ein Grundlagen-Papier für Entscheider in Firmen und Institutionen

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1 ein Grundlagen-Papier für Entscheider in Firmen und Institutionen Februar 2015 Seite 1

2 gibt es ein Rezept für einen erfolgreichen Film? Aber ja. Man kann Menschen neugierig machen, überzeugen, motivieren, anrühren ein Film muss emotionale Nähe herstellen. Dazu muss man sich für seine Zielgruppe interessieren:. Wie tickt sie? Welche Wünsche hat sie? Welchen Nutzen kann man anbieten? Welche Form der Kommunikation kommt an? Das sind Fakten für inhaltliche, intelligente Vorbereitung. Und eine echte Gemeinschaftsaufgabe von Auftraggeber und Auftragnehmer. Ein Film ist wie ein Orchester aus Bildern, Geräuschen, Musik, Sprache. Er hat von Haus aus eine Menge Potential, um bei den Zuschauern zu punkten. Damit dieses Orchester harmonisch und professionell zusammenspielt, müssen es Profis sein nicht nur der Dirigent muss sein Handwerk verstehen. auf den Punkt gebracht: Intelligente und ausreichende Vorbereitung vertrauensvolle, enge Zusammenarbeit von Auftraggeber und Produzent qualifiziertes Filmpersonal durchgängige Qualität vom Konzept bis zur Endfertigung Seite 2

3 die Filmkategorien Produktinformation Ein kurzer, knackiger Film, der sich in aller Regel an ein Fachpublikum richtet. Er dreht sich um Innovation, Abgrenzung zur Konkurrenz, zu Qualität und Problemlösung. Verkaufsförderung Sie ist für einen größeren Zuschauer-Kreis. Die Aufgabe besteht darin, das Produkt interessant zu machen, ihm einen Charakter zu geben. Dokumentation Der Film trägt eine Sachlage vor. Und wirbt beispielsweise um Beachtung, Verständnis, Zustimmung. Dazu muss er nicht nur die Vorbehalte bei der Zielgruppe kennen, sondern sie auch bewusst mit ansprechen. Werbefilm In aller Regel eine Kurzgeschichte, ein Spot für Kino oder Fernsehen. Und das kann teuer sein. Schulung- und Arbeitssicherheits-Film. Dabei geht es um so spannende Themen wie gesund bleiben und mit dem Kopf auf der Höhe der Zeit stehen. Ein Genre, das jedem Drehbuch-Autor einiges abverlangt, wenn der Film aus der Menge herausstechen soll. Imagefilm Der Imagefilm gibt dem Zuschauer einen Einblick in die Philosophie eines Unternehmens. Werte, Tradition, Ziele. Er erschließt dabei die Bedeutung der Firma und ihrer Produkte im gesellschaftlichen Gesamtzusammenhang. PR-Film Der PR-Film sollte nicht mit dem Imagefilm verwechselt werden. Der PR-Film beschäftigt sich mit einem gesellschaftspolitisch relevanten Thema. Wenn sich eine Großbank dem Thema Aids oder dem Klimawandel widmen würde, ist das Film-PR. Dieses Genre hat an Bedeutung verloren. Seite 3

4 Web Video Ein Video auf der Homepage - heißt es von einigen Machern, sei ein absolutes Muss für Unternehmen. Das ist natürlich absoluter Unsinn. Stattdessen kann man sich so was Pfiffiges einfallen lassen, wie ein Bäcker aus England. Er ließ sich ein kleines Computer-Programm schreiben und gab die App an seine Kunden. Wenn nun die Brötchen frisch aus seinem Ofen kommen, klingelt bei seinen Kunden auf dem Bildschirm ein Glöckchen. Der Brötchenabsatz schnellte in die Höhe. Die ersten Fragen müssen lauten: Was soll mit dem Film erreicht werden? Und - ist Film das richtige Medium dafür? Seite 4

