Spiritualität in den Gesundheitsberufen

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1 Spiritualität in den Gesundheitsberufen Ein praxisorientierter Leitfaden Bearbeitet von Prof. Dr. Harold G. Koenig, René Hefti 1. Auflage Taschenbuch. 234 S. Paperback ISBN Format (B x L): 15,5 x 23,2 cm Gewicht: 409 g Weitere Fachgebiete > Medizin > Human-Medizin, Gesundheitswesen > Medizin, Gesundheitswesen allgemein schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

2 Die vorliegende Übersetzung des Buches Spirituality in Patient Care von Prof. Harold G. Koenig soll ein Beitrag und eine praktische Hilfestellung sein im Umgang mit Religiosität und Spiritualität in den Gesundheitsberufen. Spiritual Care etabliert sich zunehmend als neuer Behandlungsansatz in verschiedenen medizinischen Fachgebieten, nachdem die spirituellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten in der wissenschaftlichen Medizin lange unberücksichtigt blieben. Prof. Harold G. Koenig ist einer der führenden Vertreter der Religion and Health -Forschung in den USA. Er ist ordentlicher Professor für Psychiatrie und Verhaltensmedizin an der Duke University in Durham, North Carolina, USA. Das Medizinstudium absolvierte er an der Stanford University sowie an der University of California. Zudem ist Prof. Koenig Direktor des Center for Spirituality, Theology and Health am Duke University Medical Center und hat über 300 wissenschaftliche Artikel und über 40 Bücher publiziert. Er ist regelmäßiger Gast in nationalen und internationalen Radio- und TV-Programmen und hat eine weltweite Vortrags- und Lehrtätigkeit. An dieser Stelle möchte ich Prof. Koenig (und der Templeton Foundation) für die Bereitschaft danken, dieses Buch für die deutsche Übersetzung freizugeben. Ich danke auch dem Kohlhammer Verlag, insbesondere Dr. Ruprecht Poensgen, für das Engagement in der Realisierung der vorliegenden deutschen Fassung des Buches. Und nicht zuletzt danke ich den beiden Übersetzern Christoph Witzig und Henriette L. Ludwig für die engagierte und professionelle Übersetzungsarbeit und das konstruktive Zusammenwirken hinsichtlich der fachlichen Bearbeitung der Texte. Das vorliegende Buch ist eine Zusammenfassung und praktische Anwendung der empirisch fundierten Erkenntnisse aus der Religion and Health -Forschung der letzten 30 Jahre. Dabei geht es nicht um eine unkritische Vermischung von Spiritualität und wissenschaftlicher 5

3 Medizin, sondern um eine differenzierte Verhältnisbestimmung, die auch die problematischen Seiten der Religiosität und ihrer Integration in die Gesundheitsdisziplinen im Blick hat. Es geht auch nicht um eine Vermischung der Berufsbilder und ihrer Zuständigkeitsbereiche, sondern um eine gemeinsame Sorge um den kranken Menschen unter Einbezug seiner spirituellen Bedürfnisse und religiösen Bezüge, also um einen wirklich ganzheitlichen Behandlungsansatz, eine Medizin der ganzen Person (Paul Tournier). Der von Prof. Koenig dargestellte Behandlungsansatz integriert im Sinne eines erweiterten biopsychosozialen Modells (Hefti 2010, 2009, 1989) die spirituelle Dimension in die Patientenbehandlung. In der Praxis geht es um eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Gesundheitsberufe, zu denen unter ganzheitlicher Perspektive auch die Seelsorge oder andere Formen der spirituellen Begleitung gehören. Solche Spiritual Care-Modelle, wie sie sich z.b. in der Palliativmedizin etabliert haben, machen deutlich, dass die spirituellen Bedürfnisse der Patienten nicht alleine durch die Seelsorge abgedeckt werden können, sondern dass sie eine gemeinsame Aufgabe des gesamten Behandlungsteams darstellen. Prof. Koenig beschreibt in den folgenden Kapiteln Rolle und Verantwortlichkeiten der einzelnen Fachdisziplinen hinsichtlich der Integration von Religiosität und Spiritualität in die Patientenbehandlung sehr präzise und praxisnah. Das scheint mir eine der Stärken dieses Buches zu sein. Natürlich ist zu berücksichtigen, dass es zwischen den Verhältnissen in den USA und in Europa Unterschiede gibt. Dazu möchte ich im Folgenden zwei Punkte herausgreifen: 1. Die religiöse Landschaft: Während gemäß einer Gallup-Umfrage für 57 % der Amerikaner der Glaube wichtig ist, sind es in Deutschland lediglich 20 % (Statistisches Bundesamt). Der wöchentliche Gottesdienstbesuch in Deutschland liegt in der katholischen Kirche bei 15 % und in der evangelischen Kirche bei 4 %. Eine Erhebung im Rahmen der EURODEP-Studie (Braam 2001) zeigte die Prozentwerte für wöchentlichen Gottesdienstbesuch in anderen europäischen Ländern: Holland 35 %, Finnland 6 %, Irland 82 % und England 22 %. Im Vergleich dazu gehen in den USA 44 % der Bevölkerung mindestens wöchentlich in die Kirche (oder eine religiöse Gemeinschaft). Unterschiede in der religiösen Landschaft zeigen sich auch 6

4 in Kapitel 11 dieses Buches, wo die in den USA vorherrschenden Denominationen dargestellt werden. 2. Das Gesundheitswesen: Dieses ist in den USA anders organisiert. Ein wichtiger Unterschied ist die in Europa für jeden Bürger weitgehend vorherrschende gesetzliche Pflicht, sich bei einer Krankenkasse zu versichern. Damit sind auch bei finanziell und sozial schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen alle medizinischen Grundleistungen abgedeckt. Ein weiterer Unterschied besteht in der gesetzlichen Bestimmung der Krankenhäuser in den USA, bei ihren Patienten eine spirituelle Anamnese durchzuführen. Diese Verpflichtung wird den Kliniken von der Joint Commission for the Accreditation of Hospital Organizations (JCAHO) vorgegeben. Bei uns gibt es keine gesetzliche Vorgabe, die das Erheben einer spirituellen Anamnese vorschreibt. Deshalb muss die Initiative zum Erfassen der spirituellen Bedürfnisse aus der Überzeugung erwachsen, dass die spirituelle Dimension für die Patienten und ihre Behandlung relevant ist. Auch dazu kann dieses Buch einen Beitrag leisten. Erfreulicherweise lässt sich für die Gesundheitswissenschaften in Europa eine wachsende Bereitschaft beobachten, spirituelle Aspekte in der Patientenbehandlung wahrzunehmen und sich diesen gegenüber zu öffnen. Davon zeugen eine zunehmende Anzahl wissenschaftlicher Publikationen, akademischer Kongresse und Arbeitsgruppen sowie klinischer Behandlungsansätze. Als Beispiele nenne ich exemplarisch den Lehrstuhl für Spiritual Care an der LMU-München, die Professur für Lebensqualität, Spiritualität und Coping an der Universität Witten/Herdecke, die neu erschienene Zeitschrift für Spiritual Care (Kohlhammer Verlag), die regelmäßigen Aktivitäten des Forschungsinstituts für Spiritualität und Gesundheit (Forschungsworkshops, Europäische Kongresse) und die Verbreitung achtsamkeitsbasierter Therapien. Nun wünsche ich Ihnen beim Lesen und Durcharbeiten dieses Buches wertvolle Erkenntnisse und reichen Gewinn für die Arbeit mit Ihren Patientinnen und Patienten. René Hefti Chefarzt Psychosomatik Klinik SGM Langenthal Leiter Forschungsinstitut für Spiritualität und Gesundheit 7

5 Literatur Braam A W (2001) Religion as a cross-cultural determinant of depression in elderly Europeans; results from the EURODEP collaboration. Psychological Medicine 31, Hefti R (2010) Spiritualität die vierte Dimension oder der vergessene Faktor im biopsychosozialen Modell. Primary Care,10, Hefti R (2009) Integrating spiritual issues into therapy. In: Huguelet P, Koenig HG (Hrsg.) Religion and spirituality in psychiatry what clinicians need to know. New York: Cambridge University Press. S Hefti R (1989) Psychosomatische Medizin auf biblischer Basis. Eine Tonbildschau-Dissertation unter Leitung von Prof. Dr. med. F. Nager, eingereicht an der Universität Zürich. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Datenreport Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung,