Nr. 5/2013 Woche bis
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- Meta Simen
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1 Nr. 5/2013 Woche bis Forschungsprojekt beschäftigt sich mit den akademischen Aspekten des Schachspiels Schach macht klug, dies belegen unzählige internationale Studien. Der Denksport fördert nicht nur Lernfähigkeit und Konzentration sondern auch Logikvermögen, Selbstdisziplin und Verantwortungsbewusstsein. Gemeinsam mit dem israelischen Vize-Schachweltmeister Boris Gelfand hat die Universität Haifa nun ebenfalls einen akademischen Ansatz zur Erforschung von Fähigkeiten und Kultur des Schachspiels gewählt: Mit Hilfe des Forschungsprojektes soll erstmals eine hebräischsprachige Erziehungssoftware entwickelt werden, die Grundschulkindern den Denksport beibringen soll. Israel ist mit vielen herausragenden Schachspielern gesegnet, doch wir wissen auch, dass dieses Wissen verschwinden kann. Wir wollen dabei helfen, die Kenntnisse zu erhalten und zu fördern, indem wir sie akademisch untersuchen und ein Rahmen für professionelles Schachtraining schaffen., erklärt der Forscher Shay Bushinsky, der an der Universität Haifa das in Israel einmalige Forschungsprojekt The Grandmaster Chess Research Projekt mit angestoßen hat. Die geplante Software soll erst einmal nur auf Hebräisch entwickelt werden, allerdings geht Bushinsky davon aus, dass sie längerfristig auch übersetzt wird: Es gibt ein wachsendes Interesse an Schach als Motor für die Verbesserung von Studien und Disziplinen in vielen verschiedenen Bereichen. Da ist es nur natürlich, dass unser Projekt auch außerhalb Israels auf Interesse stoßen wird. Weitere Informationen: Artikel über die Schach-Forschung (englisch), Israel21c, Pressemitteilung der Universität Haifa zum Projekt (englisch), Adopt-a-Safta : Programm hilft einsamen Holocaustüberlebenden Die Tatsache ist in Israel bekannt: Rund 40 Prozent der Überlebenden der Shoa im Land fühlen sich allein und einsam. Der amerikanische Einwanderer Jay Shultz wollte nicht länger darauf warten, dass die israelische Regierung endlich etwas dagegen tut. Deshalb hat er im September vergangenen Jahres selbst eine Organisation gegründet, die sich diesem Problem widmet. 1
2 Das Adopt-a-Safta-Programm (zu Deutsch Adoptiere eine Großmutter) soll so genannte Young Professionals mit Überlebenden zusammenbringen. Die jungen Freiwilligen adoptieren eine Oma oder einen Opa und kümmern sich mit regelmäßigen Besuchen und Anrufen um ihr Wohlergehen. Dabei ist das Projekt vor allem für junge Einwanderer gedacht, die so wie Shultz selbst, keine eigenen Familien in Israel haben. Meine Großeltern sind selbst Überlebende., erklärt Shultz, dessen Projekt bereits viel internationale Medienresonanz erfahren hat, Als ich vor sechs Jahren nach Israel gezogen bin, kannte ich hier lediglich eine entfernte Cousine meines Großvaters. Sie lebte allein in Haifa und ich begann mich, um sie zu kümmern. Sie wurde meine adoptierte Safta, kochte für mich und erzählte mir von Teilen der Familie, die ich nie kennengelernt hatte. Die ältere Dame ist inzwischen leider verstorben, aber Jay Shultz weiß von ihrem Sohn in Kanada, dass auch ihr die Besuche viel bedeutet haben. Der 36-Jährige will seine Initiative nun im ganzen Land umsetzen. In Tel Aviv und seit diesem Monat auch Jerusalem gibt es bereits viele Freiwillige, die das Leben ihrer adoptierten Großeltern ein bisschen weniger einsam machen. Jay Shultz mit seiner Mutter Sabina und seiner adoptierten Safta Csilla Dunkleman in Israel (Bild: Adopt a Safta) Weitere Informationen: Artikel über das Programm (englisch), Jewish Tribune, Webseite der Organisation Adopt a Safta (englisch) Berufsausbildung in Israel: Auch das Heilige Land braucht Klempner und Elektriker Klassische Berufe ohne akademische Ausbildung haben einen schlechten Ruf in Israel. Das liegt auch daran, dass es kein einheitliches Ausbildungssystem bzw. keine duale Ausbildung gibt. Dabei herrscht schon heute im Land ein Fachkräftemangel für bestimmte Ausbildungsberufe. Diesem wird durch Einzelinitiativen begegnet, aber der Ökonom Dr. Roby Nathanson fordert, dass auch in Israel eine duale Ausbildung gesetzlich verankert werden soll... Von Katharina Höftmann 2
