MEINE SEHNSUCHT TICT ANDERS. Kelvin Waiden
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- Etta Martin
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2 MEINE SEHNSUCHT TICT ANDERS Kelvin Waiden
3 2013 Kelvin Waiden 1. Auflage Umschlaggestaltung: S. Verlag JG ISBN: S. Verlag JG Breitscheid Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.
4 1) Man braucht nichts im Leben zu fürchten, man muss nur alles verstehen. (Marie Curie)
5 Mein Weg zur Schule 6.30 Uhr, das Radio geht an. Schon wieder mal Montag. Jetzt sind es noch 4 Wochen bis zu den Sommerferien. Nah ja, die werde ich auch noch rumbekommen. Am meisten macht mir die zweite Fremdsprache Französisch zu schaffen. Und der blöde Name Arthur. Unsere Französischlehrerin hatte den doofen Einfall, dass jeder von uns während des Unterrichts einen französischen Vornahmen bekommt. Unter diesem Namen müssen wir uns gegenseitig ansprechen. Mir hatte sie Arthur zugewiesen. Die anderen Schüler lachten immer, wenn sie mich unter diesem Namen aufruft. In meinem Zimmer, direkt gegenüber vom Bett, sind das Waschbecken und darüber eine Ablage. Erst mal Zähne putzen. Oh man, der Zahnbecher steht wieder links. Ich habe den doch gestern rechts neben den Kamm gestellt. Ich kann es nicht leiden, dass der Becher am falschen Ort steht. Muss meiner Mutter das noch mal sagen. Ich müsste eigentlich die Haare wieder waschen. Aber heute nicht. Kämmen reicht erst mal. Es dauert schon lange genug die schulterlangen Haare zu kämmen. Meine Hose, Strümpfe und das frische Hemd liegen genau da, wo sie auch sein sollten; über dem Schreibtischstuhl. Gut. Ich muss mich jetzt beeilen. Um 7.10 Uhr geht der Bus. Und ich muss noch frühstücken.
6 Ich zucke mit meinem Kopf ruckartig nach oben. Mit öff, öff und fu, fu, gehe ich die Treppe runder Richtung Küche. Meine Mutter hat schon ein Geleebrot geschmiert und der Kaffee steht auch schon auf dem Tisch. Den Ranzen hatte ich schon gestern Nachmittag, nach den Hausaufgaben, gepackt. Punkt 7.00 Uhr verlasse ich unser altes Haus. Ich muss jetzt schneller laufen. Die Straße runter zur Hauptstraße und dann Richtung Bahnhof. Der Bus wartet nicht. Ich fange an zu schwitzen. Wenn ich zu spät komme, ist er weg. Mein Vater ist bereits auf der Arbeit. Er hat unser Auto mit. Wenn ich den Bus verpasse, muss ich sehen, dass ich den nächsten bekomme. Aber dann habe ich in Stockheim wahrscheinlich keinen direkten Anschluss zur Bahn nach Nidda. Ich weiß auch gar nicht welchen Bus ich dann nehmen müsste. Ich kenne mich mit den Verbindungen nicht so richtig aus. Oh man, ich hasse es so alleine zu sein. Und überhaupt bekomme ich Angst, wenn ich von meinem Zuhause weg bin und mich nicht mehr zu Recht finde. Immer diese möglichen Veränderungen. Ich hasse Veränderungen. Alles Neue und Ungewohnte macht mir Angst. Fu, fu, fu, mmmmmmh. Endlich an der Bushaltestelle angekommen. Der Bus ist noch nicht da. Puh, vor lauter Erleichterung zische ich nochmals laut. Erschrocken sehe ich mich heimlich um. Nur eine ältere Frau steht einige Meter links von mir.
