Erfahrungsbericht Ein Semester in Dunedin, Neuseeland
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- Nelly Schmitz
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht Ein Semester in Dunedin, Neuseeland Im Frühsommer 2012 entschied ich mich, Deutschland Lebewohl zu sagen und für ein Semester in Neuseeland zu studieren. Dieser schon lang gehegte Wunsch wurde Wirklichkeit zwischen Februar und Juli Ich verbrachte diese Monate in Dunedin, einer kleinen Studentenstadt im Süden der Südinsel und besuchte die dort ansässige University of Otago. In Bielefeld studiere ich im Masterstudiengang Ecology and Diversity und hoffte, in Neuseeland einiges Neues in Bezug auf diese Themen zu erfahren. Es gab für mich viele Gründe in Neuseeland zu studieren. Dazu zählten auf jeden Fall die Möglichkeit, mein Englisch aufzubessern sowie neue Bekanntschaften zu machen und eine andere Kultur kennenzulernen. Außerdem sind für mich umweltrelevante Thematiken natürlich interessant. Sowohl die junge (Menschheits-)Geschichte Neuseelands und die damit verbundene Einflussnahme des Menschen auf die Natur als auch die Denkweise und Lösungsansätze bei Abbildung 1: Das Clocktower Gebäude der University of Otago, in dem ein Großteil der Verwaltung untergebracht ist. Umweltproblemen wollte ich kennenlernen. Dazu zählen auch invasive, vom Menschen eingeschleppte Arten, die auf der ganzen Welt Probleme bereiten, und viel Forschungspotential bieten. Ebenso wollte ich gern ein anderes Studiensystem kennenlernen und Kurse besuchen, die in der Art nicht in Bielefeld oder gar in Deutschland angeboten werden. Da die Universität Bielefeld leider keine neuseeländischen Partneruniversitäten hat, muss man sich um die meisten organisatorischen Dinge selbst kümmern und auch dementsprechend die vollen Studiengebühren zahlen. Um mir die Bewerbung und Organisation etwas zu erleichtern und sicherzustellen, dass ich nichts Wichtiges vergesse, meldete ich mich beim Institut Ranke-Heinemann an, welches Studierende bei der Suche und Bewerbung an neuseeländischen und australischen Universitäten unterstützt.
2 Die Hilfe ist komplett kostenlos, da die Universitäten down under mittels der ohnehin zu zahlenden Studiengebühren das Institut vergüten. Ich bewarb mich über das Institut bei drei Universitäten, wobei die University of Otago von jeher meine Wunschuni war. Die anderen beiden Universitäten sagten mir sehr schnell zu, während die University of Otago anscheinend aufgrund einer Umstellung der Computer einige Probleme mit den Papierbewerbungen bekommen hatte. Letzten Endes und nach einigen Nachfragen vom Institut Ranke-Heinemann bekam ich auch von dieser Uni eine Zusage und durfte die Studiengebühren bezahlen (ca Euro). Die Studiengebühren sind leider bei allen neuseeländischen Universitäten derart hoch, so dass die Zahlung zunächst eher durch Leihgaben meiner Familie stattfinden musste. Mit der Zahlungsbestätigung konnte allerdings dann auch das Bafög-Amt anfangen meinen Antrag durchzuarbeiten. Ich empfehle jedem, möglichst früh den Antrag auf Auslands-Bafög einzuschicken, auch wenn einige Dokumente noch fehlen sollten (für Neuseeland sitzt das Bafög-Amt in Frankfurt), denn zumindest bei mir hat die Bearbeitung wesentlich länger als für das Inlands-Bafög gedauert. Dafür erhält man jedoch einen Teil der Studiengebühren sowie einen kleinen Fahrtkostenzuschuss und einen monatlichen Betrag, der den Inlands-Bafögbetrag etwas übersteigt. Es lohnt sich also auf jeden Fall, die Bürokratie des Antrags auf sich zu nehmen. Zeitgleich bewarb ich mich auch für ein PROMOS-Teilstipendium. Ebenso stand die