Erfahrungsbericht. Universidad de Guadalajara (UdeG), Mexiko. Psychologie im WS 2010 und SS
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- Markus Reuter
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Universidad de Guadalajara (UdeG), Mexiko Psychologie im WS 2010 und SS 2011 Das Wintersemester 2010, sowie das darauffolgende Sommersemester habe ich an der Universidad de Guadalajara (UdeG) in Mexiko verbracht. Im Folgenden werde ich sowohl über die notwendigen Vorbereitungen vor der Reise, als auch über das Studium in Guadalajara und meine Eindrücke von Land und Leuten berichten. Visum Mein Visum habe ich in der mexikanischen Botschaft in Frankfurt beantragt, weil diese für mich am nächsten lag. Hier zunächst mal die wichtigsten Daten: Generalkonsulat von Mexiko Taunusanlage Frankfurt am Main Telefon: 069/ Fax: 069/ Einreichung und Abholung von Dokumenten: Montag - Freitag 9.00 bis Uhr Telefonische Auskunft der Visa-Abteilung: Montag - Freitag Von 9.00 bis Uhr Telefon: 069/ Weitere Informationen bekommt ihr auf der Seite: Oder gleich die richtige Seite für Studentenvisa anklicken:
2 SubMenu= Für meinen Visum-Antrag musste ich folgende Dinge an die Botschaft schicken: - Ein ausgefülltes Antragsformular - Reisepass, mindestens sechs Monate gültig und auch eine Kopie von der Seite mit den persönlichen Angaben - Ein Passbild (komischerweise kein biometrisches, aber dazu könnt ihr auf der Seite der mexikanischen Botschaft noch mal genau nachschauen) - Eine Kopie meines Bestätigungsschreibens der UdeG, dass man auch wirklich angenommen wurde - Nachweis, dass ich über mindestens 500 Euro monatlich verfüge (also zum Beispiel Kopie eines Stipendiums oder Bürgschaft der Eltern, etc.) Die Bearbeitung dauert ungefähr 10 Tage und dann holt man sein Visum persönlich bei der Botschaft in Frankfurt ab. Im Flugzeug erhaltet ihr dann nochmal ein Formular, das ihr zur Ein- und Ausreise ausfüllen müsst (Einreise-Formular gibt man gleich bei der Passkontrolle ab, Ausreise-Formular behalten und nicht verlieren!). In Mexiko angekommen habt ihr dann 30 Tage Zeit um zur Einwanderungsbehörde zu gehen und euren richtigen Ausweis zu bekommen. Wenn ihr nur ein halbes Jahr bleibt, weiß ich nicht genau, ob ihr das machen müsst. Als ich nach Mexiko kam, wurden nämlich gerade einige Gesetze erlassen, wonach man sich als Student immer anmelden muss. Vorher konnte man sich wohl auch 180 Tage im Land als Tourist aufhalten. Da ich aber ein ganzes Jahr bleiben wollte, war für mich ohnehin klar, dass ich mich noch mal melden musste. Dieser ganze Behördenkram wird aber bei der Einführungsveranstaltung der Uni nochmal genau erklärt, also keine Sorge! Gesundheit Die notwendigen Impfungen (u.a. Gelbfieber, Typhus, Meningokokken, Hepatitis B) habe ich im Tropeninstitut und bei meinem Hausarzt machen lassen. Ich würde damit möglichst früh anfangen, weil die Impfungen schon eine Belastung für den Körper und das Immunsystem darstellen. Je mehr Zeit ihr zwischen den einzelnen Impfungen habt, desto besser kann sich euer Körper zwischendurch erholen. Und krank werden kurz vor der Abreise will ja schließlich niemand. Dann habe ich natürlich noch eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen. Kreditkarte Ich habe bei Comdirect ein neues Konto eröffnet, weil es zur Kontoneueröffnung eine Kreditkarte gratis dazu gab. Mit der kann man dann gebührenfrei im Ausland Geld abheben. Von Travellerschecks wurde uns vom Austauschkoordinator der UdeG abgeraten, da diese offenbar in Mexiko von vielen Banken nicht mehr angenommen würden. Ich habe allerdings
