Abiturprüfung Hessen 2014 Deutsch Grundkurs Vorschlag A. Sehnsucht

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1 Abitupüfung Hessen 2014 Deutsch Gundkus Voschlag A Sehnsucht Elaubte Hilfsmittel: 1. ein Wötebuch zu deutschen Rechtscheibung 2. eine Liste de fachspezifischen Opeatoen 3. Büchne: Lenz Aufgaben: 1. Intepetieen Sie das omantische Gedicht Sehnsucht von Ludwig Tieck (Mateial 1) unte Beücksichtigung inhaltliche, spachlich-fomale und epochenspezifische Aspekte. (35 BE) 2. Vegleichen Sie das Sehnsuchtsmotiv im Liedtext Haus am See (Mateial 2) von Pete Fox mit demselben Motiv in Tiecks Gedicht (Mateial 1). (35 BE) 3. De Theateegisseu Fank Castof äußete sich 2010 in einem Inteview auf die Fage, was ihn am Schiftstelle Jakob Michael Reinhold Lenz fasziniee: Diese völlige Schmez, gepaat mit eine Glückssehnsucht. Beuteilen Sie, in welche Fom Sehnsucht fü die Figu Lenz in Büchnes gleichnamige Ezählung eine Rolle spielt. Beücksichtigen Sie dabei auch Castofs Zitat und die beiden Texte aus Aufgabe 1 und 2. (30 BE) GK

2 Mateial 1 Ludwig Tieck: Sehnsucht (1797) Waum Schmachten? Waum Sehnen? Alle Tänen, Ach! sie tachten 5 Weit nach Fene, Wo sie wähnen Schöne Stene. Leise Lüfte Wehen linde, Duch die Klüfte Blumendüfte. Gesang im Winde, Geisteschezen, Leichte Hezen! Ach! ach! wie sehnt sich fü und fü, O femdes Land, mein Hez nach di! Wed ich nie di nähe kommen, Da mein Sinn so zu di steht? Kommt kein Schifflein angeschwommen, Das dann unte Segel geht? Unentdeckte fene Lande, Ach, mich halten enste Bande, Nu wenn Täume um mich dämmen Seh ich deine Ufe schimmen, Seh von dothe mi was winken, Ist es Feund, ist s Menschgestalt? Schnell muß alles untesinken, Rückwäts hält mich die Gewalt. Waum Schmachten? Waum Sehnen? Alle Tänen, Ach! sie tachten Nach de Fene, Wo sie wähnen Schöne Stene Aus: Walte Ubanek (Hg.): Deutsche Lyik aus zwölf Jahhundeten, Belin 1966, S GK

3 Mateial 2 Pete Fox: Haus am See (2008) Hie bin ich gebo n und laufe duch die Staßen! Kenn die Gesichte, jedes Haus und jeden Laden! Ich muss mal weg, kenn jede Taube hie beim Namen. Daumen aus ich wate auf ne schicke Fau mit schnellem Wagen. 5 Die Sonne blendet alles fliegt vobei. Und die Welt hinte mi wid langsam klein. Doch die Welt vo mi ist fü mich gemacht! Ich weiß sie watet und ich hol sie ab! Ich hab den Tag auf meine Seite ich hab Rückenwind! Ein Fauencho am Staßenand de fü mich singt! Ich lehne mich zuück und guck ins tiefe Blau, schließ die Augen und lauf einfach geadeaus. Und am Ende de Staße steht ein Haus am See. Oangenbaumblätte liegen auf dem Weg. Ich hab 20 Kinde meine Fau ist schön. Alle kommen vobei ich bauch nie auszugehen. Ich suche neues Land Mit unbekannten Staßen, femde Gesichte und keine kennt meinen Namen! Alles gewinnen beim Spiel mit gezinkten Katen. Alles velieen, Gott hat einen haten linken Haken. Ich gabe Schätze aus im Schnee und Sand. Und Fauen auben mi jeden Vestand! Doch igendwann wed ich vom Glück vefolgt. Und komm zuück mit beiden Taschen voll Gold. Ich lad die alten Vögel und Vewandten ein. Und alle fang n vo Feude an zu weinen. Wi gillen, die Mamas kochen und wi saufen Schnaps. Und feien eine Woche jede Nacht. Und de Mond scheint hell auf mein Haus am See. Oangenbaumblätte liegen auf dem Weg. Ich hab 20 Kinde meine Fau ist schön. Alle kommen vobei ich bauch nie auszugehen. Und am Ende de Staße steht ein Haus am See. Oangenbaumblätte liegen auf dem Weg. Ich hab 20 Kinde meine Fau ist schön. Alle kommen vobei ich bauch nie auszugehen. Hie bin ich gebo n, hie wed ich begaben. Hab taube Oh n, nen weißen Bat und sitz im Gaten. Meine 100 Enkel spielen Cicket auf m Rasen. Wenn ich so daan denke kann ich s eigentlich kaum ewaten. (abgeufen am ) GK

