Jahresbericht 2017 Projekt Bille Aal
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- Adolf Kramer
- vor 5 Jahren
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1 Jahresbericht 217 Projekt Bille Aal Angelsport Verband Hamburg e.v. Robin Giesler Hamburg, Februar 218 1
2 Inhalt Jahresbericht 217 Projekt Bille Aal... 1 Einführung... 3 Vorbereitung... 3 Durchführung... 4 Ergebnisse... 5 Verteilung der Aalfänge... 5 Erfassung des Beifanges... 7 Fazit
3 Einführung Nach der EU-Aalverordnung (Nr. 1/27 EG) vom 18. September 27 müssen alle EU- Mitgliedsstaaten Maßnahmen zur Wiederauffüllung des Bestandes des Europäischen Aals treffen. Hierzu wurden von den Mitgliedsstaaten für jedes Aaleinzugsgebiet Aalbewirtschaftungspläne erstellt. Das Ziel jedes Aalbewirtschaftungsplans ist es, die anthropogene Mortalität zu verringern und so mit hoher Wahrscheinlichkeit die Abwanderung von mindestens 4% derjenigen Biomasse an Blankaalen ins Meer zuzulassen, die gemäß der bestmöglichen Schätzung ohne Beeinflussung des Bestandes durch anthropogene Einflüsse ins Meer abgewandert wäre (Nr. 1/27 Artikel 2, Absatz 4). Hamburg ist Teil der Aal-Bewirtschaftungseinheit Flussgebietseinheit Elbe (FGG Elbe). Der Aalmanagementplan Elbe wurde 28 vom Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow veröffentlicht. In Hamburg gehören alle an die Elbe angebundenen Gewässer zum Aaleinzugsgebiet. Hierzu zählt auch die Untere Bille, die über die Tiefstack Schleuse, die Brandshofer Schleuse und die Schleuse am Großmarkt mit der Elbe in Verbindung steht. Für Wanderfische wie dem Aal stellen diese Schleusen aber nahezu unüberwindbare Hindernisse dar, sodass zum derzeitigen Zeitpunkt davon auszugehen ist, dass nahezu keine Abwanderung von Blankaalen aus der Unteren Bille in die Elbe stattfindet. Diese Annahme wird durch die Ergebnisse fischereilicher Untersuchungen aus dem Jahre 213 gestützt. Bei Elektrobefischungen in der Unteren Bille wurden insgesamt 67 Aale gefangen. Diese bildeten 5,56 % des Gesamtfanges und gehörten zu den dominanten Arten in der Bille. Von allen gefangenen Aalen waren mehr als 5 % adult, was auf eine Überalterung des Bestandes hindeutet (limnobios 216 unveröffentlicht). Als wahrscheinlichste Ursache kann die mangelnde Möglichkeit zur Abwanderung angenommen werden. Um den Anforderungen der Verordnung (EG) Nr. 1/27 nachzukommen und die Untere Bille als Angelgewässer auch weiterhin in vollem Umfang nutzen zu können, ist ein dem Gewässer angepasstes Aalmanagement notwendig. Der Angelsport-Verband Hamburg e.v. hat hierzu das Projekt Bille Aal entwickelt. Dies es sieht vor, den Blankaalen mithilfe eines wissenschaftlich begleiteten catch and carry (fangen und umsetzen) Programms die Abwanderung aus der Unteren Bille zu ermöglichen. Vorbereitung Die Vorbereitung zum Projekt Bille Aal startete bereits im November 216 mit der Erstellung des Projektantrages. Nach erfolgter Bewilligung durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), ging es daran, sich Angebote für die benötigten Materialien zu beschaffen. Es wurde anschließend ein Boot bei der Firma alpha-marine aus Stralsund in Auftrag gegeben. Das bestellte Boot musste für den speziellen Einsatzzweck noch mit einem Hälterungsbecken für die umzusetzenden Aale ausgestatten werden, welches durch automatisches Befüllen und eine Umwälzpumpe zur Sauerstoffversorgung besonders fischschonend ist. Das Echolot, welches bei der Standortbestimmung 3
