8 1. tfber den suspendierten Teilchen zuenschreibenden



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549 5. Uber d4e von der rnolekuzarh%net4schem Theorie der WUrme geforderte Bewegumg vow in ruhenden PZ ikss4ykeitem suspendiert en l'e4 Z chen ; vom A. Ednsteilz. In dieser Arbeit so11 gezeigt werden, da6 nach der molekularkinetischen Theorie der Wiirme in Fliissigkeiten suspendierte Korper von mikroskopisch sichtbarer Gr66e infolge der Molekularbewegung der Warme Bewegungen von solcher GroBe ausfdhren miissen, dab diese Bewegungen leicht mit dem Mikroskop nachgewiesen werden konnen. Es ist moglich, dab die hier zu behandelnden Bewegungen mit der sogenannten,,brown when Molekularbewegung" identisch sind; die mir erreichbaren Angaben iiber letztere sind jedoch so ungenau, dab ich mir hieriiber kein Urteil bilden konnte. Wenn sich die hier zu behandelnde Bewegung samt den fiir sie zu erwartenden GesetzmiiSigkeiten wirklich beobachten Mt, so ist die klasgische Thermodynamik schon fiir mikroskopisch unterscheidbare Raume nicht mehr als genau giiltig anzusehen und es ist dann eine exakte Bestimmung der wahren AtomgrijDe moglich. Erwiese sich umgekehrt die Voraussage dieser Bewegung als unzutreffend, so ware damit ein schwerwiegendes Argument gegen die molekularkinetische Auffassung der Warme gegeben. 8 1. tfber den suspendierten Teilchen zuenschreibenden oamotisohen Druck. Im Teilvolumen Y* einer Fliissigkeit vom Gesamtvolumen 7 seien z - Gramm - Molekule eines Nichtelektrolyten gelost. 1st das Volumen V* durch eine fiir das Losungsmittel, nicht aber fiir die geloste Substanz durchlassige Wand vom reinen Losungs-

550 A. Einstein. mittel getrennt, so wirkt auf diese Wand der sogenannte osmotische Druck, welcher bei geniigend grogen Werten von F*/z der Gleichung genugt: p F*= RTz. Sind hingegen statt der gelosten Substanz in dem Teilvolumen 7* der Fliissigkeit kleine suspendierte K8rper vorhanden, welche ebenfalls nicht durch die fur das Losungsmittel durchlassige Wand hindurchtreten konnen, so hat man nach der klassischen Theorie der Thermodynamik - wenigstens bei Vernachlassigung der uns hier nicht interessierenden Schwerkraft - nicht zu erwarten, dab auf die Wand eine Kraft wirke; denn die,,freie Energie" des Systems scheint nach der ublichen Auffassung nicht von der Lage der Wand und der suspendierten Korper abzuhangen, sondern nur von den Gesamtrnassen und Qualitaten der suspendierten Substanz, der Fliissigkeit und der Wand, sowie von Druck und Temperatur.- Es kamen allerdings fur die Berechnung der freien Energie noch Energie und Entropie der Grenzflachen in Betracht (Kapillarkrafte) ; hiervon konnen wir jedoch absehen, indem bei den ins Auge zu fassenden Lagenanderungen der Wand und der suspendierten Korper Anderungen der GrbSe und Beschaffenheit der Beruhrungsflachen nicht eintreten mogen. Vom Standpunkte der molekularkinetischen Warmetheorie aus komrnt man aber zu einer anderen Auffassung. Nach dieser Theorie unterscheidet sich eingelostes Molekul von einem suspendierten KSrper lediglich durch die GriiBe, und man sieht nicht ein, warum einer Anzahl suspendierter Korper nicht derselbe osmotische Druck entsprechen sollte, wie der nlimlichen Anzahl geloster Molekule. Man wird anzunehmen haben, dab die suspendierten Korper infolge der Molekularbewegung der Fliissigkeit eine wenn auch sehr langsame ungeordnete Bewegung in der Flassigkeit ausfiihren; werden sie durch die Wand verhindert, das Volumen 7* zu verlassen, so werden sie auf die Wand Krafte ausiiben, ebenso wie geloste Molekule. Sind also n suspendierte Korper im Volumen J'*, also ni 7*= v in der Volumeneinheit vorhanden, und sind benachbarte unter ihnen genugend weit voneinander entfernt, so wird ihnen ein osmotischer Druck p entsprechen von der GroSe:

Bewepng u. in ruhenden li'liissigkeiten suspendierten Teilchen. 55 1 Rl'n p=v*n=n.v' RT wobei N die Anzahl der in einem Gramm-Molekul enthaltenen wirklichen Molekule bedeutet. Im nachsten Paragraph sol1 gezeigt werden, das die molekularkinetische Theorie der Warme wirklich zu dieser erweiterten Auffassung dos osmotischen Druckes fiihrt. 8 2. Der osmotische Druck vom Standpunkte der molekubrkinetischen Theorie der Wiirme. l) Sind p1 p,... p, Zustandsvariable, eines physikalischen Systems, welche den momentanen Zustand desselben vollkommen bestimmen (z. B. die Koordinaten und Geschwindigkeitskomponenten aller Atome des Systems) und ist das vollstandige System der Veranderungsgleichungen dieser Zustandsvariabeln von der Form gegeben, wobei 2 2 pj(v = 1, 2... I ), 'y = 0, so ist die Entropie des Systems a P. durch den Ausdruck gegeben: s-- E: S= - + 2xlg e 2x1'dpl... E T Hierbei bedeutet T die absolute Temperatur, E die Energie des Systems, E die Energie als Funktion der p,. Das Integral ist uber alle mit den Bedingungen des Problems vereinbaren Wertekombinationen der p, zu erstrecken. x ist mit der oben erwahnten Konst,anten N durch die Relation 2 x N = 22 verbunden. Fur die freie Energie P erhalten wir daher: YN RT p=-- N 2'lg~e-~rdpl...dp,=- -1gB. N 1) In diesem Paragraph sind die Arbeiten des Verfaesers uber die Grundlagen der Thermodynamik als bekannt vorausgesetzt (vgl. Ann. d. Phys. 9. p. 417. 1902; 11. p. 170. 1903). Fur das Verstilndnis der Resultate der vorliegenden Arbeit ist die Kenntnis jeiier Arbeiten sowie dieses Paragraphen der vorliegenden Arbeit entbehrlich.

552 A. Einstein. Wir denken uns nun eine in demvolumen Teingeschlossene FlUssigkeit; in dem Teilvolumen P'* von Y mogen sich 71 gel6ste Molekiile bez. suspeiidierte Korper befinden, welche im Volumen 7'* durch eine semipermeabele Wand festgehalten seien; es werden hierdurch die Integrationsgrenzen des in den Ausdriicken fur S und P auftretenden Integrales B beeinflu6t. Das Gesamtvolumen der gelosten Molekule bez. suspendierten Korper sei klein gegen V". Dies System werde im Sinne der erwahnten Theorie durch die Zustandsvariabeln p,... p, vollstlndig dargestellt. Ware nun auch das molekulare Bild bis in alle Einzelheiten festgelegt, so bate doch die Ausrechnung des Integrales B solche Schwierigkeiten, dab an eine exakte Berechnung von 3' kaum gedacht werden konnte. Wir brauchen jedoch bier nur zu wissen, wie F von der Gr66e des Volumens Y* abhangt, in welchem alle gelosten Molekule bez. suspendierten Korper (im folgenden kurz,,teilchen" genannt) enthalten sind. Wir nennen x,, y,, z1 die rechtwinkligen Koordinaten des Schwerpunktes des ersten Teilchens, x2,y2, z, die des zweiten etc., x,,, y,, zn die des letzten Teilchens und geben fur die Schwerpunkte der Teilchen die unendlich kleinen parallelepipedformigen Gebiete dxl dy, dzl, dx, dy2 dz,... dx,, dy,dzn, welche nlle in P'* gelegen seien. Gesucht sei der Wert des im Ausdruck fur P auftretenden Integrales mit der Beschrankung, dab die Teilchenschwerpunkte in den ihnen soeben zugewiesenen Gebieten liegen. Dies Integral labt sich jedenfalls auf die Form db = dx, dy,... dz,,.j bringen, wobei J von dx, dy, etc., sowie von Y*, d. h. von der Lage der semipermeabeln Wand, unabhangig ist. J ist aber auch unabhiingig von der speziellen Walil der Lagcn der Schwerpunktsgebiete und von dem Werte von Y*, wie sogleich gezeigt werden soll. Sei namlich ein zweites System von un- endlich kleinen Gebieten fur die Teilchenschwerpunkte gegeben und bezeichnet durch d x', d y', d z',, d x', d y', d z;... dxk dyk dzk, welche Gebiete sich von den ursprunglich gegebenen nur durch ihre Lage, nicht aber durch ihre Gro6e unterscheiden mogen und ebenfalls alle in P* enthalten seien, so gilt analog: d B = dx', dy;... dzk.j',

