Gnade sei mit euch und Frieden von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen. Predigttext Jahreswechsel 2018/2019: Josua 1,1-9

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1 Gnade sei mit euch und Frieden von dem, der da ist und der da war und der da kommt. Amen. Predigttext Jahreswechsel 2018/2019: Josua 1,1-9 1 Nachdem Mose, der Knecht des HERRN, gestorben war, sprach der HERR zu Josua, dem Sohn Nuns, Moses Diener: 2 Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gebe. 3 Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe. 4 Von der Wüste bis zum Libanon und von dem großen Strom Euphrat bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang, das ganze Land der Hetiter, soll euer Gebiet sein. 5 Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. 6 Sei getrost und unverzagt; denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe. 7 Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst. 8 Und lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten. 9 Habe ich dir nicht geboten: Sei getrost und unverzagt? Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. Wir beten: Herr, segne dein Wort an uns allen. Amen. Verf.: Pfr. St. Förster, Friedrich-Ebert-Anlage 53 b, Heidelberg Predigt odt 1

2 Liebe Gemeinde! Heute geht es um Change-Management, - man könnte das auch übersetzen mit: Den Wandel gestalten. Für uns, ganz aktuell um den Übergang vom alten in ein neues Jahr. Und die Frage: Was wird sich ändern, was soll sich ändern, was muss sich vielleicht sogar ändern? Was lasse ich zurück, was nehme ich neu in Besitz? An so einem Übergang, jedenfalls wenn man ihn bewusst begehen will, ist es gut, zurückzuschauen. Was ist gewesen in diesem Jahr 2018? Was ist gelungen? Was habe ich erreicht? Woran konnte ich mich freuen, worauf darf ich stolz sein? - Aber auch: Wen oder was habe ich verloren, wen oder was habe ich loslassen müssen? Welche Pläne sind gescheitert? Welche Hoffnungen zerbrochen? Gibt es noch offene Rechnungen? Nicht beglichene Schuld? Das Jahr geht still zu Ende, - nun sei auch still, mein Herz. In Gottes treue Hände leg ich nun Freud und Schmerz. Aber dann ist es auch Zeit, nach vorn zu schauen: Welche Wünsche und Hoffnungen habe ich an die neue Zeit, das neue Jahr? Was nehme ich mir vor, was will ich erreichen? Wie will ich leben? Worauf will ich am Ende dieses 2 Predigt odt 9605

3 neuen Jahres stolz sein? Welche Schritte muss ich dafür gehen? Was bereitet mir Sorgen? Wovor habe ich Angst? Was könnte mich hindern, die nötigen Schritte zu tun? Freudige Erwartung mischt sich da mit bangen Fragen: Wird die Gesundheit mitspielen? Werden die äußeren Lebensumstände so stabil bleiben, dass sich meine Pläne auch umsetzen lassen? - Aber vielleicht bist du ja auch ein ganz anderer Typ und sagst ganz einfach: Schaun wir mal, was der morgige Tag bringt. Wie sagte mal jemand, ich glaube, es war Blaise Pascal: Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen! - Auch so kann man ja in die Zukunft schauen. Change-Management am Jordan, davon erzählt unser Predigttext: Den Wandel gestalten. Und es wandelte sich so einiges für das Gottesvolk. Zunächst mal in der Führungsetage: Mose, der sie all die Jahre geführt und geleitet hatte, war tot. Mose, der irgendwie ja auch ihr Rotes Telefon zu Gott war. An seine Stelle sollte nun Josua treten, sein Stellvertreter. Aber nicht nur das: auch die Zeit ihrer Wanderschaft war nun zuende. Sie hatten den Jordan erreicht, das versprochene Land lag vor ihnen, sie mussten es jetzt nur noch Verf.: Pfr. St. Förster, Friedrich-Ebert-Anlage 53 b, Heidelberg Predigt odt 3

4 in Besitz nehmen, - sie sollten nun sesshaft werden. Aus Nomaden würden nun Ackerbauern und Viehzüchter werden, Handwerker und Händler, - in Dörfern und Städten. Und Josua stand vor der großen Aufgabe, dies alles zu gestalten. Auch hier geht der Blick immer wieder zurück, zurück zur Ära Mose: Nachdem Mose, der Knecht des HERRN, gestorben war, sprach der HERR zu Josua: Mein Knecht Mose ist gestorben. Immer wieder wird die Erinnerung an Mose durchklingen, und wird deutlich zeigen: Josua sollte, nein musste in die Fußstapfen eines ganz Großen treten. Aber zugleich wird deutlich: Es beginnt jetzt etwas Neues: So mach dich nun auf, steh auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gebe. Jede Stätte, auf die eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose zugesagt habe. Der Blick zurück, die Erinnerung an Mose, zeigt: Hier ist Kontinuität. Mit Josua fängt etwas Neues an, aber nicht etwas völlig Neues, - sondern er und das Volk nehmen viel mit: Die Zusage, die Mose bekommen hatte. Die Erfahrungen, die er und sie gemeinsam mit Gott gemacht hatten. Es geht um den treuen Gott, es geht um die Treue 4 Predigt odt 9605