3 keine Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht und kann deshalb auch nichts dazu sagen. Sicherlich kann man auch bei einer Mexikanischen Bank (z.b. Bancomer, Santander, Banamex) ein Konto eröffnen. Allerdings haben alle Austauschstudenten, die ich kennengelernt habe, ebenfalls mit der Kreditkarte von ihrem Konto Geld abgehoben. Das schien mir auch die einfachste Methode zu sein. Flug buchen Auch den Flug sollte man natürlich schnellstmöglich buchen (habe ich gleich nach dem Erhalt meiner Zusage der UdeG bei STA Travel gemacht). Ich bin über Paris nach Mexico City geflogen und von dort aus im Bus (Central del Norte) nach Guadalajara weitergereist. Das ist meist billiger als zu fliegen (510 Pesos) und außerdem auch sehr komfortabel. Die Bustickets muss man eigentlich nicht vorher buchen, da von Mexico City sehr viele Busse nach Guadalajara fahren (außer nachts zwischen 1 Uhr und 6 Uhr morgens). Meine Lieblingsbuslinie war Primera Plus ( Wohnung Der Austauschkoordinator der UdeG, Gareth Bennett, (garethb@cgci.udg.mx) vermietet Wohnungen an Studenten. Bei ihm habe ich, bevor ich nach Mexiko kam, ein Zimmer in einer 5er WG reserviert. Die Wohnung hat mir wirklich gut gefallen, war zentral gelegen, groß und hell und es fiel der Stress der Wohnungssuche am Anfang weg. Die Warmmiete betrug 2400 Pesos pro Monat plus eine Monatsmiete Kaution, die ich aber komplett wiederbekommen habe (in Mexiko nicht selbstverständlich). Ich war wirklich sehr zufrieden mit der Wohnung und vor allem auch mit Gareth. Er ist nett und fair und versucht auch nicht seine Mieter zu überwachen. Andere Austauschstudenten hatten hin und wieder schlechte Erfahrungen mit ihren Vermietern. Anreise und Unterkunft Nach meiner Ankunft in Mexico City lief zum Glück alles super. Am Flughafen gibt es sehr viele Taxen, die zu den sogenannten sicheren Taxen, den taxis seguros, gehören (goldrot). Darauf sollte man in Mexico City unbedingt achten. Man kann im Flughafen Tickets für die Taxen kaufen, die einen bestimmten festgelegten Preis (je nach Fahrtstrecke) haben. So zahlt man zum Beispiel vom Flughafen zum Busterminal del Norte 110 Pesos. Wenn man mit den Taxipreisen noch nicht so vertraut ist, ist das wohl die sicherste Methode. Natürlich kann man den Taxifahrer auch bitten, das Taximeter anzustellen, allerdings habe ich hin und wieder die Erfahrung gemacht, dass Taxifahrer das sehr ungern machen (nicht verunsichern lassen). Angekommen im Terminal del Norte kaufte ich dann ein Busticket nach Guadalajara: 510 Pesos für 7 Stunden Fahrt. Man hätte natürlich auch fliegen können, allerdings muss man da viel Glück haben, meistens sind die Flüge deutlich teurer als die Busse (vor allem in den Ferien: es gibt 50 % Studentenrabatt für Bustickets!). Hinzu kommt, dass die Langstreckenbusse äußerst bequem und komfortabel sind, sodass lange Reisen nicht allzu schlimm sind. Es gibt aber auch für sehr lange Strecken manchmal günstige Flugangebote. Einfach mal nachschauen, manchmal lohnt sich das auch wegen der gesparten Zeit.
4 Am Busterminal in Guadalajara nahm ich dann ein Taxi (hier sind alle Taxen sicher) und fuhr zu meiner Wohnung. Auch hier kann man am Busbahnhof wieder ein Taxiticket zum Festpreis kaufen, was anfangs vielleicht ganz ratsam ist. Gewohnt habe ich sehr zentral und Uni-nah (30 min. zu Fuß CUCS), so musste ich zum Glück nicht so viel mit dem Bus fahren. Anfangs hatte ich ein Zimmer ohne Fenster, sehr ungewohnt, aber in Mexiko durchaus üblich. Im zweiten Semester habe ich in einem Zimmer mit Fenster gewohnt. Ich hatte dann zwar schönes Sonnenlicht, dafür aber auch Straßenlärm. Mich hat s nicht sonderlich gestört, aber für empfindliche Ohren, ist das dann vielleicht schon ungewohnt. Studium Der erste Tag in der Uni fand im Rahmen des Orientation Day statt. Hier wurden alle wichtigen Informationen mitgeteilt, allerdings auf Spanisch, weshalb ich zunächst kaum etwas verstand. Aber keine Panik, offenbar war ich damit nicht allein, und zum Glück bekamen wir die relevanten Informationen zum Nachlesen noch einmal in einem kleinen Heftchen. Außerdem wurde anschließend in kleinen Gruppen alles Wichtige besprochen, sodass kaum Fragen offen blieben. Gleich am ersten Tag schrieb ich mich für einen Spanischkurs ein. Die Lebensgefährtin des Austauschkoordinators Gareth Bennett, Yolanda, bietet Kurse in kleinen Gruppen (bis zu 6 Leute, Doppelstunde 