Beweyung v. in ruhenden Pliissigkeiten suspendierten Teilchen. 553 wobei dxldyl...d~,,=dx',dy',...a&. Es ist also: db J db'- J" Aus der in den zitierten Arbeiten gegebenen molekularen Theorie der Warme labt sich aber leicht folgern'), dab dbib bez. d B'IB gleich ist der Wahrscheinlichkeit dafiir, dab sich in einem beliebig herausgegriffenen Zeitpunkte die Teilchen- schwerpunkte in den Gebieten (dxl... dz,) bea. in den Ge- bieten (dx',... dzi) befinden. Sind nun die Bewegungen der einzelnen Teilchen (mit geniigender Annaherung) voneinander unabhangig, ist die Fliissigkeit homogen und wirken auf die Teilchen keine Krafte, so miissen bei gleicher GroBe der Gebiete die den beiden Gebietssystemen zukommenden Wahrscheinlichkeiten einander gleich sein, so dab gilt: db _- B db' --B ' Aus dieser und aus der zuletzt gefundenen Gleichung folgt aber J= J'. Es ist somit erwiesen, da0 J weder von F* noch von.rl,yl.., z, abhangig ist. Ilurch Integration erhalt man und daraus s B = Jdxl.., dz,, = JV*" und Durch diese Betrachtung ist gezeigt, dab die Existenz des osmotischen Druckes eine Konsequenz der molekularkinetischen Theorie der Warme ist, und da0 nach dieser Theorie geloste Molekiile und suspendierte Korper von gleicher Anzahl sich in bezug auf osmotischen Druck bei grober Verdunnung vollkommen gleich verhalten. 1) A. Einstein, Ann. d. Phys. 11. p. 170. 1903.

564 A. h insnsteilz. 8 3. Theorie der Difision kleiner suspendierter Kugeln. In einer Fliissigkeit seien suspendierte Teilchen regellos verteilt. Wir wollen den dynamischen Gleichgewichtszustand derselben untersuchen unter der Voraussetzung, dab auf die einzelnen Teilchen eine Kraft K wirkt, welche vom Orte, nicht aber von der Zeit abhilngt. Der Einfachheit halber werde angenommen, das die Kraft iiberall die Richtung der X-Ache habe. Es sei Y die Anzahl der suspe1:dierten Teilchen pro Volumeneinheit, so ist im Falle dcs thermodynamischen Gleiohgewichtes Y eine solche Funktion von x, da6 fur eine beliebige virtuelle Verriickung 6 I der suspendierten Substanz die Variation der freien Energie verschwindet. Man hat also: SP= SE - TSS= 0. Es werde angenommen, dab die Fliissigkeit senkrecht zur X-Achse den Querschnitt 1 habe und durch die Ebenen x = 0 und I = 1 begrenzt sei. Man hat dann: 2 1 Die gesuchte Gleichgewichtsbedingung ist also : (1) oder Kv--=O. ap as Die letzte Gleichung sagt aus, dnb der Kraft K durch osmotische Druckkrafte dns Gleichgewicht geleistet wird. Die Gleichung (1) benutzen wir, um den Diffusionskoeffizienten der suspendierten Substanz zu ermitteln. Wir lionnen den eben betrachteten dynamischen Gleichgewichtszustand als

Bewegung v. in ruhenden Pliissigkeilen siispendierten ITeilc lien. 555 die Superposition zweier in umgekehrtcm Sinne verlaufender Prozesse auffassen, nlrnlich 1. einer Bewegung der suspendierten Substanz unter der Wirkung der auf jedes einzelne suspendierte Teilchen wirkenden Kraft K, 2. eines Diffusionsvorganges, welcher als Folge der ungeordneten Bewegungen der Teilchen infolge der Molekularbewegung der Warme aufzufassen ist. Haben die suspendierten Teilchen Kugelform (Kugelradius P) und besitzt die Flussigkeit den Reibungskoeffizienten R, so erteilt die Kraft K dem einzelnen Teilchen die Geschwindigkeit l) und es treten durch die Querschnittseinheit pro Zeiteinheit v IZ 6nkP Teilchen hindurch. Bezeichnet ferner D den Diffusionskoeffizienten der suspendierteu. Substanz. und p die Masse eines Teilchens, so treten pro Zei teinheit infolge der Diffusion - B 8 (P 4 Gmmm oder ax av - D- 8X Teilchen durch die Querschnittseinheit. gewicht herrschen soll, so mub sein: Da dynamisches Gleich- Aus den beiden fur das dynamische Gleichgewicht gefundenen Bedingungen (1) und (2) kann man den Diffusionskoeffizienten berechnen. Man erhdt: BT 1 6nkP' a=-- N Der Diffusionskoeffizient der suspendierten Substanz hangt also 1) Vgl. z. B. G. Kirchhoff, Vorlesungen iiber Mechanik, 26. Vorlesuog Q 4.