4 der Reusen und der Erstellung der Tiefenkarten zum Einsatz kommt, ist ein Simrad NSS evo2, das über das Echolotzentrum Paderborn bezogen wurde. Die Reusen wurden bei der Firma Engel Netze und Frydendahl Fiskenet (Daconet)geordert. Um eine effektive Befischung mit möglichst kurzen Wegen gewährleisten zu können, war ein zentral gelegener Liegeplatz für das Boot in der Bille notwendig. Dieser konnte uns glücklicherweise durch den Motorboot-Club Hamburg e.v. günstig zur Verfügung gestellt werden. Durch die Ausschreibung eines Minijobs in der Universität Hamburg hatten wir das Glück, Herrn Christian Albrecht für das Projekt gewinnen zu können. Dieser befand sich zu diesem Zeitpunkt am Ende seines Biologiestudiums und war auf der Suche nach einem passenden Thema für seine Masterarbeit. Nach einem persönlichen Gespräch war klar, dass er seine Masterarbeit in das Projekt Bille Aal integrieren wollte. Für die fachliche Begleitung der Arbeit bot Prof. Dr. Ralf Thiel von der Zoologischen Fakultät, Abteilung Ichthyologie seine Unterstützung an. Durchführung Die ersten Reusen wurden am ausgebracht. Die Kontrolle der Reusen erfolgte anschließend alle 48 bzw. 72 Std. Alle gefangenen Aale wurden erfasst, gewogen und vermessen (Abb. 1). Waren die Kriterien zum Umsetzen erfüllt (erkennbares Blankaalstadium oder mindestlänge von 7 cm), wurden die Aale bis zur Beendigung der Befischung im "life belt" des Arbeitsbootes zwischengehältert. Anschließend wurden die Aale entweder per Boot oder mit dem Auto zur Billwerder Bucht gebracht und dort ausgesetzt. Der in den Reusen enthaltene Beifang wurde nur nach Art und Anzahl protokolliert und anschließend wieder schonend in das Gewässer zurückgesetzt. Abbildung 1: Bestimmung der Gesamtlänge eines Aales (mit der Genauigkeit +- 1cm below) 4
5 Die Standorte der Reusen wurden so ausgewählt, dass unterschiedliche Sohlstrukturen vertreten waren. Dazu wurden die Reusen ufernah vor Spundwänden, Blocksteinschüttungen ober aber naturnahen Uferabschnitten positioniert. Zur Auswahl der geeigneten Stellen kam ein Echolot (Typ Simrad NSS evo 9) zum Einsatz. Mit diesem konnte nicht nur die Wassertiefe bestimmt werden, auch die Bodenstruktur unter Wasser wurde vom Gerät angezeigt. Weiterhin wurde berücksichtigt, dass zum einen die Schifffahrt nicht behindert wurde und zum anderen die Reusen sowohl vom Wasser als auch vom Land nicht direkt zu erkennen waren. Die Bojen, welche als Markierung der Reusen dienten und mit dem von der Fischereibehörde zugeteilten Kürzel beschriftet waren, wurden an kritischen Stellen so ausgebracht, dass sie von Ufergehölzen möglichst verdeckt wurden. Trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen kam es zum Verlust von 4 Reusen, welche durch Dritte entwendet wurden. Die entwendeten Reusen wurden durch neue ersetzt. Gegebenenfalls wurde der Standort der Reuse etwas verlegt, um einen höheren Sichtschutz der Markierung zu erhalten. Die präzise Auswahl der Reusenstandorte und die umfangreiche Aufnahme der Fangdaten diente vorrangig der Aufnahme der für die Masterarbeit benötigten Daten. Ergebnisse Verteilung der Aalfänge Die höchsten Fangraten konnten während der ersten drei Wochen (Abb. 2) der Fangperiode 217 erzielt werden. Die Fänge lagen in dieser Zeit zwischen 7 und über Tieren pro Woche. Anschließend betrug die Fangrate drei Wochen konstant 46 Aale. Im weiteren Verlauf der Befischung ging die Rate bis Ende November bis auf null zurück. Abbildung 3 zeigt deutlich die Abhängigkeit der Aalfänge von der Wassertemperatur. Ab Wassertemperaturen von unter 15 C sinkt die Fangrate der Aale rapide ab. Der Abfall der Fangrate und der Wassertemperatur ist bei 35 deutlich zu erkennen. Ebenso sieht man bei 38, dass ein Anstieg der Wassertemperatur ebenfalls zu einem Anstieg der Aalfänge führte Aalfänge nach Kalenderwochen Anzahl Abbildung 2: Anzahl der gefangenen Aale nach. 5
