Vortrag. Prof. Dr. Christa Volkmar

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1 Vortrag Tierische Schaderreger am Raps Prof. Dr. Christa Volkmar Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften Universität Halle Literatur: Paul, V.H. ; Raps, Verlag Th. Mann, 2003

2 Rapserdfloh (Psylliodes chrysocephala L.) ERREGER Imagines 3-4,5 mm glänzend, blauschwarz länglich ovaler Körper (hellbraune Flügeldecken möglich), Sprungbeine mit verdickten Schenkeln Larven SCHADBILD Imagines Larven 7 mm schmutzig weiß, typische Käferlarve Fensterfraß an Keimblättern verursachen Hauptschaden: Bohr und Minierfraß in Blattstielen, Stängel-Fraß bis zum Vegetationspunkt

3 WIRTSPFLANZEN Raps, Rübsen, Wildkruziferen VORKOMMEN BEDEUTUNG England, Frankreich, Nord - und Ostdeutschland Minierfraß führt zu Auswinterungsschäden (Wasser dringt in Bohrgänge ein und gefriert) Einbohrstellen sind Eintrittspforten für pilzliche Erreger (Phoma lingam, Verticillium dahlia) Schadensschwelle: Käfer: 10% der Blattfläche, Käfer je Gelbschale in 10 Tagen

4 Lochfraß des Käfers Siebartige Durchlöcherung

5 geschädigte Blattstiele Fraßgang im Innern des Haupttriebes oben: Blauseidiger und Gewelltstreifiger Rapserdfloh unten: Gelbstreifiger Kohlerdfloh

6 Bekämpfung Rapserdfloh 2015 Gegen Rapserdfloh sind zurzeit nur Pyrethroide in der Spritzanwendung zugelassen. Übersicht zu Insektiziden in Broschüre Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland Es ist fraglich ob für 2015 wieder eine Beizlösung vorliegt. Eine Antiresistenzstrategie kann also nur sein, auf jede unnötige Anwendung zu verzichten. Es deutet sich an, dass alle Pyrethroide gleichermaßen nicht nur im Schweriner Raum sondern auch in weiteren Bereichen im Norden und Nord-Osten von Deutschland (Biotests und KDR Analyse) von Minderwirkungen betroffen sind.

7 KLEINE KOHLFLIEGE (Delia radicum L.) ERREGER: Synonyme: Hylemia, Phorbia u.a. IMAGINES: 5 6 mm, roter Fleck auf silbrig-weißer Stirn, Männchen schwarz-grau, Weibchen braun-grau Lebensdauer etwa 8 15 Tage LARVEN: kopf- und fußlos, 8 mm Tönnchenpuppe, 4 7 mm

8 Kohlfliege bei der Eiablage Eiablage am Wurzelhals

9 bein- und kopflose Larve Hauptwurzeln weisen braune Verfärbungen auf; Seitenwurzeln teilweise abgestorben

10 RÜBSENBLATTWESPE (Athalia rosae L.) auch Kohlrüben- oder Rapsblattwespe genannt Erreger (Synonym: A. colibri Christ.) Imagines: 6 8 mm Larven: Schadbild L1 grau, später dunkelgrün bis samtschwarz, max. 18 mm lang, Raupe besitzt 3 Paar Brust- 7 Paar Bauchund 1 Paar Nachschiebefüße Fenster- und Lochfraß durch Jungraupen, Rand- bis Kahlfraß durch ältere Raupen

11 Wirtspflanzen Sommerraps, Winterraps, Senf, Rübsen, Ölrettich, Wildkruziferen, z.b. Hederich Bedeutung stärkere Schäden bei warmer, trockener Herbstwitterung Schadenschwelle Herbst: 1 Raupe / Pflanze (vorläufig) Natürliche Feinde Schmarotzerfliegen, Nematoden

