Beiträge aus der Diözesantagung des SkF Diözesanverein im Bistum Trier
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- Heinrich Böhm
- vor 8 Jahren
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1 Beiträge aus der Diözesantagung des SkF Diözesanverein im Bistum Trier Erfahrungsbericht aus der AIDS-Beratung im Gesundheitsamt Frau Dr. B. Detering-Hübner Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe mich über die Einladung zu dieser Diözesantagung sehr gefreut, da ich mich als Ärztin in der AIDS-Beratung beim Gesundheitsamt Trier-Saarburg von dem Thema der Tagung Verbirg dich nicht vor dem Verzweifelten ( Sir 4.5 ) Gib aids- und infektionskranken Frauen jede Chance sehr angesprochen fühlte. Am , also vor jetzt 16 Jahren, habe ich meine Arbeit in der AIDS-Beratung beim Gesundheitsamt begonnen. Es handelte sich dabei um eine Stelle aus dem Großmodell Gesundheitsämter, die von der Bundesregierung eingerichtet worden war. ( 1991 wurden einige von der Landesregierung fortgeführt, seit 1997 sind die Gesundheitsämter in Rheinland-Pfalz kommunal ). Bild 1: Dieses Bild einer AIDS-kranken Frau ( das Gesicht ist bedeckt mit dem Kaposi- Syndrom ) sah ich in einem Buch ( AIDS Vom Molekül zur Pandemie von Michael Koch ) am Beginn meiner Arbeit, zu einem Zeitpunkt., als ich noch keinen AIDS- Patienten persönlich kennengelernt hatte. Dieses Bild hatte eine Schlüsselfunktion für mich: Es ist der Inbegriff eines schwerkranken Menschen, der Hilfe braucht, Linderung von Schmerzen. 1987, leider auch heute noch, hörte ich oft den Satz: Menschen, die AIDS haben, sind es selbst schuld. Dieses Bild verdeutlichte mir, dass es darum nicht geht. Zu den Aufgaben der AIDS-Beratung gehören: Beratung in Sprechstunden und Mitwirkung bei der Organisation von HIV 1+ 2 Antikörpertests Aufsuchende präventive Arbeit Mitarbeit im Sexualkundeunterricht an den Schulen sowie Vortragstätigkeit Institutionenberatung und Multiplikatorenfortbildung Koordinierung aller, die in AIDS-Prävention, - Beratung und Betreuung tätig sind. Was heißt HIV 1+2 Antikörpertest? Das Humane Immundefizienz-Virus wurde vor 20 Jahren nachgewiesen. Es gibt sowohl das Virus HIV 1 als auch HIV 2; sie unterscheiden sich in der Zusammensetzung der Erbinformation, aber nicht in den Folgen, die zur Immunschwäche AIDS führen. Im Tet werden Antikörper nachgewiesen, wenn die Infektion erfolgt ist, dann ist der Test positiv. In der Beratung weise ich daraufhin, dass die Antikörperbildung erst 4 6 Wochen nach einer Infektion beginnt, es aber bis zu etwa 3 Monaten dauern kann, dass Antikörper sich bilden. 1
2 Nach einem ersten positiven HIV-Antikörpertest darf nicht mitgeteilt werden, dass eine Infektion besteht, es muss eine Kontrolle erfolgen und ein Western-Blot, ein spezieller Antikörpertest, durchgeführt werden. Der Test im Gesundheitsamt ist kostenfrei ( das Land Rheinland-Pfalz trägt die Kosten ) und anonym. Im Gesundheitsamt Trier-Saarburg werden pro Jahr ca Tests durchgeführt. Nach Angaben des Robert-Koch Institutes ( ehemals Bundesgesundheitsamt ) lebten in Deutschland bis Ende 2002 etwa Menschen mit HIV/AIDS, davon etwa Frauen. Bei der HIV-Infizierten ist die Erkrankung bereits zum Vollbild AIDS fortgeschritten Neuinfektionen waren im Jahr 2002 zu verzeichnen, davon ein Viertel Frauen. Für 2003 geht das Robert-Koch-Institut von einem Anstieg aus, wenn auch noch in geringem Umfang. Auch für die sehr viel leichter übertragbare Syphilis ist ein Anstieg zu erwarten. Bei 700 Menschen wurde das Vollbild AIDS diagnostiziert, davon waren 78 % Männer und 22 % Frauen. Die meisten Menschen mit HIV / AIDS leben in den Ballungsräumen Deutschlands, Trier gehört zum ländlichen Gebiet. Es ist davon auszugehen, dass in der Region Trier Menschen mit HIV / AIDS leben Was führt zur Ansteckung mit HIV? Im Blut befinden sich die meisten Viren, die zweitgrößte Menge in der Spermienflüssigkeit, gefolgt von der Scheidenflüssigkeit. Nur in diesen Körperflüssigkeiten liegt eine Virusmenge vor, die unter bestimmten Bedingungen zur Ansteckung führt. Eine Eintrittspforte (Entzündung, Verletzung ) ist erforderlich, dass es zu einer Infektion kommen kann. Der häufigste Übertragungsweg auf dieser Welt (etwa 90 % ) ist der Geschlechtsverkehr ohne Kondombenutzung. Frauen haben ein höheres Risiko als Männer, da sich in der Spermienflüssigkeit mehr Viren befinden und in der Scheidenschleimhaut ein höheres Risiko für eine Eintrittspforte (Entzündung, Verletzung) besteht. Insgesamt sind Männer und Frauen weltweit etwa gleich betroffen (Männer haben mehr verschiedene Geschlechtspartner/ Innen). 2
3 10 % der HIV-Infektionen entstehen durch intravenösen Drogenmissbrauch. Einige Infektionen wurden durch Muttermilch übertragen. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation lautet: in der westlichen Welt sollte eine HIV-infizierte Frau nicht stillen, in Afrika sollte eine Frau stillen, da das Risiko für das Kind durch nicht angepasste Säuglingsnahrung zu Schaden zu kommen höher ist als das Risiko an einer HIV-Infektion. Als ich am Anfang meiner Tätigkeit zum ersten Male mit einem AIDS-Patienten ein Gespräch führte, war ich gewiss aufgeregte als der Patient. Das Gespräch ist gut verlaufen, der Patient verabschiedete sich per Handschlag. Die Tür hatte sich noch nicht geschlossen, als ich meine Hand anschaute und mir die Frage stellte, ob ich sie waschen müsse. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich irrationale Ängste zur Übertragung von HIV in mir hatte. Auch im November 1987 war bekannt, dass man sich durch Händeschütteln nicht ansteckt. Wäre es mir nicht gelungen, diese Ängste abzubauen, könnte ich heute diese Arbeit nicht mehr machen. Durch andere Körperflüssigkeiten, wie Speichel ( Küssen), Schweiß, Tränenflüssigkeit, Kot und Urin ist eine Ansteckung mit HIV nicht möglich, d.h. eine Ansteckung im täglichen Leben und bei sozialen Kontakten findet nicht statt. Das Hepatitis-B-Virus wird ebenfalls in erster Linie sexuell übertragen, an zweiter Stelle über Blut, Die Infektion über Speichel ( Küssen ) ist bei Hepatitis B nicht so sicher ausgeschlossen wie für HIV. Zur Vorbeugung von Hepatitis B steht eine Impfung zur Verfügung. Für HIV ist diese nicht in Sicht. Hepatitis C wird hauptsächlich über das Blut übertragen, selten sexuell, Eine Impfung gibt es nicht. Hepatitis A wird hauptsächlich über verdorbene Speisen und Wasser übertragen., aber auch durch Lecken im Anal- und Genitalbereich. Zur Vorbeugung von Hepatitis A gibt es eine Impfung, auch kombiniert mit Hepatitis B. Wie leicht ist eine sexuell übertragbare Krankheit übertragbar? Wenn ich mit einem Partner schlafe, der Tripper ( Gonorrhoe ) hat, habe ich eine Wahrscheinlichkeit von 50 % ( 1:2 ) mich anzustecken, bei Syphilis liegt die Wahrscheinlichkeit bei 20 % ( 1:5 ). Zum Glück sind diese Krankheiten durch Antibiotika heilbar, was für die HIV-Infektion nicht gilt. Beim einmaligen ungeschützten Geschlechtsverkehr liegt die Übertragungsrate für HIV bei 1:200 ( 0,5%). Ich bin mir bewusst, dass die Nennung dieser geringen Übertragungsrate die Gefahr birgt, die Ansteckungsgefahr nicht so ernst zu nehmen. 3
4 Ich vertrete aber die Auffassung, dass Panikmache Menschen nicht in die Lage versetzt, sich dauerhaft richtig zu verhalten. Wer kommt in die AIDS-Beratung des Gesundheitsamtes? Männer und Frauen sind etwa gleich stark vertreten. Zunächst weise ich daraufhin. dass eine Risikosituation etwa 3 Monate zurückliegen sollte, bevor ein Test sinnvoll ist. Der Beginn der Antikörperbildung kann ja bis zu 3 Monaten dauern. Viele Menschen nutzen die Informationen, um offen über ihr Anliegen sprechen zu können. Dabei fühle ich mich oft als Seelsorgerin. Bei Frauen ist es oft so, dass sie einen Test machen lassen, weil ihre Männer einen Seitensprung begangen haben (ehrlicherweise muss ich zugeben, dass dies auch Männer erleben). Die Enttäuschung darüber, dass Treue nicht funktioniert hat, vermittelt eine tiefe innere Verletztheit und das Gefühl der Herabsetzung. Als ich mit der Arbeit in der AIDS-Beratung begann, konnte ich mir nicht vorstellen, mit wie viel Angst ich in der Beratung konfrontiert werde Ein häufiger Grund für den Testwunsch von Frauen ist auch, dass es zu ungeschütztem Geschlechtsverkehr gekommen ist, obwohl sich die Betreffende vorgenommen hatte, dass dies niemals passiert. Die Frauen meinen für ihr Fehlverhalten mit der Krankheit bestraft zu werden. In dieser Arbeit habe ich viel über die Diskrepanz zwischen Verstand und Gefühl gelernt. Es hat mich sehr verwundert, dass Menschen nach der sexuellen Revolution mit alttestamentarischen Ängsten ( Bestrafung durch Krankheit ) reagieren. Wie ich schon schilderte, ist die HIV-Infektion, Gott sei Dank! ( ich meine dies wirklich so ), nicht so leicht übertragbar. Die meisten Menschen verlassen glücklich die AIDS-Beratung! Ein nicht zu unterschätzender Anteil an Testwünschen geht auf die so genannte AIDS- Phobie zurück, es hat keine Ansteckungssituation bestanden, aber die Menschen sind überzeugt davon, sich mit HIV angesteckt zu haben. Es ist oft sehr schwer, die Betreffenden in Gesprächen davon zu überzeugen, dass ihr Problem auf einer anderen Ebene liegt, und sie einer Psychotherapie zuzuführen. Nur wenige der in der Region Trier lebenden HIV-infizierten Frauen sind im Gesundheitsamt Trier positiv getestet worden. Von Beginn meiner Arbeit an habe ich mich bemüht mit der AIDS-Hilfe Trier zusammen zu arbeiten. Stellvertretend möchte ich Evelyne Adam nennen, die hier das Projekt Betreutes Wohnen vorstellt. So ist der Kontakt zu HIV-infizierten Frauen entstanden. 4
5 Mein Arbeit besteht oft darin in sozialmedizinischen Fragen weiter zu helfen. Viele Frauen sind in jungem Alter erkrankt, so das sie nicht mehr berufstätig sein können und Sozialhilfe beziehen. Darüber hinaus benötigen sie einen erhöhten Hygienebedarf und Mehrbedarf wegen kostenaufwendiger Ernährung. Bei i.v. drogenabhängigen Frauen ist die Vermittlung einer Polamidon-Substitution erforderlich. Ich habe meine Aufgabe als Ärztin in der AIDS-Beratung auch immer so verstanden, immer auf dem neuesten medizinischen Stand der HIV-Infektion zu sein und diese Informationen weiter zu geben. Für Frauen ist es wichtig daraufhin zuweisen, dass ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterhalskrebs besteht, regelmäßige gynäkologische Kontrollen sind erforderlich. Dazu kommt dass es in Deutschland möglich ist, die Übertragung von Mutter auf Kind unter 2 % zu senken ( in Entwicklungsländern ist diese Zahl um ein Vielfaches höher ): Die Schwangerschaft muss gut betreut werden, u.u. muss die Mutter eine antiretrovirale Therapie bekommen. Das Kind soll durch Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Es ist auch wichtig, darauf spezialisierte Ärzte und Kliniken zu vermitteln. HIV-infizierte Frauen ziehen sich oft zurück, wollen alles vermeiden, was ihnen und ihren Kindern schaden könnte. Aber es kommt trotzdem vor, das eine HIV-Infektion bekannt wird. Oft wird dann vermutet dass das Kind auch betroffen sei. Dann ist Aufklärungsarbeit in Kindergarten und Schule erforderlich. Am Arbeitsplatz ist es in der Regel nicht erforderlich, das Arbeitgeber und Kollegen über die Infektion informiert sind. Dank verbesserter Behandlungsmöglichkeiten ist Arbeitsfähigkeit auch wieder möglich. Schwierig wird es nur, wenn regelmäßig Medikamente eingenommen werden müssen und Kollegen wissen möchten, welche Krankheit vorliegt. Auch heute noch kommt es zu irrationalen Ängsten, aber mit immer wiederkehrender Aufklärungsarbeit können diese Diskriminierungen abgebaut werden. Zum Austausch medizinischer Fragen dient auch die Gründung des Qualitätszirkels der Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter ebenso wie der Trierer AIDS-Tag im Rahmen der Trierer - AIDS-Präventionstage im Sommer. Im Regionalen AIDS-Beirat arbeiten alle zusammen, die mit dem Thema AIDS konfrontiert sind, so auch der Sozialdienst Katholischer Frauen. Die nächsten Veranstaltungen sind für den Welt-AIDS-Tag geplant, der alljährlich am stattfindet. 5
6 Besonders am Herzen liegt mir die Zusammenarbeit mit dem Jugendpräventionsteam der AIDS-Hilfe, über diese Arbeit berichtet Bernd Geller. 6
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