Zeitzeugenprojekt. Christina erzählte, sie sei seit dem Anfang des Kriegs ein anderer Mensch geworden. Sie sagte: Es ist ein Leben wie in einem Käfig.
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- Moritz Ritter
- vor 5 Jahren
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1 Zeitzeugenprojekt Am 13.September 2011 war die Zeitzeugin Christina bei uns, sie ist zu uns gekommen, weil sie uns von früher erzählen wollte. Als sie uns ihre Geschichte erzählte, gliederte sie alles in 3 Abschnitte: 1.Erzählung von der Gesamtsituation und dem jüdischen Ghetto 2.Die Situation in der Familie 3.Die Abwasserkanalisation Christina stammt aus Polen, sie und ihre Familie wohnten in Warschau. Heute ist sie im Alter unserer Großeltern, damals aber, als der Krieg ausbrach, war sie gerade mal 7 Jahre jung.ihre Familie war jüdisch, sie hielten sich an alle Feiertage und Vorsätze.Christina hatte 6 Brüder und 1 Schwester, sie war von allen Geschwistern die Jüngste gewesen.ihr Vater war Tischler und ihre Mutter war Hausfrau. Alles fing im September an, als die jüdischen Kinder die Schule nicht mehr besuchen durften. Als der Krieg begann, wurde in Warschau eine hohe und stabile Mauer errichtet, die Juden wurden innerhalb der Mauer gesperrt und durften diese nicht mehr verlassen.in dieser Zone, in der die Juden nun leben mussten, nennt man Ghetto. Christina erzählte, sie sei seit dem Anfang des Kriegs ein anderer Mensch geworden. Sie sagte: Es ist ein Leben wie in einem Käfig.
2 Außerdem herrschten schwere Bedingungen, sie hatten wenig Essen und Trinken. Unzählige Kinder mussten hungern, einige gingen auf die Straße und standen sich die Beine in den Bauch für ein Stück Brot.Christina selbst musste nicht betteln gehen, da ihre großen Geschwister sich um sie kümmerten und für alle genug Essen da war. Alle Juden, die im Ghetto lebten, wurden gezwungen sich mit einem Davidstern am Arm zu kennzeichnen, wer ohne dieser Armbinde erwischt wurde, wurde geschlagen, gedemütigt und angespuckt, im schlimmsten Falle sogar tot- geprügelt. Am Anfang war es möglich das Ghetto in Gruppen zu verlassen, aber nur wer seinen Davidstern am Arm trug, durfte nach draußen. Draußen wurden die Juden von den Deutschen erniedrigt, wo es nur ging.kam ein Jude die Straße entlang und ein Deutscher kam ihm entgegen, musste der Jude den Hut ziehen und ihn grüßen.die Deutschen waren der Herren und die Juden die Sklaven. Ältere Juden trugen aufgrund ihres Glaubens lange Bärte, einige Deutsche, die Juden auf der Straße sahen, schnitten ihnen die Bärte ab. Es war eine schreckliche Zeit. Das Leiden für die Juden dauerte 4 ½ Jahre, die Erniedrigungen wurden immer schlimmer.dann wurde ein Vernichtungslager errichtet, es nannte sich Treblinka, der einzige Zweck des Erbauens war, um Menschen zu quälen und zu töten. Jeden Tag deportierten die Deutschen eine bestimmte Anzahl von Juden in dieses Lager, ihnen wurde erzählt, sie müssen auf Arbeit.Anfangs glaubten die Juden das auch und gingen freiwillig nach Treblinka. Als sich aber herausstellte, dass es ein Vernichtungslager ist, wollte keiner mehr freiwillig gehen und die Deutschen durchsuchten die Wohnungen der Juden und sie wurden mit Gewalt deportiert. Die meisten wollten sich verstecken und ließen sich die wahnsinnigsten Sachen durch den Kopf gehen. Meine Familie hatte ebenfalls eine Möglichkeit gefunden unterzutauchen, sagte Christina. Sie hatten einen Lüftungsschacht und davor einen Schrank gezogen, so konnten sie sich, ohne bemerkt zu werden, in dem Schacht verstecken und konnten der Deportation aus dem Weg gehen.christina hat extra für uns ein paar Simulationsbilder erstellen lassen.
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4 In diesem Schacht, in dem sie sich sogar einmal verstecken mussten, waren Trittsprossen, auf die sie sich setzten. Doch eines Tages stellten sie fest, dass diese Alternative, sich zu verstecken, einfach nicht sicher genug war.die ganze Familie konnte sich nicht in diesem Schacht verstecken, die 2 Brüder hatten schon Kinder und weil diese sich nicht mit verstecken konnten, blieben die Brüder mit draußen und wurden gefunden und von der Gestapo mitgenommen.christinas Vater und die anderen Brüder bauten unter ihrem Haus einen Bunker, das bemerkte so schnell keiner, da die Klappe nicht zu sehen war.