4 Text: Baigoy, Piee/Conen, David/Schlippenbach, Vincent Gaf/Renne, Ruth-Maia. Copyight: Edition Fixx und Foxy Publishing/Soula Music GmbH, Hambug/Hanseatic Musikvelag GmbH & Co. KG, Hambug/BMG Rights Management GmbH, Belin Hinweise: Ludwig Tieck ( ), Dichte de Romantik, wa auch als Liteatukitike und Damatug einflusseich. Pete Fox (geb. 1971) ist ein deutsche Reggae- und Hip-Hop-Musike. Die Rechtscheibung beide Texte entspicht den Textvolagen. Hinweise und Tipps Ludwig Tieck ( ) wa, andes als es uns das Gedicht Sehnsucht vielleicht vemuten lässt, kein ewig schmachtende Jüngling, sonden ein seh abeit- same Schiftstelle, Heausgebe und Übesetze de omantischen Epoche. Mit seinem Namen vebunden sind bis heute die este Übesetzung des Don Quichote von Cevantes und de Damen Shakespeaes. Und Tieck wa es, de nach 1811 den Nachlass Heinich von Kleists zusammengestellt und die este Wek-Ausgabe besogt hat. Pete Fox, geboen 1971, ist ein efolgeiche Reggae- und Hip-Hop-Musike in de Band Seeed. Makieen Sie sich besondes in M 1 (Tieck) dessen klangliche, hythmische, hetoische und poetische Besondeheiten, vesuchen Sie abe auch so etwas wie einen ge- danklichen Pozess ode oten Faden zu finden, wenn Sie übe Inhalt und Aufbau des Gedichts nachdenken (These: In jedem Gedicht entwickelt sich etwas!). Beachten Sie: Ihe Voabeit ist analytisch; in Ihe schiftlichen Intepetation sollten sich dann die veschiedenen Untesuchungsgesichtspunkte und Entdeckungen zu einem Vestehensentwuf vebinden. Fü M 2 (Aufgabe 2) ist keine vollständige Textintepetation, sonden vo dem Hintegund von M 1 lediglich die Behandlung des Sehnsuchtsmotivs zu eabeiten. Da abe diese Aufgabe gleichviel BE hat wie Aufgabe 1, sollten Sie doch etwas tiefe in den Text einsteigen und zum Beispiel übe die Folgeichtigkeit de dain ezählten Geschichte, übe die vewendete Spache, die estebten Wete und übe die inhaltliche Veändeung de Kuzstophen nachdenken. Möglich ist es, mit Ihem voläufigen und subjektiven Einduck de Texte zu be- ginnen (Einleitung). Auch wenn sich diese Ausgangshypothese im Laufe de Eabeitung als unzuteffend heausstellen sollte, wäe sie ein hilfeiche Ansatz: Seine Übepüfung und Koektu späche fü Ihe Offenheit und gedankliche Flexibilität. Mit de ditten Aufgabe kommt eine Beuteilung bzw. Eöteung hinzu. Sie haben jetzt auch Stellung zu nehmen bzw. zu beuteilen und somit zu eöten. Koppeln Sie diese Aufgabe möglichst nicht vom Voausgegangenen ab, sonden fomulieen Sie Übeleitungen. Duch den vegleichenden Rückbezug auf Gedicht und Song weden Ihe Übelegungen zu Lenz meh Kontu gewinnen. Genau genommen bezieht sich Fank Castof auf den histoischen Dichte und dessen Wek, wähend Sie nu Büchnes (dem biogafischen Beicht alledings nahe) Kunstfigu kennen. Voausgesetzt wid hie also, dass Aussagen zu histoischen und zu liteaischen Peson weitgehend miteinande übeeinstimmen. GK

5 Lösungshinweise 1. Ludwig Tieck wa 24 Jahe alt, als e 1797 das Gedicht Sehnsucht schieb. Gleich mit diesem Titel gibt e sich als Romantike zu ekennen, denn Sehnsucht ist eines de Signal- ode Schlüsselwöte, das die Unuhe des omantischen Gemüts, sein Ungenügen an de zumeist als posaisch empfundenen Wiklichkeit und damit sein Fenweh und Velangen nach de Eweiteung seines Hoizonts und Bewusstseins, nach dem Noch-nie-Geschauten und nach dem Wunde in sich umschließt. Und so übeascht es nicht, dass das Gedicht gleich vie Mal von de Fene bzw. dem femden ode fenen Land spicht (V. 5, 16, 21, 33), nach dem sich das Ich sehnt. Zu fagen ist, was das wohl fü ein Land sein könnte, dem die goße Sehnsucht gilt. Die äußee Fom des viestophigen Textes ist eigenatig, denn die Stophen 1, 2 und 4 entspechen sich von de Länge, wähend Stophe 3 aus dem Rahmen fällt. In den Stophen 1, 2 und 4 fügen sich jeweils sieben Kuzvese (aus jeweils zwei tochäischen Takten: x x / x x) eim- und klangeich zusammen. De Einduck eines weichen, täumeischen Sich-Wiegens und Fließens wid duch die duchweg weiblichen (unbetonten, klingenden) Endungen, duch gelegentliche Enjambements (V. 4 /5, 6 / 7), den eichen Endeim (in jede Stophe zwei Reimpaae und ein Deie-Reim), duch Anaphen und zahleiche Alliteationen (Alle Ach, Tänen tachten, Weit Wo wähnen Wehen Winde, Leise Lüfte linde Leichte ) hevogebacht. De abstakte Begiff de Übeschift ist im Gedicht duch substantiviete Veben esetzt, duch das Sehnen und Schmachten (neben tachten und wähnen ). Auch diese Vebalstil macht die Vese geschmeidig. Stophe 1 keht zudem als Schlussstophe wiede, sodass das Gedicht im Rahmen diese doppelt eklingenden Wote wie in einem Zaubekeis gefangen ist. Inhaltlich sind diese Rahmenstophen kleine Zwiegespäche. Es ehebt sich die Fage nach dem Gund de Tänen und dem Ziel ode Objekt de Sehnsucht (V. 1, 2); ih folgt die Antwot: De Gund ist das Velangen nach eine Fene, die schönee Stene (V. 7) veheißt. Die zweite Stophe lässt diese Fene aufscheinen. Die ditte Stophe nimmt das in de esten begonnene Zwiegespäch aus Fagen und Antwoten wiede auf, abe sie hat eine andee, Metum und Stophenlänge des Anfangs duchbechende äußee Gestalt, sie füht den süßen, eichen Klang de voangegangenen Stophen nicht fot, kennt wede Enjambements noch schweifende Reime ode Alliteationen, und in ihen männlichen (stumpfen) Endungen stockt de hythmische Fluss. Sie hat auch inhaltlich eine eigene Funktion: Ihe Stuktu ist antithetisch. De Sehnsucht nach dem fenen Land begegnet das Realitätspinzip. Die Stophe beginnt mit dem jetzt vedoppelten (intensivieten) Klagelaut Ach! (vgl. V. 4, 32) und mündet schwe und hat im abstakten, bewusst unpoetischen Nomen Gewalt. Dem Schifflein (V. 19), das an fene Ufe entfühen soll, begegnet die Klage, von enste[n] Bande[n] (V. 22) gehalten zu sein. Auffällig in diesem Zusammenhang ist die jeweilige Wahl des Subjekts. In den Rahmenstophen gab es kein lyisches Ich. Subjekt GK