ERASMUS Erfahrungsbericht Cádiz WS 2014/2015 Natalie Spiegel

Transkript

1 ERASMUS Erfahrungsbericht Cádiz WS 2014/2015 Natalie Spiegel

2 Auswahl und Vorbereitung Als es darum ging, wohin ich gehen sollte um mein Auslandssemester zu absolvieren war mir relativ schnell klar, dass ich nach Spanien gehen möchte. Also suchte ich mir alle Partnerhochschulen heraus, mit denen meine Hochschule einen ERASMUS Vertrag hat. In die engere Wahl kamen vorrangig Städte am Meer, da ehrlich gesagt neben dem Ziel meine Spanisch Kenntnisse zu verbessern ich unbedingt einmal die Erfahrung machen wollte wie es ist, am Meer bzw. in der Nähe des Meeres zu wohnen. Neben Cádiz hatte ich also auch Valencia in meiner Auswahl. Zaragoza stand ebenfalls auf meiner Liste, auch wenn diese Stadt im Norden Spaniens liegt, doch habe ich in vielen Erfahrungsberichten gelesen, dass die Leute/andere Studenten dort sehr hilfreich sind und man sein Spanisch dort sehr gut verbessern kann. Meine erste Wahl war trotzdem Cádiz. Zum Glück habe ich diesen Platz auch bekommen, denn ich wusste vorher nicht einmal dass es eine Stadt sowie eine Provinz Namens Cádiz gibt, geschweige denn, dass dies die älteste Stadt Europas ist. Und nun werde ich diese Stadt wohl nie wieder vergessen. Vorbereitet habe ich mich nicht sonderlich gut. Aber dafür bin ich auch nicht so sehr der Typ. Ich lass die Dinge gern einfach auf mich zukommen. Natürlich habe ich ein paar Bilder im Internet gegoogelt um zu sehen, wie es dort so aussieht wo ich hingehen werde, allerdings im Nachhinein würde ich sagen, hatte ich es mir trotzdem ganz anders vorgestellt. Auf was man bei der Vorbereitung auf jeden Fall achten sollte ist, dass man Krankenversichert ist und rechtzeitig seinen Flug bucht. Ich war mir sehr lange unschlüssig wann ich nach Spanien fliegen sollte und ob ich den Sprachkurs machen soll, der ca. drei Wochen vor Beginn des Semesters angeboten wird. Da die Anmeldung hierfür erst recht spät erfolgte (ich glaube Anfang August) habe ich mir mit der Entscheidung auch solange Zeit gelassen und musste letztendlich 250 Euro für meinen Flug von München nach Jerez de la Frontera zahlen, da ich am hin flog, was natürlich auch noch in der Urlaubszeit liegt. Man könnte zwar mit Ryanair von Memmingen aus nach Málaga fliegen und von dort aus mit dem Bus ca. 4 Stunden nach Cádiz fahren aber das wollte ich mir mit meinem Gepäck und allein in einem fremden Land nicht antun. Außerdem muss man beachten, dass es sein kann, dass die Busse ab einer bestimmten Uhrzeit nicht mehr fahren und man evtl. eine Nacht in Málaga bleiben muss. Sowas sollte man vor allem wenn man im August oder September fliegt rechtzeitig prüfen, da die Hostels oft ausgebucht sind und man es schwer hat einen Schlafplatz zu finden. Außer, dass ich bei meiner Krankenversicherung (AOK) nachgefragt habe ob der Versicherungsschutz für mein Vorhaben ausreichend ist und dass ich den Flug gebucht habe, habe ich mich eigentlich nicht weiter vorbereitet. In den Erfahrungsberichten hatte ich gelesen, dass man sich am besten für die ersten Tage ein Hostel nimmt und dann direkt vor Ort sich ein Zimmer sucht. So habe ich das auch gemacht. Ankunft Als ich am in Jerez de la Frontera ankam wusste ich, dass man mit dem Zug nach Jerez de la Frontera zum Bahnhof kommen kann und von dort aus mit dem Zug nach Cádiz. Was ich allerdings nicht wusste ist, dass die Züge nicht sonderlich häufig fahren. Am besten

3 informiert man sich vorab mittels folgender Links über den Fahrplan: und Es gibt zwei Arten von Zügen die am Flughafen von Jerez de la Frontera halten und das ist der normale Renfe und die Züge von Cercania. Cercania gehört zu Renfe, deckt allerdings nur kürzere Strecken ab. Ist also mit einer S-Bahn vergleichbar. Sollte man das Pech haben und keinen Zug mehr erwischen oder unendlich lange warten zu müssen fährt auch ein Bus. Allerdings habe ich bis heute nicht herausbekommen wo genau man den Fahrplan findet, da meiner Meinung nach die Informationsbeschaffung in dieser Hinsicht etwas kompliziert ist, da es einige verschiedene Busgesellschaften gibt und man die nicht mit den Städtischen Bussen verwechseln darf. Notfalls kann man auch mit dem Taxi vom Flughafen nach Jerez zum Bahnhof fahren. Das kostet ca. 15 Euro. Von Jerez aus kommt man mit dem Zug (Renfe ca. 6 EUR oder Cercania ca. 4 EUR) nach Cádiz zum Bahnhof. In Cádiz kommt man überall zu Fuß hin, allerdings ist das mit dem ganzen Gepäck und dank des oftmals Kopfsteinpflasters in der Innenstadt etwas anstrengend. Ratsam ist auch sich VORAB mal bei google maps die Strecke zum Hostel anzuschauen. Ich bin nämlich eine Stunde in brütender Hitze mit zwei Koffern und einer Handtasche in und um Cádiz herumgelaufen obwohl mein Hostel eigentlich nur ca. 5 Minuten vom Bahnhof entfernt war. Aber wie gesagt, ich lasse die Dinge gerne auf mich zukommen. Wohnungssuche An alle, die einem sagen, es sei nicht schwer ein WG-Zimmer in Cádiz zu finden, das günstig ist und zudem in guter Lage bzw. Zustand Das stimmt nur teilweise Eigentlich dachte ich, meine vier Nächte im Hostel wären ausreichend weil ich bis dahin ja sicher schon was gefunden habe. Nach diesen vier Nächten allerdings musste ich weitere 9 Nächte bei zwei Mädels von meiner Hochschule auf der Couch nächtigen, die ihre Wohnung bereits aus Deutschland reserviert hatten bis ich endlich ein WG-Zimmer gefunden hatte. Ich habe mehr als 58 Nummern gesammelt und angerufen bzw. angeschrieben. Manche Leute bieten Zimmer in ihren Wohnungen an und da würdest du dann z.b. allein mit einem Mitte 30-jährigen Mann wohnen oder einer 45-jährigen Frau oder so. Das wird einem oftmals aber vor dem Besichtigungstermin gar nicht gesagt, sofern man nicht explizit nachfragt ob es sich denn um eine WG handelt. Ich muss zugeben, dass ich auch etwas wählerisch war, allerdings waren viele Wohnungen die ich mir angesehen hatte entweder zu weit vom Bahnhof weg, da ich zum Campus nach Jerez fahren musste oder die Zimmer hatten kein Fenster (was oft vorkommt). Man sollte zudem bei der Wohnungssuche darauf achten, dass wenn man nur ein halbes Jahr bleibt also von ca. September bis Februar man im Februar keinen Nachmieter finden muss. Oftmals ist das nämlich die Bedingung um seine Kaution zurück zu bekommen (normalerweise eine Monatsmiete) und wenn man ganz viel Pech hat verlangen sie, dass man das Zimmer bis Juni weiter zahlt. Im Februar Nachmieter zu finden ist zwar nicht unmöglich aber auch nicht gerade einfach. Letztendlich habe ich ein schönes Zimmer in einer 4er WG in der Callejon Cardoso 28 2d bekommen. Der Vermieter ist auch sehr zuverlässig (was nicht unbedingt üblich ist) und hat sich um alle Belange gekümmert. Mein Zimmer hat 240 Euro im Monat gekostet, was aber dem Durchschnitt ungefähr entspricht. Ich hatte ein Zimmer mit

