Biografische Forschung Quellen der biografischen Forschung Biografische Kommunikation im Alltag
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- Volker Langenberg
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1 Biografische Forschung Quellen der biografischen Forschung Biografische Kommunikation im Alltag
2 Definition: Die Biografische Forschung beinhaltet alle Forschungsansätze und Forschungswege, die als Datengrundlage Lebensgeschichten oder erzählte bzw. berichtete Darstellungen der Lebensführung und der Lebenserfahrung haben aus dem Blickwinkel desjenigen, der sein Leben lebt.
3 Wann und wie die Lebensgeschichte zur Sprache kommt Kennen wir uns irgendwoher? Genau so war es. Wie konnte ich das nur vergessen? Tja, das ist so gekommen Schon früher habe ich mir nichts gefallen lassen So gut habe ich mich noch nie gefühlt Wenn ich das damals nicht gemacht hätte Wie sich die Zeiten geändert haben. Als wir jung waren, konnte man
4 Institutionen, die biografisch arbeiten Personalbüros bzw. Arbeitgeber Die Schulleitung oder Schulverwaltung Die Ärzte Die Standesämter und Einwohnermeldeämter Krankenkassen Sozialämter Heime für Kinder und Jugendliche Polizeistellen Die Gerichte Die Geheimdienste
5 Formen der biografischen Kommunikation Beichte (Schuldbekenntnis, Bitte um Verzeihung für begangene Sünden ist als biografische Kommunikation vorkonstruiert.) Anamnese (der Arzt erhebt die Vorgeschichte der Krankheit durch Befragung des Kranken um eine Diagnose festzustellen.) Biografie und Autobiografie als Form der Beschreibung des individuellen Lebens. Die individuelle Entwicklung kann nur dann legitim für eine öffentliche Aufnahme dargeboten werden, wenn sie in irgendeiner Weise auf etwas Allgemeines bezogen wird. (Fuchs 1984, 35)
6 Formen der biografischen Kommunikation Biografie und Autobiografie Biografie, vom griech. Bios, Leben und Graphien, schreiben, also Lebensbeschreibung, ist die mit historischer Kunst ausgeführte Darstellung des Lebens eines bestimmten Individuums. Diese Darstellung, als eine wahrhaft historische, umfasst sowohl die äußere Geschichte wie die innere intellektuelle und sittliche Entwicklung dieses einzelnen Menschen. Sie unterscheidet sich darum vom bloßen Lebenslauf, der die Hauptmomente eines Lebens nur äußerlich aneinander reiht, sowie von einem Nekrolog, der die Daten von Geburt, über die wichtigsten Lebensereignisse, wie über das Ende eines Dahingeschiedenen meist in noch äußerlicher Weise wiedergibt. Die wahre Biographik, als ein Zweig der Geschichtsbeschreibung, kann nur dann auf Individuen von allgemeinem menschlichem Interesse, also auf durch ihre Schicksale, Stellung und Tätigkeit weltgeschichtliche oder wenigstens durch moralische oder psychologische Lebensmomente ganz besonderes ausgezeichnete Personen ihre Anwendung finden (Brockhaus 1851, Band 2).
7 Beispiel 1. Autobiografie
8 Beispiel 2. Autobiografie
9 Formen der biografischen Kommunikation Memoiren (Memoiren stammen wie die Biografien aus der Perspektive dessen, der erlebt hat.) die Tradition dieser Art Literatur dem Autor gewöhnlich vorschreibt, seine eigene Person in den Hintergrund zu stellen (Znaniecki 1927, 289) Tagebuch (Die Ursprünge liegen in den religiös-moralischen Traditionen. Im Vordergrund ist tägliche Selbstbeobachtung.) Brief (Seinen Inhalten nach ist der Privatbrief dem Tagebuch ähnlich
10 Beispiel 3. Tagebuch
11 Beispiel 3. Tagebuch
12 Beispiel 3. Tagebuch
13 Formen der biografischen Kommunikation Akte (Akten beinhalten Beschreibungen über persönliche Entwicklung, Straftaten, soziale Auffälligkeiten, Gutachten, Inspektionsberichte usw.) Laudatio und Nachruf (Im Gegensatz zu der Akte berichtet werden nur die sozialpositiven Seiten der Lebensgeschichte.) Persönlicher Lebensplan (Was man aus seinem Leben machen will Ziele und Sinn des Lebens.)