120 Pesos, Kontakt: yolapmx@yahoo.com) an. Ich fand diesen Kurs sehr hilfreich, da Yolanda eine sehr sympathische, gute Lehrerin ist und aufgrund der Gruppengröße auf alle Fragen eingehen kann. Das Kursangebot im Studiengang Psychologie war sehr vielfältig. Auch gab es hier zum Beispiel einen großen psychoanalytischen Fokus. Bei der Kurszusammenstellung in der psychologischen Fakultät wurde den Austauschschülern bei Bedarf geholfen. Im ersten Semester bestand mein Studium ausschließlich in der Teilnahme an Kursen direkt am CUCS. Vorlesungen schien es nicht zu geben, zumindest fanden alle meine Kurse in kleineren Gruppen (ca. 20 Personen) statt. So war der Unialltag sehr verschult. Wir bekamen Hausaufgaben, die regelmäßig eingesammelt wurden und mündliche Noten. In einigen Kursen musste man ein Referat halten, in anderen Kursen wurden außerdem auch Prüfungen geschrieben. Glücklicherweise wurde aber immer sehr viel Rücksicht auf die Austauschstudenten genommen, und die Prüfungen waren im Vergleich zu denen, die ich von meiner Uni gewohnt war, eher einfach. Im zweiten Semester machte ich dann im Rahmen des Kurses Practicas profesionales de la psicología social ein Praktikum in einem Jugendgefängnis. Das machte mir wirklich sehr viel Spaß, weshalb ich jedem nur empfehlen kann, ein solches Praktikum zu absolvieren. Durch diesen Kurs ist es relativ einfach, in soziale Einrichtungen reinzuschnuppern. So arbeiteten meine Kommilitonen beispielsweise mit Straßen- und Waisenkindern oder in Frauenhäusern. Da ich Psychologie im Diplomstudiengang studiere, die Kurse an der UdeG allerdings im Bachelorsystem organisiert sind, kann ich zu der Anerkennung von Punkten wenig sagen. Von anderen Austauschstudenten habe ich allerdings erfahren, dass sie Probleme hatten mit der Anerkennung von Kursen, deshalb solltet ihr unbedingt eine Beschreibung des Kursniveaus einholen.
5 Integration an der Hochschule, Land und Leute In der Uni wurden die Austauschschüler ausschließlich freundlich und herzlich empfangen, sodass man schnell Freunde finden konnte. Vor allem die Jungs haben uns immer in Gruppenarbeit etc. mit einbezogen, die Mädchen waren da meist eher zurückhaltend. Mexikaner sind wirklich außergewöhnlich freundliche Menschen, unglaublich hilfsbereit und haben immer Zeit für einen Smalltalk. Allerdings muss man sich anfangs vor allem als blondes Mädchen sehr daran gewöhnen, dass einem dann gerne mal hinterhergerufen und - gepfiffen wird. Am besten ist es, das einfach zu ignorieren. Im Übrigen sind die Mexikaner sehr kontaktfreudig und laden gerne zu Ausflügen ein, um einem das Land zu zeigen. Das sollte man sich auch auf keinen Fall entgehen lassen! Von Guadalajara aus kann man viele Kurztrips unternehmen zum Beispiel zum See Chapala oder an die Pazifikküste (hier lieber nicht nach Puerto Vallarta, das ist nämlich sehr touristisch, lieber zu kleinen Orten in der Nähe). Auch in den Semesterferien solltet ihr unbedingt reisen! Das Land hat wirklich alles zu bieten, von der beeindruckenden Kupferschlucht im Norden über die Wasserfälle und die alten Ruinen von Palenque im Dschungel von Chiapas, bis zu den traumhaften Karibikstränden an der Riviera Maya. Ich kann im Nachhinein gar nicht mehr sagen, wie oft mich Mexikos Landschaft begeistert hat, jedes Mal mit dem Gedanken Das ist das Schönste, was ich je gesehen hab!. Gesamteindruck Ein Austauschsemester in Mexiko kann ich jedem wirklich nur wärmstens empfehlen! Ich hatte eine wunderbare, aufregende Zeit und kann es kaum erwarten zurückzukehren. Land und Leute sind mir ans Herz gewachsen und haben es mir leicht gemacht, mich sofort wohl zu fühlen. Wirklich jedem Austauschstudenten, den ich in Mexiko kennengelernt habe, ist es am Ende schwer gefallen, Abschied von diesem tollen Land zu nehmen. Die Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe sind einzigartig und bereichern mein Leben ungemein. Also nicht zögern, auf nach Mexiko!
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