3 Die frisch restaurierte Templeranlage Sarona ist das neue Vorzeigeprojekt der Mittelmeermetropole Tel Avivs von der deutschen Tempelgesellschaft im Osten der Stadt gegründet, erstrahlt das Viertel zwischen Wolkenkratzern und gegenüber vom Hauptquartier der israelischen Armee seit einigen Wochen in neuem Glanz. Mitverantwortlich für die aufwändige Restaurierung der 37 erhaltenen Gebäude war der deutsche Restaurator Thomas Bömicke. In Israel gab es kaum Handwerker, die ein solch aufwendiges Restaurationsprojekt betreuen konnten. Gerade bei solchen Projekten macht sich bemerkbar, dass es im kleinen Nahost-Staat keine klassische duale Berufsausbildung gibt. In einem Land, das vor allem für seine Nobelpreisträger, High-Tech-Unternehmen und hochtalentierten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen bekannt ist, haben die klassischen Berufe ein Imageproblem. Es gibt traditionelle Berufsschulen in Israel, wie die Amal- und ORT- Schulen. Allerdings werden die Schüler dieser Institutionen als Schüler zweiter Klasse abgestempelt, die es im normalen Ausbildungssystem nicht geschafft haben. Das passt natürlich gar nicht zu den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes, denn auch in Israel brauchen wir Zahntechniker, Klempner oder Elektriker., kommentiert Dr. Roby Nathanson die momentane Situation der Berufsschulen in Israel. Nathanson ist der Direktor des Forschungsinstituts Macro Zentrum für politische Ökonomie. Gemeinsam mit der Friedrich-Ebert-Stiftung hat er in den vergangen Jahren mehrere Berichte und Empfehlungen für ein Berufsausbildungsmodell in Israel publiziert. Parallel zu den Berufsschulen bieten in Israel große öffentliche Einrichtungen, vor allem das Militär, Ausbildungsgänge an, in denen ein Beruf erlernt oder ein Zertifikat erworben werden kann. Für Nathanson, der selbst in Köln studiert hat und das duale Ausbildungssystem in den deutschsprachigen Ländern sehr gut kennt, sind diese bisherigen Ausbildungswege und vor allem ihre Qualität nicht einheitlich genug. Deswegen lädt er regelmäßig Vertreter der Politik und Wirtschaft an einen runden Tisch ein, um über die Einführung einer gesetzlichen Verankerung der Berufsausbildung in Israel zu sprechen. Ministerien streiten über Verantwortlichkeiten und Kompetenzen Das bisher größte Problem liegt seiner Erfahrung nach darin, dass es auf der Entscheidungsebene einfach keine Koordination gibt: Die Ministerien für Erziehung und Arbeit streiten über Verantwortlichkeiten und Kompetenzen und es ist unklar, ob sich das mit der neuen Regierung ändern wird. Während aber von Seiten der Politik immerhin Einigkeit darüber besteht, dass Israel ein Modell für die Berufsausbildung dringend benötigt, sind Unternehmer im Land oftmals nicht bereit, dieses mitzufinanzieren. Wir brauchen daher eine Institution, die sich umfassend mit der Berufsausbildung befasst und diese mit den Bedürfnissen auf dem Arbeitsmarkt koordiniert. Gleichzeitig sollte diese Institution eine Kooperation zwischen der Industrie, den Unternehmern und dem öffentlichen Sektor auf allen Ebenen herstellen. Im Moment gibt es eine solche Institution nicht und deshalb macht jeder für sich, das was er für richtig hält. Es gibt keine klare Linie., erklärt Nathanson. 3
4 Das System der allgemeinen und beruflichen Bildung in Israel (Grafik des Georg-Kerschensteiner- Berufsbildungszentrums Ludwigshafen, 2010). Stattdessen gibt es in Israel viele Einzelinitiativen. Dazu gehört auch eine Kooperation für Automechaniker-Lehrlinge zwischen der IGA (Israeli Garage Association), der Kfz-Innung Frankfurt/Main und der Kinder- und Jugend-Aliyah Frankfurt/Main, die unter der Schirmherrschaft des deutschen Botschafters Andreas Michaelis steht: Im Rahmen des bilateralen Ausbildungsprojekts, das seit 2005 läuft, kommen israelische Kfz-Schüler nach Deutschland, um dort in einem fünfwöchigen Ausbildungsprogramm an Schulungen der Landesfachschule teilzunehmen. Diese Schüler kommen überwiegend aus dem israelischen Jugenddorf Neurim, in dem Kinder mit problematischen Familienverhältnissen wohnen und zur Schule gehen. Auch sie fallen aus dem klassischen Schulsystem heraus. Eine weitere Einzelinitiative ist die des in Deutschland geborenen israelischen Unternehmer Stef Wertheimer. Der Gründer von ISCAR, einem Global