DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ZERSTÖRUNGSFREIE PRÜFUNG E.V.
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- Irmgard Esser
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1 DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR ZERSTÖRUNGSFREIE PRÜFUNG E.V. ZfP-Sonderpreis der DGZfP beim Landeswettbewerb Jugend forscht SCHÜEX BERLIN Das Standby von Haushaltsgeräten Jonas Dube Franz Kloth Schule: Evangelische Schule Köpenick Jugend forscht 2015
2 Jugend forscht 2015 Das Standby von Haushaltsgeräten Jonas Dube Evangelische Schule Köpenick Arndtstraße Berlin Franz Kloth Evangelische Schule Köpenick Karolinenhofweg Berlin
3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Bereitschaftsbetreib & Schein Aus Messung des Leerlaufverlustes Messungen bei Fernsehern Messungen bei Radios Messungen bei Stereoanlagen Messungen bei Computern Messungen bei Mikrowellengeräten Messungen bei Waschmaschinen, etc Sonstige Geräte Umfrage zum Standby Berechnung des Leerlaufverlustes Leerlaufverlust eines Privathaushaltes Leerlaufverlust der Privathaushalte in Berlin Die Ursache des Bereitschaftsbetriebes Minderung des Leerlaufverlustes Fazit Quellen Anlagen
4 1. Einleitung Wir drücken auf die Fernbedienung und schon erscheint unsere Lieblingssendung auf dem Bildschirm. Ein Luxus über den wir mittlerweile nicht mehr nachdenken. Diese und ähnliche Funktionen verdanken wir dem Standby. Nahezu alle Geräte der Unterhaltungselektronik haben einen sogenannten Bereitschaftsbetrieb. Selbstverständlich kommen diese Funktionen nicht ohne elektrische Energie aus. Doch wie viel Energie geht dabei ungenutzt verloren? Und wie viele Personen sind überhaupt über den Verbrauch ihrer Geräte informiert? Für die Beantwortung dieser Fragen führten wir bei üblichen Haushaltsgeräten Messungen durch und machten eine Umfrage zum Thema Standby. Zudem überprüften wir, ob ein übermäßiger Stromverbrauch vermieden werden könnte. 2. Bereitschaftsbetreib & Schein Aus Der Bereitschaftsbetreib, auch Standby genannt, ist eine Funktion, die der schnelleren und einfacheren Bedienung der Geräte dient. Im Standby wird die Elektronik des Gerätes größtenteils heruntergefahren. Einige Schaltungen bleiben jedoch in Betrieb, wie zum Beispiel der Infrarotempfänger am Fernseher oder Radio, der auf ein Signal der Fernbedienung wartet. Diese Schaltungen haben einen reduzierten Leistungsbedarf, der besonders bei älteren Geräten jedoch sehr hoch sein kann. Die Energie, die durch den Bereitschaftsbetrieb verbraucht wird, nennt man Leerlaufverlust. Auch Kaffeemaschinen haben einen Standbybetrieb. Hier wird die Maschine dauerhaft warm gehalten, um bei Benutzung schneller starten zu können. 1 Für den teils sehr hohen Energiebedarf des Bereitschaftsbetriebs ist weniger der Betrieb selbst, als der Transformator im Netzteil verantwortlich, der den Strom auf die gewünschte Spannung transformiert. 2 Da der Transformator immer in Betrieb ist, auch wenn nur ein Teil der Elektronik genutzt wird, sorgt dieser für einen großen Leerlaufverlust. Bei vielen Geräten, wie zum Beispiel Fernsehern, lässt sich der Standby ausschalten. Das Gerät wird jedoch nur in einen Schein-Aus-Zustand versetzt. Im Schein-Aus hat das Gerät immer noch einen geringen Leerlaufverlust. Während im Bereitschaftsbetrieb jedoch noch einige Funktionen ausgeführt werden können, sind im Schein-Aus keine Dienste möglich. Für den Leerlaufverlust im Schein-Aus sind ebenfalls die Transformatoren im Netzteil verantwortlich, da diese dauerhaft in Betrieb sind, auch wenn das Gerät ausgeschaltet ist. 3. Messung des Leerlaufverlustes Um herauszufinden, wie hoch der Stromverbrauch der Haushaltsgeräte im Standby ist, haben wir bei über 70 Geräten Messungen durchgeführt. Neben dem Leerlaufverlust haben wir außerdem, wenn möglich, noch die Betriebsleistung gemessen und das Alter des Gerätes dokumentiert. Vor unseren Messungen recherchierten wir, welche Geräte einen Bereitschaftsbetrieb haben. In etlichen Büchern wurde auf Leerlaufverluste bei Geräten der Unterhaltungselektronik hingewiesen. Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler wurden nicht erwähnt. 9 2
5 Für unsere Messungen benutzten wir ein Energiekostenmessgerät der Firma revolt, das besonders für geringe Stromstärken des Bereitschaftsbetriebes ausgelegt ist und somit auch bei einer geringen Leistung sehr genaue Messungen ermöglicht. Sehr auffällig bei der Auswertung der Messergebnisse war die Interaktion des Leerlaufverlustes mit dem Alter des Geräts. Außerdem stellten wir fest, dass nahezu alle Geräte, die über Elektronik verfügen, einen Bereitschaftsbetrieb haben. 3.1 Messungen bei Fernsehern Wir haben bei 10 Fernsehern im Alter von 1-13 Jahren Messungen durchgeführt. Alle Geräte, die nicht älter als drei Jahre alt waren, hatten einen Leerlaufverlust von unter einem Watt. Alle Geräte, die älter waren, hatten einen Leerlaufverlust von über fünf Watt. Nahezu alle Röhrenfernseher haben im Standby sogar einen Verbrauch von über 10 Watt bis hin zu 20,4 Watt. Häufig lässt sich der Standby durch einen Knopf am Gerät ausschalten. Es liegt jedoch immer noch eine Leistung von etwas unter einem Watt an. Der durchschnittliche Leerlaufverlust bei Fernsehern beträgt 7,1 Watt, bei einer durchschnittlichen Betriebsleistung von 88,02 Watt. 3.2 Messungen bei Radios Wir haben bei 14 Radios Messungen durchgeführt, die ein durchschnittliches Alter von sieben Jahren hatten. Hierzu zählen keine Geräte, die externe Lautsprecher haben. Diese haben wir bei den Stereoanlagen eingeordnet. Die Radios hatten einen Standby-Verbrauch von durchschnittlich 2,03 Watt. Somit ist der Leerlaufverlust deutlich geringer als bei Fernsehern. Da die durchschnittliche Betriebsleistung der Radios bei 4,32 Watt liegt, wird der Stromverbrauch im Standby jedoch nur um etwa 50% reduziert. Bei einer aktiven Nutzung des Gerätes von drei Stunden pro Tag, hat es in dieser Zeit einen Verbrauch von 12,96 Wattstunden. W = P t 4,32 W 3 h = 12,96 Wh Das Radio ist 21 Stunden pro Tag im Bereitschaftsbetrieb. Bei einem Leerlaufverlust von 2,03 Watt, ist das ein Verbrauch von 42,63 Wattstunden pro Tag. W = P t 2,03 W 21 h = 42,63 Wh Somit entfallen 76,69% der benötigten Energie eines Radios nur für den Bereitschaftsbetrieb. 3.3 Messungen bei Stereoanlagen Als Stereoanlage definierten wir alle Anlagen, die externe Lautsprecher haben. Radios mit einer Stereofunktion, jedoch ohne externe Lautsprecher haben wir nicht zu den Stereoanlagen zugeordnet, da die externen Lautsprecher einen Großteil des Leerlaufverlustes ausmachen. Auch bei den Stereoanlagen ist die Interaktion des Alters und des Leerlaufverlusts sehr auffällig. Alle Anlagen, die mehr als 20 Jahre alt sind, haben einen Standby-Verbrauch von unter einem Watt. Stereoanlagen im Alter zwischen zehn und zwanzig Jahren, haben einen 3
6 Leerlaufverlust von über 10 Watt. Geräte, die jünger als 10 Jahre alt sind, hatten einen Standby-Verbrauch von unter fünf Watt. Früher hatten die Stereoanlagen keine Funktionen, die einen Bereitschaftsbetrieb benötigten. Später erhöhte sich der Leerlaufverlust sehr stark, bis eine neue Gesetzeslage eine zu hohe Standby-Leistung untersagte. Im Durchschnitt hatten die Stereoanlagen einen Leerlaufverlust von 6,83 Watt und eine Betriebsleistung von 32,36 Watt. 3.4 Messungen bei Computern Bei den Computern ist es wichtig zwischen Laptops und PCs zu unterscheiden, denn bei PCs kommt noch ein Bildschirm dazu, der ebenfalls einen Bereitschaftsbetrieb hat. Wir haben bei fünf Laptops sowie drei PCs Messungen durchgeführt. Alle Laptops haben einen Leerlaufverlust von unter einem Watt, während die PCs einen Standby-Verbrauch von über zwei Watt haben. In Relation mit der Betriebsleistung sind die Messergebnisse jedoch ähnlich, da PCs eine deutlich höhere Betriebsleistung als Laptops haben. Die durchschnittliche Standby-Leistung liegt bei 1,89 Watt. 3.5 Messungen bei Mikrowellengeräten Wir haben bei fünf Mikrowellengeräten Messungen durchgeführt. Alle Geräte verbrauchten auch im ausgeschalteten Zustand Strom. Dies lässt auf einen Schein-Aus-Zustand schließen. Der durchschnittliche Leerlaufverlust liegt bei einem Watt. In Relation zu der hohen Betriebsleistung von 500 bis über 1000 Watt, ist der Verbrauch im Schein-Aus- Zustand zwar gering, dennoch ist fraglich, warum sich das Gerät nicht vollständig ausschalten lässt. 3.6 Messungen bei Waschmaschinen, etc. Wir haben bei insgesamt 10 Waschmaschinen, Wäschetrocknern und Geschirrspülern Messungen durchgeführt. Alle Geräte hatten einen Leerlaufverlust von 0,9 Watt. Nur bei Geräten, die älter als 10 Jahre sind, ließ sich kein Verbrauch feststellen. Der durchschnittliche Standby-Strom beträgt 0,81 Watt. Auch hier ist unklar, warum sich nur ältere Geräte richtig ausschalten lassen, während die neueren dauerhaft im Schein-Aus-Zustand sind. 3.7 Sonstige Geräte Neben den oben genannten Geräten führten wir auch bei Küchengeräten, Druckern und anderen Haushaltsgeräten Messungen durch. Kaffeevollautomaten haben einen durchschnittlichen Leerlaufverlust von 3,3 Watt. Die benötigte Energie dient dem Warmhalten des Gerätes, damit es ohne längeres Aufheizen in Betrieb genommen werden kann. Vermutlich handelt es sich jedoch nur um wenige Sekunden, die durch den Bereitschaftsbetrieb eingespart werden. Bei anderen Küchengeräten, wie zum Beispiel Wasserkochern und Toastern, konnten wir keinen Leerlaufverlust feststellen. Bei Druckern ist der Leerlaufverlust sehr unterschiedlich. Einige Geräte haben keinen Bereitschaftsbetrieb, während wir bei anderen Modellen einen Leerlaufverlust von 3,8 Watt gemessen haben. Außerdem ist natürlich auch darauf zu achten, dass das Gerät ausgeschaltet wird, wenn es längere Zeit nicht in Benutzung ist. Auch ältere externe Festplatten mit einer externen Stromversorgung haben einen Bereitschaftsbetrieb. Der Leerlaufverlust liegt bei durchschnittlich 0,8 Watt im 4
7 ausgeschalteten Zustand. Wenn die Festplatte eingeschaltet bleibt hat sie einen Verbrauch von durchschnittlich 2,3 Watt, auch wenn der Computer ausgeschaltet ist. Externe Festplatten sollten also immer ausgeschaltet, oder wenn möglich komplett vom Netz getrennt werden. Bei neueren Modellen wird das Gerät mit der Trennung vom Computer komplett abgeschaltet. Häufig wird darauf hingewiesen, dass auch Handyladekabel Strom verbrauchen, auch wenn kein Mobiltelefon angeschlossen ist. 10 Wir konnten bei vielen Ladekabeln jedoch keinen Leerlaufverlust feststellen. Es kann natürlich trotzdem nicht schaden, den Stecker zu ziehen. 4. Umfrage zum Standby Wir führten mit insgesamt 61 Personen eine Umfrage durch, um herauszufinden, wie viele Personen ihre Haushaltsgeräte vom Netz trennen, wenn sie nicht genutzt sind. Außerdem nutzten wir die Befragung um eine durchschnittliche Anzahl der Geräte pro Haushalt zu ermitteln. (Den gesamten Fragebogen finden Sie bei den Anlagen auf Seite 12) Ein Großteil der Befragten war über den Bereitschaftsbetrieb der Unterhaltungselektronik informiert. Allerdings wussten nicht einmal die Hälfte der Befragten, dass auch Waschmaschinen und Mikrowellen ausgeschaltet Strom verbrauchen. Wussten Sie schon, dass folgende Geräte auch ausgeschaltet Strom verbrauchen? Unterhaltungselektronik Andere Haushaltsgeräte 8% Ja 52% 48% 92% Nein Geräte der Unterhaltungselektronik trennt die Mehrheit der Teilnehmer vom Stromnetz, wenn sie das Gerät nicht nutzen. Waschmaschinen, Geschirrspüler und Mikrowellen bleiben jedoch sehr häufig am Stromnetz. Trennen Sie die folgenden Geräte vom Stromnetz, wenn Sie das Gerät nicht nutzen? Unterhaltungselektronik 22% 78% Ja Nein Andere Haushaltsgeräte 74% 26% 5
8 Anhand der Umfrage entwickelten wir einen durchschnittlichen Haushalt, den wir für unsere Berechnungen verwendeten. Wir sind dabei sowohl auf die Anzahl der Personen, als auch auf die Anzahl der Haushaltsgeräte eingegangen. Die Teilnehmer unserer Befragung wohnen durchschnittlich in einem 2,3 Personen-Haushalt und sind im Besitz folgender Geräte: Gerätetyp Anzahl der Geräte pro Haushalt Fernseher 1,1 Radios 1,2 Stereoanlagen 1,2 Computer 1,5 Mikrowellen 0,7 Waschmaschine/ Geschirrspüler 1,5 Wäschetrockner 0,1 Uns hat auch interessiert, wie viele Personen überhaupt bereit wären, ihre Geräte vom Stromnetz zu trennen, wenn sie ausgeschaltet sind. Insgesamt sind 84% der Befragten bereit, ihre Haushaltsgeräte nach jeder Nutzung vom Netz zu nehmen. Von den Personen, die nicht alle ihre Haushaltsgeräte vom Stromnetz trennen, wären 78% bereit dies zu tun. Demnach lässt sich vermuten, dass sich die Befragten der Stromverschwendung bewusst sind, jedoch keine Gegenmaßnahmen verwirklichen. 