Curriculum zur Weiterbildung Osteopathie (für Physiotherapeuten)
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- Waltraud Richter
- vor 8 Jahren
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1 Curriculum zur Weiterbildung Osteopathie (für Physiotherapeuten) Die Weiterbildung zur Osteopathie umfasst 1000 Stunden, aufgeteilt in theoretische und praktische Unterrichtseinheiten zu je 45 Minuten in folgenden Modulen: 1. Grundlagen der Osteopathie 2. Osteopathisch-physiotherapeutische Diagnostik 3. Osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung 4. Rechtliche Rahmenbedingungen 5. Schlüsselqualifikationen (wissenschaftliches Arbeiten, evidenzbasierte Praxis, Ethik, Kommunikation) Die Stundenanzahl der Weiterbildung zum osteopathischen Physiotherapeuten wurde wie folgt ermittelt: Die Ausbildung zum Physiotherapeuten umfasst derzeit 4500 Kontaktstunden, davon 2900 Stunden als theoretischer und praktischer Unterricht sowie 1600 Stunden als praktische Ausbildung in entsprechenden Einrichtungen 1. Fort- und Weiterbildungen in Osteopathie für Physiotherapeuten werden gegenwärtig mit 1350 Kontaktstunden angeboten (WPO-Osteo) Kontaktstunden der WPO-Osteo dienen als Orientierungsmaßstab. In der WPO-Osteo sind die Themenbereiche 1 (Medizinische Grundlagen) mit einem Stundenumfang von 200 Stunden, der Themenbereich 2 (Medizinische Diagnostik) mit 60 Unterrichtsstunden, der Themenbereich 3 (Spezielle Krankheitslehre) mit 120 Unterrichtsstunden sowie der Themenbereich 8 (Gesundheit und Allgemeine Lebensführung) mit einem Stundenumfang von 30 Stunden überflüssig, da sie Inhalte der physiotherapeutischen Ausbildung ausschließlich wiederholen. So ist die Absolvierung von nunmehr 940 Stunden als sinnvoll anzusehen. Da ein weiterer Themenbereich - der nicht in der WPO-Osteo berücksichtigt wurde - mit einem Umfang von 60 Unterrichtsstunden hinzugefügt wird, sind somit 1000 Stunden für die Weiterbildung zum osteopathischen Physiotherapeuten aufzubringen. Dieser neue Themenbereich entsteht aus den empfohlenen Inhalten der WHO (unv. Script, S. 1 ff.). 1 Die WHO empfiehlt für Personen, die keine therapeutische Ausbildung absolviert haben und osteopathisch tätig werden wollen, ein mind. 4 jähriges Vollzeitstudium (5300 Stunden): 4300 Kontaktstunden und 1000 Stunden Praxis unter Supervision (unv. Script, WHO). 1
2 Modul 1: Grundlagen der Osteopathie 40 Unterrichtseinheiten Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind nach Absolvierung des Moduls in der Lage, über die Entwicklungsgeschichte der Osteopathie in den USA, in Europa und in Deutschland Auskunft zu geben und zu reflektieren. Sie können die Grundprinzipien der Osteopathie an Patientinnen und Patienten anwenden. Sie erkennen die Möglichkeiten und Grenzen des Konzepts. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden über die Wurzeln und Entwicklungsgeschichte der Osteopathie informiert sowie über Besonderheiten im deutschsprachigen Raum aufgeklärt. Sie lernen das Konzept, die Philosophie und die Prinzipien der Osteopathie kennen. Die Inhalte lassen sich wie folgt spezifizieren: 1.1 Die Geschichte der Osteopathie Entwicklung der Osteopathie in den USA Entwicklungsgeschichte in Europa Osteopathie in Deutschland 1.2 Das Konzept der Osteopathie und die Abgrenzung zu anderen Bereichen Philosophie der Osteopathie Differenzierung verschiedener osteopathischer Teilbereiche Schnittstellen zu anderen Bereichen der Heilkunde Möglichkeiten und Grenzen der Osteopathie Kontraindikationen 1.3 Die Grundprinzipien der Osteopathie Wirkzusammenhänge in der Osteopathie Modelle zum Zusammenhang von Struktur und Funktion (Biomechanical Model, Respiratory Model, Neurological Model, Bio-psychosocial Model, Bioenergetic Model) Selbst-Heilungskräfte des Körpers Prinzip der Ganzheitlichkeit Arterielle Regel Osteopathische Dysfunktion 2
3 Modul 2: Osteopathisch-physiotherapeutische Diagnostik 250 Unterrichtseinheiten Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können eine Anamnese sowie osteopathischphysiotherapeutische Befund- und Untersuchungstechniken an den Patientinnen und Patienten durchführen. Sie sind in der Lage, aufgrund entsprechender Diagnostik eine osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung einzuleiten oder notwendige Zusatzuntersuchungen zu veranlassen bzw. den Patienten an die zuständige Stelle weiterzuleiten. Ebenso können sie andere Behandlungsmaßnahmen empfehlen, wenn die ostheopathisch-physiotherapeutische Methode als kontraindiziert oder ungeeignet erscheint. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in die Anamnesetechniken und die ostheopathisch-physiotherapeutische Diagnostik eingeführt. Die Inhalte lassen sich wie folgt spezifizieren: 2.1 Anamnese und osteopathisch-physiotherapeutische Befund- und Untersuchungstechniken Merkmale der allgemeinen und speziellen Anamnese Besonderheiten der osteopathischen Anamnese (Bsp. Geburtsverlauf) osteopathisch-physiotherapeutische Methoden der Inspektion osteopthisch-physiotherapeutische Methoden der Palpation osteopathisch-physiotherapeutische Funktion- und Provokationstests Thermotechnik Listeningtechnik 2.2 Erkennen der eigenen Grenzen/Patientensicherheit Kennzeichen, die einer osteopathisch-physiotherapeutischen Behandlung widersprechen/kontraindikationen Formen der sachgerechten Information der Patientinnen und Patienten/ Gesprächsführung Weiterleitung an andere Professionen 2.3 Praktische Durchführung an den Patientinnen und Patienten unter Supervision Durchführung der osteopathischen Anamnese Anwendung der oesteopathisch-physiotherapeutischen Methoden zur Diagnostik an den Patientinnen und Patienten 3
