Das Handtuften Begleitendes Text- und Bildmaterial zum Seminar.

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1 Das Handtuften Begleitendes Text- und Bildmaterial zum Seminar. In einer Zusammenfassung des Seminars werden hier nochmals die Herstellung und Möglichkeiten von Handtuft-Teppichen aufgezeigt. Im Wesentlichen gliedern sich die Ausführungen in drei wichtige Bereiche: 1. Was ist Handtuften? Eine Beschreibung der Komponenten. 2. Wie wird mit der Hand getuftet? Eine Bilddokumentation zum Arbeitsvorgang. 3. Welche Möglichkeiten bietet das Handtuften? 1. Als Fortführung der in Amerika entwickelten maschinellen Tufttechik für Auslegeware ist das Handtuften von abgepaßten Teppichen grundsätzlich den gleichen technischen Abläufen und Voraussetzungen unterworfen. Mittels einer Nadel oder Hohlnadel wird ein Faden oder werden mehrere Fäden (Fadenbündel) in ein Grundgewebe eingeschossen. Dies geschieht je nach Einstellung und Ausführung der Tuftmaschine entweder als Schlinge (Loop) oder als Velour (Cut). Im Falle des Velours werden die Fäden kurz vor dem Durchdringen des Grundgewebes mittels einer in der Hohlnadel befindlichen kleinen Schere oder Messers durchgeschnitten. In der folgenden Skizze wird dieser Vorgang verdeutlicht. Grundgewebe Hohlnadel Das Grundgewebe ist in der Regel ein relativ loses, in Leinwandbindung angefertigtes Gewebe aus synthetischem Material (häufig Polypropylen). Es muß sehr reißfest sein, da es beim Eintuften einer starken Belastung ausgesetzt ist. In Indien verwendet man hierfür hauptsächlich Baumwollgewebe. Dieses Gewebe wird ähnlich einer Bilderleinwand in einen Holz- oder Metallrahmen gespannt. Der Stoff muß sehr fest eingespannt werden, da der Tufter mit der Tuftmaschine doch erheblichen Druck auf das Gewebe ausübt. Die Handtuftmaschinen gibt es in vielerlei Ausführungen. Meist sind sie Bohrmaschinen sehr ähnlich. Bei vielen Modellen sind handelsübliche Bohrmaschinen auch die Basis für den zusätzlich montierten Mechanismus der Nadelbewegung und Führung. Viele dieser Apparate arbeiten mit Pressluft. Mit Pressluftmaschinen kann höherer Flor erzielt werden, für das Tuften von Schlingenware sind sie nicht so gut geeignet. Die rein mit elektrischer Energie angetriebenen Handtuftmaschinen können sowohl Velouroder Schlingenflor gleichermaßen gut tuften, ebenso lassen sich unterschiedliche Florhöhen gut einstellen. Allerdings ist die Florhöhe bis ca. 20 mm begrenzt. Die Firma CO-DESIGNERS arbeitet ihr Teppichprogramm COCOMBI mit nur elektrisch betriebenen Maschinen. Die erfinderischen Inder haben für das Handtuften kleine, vollkommen mechanische Maschinen entwickelt, die eigentlich nur bewegliche Hohlnadeln sind. Diese kommen ohne jegliche zusätzliche Energie aus.