5. Berechnung des Leerlaufverlustes Mit den folgenden Rechnungen möchten wir veranschaulichen, wie viel Energie jährlich nur für den Bereitschaftsbetrieb verbraucht wird. Sie basiert auf den Ergebnissen unserer Messungen und unserer Umfrage. Wir konnten in unserer Rechnung nur die Privathaushalte berücksichtigen. Es ist jedoch zu vermuten, dass öffentliche Einrichtungen und die Industrie ebenfalls einen sehr hohen Leerlaufverlust haben. 5.1 Leerlaufverlust eines Privathaushaltes Die folgende Rechnung veranschaulicht den Stromverbrauch eines einzelnen Privathaushaltes. Die Zeit in Nutzung wurde geschätzt und kann selbstverständlich variieren. Wir gehen bei dieser Rechnung davon aus, dass die Geräte nicht durch Steckdosenleisten oder Ähnlichem vom Stromnetz getrennt sind. Gerätetyp Standby- Leistung P (in W) Zeit in Nutzung hnut Zeit in Bereitschaft hber Leerlaufverlust pro Tag E1 (in Wh) E1 = P hber Leerlaufverlust pro Jahr E2 (in kwh) E2 = E1 365 t 1000 Fernseher 7,10 2,00 22,00 156,20 57,01 Radio 2,03 3,00 21,00 42,63 15,56 Stereoanlage 6,83 2,00 22,00 150,26 54,84 Computer 1,89 4,00 20,00 37,80 13,80 Mikrowelle 1,00 0,50 23,50 23,50 8,58 Waschmaschine, etc. 0,81 1,00 23,00 18,63 6,80 6
9 Die obige Rechnung umfasst jeweils ein Gerät mit einer durchschnittlichen Standby- Leistung. Für eine realistische Prognose des Leerlaufverlustes pro Jahr muss auch die Anzahl der Geräte, in einem durchschnittlichen Haushalt, mit einbezogen werden. Gerätetyp Leerlaufverlust pro Jahr, pro Gerät E2 (kwh) durchschnittliche Anzahl der Geräte pro Haushalt N Leerlaufverlust pro Jahr gesamt E3 (in kwh) E3 = E2 N Fernseher 57,01 1,10 62,71 Radio 15,56 1,20 18,67 Stereoanlage 54,84 1,20 65,81 Computer 13,80 1,50 20,70 Mikrowelle 8,58 0,70 6,01 Waschmaschine, etc. 6,80 1,60 10,88 Der Leerlaufverlust pro Jahr setzt sich aus den Ergebnissen der obigen Rechnung zusammen. Demnach entfallen 184,78 kwh unserer benötigten Energie nur auf den Bereitschaftsbetrieb. Vorausgesetzt, dass die Geräte nicht vom Stromnetz getrennt werden. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch eines Zwei-Personen-Haushaltes von kwh 8 macht der Leerlaufverlust 6,84% unseres Energiebedarfes aus. Bei den derzeitigen Stromkosten von ca. 26,3 Cent/ kwh entspricht das 48, ,71 kwh + 18,67 kwh + 65,81 kwh +20,70 kwh +6,01 kwh + 10,88 kwh = 184,78 kwh 184,78 kwh 0,263 / kwh = 48,60 Somit kann ein Haushalt pro Jahr theoretisch sparen, wenn die Geräte ursprünglich nie vom Stromnetz getrennt wurden und später alle Geräte dauerhaft vom Netz getrennt werden, wenn sie nicht in Benutzung sind. 5.2 Leerlaufverlust der Privathaushalte in Berlin Um zu verdeutlichen, dass sich der Leerlaufverlust eines einzelnen Haushalts auf den gesamten Energiebedarf auswirkt, haben wir ausgerechnet, wie viel Energie Berlin nur für den Bereitschaftsbetrieb benötigt. Dazu haben wir zunächst die Standby-Leistung der Geräte mit deren durchschnittlicher Anzahl multipliziert. Gerätetyp Standby- Leistung pro Gerät P (in W) durchschnittliche Anzahl der Geräte pro Haushalt N durchschnittliche Standby-Leistung pro Gerätetyp Ptyp (in W) Ptyp = P N Fernseher 7,10 1,10 7,81 Radio 2,03 1,20 2,44 Stereoanlage 6,83 1,20 8,20 Computer 1,89 1,50 2,84 Mikrowelle 1,00 0,70 0,70 Waschmaschine 0,81 1,60 1,30 7
10 Um den Leerlaufverlust pro Tag zu erhalten, haben wir die Standby-Leistung mit der durchschnittlichen Zeit in Bereitschaft multipliziert. Dazu fassten wir die Geräte in zwei Kategorien zusammen. Geräte Standby- Leistung P (in W) Durchschnittlich Zeit in Bereitschaft hber Leerlaufverlust pro Tag E (in Wh) E = P hber Unterhaltungselektronik (Radio, Stereoanlage, Fernseher) 18,45 21,67 399,81 Haushaltsgeräte (Computer, Waschmaschine, 2,58 22,17 57,2 Mikrowelle) Wir haben in unserer Rechnung nur die Haushalte berücksichtigt, die den entsprechenden Gerätetyp nicht vom Netz trennen, wenn das Gerät ungenutzt ist. Es ist jedoch zu vermuten, dass ein deutlich größerer Anteil die Geräte am Stromnetz lässt, da wir in der Umfrage nur gefragt haben, ob die Geräte im Allgemeinen vom Netz getrennt werden. Von Berliner Haushalten 4 bleibt die Unterhaltungselektronik bei 22% der Haushalte am Stromnetz, während bei den Haushaltsgeräten 74% der Geräte nicht vom Netz getrennt werden. Demnach hat Berlin einen Leerlaufverlust von 259,4 Megawattstunden pro Tag. Geräte Leerlaufverlus t pro Tag E (in Wh) Anzahl Haushalte, die die Geräte nicht vom Netz trennen Nteil (in %) Anzahl der Haushalte in Berlin Nges Anzahl Haushalte, die die Geräte nicht vom Netz trennen N N = Nges Nteil 100 Leerlaufverlust pro Tag von Berlin Eges (in Wh) Eges = E N 399,81 22% ,2 Unterhaltungselektronik Haushaltsgeräte 57,2 74% ,0 Berlin benötigt täglich 259,4 Megawattstunden elektrische Energie nur für den Bereitschaftsbetrieb der Berliner Privathaushalte. In Berlin-Brandenburg wird ein Großteil der benötigten Energie aus Braunkohle gewonnen. Braunkohlekraftwerke haben eine Effizienz von etwa 3 Kilowattstunden pro 1 Kilogramm Braunkohle. 5 Für die Energie, die der Bereitschaftsbetrieb Berliner Haushalte benötigt, werden täglich 86,46 Tonnen Braunkohle verbrannt. 259,4 MWh 1 kg/ 3 kwh = 86,46 t Die Energiemenge, die in Berlin für den Bereitschaftsbetrieb benötigt wird ist beachtlich hoch. Auf ein Jahr gerechnet werden in Berlin für den Bereitschaftsbetrieb rund Tonnen Braunkohle verbrannt. Mit dieser Kohle könnte man etwa 526 Güterwagen füllen. 6 8
11 6. Die Ursache des Bereitschaftsbetriebes Um die Ursachen des Leerlaufverlustes herauszufinden haben wir mit einigen Firmen Kontakt aufgenommen. Wir stellten fest, dass sich die Standby-Leistung auf drei wesentliche Gründe zurückführen lässt. Moderne Fernseher, Stereoanlagen und auch einige Radios sind nicht nur für die manuelle Bedienung am Gerätegehäuse ausgelegt, sondern sollen auch mithilfe einer Fernbedienung steuerbar sein. Um diese Funktionen zu gewährleisten, muss ein solches Gerät Infrarotsignale empfangen können, wofür es Strom benötigt. Zudem besitzen einige der Geräte kleine Statusanzeigen oder Kontrolllämpchen, die beispielsweise die Uhrzeit anzeigen. Selbstverständlich verbrauchen auch diese Anzeigen elektrische Energie. Die bei Waschmaschinen, Geschirrspülern und Mikrowellen messbare Leistung im ausgeschalteten Zustand nennt man Blindleistung, sprich eine elektrische Leistung die man effektiv nicht nutzen kann. 11 Diese Leistungsaufnahme kommt durch Kondensatoren und Spulen zustande. Diese sind Komponenten eines Netzfilters und bauen ein elektrisches beziehungsweise magnetisches Feld auf. Der Netzfilter ist vor den Schalter des Geräts gebaut. Er soll vom Gerät verursachte Störungen in Form von Oberwellen und Phasenverschiebungen ausgleichen. Diese können sich schädlich auf andere Geräte auswirken. 12 Nach der VDE-Vorschrift muss in jedem elektronischen Gerät ein Netzfilter eingebaut sein. Jedoch ist fraglich, ob dieser Filter vor dem Hauptschalter des Geräts installiert sein muss. Viele Geräte besitzen Netzteile, die zum Beispiel die Spannung auf deren Normen für den Betrieb senken oder den Wechselstrom des Stromnetzes in Gleichspannung umwandeln. Auch für die Umwandlung des Stroms muss Leistung aufgebracht werden, solange das Netzteil mit dem entsprechenden Gerät verbunden ist. Der Transformator hat einen stetigen Energieverbrauch, unabhängig vom Verbrauch des dazugehörigen Gerätes. Der Verbrauch wird oft dem eigentlichen Haushaltsgerät zugerechnet, da sich allein durch dessen Betrieb kein effektiver Nutzen feststellen lässt. 7. Minderung des Leerlaufverlustes Seit dem darf die Leistungsaufnahme im Bereitschaftsbetrieb 0,5 Watt nicht überschreiten, es sei denn das Gerät erfüllt im Standby zusätzliche Funktionen wie zum Beispiel das Anzeigen der aktuellen Uhrzeit. In diesem Fall darf der Leerlaufverlust nicht höher als 1,0 Watt sein. 7 Dieses Gesetz ist ein großer Schritt in Richtung der Reduktion des Leerlaufverlustes. Geräte die vor 2013 auf dem Markt kamen haben jedoch weiterhin einen hohen Leistungsbedarf im Standby. Sinnvoll ist es in diesem Fall das Gerät vollständig vom Netz zu trennen. Sehr häufig werden dafür schaltbare Steckdosenleisten verwendet. Diese Steckdosenleisten trennen alle angeschlossenen Geräte mit einem manuellen Schalter vom Stromnetz. Somit wird auch der Standby der Geräte ausgeschaltet. Neben den Steckdosenleisten gibt es auch einzelne Steckdosen, die mit einem Schalter versehen sind und direkt an die Steckdose angeschlossen werden. Häufig sind die Steckdosen jedoch hinter den Möbeln, sodass es nicht möglich ist eine schaltbare Steckdosenleiste zu verwenden. In diesem Fall sind Funksteckdosen eine gute Alternative. Auch bei Funksteckdosen wird das angeschlossene Gerät vom Stromnetz getrennt, allerdings nicht über einen Kippschalter, sondern über eine Fernbedienung. Der Nachteil ist, dass auch Funksteckdosen dauerhaft Strom benötigen, da der Empfänger der 9
