höhere Anforderungen an Effizienz und Innovationsfähigkeit zunehmende Bedeutung von Nachhaltigkeit und Verantwortung Ein Ende dieses Trends ist derzeit nicht abzusehen. Mitarbeiterbeteiligung wird aber nach wie vor von den wesentlichen Akteuren Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden, Politik und Medien sehr unterschiedlichen gewertet.
1. Voraussetzungen und Chancen für eine weitere Verbreitung der Mitarbeiterarbeiterbeteiligung in Deutschland 1. Informationskampagne gegenüber den Unternehmen 2. Einfache Lösungen und Programme entwickeln 3. Kooperation derjenigen Institutionen und Unternehmen, die sich mit Mitarbeiterkapitalbeteiligung befassen bzw. diese praktizieren ( konzertierte Aktion ) 4. Promotion des Themas zunächst bei und dann durch Gewerkschaften und Verbände 5. Neustart in der Kommunikation mit der Politik auf Bundes- und Länderebene 6. Mediales Interesse wecken 7. Bessere rechtliche und fiskalische Rahmenbedingungen
Herzlichen Dank! Dr. Heinrich Beyer AGP - Bundesverband Mitarbeiterbeteiligung Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft e.v. Wilhelmshöher Allee 283a 34131 Kassel www.agpev.de Tel. 0561-932425-0 Fax 0561-932425-2 heinrich.beyer@agpev.de