Körperpflege kompetent durchführen

Transkript

1 Thomas Kratz Herausgeber: Bernd Biermann Körperpflege kompetent durchführen Unterrichtsthemen aus Sozialpflege und Sozialpädagogik 1. Auflage Bestell-Nummer 4047

2 Haben Sie Anregungen oder Kritikpunkte zu diesem Buch? ann senden Sie eine an Autoren und Verlag freuen sich auf Ihre Rückmeldung. Inhaltsverzeichnis Grundlagen 1 Einrichten eines Arbeitsplatzes Ablaufplanung Wie wasche ich einen anderen Menschen? Haut und Hautpflege 4 Aufbau der Haut Funktionen der Haut Veränderungen der Haut wahrnehmen Reinigungsmittel: Seifen und Syndets Hautpflegepräparate Körperpflege bei Menschen mit trockener Haut Körperpflege bei Menschen mit vermehrter Schweißbildung Ganzkörperwaschung im Bett Baden und uschen Hautanhangsgebilde und ihre Pflege 13 Hautanhangsgebilde: Haar Haarpflege Rasur und Bartpflege bei Männern Hautanhangsgebilde: Nägel Nagelpflege Spezielle Körperpflege 18 Zahn- und Prothesenpflege Soor- und Parotitisprophylaxe Augen-, Ohren- und Nasenpflege Basal stimulierende Ganzkörperwaschung bei sehr unruhigen Menschen Basal stimulierende Ganzkörperwaschung bei antriebslosen Menschen Fieber was ist das, was ist zu tun? Körperpflege bei Menschen mit einer Halbseitenlähmung unter Berücksichtigung des Bobath-Konzeptes Hilfen zur Erstellung der Pflegeplanung Exemplarische, komplexe Lernsituationen Bildquellenverzeichnis Bildungsverlag EINS GmbH Sieglarer Straße 2, 3842 Troisdorf ISBN Copyright 2009: Bildungsverlag EINS GmbH, Troisdorf as Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu 2a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. ies gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.

3 11 Funktionen der Haut ie Funktionen der Haut lassen sich zu dem Merkwort WASSS zusammenfassen Wärmeregulationsfunktion Ausscheidungs- und Aufnahmefunktion Schutzfunktion Speicherfunktion Sinnesfunktion Wärmeregulationsfunktion Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße der Haut, damit die Wärme im Körper erhalten bleibt. Es entstehen kalte und blasse Finger. er Körper versucht durch Muskelbewegungen, auch der Haarmuskeln, Wärme zu produzieren der Mensch zittert. Bei Wärme öffnen sich die Blutgefäße. Es entsteht gut durchblutete, rötliche Haut. Bei der Gefahr der Überwärmung fängt der Mensch an zu schwitzen. er Schweiß nimmt die Wärme mit auf die Oberhaut. er Schweiß verdunstet und es entsteht Verdunstungskälte. Ausscheidungs- und Aufnahmefunktion Über die Haut werden Wasser, Fett, Salze und Stoffwechselprodukte (z. B. Knoblauchduftstoffe) ausgeschieden. Aber über die Haut werden auch Stoffe, wie Sauerstoff oder Wirkstoffe von Medikamenten, aufgenommen. Schutzfunktion ie Hornschicht der Oberhaut, der Hautfarbstoff Melanin, der Säureschutzmantel (mit einem Haut-pH- Wert von,), aber auch die Lederhaut mit ihrer Reißfestigkeit haben das Ziel, den Körper zu schützen. So ist die Haut in einem gewissen Umfang gegenüber Wärme, Kälte, Säuren und Laugen beständig. Auf der Haut bildet sich unmittelbar nach der Geburt eine weitere Schutzschicht aus Bakterien. iese sorgen zusammen mit dem Säureschutzmantel für die Abwehr vor krankmachenden (pathogen) Erregern. Sinnesfunktion Mit der Haut können Temperatur (Wärme, Kälte), Schmerzen, ruck- und Tastreize (Fühlen) wahrgenommen werden. Speicherfunktion ie Haut speichert Fett. ieses Speicherfett dient als Energiereserve und wird bei übermäßigem Essen angelegt. In Zeiten der Unterernährung kann dieses Fett wieder dem Körperkreislauf zugeführt werden und dient den Zellen zur Energiegewinnung. ie Schutzfunktionen der Haut werden nach aktiven und passiven Funktionen unterschieden.

4 12 1. Ordnen Sie die Funktionen der Haut den Bildern zu

5 18 8 Hautpflegepräparate as Ziel einer guten Hautpflege muss es sein, den Haut-Säureschutzmantel wieder herzustellen bzw. zu erhalten. Aber auch Hautpflegemittel können das Altern nicht aufhalten. Unterschiedlich sind die Ansprüche, die an ein Hautpflegemittel gestellt werden: Pflege, Schutz oder Regeneration. Hautpflegemittel werden in verschiedenen arreichnungsformen als Lotion, Öl oder Gel angeboten. Lotionen sind Emulsionen und bestehen aus Wasser und Öl. Eigentlich stoßen sich Öl- und Wassermoleküle gegenseitig ab. aher wird dem Gemisch ein Emulgator (Stearat) zugegeben, welcher beides verbindet, ähnlich wie das Tensid bei einer Seife. Je nachdem, ob mehr Wasser oder Öl in der Emulsion vorhanden ist, spricht man von Wasser in Öl (W/Ö) oder Öl in Wasser (Ö/W) Öl Wasser Wassertröpfchen Emulgatormolekül Öltröpfchen Emulgatormolekül 100 ml A 100 ml E Wasser-in-Öl- Emulsion (W/Ö) Öl-in-Wasser- Emulsion (Ö/W) B C E W/Ö- Emulsion A E B C Ö/W-Emulsion Zusammensetzung von Reinigungsemulsionen A: Öle, Fette oder Wachse B: Emulgator C: destilliertes Wasser : ätherische Öle zur Verbesserung des Geruchs E: spezielle Wirkstoffe Für die Haut ist eine Wasser in Öl-Emulsion günstiger, da Öl in Wasser die Haut aufquellt und für Krankheitserreger anfällig macht. Allerdings hinterlassen W/Ö-Emulsionen häufig einen Fettglanz auf der Haut, weshalb Tagescremes oder Lotionen häufig Ö/W-Emulsionen sind. iese dringen schneller in die oberflächlichen Hautschichten ein. n Vaseline ist ein altbekanntes Hautschutzmittel. Allerdings verschließt es ohne Zusatz von Wasser die Hautporen und ist von daher nicht so sinnvoll. Auch zieht es so viel schlechter in die Haut ein. n Öl/Wasser-Emulsion nach 30 Minuten Wasser/Öl-Emulsion nach 1 2 Stunden Vaseline nach bis zu 4 Stunden ie Wasserabdunstung durch die Hornschicht nach dem Auftragen verschiedener Hautcremes. Öle sind Naturprodukte mit Zusätzen z. B. von Mineralölen. Sie üben eine entspannende Wirkung auf die Haut aus, indem sie verlorene Hautfette und Feuchtigkeit ersetzen.

6 19 Gele bestehen aus Wasser und einer wasserbindenden Substanz. Aufgrund ihrer Eigenschaften besitzen Gele eine kühlende Wirkung, die durch die Verdunstung des Wasseranteils entsteht. 1. ie eigene Haut ist in Gesundheits- und Pflegeberufen durch den ständigen Kontakt mit Wirkstoffen und Substanzen gefährdet. Tragen Sie in die Abbildung ein, wovor Sie die eigene Haut im Beruf schützen müssen. ie eigene Haut kann durch Tragen von und durch eine richtig durchgeführte geschützt werden. 2. Im Zusammenhang mit Hautpflegemitteln wird oft von Emulsionen gesprochen. Kreuzen Sie die richtigen Aussagen an. Emulsionen entstehen, wenn man Fett in Wasser löst. Emulsionen sehen milchig aus. Emulsionen entstehen, wenn sich Stoffe wie Fett und Emulsionen sind immer klar. Wasser gegenseitig nicht vermischen. Sie können sich nur mithilfe von Emulgatoren fein ineinander verteilen. 3. Ordnen SIe entsprechend der Abbildungen die beiden Emulsionen zu. Je nachdem, ob Öl (Fett) in Wasser oder Wasser in Öl gelöst ist, spricht man von: Wasser Fett/Öl

7 28 13 Hautanhangsgebilde: Haar as Haar gliedert sich in zwei Abschnitte. ie Haarwurzel, welche sich innerhalb der Kopfhaut befindet und der Haarschaft bzw. das Haar selbst. as Haar wird in drei Abschnitte unterteilt: Haaransatz, Haarlänge und Haarspitze. Spindelzelle (Faserstrangbündel) ie Haarwurzel steckt in der Lederhaut und reicht bis zur Unterhaut. Sie ist an ihrem unteren Ende zu einer Haarzwiebel verdickt. In dieser Verdickung befinden sich die Matrixzellen, aus denen neue Kreatin-Haarzellen entstehen. iese schieben sich durch den fast runden Haarkanal (Haarfollikel) stetig nach oben und das Haar wächst. In der Haarwurzel befinden sich kleine Blutgefäße, die die Matrixzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen. ie Kreatin-Haarzellen dagegen werden nicht mehr versorgt, was dazu führt, dass das Haar trocken ist. amit das Haar nicht spröde (brüchig) wird, befindet sich im oberen Teil des Haarfollikels eine Talgdrüse. Sie versorgt das Haar und auch die umliegende Haut mit Talg, einem Fett. So bleiben Haare und Haut geschmeidig. Zudem befindet sich am Haarschaft der Haaraufrichtemuskel, der das Haar z. B. bei Kälte aufrichten kann so entsteht eine Gänsehaut. Markkanal oft ohne Markzellen Mark (Medulla) bei dickerem Haar Faserschicht (Cortex) besteht je nach Haarstärke im Querschnitt aus mehreren Hundert Spindelzellen, enthält Pigmente vergrößerter Ausschnitt aus einer Spindelzelle mit strangförmig gebündelten Keratinfasern Schuppenschicht (Cuticula) besteht aus 6 bis 10 übereinander liegenden Schichten Übergang Haarschaft zur Haarwurzel Haarpapille Wachstumsbereich (Matrix) hier werden durch Zellteilung neue Keratinozyten gebildet as Haar ist von außen nach innen unterschiedlich aufgebaut. ie äußere Schicht (Cuticula), ist eher eine härtere Schicht, die das Haar vor mechanischen Einflüssen schützen soll, ähnlich wie die Hornschicht der Haut. ie innere Schicht ist das Haarmark. ie mittlere Schicht, die sogenannte Faserschicht, enthält wie die Haut Melaninzellen, die die Haarfarbe bestimmen. Weißes Haar entsteht durch fehlendes Melanin in diesem Bereich. Blutgefäße bringen Nährstoffe zum Haar und transportieren Abfallstoffe ab er Aufbau des Haares: ie Faserschicht macht den Hauptanteil der Haarmasse aus. ie Faserschicht besteht aus Keratinozyten. Im Bereich der Haarwurzel sind die Keratinozyten als rundliche Zellen erkennbar. Im Bereich des Haarschaftes liegen sie dagegen als längliche, verhornte Spindelzellen vor. In der Mitte des Haares befindet sich der Markkanal, der von Mark ausgefüllt ist. Wachstumsphase (Anagenphase) An der Matrix entstehen neue Zellen. Übergangsphase (Katagenphase) weiche Haarzwiebel Ruhephase (Telogenphase) Kolbenhaar neu gebildetes Haar Blutgefäße er Haarbestand der Kopfhaut liegt ungefähr bei Haaren. Im Alter nimmt die Anzahl durch die schlechtere Ernährungssituation ab. Aber auch sonst fallen täglich bis zu 100 Haare aus. ie ausfallenden Haare werden normalerweise ersetzt. ie fortwährend stattfindende Erneuerung wird Haarwechsel genannt. er Haarwechsel vollzieht sich in drei Phasen: der Wachstumsphase, der Übergangsphase und der Ruhephase. ie Wachstumsphase dauert bis zu sechs Jahre, die Übergangsphase bis zu drei Wochen. Ein Haar wächst ungefähr einen Zentimeter pro Monat. as Ausfallen der Haare kann bis zu drei Monate dauern. er männliche (androgene) Haarausfall wird durch die Wirkung von Hormonen beschleunigt. Verantwortlich sind männliche Sexualhormone (Androgene), die die Wachstumsphase des Haarzyklus beschleunigen. Zudem findet bei jedem Haarwechsel eine zunehmende Rückbildung der Haarfollikel statt, das Haar wird dünner. ies kann vererbungsbedingt sein, aber auch bei Krankheit vorkommen.

8 29 Beschriften Sie die Abbildung richtig Haarpflege Zur Haarpflege gehört das Kämmen oder Bürsten und das Waschen der Haare. Sollen die Haare nur gekämmt bzw. gebürstet werden, dann wie folgt vorgehen: Vorbereitung: Material bereitlegen: Bürste bzw. Kamm, Handtuch, evtl. Haarspray, Spiegel die zu pflegende Person in Rückenlage mit erhöhtem Oberkörper lagern Handtuch unter die Haare legen Haare vom Ansatz zur Haarspitze kämmen Frisur nach den Wünschen der zu pflegenden Person herrichten, dazu den Spiegel anreichen beim Zusammenbinden der Haare ein weiches Haargummi verwenden (normale Haushaltsgummis verletzen die Haarstruktur) bei bettlägerigen, verwirrten oder dementen Menschen keine Haarnadeln verwenden ie Haarwäsche kann in der usche, am Waschbecken oder im Bett vorgenommen werden. Folgend wird die Variante im Bett vorgestellt. Vorbereitung, Material Schlüssel mit Wasser (Temperatur nach Wunsch der zu pflegenden Person) Schöpfbecher oder Kanne zwei Handtücher, Waschlappen als Schutz für die Augen Haarshampoo Bettschutz/Tropfschutz, Gummitücher als Unterlage Haarwaschbecken oder Waschschüssel evtl. einen leeren Eimer für das benutzte Wasser (bei manchen Haarwaschbecken nötig) Föhn (Vorsicht: darf nicht in die Nähe von Wasser gelegt werden), evtl. Watte (Oropax) für die Ohren (bei Ohrenerkrankungen Watte in die Ohren stecken, um diese vor Feuchtigkeit zu schützen)