2 Wichtigster Faktor beim Handtuften ist der Arbeiter der die Tuftmaschine führt. Sein Geschick, Können und Erfahrung entscheiden letztlich über Qualität, Musterumsetzung und Warenausfall. Die folgenden Skizzen zeigen den Unterschied zwischen einer geknüpften und einer handgetufteten Ware. Daraus ergibt sich die Antwort, warum ein handgetufteter Teppich latexiert werden muß. Die erste Skizze zeigt die beiden bekannten Knüpfknoten im Querschnitt. Deutlich erkennt man, daß jeder eingeknüpfte Faden fest mit der Kette verbunden (verknotet) ist. 2 1 = Florgarn 2 = Kettfaden 3 = Schußfaden Die nächsten Skizzen zeigen den Querschnitt durch getuftete Teppiche, in Schlingeund in Velourausführung. Hier ist es offensichtlich, daß sich das Flormaterial wieder aus dem Grundgewebe lösen wird, wenn es nicht eine Fixierung erhält. Ebenso könnte man die Schlingen leicht aufziehen. Grundgewebe Durch Latexieren der Rückseite eines getufteten Teppichs werden die Florfäden fixiert und fest im Grundgewebe verankert. Latex ist ursprünglich ein aus einer Tropenpflanze durch das Anritzen der Rinde gewonnener Milchsaft. Die darin enthaltenen Kautschuksubstanzen werden zum Gerinnen gebracht und durch Trocknen und Entwässern herausgezogen. Erneut mit Flüssigkeit versetzt entsteht ein Brei von zähflüssiger Viskosität. Dieser wird auf die Rückseite des Teppichs mittels Pinsel oder Rakel dünn aufgetragen. Das geschieht in der Regel nachdem der Tuftteppich vom Tuftrahmen abgenommen und erneut am Boden aufgespannt wurde. In einigen Produktionen wird am Tuftrahmen direkt latexiert. 2

3 3 Beim Trocknen des Latex entsteht eine Gummischicht, die die Florfäden fest an das Grundgewebe bindet. Durch einen geringen Zusatz von Kreide erreicht man eine höhere Stabilität und kürzere Trockenzeiten. Heute verwendet man den natürlichen Kautschuk noch in Indien. Ansonsten benutzt man synthetischen Latex, der sich durch bessere physikalische Eigenschaften auszeichnet. In der Tuftproduktion von CO-DESIGNERS wird ein Latex der Firma Henkel verwendet, der, laut Aussage des Herstellers, vollkommen ungefährlich für die Gesundheit ist. Dies gilt auch im Zusammenhang mit Fußbodenheizung. Als letzten Punkt in diesem Abschnitt noch ein paar Sätze über das verwendete Flormaterial. Hauptsächlich kommt natürlich Wolle zum Einsatz. Allerdings gibt es auch viele Handtuft-Teppiche mit Acrylflor, diese wiederum meist aus Fernost- Produktionen (China, Vietnam, usw.). Es kommen sowohl Einzelgarne als auch Zwirne zum Einsatz. Bei hochwertigen Tuftteppichen aus Neuseelandwolle wird das Garn oft etwas angewalkt um eine höhere Strapazierfähigkeit zu erreichen. Auch das am Anfang natürliche Ausflusen wird dadurch vermindert und das Problem des Shadings (Florverlegungen) reduziert sich. Man nennt dieses Anwalken der Wollgarne Periloc-Verfahren. Alle Wollgarne für die Produktion der Kollektionen COCOMBI und COTUFT werden diesem Verfahren unterzogen. 3

4 4 2. In einer Reihe von Produktionsfotos wird die Entstehung eines Handtuft-Teppichs gezeigt und erklärt. Am Anfang steht natürlich der Entwurf, das Design des zu fertigenden Teppichs, sowie die Auswahl der farbigen Wollen und die Festlegung der Qualität. Diese Punkte werden im letzten Kapitel des Berichts etwas ausführlicher behandelt. Wir starten unsere kleine Dokumentation bei der Übertragung des Entwurfs auf das Grundgewebe im Tuftrahmen. Der Entwurf wird mit einem Overhead-Projektor oder einem Episkop vom Papier auf eine Plastikfolie übertragen. Diese Folie ist genau in der Originalgröße des späteren Teppichs zurechtgeschnitten. Auch eine Zugabe muß mit berücksichtigt werden, da die Teppiche nach dem Tuften noch etwas einspringen. Dadurch erklären sich auch die geringen Maßtoleranzen der fertigen Teppiche zum gewünschten Maß. Ist das Design dann komplett auf die Folie gezeichnet, wird diese an den Linien perforiert. Das geschieht mit Hilfe eines einfachen Lötkolbens und ist eine zeitraubende Handarbeit. Ist die Folie dann soweit vorbereitet, wird sie auf das eingespannte Grundgewebe im Tuftrahmen geheftet. Dies muß natürlich im rechten Winkel geschehen. Mit Hilfe eines Farbpulvers werden alle Konturen und Linien des Teppichs durch die Perforation in der Plastikfolie auf das Grundgewebe übertragen. Diese Methode hat den Vorteil, daß man die Folie mehrmals verwenden kann, sofern man mehrere Aufträge von einem Design in gleicher Größe hat. Anschließend müssen die Puderlinien auf dem Grundgewebe nochmals mit einem Stift nachgezogen und deutlich gemacht werden. 4

