Viszerale Osteopathie - Gesamtprogramm für Physiotherapeuten

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1 Viszerale Osteopathie - Gesamtprogramm für Physiotherapeuten

2 Viszerale Osteopathie - Gesamtprogramm für Physiotherapeuten 1. Einführung Die Osteopathie ist eine holistische (ganzheitliche) Behandlungsmethode, welche sowohl mit strukturellen als auch funktionellen Ansätzen arbeitet und auf einem philosophischen Konzept aufbaut, welches das Individuum in seiner Ganzheit erfasst, respektiert und berührt. Der Begründer der Osteopathie, Andrew Taylor Still DO ( ) entwarf ein Konzept, in dem der Mensch, wie die Natur, in einer wechselseitigen Abhängigkeit zwischen verschiedenen Systemen steht. Daraus entwickelte er eine manuelle Behandlungsmethode, die von seinen Schülern immer weiter entwickelt wurde. Heute sieht der Osteopath seinen Patienten als eine funktionelle Einheit zwischen dem: parietalen Muskel-Skelettsystem craniosakralen Gewebe, das das zentrale Nervensystem einschließt, Schädel, Kreuzbein, Hirn- und Rückenmarkshaut viszeralen System der inneren Organe psychischen- und energetischen-system. Die Osteopathie sieht Gesundheit als ein dynamisches Gleichgewicht unseres Körpers in all seinen Funktionen und Strukturen. Unter Berücksichtigung der anatomischen und physiologischen Zusammenhänge ist es möglich, durch Behandlung des einen Systems Auswirkungen auf die anderen zu erzielen. Ein Osteopath benützt bei der Behandlung nur seine Hände, die geschult sind, mit den Geweben zu kommunizieren. Dabei werden öfters sehr weiche und subtile Techniken angewandt. Die des Gesamtprogramm Viszerale Osteopathie liegt in der Umsetzung des Verständnisses der funktionellen Organisation innerer Räume in der Patienten- Behandlung. Die Integration viszeraler Arbeitskonzepte in die Gesamtstrategie der manuellen Behandlung wird an konkreten Beispielen erprobt. Ebenso werden Diagnose- und Behandlungsstrategien vertieft. Die Organisation des Zertifikatskurses sieht vor, dass die Module einzeln belegt werden können. Um das Zertifikat Viszerale Osteopathie für Physiotherapeuten zu erhalten, muss obligatorisch der abschliessenden Synthesekurs 'Wahrnehmung und Behandlung der funktionellen Organisation der inneren Organe und Räume' belegt und erfolgreich abgeschlossen werden. Die Voraussetzung für diesen abschliessenden Kurs sind Präsenzstunden von mind. 196 Lektionen aus unserem Programm der Viszeralen Osteopathie. Seite 1

3 Für alle Kursmodule wird ein Berufsdiplom als dipl. Physiotherapeut verlangt. Schweizer Physiotherapeuten können mit dieser Ausbildung den nachträglichen Titelerwerb BSc FH (NTE) erwerben. Innerhalb der Schweiz garantiert der NTE den Zugang zu akademischer Weiterbildung an den Fachhochschulen, bringt aber gleichzeitig auch eine europäische Angleichung und somit internationale Mobilität. Mit dem Erwerb des NTE eröffnen sich damit neue Weiterbildungsmöglichkeiten und, daraus resultierend, neue berufliche Perspektiven und erweiterte Karrieremöglichkeiten. (Weitere Informationen zum NTE finden sich auf der Website des BBT: Die Kursmodule der Viszeralen Osteopathie werden für den Zertifizierungskurs rückwirkend auf die letzten 5 Jahre anerkannt. Prospektiv müssen die Module innerhalb von 4 Jahren besucht werden. 2. Module Viszerale Osteopathie Modul Anzahl Lektionen à 60 Minuten 1. Einführung in die Osteopathie Viszerale Osteopathie - Grundkurs Viszerale Osteopathie - Aufbaukurs: spezielles Thema 4. Viszerale Osteopathie - Vertiefungskurs Die Bedeutung der Faszien für Statik und Motorik Die Bedeutung der Faszien in der Motorik - Aufbaukurs Neurovegetatives Nervensystem Viszerale Osteopathie Wahrnehmung und Behandlung der funktionellen Organisation der inneren Organe und inneren Räume - Ausbildungsabschluss Seite 2