4 einem kleinen Balkon also auch die Möglichkeit zu lüften und mal ein wenig Licht einzufangen. Durch die enge Bauweise der Straßen und Häuser kann es nämlich schnell mal ein wenig duster in den Häusern werden. Als Tipp würde ich sagen, man sollte vorab schon mal Besichtigungstermine ausmachen. Hilfreiche Internetseiten sind idealista.com oder pisocompartido.com. Leben in Cádiz Das Leben in Cádiz hat seinen ganz eigenen Rhythmus. Zugegeben, man muss sich erst einmal daran gewöhnen. Alles scheint irgendwie lockerer zu laufen und die Leute sehen alles nicht so ernst ganz nach dem Motto: No te preocupes! Diese lockere Einstellung kann einem allerding gerade in der Anfangsphase einige Nerven rauben, denn wenn man was dringend braucht oder wissen möchte kann es schon ein Weilchen dauern bis es erledigt ist. Ich rate allen, NIE ein Konto in Spanien zu eröffnen. Ich hatte zum Glück eine Kreditkarte mit der ich kostenlos abheben konnte und somit blieb mir das erspart allerdings hat meine Mitbewohnerin ein Konto bei der Deutschen Bank Filiale in Cádiz eröffnet und nur ärger damit gehabt. Beachten sollte man, das zwischen 13:30 und 17:30/18:00 die sogenannte Siesta ist. Also viele Läden geschlossen haben und auch sonst Menschenleere Straßen. Das Wort Siesta verstehen die Einheimischen aber irgendwie nicht. Wahrscheinlich benutzen wir es gar nicht im richtigen Kontext. Ansonsten kann ich einen Aufenthalt in Cádiz nur empfehlen. Von meiner Wohnung aus war ich z.b. in ca. 6 Minuten am La Caleta Strand und in nur 2 Minuten am Meer. Da ich recht sportlich bin habe ich in Cádiz mehrere Surfkurse gemacht. Das war wirklich eine unglaublich tolle Erfahrung. Der Atlantik ist auch einfach echt der Hammer. Die Surfschule bei der ich war heißt Frussurf und die Lehrer, die die Stunden geben sind auch sehr nett. Was zudem gut war, dass fast nur Einheimische mit mir im Surfkurs waren und ich somit gezwungen war Spanisch zu sprechen. Durch das unglaublich Hohe Aufkommen an Austauschstudenten kann es einem leicht passieren, dass man Englisch oder dann doch wieder Deutsch spricht. Essen gehen ist relativ günstig und das billigste Bier gibt es in einer Bar in der Nähe des Bahnhofs für gerade mal 0,40 Euro das Glas. Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch ist auch relativ günstig und kann man frisch auf dem Markt kaufen. Mit knapp 300 Sonnentagen im Jahr lässt es sich auf jeden Fall gut Leben und man sollte unbedingt die Sonne und das Meer genießen. Universität und Studium In Deutschland studiere ich International Management und da meine Hochschule nur einen Vertrag mit dem Campus in Jerez hat, konnte ich nicht an die Wirtschaftsfakultät in Cádiz sondern musste für die Vorlesungen nach Jerez fahren. Da ich ca. 20 Minuten von meiner Wohnung zum Bahnhof gebraucht habe war ich an den Tagen an denen ich Uni hatte schon immer recht viel Unterwegs, da der Zug 45 Minuten braucht und man dann noch ca. 15 Minuten zur Uni läuft. Aber alles halb so wild. Man gewöhnt sich daran und ich war es z.b. auch schon gewohnt zu pendeln. Die Kurse kann man sich vorab unter uca.es anschauen, allerdings haben wir von unserem Koordinator Listen mit den Kursen bekommen, die wir

5 belegen können und konnten uns diese in den ersten Wochen anhören, wenn wir dachten, das könnte was werden. Resümee Alles in allem hat mir das Auslandssemester in Cádiz unglaublich gut gefallen, trotz der einen oder anderen Hürde. Am Meer zu wohnen war eine unvergessliche Erfahrung für mich, woran ich mich jederzeit gerne zurück erinnere. Cádiz ist auf jeden Fall eine Stadt mit Charme und da sie nicht so groß ist, fühlt man sich sehr schnell heimisch. Nachdem ich inzwischen wieder seit einiger Zeit zu Hause bin kommt so langsam die Sehnsucht hoch. Das Meer und der Lebensstil haben einfach so eine unglaubliche Auswirkung auf einen, die einem allerdings, denke ich, erst im Nachhinein bewusst werden. Für jeden, der eine Stadt sucht in der man sich auch ohne Auto gut zu Recht findet und schnell einleben kann empfehle ich Cádiz auf jeden Fall. Ich bereue keinen Tag diese Stadt ausgesucht zu haben und wünsche allen, die es künftig dorthin verschlägt eine wunderschöne Zeit.