Rosenheimer Fenstertage 2010 Ulrich Sieberath Green Windows mehr als nur Energieeffizienz? Dipl.-Ing. (FH) Ulrich Sieberath Leiter des ift Rosenheim
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- Hanna Voss
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1 Dipl.-Ing. (FH) Leiter des ift Rosenheim Moderne Fenster schaffen mehr Wohnkomfort, Investitionssicherheit sowie Nachhaltigkeit und bieten Argumente jenseits der Diskussionen von U- bzw. g-wert Neben der Diskussion um unsere Wirtschaft und den Abbau des angehäuften Schuldenberges scheint unsere langfristige Perspektive für zukünftige Generationen vollkommen aus dem Fokus geraten zu sein. Die aktuelle Entwicklung wirkt sich auf uns alle aus. So mancher Badeurlaub ist sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Andere Regionen sind viel schlimmer betroffen. Treffend formuliert das die Überschrift in der Boulevardpresse am Bremst den Klimawandel, die Natur spielt verrückt weltweit. Dramatische Bilder mit Naturkatastrophen ungeheurer Ausmaße gehen um den Globus, doch wir scheinen uns langsam an den Anblick gewöhnt zu haben. Und die Aussichten auf konkrete Ergebnisse beim nächsten Klimagipfel sind leider ausgesprochen bescheiden. Zumindest gibt es schon erste Reaktionen auf Bundesebene aus Deutschland: So die zunächst erfreuliche Feststellung, dass die mit der KfW- Förderung angestoßenen Maßnahmen zur energetischen Sanierung im Gebäudebestand ein Riesenerfolg sind. Im ersten Halbjahr schüttete die KfW-Bank fünf Milliarden Euro für energetische Sanierungen aus, das sind 1,3 Milliarden mehr als im Vorjahreszeitraum (Quelle: focus.de). weit mehr als erwartet. Angesichts leerer Kassen der Bild 1 Tendenzen der KfW- Förderung ift Rosenheim Seite 3 von 156
2 Öffentlichen Hand müssen die Kriterien in der Hoffnung, dass hierdurch weniger Mittel abgerufen werden jedoch erneut verschärft werden. Der Erfolg wird somit ausgebremst. Dies trifft viele Fenstersanierungsmaßnahmen, so dass die Branche richtigerweise fordert, an dem Förderprogramm festzuhalten. Jeder Cent ist richtig und zukunftsorientiert investiert und wird von den Bürgern mit Eigenkapital vervielfacht. doch weit mehr Möglichkeit Energie über solaren Eintrag durch Fenster und Fassaden zu gewinnen als durch anderweitig erzeugte regenerative Energie egal ob Photovoltaik oder Windkraft! Auf dem Weg zum Plusenergiehaus ist dies ein wesentlicher Baustein, der bei Neuentwicklungen nicht vergessen werden darf. Green Windows. Vom Energiesparfenster zum Energiemanager. Der Beitrag unserer Bauteile zur Energieeinsparung steht nach wie vor sowohl bei der Erstellung neuer Bauten als auch im Gebäudebestand an erster Stelle. So betragen die Verluste eine Größenordnung von 30 % der Primärenergie im Bereich des Gebäudebestands. Was oft in der öffentlichen Diskussion zu kurz kommt, ist die Frage des möglichen Energiezugewinns. Besteht Green ist modern und nicht abgeleitet von einer politischen Orientierung, sondern als Kenngröße umweltgerecht entwickelter und angebotener Produkte. Die Palette ist groß: von green products bis hin zu green buildings. Beim Umgang mit dem Begriff ist jedoch mit der gebotenen Seriosität heranzugehen, um nicht als greenwasher abgestempelt zu werden, der unter dem Motto green Produkte verstecken will, die mit zukunfts- und umweltgerechtem Handeln wenig zu tun haben. Bild 2 Nutzung erneuerbarer Energien in Deutschland im Jahre 2006 für die Stromerzeugung (blaue Säulen links) und die Wärmeerzeugung (grüne Säulen in der Mitte) im Vergleich zu der Nutzung passiver Solarenergie durch Wohngebäude (rote Säule rechts) Seite 4 von 156 ift Rosenheim