Bewerbung um ein Studentenvisum nun an. Im Dezember 2012 war es so üblich, dass der komplette Antrag inklusive Pass und Bezahlung an die neuseeländische Immigration Office in London geschickt werden sollte, da die deutsche Stelle in Berlin nicht besetzt war. Allerdings sollte sich dies laut den Angaben des Büros wieder ändern. Das Visum war innerhalb von vier Wochen in meinem Briefkasten und der Antrag an sich recht unkompliziert, obwohl man beweisen muss, dass genügend Geldmittel für den Aufenthalt zur Verfügung stehen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, eine Wohnung oder ein Zimmer in Dunedin zu suchen. Zum Einen kann man natürlich anreisen und selbst auf Wohnungssuche gehen. Zum Anderen ist es auch möglich, sich bei der Universität bzw. bei UniFlats auf ein Zimmer im Wohnheim oder in einer WG zu bewerben. Diese Bewerbung ist in aller Regel bei internationalen Studenten erfolgreich. In meiner WG wohnte ich mit einer Italienerin, zwei US-Amerikanern und einer Neuseeländerin, unserem sogenannten Kiwi Host. In jeder UniFlat-WG gab es mindestens einen Kiwi, damit diese/r den Fremden die Stadt, Bräuche u. ä. erklären um den Einstieg so möglichst leicht zu machen. Ich habe den Entschluss, in einer von der Universität bewirtschafteten Wohnung zu leben, nicht bereut. Dabei hatte ich auch viel Glück mit meinen Mitbewohnern, da wir uns sehr gut miteinander verstanden haben. Ein weiterer Vorteil mithilfe des Instituts Ranke-Heinemann das Auslandssemester zu organisieren, ist das Angebot, Rabatt bei Flugbuchung über STA Travel zu erhalten. Somit hat mich der Flug über Dubai
3 nach Dunedin und zurück insgesamt 1300 Euro gekostet und war um Einiges billiger als bei anderen Reiseveranstaltern. Dabei muss ich betonen, dass ich nur ein einfaches Ticket genommen und auf ein Round-the-world aus Geldgründen verzichtet habe, obwohl es sich bei der Reise nach Neuseeland anbietet. Aber aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Eine Kreditkarte ist auf jeden Fall sehr praktisch in Neuseeland. Allerdings habe ich meine nur für das kostenlose Abheben von Geld benutzt um dieses dann auf mein neuseeländisches Konto einzuzahlen. Als Student muss man im Allgemeinen keine Kontoführungsgebühren zahlen und Internetbanking sowie eine normale Girokarte (hier EFTPOS als bargeldlose Bezahlung sehr verbreitet) und Kreditkarte ist inbegriffen. Wie viel Geld sollte man zur Verfügung haben? Das ist relativ schwierig zu beantworten, da es auf die eigene Persönlichkeit stark ankommt. Ich habe versucht, möglichst saisonales Obst und Gemüse einzukaufen sowie im Supermarkt nach Angeboten zu schauen um mir Geld einzusparen und dafür aber Wanderausrüstung sowie kleine Unternehmungen finanzieren zu können. Die Miete kann in mehreren Raten oder wöchentlich gezahlt werden und beträgt für sechs Monate inklusive Bettwäsche und Internet (100 GB im Monat für die WG) ca Euro. Der Mietvertrag läuft von Januar bis Juni, ungeachtet der eigentlichen An- und Abreisedaten. Außerdem habe ich monatlich für alles Andere zwischen 500 und 700 Euro ausgegeben. In den Studiengebühren ist eine Versicherung (Studentsafe) inbegriffen. Wenn man eine eigene Auslandskrankenversicherung stattdessen benutzen möchte, sollte man sich frühzeitig mit der Universität in Verbindung setzen, da diese die Versicherung zunächst genau prüfen möchte. Genügt sie den Ansprüchen nicht, muss Studentsafe bezogen werden (ca. 170 Euro). Zusätzliche Impfungen waren bei direktem Flug nach Neuseeland nicht notwendig. Abbildung 2: Die Otago Peninsula, die u.a. Seelöwen, Seehunde, Pinguine und Albatrosse beheimatet.