6 Anzahl Aalfänge in Abhängigkeit von der Wassertemperatur Aalfänge Wassertemperatur Wassertemperatur in C Abbildung 3: Abhängigkeit der Aalfänge von der Wassertemperatur. Die Verteilung der gefangenen und der umgesetzten Aale nach Monaten ist in Abbildung 4 grafisch dargestellt. Der Juli ist dabei unterrepräsentiert, da die Befischung erst ab dem begonnen wurde. Der August war mit 275 gefangenen Aalen der erfolgreichste Monat. Betrachtet man aber die durchschnittliche Anzahl gefangener Aale pro Tag, so ergibt sich für Juli ein Wert von 11,7 Aalen pro Tag, für den August ein Wert von 8,9 Aalen pro Tag, sowie ein Wert von unter 3 für September und Oktober. Der Anteil umgesetzter Aale stieg allerdings von etwa 11 % im August über 15 % im September bis auf über 3 % im Oktober an. Die im Zeitverlauf sinkende Fangrate ist dementsprechend nicht mit weniger umgesetzten Aalen gleichzusetzen. 3 Verteilung der Aalfänge im Befischungszeitraum 25 2 Anzahl 15 5 Juli ab 19.7 August September Oktober November gefangen umgesetzt Abbildung 4: Verteilung der Aalfänge inkl. Anteil der umgesetzten Aale nach Monaten. Um eine Aussage über den Zustand und Altersaufbau einer Fischpopulation treffen zu können, ist es notwendig, die gefangenen Individuen in Längenklassen zu sortieren. Eine Übersicht der Häufigkeit der gefangenen Aale in den einzelnen Längenklassen zeigt Abbildung 5. Die Verteilung der Aale in den Längenklassen zeigt, dass die Aalpopulation in der Unteren Bille überaltert ist. Bei einer natürlichen 6
7 Altersstruktur sollte die Häufigkeit in den kleineren Längenklassen zunehmend sein. Die ist aber in der Unteren Bille nicht der Fall. Die Längenklassen 3-4 cm und 4-5 cm sind deutlich zu gering repräsentiert. Die Längenklasse -3 cm ist methodisch bedingt nicht repräsentativ, da aufgrund der Maschenweite der verwendeten Reusen erst Aale mit einer Mindestlänge von ca. 35 cm sicher erfasst werden. 25 Längen - Häufigkeitsverteilung der Aale 2 Häufigkeit Längenklassen in cm Abbildung 5: Längen - Häufigkeitsverteilung der in der Unteren Bille gefangenen Aale Erfassung des Beifanges Der Einsatz von Reusen zum Fang von Aalen ist zwar eine relativ selektive Fangmethode, dennoch kommt es bei allen stationären Fangeinrichtungen zu Beifängen. Die Verteilung des Beifanges ist in Abbildung 6 nach Arten und Anzahl aufgeführt. Die Daten geben kein vollständiges Bild der Fischzönose der Unteren Bille wider. Sie können lediglich als Anhaltspunkt für das Vorkommen der Arten und deren Häufigkeit genommen werden. Die mit 462 und 175 Individuen häufigsten Arten Flussbarsch und Rotauge, waren auch in den für die WRRL (Wasserrahmen Richtlinie) zuletzt 215 durchgeführten Befischung die individuenstärksten Fischarten. 7
8 Sonstige Fänge Abbildung 6: Verteilung des Beifanges nach Arten Die Schwarzmundgrundel ist mit den Reusenfängen erstmalig in der Unteren Bille nachgewiesen worden. Die recht hohe Individuenzahl von 18 Tieren, die während des Projektzeitraumes 217 gefangen wurde, deutet auf eine sehr schnelle Besiedelung des Unteren Bille Systems hin. Fazit Während des Befischunsgzeitraumes 217 konnten insgesamt knapp Aale in die Elbe umgesetzt werden. Dies entspricht gut zwölf Prozent des Gesamtfanges. Da nur Aale mit eindeutigen Merkmalen eines Blankaals oder aber einer Gesamtlänge von über 7 cm umgesetzt wurden, ist dies eine akzeptable Größenordnung. Die Gesamtfangmenge und lässt sich möglicherweise in den kommenden Jahren aufgrund der gewonnen Daten noch verbessern. Zur Erhebung der für die Masterarbeit notwendigen Daten konnten die festgelegten Reusenstandorte nicht einfach variiert werden. Während der Befischungsperiode 218 soll versucht werden, die Fangrate durch flexiblen Einsatz der Reusen noch zu steigern. Die Längen Häufigkeitsverteilung (Abb. 5) lässt die Annahme zu, dass der Anteil großer Aale (über 6 cm) in den nächsten Jahren noch zunehmen wird, da der Anteil von Aalen in der Längenklasse 5 6 cm mit Abstand am größten ist. Sollten die seit 215 wieder regelmäßig vom Angelsport-Verband Hamburg e.v durchgeführten Besatzmaßnahmen mit Glass- und Vorgestreckten-Aalen erfolgreich sein, so sollten die besetzten Tiere in den nächsten Jahren die Längenklasse der 3-4 cm großen Tiere stärken. Nur im Zusammenspiel von Besatz und der Umsetzungsmaßnahme lässt sich unter den aktuell gegebenen Bedingungen langfristig ein natürlicher Altersaufbau für die Aale in der Unteren Bille erreichen. 8
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