Umschlag: 1:1 Modell des keltischen Versammlungshauses

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1 Beiträge zum Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2010/2011

2 Impressum: Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums Neue Folge 502 Asparn/Zaya 2011 Grafik, Layout: Andreas Weihs Druck: Janetschek/Heidenreichstein ISBN: Umschlag: 1:1 Modell des keltischen Versammlungshauses aus Michelstetten im Freigelände des Urgeschichtemuseums NÖ, Asparn/Zaya (Foto: Urgeschichtemuseum NÖ) // Fundensemble Reitergrab von Gnadendorf (Foto: Urgeschichtemuseum NÖ) 2

3 Vorwort In Asparn/Zaya, im Urgeschichtemuseum Niederösterreich werden in den nächsten Jahren wichtige Investitionen getroffen, sei es die Landesausstellung 2013, oder die Neuaufstellung der Ur- und Frühgeschichte Niederösterreichs im Jahr Asparn kann und soll sich als Kompetenzzentrum der Ur- und Frühgeschichte Niederösterreichs etablieren. Dazu gehört auch die Präsentation neuester Forschungsergebnisse. Die Menschen unseres Bundeslandes sollen und müssen über erste Fortschritte in der Forschung informiert werden. Wieder reichen die Vorträge vom Paläolithikum bis ins Mittelalter und bieten somit einen guten Überblick über die aktuelle Forschung. Ich wünsche der Veranstaltung einen guten Verlauf. Heuer fi ndet zum 2. Male der Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie statt. Zahlreiche Grabungen bringen immer wieder neue Funde und Befunde ans Tageslicht. Es macht daher Sinn, die neuen Ergebnisse dem interessierten Publikum vorzustellen. Dr. Erwin Pröll Landeshauptmann 3

4 Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2010 Asparn/Zaya Thomas Einwögerer: Die Stellung der Fundstelle Krems-Wachtberg im Paläolithikum Niederösterreichs Peter Stadler: Die bandkeramische Siedlung von Brunn-Wolfsholz neue Ergebnisse Alexandra Krenn-Leeb: Feuer am Herd Feuer am Dach. Brandgefährlicher Alltag im kupferzeitlichen Niederösterreich Ernst Lauermann: Eine bemerkenswerte Mehrfachbestattung im frühbronzezeitlichen Kreisgraben von Herzogbirbaum Doris Pany-Kucera: Anthropologische Analysen zu den Skeletten aus Herzogbirbaum Peter Trebsche: Im Schatten des Oberleiserberges? Die latènezeitliche Siedlung von Michelstetten Manfred Schmitzberger: Von wilden Eseln und winzigen Pferden. Archäozoologische Zimelien aus Michelstetten Andreas Heiss, Marianne Kohler-Schneider: Von Weizen, Wald und Weideland ein archäobotanischer Blick auf das eisenzeitliche Michelstetten Veronika Holzer: Keltenstadt Roseldorf Glanzpunkte der Forschungen am Sandberg Marianne Kohler-Schneider, Andreas Heiss und Anita Canappele: Weinstock, Dill und Eberesche. Pfl anzenreste aus der keltischen Siedlung Sandberg-Roseldorf Stefan Groh: Neue Forschungen zur römischen Militärgeschichte Niederösterreichs Sabine Felgenhauer: Mittelalterlicher Siedlungsbeginn im nördlichen Waldviertel: Burg Sand und Burg Raabs Claudia Theune: Die Besiedlung an der March im Mittelalter Grenzland und Kontaktzone

5 Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2011 Asparn/Zaya Walpurga Antl: Ein Lagerplatz des Gravettien aus der Zeit der Venus von Willendorf am Kranawetberg in Grub bei Stillfried, NÖ Eva Lenneis: Neue Forschungsergebnisse zur ersten bäuerlichen Besiedlung im Horner Becken Elisabeth Rammer: Neues zu den Siedlungen der Lengyelkultur in Niederösterrreich Michael Götzinger: Rot und schwarz nicht politisch, sondern künstlerisch gesehen. Zur Verwendung von Mineralpigmenten seit der Ur- und Frühgeschichte Elisabeth Nowotny: Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Thunau am Kamp Leben und Sterben vor rund 1100 Jahren Ernst Lauermann: Der Michelberg und seine Kirchen (Grabungen 2010) Martin Krenn unter Mitarbeit von Martina Hinterwallner: Zur Bodendenkmalpfl ege in Niederösterreich im Jahr Franz Sauer: Rettungsgrabungen des Bundesdenkmalamtes in Niederösterreich. Ein Rückblick Monika Griebl, Irmtraud Hellerschmid: Mensch- und Tierdepositionen. Kult in Stillfried? Peter Trebsche: Die Wiederaufnahme der Forschungen in der urnenfelderzeitlichen Bergbausiedlung Prigglitz- Gasteil Franz Humer: Neue Forschungen in Carnuntum

