Schneeschimmel weit verbreitet und doch relativ unbekannt
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- Dorothea Martin
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1 Schneeschimmel weit verbreitet und doch relativ unbekannt
2 Getreideanbauer müssen sich bewusst sein, dass Schneeschimmel in Winterweizen, dessen Symptome häufig mit Septoria oder Fusarium verwechselt werden, alle Teile der Pflanze infizieren kann. Schneeschimmel tritt nicht nur in Weizen und Gerste auf, sondern auch in Roggen und Triticale. Für eine erfolgreiche Bekämpfung der Krankheit helfen eine angepasste Sortenwahl, die richtige Saatgutbehandlung, die entsprechenden Fungizide und eine gute Einarbeitung von Pflanzenrückständen. Am häufigsten wird Schneeschimmel mit dem Verschwinden des Schnees im Frühjahr entdeckt. Erkennbar ist der Pilz anhand seines pinken Myzels. Weitere Symptome treten später in der Vegetationsperiode an den Pflanzen auf: graue Flecken auf den Stängeln und wässrige Stellen auf den Blättern, die im späteren Krankheitsverlauf braun werden. Dies kann zu ernsthaften Ertragsverlusten führen. Schneeschimmel ist außerdem Teil des Pilzkomplexes, der die Fusarium Taubährigkeit verursacht. Bemerkenswert ist, dass nur wenig über die weit verbreitete Pilzerkrankung bekannt ist. Nach Dr. Michael Hess, Phytopathologe an der Universität München, ist Schneeschimmel heutzutage ein Komplex aus Microdochium nivale und Microdochium majus, welche beide die Getreidepflanzen schädigen können. Die Erforschung dieser Krankheit ist wichtig, da sie in den letzten Jahren verstärkt in Feldern aufgetreten ist. Schneeschimmel ist eine komplexe Krankheit, die von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Optimale Bedingungen sind nasse, kalte Perioden im Sommer, erklärt Dr. Hess.
3 Krankheitserreger Ob das verstärkte Auftreten von Schneeschimmel ein Problem ist, hängt davon ab, ob andere Krankheiten effektiv kontrolliert werden, sagt Dr. Hess. Microdochium nivale und Microdochium majus sind relativ schwache Erreger, welche normalerweise von schwerwiegenden Krankheiten wie Septoria oder Fusarium in Weizen, Rhynchosporium in Gerste und Roggen oder Ramularia in Gerste dominiert werden. Werden diese Erreger bekämpft, können Microdochium Erreger diese Nische effektiv nutzen, falls die Behandlungen nicht auch auf Schneeschimmel ausgerichtet sind. Viele Fungizide, die gegen die bedeutenden Pathogene eingesetzt werden, haben auch einen Nebeneffektauf Schneeschimmel. Diese sind allerdings, nach Dr. Hess, meist unzureichend für ein optimales Ergebnis. Es hat den Anschein, dass viele Fungizidgruppen ihre Wirksamkeit gegen Schneeschimmel verloren haben. Ausnahmen bilden Prochloraz und Prothioconazole, auch wenn diese in ihrer Wirkung noch verbessert werden können. Der richtige Zeitpunkt spielt eine entscheidende Rolle. Schneeschimmel profitiert außerdem vom Verlust der Wirksamkeit einiger Fungizide, wie zum Beispiel der Triazole. Seitdem die Bekämpfung nicht auf Schneeschimmel ausgerichtet ist, scheint der Erreger einer der Ersten zu sein, der sich an diese Bekämpfungslücke anpasst und gedeiht. Die Forschung von Dr. Hess beschäftigt sich mit der Situation in Deutschland. Es gibt eine Vielzahl von Veröffentlichungen aus anderen nordeuropäischen Ländern, die sich allerdings hauptsächlich mit anderen Problemen wie dem Feldaufgang, der Frosttoleranz der Sorten und der Fusarium Taubährigkeit beschäftigen. Microdochium wird nur nebenbei erwähnt. Es findet keine Überwachung mit vergleichbaren Methoden oder standarisierten Diagnosen statt, so Dr. Hess. Ich weiß allerdings von anderen Kollegen aus dem Vereinigten Königreich, Dänemark, Tschechien und Frankreich, dass sie der Krankheit immer häufiger begegnen und dass das Bewusstsein wächst.
4 Bewusstsein Obwohl bereits Symptome im Herbst auftauchen können, erscheint ein Großteil der Symptome im Frühling. Laut Jacob Swart, Anbauspezialist bei Agrifirm Plant in den Niederlanden, wird die Krankheit häufig nicht richtig identifiziert. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass die Landwirte sich dieser Krankheit stärker bewusstwerden. Wir hatten Jahre, in denen Schneeschimmel für 500 bis kg Ertragsverluste pro Hektar verantwortlich war. In 2015 war die Infektion in den Beständen besonders stark und verursachte Ertragsverluste und somit Umsatzeinbußen. Swart betont, dass Landwirte durch vorbeugende Maßnahmen die Infektionsgefahr von Schneeschimmel reduzieren können. Die sorgfältige Einarbeitung von Pflanzenrückständen (bevorzugt durch Pflügen) auf denen Schneeschimmel überleben kann, bietet sich ebenso an wie eine Saagutbehandlung und passende Stickstoffgaben im Frühjahr. Bei der Fruchtfolge muss beachtet werden, dass Weizen auf Weizen das Infektionsrisiko erhöht. Bei den Pflanzenschutzmitteln sind die Strobilurine und Carboxamide nicht mehr ausreichend effektiv um den Pilz zu kontrollieren. Lediglich einige Triazole und Prochloraz ermöglichen eine Befallsreduktion von ungefähr 50 Prozent, so Swart. Applikationstechnik Die Praxis hat gezeigt, dass vier Fungizidanwendungen ein besseres Resultat liefern können. Dabei müssen jedoch die Kosten im Auge behalten werden. Mehrere Fungizidanwendungen können eine Lösung sein, allerdings ist Kosteneffizienz nicht vollkommen geklärt. Swart betont in diesem Zusammenhang, dass auch der richtige Anwendungszeitpunkt eine wichtige Rolle spielt. Schneeschimmel tritt meist nach der letzten Anwendung auf. Hinsichtlich der Spritzintervalle und zeitpunkte bedarf es noch an Optimierung.
5 Herausforderungen In der Vergangenheit wurden Studien zu Microdochium nur gelegentlich durchgeführt und sie behandelten meistens einen anderen Schwerpunkt, so Dr. Hess. Dementsprechend fehlt es an Wissen für die Bewältigung der Aufgaben, vor die uns die Krankheit stellt, fügt Dr. Hess hinzu. Wir versuchen die Epidemiologie des Pilzes besser zu verstehen und unterscheiden dabei zwischen Microdochium nivale und Microdochium majus. Wir wollen insbesondere das Wissen über den Lebenszyklus in Hinblick auf die Symptome, Fungizid Sensitivität, Wirtswahl und Sortenresistenzen erweitern. Auf diese Weise versuchen wir neue Möglichkeiten für die Bekämpfung zu finden und diese zu optimieren um die Auswirkungen auf den Ertrag zu mindern. Text & Bilder: Terry van Loon/ ADAMA Northern Europe B.V Box Microdochium nivale und Microdochium majus: o Gehören dem Pilzkomplex an, der den rötlichen Schneeschimmel beim Pflanzenauflauf verursacht und zur Bildung von Blattflecken führt o Gehören zu den Pilzarten, die die Fusarium Taubährigkeit im Getreide verursachen (der genaue Zusammenhang zwischen den drei Infektionszeitpunkten und die Relevanz des Entwicklungszyklus ist noch ungeklärt) Microdochium Arten kommen in jedem Feld vor Die Latenzzeit (Zeit zwischen Infektion und sichtbaren Symptomen) von Schneeschimmel ist kürzer als die von Septoria Die Symptome von Schneeschimmel zeigen sich als ovale wässrige Flecken auf den Blättern die sich im späteren Verlauf braun färben und von einem gelben Rand umgeben sind Die braunen Flecken dehnen sich schnell aus und bedecken das ganze Blatt was zur typischen Krümmung des Blattes führt Blattinfektionen treten häufiger in den späten Sorten auf 2015 und 2016 war Microdochium majus der dominante Erreger Frühe Fungizidanwendungen mit Prochloraz haben den besten Effekt (T0 T1) Forschung wird weiterlaufen
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