4 3. Lehrpersonen Thorsten Fischer, Osteopath Osteopath, Co- Editor "DO- Deutsche Zeitschrift für Osteopathie", Vorstand Osteopathieforum Hannover Rob Kwakman, Osteopath D.O. Studierte Osteopathie am College Sutherland mit Abschluss 1994 und Erwerb des Diploms Von 1994 bis 2006 war er Lehrer an der SKOM in Deutschland und Schweiz, mit Schwerpunkt Neurologie, Faszien, Cranio-sacrale Osteopathie und Wissenschaftliches Arbeiten. Seit 1997 Unterricht an Physiotherapeuten im Bereich Osteopathie im kranialen Bereich. Ab 2006 mehrere postgraduierte Kurse im Bereich Faszien und Cranio für Physiotherapeuten und Osteopathen zum Teil zusammen mit Henry Kleßen. Mehrere Publikationen in der Zeitschrift DO Rein Mortier Osteopath D.O., Co-Direktor SKOM, Lehrer in der SKOM Christiane Kuhlmann und Peter Wührl Arbeiten in gemeinsamer Praxis in Hamburg. Sie verbinden ihre klinischen und theoretischen Forschungsbereiche. Christiane beschäftigt sich besonders mit Fragen der Behandlung von Kindern und Schwangeren. Peters Forschungsinteresse gilt der klinischen Anwendung des mechanischen Konzepts in der Osteopathie, insbesondere in der viszeralen Osteopathie. Zudem beschäftigt er sich mit dem Zusammenhang der Kraft der inneren Fülle und dem Tonus der äusseren Hülle. Er hat zu diesen Themen Artikel in ostoepathischen Zeitschriften veröffentlicht; und zusammen mit Jérome Helsmoortel und Thomas Hirth das Lehrbuch der viszeralen Osteopathie (Thieme Verlag, 2002) veröffentlicht. Seite 3

5 4. Module 4.1 Einführung in die Osteopathie Einleitung Die Osteopathie ist eine Behandlungsmethode, die mit strukturellen und naturwissenschaftlichen, als auch mit funktionellen und vitalistischen Ansätzen arbeitet. Sie basiert auf einem philosophischen Konzept von Arthur Taylor Still ( ), welches die Individualität des Einzelnen respektiert, aber universell anwendbare Prinzipien zur Grundlage hat. Ziel einer Untersuchung und Behandlung nach osteopathischen Prinzipien ist es, dem Organismus zu helfen, wieder von selbst jetzt und zukünftig sein dynamisches Gleichgewicht zu finden. Zur Umsetzung nutzt die Osteopathie neben genauen Kenntnissen der Anatomie und der Physiologie vor allem die Kenntnis der Verbindungen und Zusammenhänge im Organismus, die Körpersprache und eigenen Beschreibungen des Patienten, sowie ausgeprägte palpatorische Fähigkeiten. Um diese Grundlagen in nutzbare Fähigkeiten im Patientenkontakt umzusetzen, erfordert es eine gewisse Erfahrung und kontinuierliche Übung und Schulung, die durch Freude an der Arbeit und am Ausprobieren aufrecht erhalten werden muss. Nach Besuch dieses Kurses besitzen Teilnehmende theoretische und praktische Fachkenntnisse der unterschiedlichen Bereiche der osteopathischen Herangehensweisen (parietal, kraniosakral, viszeral, Körpersprache) Kenntnisse der philosophischen Grundlagen und Prinzipien der Osteopathieund sind in der Lage eigenständig Verbindungen viszeral, kraniosakral und parietal über die Palpation, theoretische Kenntnisse und die Körpersprache durch beständiges Üben zu entwickeln weitere osteopathische Kurse zu speziellen Einzelbereichen zu besuchen und zu verstehen Einführung in die Philosophie der Osteopathie anhand der Geschichte und verschiedenen Behandlungsansätzen Theoretische Einheiten, verbunden mit praktischen Demonstrationen und Übungseinheiten zur Erklärung der unterschiedlichen Bereiche in der Osteopathie (viszeral, kraniosakral, parietal, Körpersprache) anhand häufiger akuter und chronischer Beschwerdebilder in der Praxis (Schulterschmerzen, akuter Knöchel, Kopfschmerz, Schmerzen im unteren Rücken, u.a.) Einführung in Zusammenhänge und Verbindungen im Körper aus osteopathischer Sicht Seite 4