5 - Januar 1943=Bunker fertig gebaut Der Bunker war genauso aufgebaut wie oben auf dem Bild.Sie hatten eine Schlafkammer und ein Vorratsraum für die wenige, kaum ausreichende Nahrung, die sie besaßen.das wichtigste aber, was der Bunker hatte, war eine Verbindung zum Abwasserkanal.Die Familie blieb nun, um nicht entdeckt zu werden, 9 Monate in diesem Bunker.Sie konnten ihre Kleidung nicht waschen. Wir lebten da unten wie die Ratten. Am 19. April 1943 kam der Ghettoaufstand, es wurden unzählige Juden getötet. Wenn sterben - dann nur im Kampf hatten die anderen als letzte Worte von sich gegeben. Als der Aufstand vorbei war, brannten die Deutschen das Ghetto ab, Menschen die noch drin waren, verbrannten jämmerlich. Durch den Brand stürzte die Essenskammer im Bunker ein.
6 Die Familie flüchtete in die Schlafkammer, dort war es aber, dadurch das ringsherum alles in Flammen stand, heiß. Ich fühlte mich wie in einem Ofen eingeschlossen, sagte Christina.Sie gingen in den Abwasserkanal. Ein unangenehmer Gestank kam uns entgegen, aber es war angenehm kühl, weil es uns hier besser erging als in diesem Ofen blieben wir im Abwasserkanal. Christina erzählte uns nicht nur von dem Müll und Kot, der im Wasser schwamm, es sollen außerdem Leichen und Ratten durchs Abwasser geschwommen sein.sie hörten davon, dass es einen Gullideckel geben sollte, an dem sie raus und auf die arische Seite außerhalb des Ghettos kommen können.sie versuchten, dorthin zu gehen.als sie da waren, schrieben sie einen Zettel: SOS.HOLT UNS HIER RAUS und sie bekamen tatsächlich eine Antwort: HEUT NACHT HOLEN WIR EUCH AB! Sie saßen nun 12 Stunden und warteten schon, aber sie waren sich sicher, dass sie es auch noch bis die darauffolgende Nacht schaffen würden. Nachts kam es zu dem schrecklichen Zwischenfall, dass auf einmal die Polizei alles mitbekommen hatte und nun alle Gullideckel in der Umgebung zuschweißen ließ. Christinas Familie bekam entgegengeschrien, sie sollen zum nächsten Gullideckel gehen, von dort würden sie sicher rauskommen. Der Bruder von Christina ist beim Überfall durch die Polizei geschnappt worden. Nur noch ihre Eltern, ihr Schwägerin, ihr Bruder, ihre Schwester und Christina selbst waren hier.die Mutter hatte gesagt: Holt Hilfe, wir werden es sicher schaffen. Sie versuchten, was sie konnten.die Schwester blieb bei den Eltern.Die 3 kamen, in einen viel größeren, als bis jetzt alle anderen Kanäle waren, an.andere Juden waren auch da. Wir waren erhört und gerettet worden. Die Juden trugen Christina und die anderen auf die Straße und brachten sie in ein verfallenes Haus.
7 Die 3 wurden in Kartoffelsäcke gesteckt und auf einen Pferdetransport geladen, von dort aus fuhren sie durch ganz Warschau. Es war ein unglaubliches Gefühl, aber doch fühlte ich mich nicht wohl, da ich genau wusste, dass wir noch nicht 100% in Sicherheit sind.(zu dem Zeitpunkt war Christina 11 Jahre alt). Sie brachten sie an einen anderen Ort, wo sich Ärzte um die 3 kümmerten. Der Bruder starb jedoch kurze Zeit später an einer Blutvergiftung.Er hatte anscheinend von dem dreckigen Wasser aus der Kanalisation getrunken.ihre Schwägerin und Christina selbst erlebten nun im August 1944 den Warschauer Aufstand mit. Ganz Warschau brannte, ich kann mich noch gut erinnern, die Menschen schrien, wir hatten große Angst. Ich war mir sicher gewesen, dass es mitunter keine schöner Zeit ist, die ich gerade erlebe, aber dass das der schrecklichste Moment in meinem Leben war. Kurze Zeit später wurden sie in ein Lager gebracht.sie entkamen ganz knapp einer Selektion. An diesem Ort, wo sie waren, gab es ein Kinderheim, was von polnischen Nonnen geführt wurde. Die Nonnen nahmen Christina auf, so blieb sie am Leben. Als der Krieg vorbei war, machte sie ihr Abitur, was ihr sehr schwer fiel, da sie keinerlei Familie mehr hatte, denn wo der Rest der Familie geblieben ist, weiß bis heute keiner. Sie war allein und hatte nichts mehr, außer ihr Leben, um das sie sehr dankbar ist. Quelle: Bilder: die Bilder sind von einer CD, die uns Christina mitbrachte, um uns einige Einblicke zu geben. Danke an Nadine Oehme, die das so toll aufbereitet hat!!!!!!!! Ich bedanke mich zudem bei allen Zeitzeugen und glaube, dass unsere Schüler das für ihr ganzes Leben behalten! Thomas Keilhack, Geschichtslehrer
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