5 5 Nach dieser wichtigen Vorarbeit geht es ans eigentliche Handtuften. Die benötigten Garnspulen werden aus dem Lager geholt und bereitgestellt. Der Tufter beginnt nun mit dem Eintuften der Wolle. Zuerst zieht er um jede Farbe eine Tuftreihe (Kontur) in der vorgegebenen Wollfarbe, anschließend füllt er die umrahmte Fläche mit der Wollfarbe aus, so das keine Lücken bleiben. Das erfordert viel Geschick und Training, besonders bei floralen organischen Motiven wie in unserem Bildbeispiel. Zweifellos erkennt auch der Laie: Je kleinteiliger das Muster, desto komplizierter der Tuftvorgang. Daraus folgt eine Verlängerung der Arbeitszeit, was wiederum mehr kostet und letztlich den Teppich verteuert. Daher die Einteilung in unterschiedliche Preiskategorien bei unterschiedlichen Dessins. Übrigens werden auch für eventuelle Carving-Linien (Fräslinien im Teppichflor zur besseren Trennung zwischen Motiven und Farben) bereits jetzt sehr niedrige Loop- Linien eingetuftet, damit die Arbeiterinnen später auch wissen, wo gefräst werden soll. Die folgenden drei Aufnahmen zeigen Arbeit und Umgang mit der Tuftmaschine sowie das exakte Aneinanderreihen der Tuftlinien um eine geschlossene Floroberfläche zu gewährleisten. 5

6 6 Farbe für Farbe wird eingetuftet, bis die Vorderseite einen durchgängig lückenlosen und dichten Flor hat. Danach wird das Grundgewebe mit dem eingetufteten Teppich vom Tuftrahmen genommen und erneut, diesmal am Boden, aufgespannt. Nun folgt das Latexieren. 6

7 Das Wichtigste beim Latexieren ist das gleichmäßige Verteilen des Latex auf der Rückseite des Teppichs. Der Latexbrei darf nicht zu flüssig, aber auch nicht zu zäh sein. Im ersten Fall wird er bis zur Floroberfläche durchdringen und diese schädigen, im zweiten Fall wird er nicht alle Florfäden umschließen, d.h. befestigen, wodurch diese bei Gebrauch des Teppichs mit Sicherheit ausfallen werden. 7 Der Latex wird vorsichtig auf die Teppichrückseite gegossen und mit einem Räkel sorgfältig und gleichmäßig verteilt. Beim Auftragen des Latex kann noch eine Rückenkaschierung in die noch feuchte Gummimasse eingelegt werden, die sich dann beim Trocknen komplett mit dem Teppich verbindet. Meist benutzt man hierfür Non Wovens (Vliese) aus Synthetikfasern. Nachdem der Latex vollständig getrocknet ist und sich verfestigt hat, wird der Teppich vom Boden abgenommen und kommt zum Scheren. Unter Scheren versteht man das Egalisieren der Floroberfläche auf eine vorgegebene Florhöhe (Polhöhe). Da die Tuftmaschine nicht automatisch immer die gleiche Florhöhe tuftet, ist das Scheren des Teppichs sehr wichtig um ein geschlossenes Warenbild zu erhalten. Jetzt zeigt sich, wie gut oder schlecht der Tufter gearbeitet hat, ob der Flor Lücken aufweist oder ob alle Wollfarben sauber und egal gefärbt wurden. Für einige Handtuft-Teppiche endet bereits hier das Dasein. 7

