Sexualisierte Gewalt gegen Jungen Was ich nicht sehe, gibt es auch

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1 Sexualisierte Gewalt gegen Jungen Was ich nicht sehe, gibt es auch nicht Marc Melcher, Bildungsreferent und Leitung Fokus Jungs - Fachstelle für Jungenarbeit in Hessen

2 Im Workshop wird es darum gehen, wie stark tradierte Geschlechterrollen heute noch wirken und wie diese im Kontext sexuelle Gewalt an Jungen stehen. Welche Sensibilität wird von Fachkräften in der pädagogischen Arbeit benötigt, um Bedürftigkeit von Jungen* wahrzunehmen?

3 Definition: Mit sexualisierter Gewalt bezeichnet Hagemann-White (1992, S. 23) jede Verletzung der körperlichen oder seelischen Integrität einer Person, welche mit der Geschlechtlichkeit des Opfers und Täters zusammenhangt. Neben Erfahrungen, die aus einem Abhängigkeitsverhältnis heraus entstehen und die meistens von Erwachsenen als Täter verübt werden (dies wird oft als sexueller Missbrauch bezeichnet), können sexualisierte Gewalthandlungen auch von Gleichaltrigen ausgehen oder von Fremden. In solchen Fällen steht weniger das Abhängigkeitsverhältnis zwischen den Beteiligten im Fokus. Der Begriff der sexualisierten Gewalt schließt die gesamte Bandbreite möglicher Erscheinungsformen ein und verweist auf den Gesamtzusammenhang von Sexualität, Macht und Gewalt.

4 Hellfeld und Dunkelfeld: Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) verzeichnet für das Jahr 2016 in Deutschland über Ermittlungs- und Strafverfahren allein nur für sexuellen Kindesmissbrauch ( 176, 176a, 176b StGB). Opfer dieser Straftaten sind zu etwa 75 % Mädchen und 25 % Jungen. Hinzu kommen Fälle von sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen und Jugendlichen sowie etwa Fälle wegen sogenannter Kinder- und Jugendpornografie. Bei diesen Zahlen handelt es sich um das sogenannte Hellfeld. Stand Oktober 2017, unabhängiger Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in der BRD, Johannes-Wilhelm Röhrig

5 Das Dunkelfeld ist weitaus größer. Dunkelfeldforschungen aus den vergangenen Jahren gehen davon aus, dass jede/r Siebte bis Achte in Deutschland sexuelle Gewalt in Kindheit und Jugend erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht von rund 18 Millionen Minderjährigen aus, die in Europa von sexueller Gewalt betroffen sind. Das sind auf Deutschland übertragen rund eine Million Mädchen und Jungen. Dies bedeutet, dass etwa 1 bis 2 Schülerinnen und Schüler in jeder Schulklasse von sexueller Gewalt durch Erwachsene betroffen sind. Stand Oktober 2017, unabhängiger Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in der BRD, Johannes-Wilhelm Röhrig

6 Kontext: Sexuelle Gewalt findet am häufigsten innerhalb der engsten Familie statt (ca. 25 %) sowie im sozialen Nahraum beziehungsweise im weiteren Familien- und Bekanntenkreis, zum Beispiel durch Nachbarn oder Personen aus Einrichtungen oder Vereinen, die die Kinder und Jugendlichen gut kennen (ca. 50 %). Sexuelle Gewalt durch Fremdtäter oder -täterinnen ist eher die Ausnahme. Zunehmend finden sexuelle Übergriffe aber auch im digitalen Raum statt. Es ist anzunehmen, dass in diesem Kontext die Zahl der Fremdtäter und -täterinnen zunimmt (Stichwort: Cybergrooming). Täter und Täterinnen: Sexueller Missbrauch findet in etwa 80 % bis 90 % der Fälle durch Männer und männliche Jugendliche statt, zu etwa 10 % bis 20 % durch Frauen und weibliche Jugendliche. Sowohl Täter als auch Täterinnen missbrauchen sowohl Mädchen als auch Jungen. Stand Oktober 2017, unabhängiger Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in der BRD, Johannes-Wilhelm Röhrig

7 Eins vorweg Regeln für unseren Workshop: Das Thema sexualisierte Gewalt hat immer mit Grenzverletzungen zu tun; deshalb gilt in unserem Workshop als erstes die Wahrnehmung und Achtung nicht nur der fremden, sondern auch der eigenen Grenzen. Wer den Seminarraum verlassen will, kann dies tun. Wer Unterstützung braucht, kann jederzeit unterbrechen und jemanden bitten, für ihn/sie da zu sein.

