aktuell IGdA- Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik Organ der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren e. V.

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1 Organ der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren e. V. aktuell IGdA- ISSN Jahrgang 2011 Ausgabe 4 Einzelheft 4.- Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kritik

2 INHALT IMPRESSUM 3 Editorial Renate Weidauer 4 Auf ein Wort Weihnachtsgrüße des 1. Vorsitzenden Lyrik 5 Ursula Gressmann Still is de Nacht G. v. Hippel-Schäfer Hoffnung 6 Mirna Jovalekic Überwintern Josef Stöckl Flammender Herbstwald Gaby Hühn-Keller Allerheiligen in den Euganäischen Hügeln Karin Alette Lockende Leuchten 7 L. Kasper-Merbach Weihnachtsweg Renate Weidauer Nach der Betriebsweihnachtsfeier... 8 Cordula Scheel Sternsuche T. Bühler-Kistenberger Herbstpsalm Essay 9 Mario Andreotti...stellte an Elfriede Jelinek folgende Frage Gaby G. Blattl...Aufruf 14 Matthias Stark...Schneewittchen und die sieben Gründe oder Was Kunst ist 16 Johanna Klara Kuppe...Gelb (Teil II) 18 Dr. phil. Nelli Holler... Die Wiener Palette - ein farbenfroher Mix... Prosa 20 Rainer Sander Der Auftritt 21 Renate Weidauer Gottes eingeborener Sohn 22 Bernhard Blattl Über kein Thema... Franz Oberdorfer Weiche Watte 25 Franz Preitler Nicht nur Libyen brennt! 27 Vera Tschigarina Die kleine Tasche 29 Benedikta Buddenberg Herbergssuche 32 Konrad Wirner Die Engel von Sankt Sebald (Romanauszug) IGdA 35 Gaby G. Blattl Jahrestreffen 2011 in Volkenroda 37 Eckhard Erxleben Impressionen zum Festakt 38 Interner Wettbewerb 2011 Bekanntgabe der Gewinner Neues Mitglied Ilona Daniela Weigel, Böblingen Runde Geburtstage 2011 Aktivitäten der Mitglieder Rezension 40 Karl Karpisek Umm Nur - Erzählungen Cordula Scheel Helga Thomas - Gesicht im Fenster 41 Waltraud Weiß J. K. Kuppe - Bäume in weiter Landschaft Service Büchertisch, Lieblingsbücher, Ausschreibungen, Erratum IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 2 Redaktion der IGdA-aktuell: Gabriela Franze (Chefredaktion und ViSdP) g.f@online.de Gaby G. Blattl (Prosa und Essay) gabyblattl@igda.net Renate Weidauer (Lyrik und Leserbriefe) renateweidauer@igda.net Georg Walz (Mit spitzer Feder und Grafik) redaktion.igda@t-online.de Anschrift der Redaktion : IGdA-aktuell Gabriela Franze Aachener Straße 71, D Köln Tel: 0049-(0) Layout: Gabriela Franze Cover: Georg Walz Grafiken / Bilder: George Druck: Druckerei Meyer, Scheinfeld Erscheinen: viermal pro Jahr Einzelpreis 4,00 zzgl. Porto Doppelnummer 8,00 zzgl. Porto Abonnement 21.-/Jahr Alle Rechte an den Beiträgen liegen bei den Autoren. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Urheberrechthaber. Namentlich gezeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren, nicht die der Redaktion wieder. ISSN Vorsitzender: Othmar Seidner A-1020 Wien Handelskai 224/5/9/59 othmar-seidner@chello.at Tel: 0043-(0)0431/ Geschäftsstelle: Gaby G. Blattl A-1230 Wien Anton-Baumgartner-Str. 44/C3/ gabyblattl@igda.net Tel: 0043-(0)0431/ Schatzmeister: Dr. Volker Wille D Hannover Platanenhof 23 adl.wille@t-online.de Tel: 0049-(0)511/ Bankverbindung: Postbank Hannover BLZ: Konto: IBAN DE BIC PBNKDEFF Die IGdA-aktuell wird auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

3 EDITORIAL Liebe Mitglieder und Abonnenten! Oft haben wir Arbeiter an dieser Zeitschrift das Gefühl, unser Geisteskind in einen weitgehend leeren Raum hinaus zu schicken, so selten erleben wir eine Reaktion auf das, was wir darbieten. Erweckt die aktuell Zustimmung oder Ablehnung bei den Lesern? Trifft sie mit ihren Inhalten auf Interesse? Finden die Abbildungen Gefallen oder gehen sie unter? Welche Themen würden Sie wirklich interessieren? Wir hoffen auf Vorschläge und Leserbriefe leider vergeblich. Sicher machen wir nicht alles gut, aber besser können wir es nur machen, wenn wir erfahren, wie die Zeitschrift aufgenommen wird, wo Sie als Leser Fehler entdecken. Wir warten auf druckreife Texte, die von den Verfassern/innen sorgfältig bearbeitet und redigiert, auf Fehler (Rechtschreib-, Grammatik-, Zeichensetzungsfehler u. a.) durchgesehen wurden und ein gewisses literarisches Niveau erreichen. Die Redaktionen sind keine Lektorate. Weder uns als literarische Zeitschrift, noch die Autoren selbst wollen wir mit schlechten Texten disqualifizieren, denn die aktuell ist unser Aushängeschild als literarische Vereinigung. Jedes Mitglied hat zwar das Recht, abgedruckt zu werden, von den meisten haben wir aber keine entsprechenden Texte. Deshalb tauchen immer wieder die gleichen Autorennamen auf. Unsere dringende Bitte: Senden Sie uns per Ihre literarischen Textbeiträge, Lyrik oder Prosa! Vorgabe: Word- oder RTF-Datei, Times New Roman, Schriftgröße 12, 1,5facher Zeilenabstand; auch bei Lyrik: keine Einrückungen, keine Silbentrennung, kein Fettdruck oder Kursivschrift (außer in seltenen Fällen, wenn unbedingt vom Autor gewollt); bei Prosa reiner Fließtext, Return nur bei neuem Absatz, ansonsten Shift-Return verwenden, höchstens 2 Zeitschrift-Seiten. Vergessen Sie nicht, bei jedem Text Autorennamen und Wohnort anzugeben! Mail-Adressen für das Einreichen siehe Impressum. Abgabeschluss für Heft 1/ 2012 ist Anfang Februar Helfen Sie als Mitglieder mit, unsere Zeitschrift literarisch anregend und ansprechend zu gestalten, so dass sie zum Nachdenken anregt und den Lesern Freude bereitet. Es ist Ihre Zeitschrift. Also: Federn gezückt! Ihre Renate Weidauer IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 3

4 AUF EIN WORT Verehrte Mitglieder und Abonnenten, wenn die Luft nach gerösteten Mandeln riecht und die ersten Spendenmarathons wieder Teil des Fernsehabends sind, dann ist es Zeit, inne zu halten. Das Jahr 2011 geht zur Neige. Jeder einzelne von uns hat es mit Leben erfüllt. Mit seinem Leben. Mit Banalem, mit Trauer, mit Erinnerungen an Vergangenes und mit Plänen für die Zukunft, mit Verbrennen und wie Phönix aus der Asche steigen, mit kleinen und großen Freuden. Wenn Sie jetzt zu Hause sitzen, die Zeitschrift vor sich liegend, und diese Worte lesen, dann und dessen bin ich gewiss werden die vergangenen Monate wie ein Film vor Ihnen ablaufen. Ich freue mich darüber. Bedeutet das doch letztlich, dass Sie die Herausforderung Leben angenommen haben. Sie haben die Hürden gemeistert und die Freuden, wie ich hoffe, aus vollem Herzen genossen! Es ist Zeit, Danke zu sagen. Danke dafür, dass Sie nicht nur uns sondern auch sich selbst treu geblieben sind. Bedeutet das letztlich zwar nicht immer Harmonie, impliziert es doch Werte wie Aufrichtigkeit und Authentizität. Ich hege größten Respekt vor jedem einzelnen von Ihnen und vor uns allen als Gemeinschaft. Freuen Sie sich über Erreichtes, genießen Sie das Jetzt und Hier, richten Sie wieder den Blick nach vorn und lassen Sie mich mit Altmeister Johann Wolfgang von Goethe beschließen: Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es jetzt. Ich wünsche Ihnen gesegnete Feiertage und ein glückliches und gesundes neues Jahr! Ihr Othmar Seidner IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 4

5 LYRIK Ursula Gressmann Still is de Nacht Noch is t neet Dag, Maan un Steern Över de Wulken lüchten. Still is t up de Welt. De Wind spöölt sien Musik- Wied ofgelegen hör ik De Klocken gahn. Ruugfröst, dörsichtig As Glas, glinstert. Nu fleegen Engel dör De Nacht is disse stillste Srünnen, keen Minsk Mutt sück nu sörgen: Se flegen allerwegens. Renate Weidauer, Puchheim Gabriele von Hippel-Schäfer, Freiburg Opfingen Hoffnung Aus Eismeer zwischen verkrusteten Schollen aufschnellt ein Silberfisch unauslöschlicher Hoffnung unsterbliches Leben. Wilfried A. Faust, Bajamar IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 5

6 LYRIK Mirna Jovalekic, Albstadt Überwintern Novemberregen leere Worthüllen verpupptes Schweigen jetzt nicht trauern um das kurze Leben eines Schmetterlings atmen und sein wie Insekten im Schutz der Gemäuer dem Leben vertrauen miteinander überwintern Gaby Hühn-Keller, Friedberg Allerheiligen in den Euganäischen Hügeln Die Blätter der Pappeln vergilbt über Nacht. Schwere Regenschauer peitschen die Luft. Stetig hebt sich heller Dampf aus heißen Quellen. Tiefhängende Wolken umstreichen die Hügel. Die rote Koralle des Schmerzes drückt sich in die Traurigkeit der Welt. Ein Meer von Lichtern auf dem Friedhof verbindet die Menschen mit den erlösten Seelen. Josef Stöckl, Kirchdorf Flammender Herbstwald Ruhig sinnend steht der Wald da ihn der Herbst ergreift Nebelschleier ziehen kalt das Laub gegerbt, gereift. Doch als die Nebelwand entflieht: - die Sonne hat s vollbracht - da durch den Wald ein Leuchten zieht als wär Feuerschein entfacht. Im Abendrot läßt letztes Glüh n das Laub noch einmal lodern doch schon schwebt es zum Boden hin um dorten zu vermodern. Karin Alette, Düsseldorf Lockende Leuchten Das Licht der alten Laterne fällt auf die regennasse Straße in ihrem hellen Schein glänzt der Asphalt kalt ist die Nacht der Wind verschlägt mir den Mantelkragen ich möchte die Sterne fragen wohin du gegangen bist ich habe dich vermisst eine Katze huscht vorüber verschwindet in der Dunkelheit nur Lichtquellen fließen weit Am Abend ziehen Wolken schwer ihr Schatten löscht den Brand der Herbstwind treibt sie vor sich her düst rer November zieht ins Land. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 6

7 LYRIK Luitgard Kasper-Merbach, Bad Schussenried Weihnachtsweg Wunder In mir Das Öffnen der Tore, mein Hoffnungslicht. Ich gehe durch die bewegten Straßen und trage mein Lächeln in mir verneige mich vor dem Tag, der den Anfang setzte und sehe das strahlende Kind im Morgentau Gnade schenke ich ihm und meine Armut und Leben leuchtet mir Leben in Fülle. Renate Weidauer, Puchheim Nach der Betriebsweihnachtsfeier - wenn die Putzkolonne kommt Heller als Kerzen das Neonlicht am Ende des Ganges und in den Büros. Ausgestanden das Fest, zur Neige gegangen. Reste von Glühwein und Stärkerem in den Gläsern, zwischen Pätzchenkrümeln und angebissenen Stollenscheiben neben prallgefüllten Aschebechern, hartgewordene Wachskleckse, Igel, tannennadelngespickt. Noch immer Bürogeruch geschwängert von Kerzenrauch und abgestandenen Räucherdüften, dazwischen ein Hauch von Orange. Ausgezogen der Weihnachtsmann. Es wäre nur halb so deprimierend, wenn nicht die spiegelnden Kugeln, golden und silbern, alles doppelt erscheinen ließen, glänzend reflektiert, die traurigen Reste, auch in den klebrig-süßen Lachen am Boden. Luftzug von der Bürotüre her treibt knisternd Bonbonpapier und Schokostanniol über die Tische zum Absturz. Oh-Tannenbaum-Stimmung verkrümelt als die Putzkolonne erscheint und danach missmutig die ersten der gestern Feiernden eintauchen in Zitrusduft. Meister Proper entsorgt den Weihnachtsmann. Leise summen die Leuchtstoffröhren in den Büros - keine Weihnachtsmelodien. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 7

8 LYRIK Cordula Scheel, Hamburg Sternsuche Zedernöl aus dem Libanon duftet über stiller Flamme schickt uns auf die Reise Zimtäpfel halten uns bodenständig die wir fast über den Jordan gingen Gemeinsam lichten wir den Anker Sternsucher im Dunkel über Bethlehem Wo schlägt das Herz der Nacht zu dieser halben Nacht das Herz des Friedens? Zimtsterne glänzen im Lichtkreis der Flamme locken und geben sich Mühe Willi Volka, Hannover Traute Bühler-Kistenberger (in memoriam) Herbstpsalm Sonnenblume Sterngesicht Lösch nicht aus am frühen Wind leuchtendes Septemberlicht! Über brauner Ackerkrume Weh n schon Federflaumgespinste schimmerndes Altweiberhaar Lila Herbstzeitlose spricht Ihren Psalm von Heimwärtsmüssen... Letztes Abendgold sinkt leis Auf Seen und Fluren Und der Schlag der Heimat-Uhren Mahnt herauf aus Dorfes Stille Willi Volka, Hannover Was wir hielten Was wir lieben Zirpt die Grille Zirpt die Grille IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 8

9 ESSAY Mario Andreotti......stellte an Elfriede Jelinek folgende Frage im Zusammenhang mit den ästhetischen Wertungskriterien im 12. Kapitel der Struktur der modernen Literatur (4. Aufl.): Was ist heute für Sie als Schriftstellerin ein guter Text? Welche Merkmale muss er aufweisen? Die Antwort leitete Prof. Andreotti an Andrea Graf, Schriftstellerin, St. Gallen/Schweiz, weiter mit der Bitte um Stellungnahme. Dankenswerterweise startete sie eine Umfrage, deren Ergebnis wir nun (mit Erlaubnis aller Teilnehmer, allen voran von Elfriede Jelinek) abdrucken dürfen. Elfriede Jelinek: Lieber Herr Andreotti, ich kenne keine Regel, die ich aufstellen könnte. Ich würde sagen, das Überschreiten jeder Regel für gutes Erzählen ist wünschenswert. Das sind ja keine neuen Techniken. Seit Beckett oder Gertrude Stein nicht. Für mich gibt es nur eine einzige Regel für das Schreiben: Ich muss einem Text ansehen, dass er geschrieben werden MUSSTE, egal, wie, egal, ob er misslingt oder nicht. Wenn etwas nur geschrieben wurde, damit es geschrieben wurde, dann ist das Onanie und uninteressant. Ich muss diesen Druck spüren, der hinter einem Text steht, auch wenn dieser selbst dann nicht gut ist. Ich werde ihn immer über einen gelungenen stellen, der nur mit Technik, egal mit welcher, geschrieben ist. Herzlich, e.j. (Bereits zum vierten Mal ist Elfriede Jelinek im Rahmen der Mühlheimer Theatertage zur Dramatikerin des Jahres gewählt worden. Ausgezeichnet wurde die Nobelpreisträgerin für ihre Collage Winterreise, die sich gegen sechs Stücke anderer Dramatiker durchsetzte.) Ruth Erat, Autorin, lebt scheibend und malend in Rheineck/Arbon und Berlin... Ich weiß, ich werde nicht brüten, nur danken, im Namen all der missratenen Texte, denn es geht doch nur so, aus all diesem Geknäuel und Gestammel und Gelump heraus, hinter dem dieses Müssen steht, lästig, überlästig, eine Last, ein Laster, lasterhaft das Tun, am guten Text vorbeischrammend, zur schäbigen Schrammelmusik, das Denken zunehmend schrammiger etc. etc. Batja P. Guggenheim-Ami, Lyrikerin, leidenschaftliche Leserin, St. Gallen/Schweiz: Ein guter Text? Ein Klärungsversuch. Ein guter Text ist erst einmal einer, der sein muss, der auch für den Leser und die Leserin sein muss. Ein Text der etwas berührt, etwas auslöst und für sich selbst spricht - innere Bilder zulässt beim Adressaten und so formuliert ist, dass er Assoziationen und nicht nur eine Deutung ermöglicht. Im Gegensatz zu einem banalen Text, der eine eingeschränkte Emotion, ein Bild, eine Eindeutigkeit zulässt, ermöglicht ein guter Text das Anklingen unterschiedlichster Erkenntnisse und Wahrnehmungen bei den Lesenden. Ich gehe daher mit Jelinek einig, dass ein Text von innen heraus entstehen muss - und mehr noch, wenn er zu konstruiert ist, spüren die Lesenden dies, ohne es unbedingt benennen zu können. Vergleichbar - im Ansatz - mit einem virtuosen Pianisten: wenn er nur die Technik perfekt beherrscht, halten die Zuhörer den Atem an und hoffen er scheitere nicht am nächsten Lauf, oder sie bewundern sein Nicht- Scheitern. Wenn er jedoch die Technik beherrscht und nun seine tiefe Einsicht und Intuition in das Spiel hineinlegt um der Musik willen, hört es sich leicht, lebendig und schöpferisch an; es scheint aus sich selbst zu entstehen. Ähnlich wirkt es sich aus beim guten Text. Im besten Fall fließt dieser in einen Menschen hinein und später durch ihn durch. Der Autor kann jedoch erst Gefäß sein, wenn er das Schreiben in seinem Variantenreichtum beherrscht. Der Maler Ben Ami sagte in solch seltenen Fällen: Es gibt Momente der Gnade, da habe ich den Herrgott am Schlafittchen erwischt. Für diese Momente, meine ich, lohnt es sich als Schreibende zu experimentieren, zu hinterfragen, zu verwerfen und auszuharren. Ich kann es, um nochmals auf Jelinek zurück zu kommen, trotz allem nicht NUR wollen, es muss IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 9

10 ESSAY sich von innen drängen, obwohl dies leider bei weitem noch nicht die ganze Kunst ist. Und hier noch meine ganz eigene etwas seltsame Schreiberfahrung: Wenn man mich fragt, wer einen spezifischen Text geschrieben hat und ich erkenne ihn nicht mehr als meinen eigenen und finde ihn quasi von außen als gut, dann ist es meistens ein guter Text Monika Schnyder, Lyrikerin, Arabischlehrerin, St. Gallen/Schweiz: deshalb in aller Kürze. Ein guter Text ist für mich...ein Text, der mich in Beschlag nimmt, lange nachklingt. Ein Text, der mich formal und/ oder inhaltlich überzeugt, sodass ich ihn ein zweites, vielleicht ein drittes Mal lesen möchte. Wenn dabei immer neue Facetten aufscheinen und - wichtig - das Gedicht sein Geheimnis behält, kann es sein, dass ich mir wünsche, ich hätte es geschrieben, dass ich neidisch darauf werde. Dann weiß ich mit Sicherheit: Es ist ein guter Text. Andrea (Martina) Graf, Schriftstellerin, St. Gallen/Schweiz Ein guter Text sollte: - berühren. Es gibt Texte, die ich überhaupt nicht kapiere, die mich dennoch sehr berühren, wohl durch ihre Musikalität (hypnotische Sprache?) und/oder durch ihre spezielle Form (z.b. Litaneiform). Wenn mich der Text nicht berührt, sollte er zumindest eine außerordentliche Form aufweisen und/oder sollte ihm eine interessante Idee zugrunde liegen. Jene mir völlig unzugänglichen Gedichte Gertrude Steins, die mich überhaupt nicht berühren, find ich dennoch spektakulär. Stein hat bei ihnen, zum 1. Mal bei Texten, das kubistische Prinzip Picassos angewendet. - einem was Ungewohntes eröffnen, eine ungewohnte Sichtweise, Atmosphäre, Stimmung. Für mich wohl die beiden krassesten Gegensätze: Handke Bernhard. Viele Handke-Texte eröffnen einem eine ungeheure Weite, versetzen einen überhaupt in einen ganz speziellen Zustand (tranceähnlichen Schwebezustand). Nahezu alle Bernhard-Texte sind dermaßen vereinnahmend, nehmen einen völlig in den Würgegriff, dass es einem fast den Atem nimmt, es gibt kein Entkommen. Legt man das Buch weg, haben sich die Sätze schon in die eigenen Hirnwindungen gefressen und fressen dort weiter, man wird die Satzmonster kaum mehr los. - durchscheinen lassen, dass hinter diesem Text ein Autor steckt, der ein lustvolles, zärtliches, achtsames Verhältnis zur Sprache hat. Der behutsam mit Sprache umgeht, sie nicht einfach vergewaltigt oder ihr was aufzwingt. Die Lust und Qual des Autors an der Sprache, eine Besessenheit sollte zum Ausdruck kommen, auch ein Suchen, ein Ringen um sprachlichen Ausdruck, dass nicht einfach zu üblichen Formulierungen gegriffen wurde (es sei denn in bewusster Absicht). Schreiben als Wagnis. Auch als Lebenswagnis. Lesen als Wagnis. (Bei konventionellen Texten ist Lesen kein Wagnis). - in irgendeiner Art extrem sein - sich an äußerste Grenzen begeben, find ich. Entweder sprachlich, formal oder inhaltlich. Becketts späte Stücke sind oft dermaßen reduziert, dass nicht mal mehr ganze Menschen vorkommen, nur noch Köpfe/einzelne Münder, die oft nur noch Textfragmente stammeln, und spezielle Beleuchtungseinstellungen ( Spiel ). Becketts reduziertestes Stück Atem besteht einzig aus Regieanweisungen zu Bühnenbeleuchtung und Art des Atmens/der Schreie. - eine Verdichtung sein. Entweder ein Thema extrem ausloten, das Thema auströlen /aufplustern. Da kommt mir grad Henry James in den Sinn, der ja oft das kleinste Gefühlsfetzchen extrem auseinandernimmt. Oder Süskind, der die Angst vor einer Taube extrem aufplustert, ad absurdum führt. Oder dieser ungeheure Reichtum an Ehekriegsvariationen in Edward Albees Wer hat Angst vor Virginia Woolf. Oder einen gigantischen Stoff verdichten/abstrahieren, dass er auf relativ wenigen Seiten Platz findet. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 10

11 ESSAY Gertrude Steins Versuch, in The making of Americans das menschliche Sein darzustellen ( universalisierende Schreibweise ). - Zur inneren Notwendigkeit eines Textes: Es gibt Texte, die kommen mir perfekt geschrieben vor, lösen aber nichts in mir aus, höchstens Brechreiz (oft sogar im wörtlichen Sinne). Ein Eindruck von perfektem Handwerk, aber totem Text. Wurde da ein Text zu Tode gehandwerkt? Ein Text wächst ja auch, erträgt es oft nicht, wenn man ihm eine Technik, ein Schema überstülpt. Bei mir läuft s oft so, dass ich dem Text zuschaue, wie er wuchert, dass er mir was zeigt, mir den Weg weist. Manchmal lass ich ihn so laufen, oft greife ich auch ein, weise ihm den Weg, worauf wiederum der Text reagiert, manchmal reklamiert, weil er sich möglicherweise falsch behandelt fühlt etc. Eigentlich kommunizieren Text und Autor miteinander. - Dass man dem Text das Geschriebenwerden- MUSS anmerkt, find ich ganz wichtig. Gerade bei Jelinek spürt man ja meist direkt eine SchreibManie, ein Anschreiben gegen den inneren Weltuntergang (Schreiben als Therapie, ein Ums-Überleben-Kämpfen). Aber ob das allein genügt? Wenn s nur grad ein SichWasVonDerSeeleSchreiben ist? Für mich muss noch bewusstes Gestalten spürbar sein. - das Überschreiten jeder Regel für gutes Erzählen ist wünschenswert Regelbrüche, nur damit Regeln gebrochen werden (Jelineks Satz tönt für mich so)? Regelbrüche können sich ergeben, wenn man merkt, dass z. B. Kommasetzung den Satzfluss stört. Regel brechen vielleicht im Sinne von was Ungewohntes wagen, sich auf Neuland einlassen. Wenn einem eine Regel im Weg steht, sie brechen. Wer (künstlerisch) wirklich seinen Weg geht, kommt nicht darum herum, Konventionen über Bord zu werfen. Der foutiert sich weitgehend um Äußerlichkeiten, um Meinungen anderer, darum, was heute trendig, was modern oder nichtmodern ist, der konzentriert sich rücksichtslos/kompromisslos auf die eigenen Ideen (die natürlich auch von Äußerem gefüttert werden). Ich weiß, andere Schreibende haben diesbezüglich eine andere Haltung, ich praktiziere wohl eine extrem introvertierte Arbeitsweise. Friederike Mayröcker, Schriftstellerin,Wien: Wenn ich nicht verbrenne beim Schreiben eines Gedichtes, ist es kein gutes Gedicht und wird den Leser kalt lassen. (ich bin in der Anstalt, Suhrkamp 2010) Daniel Fuchs, Schriftsteller, St. Gallen/Schweiz: Ein Text ist so gut, wie er sich von den Figuren, Phantasmen und Ideen, an denen sein Entstehungsprozess gebunden sein mochte, ablöst und für sich besteht. Undine Gruenter, Der Autor als Souffleur (Journal) Gaby Blattl, Wien : ich bin kein freund von der schriftstellerin jelinek, (in wien die jelinek ), obwohl ich ihr zubillige, dass sie einen total eigenen stil entwickelt hat. ausdruckstark oder pointiert finde ich ihre aussage eigentlich nicht....ein text, der geschrieben werden musste, naja, da meinen viele, dass sie aufsatzerln schreiben müssen, das bedeutet aber doch noch kein kriterium, oder? ich gebe zu, auch das ist nicht wirklich ausdruckstark Clemens Umbricht, Schriftsteller, Andwil/ Schweiz: 1. Ein guter Text ist ein Text, der mich packt, fasziniert, aufwühlt, etwas von der Welt verstehen (oder nicht verstehen, aber bewusst werden) lässt. Das kann sofort geschehen, wie ein Blitz oder ein Schock, oder erst später, nach mehreren Lektüren, als Folge des eigenen Erarbeitens des Textes, des Reifens mit dem oder am Geschriebenen, auch als Klärung der Nähe oder Ferne zu ihm. Ein guter Text ist ein Text, der mich nicht in Ruhe lässt und den ich immer mit mir herumtragen will, weil ich glaube, dass er die Welt rettet (jedenfalls ein bisschen). IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 11

12 ESSAY 2. Kein gutes Buch oder irgendetwas Gutes, schreibt Thomas Carlyle, zeige seine gute Seite zuerst. Oft misstraue ich mir, wenn es darum geht, einen Text kurzerhand als gut oder schlecht zu qualifizieren. Wenn ich das nicht täte, dann müsste ich überzeugt davon sein, dass meine Beurteilungskriterien für jeden, auch für einen neuen Text - oder eine neue Form - gelten. Diese Überzeugung wäre vermessen. Jeder neue Text darf und soll neue und eigene Massstäbe fordern und auf der Geduld des Lesers bestehen. Insofern gibt es keine Regel, nur den Text selbst, der sich, auf welche Art und zu welcher Zeit auch immer, als bedeutsam erweist. Christine Fischer, Autorin, Logopädin, St. Gallen/Schweiz: Hier ein ganz spontaner Versuch von soeben, deinem Aufruf Folge zu leisten. Ob der Text taugt, magst du selbst entscheiden: Ein guter Text soll das haben, was einen Geliebten, was eine Liebe ausmacht: - Er soll in mir den Wunsch auslösen, ihm habhaft zu werden. Ihn dingfest zu machen. - Ich muss wollen, dass er einen Körper hat. Damit ich ihn spüren, begreifen kann. Auch als Widerstand. Damit er seine Flüchtigkeit verliert. Nicht im Virtuellen verbleibt, sondern sich materialisiert. - Ich muss ihn an meine Seite holen wollen, im noch besseren Fall: Ihn mir einverleiben. - Ich muss ihn nachformen wollen durch meinen Mund. Mir seine Schönheit aufsagen wollen. Seinen Klangkörper wahrnehmen wollen durch meine Ohren. - Ich muss das Bedürfnis haben, ihn auszudrucken auf Papier, ihm eine Gestalt zu verleihen, die nicht sogleich wieder verschwindet. Er soll bei mir bleiben. - Ich will seinen Körper bei mir haben wollen, ihn erstehen wollen, ihn mir wünschen: Als Erwerb, als Geschenk, im Tausch, zu Lehen. - Und dann will ich ihn berühren wollen, ihn in meine Hände, ins Bett nehmen, wie es die Liebe eben will. - Ich will wollen, dass unsere Liebe Zeugnis gibt von sich, als handbeschriebener Zettel, als kopierte Seite an der Wand. Es ist das Kleid, das ich ihm nähe, Stich für Stich, Punkt für Punkt. - Ich will meinem geliebten Text begegnen können in meinem Alltag, ich will ihn finden können, wenn ich vom Schreibtisch aufschaue, wenn ich etwas aus dem Kühlschrank hole oder am Tisch sitze und esse. Er soll mein Begleiter sein, der auf mich wartet, den ich verlieren, den ich wiederfinden kann. - Ich soll mit ihm sprechen können wollen und dabei das Gefühl haben, dass nicht nur ich ihn, sondern dass er auch mich versteht. Wahre Liebe eben. - Ich will mit ihm bis auf weiteres zusammenbleiben können, vielleicht auch ein Leben lang, zumindest als Versprechen. Er soll bei mir einziehen dürfen, in meinem Bücherregal, in einem Ordner sich einrichten, ein Anderer zwischen Anderen, ein Bevorzugter, ein Auserwählter, für eine bestimmte Zeit der Grösste unter ihnen. - Ich muss wollen, dass er mich und ich ihn verlassen kann, wenn unsere Liebe sich verflüchtigt hat. Ich will ihn weiterreichen, weggeben, vergessen können. Mit dem Gefühl, dass wir eine kostbare Zeit miteinander verbracht haben, dass wir aneinander gewachsen sind. Und im Wissen, dass zwar die Dinge selbst vergänglich sind, niemals aber die Wirkung, die sie erzeugt haben. Wilfried A. Faust, Bajamar/Teneriffa Schon allein das Wort GUT ist so ungenau und kann alles Mögliche beinhalten, was die diversen Antworten auch beweisen. Ich meine: Ein Text ist die Materialisation einer Idee und bildet sich während des Schreibens heraus. Das kann spontan und eruptiv geschehen, wobei häufig eine Rohform entsteht, wie beim Maler die Studie oder Skizze. Ist diese nach seiner Meinung GUT, kann er sie stehen lassen oder auch verändern, nach welchen Kriterien oder Regeln auch immer. Der Schreibende ist der Erste, der das Urteil GUT fällt, dann erst der Leser. Beide Urteile weichen zwangsläufig voneinander ab, denn der Schriftsteller erzeugt eine Botschaft, die aber erst beim Empfänger entsteht. Und hier kommt mein entscheidender Satz: Wenn die Botschaft, also der geschriebene Text, so nahe wie nur irgend möglich die Absicht des Schreibenden im Leser wiederspiegelt, ist der Text auch gut. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 12

13 Und am Ende ein Resümee von Martin G. Petrowsky, Autor, Geschäftsführer der Erika-Mitterer-Gesellschaft, Wien Herausgeber der Zeitschrift Zaunkönig Man geht am besten analytisch an die Problemstellung heran, denn zu orakeln ist zwar mythisch, doch ist s damit fast nie getan. So stelle man vorerst die Frage: Was ist ein Text? Ist wirklich alles, was einer brabbelt, lautmalt, sage und schreibe ausspeit jeden Falles ein Text, dem dieser Name ziemt? Soll man nicht reinen Wein einschenken: Der Text, als Schöpfung unsres Geistes, spiegelt genüsslich unser Denken und Fühlen und ich glaub, Du weißt es! - zeigt, was man ist und was nur mimt! ESSAY Also ist jeder Text ein Offenbarungseid. Kein Autor ist vor dieser Selbstbeschädigung gefeit! Wilfried A. Faust, Bajamar Nun aber stelle man die Frage: Wann ist ein Text gut? Wie kann man ihn bewerten? - Da man kein objektives Urteil fällen kann, mache, wie schon die klugen Alten lehrten, ein jeder Leser sich sein eignes Bild! Und wenn der Leser dann nach ernstem Sinnen sein Urteil preisgibt und den Interessierten auch seine Gründe kundtut, dann wird ihnen sofort bewusst: Der spielt nur den Versierten; da auch für ihn die böse Wahrheit gilt: Auch jede Deutung ist ein Offenbarungseid. Kein Interpret ist vor der Selbstbeschädigung gefeit. Drum wär es schön, wenn beide, Dichter, Interpreten, mit Texten immer sorgsam umgehn täten. Auch Ihre Meinung ist von großem Interesse, umso mehr, als Prof. Andreotti (den Lesern bestens bekannt) bereits an der 5. Auflage des Buches arbeitet und Stellungnahmen gerne einfließen lassen wird. Alle diesbezüglichen Meinungen, Gedanken, Stellungnahmen, Essays erwarte ich gerne, um diese Reihe fortsetzen zu können. Gaby G. Blattl IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 13

14 Das Märchenbuch meiner Kindheit vergesse ich nie. Die Bilder von Grimms Rotkäppchen, Schneewittchen und all der anderen Märchenfiguren sind meine früheste Erinnerung an gemalte Kunst. Vor meinen Augen standen die Helden der Geschichten auf und wurden lebendig. Die Bilder des Buches waren dafür die Grundlage und machten die vorgelesenen Texte erst richtig schön. Besonders das im Glassarg liegende Schneewittchen machte einen nachhaltigen Eindruck auf mich. Später als Schüler konnte ich dann selbst lesen. Nun verlangten aber auch diverse Mal- und Zeichenlehrer im Kunstunterricht so manches von mir. Ich begriff schnell, dass mir das entsprechende Gen, welches zum Malen die Grundlage bildet und von vielen als Talent bezeichnet wird, irgendwie vorgeburtlich abhanden gekommen sein muss. Jedenfalls hatten die von mir in der Schule gefertigten Selbstporträts kaum Ähnlichkeit mit dem Original. Auch Blumen, Tiere und Landschaften blieben auf eigenartige Weise verfremdet. Aber ich erfuhr erstmals, worum es bei der Kunst ging: Um die Abbildung von Wirklichkeit. Aber die Kunst vermag mehr, viel mehr. Als Jugendlicher sah ich im Schreibwarenladen eine Reproduktion eines Bildes von Caspar David Friedrich. Dieses Bild sprach mich sofort an. Ich kaufte es und während meiner Jugendzeit hing dieses Bild in meinem Zimmer. Dass es von Friedrich gemalt wurde, etwa um 1818 entstanden war und Auf dem Segler hiess, erfuhr ich erst sehr viel später. Es war mir auch damals nicht wichtig, wie das Bild hiess, wer es gefertigt hatte oder aus welcher Epoche es stammte. Auf dem Bild sind von hinten eine Frau und ein Mann zu sehen. Beide sitzen am Bug eines Segelbootes und blicken in Fahrtrichtung auf die Silhouette einer Stadt. Die rechte Hand des Mannes hält die Linke der Frau. Dieses Bild erzählte mir eine Geschichte, es sprach mich an. Es war die Geschichte hinter dem Bild, die mich faszinierte; das, was auf dem Bild gar nicht zu sehen war. Und damals ahnte ich schon, was Kunst kann: Sie regt unsere Fantasie an. ESSAY Matthias Stark, Stolpen Schneewittchen und die sieben Gründe oder Was Kunst ist IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 14 Aber die Kunst vermag noch vieles mehr. Irgendwann in meinem jungen Leben, vor geraumer Zeit also, besuchte ich eine Kunstausstellung in Dresden. Nicht, das ich das damals freiwillig tat. Es war die Zeit, in der man manches musste und manches nicht konnte, es war im Jahr In dieser Kunstausstellung waren solche Werke wie Das Brigadebad zu sehen. Mehrere Männer und Frauen stehen mit verschränkten Armen im Wasser eines Sees und blicken zum Betrachter. Ich erinnere mich noch, wie wir Jugendlichen mit der Frau, die uns durch die Ausstellung führte, in Streit gerieten. Uns gefiel damals so gar nicht, was sich da als Kunst präsentierte und heute unter der Kategorie Sozialistischer Realismus abgeheftet ist. Da der jugendliche Kunstverstand ein recht bescheidener war und Jugendliche gern mal Dinge sagen, die sie später lieber verschweigen würden, war unsere wichtigstes Argument, welches wir liefern konnten: Aber das ist doch gar nicht schön!. Worauf die Dame sofort konterte: Kunst muss ja auch nicht immer schön sein. Man kann auch Hässliches, Entfremdetes, Abstraktes dar-stellen. Sie war uns Jugendlichen in jeder Weise gewachsen. Und ich begriff: Kunst dient als Grundlage für Diskussionen. Aber die Kunst der Malerei vermag noch viel, viel mehr. Später und nicht mehr ganz jung lernte ich meine Frau kennen. Bei ihr hat das mit dem Maler- Gen wunderbar funktioniert. Sie kann auf eine mich beeindruckende Weise mit Pinsel, Stift und Farben umgehen. Meine Frau machte sich diesen Umstand zunutze und als Malerin selbstständig. Auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland durfte ich meine Frau seither begleiten. Auf vielen Ausflügen und Reisen sammelten wir Eindrücke und Motive, die dann wiederum Grundlage für gemalte oder gezeichnete Bilder wurden. Auf Ausstellungseröffnungen trafen wir andere Künstler, Maler zumeist oder Dichter, Poeten des Wortes oder des Pinsels. Manche mit Hut, andere mit Schal, wieder andere brauchten beides, um

