Kunst sehen, machen und allen zeigen!
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- Christoph Kästner
- vor 8 Jahren
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1 Förderung der kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderung Kunst sehen, machen und allen zeigen! - Ein Angebot der Kulturloge Berlin von Elisa Canducci -...eine Woche später SUPER!! Ausstellung Elisa Canducc i Kulturloge Berlin
2 1. Die Kulturloge Berlin Die Kulturloge Berlin hat es sich seit ihrer Gründung 2010 zur Aufgabe gemacht, die Teilhabe von Menschen mit geringem Einkommen am kulturellen Leben der Stadt zu fördern. Nach dem Tafelprinzip vermittelt der gemeinnützige Verein kostenlos Theater-, Konzert- und Museumskarten, die die Veranstalter nicht verkaufen können und den Kulturlogen-Gästen zur Verfügung stellen. Die Vermittlung erfolgt über persönliche Telefongespräche durch freiwillige Mitarbeiter_innen. Im Jahr 2012 wurden mit der Pilot-Initiative Kultur für alle - Kulturelle Inklusion! Menschen mit Behinderung über besondere Veranstaltungen und Aktivitäten dazu eingeladen, Gäste der Kulturloge zu werden. Als Kulturlogen-Gäste haben sie die Möglichkeit, selbständig oder in kleinen Gruppen Kulturveranstaltungen nach ihrer Wahl zu besuchen. Elisa Canducci lebt und arbeitet seit 2007 als freischaffende Künstlerin in Berlin. Nach ihrem Studium an der Akademie der Künste in Bologna, begann sie 2002 ihre künstlerische Laufbahn und stellte ihre Werke in Italien und im Ausland aus erhielt sie einen Master in Interaction Design an der Domus Academy in Mailand und begann im folgenden Jahr im Bereich Web-und Grafik-Design in Berlin zu arbeiten. Im Oktober 2013 hat sich Elisa Canducci darum beworben, ein Jahr im Rahmen des Bundesfreiwilligendiensts für die Kulturloge Berlin zu arbeiten. Ihr Interesse galt Menschen mit kognitiven Einschränkungen und der Frage, auf welche Weise sie für Kunst zu interessieren sind und was getan werden kann, damit sie positive Erlebnisse und eigene Erfahrungen aus Museumsbesuchen sammeln können. Mit Unterstützung der Kulturloge Berlin hat Elisa Canducci eigenständig ihr Projekt Kunst sehen, machen, zeigen! entwickelt und durchgeführt. Das ist der Gast Das bin ich
3 2. Projektbeschreibung 2.1. Ausgangsituation Menschen mit Behinderung sind oftmals auf individuelle Unterstützung angewiesen, um Kunst erleben, genießen und machen zu können. Sie benötigen z.b.: Motivation und Aufforderung, sich auf Neues, Unbekanntes einzulassen. organisatorische Hilfe in der Planung wie z.b. bei der Auswahl der kulturellen Angebote und in der zeitlichen Planung des Ausstellungsbesuchs. Orientierungshilfen und Begleitung auf dem Weg dorthin und in den Räumen selbst. je nach Art der Beeinträchtigung für sie verständliche Erklärungen und die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Eindrücke zu besprechen. Das Highlight des Projektes besteht in dem Angebot, nach dem Museumsbesuch in einem Kreativ-Workshop selbst gestalterisch aktiv zu werden. Auf der Fachtagung MIND THE GAP! - Zugangsbarrieren zu kulturellen Angeboten und Konzeptionen niedrigschwelliger Kulturvermittlung am 09. und 10. Januar 2014 wurden viele Gründe zur Durchführung eines Projekts zur Begleitung von Menschen mit Behinderung in Ausstellungen und Museen dargelegt. Die folgenden Thesen (in Stichworten wiedergegeben) wurden von unserem Botschafter der Kulturloge Berlin Prof. Dr. Max Fuchs (Universität Duisburg/Essen) aufgestellt: Nicht zuletzt ist kulturelle Teilhabe ein Menschenrecht, das allen Menschen ohne Einschränkung gleichermaßen gewährt werden muss. Kulturelle Teilhabe meint weite ästhetische Praxis, nicht die subventionierten Tempel der Kunst. Die alltägliche Kreativität ist die Basis der künstlerischen Praxis in den Menschenrechten. Künste sind wichtig für das Menschsein, das beginnt mit dem Aufwachsen von Kindern mit Spiel, Malerei, Theater, Singen und Tanz. Die kulturelle ästhetische Grundbildung ist eine Forderung für alle: Kunst ist ausschlaggebend für den Lebensweg. D. und S. in der Galerie Künstlerhaus Bethanien.
