Cyrill Böhmer. Vorsitzender unseres Fördervereins - von 1993 bis "Ehrenvorsitzender des Fördervereins" (2008 verstorben)
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- Meike Schuler
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1 Cyrill Böhmer Vorsitzender unseres Fördervereins - von 1993 bis "Ehrenvorsitzender des Fördervereins" (2008 verstorben) Cyrill Böhmer, der erste Vorsitzende des 1993 gegründeten Fördervereins, besuchte von das Städtische Gymnasium (heute Philipp- Melanchthon-Gymnasium) Bautzen. Gleich nach seinem Abitur wurde er zum Militärdienst eingezogen und kam 1945 in englische Kriegsgefangenschaft. Doch bereits ein halbes Jahr später (September 1945) wurde er wieder entlassen. Zurück in Deutschland fand er Arbeit bei der Deutschen Reichsbahn als Fahrdienstleiter wurde er dann zum Lehramtsstudium angenommen. Bis 1989, dem Zeitpunkt seiner Pensionierung, unterrichtete er Deutsch und Musik. Cyrill Böhmer verstarb 2008 im Alter von 83 Jahren in Bautzen.
2 Damals Ein Interview mit Cyrill Böhmer Wie kam man damals auf das Gymnasium? Wir mussten eine Aufnahmeprüfung machen, wurden also nicht von der Schule empfohlen, sondern die Eltern waren die Mittler dafür. Die Aufnahmeprüfungen mussten in Deutsch und Mathe gemacht werden. Danach kam man dann in die Sexta. Damals waren die Klassenbezeichnungen anders als heute. Es gab die Sexta, Quinta, Quarta, Unterterz, Oberterz, Untersecunda, Obersecunda, Unterprima und Oberprima. Aber dann im Krieg gab es nicht mehr Unterprima und Oberprima sondern der Verkürzung wegen nur noch Prima (ein Jahr). Wie lief der Unterricht zur damaligen Zeit ab? Es war ein strenger Unterricht. Man musste etwas leisten. Natürlich gab es auch hier und da einen Spaß. Das lag aber mehr am Lehrer, ob er es zuließ oder nicht. Es gab aber auch Fächer, wie zum Beispiel Latein, da wurde durchweg gearbeitet. Aber bei anderen Lehrern da konnte man auch mal "ich denke da an Studienrat Oettel" da konnte man eher mal lachen. Aber im Großen und Ganzen war der Unterricht, nach dem heutigen Verständnis, strenger. Das lag allerdings auch an der Zusammensetzung der Klasse. In die Volksschule kam ja nun jeder und musste ja jeder gehen, bis zur 4. Klasse und dann wurde aussortiert, wer auf eine Oberschule oder ein Gymnasium wollte. Das kostete für die Eltern natürlich Geld. Die Schulbücher und was so dazugehörte, konnten sich arme Leute im großen und ganzen nicht leisten. Ich denke da zum Beispiel an unsere Klasse. Wir hatten mehrere Adlige, wo die Väter Rittergutsbesitzer waren. Die waren dann im ritterschaftlichen Internat in Bautzen untergebracht. Es waren unter den Eltern auch betuchte Handwerker und Beamte. Es gab aber auch Einzelne, wo die Eltern nicht so betucht waren. Diese Schüler haben sich aber gut geschlagen. Wie setzte sich Ihre Klasse zusammen? Wir waren zwei Klassen je Schüler stark. In unserer Klasse gab es vier Mädchen. Wir waren also gemischt. Heute ist es ja gerade umgedreht. Es war damals noch so, dass hauptsächlich Jungen auf das Gymnasium oder die Oberschule gingen und auch zum Studium. Damals war der Anteil der Mädchen noch lange nicht so ausgeprägt, wie er heute ist.
3 Welche Fächer hatten Sie? Als Sprachen hatten wir - wir waren ja anfänglich ein humanistisches Gymnasium - als erste Fremdsprache Latein. Zweite Fremdsprache war Englisch, wobei beide Fremdsprachen Pflicht waren. In den höheren Klassen konnte man dann noch Griechisch oder Französisch als Wahlfach belegen. Ansonsten waren die damaligen Fächer die gleichen wie heute, naturwissenschaftliche und allgemeinbildende. Wie war das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern? Das war ein ganz anderes als heute. Die Lehrer waren sich ihrer Funktion natürlich bewusst. Es gab einen gewissen Abstand. So wie das heute ist, das kameradschaftliche Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer gab es damals nicht, in gar keinem Fall. Es ging strenger zu. In unserer Zeit waren in der Pädagogik Autorität, Ordnung und Disziplin an der Tagesordnung und feste Begriffe. Aber das war auch Ansichtssache jedes Einzelnen, wie er das empfunden hat. Ich habe es so empfunden, dass eine gewisse Strenge, Disziplin und Lernbereitschaft unbedingt notwendig war, um an dieser Schule zu bestehen. Was gab es außer dem Gymnasium noch für Schulen in Bautzen? Wir waren das Gymnasium. Außer unserer Schule gab es noch die Landständische Oberschule, die Oberrealschule, die Höhere Mädchenschule und die Katholische Oberschule, allerdings nur bis 1938, dann wurde sie aufgelöst. Wir hatten in Bautzen noch die Höhere Handelsschule. Bautzen war eine Schulstadt. An den Schulen war auch ein ritterschaftliches Internat angeschlossen, wo allerdings meist nur Adlige untergebracht waren. Wie war das Schulleben am Gymnasium organisiert? Es gab am Anfang jeder Woche einen Schülerappell, der für die damalige Zeit natürlich nach nationalsozialistischem Muster ablief, also nicht Fahnenappell sondern Schülerappell, den meist der Konrektor durchführte. Die Unterrichtszeit war so wie heute, also 45 Minuten. Die Pausen wurden im Sommer draußen verbracht. Das Gymnasium hatte hinter der Schule so eine Art kleinen Park. Dort gab es Wege und Parkbänke und die großen Pausen waren dann im Sommer, wenn das Wetter natürlich