556 A. Einstein. auger von universellen Konstanten und der absoluten Temperatur nur vom Reibungskoeffizienten der Flussigkeit und von der GroBe der suspendierten Teilchen ab. 5 4. tfber die ungeordnete Bewegung von in einer Bliiasigkeit suspendierten Teilchen und deren Beziehung aur Diffueion. Wir gehen nun dazu uber, die ungeordneten Bewegungen genauer zu untersuchen, welche, von der Molekularbewegung der Warme hervorgerufen, AnlaB zu der im letzten Pnragraphen untersuchten Diffusion geben. Es mu8 offenbar angenommen werden, da6 jedes einzelne Teilchen eine Bewegung ausfuhre, welche unabhangig ist von der Bewegung aller anderen Teilchen; es werilen auch die Bewegungen eines und desselben Teilchens in verschiedenen Zeitintervallen als vonein ander unabhangige Vorgange aufzufassen sein, solange wir diese Zeitintervalle nicht zu klein gewahlt denken. Wir fiihren ein Zeitintervall T in die Betrachtung ein, welches sehr klein sei gegen die beobachtbaren Zeitintervalle, aber doch so grog, dab die in zwei aufeinanderfolgenden Zeitintervallen t von einem Teilchen ausgefiihrten Bewegungen als voneinander unabhangige Ereignisse aufzufassen sind. Seien nun in einer Flussigkeit im ganzen n suspendierte Teilchen vorhanden. In einem Zeitintervall r werden sich die X-Koordinaten der einzelnen Teilchen um A vergrobern, wobei A fur jedes Teilchen einen anderen (positiven oder negativen) Wert hat. Es wird fur A ein gewisses Haufigkeitsgesetz gelten; die Anzahl dn der Teilchen, welche in dem Zeitintervall T eine Verschiebung erfahren, welche zwischen d und A + d A liegt, wird durch eine Gleichung von der Form dn = nrp(a)d A ausdruckbar sein, wobei +m n j-v(d)dd = 1 -a, und 'p nur fur sehr kleine Werte von,4 von Null verschieden ist und die Bedingung v(4 = Y (-4 erfiillt.

Beweguy v. in ruhenderi Plussi keiten suspendierten Teilchen. 55 7 Wir untersuchen nun, wie der Diffusionskoeffizient von sp abhangt, wobei wir uns wieder auf den Fall beschranken, das die Anzahl v der Teilchen pro Qolumeneinheit nur von x und 1 abhangt. Es sei Y = f(x, t) die Anzahl der Teilchen pro Volumeneinheit, wir berechnen die Verteilung der Teilchen zur Zeit t + t aus deren Verteilung zur Zeit t. Aus der Definition der Funktion y(a) ergibt sich leicht die Anzahl der Teilchen, welche sich zur Zeit t + t zwischen zwei zur X-Achse senkrechten Ebenen mit den Abszissen x und x + d x befinden. Man erhiilt: n=+m f(x, t + t) dx = d x.if(.r + A) rp (A) d A. d =--OD Nun konnen wir aber, da t sehr klein ist, setzen: Ferner entwickeln wir f(x + d, t) nach Potenzen von A: I3 f(z t) A2 dnf(.z, t) f(. + A, t) = f(x, t) + A 2 + --.. in inf. dz 2! a d Diese Entwicklung konnen wir un ter Clem Integral vornehmen, da zu letzterem nur sehr kleine Werte von d etwas beitragen. Wir erhalten: +W +cn f + ;t.t=f./y(a)dd+ :LJArp(A)dA Auf der rechten Seite verschwindet wegen y(x) = y(-x) das zweite, vierte etc. Glied, wahrend von dem ersten, dritten, funften etc. Gliede jedes folgende gegen das vorhergehende sehr klein ist. Wir erhalten aus dieser Gleichung, indem wir berucksichtigen, dab +m J-sp(Wd = 1, -W Anaelen der Physik. IV. Folge. 17. 37 -cn