4 Modul 3: Osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung 600 Unterrichtseinheiten Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können eine osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung an den Patientinnen und Patienten auf einer ganzheitlichen bzw. holistischen Basis durchführen. Sie können gezielt Dysfunktionen je nach betroffener Region mithilfe der indizierten Technik korrigieren und die angewandten Maßnahmen bewerten. Sie sollen klinische Erfahrung sammeln. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die verschiedenen Techniken der osteopathisch-physiotherapeutischen Behandlung kennen und anwenden. Die Inhalte lassen sich wie folgt spezifizieren: 3.1 Allgemeine osteopathisch-physiotherapeutische Behandlungstechniken direkte und indirekte Mobilisation Muskel-Energie-Technik (MET) neurophysiologische Entspannungstechnik über Positionierung (Strain, Counter-strain) weiche Entspannungstechnik (Myofascial Release) Entspannungstechnik mit Impulsen (Recoil, Rebound) Listening-Techniken Trust/Manipulation 3.2 Behandlung des parietalen Systems osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung des axialen Systems osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung der Extremitäten osteopathisch-physiotherapeutische Behandlung des myofaszialen Systems Instruktion des Patienten und Beratung zum Hilfsmitteleinsatz 3.3 Behandlung des viszeralen Systems Zwerchfell und Atmung Kopf- und Halsorgane Thoraxorgane Bauchorgane Beckenorgane Instruktion und Beratung des Patienten 4
5 3.4 Behandlung des craniosacralen Systems membranöses System knöchernes craniosacrales System Instruktion und Beratung des Patienten 3.5 Behandlung von Säuglingen, Kleinkindern und Kindern Besonderheiten bei der Behandlung von Säuglingen Besonderheiten bei der Behandlung von Kleinkindern Besonderheiten bei der Behandlung von Kindern Anleitung der Eltern, Hilfsmitteleinsatz 2.6 Praktische Durchführung an den Patientinnen und Patienten unter Supervision Durchführung der allgemeinen osteopathischen Behandlungstechniken an den Patientinnen und Patienten Anwendung der oesteopathisch-physiotherapeutischen Methoden zur Behandlung des parietalen Systems, viszeralen Systems, und craniosacralen Systems Durchführung einer physiotherapeutisch-osteopathischen Behandlung an Säuglingen, Kleinkindern und Kindern Erstellen von Heimübungsprogrammen Dokumentation 5
6 Modul 4: Rechtliche Rahmenbedingungen 30 Unterrichtseinheiten Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen und berücksichtigen die für ihre Berufsausübung relevanten rechtlichen Grundlagen. Sie reflektieren und respektieren diese. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die für ihre Berufsausübung entscheidenden gesetzlichen Grundlagen kennen: Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung (SGB V), Leistungen und Qualitätssicherung Bürgerliches Gesetzbuch, Haftungsrecht Strafrecht, z.b. Körperverletzung, Unterlassungsdelikte Meldepflichten (öffentlicher Gesundheitsdienst) Gesundheitsberufsgesetze, Berufsordnungen, Heilpraktikergesetz Arbeits- und Tarifrecht, Arbeitsschutz Patientenvertrag 6
7 Modul 5: Schlüsselqualifikationen (wissenschaftliches Arbeiten und evidenzbasierte Praxis, Ethik, Kommunikation) 60 Unterrichtseinheiten Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden in die Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens eingeführt. Sie können Studien zu relevanten Themenbereichen recherchieren und auswerten. Sie überprüfen die Wirksamkeit ihres osteopathischphysiotherapeutischen Handelns. Sie kennen verschiedene Definitionen von evidenzbasierter Praxis, die Evidenzpyramide und die wichtigsten Studiendesigns. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennen und berücksichtigen die für ihre Berufsausübung relevanten ethischen Grundlagen. Sie können verschiedene Kommunikationsmodelle und Formen von Gesprächsführung unterscheiden und anwenden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen die Prinzipien des wissenschaftlichen Arbeitens und der evidenzbasierten Praxis kennen. Sie werden mit ethischen Aspekten des Arbeitens vertraut gemacht sowie in Theorien der Kommunikation und Gesprächsführung eingewiesen. Die Inhalte lassen sich wie folgt spezifizieren: 5.1 wissenschaftliches Arbeiten und evidenzbasierte Praxis Definitionen der evidenzbasierten Praxis Durchführen von Literaturrecherchen Die Evidenzpyramide Einführung in verschiedene Studiendesigns Studienbewertung 5.2 Ethik Moral und Ethik mögliche ethische Dilemmata in der osteopathisch-physiotherapeutischen Behandlung 5.3. Kommunikation und Gesprächsführung verbale und nonverbale Kommunikation Modelle der Kommunikation (Bsp. 4-Ohren-Modell, Schulz von Thun) Empathie Shared Desicion Making Beziehung zwischen Patient und Physiotherapeut im therapeutischen Prozess Stand: 05. Januar
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