Steinzeitfest Jeggen

Transkript

1 Steinzeitfest Jeggen

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3 Inhalt 5 Megalithic Europe 7 Moving Stones 9 Gebrauchsanweisung 11 SteinzeitSchlitten 13 SteinzeitExperiment 15 SteinzeitGeschichte 17 SteinzeitErnährung 19 SteinzeitWerkzeug 21 SteinzeitKultur 23 SteinzeitFilm 25 SteinzeitCrew 31 Impressum

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5 Megalithic Europe 5 Im Osnabrücker Land sind sie zahlreich zu finden: Großsteingräber wie das alte Hünengrab in Jeggen sind beeindruckende Zeugnisse der Megalithkultur. Der Begriff Megalith leitet sich aus dem griechischen mega = groß und lithos = Stein ab. Die über Jahre alten Grabanlagen sind Monumente aus der Jungsteinzeit und damit älter als die Pyramiden in Ägypten! Der internationale Verein Megalithic Routes erschließt diese Denkmale touristisch und organisiert Veranstaltungen. Im Jahr 2013 wurde dieser Zusammenschluss aus Museen, Naturparks, Tourismusverbänden und archäologischen Denkmalpflege- und Forschungseinrichtungen mit dem Siegel des Europarats ausgezeichnet. Seit 2014 finden europaweit, jeweils am letzten Sonntag im April, zahlreiche Aktionen zu einem zentral vorgegebenen Schwerpunktthema statt. Zum diesjährigen Europäischen Tag der Megalithkultur machte die kleine Ortschaft Jeggen wieder einmal auf sich aufmerksam. Zahlreiche Besucher begaben sich auf eine Reise in die Jungsteinzeit. Unter dem Motto Moving Stones startete die Archäologie ein faszinierendes Live-Experiment.

6 [Menschen] besaßen nicht die Kraft und die Handfertigkeit, solche Prachtbauten zu errichten, auch hatten sie keine Maschinen oder Instrumente, um solche schweren Steine von weither durch unwegsames Gelände zu transportieren und schließlich übereinander zu stapeln. ( ) Es ist somit eine unumstößliche Tatsache, dass ( ) unsere Steindenkmäler ein Werk der Riesen sind ( ). Dr. Johan Picardt (* )

7 Moving Stones 7 Findlinge wurden während der Saale-Eiszeit vor etwa Jahren durch Gletscher von Skandinavien aus ins Osnabrücker Land befördert. Als diese schmolzen, blieben die Steine liegen und wurden in der Jungsteinzeit zum Bau der Gräber genutzt. Die Existenz der Bauwerke blieb lange Zeit unerklärlich. Alte Sagen und Legenden machen oft magische Wesen oder sogar den Teufel verantwortlich. Die volkstümliche Bezeichnung Hünengräber verweist auf eine früher weit verbreitete Vorstellung, Riesen hätten diese Grabanlagen erbaut. Man konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Menschen von normaler Größe diese Steine transportieren und aufrichten konnten. Über die Jahrhunderte suchten Forscher nach Erklärungen.

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9 Gebrauchsanweisung 9 Aber wie waren die Menschen vor mehr als Jahren in der Lage, tonnenschwere Findlinge über weite Strecken zu transportieren? Ein Rätsel, das bis heute fasziniert. Welche Methoden genau angewandt wurden, bleibt ungewiss. Versuche aus der experimentellen Archäologie zeigen, dass es weniger eine Frage der Kraft ist, sondern vielmehr auf die richtige Zug- und Hebeltechnik ankommt. Heute geht man davon aus, dass die bis zu 50 Tonnen schweren Steine mit einfachen Mitteln wie hölzernen Rollen, Hebeln, Tauwerk und Zugtieren bewegt werden konnten. Hochrechnungen ergaben, dass 100 Arbeiter bei einem 10-Stunden-Tag ein Megalithgrab in 3 ½ Monaten errichteten. Eine beachtliche Arbeitsleistung, vergleicht man die Werkzeuge des Neolithikums (Jungsteinzeit) mit den schweren Maschinen von heute.

