Naturnahes Stadtgrün - Bedeutung für Mensch und Natur
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- Julius Roth
- vor 5 Jahren
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1 Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen Naturnahes Stadtgrün - Bedeutung für Mensch und Natur Florian Mayer Fachgebiet Landschaftsplanung, räumliche Planung, Siedlungsbereich Bundesamt für Naturschutz Fachkongress Stadtgrün naturnah Wege zu mehr Natur in der Stadt am in Frankfurt / M. Foto: Jens Schiller
2 Gliederung Stadtnatur was ist darunter zu verstehen? Biologische Vielfalt in der Stadt Ausgewählte Funktionen und Leistungen von Stadtnatur Bedeutung eines Labels StadtGrün naturnah aus Bundessicht Fördermöglichkeiten von Kommunen Ausblick 2
3 Was gehört zur Stadtnatur? 4 Arten von Natur Natur der 1. Art: alte Wildnis Reste der ursprünglichen Naturlandschaft Foto: Thomas Arndt Foto: Ulrichstill Natur der 2. Art: traditionelle Kulturlandschaft Ehemals land- und forstwirtschaftliche Flächen Natur der 3. Art: Gärtnerisch gestaltete Natur Parkanlagen, Gärten und Grünflächen Foto: Thomas Arndt Natur der 4. Art: städtische Wildnis urban industrielle Natur, Spontanvegetation, Brachenvegetation Foto: Jan Ladiges
4 Biologische Vielfalt im urbanen Raum: Gefährdung Gefährdungssituation der biologischen Vielfalt Indikator Artenvielfalt im Siedlungsbereich Gefäßpflanzen (BfN 1996) 28,4 % bestandsgefährdet (0,1,2, 3, G) 1,6 % ausgestorben oder verschollen Tierarten (BfN 1998) 38 % bestandsgefährdet (0,1, 2, 3, G) 3 % ausgestorben oder verschollen Lebensräume (BfN 2006) 72,5 % gefährdet Deutschland erreicht mit diesen Gefährdungsraten mit die höchsten Werte in Europa! Betrachtete Vogelarten: Dohle, Gartenrotschwanz, Girlitz, Grünspecht, Hausrotschwanz, Haussperling, Mauersegler, Mehlschwalbe, Rauchschwalbe, Wendehals Quelle: BMUB (2015) Indikatorenbericht 2014 zur NBS
5 Biologische Vielfalt im urbanen Raum: Potenziale Je besser eine Stadt durchgrünt ist, um so höher ist der Anteil: einheimischer Arten von Arten mit besonderen Habitatansprüchen Relevante Qualitäten von Grünflächen Größe Kontinuität (Reste der Naturlandschaft, anhaltender Kultureinfluss) Besondere Standorte (geringe Störung, Vielfalt an Strukturen, besondere Böden) Vernetzung (Fließgewässer, Bahnanlagen, Grünzüge)
6 Bedeutung von Stadtnatur für die Menschen Am häufigsten aufgesuchte Orte in der Natur Offene Frage, 10 häufigste Nennungen, Mehrfachnennungen möglich. (Quelle: Naturbewusstseinsstudie, BfN 2010) Urbane Grün- und Freiflächen Foto: DSHS; Klos, G. & Schmidt, A. Förderung physischer Gesundheit Foto: Andreas Huth Foto: Alice Kube Foto: Stadt Frankfurt Förderung des psychischen Wohlbefindens Minderung Umwelteinflüsse Förderung der sozialen Identifikation
7 Naturschutz und Gesundheit Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Gründe für den Schutz der Natur? (3 Nennungen möglich) Quelle: BMU & BfN (2010): Naturbewusstsein 2009
8 Naturschutz und Gesundheitsvorsorge in der Stadt Stadtnatur Förderung der physischen Gesundheit Verbesserung kardio- und zerebrovaskulärer Krankheiten Reduktion Adipositas, Diabetes und anderer nichtübertragbarer Krankheiten Förderung Kindergesundheit/ Entwicklung durch Naturerlebnisse Naturaufenthalte können evtl. sedentary lifestyle ausgleichen Foto: Andreas Huth Förderung des psychischen Wohlbefindens Natur hat stabilisierende und beruhigende Wirkung Reduktion Stress, Erschöpfung, Ängste, Depression Förderung der emotionalen, kognitiven und wertbezogenen Entwicklung Förderung der environmental identity Förderung des spirituellen Wohlbefindens Foto: Alice Schröder Minderung von Umwelteinflüssen Klimaregulation: Minderung Hitzeinsel-Effekt der Städte, Erhöhung der Luftfeuchte, Abschwächung der Windgeschwindigkeit Luftreinhaltung: Filterung von Stäuben, Feinstäuben und gasförmigen Schadstoffen Lärmreduktion Wasserhaushaltsregulation Foto: Stadt Frankfurt Förderung der sozialen Identifikation Kontakt in Grünräumen fördert sozialen Zusammenhalt Verminderung von Aggressionen Unterstützung sense of place und sense of community Verbesserung der sozialen Interaktion und Kommunikationsfähigkeit Natur kann Sicherheit schaffen Quelle: eig. Darstellung nach Rittel et al. 2014: Grün, natürlich, gesund
9 Natur erleben / Natur erfahren Naturerfahrung in der Kindheit wichtig für kognitive, motorische und soziale Entwicklung von Kindern Naturerfahrungsräume in Städten: große wilde Freiräume für Kinder und Jugendliche zum Toben und Spielen, die sie eigenständig aufsuchen und ohne vorgegebene Spielelemente nutzen können Foto: Torsten Wilke Foto: Alice Schröder Foto: Thomas Arndt
10 Ökosystemleistungen urbaner Landschaften Versorgungsleistungen Regulationsleistungen Kulturelle Leistungen Ernährung Trinkwasser Genetische Ressourcen Luftreinhaltung Klimaregulation Wasserhaushaltsregulation Schutz vor natürlichen Extremereignissen Ästhetische Werte Erholung Bildungsleistung Identifikation Kulturelles Erbe Foto: Alice Schröder Foto: Alice Schröder Foto: Andreas Huth Basisdienstleistungen Bodenbildung; Nährstoffkreisläufe; Primärproduktion Quelle: Ökosystemare Dienstleistungen (MEA 2003: 57; NEßHÖVER et al. 2007: 263).
11 Urbane Ökosystemleistungen - weniger Kosten Klimaregulation: Abmilderung des städtischen Wärmeinsel- Effekts Reduzierung der Gesundheitskosten Eine Untersuchung in Berlin hat einen Anstieg der Sterblichkeit um 67% während des Sommers 1994 nachgewiesen (Quelle: Gabriel & Endlicher 2006) Filtern von Staub und anderen Schwebeteilchen: Reduzierung der Kosten für Maßnahmen zur Bekämpfung von Luftverschmutzung Eine Studie über die Filterkapazitäten von Straßenbäumen in Karlsruhe, zeigte dass ein einzelner Straßenbaum 11% der PM 10 Verkehrsemissionen filtern konnte. (Quelle: Langner 2006) Wasserreinigung Reduzierung der Abwasserreinigungskosten Wohnungsnahe Erholung Reduzierung der Reisekosten und Vermeidung von Verkehrsstaus Foto: Andreas Huth
12 und höhere Attraktivität Menschen zahlen gerne mehr für eine grüne Stadtumwelt mit der Möglichkeit für Erholung und Freizeitaktivitäten Grundstückswert je m (Quelle: Gruehn 2008) 271 < 400m > 400m Distanz zum nächsten Park Die Nähe zu Grünflächen bestimmt bis zu 36,7 % des Grundstückswertes in dicht bewohnten Stadtgebieten attraktive städtische Umwelten sind wichtige Faktoren für private Investitionen Internationalität der Region Image der Region Attraktivität Bedeutungszuschreibung Zufriedenheit Schulen und Kitas Überregionale Erreichbarkeit Intraregionale Erreichbarkeit Wohnumfeld Standortentscheidungen Landkreis Bodensee Arbeitsmarkt Weiterführende Schulen und Universitäten Kulturangebote Weiterbildungsmöglichkeiten in der Region (Quelle: Scherer 2012)
13 Naturschutz in der Stadt: Bundesnaturschutzgesetz 1 Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege: Schutz und Entwicklung von Natur und Landschaft als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch im Siedlungsbereich Schutz und Zugang zu Flächen für die Erholung vor allem im besiedelten und siedlungsnahen Bereich Vorrang der Innenentwicklung vor der Inanspruchnahme von Freiflächen im Außenbereich sofern die Flächen nicht für Grünflächen vorgesehen sind Erhalt und Schaffung von Freiräumen im besiedelten und siedlungsnahen Bereich Collage: Alice Schröder