4 2.2. Projektidee Genau den Grundsätzen von Prof. Dr. Max Fuchs entsprach die Projektidee: Begleitung von interessierten Gästen mit besonderem Hilfebedarf in Museen und Galerien Umsetzung von Erfahrungen und Ideen in Kreativ-Workshops Vorstellung der Arbeiten in einer öffentlichen Galerie 2.3. Projektziele Motivation und Ermutigung, sich auf einen Museumsbesuch mit entsprechender Unterstützung einzulassen Kunst und Kultur nach eigenen Interessen zu erleben Kunst und Kultur aus einem anderen, neuen Blickwinkel zu sehen Mut und Interesse für selbständige Museumsbesuche zu wecken Das Erlebte und Gesehene durch eigenes Machen in einem Kreativ-Workshop nachzuvollziehen und die eigene Kreativität zu fördern Ausstellung der eigenen Arbeiten in einer öffentlichen Galerie Steffi Schiebert, Projektaufbau und Durchführung 1. Schritt: Gäste finden und einladen Durch die Zusammenarbeit der Kulturloge Berlin mit sozialen Einrichtungen der Behindertenhilfe war es relativ leicht, interessierte Gäste zu finden. Voraussetzung war ihr Interesse und die Fähigkeit, an solch einem Vorhaben mit Begleitung teilzunehmen. 2. Schritt: Kennenlernen der Gäste Dazu gehörten Absprachen mit Betreuer_innen der Einrichtungen, das Planen der Termine und die Klärung weiterer organisatorischer Fragen, wie z.b. Räume für die Workshops zu finden.
5 3. Schritt: Durchführung der Museumsbesuche Der Ablauf der Ausstellungs- oder Museumsbesuche gestaltete sich sehr unterschiedlich. In der Regel mussten die Gäste abgeholt und wieder nach Hause begleitet werden. Nach einiger Zeit konnten die Gäste selbständig zu einem vorher vereinbarten Treffpunkt kommen. Teilweise wünschten sie ein Einkehren zum Kaffeetrinken. Im Museum wurden Gespräche über das Gesehene geführt. Die Gäste haben oft ihre Vorlieben geäußert und auch die Begründung dazu gegeben. 4. Schritt: Durchführung der Workshops Dazu gehörte das Besorgen und Bereitstellen des Materials. Die Anleitung und Betreuung verlief sehr unterschiedlich. Während des Workshops wurden die Anregungen, Ideen, Vorlieben und Erfahrungen der Gäste mit unterschiedlichen Materialen umgesetzt. Dorit Scheibner, Auswertung des Projekts Insgesamt haben fünf Gäste, ein Mann und vier Frauen, an dem Projekt teilgenommen. Insgesamt wurden sieben Museums- und 10 Ausstellungsbesuche in öffentlichen Galerien durchgeführt und 15 Workshops veranstaltet. Bode Museum Pergamon Museum Alte Nationalgalerie Sammlung Scharf-Gerstenberg Neue Nationalgalerie Hamburger Bahnhof Martin-Gropius-Bau Öffentliche Galerien: Galerie Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Str. 10, Berlin Ausstellung: u.a. Alona Rodeh Safe and Sound