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11 SteinzeitSchlitten 11 Bevor das große Experiment starten konnte, musste einiges vorbereitet werden. Wertvolle Ratschläge bekam das Projektteam von den Kieler Archäologen, die zum Jubiläum der Christian-Albrechts-Universität (CAU) im Jahr 2015 ein ganzes Großsteingrab auf dem Campus neu errichtet hatten. Mit vielen Anregungen im Gepäck entstand anfangs ein kleines Modell zum geplanten Transportversuch. Welche Materialien benötigt man, wie genau funktioniert der Ablauf der einzelnen Arbeitsschritte? Diese und noch weitere Fragen mussten beantwortet werden, um die Aktion möglichst sicher und reibungslos über die Bühne zu bringen.

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13 SteinzeitExperiment 13 Bis zum Schluss blieb es spannend, ob auch alle im Vorfeld geplanten Komponenten im Zusammenspiel funktionieren würden. So wagte die Osnabrücker Archäologie das faszinierende Live-Experiment ohne vorherigen Testdurchlauf. Gemeinsam mit zahlreichen fleißigen Helfern gelang es im April 2017 erstmals im Osnabrücker Land, einen ca. 2,5 t schweren Findling nach steinzeitlichen Methoden nur mittels Zug- und Hebelkraft zu bewegen. Gar nicht so einfach, auch wenn man theoretisch weiß, wie es geht. Ablauf und Timing der einzelnen Arbeitsschritte müssen stimmen, damit der Stein nicht versehentlich abrutscht. Alles eine Frage der richtigen Technik. Dabei bildeten die vorbereiteten Holzschienen die unterste Ebene, die Übergänge zum nächsten Schienenpaar wurden mit Metallblechen ausgeglichen. Auf dieser Unterkonstruktion lagen Rollhölzer, sodass Holzschlitten und Findling langsam und gleichmäßig gezogen werden konnten. Die hinten frei gewordenen Rollen wurden immer wieder nach vorne gelegt. Hebelhölzer halfen den Schlitten in der Spur zu halten.

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15 SteinzeitGeschichte 15 Neben dem archäologischen Experiment lockten auf dem Bolzplatz am Wüstenweg viele Mitmachangebote für Kinder und Familien. Pädagogen und Helfer machten am Tag der Megalithkultur die Geschichte für Jung und Alt erlebbar. Besucher probierten sich im Bogenschießen oder in der Steinzeitmalerei und bauten Musikinstrumente wie Schwirrhölzer, Pfeifnüsse, Mundbögen, Klappern und Schellen aus unterschiedlichen Materialien. Über die Erbauer der Großsteingräber ist wenig bekannt. In Norddeutschland, den Niederlanden, Dänemark und Schweden gehörten sie zur Trichterbecherkultur. Der Name verweist auf eine besondere Keramikform, eine für diese Regionen typische Grabbeigabe. Bis heute haben sich Spuren unter den Großsteingräbern erhalten. So können Archäologen Rückschlüsse ziehen auf die Lebensweise und den Alltag der Menschen im Neolithikum ( v. Chr.).

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17 SteinzeitErnährung 17 Mit der Neolithischen Revolution setzte eine neue Lebensweise ein. Waren die Menschen zuvor noch Jäger und Sammler, so betrieben sie jetzt Ackerbau und Viehzucht. Die Felder waren verhältnismäßig klein, der Anbau sehr arbeitsintensiv und die Ernte nicht annähernd so ertragreich wie heute. Die Menschen lebten in Siedlungen und bauten verschiedene Getreidesorten wie Einkorn, Gerste und Emmer an. Die Körner wurden zu Getreidebrei oder mit der Schiebemühle zu Mehl verarbeitet, danach zu Brotfladen geformt und im Feuer gebacken. Auf dem Speiseplan standen außerdem Erbsen, Bohnen und Linsen, aber auch Jagdwild, Fisch und Wildpflanzen wie beispielsweise Waldbeeren, Pilze, Äpfel, Kirschen, Holunder und Nüsse. Kulturpflanzen wie Lein und Mohn wurden zu Spinnfaser und Gewürz weiterverarbeitet oder als Heilmittel und Öl genutzt. Als Nutztiere wurden Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gehalten.