8 Mein Zugang zum Thema Betroffenheit/Reflexion Grundstudium Thema Professionalisierung in der Praxis

9 Warum Jungen*arbeit? Jungen suchen wie alle Jugendlichen Orientierung, eine tiefgreifende Verunsicherung lässt sich aber trotz neuer Herausforderungen nicht beobachten. Allerdings haben diese Herausforderungen einen wachsenden Bedarf an Jungenarbeit zur Folge, die den Jungen Wege zu zeigen vermag, wie sie auch jenseits tradierter Muster selbstgewisse, positiv erfahrene Männlichkeiten entwickeln können. (Bericht Beirat für Jungenpolitik/ Michael Meuser, S. 16, 2013)

10 Warum Jungen*arbeit Präventionsarbeit gegen sexualisierte Gewalt an Jungen* und Mädchen* ist.

11 Arena der Männlichkeit Machtverhältnisse, Dominanz, Wettbewerb, Konkurrenz Themen von Jungenarbeit

12 Stereotype engen ein! Einige Beispiele:

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16 Imperative der männlichen Sozialisation Diese Glaubenssätze sind noch weit verbreitet und fördern das Risiko der Viktimisierung Nur ein starker Junge ist ein richtiger Junge Jungen müssen erfolgreich sein Ein Junge muss wissen, was er will Ein Junge klagt und weint nicht, höchstens heimlich und allein Ein Junge muss Schmerzen ertragen lernen

17 Jungen sollen sich nichts gefallen lassen Ein Junge sollte auf alles eine Antwort kennen Ein Mann ist mächtig, nicht ohnmächtig Jungen sollen nicht mädchenhaft sein Jungen sollen jeden Spaß vertragen können Jungen sollen sich nicht so anstellen, wenn ihnen mal jemand zu nahe tritt Quelle: Landesweites Modellprojekt Sexualisierte Gewalt an und von Jungen/ Abschlussbericht Schleswig Holstein (Alexander Bentheim & Tosten Kruse)

18 als nicht männlich angesehen werden? geht gar nicht!

19 Speak Studie Hessen 2017 Eckdaten Studie Die Studie wurde zwischen Mai und Dezember 2016 als eine klassenweise Befragung mittels standardisierter Fragebogen in den Jahrgangsstufen 9 und 10 an allen allgemeinbildenden Schulen (mit Ausnahme der Forderschulen2) in Hessen durchgeführt. Insgesamt nahmen Schülerinnen und Schuler (gewichtet 2.651) aus 53 Schulen an der Befragung teil. Die meisten Befragten sind zwischen 14 und 16 Jahre alt. 06_Kurzbericht-Speak.pdf

20 Exkurs Kommunikation Studie zu Männer in Kitas 2015 im Kontext von Kommunikation von Fachkräften zu Mädchen* und Jungen* Dresden/Holger Brandes cecee0df c319/spielt-dasgeschlecht-eine-rolle-tandem-studiekurzfassung-data.pdf

21 Beispiel Jungenarbeit & Kommunikation Kommunikation: Von männlicher Fachkraft zu Jungen Mann kann auch anders Räume zur Kommunikation anbieten!

22 EMPFEHLUNGEN

23 Schutzfaktoren: Ein starkes Selbstbewusstsein Zuverlässige emotionale Unterstützung durch Angehörige Positives eigenes Körperempfinden Fähigkeiten Grenzen setzten zu können Was bedeutet dies für die pädagogische Arbeit mit Jungen? Marek Spitczok von Brinsinski in Sexualisierte Gewalt gegen Jungen: Prävention und Intervention (2014) Moser/Lenz

24 Strategien bei Übergriffen Gebt ihnen Worte zum Sprechen!

25 Räume gestalten zum Austausch Projekte zum Care- und Fürsorge Thematik

26 Praxis Beispiele aus der Jungenarbeit Zum Thema Care und Fürsorge: Und zum Thema Sexismus:

27 Für Jugendliche!

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29 Hinweis auf Dissens Veröffentlichung

30 Links zum Thema:

31 Marc Melcher Leiter der Fachstelle Bildungsreferent Paritätisches Bundesverband e.v. Heinrich-Hoffmannstraße Frankfurt am Main Tel.: 069/ melcher@pb-paritaet.de Internet: