HochschülerInnenschaft an der Universität für Bodenkultur Wien Peter Jordan Straße 76, A-1190 Wien www.oehboku.at ÖH-BOKU * Peter Jordan Straße 76 * A-1190 Wien An: Rektorat der Universität für Bodenkultur Wien z.h. Frau VR Ao.Univ.Prof. Mag. Dr. Barbara Hinterstoisser im Hause Betreff: Stellungnahmen der ÖH BOKU zur Auflassung des Bachelorstudiums Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft Sehr geehrte Frau Vizerektorin, Wien, am 5. Mai 2014 wie in Ihrem Schreiben vom 2. April 2014 bekanntgegeben, darf die ÖH BOKU hiermit zur geplanten Auflassung des Bachelorstudiums Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft Stellung nehmen. Beiliegend finden sie die Stellungnahmen der Studienvertretung Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft sowie der Universitätsvertretung der HochschülerInnenschaft an der BOKU. Mit der Bitte um Kenntnisnahme verbleiben wir. mit freundlichen Grüßen, Matthias Koppensteiner m.p. Beilagen: 1. Stellungnahme der Studienvertretung Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft 2. Stellungnahme der Universitätsvertretung ÖH BOKU * Peter Jordan Straße 76 * A-1190 Wien Tel.: +43 / 47654-2000 * Email: office@oehboku.at * URL: www.oehboku.at KontoNr.: 10190239 * BLZ: 32000 * IBAN: AT803200000010190239 * RLNWATWW
Stellungnahme der Universitätsvertretung der Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Universität für Bodenkultur Wien betreffend die Auflassung des Bachelorstudiums Weinbau Önologie und Weinwirtschaft 033 298 (im Folgenden kurz: WÖW) Vorweg sieht es die Universitätsvertretung der Studierenden als bedenklich an, den Kollegialorganen und Einrichtungen der BOKU viereinhalb Wochen Frist zur Stellungnahme einzuräumen, von welchen drei Wochen in Ferienzeiten fallen. Ähnlich kritisch zu bewerten ist die Zeit von der ersten Information (Oktober 2013) bis zur Bearbeitung der Angelegenheit in den verschiedenen Kollegialorganen. Im Sommer 2013 wurde das Kompetenzzentrum Holz GmbH (Marktanalyse & Innovationsforschung Wood K Plus) eine "Bedarfsanalyse für eine Neuausrichtung des Studienangebots Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft" durchzuführen. Erstens ist für die ÖH BOKU nicht ersichtlich, wieso dieses Unternehmen die Bedarfsanalyse durchgeführt hat, zumal ein eindeutiges Nahverhältnis zur Auftraggeberin besteht. Aus den Informationen, die z.b. über die Webseite des Unternehmens abrufbar sind, ist unklar, in wie weit das Kompetenzzentrum Holz Kompetenzen in den Bereichen Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft aufweist oder die lt. eigener Angabe betriebene Tätigkeitsfeld Marktanalyse ausreicht, um eine entsprechende Studie im Bereich WÖW durchzuführen. Aus studentischer Sicht besonders kritisch ist der Zeitraum der Umfrage, nämlich der Ferienmonat August 2013. Ebenso ist die Art und Weise der Befragung der Studierenden (telefonisch, nach Rückmeldung seitens der Studierenden) problematisch. Die ÖH BOKU bezweifelt aufgrund der angeführten Aspekte die Objektivität und Intersubjektivität der Studie. Aus dem uns zur Verfügung gestellten Bericht zur Wood-K-Plus-Studie ist lediglich zu entnehmen, dass sich eine Mehrheit für die Einrichtung eines Masterstudiums im Bereich WÖW ausspricht. Nicht ersichtlich ist jedoch, welche Meinung die befragten Studierenden zu einer Fortführung des Bachelorstudiums im betreffenden Bereich hatten. Ebenso möchten wir - bei aller Wertschätzung gegenüber Statistik - anzweifeln, ob ein Stichprobenumfang von elf Studierenden, wobei von diesen lediglich vier (!) WÖW-Studierende sind oder waren, ausreichend ist. Während für den Bedarf nach einem Masterstudium für den Bereich WÖW eine Umfrage durchgeführt wurde, ist die Herkunft der Daten und Informationen, welche vermeintlich für die Abschaffung des Bachelorstudiums WÖW sprechen, teilweise unklar. Dem Vorschlagpapier zur Weiterentwicklung im Bereich Weinbau vom Herbst 2013 ist lediglich zu entnehmen, dass Absolventinnen und Absolventen [...] oft nicht in der Lage" seien, sich in den im Curriculum WÖW angeführten Berufs- und Tätigkeitsfeldern zu positionieren." Ebenso findet sich im Bericht folgende Aussage: Nach Meinung der AbsolventInnenverbände und des Weinbauverbandes entspricht das derzeitige Bachelorstudium nicht den Bedürfnissen der Praxis nach einer akademischen aber dennoch berufsorientierten Ausbildung. Die Weinwirtschaft benötigt eine Ausbildung, die den Kriterien des Internationalen Önologenverbandes entspricht, die aber nicht als klassisches Universitätsstudium konzipiert ist." Unklar ist, auf welche Daten und Informationen diese Aussagen fußen (Umfrage etc.?). Folglich ist auch nicht eindeutig, welche der in 22 Abs. 1 Z 12 Universitätsgesetz 2002 idgf. gelisteten Seite 1 von 2
Möglichkeiten zur Auflassung von Studien ausschlaggebend ist. Es bleibt nur mehr das angeführte Argument der Nicht-Einhaltbarkeit des veranschlagten Budgets. Fraglich ist jedoch, ob angesichts der beschriebenen Ungereimtheiten die beiden Argumentationsstränge (für die Schaffung eines Masterstudiums WÖW einerseits und die Auflassung des Bachelorstudiums WÖW andererseits) gegeneinander abwägbar sind. Aus Sicht der ÖH BOKU fehlte im Vorfeld des Entscheidungsprozesses ein offener, tiefgreifender Diskurs an der BOKU. Auch wenn weder UG 2002 idgf., insbesondere 22 Abs. 1, noch die Satzung der BOKU solch einen Prozess im Vorfeld von Entscheidungen zur Einrichtung und Auflassung von Studien vorsehen, ist es bedauerlich, dass dieses Vorgehen trotzdem einem umfangreichen und möglichst transparenten Diskussionsprozess vorgezogen wurde. Es wurde im Laufe des Umgestaltungsprozesses nicht einmal ansatzweise versucht, die Thematik offen und unter Darlegung sämtlicher Tatsachen in den primären Kollegialorganen (Senat, Senatsstudienkommission) zu diskutieren. Die Universität für Bodenkultur ist eine öffentliche Universität. Trotz der tiefen Verankerung der Praxis in Forschung und Lehre, die auch von der Mehrheit der Studierenden begrüßt wird, handelt es sich nicht um eine Ausbildungseinrichtung, wie sie etwa eine Fachhochschule darstellt, deren Anspruch es ist, primär den Anforderungen der entsprechenden Wirtschaftssektoren nachzukommen. Zusammenfassend ist aus der Argumentation nicht klar ersichtlich, wieso das Bachelorstudium WÖW 'irreparabel' sei. Offen bleibt, ob bzw. wieso nicht versucht wurde, das derzeit laufende Bachelorstudium WÖW den Anforderungen entsprechend umzugestalten, was auch im Sinne der Studierbarkeit gewesen wäre. Aufgrund der ECTS-Anzahl und des eingeschränkten Spielraums, den die Spezialisierung innerhalb des Bachelorstudiums AW im Vergleich zum eigenständigen Bachelorstudium WÖW erlaubt, befürchten wir eine starke Abwertung des Bereichs WÖW im Grundlagenbereich. Wir erlauben uns hiermit unsere Bedenken zu dem vergangenen Prozedere und dem geplanten Vorgehen zur Auflassung des Bachelorstudiums WÖW an der BOKU zum Ausdruck zu bringen. Gustav Puhr für das Referat für Bildung und Politik der ÖH BOKU Matthias Koppensteiner für die Universitätsvertretung der ÖH BOKU Wien, am 5. Mai 2014 Seite 2 von 2