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19 SteinzeitWerkzeug 19 Mit den veränderten Lebens- und Ernährungsgewohnheiten gingen einige Innovationen einher. In der Herstellung von Werkzeugen und Waffen waren die Menschen sehr geschickt. Der Hakenpflug erleichterte die Arbeit auf dem Feld. Steinbeile und -äxte waren beim Hausbau und bei der Rodung von Anbauflächen unentbehrlich, hatten aber auch symbolische Bedeutung. Jagdwaffen im herkömmlichen Sinn waren z.b. Speere. Die ältesten Stücke stammen aus Schöningen im östlichen Niedersachsen und sind etwa Jahre alt. Im weiteren Verlauf der Steinzeit wurden sie von Speerschleudern abgelöst. Beim Wurf stark beschleunigt, konnte so die Reichweite und Durchschlagskraft gesteigert werden. Die bisher ältesten Exemplare sind etwa Jahre alt. In der Jungsteinzeit wurden Pfeil und Bogen, Äxte und Beile als Waffen verwendet.

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21 SteinzeitKultur 21 Neben Waffen, Werkzeugen und Tongefäßen mit Nahrungsresten entdeckten Archäologen auch Schmuckstücke wie Halsketten aus Bernsteinperlen, durchbohrte Tierzähne und Anhänger aus Muscheln. Erste Musikinstrumente und figürliche Kunstobjekte aus Knochen und Elfenbein entstanden vor rund Jahren. Die wohl bekanntesten Höhlenmalereien sind in der Chauvet-Höhle in Frankreich im Tal der Ardeche zu finden. Mitte der 1990er Jahre entdeckt, gehören sie zu den weltweit bedeutendsten archäologischen Fundplätzen. Die 400 Wandbilder und etwa Tierdarstellungen, mit einer Paste aus Holzkohle und Pflanzensäften gemalt, sind rund Jahre alt.

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23 SteinzeitFilm 23 Die gesamte Aktion wurde auch filmisch begleitet. Mit Bildern von der Vorbereitung bis zur Umsetzung wird die Begeisterung für das Projekt Moving Stones spürbar und gibt Stimmung und Resonanz des Steinzeitfestes gut wieder. Das Video beginnt mit der Vorbereitung des archäologischen Experiments im Schulunterricht. Zu sehen ist der Kurzfilm, der mit fantastischen Luftaufnahmen beeindruckt, auf der YouTube Seite des Landkreises Osnabrück unter

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25 SteinzeitCrew 25 Vielen Dank an alle fleißigen Hände freiwilligen Helfer einfallsreichen Tüftler & Bastler emsigen Kameramänner engagierten Jeggener eifrigen Fotoknipser professionellen Bogenschützen begeisterten Ideengeber ausgezeichneten Pädagogen kreativen Köpfe und an die fantastische Crew gemeinsam an einem Strang ziehen

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30 Christian-Albrechts-Universität Kiel individuell mit Holz gestalten Moving Stones wäre ohne die vielen Unterstützer nicht realisierbar gewesen. Ein großes Dankeschön und einen kräftigen Applaus für alle, die mit angepackt haben!

31 Impressum 31 Herausgeber Stadt Osnabrück Stadt- und Kreisarchäologie Lotter Straße Osnabrück Konzept, Text, Gestaltung & Bildredaktion Judith Franzen Hannah Sennhenn Bildnachweis Umschlag Johan Picardt, Korte beschryvinge van eenige vergetene en verborgene Antiquiteten der Provintien en Landen, 1660; Seiten 2/3, 12, 16, 18, 20, 26/27, 28/29, 30/31 Werner Feldick; Seite 4 Hartwig Wachsmann, 2006; Seiten 6/7 Spuren der Jahrtausende, Archäologie und Geschichte in Deutschland, 2003, S. 143, Zeichnung: Flemming Bau Århus; Seiten 10, 14, 26/27, 28/29 Judith Franzen; Seiten 22, 26/27, 28/29 Erik Avermann; Seiten 26/27, 28/29 Wolfgang Franzen Illustration: Hannah Sennhenn Osnabrück, Juli 2017

32 Bau und Funktion der beeindruckenden Großsteingräber waren schon immer rätselhaft. Über die Jahrhunderte wurden verschiedenste Theorien zum Transport der Steine aufgestellt. Alte Sagen machen oft Hünen oder den Teufel dafür verantwortlich. Aber wie waren die Menschen vor mehr als Jahren in der Lage, diese großen Steine zu bewegen? Diesem Rätsel auf der Spur startete in Jeggen ein faszinierendes archäologisches Experiment.