6 Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2010 Peter Trebsche Im Schatten des Oberleiserberges? Die latènezeitliche Siedlung von Michelstetten Das Niederösterreichische Museum für Urgeschichte führte unter der Leitung von Dr. Ernst Lauermann in den Jahren 1994 bis 1999 archäologische Rettungsgrabungen in der Katastralgemeinde Michelstetten, Verwaltungsbezirk Mistelbach, Niederösterreich durch. Den bemerkenswertesten Baubefund der Latènezeit stellt ein Wandgräbchenbau mit zentraler Vierpfostenstellung und Doppelpfostenstellungen an der nördlichen und südlichen Wand dar. Dabei handelt es sich um den östlichsten Vertreter eines Bautypus, der bislang vor allem aus Süddeutschland und Ostfrankreich bekannt ist. Da die zentrale Vierpfostenstellung keine eigenen Wände besaß, ist die Bezeichnung Umgangsbau m. E. nicht zutreffend; vielmehr sollte von einem Durchgangsbau gesprochen werden, wodurch die Charakteristik des Gebäudes mit zwei gegenüberliegenden Eingängen zum Ausdruck gebracht wird. Hinsichtlich der Funktion deutete zuletzt P. Donat die Wandgräbchenbauten mit zentraler Vierpfostenstellung als Kultbauten, wofür im Fall von Michelstetten auch die zentrale Lage an der Siedlungsachse spricht. Im Freigelände des Urgeschichtemuseums wurde 2010 ein 1:1- Modell des Wandgräbchensbaues errichtet und als keltisches Versammlungshaus den Besucherinnen und Besuchern präsentiert. Hinsichtlich der Siedlungsstruktur zeigt die Analyse der Gebäudeorientierungen, der Abstände sowie Michelstetten: Kerngerüst des 1:1-Modells des Wandgräbchenbaues im Freigelände des Urgeschichtemuseums Niederösterreich in Asparn an der Zaya. der Bautypen, dass die latènezeitliche Siedlung von Michelstetten nach bestimmten Regeln planmäßig angelegt wurde. 18

7 Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2010 In erster Linie folgte die Binnengliederung einer zentralen Ost West-Achse, an welcher der bereits erwähnte Durchgangsbau lag. Obwohl es sich um eine relativ kleine Siedlung handelt (die ergrabene Siedlungsfl äche macht nur etwa 0,4 ha aus), die auch keinerlei Befestigungsanlagen aufwies, sticht Michelstetten durch eine große Menge qualitätvollen Fundgutes (Fibeln, Glas, Importkeramik) sowie zahlreiche Belege für Metallhandwerk, darunter auch für Münzherstellung, hervor. Zusätzlich erstaunen die planmäßige Siedlungsanlage und der architektonische Fernimport in Form des Wandgräbchenbaues mit zentraler Vierpfostenstellung. Ein Vergleich mit der nahe gelegenen Höhensiedlung auf dem Oberleiserberg drängt sich daher auf. Literatur: P. Trebsche, Auswertung der latènezeitlichen Befunde und Funde von Michelstetten. In: Die latènezeitliche Siedlung von Michelstetten. Die Ausgrabungen des Niederösterreichischen Museums für Urgeschichte in den Jahren Archäologische Forschungen in Niederösterreich 7 (St. Pölten 2010) Michelstetten: Die mit latènezeitlichen Motiven beschnitzte Tür des Wandgräbchenbaues im Freigelände des Urgeschichtemuseums Niederösterreich in Asparn an der Zaya. 19