5 Was kostet ein Film? Preisliste? Fehlanzeige. Keine seriöse Filmproduktion zückt eine Preisliste wenn der Kunde nach den Kosten fragt. Natürlich findet man auch das im Internet. Wem das reicht, der soll es getrost machen. Für einen individuellen Film gibt es keinen Pauschalpreis. Aber der Preis setzt sich aus festen Größen zusammen, die für jeden Film passgenau ermittelt werden. Hier ein Überblick. Wie aufwändig ist die Vorbereitung? - Recherchen - Drehbuchautor für Treatment / Drehbuch / Zeichner für Storyboard Wie viel Personal und welche Technik für den Dreh? - Personalkosten Drehteam - Aufnahmetechnik (Bild, Ton, Licht) - Reisekosten - Material / Versicherung handelt es sich um eine aufwändigere Produktion? - Spezial-Equipment (Kran, Steadicam usw.) - Honorar für Darsteller - Kostüm und Maske - Motiv-Entschädigung und Gebühren - Ateliermiete und -kosten - Requisiten-Kauf/-leih - Musik-Komposition (diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit) Was erwartet man von der Endbearbeitung? - Schnitt - Compositing - Farbkorrektur - Animationen - Vertonung - Sprecher-Honorar - Titel / Logo - Rechte Musik und GEMA (diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit) Jeder Film kann nachvollziehbar und sauber kalkuliert werden. Und für die einzelnen Positionen gibt es Fest-Preise oder Preis-Spannen, je nach Aufwand und Anspruch. Seite 5

6 Nachfolgend einige Kosten-Beispiele Exposé / Drehbuch / Regie Pauschaliert ist für Buch und Regie zwischen 10 und 15% des Gesamt-Etats zu rechnen. Das beinhaltet Recherchen, Besprechungen mit allen Beteiligten, das Buch, und dann die Regie bei Dreh, Schnitt und Vertonung. Storyboard Ist ein gezeichnetes Storyboard nötig, liegt ein Scribble für einen 10- Minuten-Film bei etwa 1.500,-- bis 4.000,--. Abwicklung und Organisation Hierzu zählen alle organisatorischen Arbeiten um die Produktion herum. Drehgenehmigungen einholen, Drehpläne aufstellen und Dispositionen schreiben, verschicken, Personal und Technik buchen, Drehorte klar machen etc. Je nach Aufwand zwischen 500,-- und 3.000,--. Dreharbeiten Für ein Drehteam plus Equipment (Broadcast-Kamera, kleines Licht, Atmo) sind pro Tag zwischen 900,-- und 1.700,-- zu kalkulieren. Studio-/Atelier-Dreh Die Miete für ein Aufnahmestudio reicht von 500,-- bis zu 8.000,-- pro Tag. Je nachdem welche Technik im Hintergrund mitspielt. (Mehrkamera-Regie, Blue Screen, Teleprompter etc.) Für Dekorationen oder Spezial-Kameras bspw. solche, die programmiert werden können kann der Preis noch nach oben steigen. Schauspieler / Kleindarsteller Bei Spiel-Szenen braucht man in aller Regel professionelle Darsteller, es kann sonst arg peinlich werden. Die Tagessätze liegen zwischen 250,- und 1.500,- -. Bekannte Namen von 3.000,-- bis etwa ,-- pro Tag. Sprecher Die passende Stimme, das Timbre, zum Thema des Films zwischen 600,-- und 1.500,-- Seite 6

7 Fremdsprachen Wichtig: native Speaker. Übersetzen und Sprechen 1.500,-- bis 2.500,--. (ca. 15 Minuten-Film) Ein guter Sprecher, und Muttersprachler, übersetzt den Film nicht nur, er kann auch die Mentalität des jeweiligen Landes einarbeiten sodass auch Detail-Aussagen präzise verstanden werden. Schnitt / Postproduktion / Video-Design Der Tagespreis für einen professionellen Schnittplatz mit Cutter / Designer liegt bei 700,-- bis 1.500,- DVD / Blue-Ray Programmierung / Datenwandlung Einfache Programmierung für bspw. 2 Sprachen mit Menü, eigenem Menü-Bild und Datenwandlung zwischen 250,-- und 500,-- Ein erfolgreicher Film ist das Ergebnis kreativer Leistung und passender Technik, fachmännisch eingesetzt. Verrauschte Töne oder falsch gesetztes Licht können auch mit der aktuellsten Software im Schneideraum nicht mehr in korrigiert werden. Seite 7