14 Aufsätze über Zukunftsorientierungen aus der Studie NRW-Kids Wenn ich groß bin dann werde ich wenn ich keine Ausbildungs- platz bekomme Fach Abi machen. Und sonst werde ich in die Schule gehen und auf meine Ausbildungsstelle. Wenn ich damit fertig bin werde ich eventuell eine Familie gründen. Und wenn ich gut in meinem Beruf bin möchte ich mich selbstständig machen. Mein Papa sagt wenn ich groß bin gibt es nur noch Arm und Reich. Ich hoffe ich bin Reich. Ich hoffe auch dass da wo ich wohne Frieden ist. Sonst auch über all. Ich stelle mir meine Zukunft so vor: Ich habe einen 2 stöckigen Computershop in Köln Dann habe ich einen G5Ford Mustang, einen BMWZ3. Meine größten Sorgen sind dass ich später arbeitslos sein könnte oder das ein Atomkrieg ausbricht oder das HipHop ausstirbt.
15 Aufsätze über Zukunftsorientierungen aus der Studie NRW-Kids Persönlich gesagt : Ich denke dass sich mein Leben vorerst nicht sonderlich viel verändern wird! In der Zukunft schätze ich dass es vielleicht einen dritten Weltkrieg geben wird, indem ich vielleicht mit kämpfen muss - und mal abgesehen davon denke ich dass ich erstmal meine Schule beenden werde wenn ich nicht sitzen bleibe. Dann werde ich meine Lehre machen als Maurer da ich wahrscheinlich kein Industriechemiker werden kann. Angst vor der Zukunft habe ich nicht denn ich weiß wenn jetzt die Welt bedroht wäre dann gäbe es sicherlich Waffen gegen die Feinde z.b. Aliens, Meteoriten.
16 Aufsätze über Zukunftsorientierungen aus der Studie NRW-Kids Es gibt so viele verschiedene Berufe, aber ich kann mich einfach nicht für eine Richtung entscheiden. Wie soll denn ein Jugendlicher im meinem Alter auch herausfinden, für was er geeignet ist und was nicht? Soll ich z.b. nur weil ich gut in Deutsch und Biologie bin meine berufliche Laufbahn danach richten? Oder soll ich weil ich gerne Babysitte und gut mit Kindern umgehen kann, so was wie Kindergärtnerin werden? Und es gibt ja nicht nur die Frage was man gerne möchte, sondern auch ob man mit diesem Beruf auch genug verdient, um zu überleben. Echt ne schwierige Situation.
17 Formen der biografischen Kommunikation Kollektive Lebensentwürfe (das Ziel die Perspektive der individuellen Lebensführung in eine Beziehung zur Zukunft von Gruppen zu bringen.)
18 Eigenschaften der biografischen Kommunikation Freiwillig oder abverlangt. Einseitig oder reziprok Recht auf Darstellung und Beurteilung (Wer seine Lebensgeschichte erzählt, hat alleine das Recht zur Darstellung des Erzählstoffes.) Die biografischen Anderen ( Biografie wird über andere vermittelt und durch andere organisiert (Garthoff 1980, 294)) Färbung aus dem Heute (Man erzählt von früher aus der Perspektive von heute und mit Erfahrung von heute. Konstruktivismusdebatte)
19 Eigenschaften der biografischen Kommunikation Zeitlinie der Erzählung Die Erzählung fängt mit heute an, geht zurück in die Vergangenheit, und dann in die Vorvergangenheit. Die Erzählungen sind ohne eindeutige Zeitlinie. Die Geschichte von Anfang bis zum Heute. Der Erzähler gestaltet seine Erzählungen so, als ob er sie beim erzählen durchlebt. Die lebensgeschichtliche Erzählung kann einer Linie, einem thematischen Bereich folgen.
20 Eigenschaften der biografischen Kommunikation Ich und soziale Welt ( die Rolle des ich's in den Kulturen, Teilkulturen, Berufsgruppen, sozialen Klassen und Schichten. autonom geschaffene Lebensgeschichte; zielgerichtete Lebensgeschichte; institutionelle Lebensgeschichte; suchende Lebensgeschichte; Lebensgeschichte als Spielball selbstreflexive Lebensgeschichte
21 Eigenschaften der biografischen Kommunikation Ich und soziale Welt Darstellungsvarianten: Sozialisationsbericht (Ereignisse, soziale Umgebungen werden in der Erzählung als Faktoren beschrieben, die mich gemacht/beeinflusst haben) Szenen-Geschichte (das Ich berichtet über Umgebungen, in denen man war oder ist) Ichfindungs-Geschichte ( das Ich, das sich gefunden hat, erzählt über Suchbewegungen)
22 Soziale Funktionen biografischer Kommunikation Unterhaltung (basiert auf Interesse an der lebensgeschichtlichen Erzählung, an Geschichten aus dem Leben.) Übermittlung von Lebenserfahrung (Weitergabe von Lebenserfahrungen) Ausbau und Abstimmung der Lebensgeschichte (in biografischen Kommunikationen mit nahen Interaktionspartnern erfährt man etwas Neues über sich und seine Vergangenheit) Kennenlernen und festlegen
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