6 Demonstration und Einüben der Grundlagen anhand von praktischen Techniken und Behandlungen Detailliertes Skript Methoden/Arbeitsweisen Theorie im Frontalunterricht Demonstrationen Praktisches Üben mit Supervision 4.2 Viszerale Osteopathie Grundkurs Einleitung Dieser Grundkurs ist in drei Module aufgeteilt. Modul 1-2 beinhalten Einführung und Grundlagen in die Viszeraltherapie. Die Organe Dünndarm und Magen sind exemplarisch angeschaut. Das 3. Modul ändert das Thema Jahr für Jahr, sodass der dritte Teil nach der Grundausbildung als Weiterbildung für die Vertiefung und Behandlung von verschiedenen Organen einzeln gebucht werden kann. Der Kurs wird einen Überblick über die Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten in der viszeralen Osteopathie geben. Die Grundkonzepte der viszeralen Osteopathie werden theoretisch und praktisch vermittelt. Dazu gehören die innere Aufrichtungskraft der Organe, die verschiedenen Bewegungen der Organe und der Einfluss des Abdomens auf Körperstatik und Atmung. Diese Themen werden erläutert und anhand von Fallbeispielen besprochen. Der Schwerpunkt wird auf den intraperitonealen Organen liegen. Einen Überblick über Diagnostik und Therapie der Bauchorgane vermitteln Grundkenntnisse über die therapeutischen Möglichkeiten dieses Teilgebietes der Osteopathie. Die Viszerale Osteopathie im Gesamtkonzept der Osteopathie. Autonomie und Elastizität der Viszera Aufrichtungskraft der Organe. Einfluss des Abdomens auf Körperstatik, Muskeltonus und Atmung Topographie der abdominalen Organe: Wo liegen die Organe, wie gross sind sie? Orientierung, Palpation und Perkussion Untersuchung der inneren (Aufrichtungs-) Kraft der Bauchorgane (Tensionstest) Welchen Einfluss haben die Organe auf Atmung und Körperhaltung? Die Bewegungen der Organe: Untersuchung und Interpretation Inspektion und Untersuchung des Diaphragmas Ursachen viszeraler Probleme, Entstehungsgeschichte und therapeutischen Möglichkeiten Behandlung von Kindern Behandlung während und nach der Schwangerschaft Seite 5

7 Vorstellung von normalisierenden Techniken 5.3 Die Bedeutung der Faszien für Statik und Motorik Einleitung Die Faszien bilden in Form und Funktion einen eigenen Körper. Dieser Körper ermöglicht den Stand, den ökonomischen Einsatz der Muskulatur und die Integration der Verdauungsfunktionen im Körper. In der osteopathischen Praxis und Ausbildung ist die Betrachtung der Faszien nicht mehr wegzudenken. Viele diagnostische Möglichkeiten und therapeutische Einflüsse sind direkt auf die Faszien zurückzuführen. Für den Physiotherapeuten bedeutet der Einblick in Funktion und Wirkung der Faszien eine wirkungsvolle Bereicherung seiner Möglichkeiten. Vor allem bei wiederkehrenden Problemen, wenn eine Chronifizierung droht oder wenn Traumata in der Anamnese angegeben werden, sind die oftmals lokalen Anwendungen der Physiotherapie zu wenig umfassend, um zur Heilung zu gelangen. Den Kursteilnehmer in die Betrachtung des Körpers unter faszialen Gesichtspunkten einführen. Seine Kompetenzen ergänzen mit verschiedenen Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten, die täglich in einer osteopathischen Praxis angewandt werden. Embryologie der Faszien Anatomie und Funktion der Faszien Befundaufnahme Therapeutische Möglichkeiten mittels praktischer Übungen Rolle des Faszienskeletts in Befund und Therapie Einführung im osteopathischen Denken Methoden/Arbeitsweisen Der Kurs ist primär praktisch aufgebaut. Theorie wird nur da, wo sie die Praxis unterstützt, vermittelt. Ansonsten bietet ein ausführliches Skript viele Möglichkeiten zur Nachbearbeitung. Seite 6

8 5.4 Die Bedeutung der Faszien in der Motorik Aufbaukurs Nach dem Grundkurs wird der Kursteilnehmer in die Betrachtung der einzelnen Faszien eingeführt. Die erworbenen Kompetenzen des Grundkurses werden erweitert durch ein Sensibilitätstraining unserer Hände und Augen und dem Kennenlernen weiterer Behandlungsmethoden für einzelne Faszien. Die Folgen von Traumen auf die Faszien werden in diesem Kurs untersucht und Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt. (z.b. Beschleunigungstrauma.) Im Grundkurs stand die Statik im Vordergrund. Im Aufbaukurs werden wir uns mehr der Motorik widmen. Die Faszien sind auch für die Kommunikation von Bewegung und Haltung zuständig. Dies zeigt sich vor allem im Erscheinungsbild (Subj. Befund) eines Patienten nach dem Trauma. - Anatomie und Funktion einzelner Faszien - Rolle des Faszienskeletts bei Traumen - Schulung der Sensibilität des Auges und der Hände - Therapeutische Möglichkeiten mittels praktischer Übungen - Weiterführung im osteopathischen Denken Methoden/Arbeitsweisen Theoretisches Input Praktisches Üben mit Partnern Demonstrationen durch Lehrperson 5.5 Neurovegetatives Nervensystem Einleitung Osteopathie ist eine Annäherung an den menschlichen Körper unter ganzheitlicher Sichtweise der Funktionen. Das Konzept und die Philosophie ist darauf ausgerichtet die Homeostase und die Selbstheilungsmechanismen zu verstärken und zu unterstützen. Das wird unter anderem über eine Analyse des Gleichgewichtes zwischen den verschiedenen Anteilen des ZNS erreicht, wobei das Neurovegetative System (NVS) eine zentrale regulierende Rolle für manche Körperfunktionen spielt. Aus Praxiserfahrung und dem Studium der Anatomie bzw. Physiologie des NVS lernen wir, dass eine mechanische Störung in der Funktion von sowohl Parasympatikus als Sympatikus unmittelbar nach einem Ungleichgewicht in der Symbiose zwischen Seite 7