14 Label StadtGrün naturnah Förderung eines Bewusstseins für ein ökologisches Grünflächenmanagement (über die Einzelfläche hinaus) Würdigung der Anstrengungen einzelner Kommunen Labeling-Projekt im Weißbuch verankert BfN-Projekt Urbane Wälder, Leipzig Bürgergarten Helle Oase Berlin, Preisträger Deutscher Naturschutzpreis 2012
15 Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt und Naturschutzoffensive 2020 Vision für urbane Landschaften Unsere Städte weisen eine hohe Lebensqualität für die Menschen auf und bieten vielen, auch seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Vielfältiges Grün verbessert Luftqualität und Stadtklima. Es bietet umfassende Möglichkeiten für Erholung, Spiel und Naturerleben für Jung und Alt. GRÜN IN DER STADT ERLEBEN Zuhause mit Natur Bekanntschaft machen Grün in der Stadt im Rahmen der Städtebauförderung stärken Kommunen bei der Erhaltung der lokalen biologischen Vielfalt unterstützen mehr Mittel für die UN-Dekade Biologische Vielfalt Akteursbündnis Kulturelle und religiöse Vielfalt und Naturschutz
16 Bundesprogramm biologische Vielfalt Informationen unter: bundesprogramm Anfang 2011 als unbefristetes Förderprogramm zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) aufgesetzt Fortführung im Koalitionsvertrag 2018 beschlossen Programmaufwuchs: Erhöhung des Fördervolumens von jährlich 15 Mio. auf 20 Mio. in 2017 (Budget 2018 noch offen) 4 Förderschwerpunkte (Verantwortungsarten, Hotspots der biologischen Vielfalt, Ökosystemdienstleistungen, Weitere Maßnahmen von besonderer repräsentativer Bedeutung) Projekte sollen die Ziele der NBS hervorragend und beispielhaft umsetzen und Impulse setzen Weitere Anforderungen: Wichtig: Bundesinteresse! Förderdauer max. 6 Jahre Förderquote max. 75% 2-stufiges Antragsverfahren (Skizze / Antrag) Innovative Ideen und Konzepte (best-practice) entwickeln Multiplikatorwirkung entfalten Gesellschaftliches Bewusstsein stärken Kooperation von Akteuren fördern Schutz und nachhaltige Nutzung verbinden
17 Fazit: Warum sollten wir Stadtnatur überhaupt schützen? Schutz und nachhaltige Nutzung der Stadtnatur ist mit zahlreichen Vorteilen und Synergien für die Kommunen verbunden: Leistungen von Stadtnatur Erhalt der Biodiversität Klimaschutz, Anpassung Klimawandel Reduzierung Flächeninanspruchnahme Lebensqualität, Erholung Naturerfahrung und Umweltbildung Entscheidend für den Erfolg des Naturschutzes im urbanen Raum ist die Verknüpfung von ökologischen und sozialen Belangen Kommunen mit ihren Bürgerinnen und Bürgern sind wichtige Akteure des Stadtnaturschutzes
18 Fazit: Herausforderungen für die Stadtnatur Bauliche Nachverdichtung und grüne Innenentwicklung - Doppelte Innenentwicklung Biologische Vielfalt erhalten und fördern, Erleben Schaffung gesundheitsförderlicher Stadtlandschaften mit Hilfe von Grünstrukturen Multifunktionale Grünstrukturen vernetzen Vielfalt an Ökosystemleistungen Wert von Grüner Infrastruktur erkennen und fördern Beiträge von Naturschutz und Landschaftspflege für die Stadtentwicklung erkennen und nutzen förderliche Rahmenbedingungen für Kommunen auf Bundesebene weiterentwickeln bzw. schaffen
19 Ausblick Koalitionsvertrag 2018: Bekenntnis zur Nationalen Strategie für Biologische Vielfalt Masterplan für Stadtnatur / Umsetzung des Weißbuches Kompensationsverordnung für Bundesvorhaben Eingriffsregelung in der Bauleitplanung (?) Verstetigung des Bundesprogramm Biologische Vielfalt Städtebauförderung und Biologische Vielfalt
20 Eine Zukunftsaufgabe in guten Händen Naturnahes Stadtgrün - Bedeutung für Mensch und Natur Florian Mayer Bundesamt für Naturschutz Mit Dank an Alice Schröder und Kerstin Klewer (DLR). Foto: Jens Schiller
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