Besonderheiten der Pflanzenfarben

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1 Besonderheiten der Pflanzenfarben Pflanzenfarben sind einfach wunderschön. Sie strahlen und beinhalten immer feinste Nuancen, die sie besonders lebendig erscheinen lassen. Alle Pflanzenfarben, die wir verwenden, haben eine hohe Lichtechtheit - das heißt, sie verblassen nur sehr, sehr langsam. Vielen synthetischen Farben sind sie in diesem Aspekt sogar überlegen. Die Waschechtheit - also, dass die Farbe beim Waschen nicht wieder herunterkommt - wird durch das Beizen mit dem Mineral Alaun erreicht.

2 Wie ich färbe Ich färbe meine Wolle mit gemahlenen oder geschnittenen, ganzen Färbepflanzen und verzichte auf standardisierte Färbepflanzenextrakte. Dadurch entstehen leichter feine Nuancen, die den Pflanzenfarben eine besondere Lebendigkeit verleihen. Eine absolute Farbgleichheit kann bei der Färbung mit Pflanzenfarben nicht immer gewährleistet werden. Neue Partien an Färbepflanzen, die möglicherweise auf ganz anders beschaffenem Boden und unter anderen Klimabedingungen gewachsen sind, können eine Nuance an einer anderen Farbe ausbilden. Meine Pflanzenfarben werden immer nach den gleichen Rezepten gefärbt, die Gleichheit der Farbe über Monate oder gar Jahre kann aber nicht garantiert werden. Pflanzenfarben passen aber immer harmonisch zueinander. Für eine größere Strickarbeit, z.b. ein Pullover, kann ich farbengleiche Wollknäuel bis zu 1kg anbieten. Für das Färben muss die Wolle zweimal eine Stunde lang gekocht werden. Zuerst wird die Wolle mit dem Mineral Alaun gebeizt, anschließend wird sie in einem Absud der Färbepflanzen gefärbt. Nur die Färbung mit Indigo ist etwas komplizierter. Der Farbstoff Indigo muss in einer Küpe zuerst in wasserlösliche Form übergeführt werden. In diese Brühe wird die Wolle einige Zeit eingelegt. Wenn sie herauskommt, ist sie zunächst gelb und verfärbt sich an der Luft durch den Sauerstoff innerhalb von Sekunden blau.

3 Die Färbepflanzen INDIGO (Indigofera tinctorium, Polygonum tinctorium, Isatis tinctoria) Indigo ist beinahe der einzige und der weltweit seit Jahrtausenden am meisten verwendete blau Pflanzenfarbstoff. Er kommt in der tropischen Indigopflanze (Indigofera tinctorium), dem japanischen Färberknöterich (Polygonum tinctorium) oder dem europäischen Waid (Isatis tinctoria) vor. Heutzutage ist leider fast ausschliesslich Indigo aus der tropischen Indigopflanze erhältlich. Färberknöterich und Waid würden im europäischen Klima zwar hervorragend gedeihen bisher ist die Nachfrage jedoch zu gering, so dass kaum Anbauflächen vorhanden sind. Färberknöterich enthält ca. 10x soviel Indigo wie Waid und gleichviel wie die tropische Indigopflanze. Der Farbstoff Indigo ist in den Blättern der Pflanzen enthalten. Die Blätter müssen im frischen Zustand vergoren werden. Anschließend werden sie getrocknet und zermahlen. Sie haben dann eine tiefblaue Farbe angenommen. Ein bloßes Trocknen der Blätter zerstört den Indigofarbstoff weitestgehend. Der Indigofarbstoff kann im blauen Zustand nicht direkt von der Wolle aufgenommen werden. Er wird zuerst in einer Küpe reduziert, so dass er wasserlöslich wird. Die Wolle nimmt diese wasserlösliche Form auf und wird anschließend, sobald sie an die Luft gebracht wird, schnell blau. Eine gute Küpe zu machen war früher sehr schwierig. Es wurde mit Urin, Weizenkleie, Hefe oder anderen Hilfsmitteln Gärungsküpen gemacht. Diese funktionieren wunderbar der Geruch haftet der Wolle jedoch noch einige Zeit lang an. Ein stechender Uringeruch der blauen Wolle galt im Mittelalter noch als

4 Qualitätsmerkmal, heutzutage ist dies jedoch nicht mehr akzeptabel. Stattdessen wird heutzutage eine Chemikalien zum Reduzieren des Indigos verwendet, die jedoch nach ihrer Verwendung ökologisch unbedenklich ist. Tiefe Blautöne können meist nur durch mehrmaliges Überfärben erreicht werden. KRAPP (Rubia tinctorium) Krapp ist eine uralte Färbepflanze, die mehrjährig ist und im europäischen Klima gut gedeiht. Gefärbt wird mit den Wurzeln. Erst nach drei Jahren können die Wurzeln der Krapppflanze geerntet werden. Danach müssen sie noch ein Jahr lang gelagert werden erst durch die Lagerung wird der Farbstoff aufgespalten und kann verwendet werden. Krappwurzeln enthalten v.a. Alizarin, aber auch Purpurin und andere Farbstoffe, die alle wasserunlösliche Komplexe mit Aluminiumsalzen (Alaun) eingehen. Die Krappfärberei ist nicht ganz einfach, da sehr viele Faktoren (Kalkgehalt des Wassers, kleine Temperaturschwankungen des Färbebads, ) großen Einfluss auf das Endergebnis haben.die Pflanze kann durch Samen oder besser noch durch kleine Wurzelstecklinge vermehrt werden. Verwandte Pflanzen, die denselben Farbstoff enthalten, sind: Färbermeister (Asperula tinctoria), Labkräuter (Gallium ssp.) und andere Krapparten (z.b. Indischer Krapp (Rubia cordifolia)) RESEDA (Reseda luteola) Reseda oder Färberwau ist eine einjährige Pflanze, die nur in der Wollfärberei eingesetzt wird. Auf Baumwolle, Leinen oder Hanf sind die Farben wenig lichtecht. Gefärbt wird mit der ganzen oberirdischen Pflanze. Als Hauptfarbstoff ist vor allem Luteolin

5 vorhanden, die mit Alaun wasserunlösliche Komplexe eingehen. Neben Reseda gibt es sehr viele Pflanzen mit denen Wolle gelb gefärbt werden kann. Nur wenige davon gewährleisten jedoch eine gute Lichtechtheit. Die Pflanzen wird einfach durch Samen vermehrt. COCHENILLE Cochenille ist strenggenommen ein Insektenfarbstoff. Das alte Handwerk der Färberei kannte neben den Pflanzenfarben noch einige Insektenfarbstoffe wie Cochenille, Kermes und Lac, mit denen die berühmten purpurnen Mäntel der Könige gefärbt wurden. Heutzutage ist nur mehr Cochenille in nennenswerten Mengen erhältlich. Die Cochenille-Läuse leben auf Opuntia-Kakteen. Sie werden gesammelt, getrocknet und zermahlen. Sie färben sehr ausgiebig und können je nach Färbemethode sehr viele unterschiedliche Farben im Bereich Rot-Magenta-Rosa-Violett erzeugen.