6 Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Mariannen Platz Berlin Ausstellung: Distant Observations. Fukushima in Berlin Galerie der Kunststiftung Poll, Gipsstraße Berlin Ausstellung: Bernd Damke - Neue Arbeiten Galerie Seydox/Jordan, Auguststraße 22, Berlin Ausstellung: Frank Badur, Patrick Gabler, Imi Knoebel, Nanne Meyer - Cabinett de Dessins Eigen + Art, Auguststr Berlin Ausstellung: Birgit Brenner - Selbst Schuld Eigen + Art Lab, Auguststr Berlin Ausstellung: Despina Stoku - The Royal we Kunstsaele Berlin, Bülowstr Berlin Ausstellung: The Missing or: One Thing Next to Another Aanant & Zoo, Bulowstr Berlin Ausstellung: Merlin James Paintings, Drawings, Prints Loock Galerie, Potsdamer Str. 63, Berlin Ausstellung: Anton Henning Neun hypertroph-kontemplative Ölmalerei und eine sportliche Skulptur Arndt Galerie, Potsdamer Str. 96, Berlin Ausstellung: Yang Jiechang Die Rechnung bitte 3.1. Besondere Erlebnisse und Vorkommnisse während der Besuche In den Museen oder den Galerien habe ich den Gästen geholfen, sich zu orientieren und wenn es nötig war, wurde auch ein barrierenfreier Eingang/Ausgang benutzt. Ich habe mich mit den Gästen über die Kunstwerke unterhalten und Erklärungen gegeben. Oft hatten sie Fragen und waren alle sehr interessiert und neugierig. Löwe der Prozessionsstraße von Babylon im Pergamonmuseum Berlin Petra Neumann, Besondere Erlebnisse und Vorkommnisse während der Workshops Die Gäste haben in den Workshops sehr unterschiedlich reagiert. Mit Ausnahme einer Frau dachten alle, dass sie nicht malen können. Trotzdem haben sie versucht, ihre Erfahrungen aus den Museen und Galerien zu bearbeiten und ihre Ideen mit unterschiedlichen Materialien umzusetzen.
7 Manchmal war es für die Gäste schwierig, sich auszudrücken, aber es war auch oftmals ein guter Weg, um sich wieder an Geschichten ihrer Vergangenheit erinnern zu können. Für fast alle waren unsere Treffen auch eine Gelegenheit, um über ihr Leben zu erzählen. Ramona Sternitzke, Peter Zaumseil, Erfolg des Projekts Der Erfolg des Projekts und die Zufriedenheit der Gäste ist an folgenden Punkten abzulesen: Sie wünschen sich neue Termine und die Fortsetzung des Projekts. Sie erzählen von ihren Eindrücken. Sie fragen ernsthaft nach und geben ihre Kommentare ab. Sie waren alle immer sehr dankbar. 4. Blick in die Zukunft Die folgenden Ergebnisse sind für die Fortführung eines solchen Projektes zu beachten: Die Begleitung sollte immer durch professionelle Künstler/Künstlerinnen erfolgen. Voraussetzung ist eine stabile finanzielle Grundlage. Dazu gehört die Verfügung über einen festen Raum zu festgelegten Zeiten für die Workshops. Während Museumsbesuche möglichst nur mit einem Gast durchgeführt werden sollten, könnten an einem Workshop mehrere Gäste gleichzeitig teilnehmen. Es sollte ein regelmäßiger Austausch mit den Betreuer_innen stattfinden. Das Abholen und Nachhause-Begleiten der Gäste durch die Künstlerin ist ein schöner Luxus, der sicher nicht lange durchzuhalten ist. 5. Schlussbemerkung Da die finanzielle Grundlage aktuell nicht gegeben ist, kann die Kulturloge Berlin das Projekt leider nicht weiterführen.
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