GRABUNG 2012 FINANZIERUNG
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- Fabian Walter
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1 GRABUNG 2012 Ziel der zwölften Ausgrabungssaison am Sandberg bei Roseldorf war der Abschluss der Untersuchungen am zweiten großen Heiligtum Objekt 30 am Bergplateau (Parzelle 1399 und Grundeigentümer: Josef Blaha und Pfarrkirche Maria Geburt in Roseldorf). FINANZIERUNG Finanziert wurden die Untersuchungen 2012 seitens des Landes NÖ, des Naturhistorischen Museums Wien und des Vereins Keltenforschung Roseldorf. Die Gemeinde Sitzendorf an der Schmida, die Gemeinde Zellerndorf und die Baufirma Brabenetz unterstützten die Grabungen mit Eigenleistungen. GRABUNGSTEAM UND GRABUNGSMETHODE Die aus finanziellen Gründen nur zwei Wochen dauernden Grabungen wurden vom 10. bis 21. September 2012 unter der örtlichen Grabungsleitung von Mag. Dr. Georg Tiefengraber/Graz durchgeführt. Durchschnittlich waren 8 Fachstudenten aus dem In- und EU-Ausland an der Grabung beschäftigt. Grabungsleiter G. Tiefengraber und Grabungsmannschaft 2012 (Foto: V. Holzer) Als Grabungsmethode wurde die Schichtgrabung nach Harris angewandt, bei der die relative chronologische Abfolge der Schichten erfasst und in einer Harris-Matrix festgehalten wurde. Einfache Befunde wurden digital gemessen, komplexere Detailbefunde fotogrammetrisch, z T. auch analog, aufgenommen. Die Funde wurden dreidimensional eingemessen, fotografiert (digital) und einzeln entnommen. Zur Absicherung der Schichtenerkennung wurden zusätzlich Profilstege stehen gelassen und nach deren wissenschaftlicher Aufzeichnung ebenfalls schichtweise abgetragen. Das Quartier der Grabungsmannschaft befand sich traditionell wieder im Pfarrhof von Platt, wo auch die Funde während der Grabung zwischengelagert, bereits während der Grabung im Depot vorsortiert und Großteils gereinigt wurden. 1
2 GROßES HEILIGTUM - OBJEKT 30 ( ) Seit 2009, dem Jahr seiner Entdeckung, wird das zweite große Heiligtum Objekt 30 in Roseldorf archäologisch untersucht. Im ersten Ausgrabungsjahr wurde das gesamte Objekt oberflächig freigelegt und bereits bis zu einer Tiefe von etwa 10 bis 15 cm ausgegraben. In den darauffolgenden Jahren wurden die Nord- und Ostseite (2010) bzw. die Nord- und Westseite (2011) fertig ausgegraben, sodass zuletzt die Südseite den Abschluss der Erforschung dieses Heiligtums im Jahr 2012 bildete. Grabungsplan und Überblicksaufnahme von Objekt 30, 2012 ( NHM/Keltenforschung Roseldorf) Bereits im Jahr 2009 zeigte sich auf den oberen Dokumentationsflächen von Objekt 30 recht deutlich, dass die Fundmenge im Opfergraben Richtung Südosten stark ausdünnt. Dieses Phänomen setzte sich auch 2012 in den unteren Schichten des Opfergrabens fort. So fanden sich in diesem Abschnitt keine Pferdehälften mehr im Verband wie vergleichsweise in den nordwestlichen Grabenseiten, sondern hauptsächlich Konzentrationen aus Einzeltierknochen. Grund dafür könnte die leichte Absenkung des Geländes in diesem Bereich sein, die höchstwahrscheinlich durch stärkere Erosion und/oder tieferes Beackern bedingt ist und somit eine massive Zerstörung der oberflächig liegenden Fundschichten mit den Pferdeopfern bereits zur Folge hat. Die dokumentierten Knochenkonzentrationen sind möglicherweise die tiefer liegenden und deshalb erhaltenen Reste weiterer, aber bereits erodierter Großtieropfer. Konzentration aus Einzeltierknochen und Profil des Opfergrabens von Objekt 30, 2012 ( NHM/Keltenforschung Roseldorf) Anhand dieses Befundes wird die Dramatik der Zerstörung von Kulturschichten sehr deutlich: nur wenige Zentimeter - der Graben ist hier von der absoluten Oberkante gemessen nur mehr etwa 60 cm tief erhalten im Vergleich zu 80 cm an der Nordwestseite - entscheiden über 2
3 Erhalt oder Vernichtung eines Befundes. Wäre die Situation im gesamten Heiligtum wie im Südostbereich, hätte die sensationelle Befundsituation der Großtieropfer nie dokumentiert werden können. Der Zeitfaktor archäologischer Untersuchungen spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle, denn bereits ein paar Jahre später würden weitere Schichteinheiten verloren sein. Die Ergebnisse der heurigen Grabungssaison lassen unmissverständlich erkennen, dass eine Fundstelle, obwohl keine Bautätigkeit vorliegt, ebenfalls stark gefährdet sein kann und folglich zeitgerechte Untersuchungen notwendig werden. An Opfergaben fanden sich neben den erwähnten Tierknochen weitere für diese Kultstätte typische menschliche Schädelreste (Kalotten-Fragmente und Unterkiefer) und als Eisenfunde mehrere Lanzenspitzen, Lanzenschuh, Ringtrense, Eisenringe, Achsschenkelbeschläge, Nägel, Klammern etc. Menschliche Schädelreste und tierisches Kiefer von Objekt 30, 2012 ( NHM/Keltenforschung Roseldorf) Lanzenspitzen aus der Südseite des Opfergrabens von Objekt 30, 2012 ( NHM/Keltenforschung Roseldorf) Lanzenspitze, Ringtrense und andere Funde von Objekt 30, 2012 ( NHM/Keltenforschung Roseldorf) 3
4 Besonders bedeutend ist der erste Fund einer Kleinsilbermünze (Typ Roseldorf I) aus diesem Heiligtum, der noch dazu direkt aus einer archäologischen Schicht geborgen wurde. Er stellt folglich den mittlerweile sechsten stratigrafisch zuordenbaren Münzfund aus Roseldorf dar. Kleinsilbermünze des Typs Roseldorf I von Objekt 30, 2012 ( NHM/Keltenforschung Roseldorf) Im Zuge der Ausgrabungen wurden von jeder abgetragenen Einheit mehrere Erdproben zur Flotation für archäobotanische Reste entnommen, die auch digital eingemessen wurden. Diese Flotationsarbeiten wurden vor Ort noch während der Grabung von Dr. Michaela Popovtschak durchgeführt und protokoliert. Archäobotanikerin M. Popovtschak beim Flotieren der Erdproben aus Objekt 30, 2012 (Foto V. Holzer) Mit dieser letzten Grabung am zweiten großen Heiligtum Objekt 30 wurden nun vier der insgesamt sieben prospektierten Kultstätten in Roseldorf planmäßig archäologisch untersucht. 4
5 Ziel der zukünftigen Ausgrabungen wäre, die zwei kleineren Heiligtümer des Kultbezirkes II zu erforschen, um einen geschlossenen Vergleich der Kultbezirke I und II, bei denen sich schon jetzt wesentliche Unterschiede aufzeigen, durchführen zu können. Die Zeit für diese Untersuchungen drängt umso mehr, da die kleineren Heiligtümer aufgrund ihrer erfahrungsgemäß geringeren Tiefe durch Erosion und Feldbewirtschaftung besonders stark gefährdet sind. Ob die noch offenen wissenschaftlich interessanten Fragestellungen über Kult und Riten der Kelten in Roseldorf auch rechtzeitig beantwortet werden können, hängt von der immer schwieriger werdenden Finanzierung der Grabungen ab. PROSPEKTION Wie in allen vorhergegangenen Grabungsjahren wurden auch heuer wieder im Auftrag eines auf die Ausgrabungszeit beschränkten gesonderten Prospektionsprojektes von Harald Jandrasits im Rahmen der Keltenforschungen in Roseldorf Surveys (Oberflächenbegehungen) im keltischen Siedlungsgelände durchgeführt. Durch die auf die Grabungszeit beschränkte Suche ist die Einmessung der so entdeckten Funde nach dem Gauß-Krüger- Koordinatensystem möglich und eine Kontrolle der Begehungen gewährleistet. Neben zahlreichen rezenten Metallfunden wurden folgende latènezeitliche Metalle geborgen: DF2/2012 (Kleinsilbermünze vom Typ Roseldorf I), DF3/2012 (Eisernes Beil), DF4/2012 (Bronzenes Fibelbügelfrgmt.) und DF14/2012 (späte Boiische Kleinsilbermünze, Roseldorf II Weiterentwicklung Typus Karlstein?). An weiteren nicht metallischen Funden wurden ein Silex, Steine, Keramik, Hüttenlehm und Tierreste geborgen. Harald Jandrasits bei Feldbegehungen und Survey Fund einer Kleinsilbermünze Typ Roseldorf I auf dem Sandberg NHM/Keltenforschung Roseldorf 2012, Scan der Münze: V. Holzer 5
Abb. 1: Magnetikplan des Kultbezirkes 2 mit Objekt 40 ( NHM Keltenforschung Roseldorf 2014)
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