3 Auf die Kenngrößen kommt es an. Wir brauchen Kenngrößen, die unsere Bauteile richtig bewerten. U- und g-werte allein erscheinen hierbei für den Endverbraucher nicht transparent genug. Funktionen und Eigenschaften wie Lüftung mit minimalen Wärmeverlusten oder die Anbindung an die Haustechnik werden mit diesen bauphysikalischen Werten nicht erfasst. Ein Energy-Label, welches alle Energiegewinne und -verluste der Fenster und Fassaden richtig bewertet, ist daher notwendig. Bild 3 Zukünftige Energiekennzahlen für Fenster Bild 4 Ziele der Bauherren bei der Sanierung ift Rosenheim Seite 5 von 156
4 Das Energy-Label ist in der EU längst beschlossene Sache. Bekannt ist auch wie es aussehen soll, nämlich ähnlich der schon eingeführten Deklaration bei Haushaltsgeräten. Strittig und in Diskussion sind nach wie vor die Ansätze zur richtigen Bewertung in Europa. Es gibt bereits unterschiedliche Systeme wie z. B. das Energy- Label von BREEAM in Großbritannien. Das ift ist der Auffassung, dass das System praktikabel sein muss und eine Charakterisierung der Fenster unabhängig vom Verwendungsweck ermöglicht. Unser Ansatz bestimmt deshalb die Gewinne und Verbräuche auf Heiz- und Kühltage bei definierten Randbedingungen und unterscheidet dann nach den verschiedenen Einsatzregionen der Fenster in Europa. Auch das reicht allerdings noch nicht zur vollständigen und richtigen Bewertung der Umweltwirkung unserer Produkte aus. Viel Energie und viele Ressourcen gehen in der Herstellung, aber auch bei der Entsorgung und Rückführung verloren. Ebenso stellen die zusätzlichen Aufwendungen in der Nutzung der Gebäude wie Reinigung, Wartung, Instandhaltung einen erheblichen Kostenfaktor dar. Deshalb gehört die Zukunft dem Nachhaltigen Bauen. Hier werden neben der Herstellung und Entsorgung alle Verbräuche, Aufwendungen und Umweltauswirkungen der Bauteile über ihren gesamten Lebenszyklus betrachtet. Die Zukunft gehört nachhaltigem Wirtschaften und nachhaltigen Produkten. Das BMVBS interpretiert Nachhaltigkeit mit dem Gedanken Nachhaltig bauen heißt enkelgerecht handeln, nämlich unseren Nachkommen ein lebenswertes Umfeld zu hinterlassen. Die Initiatoren wollen damit die Standortfaktoren stärken durch Verwendung sauberer Energien, Förderung rationeller sauberer Herstellungsund Planungsprozesse, Vermeidung von unnötigen Transportwegen und Materialflüssen Bild 5 Erforderliche Daten aus dem Herstellungsprozess Nutzungsszenarien und die Lebensdauer Seite 6 von 156 ift Rosenheim
5 und die Nutzung beeinflussen durch geringe Reinigungs- und Wartungsaufwendungen, geringe Kosten zur Umnutzung, Förderung zukunftsgerechten Bauens, damit sie sicher, barrierefrei und automatisch wird. Die Instrumente hierfür sind: die Umweltproduktdeklaration als Erfassung aller Stoffe und Ressourcenverbräuche in Herstellung und Entsorgung, die Nutzungsszenarien zur Bilanzierung von Verbräuchen und Kosten in der Nutzungsphase sowie die Kriteriensteckbriefe, in denen Eigenschaften und Kriterien des Produktes festgelegt werden, welche Einfluss auf die Nutzung haben und in den Nutzungsszenarien berücksichtigt werden. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Entwicklung zukunftsweisender Technologien nur dann auch vermarktet werden kann, wenn die Politik dies fordert und die notwendigen Anreize dazu bietet. Dies dürfte die meisten Impulse seit den Wärmeschutz- und Energieeinsparverordnungen geben; vor allem für Immobilien der Öffentlichen Hand, denn diese ist eine der größten Immobilienbesitzer in der Bundesrepublik Deutschland sowohl bei der Erstellung von neuen Gebäuden als auch bei der Sanierung von Gebäuden im Bestand für nachhaltiges Bauen. Große Bauträger haben dies längst erkannt und fordern deshalb Zertifizierungen nach DGNB, BNB oder BREAM zur nachhaltigen Werterhaltung der von ihnen errichteten Gebäude. Die Zukunftsaufgaben. Fenster und Fassaden bieten viele Ansätze zum Nachhaltigen Bauen: Die Beschreibung der Elemente mit einzelnen bauphysikalischen Kennwerten wird durch umfassende Bilanzierungen erweitert. Um dem gerecht zu werden, braucht die Branche Hilfestellungen, wie einfache Modelle und Vorlagen zur Erstellung der künftig notwendigen Umweltproduktdeklarationen, nachvollziehbare Kriteriensteckbriefe zur objektiven und richtigen Leistungsbewertung ihrer Produkte, Datenbank-gestützte Hilfsmittel zur Erleichterung der Deklaration, welche die Produktvielfalt der Branche abbilden. Der Hersteller kann damit für den Kunden mehr Transparenz schaffen. Unsere Aufgabe als ift wird dabei sein, den Herstellern diese Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, unser Wissen in Praxis und Normung einzubringen und somit ein wenig dazu beizutragen, dass das Klima wieder ins Gleichgewicht kommt. Packen wir es an. Um mit Moliere zu sprechen: "Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun." Auch in Brüssel ist das Thema längst angekommen: So fordert der Entwurf zur neuen Bauprodukten-Verordnung als neue wesentliche Eigenschaft von Produkten, die Nachhaltigkeit. Die wesentlichen Papiere zur Umsetzung sind in Arbeit oder bereits erarbeitet, so z. B. die Grundlagen zur Erstellung von Umweltproduktdeklarationen und Konzepte zur Nachhaltigkeitsbewertung. ift Rosenheim Seite 7 von 156
6 Dipl.-Ing. (FH) Geboren am 27. August 1957 Abschluss des Holztechnik-Studiums an der FH Rosenheim seit 1982 Mitarbeiter des ift Rosenheim, Leitung der Abteilung Türentechnik und Einbruchsicherheit seit 1995 Leitung der Zertifizierungsstelle für Qualitätsmanagementsysteme und Produkte seit 2000 Koordination der Geschäftsfelder im ift Rosenheim seit 2002 Stellvertretender Institutsleiter seit Feb Leiter des ift Rosenheim Weitere Funktionen und Tätigkeiten: Lehrauftrag an der Fachhochschule Rosenheim Mitarbeit und Obmannschaft in zahlreichen Normungsausschüssen: Mitglied im Spiegelgremium der Advisory Group of Notified Bodies; Vorsitzender der SG06 (Fenster, Türen, Tore); Obmann im NA Spiegelausschuss zu TC33, Obmann im NA Einbruchschutz; Obmann von CEN TC33 WG1 Fenster und Türen Obmann von CEN TC33 AHG Burglar resistance (Einbruchschutz); Mitarbeit im SVA Feuerschutzabschlüsse des DIBt Mitglied der Prüfungskommission IHK für vereidigte Sachverständige Fachbegutachter beim Eidgenössischen Amt für Messwesen (Schweizerische Akkreditierungsstelle) für die Hauptfachgebiete: Bauteilprüfung Fenster/Türen/Fassaden, Materialprüfung Holz/Holzwerkstoffe/Glas, Einbruchprüfung Fenster/Rollläden/ Türen/Fassaden/Glas/Beschläge Seite 8 von 156 ift Rosenheim
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