12 Fernbedienung in Bereitschaft ist. Die Leistungsaufnahme liegt jedoch bei durchschnittlich unter einem Watt und ist somit geringer als die Standby-Leistung vieler Haushaltsgeräte. Für Geräte, die einen Leerlaufverlust von unter einem Watt haben, sind Funksteckdosen somit nicht geeignet. Sinnvoll ist es, sich vor der Benutzung, über die Standby-Leistung der Funksteckdosen und des betreffenden Gerätes, zu informieren. 8. Fazit Mit der Minderung des Leerlaufverlustes ließe sich viel Energie sparen. Viele sind sich der Energieverschwendung jedoch gar nicht bewusst. Somit werden in Berlin pro Jahr etliche Megawattstunden elektrischer Energie nur für den Bereitschaftsbetrieb verschwendet. Es ist bei einigen Geräten fraglich, aus welchem Grund diese überhaupt einen Bereitschaftsbetrieb haben. Dennoch ist es möglich die Geräte vom Stromnetz zu trennen und somit den Standby auszuschalten. Schaltbare Steckdosenleisten trennen mit einem Kippschalter alle angeschlossenen Geräte manuell vom Netz. Für schwer zugängliche Stellen sind Funksteckdosen eine gute Alternative. Sie haben zwar selbst einen Stromverbrauch, dieser ist jedoch gering im Vergleich zur Standby-Leistung. Sinnvoll ist es, beim Kauf eines neuen Gerätes auch den Leerlaufverlust zu berücksichtigen und ältere Geräte vom Stromnetz zu trennen, wenn diese nicht verwendet werden. So kann viel Energie gespart werden. 10
13 9. Quellen Internetseiten: 1 Stand: Herausgeber: Rüdiger Paschotta 2 Stand: Herausgeber: Rüdiger Paschotta 3 Stand: Herausgeber: E.ON Energie Deutschland GmbH 3a Stand: Herausgeber: Vattenfall Europe Sales GmbH 4 root/wirtschaftssystem/ Stand: Herausgeber: Unbekannt 5 Stand: Herausgeber: Wir ernten was wir säen 6 Stand: Herausgeber: Thomas Noßke 7 Stand: Herausgeber: Umweltbundesamt 8 Stand: Herausgeber: Markus Kreusch Bücher: 9 EnergieAgentur.NRW: Goodbye Stand-by!, Nordrhein-Westfahlen Riegler, Thomas: Energiesparen leicht gemacht, Baden-Baden 2008 Personen: 11 Panasonic Customer Care Team; Panasonic Marketing Europe GmbH; Lang, Ernst; Electrolux Hausgeräte GmbH;
14 10. Anlagen Umfrage zum Thema Bereitschaftsbetrieb (Standby) Für ein Jugend forscht Projekt zum Thema Bereitschaftsbetrieb machen wir eine Umfrage, um herauszufinden, wie viel Strom jährlich für den Bereitschaftsbetrieb verbraucht wird. Die Umfrage bleibt selbstverständlich anonym. Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich für unsere Fragen ein paar Minuten Zeit nehmen würden. Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Jonas Dube & Franz Kloth 1. Wussten Sie schon, dass Geräte der Unterhaltungselektronik (Fernseher/ Radio) auch ausgeschaltet Strom verbrauchen? O Ja O Nein 2. Wussten Sie schon, dass Haushaltsgeräte (Waschmaschine/ Mikrowelle) auch ausgeschaltet Strom verbrauchen? O Ja O Nein 3. Wie viele der folgenden Geräte haben Sie? Fernseher Radios Stereoanlagen Mikrowellen Wäschetrockner Computer / Laptop Waschmaschine 4. Nehmen sie Geräte der Unterhaltungselektronik vom Netz, wenn sie sie nicht verwenden? (z.b. mit schaltbaren Steckdosenleisten) O Ja O Nein 5. Nehmen sie Haushaltsgeräte vom Netz, wenn sie sie nicht betreiben? (z.b. mit schaltbaren Steckdosenleisten) O Ja O Nein 6. Wären Sie bereit das Gerät vor jeder Nutzung an das Stromnetz anzuschließen? O Ja O Nein 12
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