Am 13. August 1961 wird unter Aufsicht von Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR mit dem Mauerbau begonnen.

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2 Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Walter Ulbricht, Staatsratsvorsitzender der DDR, auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin am 15. Juli Am 13. August 1961 wird unter Aufsicht von Soldaten der Nationalen Volksarmee der DDR mit dem Mauerbau begonnen. [Die Mauer] wird in fünfzig und auch in hundert Jahren noch bestehen bleiben. Erich Honecker, Staatsratsvorsitzender der DDR, in Neues Deutschland, Am 9. November 1989, kurz vor 19 Uhr, verliest Günter Schabowski, Mitglied des Politbüros der SED, auf einer Pressekonferenz die neu beschlossenen Ausreiseregelungen der DDR. Auf die Frage eines Journalisten Wann tritt das in Kraft? antwortet Schabowski: Das tritt nach meiner Kenntnis ist das sofort, unverzüglich. Irrtümlich verbreiten die Medien die Nachricht, die Mauer sei geöffnet und wenige Stunden später ist die Mauer nur noch Geschichte.

3 Geschichten zur Erinnerung an die Berliner Mauer und die deutschdeutsche Grenze, die das Land von 1961 bis 1989 in zwei feindliche Lager teilten und bis heute tiefe Wunden hinterlassen haben. Mehr als zwei Dutzend Autoren aus Ost und West haben ihre Erinnerungen, Erlebnisse und Erfahrungen in Geschichten geformt. Autoren, die sich noch an den Bau der Mauer im Jahre 1961 erinnern können, und Autoren, die noch Kind waren, als im Jahre 1989 die Mauer fiel. Autoren, die in der DDR aufgewachsen sind, und Autoren, die gelernt haben, DDR stets nur in Anführungszeichen zu schreiben. Autoren, die die Wirren der Friedlichen Revolution und die dramatischen Veränderungen im Gefolge der Wiedervereinigung hautnah miterlebt haben, und Autoren, die die historischen Umwälzungen nur als ferne Beobachter verfolgten.

4 Mauerstücke Erinnerungsgeschichten Herausgegeben von Bettina Buske und Patricia Koelle Dr. Ronald Henss Verlag

5 Originalausgabe Mai 2009 Dr. Ronald Henss Verlag Sudstraße Saarbrücken verlag@ronald-henss-verlag.de Alle Rechte beim Verlag und den Autoren Umschlaggestaltung: Ronald Henss unter Verwendung von Fotos von Elisabeth Koelle Buchausgabe ISBN ebook ISBN

6 Dieses Buch ist allen gewidmet, die daran glaubten, dass die deutsche Teilung als Folge des 2. Weltkrieges eines Tages überwunden sein würde. Allen, die mit und trotz der Mauer gelebt haben, allen, die wegen der Mauer eine Liebe, eine Freundschaft, einen Teil der Familie, ihre Freiheit oder sogar ihr Leben verloren, und allen, die sie am Ende friedlich zum Einsturz brachten. Ebenso jenen, die nachfolgenden Generationen von dem Leben mit der Mauer erzählen und damit Unbegreifliches begreifbar machen und vor dem Vergessen bewahren wollen. Bettina Buske Patricia Koelle Berlin 2009

7 Inhalt Walter Momper: Vorwort 11 André Schmitz: Geleitwort 13 Anne Bergmann: Jazz in Berlin 15 Ronald Henss: Mauertränen 22 Thomas Gohlke: Berliner Mauerjungs 24 Birgit Jennerjahn-Hakenes: Tonträger im Turnschuh 31 Katja Bär: Gute Freunde 34 Thierry Noir: Die Geschichte der Berliner Mauer 36 Thomas Erdmann: Im Exil 41 Martine Lombard: Die Alleinfahrerin 46 Silvia Friedrich: Fontane sagte nichts dazu 49 Patricia Koelle: Lebensgraffiti 57 René Schuhr: Die Mauer meines Vaters 64 Uwe Hartig: Wiedervereinigung 70 Regina Sander: Bornholmer Ecke Grüntaler 73 Wolf-Rüdiger Wilhelm: Zwei Stunden 78 Alexander Kalinovic: 9. November Fia-Lisa Espen: Das andere Deutschland 85 Inge Wrobel: Grenzen 88 Sandy Green: Vier Ananas 90

8 Christiane Schlenzig: Der Eisverkäufer 94 Bettina Buske: Ist ja wirklich so! 99 Tengis Khachapuridse: Zwei Steine 106 Renate Parschau: Der 3. Oktober Michael Dullau: Das Lächeln des Generals 117 Pierre Sanoussi-Bliss: Es lebe die Deutsche Demokratische Republik oder Kapverden 121 André Hecker: Wendetanz 129 Susann Drost-Ahrend: Manchmal gurren die Tauben noch 131 Thomas Stefan: Zettelwirtschaft 136 Über die Autoren 147 Fototafeln 158

9 Walter Momper Vorwort zum Buch Mauerstücke Erinnerungsgeschichten Mit dem Schreibwettbewerb Mauerstücke Erinnerungsgeschichten zwanzig Jahre nach dem Mauerfall sollten keine politischen Geschichten, sondern die kleinen, persönlichen Erlebnisse erzählt werden. Ich möchte Ihnen deshalb als Vorwort zu diesem Buch einen kleinen Einblick in meine Erinnerungen geben. Als die Mauer gebaut wurde, war ich in Bremen, hörte das im Radio und habe es kaum für möglich gehalten. Das war unglaublich. Es war bestürzend, jeder hatte die Sorge um das Überleben von West-Berlin war ich das erste Mal überhaupt in Berlin und auch in Ost-Berlin. Es war ein unheimliches Gefühl, die Grenze zu passieren, düster und bedrückend. Am 9. November 1989, an dem Tag, als nach 28 Jahren die Mauer fiel, war ich am Übergang Invalidenstraße und das Chaos dort war einfach unbeschreiblich. Von den am Grenzübergang nachdrängenden Menschen kam kaum einer durch, weil vorn am Grenzdurchlass alles voll war und gefeiert wurde. Die meisten hatten ihre Rotkäppchenflaschen bereits geöffnet und feierten. Ich habe mich dann einfach auf einen der Tische gestellt, auf denen sonst die Taschen ausgepackt werden mussten, und alle gebeten eine Gasse zu bilden. Als ich in die Menge geschaut habe, habe ich in den Gesichtern der Menschen Freude und Tränen gesehen. Es ist war wie eine Urgewalt. Mir ist noch der Satz einer jungen Frau in Erinnerung geblieben: Wahnsinn, das ist doch Wahnsinn! Das war der Satz des Abends. Erst gegen drei Uhr bin ich dann mit meinen Mitarbeitern ins Rathaus Schöneberg zurückgekehrt um zu organisieren, was zu organisieren war. Das sind meine Erinnerungen an einen entscheidenden Teil der Deutschen Geschichte. 11