9 beiden Systemen und vice versa führt. Das ist der Ursprung von vielen täglichen Beschwerden, womit der moderne Mensch in die Praxis kommt. Über gezielte Techniken auf der Höhe des craniozervicalen Übergangs, der Wirbelsäule und des Sacrums, wird sowohl Diagnostik als Therapie im Sinne einer Normalisierung erfolgreich besprochen und durchgeführt. Das Ziel des Kurses ist, Parallelen und Ergänzungen zwischen dem Konzept der neurovegetativen Techniken und der klassischen physio/manual therapeutschen Techniken zu erkennen und zu lernen. Der Teilnehmer erhält ein verbessertes Verständnis vom Beschwerdenbild des Patienten und eine erfolgreiche Annäherung aus dem neurovegetativen Blickwinkel. Der Teilnehmende erhält neue Einsichten rund um die Problematik der neurovegetativen Dysbalance um noch gezielter und effizienter befragen und therapieren zu können. Über ein strukturiertes Studium, diagnostische Methodologie und anschliessenden normalisierenden Therapien werden neue Kenntnisse rund um Krankheitsbilder aus der täglichen Praxis angeboten. Themen sind: Stressphänomene muskuläre Verspannungen viszerale Dysfunktionen bei Erwachsenen und Babys viszero-parietale Einflüsse Kopfschmerzen Hyperventilation Asthma und vieles mehr Methoden/Arbeitsweisen Neben der Theorie der verschiedenen Funktionen und deren Stimulation stehen ausführliche praktische Übungen im Vordergrund des Kurses, die sowohl Anleitungen für Patienten, als auch gezielte Techniken für die Therapeuten beinhalten. Vorträge Diskussion praktische Übungen Demo Erfahrungsaustausch Seite 8

10 5.5 Viszerale Osteopathie - Wahrnehmung und Behandlung der funktionellen Organisation der inneren Organe und inneren Räume Ausbildungsabschluss Einleitung Der Kurs wendet das Verständnis der funktionellen Organisation der inneren Räume in der Patienten-Behandlung an. Dabei liegt das Augenmerk auf der Integration der viszeralen Konzepte in die Gesamtstrategie der manuellen Behandlung. Zudem wird die Kontaktregulation mit dem Patient in praktischen Übungen verfeinert und werden Konflikte des therapeutischen Prozesses reflektiert. Dies ist das obligatorische Modul des Zertifikatkurses 'Gesamtprogramm für Viszerale Osteopathie'. Der Kurs unterstützt die Umsetzung des Verständnisses der funktionellen Organisation innerer Räume in der Patienten-Behandlung. Die Integration viszeraler Arbeitskonzepte in die Gesamtstrategie der manuellen Behandlung wird an konkreten Beispielen erprobt. Ebenso werden Diagnose- und Behandlungsstrategien vertieft. Selbstevaluation und Supervision werden eingeübt. Die Kontaktregulation mit dem Patient wird verfeinert und es werden Methoden erlernt, die Konflikte des therapeutischen Prozesses zu reflektiert. Patientengerechte Untersuchung und Behandlung der myo-fascialen Verbindungen der inneren Organe zum Bewegungsapparat und kranio-sakralem System Eine holistischer Blick: die funktionelle Kommunikation in Druck- und Volumensystemen Funktionelle Histologe, osteopathische Symptomatologie und Krankheitslehre aus mechanischer Sicht Anwendungsprobleme anamnestischer und diagnostischer Strategien Morphologie und psychische Entwicklung Reflexion der therapeutischen Haltung Therapeutischer Prozess und Behandlungsvertrag Konflikte in der Kontaktregulation zwischen Patient und Therapeut Seite 9