8 8 Mit dem Scheren sind die wichtigsten Arbeitsschritte beim Anfertigen eines Handtuft- Teppichs abgeschlossen. Jetzt folgen noch einige Finishing-Vorgänge, die dem Teppich ein sauberes und ansprechendes Aussehen verleihen und die Wertigkeit der Handarbeit deutlich machen. Zuerst werden die vom Grundgewebe überstehenden Kanten (ca. 5-6 cm) sauber auf der Rückseite verklebt. Das ist besonders bei runden Teppichen schwierig. Anschließend kommt der Teppich auf den Carving-Tisch, wo die Fräslinien in den Flor eingeschnitten werden. Im Text weiter oben wurde bereits darauf hingewiesen. Das Einfräsen oder auch Konturschneiden erfordert sehr viel Fingerspitzengefühl, damit die Linien nicht zu tief und der V-Einschnitt nicht zu breit werden. Zum Einfräsen verwendet man kleine Schermaschinen wie man sie auch vom Schafscheren kennt. In Indien wiederum wird diese Arbeit nur mit Scheren ausgeführt. Nach dem Carven wird auch der Flor an den Teppichrändern etwas abgerundet und letzte überstehende Florfäden entfernt, Sind für den Teppich keine Fräslinien gewünscht, so müssen beim Aneinanderstoßen zweier Farben oft die Wollfäden auseinandersortiert werden, damit eine klare Trennung der Farben erreicht wird. Auch das ist wiederum eine sehr zeitraubende Handarbeit. Das überstehende Grundgewebe wird auf der Rückseite verklebt. Bei einer runden Form müssen die Kanten eingeschnitten und überlappend angeklebt werden. Am Carving-Tisch wird sehr sorgfältig und konzentriert gearbeitet. Ein Fehler ist selten zu reparieren. 8

9 9 Detailaufnahme einer Carving-Maschine Sortieren der Florfäden zur besseren Farbtrennung. Besonders bei Kontrastfarben wichtig. Nach einer letzten Qualitätskontrolle und einem kräftigen Absaugen kommt der Teppich zum Versand. 9

10 3. Im letzten Abschnitt des Berichts geht es um die vielen neuen Möglichkeiten die uns durch die Handtuft-Technik im Verkauf und bei der individuellen Kundenberatung eröffnet werden. Fast nichts ist unmöglich! Handtuft-Teppiche können direkt in Anlehnung an Dekostoffe oder Möbelbezugsstoffe individuell designiert und koloriert werden und so perfekt in Raumsituationen eingefügt werden. In Größe und Formen gibt es kaum Limits. Ob mit ausgeschnittener Rundung vor einem Kamin, ob als verbindende Form in einer Wohnlandschaft oder als freches individuelles Einzelstück in einer durchgestylten Umgebung, immer läßt sich eine Lösung finden und realisieren. Durch den Einsatz moderner CAD-Systeme und ständig verbesserten Software-Angeboten wird die Darstellung der Teppiche immer genauer und sicherer und dadurch die Kaufentscheidung erheblich einfacher. Die Kreativität des Kunden wird geweckt. Durch des Einbringen seiner Ideen wird die Kostendiskussion nach hinten gedrängt. In Zusammenarbeit mit ausgebildeten Designern werden auch für größere Objekte Vorschläge und Lösungen erarbeitet und technisch einwandfrei durchgeführt. Auch komplizierte Stücke und ausgefallene Formen können nach Einsicht des Computer-Prints und der Freigabe durch den Kunden in wenigen Wochen getuftet und und geliefert werden. Das Atelier von CO-DESIGNERS steht immer für Fragen zur Verfügung. 10 Als Schlußbemerkung möchten wir die Hoffnung äußern, Ihnen das Produkt Handtuft- Teppich näher gebracht zu haben. Durch das Kennenlernen der vielen Arbeitsschritte mit hohem handwerklichen Niveau haben Sie vielleicht ein anderes Bild von diesem Artikel gewonnen und seine Möglichkeiten erkannt. Wir würden uns darüber sehr freuen. Überreicht durch 10