8 Kosten Computer-Animation Aussagen zu den Kosten sind ohne fixe Anhaltspunkte extrem schwierig. Welche Vorlagen gibt es, wie lang soll der Trick sein, wie realistisch soll das Ergebnis wirken. Man unterscheidet nach Kategorien und kennzeichnet damit den Schwierigkeitsgrad. 1./ Schematische Animationen in 2-D (Schaubilder, Funktions- und Ablaufdiagramme) 2./ 2-D-Animationen mit realistisch anmutenden Elementen 3./ Sparsame Animationen in 3-D mit weniger Modelling-Aufwand 4./ 3-D-Animationen mit fotorealistisch anmutender Darstellung 5./ fotorealistische 3D-Animationen Bei figürlichem Trick und Computer-Animation ist immer ein Storyboard erforderlich. Einerseits für die sichere Absprache und andererseits für die stimmige Kalkulation. Das Storyboard zeigt in Einzelbildern Schlüsselbildern - den geplanten Ablauf und in Stichworten dazu die textliche Aussage. Seite 8

9 ein wichtiger Tipp Storyboards und Konzepte werden in aller Regel von einem Arbeitskreis beim Auftraggeber auf Gut-Befund überprüft. Alle kreativen Leistungen ob Exposé, Drehbuch oder Storyboard sollen zwar von allen, die was zu sagen haben, auf inhaltliche Richtigkeit geprüft werden, aber in dieser frühen Phase der Entstehung sind die meisten überfordert, wenn sie sich den Film vorstellen sollten. Der Arbeitskreis Film sollte das berücksichtigen. Man ist gut beraten, die Filmfirma grundsätzlich zu allen internen Präsentationen von Storyboard, Exposé, Drehbuch hinzuzuziehen. Man erspart allen Beteiligten unnötige Irritationen. Seite 9

10 Wie entsteht ein Film? 1. Das Konzept beginnt mit drei Fragen: wer ist die Zielgruppe? Was soll der Film bewirken? Wo soll der Film gezeigt werden? Das ist die Basis für jeden Film. 2. Der Dreh Die Filmproduktion stellt für jeden Drehtag eine Dispo auf. Ein Dispositionspapier, in dem die (Dreh-) Buch-Nummern und die aufzunehmenden Motive aufgelistet sind, sowie grob die Zeiteinteilung des Tages was soll wann und wo aufgenommen werden. Mit Drehort, Ansprechpartner, Telefonnummern und Namen aller Mitwirkenden. Schwierige und wetterabhängige Drehs werden vornan gestellt, so dass man schnell ausweichen kann, wenn s plötzlich schüttet. 3. Nachbearbeitung / Schnitt Schnitt, Montage oder Editing, verschiedene Begriffe für eine schöpferische und eigenverantwortliche Tätigkeit zusammen mit der Regie. Die Kamera stellt ihr Material aus verschiedenen Blickwinkeln zur Verfügung. Die Szenen bestehen aus Einstellungen. Mal nah dran, mal weiter weg. Der Schneidevorgang macht daraus eine Geschichte mit Rhythmus, Spannung und Fluss. Seit rund 20 Jahren hat der Computer den Filmschnitt erobert. Erst nur als Layouter, dann in Wiedergabequalität. Das gedrehte Material wird auf die Festplatte überspielt und dabei bereits in die Szenen und diese wiederum in die Einstellungen getrennt. (Von der Cloud halten wir hier nichts.) Mit Schlagworten versehen und in so genannten Galleries geordnet, lassen sind die Bilder immer wieder schnell finden. Neben dem O-Ton (Originalton) werden Ton-Effekte und Musiken unterlegt. Mit dem Computer sind Möglichkeiten hinzugekommen, wie das Compositing. Zusatzprogramme erweitern die Schnitt-Funktionen aller professionellen Non-Linearen Schnittprogramme ganz erheblich. Mit solchen Programmen werden reale Bilder mit virtuell vorgefertigten aber änderbaren Elementen zu einem stimmigen Gesamtbild verbunden. Das Endergebnis ist ein Visual Effect. Seite 10

11 noch ein wichtiger Tipp Jeder Auftraggeber sollte darauf achten, dass nach (vorläufiger) Fertigstellung des Films ein zeitlich ausreichender Abnahme-Termin vereinbart ist. Berechtigte Einwände können so geltend gemacht werden, ohne dafür zur Kasse gebeten zu werden. Zu den berechtigten Einwänden zählen nicht nur technische Mängel, sondern auch inhaltliche und formale. Seite 11

12 Rechtliches Der Auftraggeber hat das Recht, bei allen wichtigen Entscheidungen einbezogen zu werden. Er kann auch an den Dreharbeiten teilnehmen und bei der Sprachaufnahme dabei sein. Der Filmproduktionsvertrag Autorenrechte, Persönlichkeitsrechte, Musikrechte, Nutzungsrechte an Archivmaterial es sind viele Rechte zu beachten. Der Filmhersteller muss dafür einstehen, dass er über die dem Auftraggeber eingeräumten Rechte noch nicht anderweitig verfügt hat und dass diese Rechte nicht Urheberrechte oder sonstige Rechte Dritter verletzen. Andernfalls wäre der Film ja praktisch wertlos. Vertrag ist Vertrag Damit es keine unschönen Überraschungen gibt, schließen Auftraggeber und Produzent in aller Regel einen Vertrag. Als der Auftragsfilm noch Industriefilm hieß, haben der Verband der Deutschen Industrie und der Verband der Filmproduzenten einen Allgemeinen Herstellungsvertrag erarbeitet, der beiden Seiten gerecht werden sollte. Damit der Auftraggeber auch wirklich einen Werkvertrag bekommt. Selbstverständlich wird ein Filmproduzent bereit sein, einen solchen Produktionsvertrag abzuschließen. Der Muster-Vertrag ist im Laufe der Jahre an die Technikverfahren - Beispiel Video - und die zusätzlichen Vertriebswege Beispiel Internet - angepasst. Beispielsweise ergänzt um das Recht des Auftraggebers den Film auch im Internet nutzen zu können. Denn was nützt ein Film, der nicht überall und zeitlich unbegrenzt aufgeführt werden darf. Ein Auftraggeber sollte sich daher möglicherweise nicht mit AGBs einer Filmfirma zufrieden geben, sondern auf einem ausreichenden Vertrag bestehen. Besonders wenn dies bedeutet, dass es sich sonst nur um einen Dienstleistungsvertrag und nicht um einen Werkvertrag handelt. (Beim Dienstleistungsvertrag bürgt der Auftraggeber selber für die Qualität seines Films.) Der Vertrag enthält neben Rechteübergangsfragen auch die wichtigen Haftungsfragen. Seite 12

13 Zusammengefasst Auch wenn man das Gefühl haben könnte, dass ein Film huschhusch zustande kommt, weil es mit der heutigen Technik - angeblich so viel schneller geht, das stimmt nicht. Ein guter Film ist keine Meterware. Und die Technik allein macht es nicht. Alle Leistungen - auch die Kreativ-Leistungen einer Filmproduktion lassen sich exakt kalkulieren. Im Drehplan oder Drehbuch sind alle Fakten vorhanden, um für den Auftraggeber eine stimmige Zahl auf dem Tisch zu legen. Eine Filmkalkulation kann so abgefasst sein, dass auch ein Film Laie versteht, was er wofür bezahlen soll. Fachchinesisch ist wenn es ums Geld geht immer bedenklich. Die Aufgabe des Auftraggebers ist es, der Filmproduktion detailliert zu schildern, was mit dem Film erreicht werden soll und wer die Zielgruppe ist. Nicht zu seinen Aufgaben gehört dagegen, sich um die Drehvorbereitung zu kümmern, den Text zu texten oder den Schnitt anhand des Rohmaterials vorzugeben. Das liegt aus gutem Grund in der Verantwortung der Produktion, denn dafür wird sie ja bezahlt. Gut geplant und richtig eingesetzt, schlägt der Film andere Marketinginstrumente beim Kosten-Nutzen-Verhältnis um Längen.... und Action! Seite 13