Player der metallverarbeitenden Industrie, will in Kooperation mit dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg die berufliche Bildung in Israel stärken. Dafür organisiert er regelmäßige Austauschprogramme Arbeitnehmer fehlen schon heute in wissensintensiven Berufen Doch diese Projekte sind Ausnahmen. In Israel wird sehr stark auf akademische Ausbildung gesetzt. Nur ungefähr vier Prozent der jungen Israelis besuchen Berufsschulen. Umso wichtiger ist es, dem drohenden Fachkräftemangel mit gut ausgebildeten Absolventen zu begegnen, erklärt Heike Kauls, die bei der deutschen Botschaft in Tel Aviv für die Themen Arbeit und Soziales verantwortlich ist. Rund Arbeitnehmer fehlen schon heute in den wissensintensiven, technischen, chemischen und mechanischen Berufen. Viele der Einwanderer aus Russland, die in den Neunziger Jahren ins Land gekommen sind und in ihren Berufen die Wirtschaft erheblich mit angekurbelt haben, gehen bald in Rente. Doch auch für die gleichberechtigte Beteiligung am Arbeitsmarkt könnte die Berufsausbildung eine erhebliche Rolle spielen. Denn so hervorragend das Land auch makroökonomisch dasteht, langfristig wird die Berücksichtigung aller Bevölkerungsteile auf dem israelischen Arbeitsmarkt eine große Rolle spielen. Hier gibt es ein deutliches Ungleichgewicht, das nicht nur Israels Wachstumskapazitäten negativ beeinflusst, sondern auch Grund für viele soziale Ungleichheiten ist. Vor allem unter ultraorthodoxen Männer und arabischen Frauen arbeiten bisher lediglich 40 bzw. 20 Prozent. Für sie wäre die Berufsausbildung das ideale Instrument, um Lösungen anzubieten. 4
5 Dr. Roby Nathanson wird mit seinem Institut weiterhin als Fürsprecher der Berufsausbildung agieren. Dabei will er vor allem auch die Zusammenarbeit mit den europäischen Ländern, die bereits eine umfassende Berufsausbildung anbieten, weiter vorantreiben. Dadurch sollen auch die Lehrer, die an den Berufsschulen lehren, besser geschult werden. Nur so könne ein höheres qualitatives Niveau der Ausbildung garantiert werden. Daneben hat das Macro Center erst kürzlich eine weitere Publikation herausgebracht, die Nathanson der Regierung vorstellen will, sobald klar ist, wer die Regierung ist. Die Beschäftigung mit der Berufsausbildung wird ganz bestimmt eine Herausforderung für die neue Regierung sein und wir hoffen, dass sie sich, nachdem sie viele unserer anderen Probleme gelöst haben, auch mal Zeit dafür nehmen. Das Austauschprogramm zwischen Kfz-Innung Frankfurt und der IGA bringt israelische und deutsche Automechaniker zusammen (Bild: Kfz-Innung Frankfurt/Main). Dr. Roby Nathanson in seinem Büro in Tel Aviv (Bild: Katharina Höftmann). Weitere Informationen: Webseite des Macro Zentrums für politische Ökonomie (englisch) Bericht 2010 des Macro-Zentrums zum Modell der Berufsausbildung für Schüler (englisch) Bericht 2011 des Macro-Zentrums zum Modell der Berufsausbildung für Erwachsene (englisch) Übersicht über das Ausbildungssystem in Israel, Georg-Kerschensteiner-Berufsbildungszentrum Ludwigshafen 5
6 Webseite der ORT-Schulen in Israel (englisch) Webseite der Amal-Schulen in Israel (englisch) Programme der Organisation Trust für die Weiterbildung von arabischen Frauen (englisch) Artikel der Webseite der deutschen Botschaft über die Kooperation im Kfz-Bereich _20Botschaft/Aktuelle_20Artikel/ Botschafter-Ausbildungsprojekt.html Ihre Ansprechpartner Redaktion: Katharina Höftmann; sie arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Momentan arbeitet sie als freie Journalistin und Buchautorin. Projektverantwortlicher für den GIS-Vorstand: Jacques Korolnyk; Hintergrund Der wöchentliche Info-Service der Gesellschaft ISRAEL-SCHWEIZ (GIS) informiert Sie über spannende Aspekte, die sonst in der Berichterstattung über Israel kaum wahrgenommen werden. Darüber hinaus bietet der Info-Service einmal im Monat einen ausführlichen Bericht zu wechselnden Themen aus folgenden Bereichen: Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung, Gesundheit und Medizin, Wirtschaft und Finanzen, Energie und Umwelt, Gesellschaft und Vermischtes. Ferner bietet die GIS den Journalisten Hilfe bei der Recherche und ausführliche Zusatzinformationen zu den einzelnen Themen an. 6
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