12 Rübsenblattwespe in Aufsicht und Seitenansicht

13 Skelettfraß durch Larven der Rübsenblattwespe Nahansicht

14 Großer Rapsstängelrüssler Erreger Käfer: Larve: Schadbild: Ceutorhynchus napi Gyll. 3 4 mm, schwarz, Füße schwarz 7 mm, mit dunkler Kopfkapsel Wachstumsstörungen S-förmige Krümmung des Haupttriebes Aufplatzen des Stängels, durch Frost und Niederschläge gefördert Ausbildung schwacher Seitentriebe verspätete Blüte

15 Vorkommen / Bedeutung bedeutendster Rapsschädling in Deutschland, Schweiz, Österreich, Frankreich, Polen Befall fördert Wurzel- und Stängelfäule (Phoma lingam) Schadschwelle >5 Käfer / Gelbschale in 3 Tagen mit Abdeckung während des Längenwachstums (Februar April) natürliche Feinde Schlupfwespen (Larvenparasiten)

16 Eier des Stängelrüßlers im Seitentrieb Larve im Endstadium mit gelblich-brauner Kopfkapsel Larven im Fraßgang des Haupttriebs

17 [ links ] oben: Käfer, 3,2-4 mm lang unten: Käfer bei der Paarung [ rechts ] Eiablagestelle am Stängel

18 Aufplatzen des befallenen Haupttriebes nach Frost Larvenfraß im Stängel Ausbohrlöcher der Larven a. d. Blattachsel

19 Gefleckter Kohltiebrüssler Erfassung des Schadens schwierig (keine Verkrümmungen und Missbildungen) Ertragsverluste bis 20 % möglich Hinweis! Symptom der eintretenden Notreife ist mit Befall durch Weißstängeligkeit zu verwechseln SCHADENSSCHWELLE >15 Kohltriebrüßler / Gelbschale in 3 Tagen mit Abdeckung, im Bestand >20 Käfer pro Linie

20 Bohrlöche r am Stängel Fraßspure n des Kohltrieb- rüsslers

21 Käfer (4mm) - in Aufsicht und Seitenansicht Larven in zerstörtem Haupttrieb

22 Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus F.) Erreger 1,5-2,5 mm großer Käfer, oval geformt, schwarz, mit grün- bis bläulich glänzendem Rücken Larve gelblichweiß, spärlich beborstet schlank; 3,6 bis 4 mm, schwarzbrauner Kopf, kurze, schwarzbraune Beinpaare oberseits 2-3 dunkle Flecke je Körperabschnitt Schadbild Knospen vernichtet oder mit Bohrfraß (vergilbend) fehlende oder unregelmäßige Schotenstände, oft mißgestaltet und verdreht nie angeschwollen

23 Rapsglanzkäferbefall der Knospe... und im Blütenstadium

24 Larven des Rapsglanzkäfers Fraßschaden an Knospen

25 Eine Bekämpfung des Rapsglanzkäfers ist ab BBCH 55 und bei gutem Zustand des Rapsbestandes in der Regel erst ab 8-10 Käfern je Haupttrieb notwendig. Grundsätzlich sind vor einer Bekämpfung die Schwellenwerte und Hinweise des jeweiligen amtlichen Pflanzenschutzdienstes zu beachten.

26 Insektizide zur Anwendung gegen Rapsglanzkäfer im Raps, Zulassungsstand : (Je nach Tankmischung kann sich die Bieneneinstufung von B4 nach B2 oder B1 ändern!) Zugelassen nach 15 PflSchG bzw. Art. 29 Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 Resistenzgruppe: IRAC 3 Wirkstoffgruppe: Mittel (Bieneneinstufung) Pyrethroide Klasse I, gegen Rapsglanzkäfer stärker wirksam: Trebon 30 EC (B2), Mavrik (B4) Pyrethroide Klasse II, gegen Rapsglanzkäfer weniger wirksam: Bulldock (B2), Cythrin 250 EC (B1), Decis flüssig (B2), Fastac SC Super Contact (B4), Fury 10 EW (B2), Karate Zeon (B4), Sumicidin alpha EC (B2), Trafo WG (B4), Nexide (B4), Clayton Sparta (B2), Kaiso Sorbie (B4), Sparviero (B4) (einige Produkte auch mit anderen Handelsnamen) IRAC 4A Neonikotinoide: Biscaya (B4), Mospilan SG (B4) IRAC 9B IRAC 22A Pyridin-Azomethine: Plenum 50 WG (B1) Oxiadiazine: Avaunt (B1)