7 Die hat nichts mitbekommen. Drei weitere Mitschüler aus meinem Dorf kommen gerade anmarschiert. Gabi, Michael und Torsten. Die schaffen es immer wieder, genau mit dem Bus einzutreffen. Und, ja richtig, der Bus kommt gerade um die Kurve auf uns zugefahren. Und wieder total überfüllt. Wir müssen stehen. Das kenne ich schon. Selters ist die letzte Ortschaft vor Stockheim, dem Endziel des Busses. Wenigstens hat er heute keine Verspätung. Das ist immer so ein Problem. Man muss dann immer vom Bus zum Anschlusszug hetzen. Der wartet nämlich nicht. Da hetzt man dann durch die Unterführung am Bahnhof zu dem richtigen Gleis. Es ist schon geschehen, dass der Zug dann auch noch an einem anderen Gleis gestanden hat. Und ich natürlich am falschen Gleis. Ich habe immer Angst in den falschen Zug zu steigen und nicht mehr nach Hause zu kommen. Aber dieses Mal war alles klar. Außerdem waren da ja noch Gabi, Michael und Torsten. Der Anschlusszug in Stockheim wartete, wie meistens, an Gleis 3. Als wir aus der Unterführung kamen, stand der Schaffner wie immer am letzten Waggon. Hier stiegen wir ein und liefen durch, bis zum ersten Waggon. Der Zug hielt genau mit dem ersten Waggon in Nidda an der Treppe zur Unterführung Richtung Ausgang. Da brauchten wir nicht so weit zu laufen.
8 Nach zwei Haltestellen kamen wir um 7.50 Uhr in Nidda an. Der Zug war ziemlich voll mit Schülern aus allen möglichen Ortschaften. Von der 5. Klasse bis zur 11. Klasse war alles vertreten. Als wir aus der Bahnhofshalle traten und in Richtung Gymnasium liefen, wälzte sich bereits eine Menschenmasse durch die Hauptstraße von Nidda. Es müssen Hunderte und Aberhunderte von Schülern sein, die jetzt hier einfallen. Und ich mitten drin. Um 8.15 Uhr beginnt die erste Schulstunde. Der Weg führte noch etwa 4 Kilometer quer durch die Stadt. Man musste da schon zügig gehen, um rechtzeitig anzukommen. Michael war letztes Jahr auf die Realschule gewechselt. Er ging, als wir den Marktplatz erreichten, einen anderen Weg weiter. Die Realschule lag etwas Abseits vom Gymnasium. Über den Marktplatz, vorbei an kleinen Geschäften, durch das Tor einer alten Festungsmauer und dann noch 500 Meter. Es wurde langsam eng mit der Zeit. Heute Mittag, nach Schulschluss, wollte ich mir bei dem Fotogeschäft an der Ecke die Auslagen im Schaufenster genauer ansehen. Ich habe vor kurzem eine Super 8 Filmkamera geschenkt bekommen. Und hier gab es eine ganze Menge von Zubehör. Von Filmbetrachter über Schneidemaschinen zu Überblendungsfolien und vieles mehr. Auch fertige Filme zum Kauf wurden angeboten.
9 8.10 Uhr, ich ging gerade durch die Eingangstür des rechten Flügels in Richtung Klassenzimmer der 7b. Wir hatten zuerst zwei Stunden Mathe, dann zwei Stunden Franz. Für Franz waren als Hausaufgabe Vokabeln zu lernen. Ich hasse Vokabeln. Mit der Grammatik hatte ich keine großen Probleme. Auch in Englisch nicht. Aber Vokabel lernen, das werde ich wohl nie richtig können. Ich tat mich hier immer sehr schwer. Ich hatte gerade meinen Ranzen vom Rücken geschnallt und wollte mich an meinen Tisch setzen, als bereits der Lehrer den Raum betrat. Neben mir am Tisch saß Udo. Den konnte ich überhaupt nicht leiden. Er hatte sich am Anfang des Schuljahres einfach neben mich gesetzt. Er hatte ein richtiges Schlägergesicht. Und so benahm er sich auch. Immer nur auf Ärger aus. Hänseln war seine Lieblingsbeschäftigung. Als ich mich hinsetzten wollte, zog er mir den Stuhl weg. Blödmann, sage ich und ziehe den Stuhl zu mir. Sag das noch mal, sag das nur noch mal, gab er zurück und schlug mir auf den rechten Arm. Du Arschloch. Das war zu laut. Der Lehrer schaut in meine Richtung. Was ist denn schon wieder los, da hinten? Ich sage nichts und hole meine Hefte und das Mathebuch aus dem Ranzen. Udo schaut mich richtiggehend schadenfroh an. Neben ihm zu sitzen, ekelte mich an. Er hat überall Schorf und kleine
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