4 Im Semester besuchte ich wie allgemein üblich vier Kurse. Dazu sei gesagt, dass meine Kurse vom Schwierigkeitsgrad her vom ersten bis zum vierten Studienjahr reichten und dementsprechend auch arbeitsintensiv waren. Andere Studenten, die nur 100- und 200-level Kurse (erstes und zweites Jahr) besuchten, hatten merklich weniger Arbeit. Dies sollte bei der Auswahl der Kurse berücksichtigt werden. Außerdem habe ich einige Kurse außerhalb meines Studiengebiets besucht und dementsprechend war die Einarbeitungsphase länger (z. B. von Biologie zu Geschichtswissenschaft). Dafür habe ich allerdings auch entsprechend viel Neues gelernt und bin sehr froh darüber. Es ist in Neuseeland üblich, dass die finalen Klausuren nur zwischen % der Note ausmachen. Die restlichen Teile werden durch Hausarbeiten, Tests, Projekte, Aufsätze, Präsentationen etc. während des Semesters aufgefüllt, die je nach Kurs viel Zeit in Anspruch nehmen. Ich besuchte den Erstsemesterkurs Māori Society, welcher mir sehr viel Spaß machte und einen guten Einblick in die Kultur der Māori gab. Dazu passte Environmental History of New Zealand sehr treffend, da mich die Umweltgeschichte und -problematik sehr interessiert und der Kurs auch zu einigen Überraschungen führte. Marine Vertebrates war eine eher persönliche Wunschveranstaltung, die aus Vorlesung und Laborarbeit bestand (drittes Jahr). Zuletzt besuchte ich noch das anspruchsvolle Seminar New Zealand Plant Ecology and Evolution, welches in einer kleinen Runde wissenschaftliche Paper diskutierte und sehr gut zu meinem Studiengebiet passte. Neben der Uni, die relativ viel Zeit beanspruchte, gab es viele Gelegenheiten Dunedin selbst zu erkunden sowie nach einem langen Tag in der Bibliothek in das Fitnessstudio zu gehen, welches für Studenten kostenlos ist. Ebenso wurden alle paar Wochen vom International Office, vom Fitnessstudio oder vom Mentorprogramm (ähnlich wie das Bielefelder Brother-Sister-Programm) kleine Unternehmungen organisiert. Dunedins Studenten sind im ganzen Land dafür berühmt, die Stadt in eine Partyzone zu verwandeln. Dass dies keine Gerüchte sind, musste ich auch erfahren. Allerdings bin ich kein wirklicher Partymensch, so dass mir der übermäßige Alkoholkonsum sowie das traditionelle Sofa-Verbrennen etwas suspekt blieben. Die Wohnungen in Dunedin sind alle eher klein, und nicht isoliert. Ich kam im Sommer an und blieb bis in den Winter hinein, sodass ich miterlebte, wie es draußen wärmer als drinnen war und drinnen der Atem sichtbar wurde. An sich sind die Winter allerdings nicht kälter als in Deutschland; man fühlt sich nur aufgrund der fehlenden Wohnungswärme immer kalt. Geheizt wird in den meisten Studentenwohnungen mit sogenannten Heatpumps, welche mit Strom angetrieben werden. In der Miete ist der in Neuseeland teure Strom nicht enthalten und je nachdem, wie oft die Heatpump benutzt wird, kann die
5 Stromrechnung ein großes Loch in den Geldbeutel nagen. Ein Semester an der University of Otago ist auf jeden Fall empfehlenswert. Allerdings kommt es sehr auf den persönlichen Willen an. Wenn man sich nicht um Noten schert, kommt man in den Kursen mehr oder minder gut mit und hat viel Zeit um am Wochenende Ausflüge zu machen. Für gute Noten muss man vor allem in den höheren Kursen sehr viel tun und manchmal habe ich mich schon geärgert, dass ich mehr vor dem Rechner oder in der Bibliothek saß als draußen. Zuletzt sei noch gesagt, dass Neuseeländer eigentlich immer sehr freundlich und hilfsbereit sind. s werden schnell beantwortet und auch auf der Straße wird geholfen. Es ist allerdings sehr schwierig, Freundschaften mit Kiwis zu schließen (mit Ausnahme des Kiwi Hosts). Nach dem Semester habe ich noch in drei zu kurzen Wochen Neuseeland mit einem Mietauto bereist, was selbst im Winter einfach nur unglaublich ist. Dementsprechend empfehle ich jedem ein bisschen Geld übrig zu lassen, um nach dem Semester noch etwas von diesem tollen Land sehen zu können. Ich stehe auch gern für Nachfragen bereit. In Bielefeld studiere ich nun im letzten Semester und hoffe, möglichst bald wieder ins Ausland, insbesondere nach Neuseeland, zu gelangen um noch mehr von diesem wunderschönen Land zu erfahren und eventuell dort auch zu forschen. Abbildung 3: Blick über Dunedin vom Signal Hill.
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