27 Einleitung: Wirkung von Insektiziden gegenüber dem Rapsschädling Meligethes aeneus Kaiser, C.* ; Grunau, S. *; Müller, B.** ; Spilke, J.* ; Volkmar, C.* *Martin Luther Universität Halle-Wittenberg ** Bayer CropScience Die aktuelle Diskussion zur Resistenzentwicklung gegenüber Pyrethroiden war Anlass für die Durchführung eines Halbfreilandversuches, um die Wirkungsdauer von verschiedenen Insektiziden gegenüber dem ökonomisch bedeutsamen Rapsschädling zu prüfen. Material & Methoden: Die Versuchsfrage untersucht die Wirkung von 6 verschiedenen Insektiziden auf das Merkmal Vitalität des Prüfobjektes Rapsglanzkäfer. Es kamen Präparate aus den in Tabelle 1 zusammen gestellten Wirkstoffgruppen im Vergleich zu einer unbehandelten Kontrolle zur Anwendung. Der Versuch wurde unter Halbfreilandbedingungen in Spickendorf bei Halle/Saale durchgeführt. Die Anlage der Parzellen und die Applikation der Insektizide wurde von Bayer CropScience koordiniert. Tabelle 1: Übersicht der im Versuch verwendeten Insektizide Knospenstadium Parzellenspritzung Rapspflanzen im Labor Kontakt: caroline.kaiser@student.uni-halle

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31 KOHLSCHOTENRÜSSLER Ceutorhynchus assimilis Payk. Erreger Käfer: 2,5 bis 3 mm, schwarz, grauer Grundton schwarze Füße Larve: 4 5 mm, weißlich mit Kopfkapsel Schadbild Schädigung erkennbar an Ausbohrloch (ca. 1 mm) im Schoteninneren 3 5 Samenkörner ausgefressen, Schote bleibt geschlossen

32 Vorkommen / Bedeutung Vorkommen in allen Anbaulagen Wegbereiter für Kohlschotenmücke in Schoten eindringendes Wasser führt zu Auswuchs und Fäulnis Bekämpfungsrichtwert: kurz vor Blüte >25 Käfer pro Linie bzw.12 Käfer pro Linie wenn Kohlschotenmücke stärker prognostiziert ist,pyrethroidresistenz!

33 Käfer in Aufsicht und Seitenansicht Kohlschotenrüssler-Ei in junger Schote ausgefressen e Samenkörner mit Larve

34 Kohlschotenmücke: Bedeutung Raps, Rübsen, Senf, Radies, Wildkruziferen wichtiger Schädling in Rapsanbaugebieten Schadenschwelle 1 Mücke / 4 Pflanzen, ab Blühbeginn bis Vollblüte Bekämpfung bevorzugt Neonicotinoide (Biscaya) einsetzen