4 dementsprechend war, draußen. Einer aus der Oberprima zog dann an der Glocke, die ja heute noch hängt und läutete dann den Stundenbeginn wieder ein. Es mussten also alle wieder in ihre Klassen. Die Glocke durfte wirklich nur einer aus der Oberprima bedienen und es hat sich auch keiner gewagt, dagegen zu verstoßen. Heute wäre das unmöglich. Es war also eine Art Privileg? Genau. Es hat sich keiner gewagt, dagegen zu verstoßen. Ich habe gehört, dass jede Schule in Bautzen ihre eigene Farbe hatte. Stimmt das? Ja, und zwar die Farben unserer Schule waren die Farben der Stadt Bautzen, denn es war ja ein Städtisches Gymnasium. Jede Schule hatte ihre eigene Farbe und eigene Schülermützen. Die Schülermützen des Gymnasiums waren mittelblau. Ich bin, soweit ich weiß, der Einzige, der diese Schülermütze noch besitzt. Die Landständische Oberschule hatte die Farbe Dunkelblau. Die Oberrealschule hatte Orangefarben. Die Höhere Mädchenschule hatte Hellblau, die Handelsschule hatte Weiß, jeweils alle mit Band. Und die Katholische Oberschule hatte Kirschrot. Auch die Volksschulen hatten ihre Mützen. Was hat Ihnen besonders während der Schulzeit gefallen? Was mir besonders gefallen hat, das waren die Schulkonzerte. Wir hatten im Jahr mehrere Schulkonzerte. Wir hatten auch ein kleines Schulorchester. Es gab einen großen Flügel an der Schule wurde dieser in Löbau von der Firma Förster gekauft. Der Flügel ging durch den 1. Weltkrieg, durch den 2. Weltkrieg, der wechselte dauernd den Besitzer, so wie auch die Schule nicht immer auch Gymnasium war. Letzten Endes war der Flügel zu alt und so hat sich der Förderverein darum gekümmert, dass die Schule nach 1992 wieder einen neuen Flügel bekam, ebenfalls von der Firma Förster. Dieser wurde hauptsächlich von den alten Quondams gestiftet und von der Firma Förster aus territorialer Verbundenheit mit einem enormen Preisnachlass gewährt. Mir ging es dann darum, dass wieder Konzerte aufgeführt wurden, wie es sie vor bzw. noch während des Krieges gab. Zurzeit ist der Flügel eingelagert, solange die Schule saniert wird. Aber es ist mir wichtig, dass darauf geachtet wird, dass der Flügel nicht nur für Konzerte genutzt wird, sondern auch Schülern zur Verfügung steht, die ernsthaft an der
5 Musikschule Unterricht nehmen und zu Hause nicht die Möglichkeit zum Üben haben. Sollte man denn nach der Sanierung nicht wieder Konzerte geben? Ja sicher. Es gab ja schon immer viele Feiern am Gymnasium. Die Schule ist 1527 gegründet worden. Und im jetzigen Gebäude ist das Gymnasium seit 1867 und da gab es vielerlei Jubiläen. Letzte Wer sind die Quondams? Die Quondams ist eine Vereinigung ehemaliger Bautzener Gymnasiasten, genannt die Discipuli Quondam Gymnasii Budissini. Diese bestehen mindestens seit das jetzige Gebäude besteht, also seit Es ist aber durchaus möglich, dass diese Vereinigung auch vorher schon bestanden hat, als noch das alte Schulgebäude existierte. Durch den Krieg und das Kriegsende sind viele Eltern mit ihren Kindern in den Westen Deutschlands gezogen, um der sowjetischen Besatzungszone zu entkommen. Dort haben sich dann einige Schüler wieder zusammengefunden, die gemeinsam hier in Bautzen im Gymnasium waren. Diese wurden in einer Vereinigung zusammengefasst und es kamen auch immer mehr hinzu, teilweise aus Übersee, wo es die ehemaligen Schüler hin verschlagen hatte. Alle zwei Jahre fanden dann Treffen statt und da sind dann auch die mauerreifen ehemaligen Schüler (jene, die altersbedingt in den Westen reisen durften) von hier mit eingeladen worden. Nach der Vereinigung Deutschlands ist dann das Treffen von Westdeutschland nach Bautzen verlegt worden und 1992 war das erste Treffen hier. Aber 1992 ist auch das Gymnasium wiedererstanden. Da fehlte es jedoch an Lehrmitteln und Möbeln und der Stadt fehlte es an finanziellen Mitteln, um alles wieder zu beschaffen. So wurde der Förderverein 1993 durch die alten Gymnasiasten gegründet. Es gab also zwei Vereine. Einen losen Verbund, die Discipuli Quondams und den amtlich eingetragenen Förderverein. Das letzte Treffen der Discipuli Quondam Gymnasii Budissini fand dann im Jahr 2002 statt, da die Zahl der Mitglieder aus natürlichen Gründen zu gering geworden war. Geblieben ist nur eine kleine Gruppe, die sich noch regelmäßig im Haseneck trifft. Dort wird lebendige Schulgeschichte mit herzerfrischenden Erzählungen über die alte Penne betrieben. Der Förderverein Philipp-Melanchthon-Gymnasium Bautzen e. V. besteht weiter und mehr junge ehemalige Gymnasiasten, kurz junge Quondams, stärken und beleben ihn. (Interview aus dem Jahr 2007)
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