558 A. Einstein. uiid indem wir +m -a, setzen und nur das erste und dritte Glied der rechten Seite berucksichtigen : Dies ist die bekannte Differentialgleichung der Diffusion, und man erkennt, da6 B der Diffusionakoeffizient ist. An diese Entwicklung labt sich noch eine wichtige Uberlegung anknupfen. Wir haben angenommen, dal3 die einzelnen Teilchen alle auf dasselbe Koordinatensystem bezogen seien. Dies ist jedoch nicht notig, da die Bewegungen der einzelnen Teilchen voneinander unabhangig sind. Wir wollen nun die Bewegung jedes Teilchens auf ein Koordinatensystem beziehen, dessen Ursprung mit der Lage des Schwerpunktes des betreffenden Teilchens zur Zeit t = 0 zusammenfallt, mit dem Unterschiede, dal3 jetzt f(z,t)dz die Anzahl der Teilchen bedeutet, deren X-Koordinaten von der Zeit t = 0 bis zur Zeit t = t um eine Gro8e gewachsen ist, welche zwischen x und a + da liegt. Auch in diesem Falle andert sich also die Funktion f gema6 Gleichung (1). Ferner mu6 offenbar fur x ~ und 0 t=o +OD f(z, t) = 0 und sf(z, t) d x -. n sein. Das Problem, welches mit dem Problem der Diffusion von einem Punkte aus (unter Vernachlassigung der Wechselwirkung der diff undierenden Teilchen) iibereinstimmt, ist nun mathematisch vollkommen bestimmt ; seine Losung ist : -m Die Haufigkeitsverteilung der in einer beliebigen Zeit t erfolgten Lagenilnderungen ist also dieselbe wie die der zu-

Betoeyung v. in ruhenden E liissigkeiten suspendierten Teilchen. 559 falligen Fehler, was zu vermuten war. Von Bedeutung aber ist, wie die Konstante im Exponenten mit dem Diffusionskoeffizienten zusammenhangt. Wir berechnen nun mit Hilfe dieser Gleichung die Verruckung A, in Richtung der X-Achse, welche ein Teilchen im Mittel erflibrt, oder - genauer ausgedruckt - die Wurzel aus dem arithmetischen Sittel der Quadrate der Verruckungen in Richtung der X-Achse; es ist: -~ I, = v2 = 1%. * Die mittlere Verschiebung ist also proportional der Quadratwurzel aus der Zeit. Man kann leicht zeigen, dab die Wurzel aus dem Mittelwert der Quadrate der Gesamlverschiebungen der Teilchen den Wert A,ls besitzt. 9 5. Formel fur die mittlere Verschiebung suependierter Teilchen. line neue Methode 5ur Bestimmung der wahren GroDe der Atome. In 8 3 haben wir fur den Diffusionskoeffizienten D eines in einer Flussigkeit in Form von kleinen Kugeln vom Radius P suspendierten Stoffes den Wert gefunden: Ferner fanden wir in 9 4 fur den Mittelwert der Verschiebungen der Teilchen in Richtung der X-Ache in der Zeit t: 1% = 12Ut. Durch Eliminieren von D erhalten wir : Dieae Gleichung la6t erkennen, wie 1, von T, R und Y abhangen mub. Wir wollen berechnen; wie grolj A, fur eine Sekunde ist, wenn N gemill3 den Resultaten der kinetischen Gastheorie 6. loz3 gesetzt wird; es sei nls Fliissigkeit Wasser von 17O C. gewahlt (k = 1,35. und der Teilchedurchmesser sei 0,001 mm. Man erhalt: I, = 8.lo- cm = 0,8 Mikron. Die mittlere Verschiebung in 1 Min. ware also ca. 6 Mikron. 87

560 A. &stein. Bewegung etc. Umgekehrt labt sich die gefundene Beziehung zur Bestimmung von N benutzen. Man erhiilt: Moge es bald einem Forscher gelingen, die hier aufgeworfene, fur die Theorie der Warme wichtige Frage zu entscheiden! Bern, Mai 1905. (Eingegangen 11. Mai 1905.)