35 Mücke bei Eiablage Larven in Rapsschote Kohlschotenmücken-Larven

36 Kohlschotenmücke Schadbild: platzende Schoten

37 Bekämpfungsstrategie für 2015 im Raps Bei der Bekämpfung des Rapsglanzkäfers und des Kohlschotenrüsslers soll der Schwerpunkt bei der Nutzung von Mitteln ohne Selektion auf Pyrethroidresistenz liegen. Bei Rapsglanzkäfern ist dies mit Avaunt oder Plenum 50 WG (je max. 1 Anwendung) bis kurz vor dem Auftreten der ersten offenen Blüten (auch bei Unkräutern!) im Bestand möglich. Sind Blüten vorhanden, stehen Biscaya (max. 2 Anwendungen) und Mospilan SG (1 Anwendung) zur Verfügung. Dabei ist zu beachten, dass bei Beginn der Rapsblüte das Schadpotential des Rapsglanzkäfers massiv zurückgeht. Stängel- und Triebrüssler sollen bevorzugt mit Klasse I Pyrethroiden (z.z. nur Trebon 30 EC zugelassen) bekämpft werden, wenn gleichzeitig auch schon Rapsglanzkäfer in Gelbschalen vorhanden sind. Bei alleinigem Auftreten von Stängel- und Triebrüsslern sollten die am besten wirksamen Mittel auch aus Pyrethroiden der Klasse II gewählt werden. Bei gleichzeitig starkem Befall mit Rapsglanzkäfern und Stängelrüsslern kann eine Kombination von Pyrethroiden der Klasse I oder II (zur späten Bekämpfung der Stängelrüssler) und Avaunt oder Plenum (zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers) sinnvoll sein, wenn der Raps mindestens BBCH 51 erreicht hat. Dabei sind die Mischungspartner je in voller Dosierung zu nutzen.

38 Bekämpfungsstrategie 2015 Schotenschädlinge sollten bei Anwesenheit von Rapsglanzkäfern bevorzugt mit einem Neonikotinoid (zugelassen: Biscaya mit max. 2 Anwendungen gegen Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke) bekämpft werden. Gegen Kohlschotenrüssler sollten bevorzugt Neonikotinoide eingesetzt werden, da Pyrethroidresistenz in weiten Teilen von Nord- und Ostdeutschland nachgewiesen wurde und für viele Regionen keine Daten vorliegen. Wird ein Wirkstoffwechsel, bei erfolgtem Neonikotinoideinsatz im Vorblütebereich, bei einer Behandlung in der Blüte notwendig, sollten möglichst B4 Pyrethroide genutzt werden. Grundsätzlich ist ein Wechsel von verfügbaren Wirkstoffklassen anzustreben und mehrfach aufeinander-folgende Anwendungen einer Wirkstoffklasse sind zu vermeiden. Die Einbeziehung aller Wirkstoffklassen minimiert einseitigen Selektionsdruck und ist damit neben der Vermeidung unnötiger Anwendungen eines der wirksamsten Instrumente bei der Resistenzvorbeugung. Im Raps sollten aber wegen der langjährigen Resistenzselektion mit Pyrethroiden, der ausgeprägten Rapsglanzkäferresistenz und mittlerweile verbreitet auftretender Resistenz anderer Rapsschädlinge (Rapserdfloh, Kohlschotenrüssler) Pyrethroide so restriktiv wie möglich und dafür andere Wirkstoffklassen genutzt werden. Aber auch mehrfache Anwendung von Neonikotinoiden ohne Wirkstoffklassenwechsel muss vermieden werden, um einer Resistenzentwicklung vorzubeugen.

39 Bekämpfungsstrategie 2015 Indikation (bekämpfungswürdig!) Stängel- und Triebrüssler RGK Auftreten Rapsglanzkäfer (RGK) Keine RGK RGK vorhanden RGK unter Bekämpfungsrichtwert Strategie/ empfohlene Mittel Pyrethroide Klasse I oder II Pyrethroide Klasse I Keine Bekämpfung Schotenschädlinge RGK über Bekämpfungsrichtwert RGK in der Regel nicht bekämpfungswürdig Avaunt (B1) oder Plenum 50 WG(B1) (in Beständen mit ersten offenen Blüten: Biscaya oder Mospilan SG, Behandlung ist selten notwendig) Biscaya (falls Wirkstoffwechsel nötig ein Pyrethroid)