5 Gottes: Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Da lohnt auch für uns noch mal der Blick zurück: Wo habe ich im zuende gehenden/im vergangenen Jahr erlebt, gespürt, erfahren, dass Gott mit mir war? Welche Erfahrungen sollte ich noch mal ganz bewusst nach oben holen, - um daraus die Zuversicht zu gewinnen, die hier den Josua tragen soll: Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen. Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Sei getrost und unverzagt; denn du sollst diesem Volk das Land austeilen, das ich ihnen zum Erbe geben will, wie ich ihren Vätern geschworen habe. Wir nennen diese Geschichten die Landnahmegeschichten. Und machen gern einen Bogen darum. Denn sie erzählen von Krieg und Vertreibung, - und könnten so verstanden werden, als würden wir hier zum Krieg im Namen Gottes ermutigt. Als wollten sie Wasser sein auf die Mühlen derer, die auf Ausgrenzung und Abschottung setzen. Als riefen sie dazu auf, rücksichtslos und kompromisslos den eigenen Weg zu gehen und die eigenen Interessen Verf.: Pfr. St. Förster, Friedrich-Ebert-Anlage 53 b, Heidelberg Predigt odt 5

6 durchzusetzen. Und das auch noch im Namen Gottes. Es wäre wohl ein eigenes Thema, sich damit zu beschäftigen, wie wir mit diesen Geschichten, die ja Bestandteil unserer Bibel sind, sinnvoll umgehen können. Aber wenn wir um diese Geschichten einen Bogen machen, stellt sich natürlich auch die Frage, ob wir diese wunderbaren Zusagen an Josua, dieses Sei getrost und unverzagt dann trotzdem so einfach uns gesagt sein lassen dürfen. Nur so viel: Es geht hier um den Bund, den Gott einst mit seinem Volk geschlossen hat. Das schlägt die Brücke: Weil wir durch die Taufe auch zu Bundespartnern Gottes geworden sind, weil er ein für allemal sein großes Ich liebe dich über jeden von uns gesprochen hat, darum dürfen wir diese Worte auch als Zusage an uns in Anspruch nehmen. Allerdings in einem übertragenen Sinn. Denn für uns geht es ja nicht um das Land, das hier verteilt werden soll. Sondern um Gottes Beistand, wenn wir das vor uns liegende Land, - das neue Jahr, in Besitz nehmen. Und es geht auch um Gehorsam, die andere Seite des Bundes: Sei nur getrost und ganz unverzagt, dass du 6 Predigt odt 9605

7 hältst und tust in allen Dingen nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass du es recht ausrichten kannst, wohin du auch gehst. Der letzte Satz unseres Abschnitts, diese wunderbare Zusage: Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst. - ist also kein Blankocheck für Gewalt. Soll nicht sagen: Du kannst tun und lassen, was du willst, - Gott ist mit dir. Das wäre ja furchtbar. Das würde ja den Egoismus, die Verrohung und Rücksichtslosigkeit unterstützen und rechtfertigen, die gerade offenbar immer mehr um sich greifen. Sondern dieser Satz ist eingebettet in die Forderung: Halte dich an den Bund, den Gott mit dir geschlossen hat: Geh unter der Gnade, geh mit Gottes Segen; geh in seinem Frieden, was auch immer du tust. Geh unter der Gnade, hör auf Gottes Worte; bleib in seiner Nähe, ob du wachst oder ruhst. Aus dem militärischen Anführer wird also immer mehr ein Tora-Schüler. Gottes Segen ist ganz eng mit der Treue zur Tora verbunden. Verf.: Pfr. St. Förster, Friedrich-Ebert-Anlage 53 b, Heidelberg Predigt odt 7

8 Das wird Josua eingeschärft, - und das wird er später genau so dem Volk einschärfen: Lass das Buch dieses Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht, dass du hältst und tust in allen Dingen nach dem, was darin geschrieben steht. Dann wird es dir auf deinen Wegen gelingen, und du wirst es recht ausrichten. Dass das Leben gelingt, dass wir erreichen, was wir uns vornehmen, individuell und auch als Gesellschaft, hat also damit zu tun, auf Gottes Weisung Acht zu haben, auf seinem Weg zu bleiben, wie ihn das Gesetz vorgibt. In diesem Gesetz aber wird eine zutiefst solidarische Gesellschaft beschrieben, so wie es Luther in der Erklärung der Gebote nachzeichnet: Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserem Nächsten keinen Schaden noch Leid zufügen, sondern ihm helfen und beistehen in all seinen Nöten. So mach dich nun auf und zieh in das Land, das ich vor dir ausbreite. Amen. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. 8 Predigt odt 9605