15 ESSAY vor der Welt als Künstler zu gelten. Die meisten allerdings waren interessante Gesprächspartner, wobei Künstler meist über alles Mögliche sprechen, am wenigsten aber über die eigene Kunst oder aber nur über die. Mit manchen dieser Menschen verbindet uns eine langjährige Freundschaft. Und ich verstand, dass Kunst eine Basis für Kommunikation ist. Aber die Kunst der Malerei vermag noch viel, viel mehr. In den verschiedenen Zeichenzirkeln, die meine Frau durchführt, können Menschen jeden Alters ihrem Hobby nachgehen. Sowohl Kinder als auch Erwachsene, Berufstätige und Senioren verbringen einen Teil ihrer Freizeit bei diesen Treffen. Oft malen und zeichnen sie dabei das gleiche Motiv, insbesondere dann, wenn sie direkt in der Natur arbeiten. Unter dem offenen Himmel wird so manches Kleinod gefertigt. Interessant ist, dass trotz des gleichen Motivs dabei teilweise völlig unterschiedliche Werke entstehen. Im Ergebnis hat dann jeder der Hobbymaler etwas Eigenes und Einmaliges geschaffen. Das zu sehen bestärkte mich immer, dass die Kunst etwas mit grosser Vielfalt zu tun hat. Aber die Kunst der Malerei ist noch viel mehr. Sollte mir ein Kunstprofessor oder ein sonstiger Kunstsachverständiger bis hierher gefolgt sein, so wird er bestimmt bald ein heftiges Veto einlegen. Er wird sagen: Mein Lieber, was Sie da über die Kunst sagen, stimmt doch so nicht. Denn Kunst ist.... An der Stelle würde ich den Professor unterbrechen wollen. Was ist denn Kunst? Was fasziniert uns an Bildern, was lässt uns staunen, was erzeugt in uns eine Resonanz, die so stark sein kann, dass wir uns noch nach vielen Jahren an das eine oder andere Kunstwerk erinnern, ja dass viele von ihnen Jahrhunderte überdauern und jede Generation aufs Neue in den Bann ziehen? Jenseits aller Kunsttheorie, von der ich nur wenig verstehe, ist für mich die Kunst, ob in gemalter oder gedichteter Form, ob als Plastik, als Musik, als guter Film oder als Theaterstück in erster Linie eine Bereicherung im Alltag. Ohne Kunst kann man zwar leben, aber erst durch die Kunst wird das Leben lebenswert. Die verschiedenen Künste, wie die Malerei, die Musik oder die Dichtung bilden für sich ein Universum der Möglichkeiten, in das einzutauchen Jedermann eingeladen ist. In diesem Universum können Menschen jeden Alters und jeder Berufung Entdeckungen machen oder selbst ein kleines oder grosses Sternchen hinzufügen. Brechen wir auf zu einer Reise, wagen uns hinaus auf die Ozeane der Malerei, der Dichtung und der Musik. Dem mit neugierigen und offenen Sinnen ausgestatteten Reisenden wird sich so manche Entdeckung offenbaren. Was Kunst ist? Finden Sie es heraus! Kornelia E. Hofmann, Zwickau IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 15

16 ESSAY Johanna Klara Kuppe, Waiblingen G E L B (Teil II) Wie war das mit Gelb? War das schon alles an positivem Gelb? Vorm Fenster die letzten gelben Quitten am Baum. Ein bisschen Gutes will ich doch noch schreiben über Gelb. Vom Safran vielleicht (lassen Sie sich das Wort mal auf der Zunge zergehen, es hat doch was von Musik, von Leuchten, von Schmecken, von Wärme und von Rundheit, probieren Sie einfach mal selbst). 1. Safran ist die berühmteste Pflanze zum Gelbfärben. Der daraus gewonnene Farbstoff ist eine der teuersten Farbstoffe aller Zeiten. Man braucht ca Blüten um 1 Kilo Safran-Farbstoff zu gewinnen. Damit können dann etwa 10 Kilogramm Wolle gefärbt werden. Aus den geernteten Blüten werden die gelben Staubfäden herausgezogen und mit dem getrockneten Blütenstaub wird gefärbt. Safrangelb ist lichtecht und waschecht. Alle anderen Farbstoffe (z.b. Saflor, eine Distelart) waren nicht lichtecht und waschecht und ergaben kein dauerhaft leuchtendes Gelb. Daher war Gelb auch nie eine beliebte Kleiderfarbe, denn für die Mehrheit der Menschen war Kleidung aus Safrangelb nicht bezahlbar. Selbst heute ist Gelb eigentlich nur in der sommerlichen Freizeitmode häufiger zu sehen. Nur wenn die Sonne strahlt, scheint Gelb passend. In der eleganten Kleidung findet man Gelb höchstens auf hochglänzender Seide und Satin, als textiles Gold. In Asien dagegen ist Gelb so beliebt, weil gelbe Kleidung den gelben Hautton unterstreicht. In den arabischen Ländern ist Safran so weit verbreitet, dass Zafaran einfach Farbe bedeutet. Gleichzeitig ist Safran schon in den ältesten indischen Medizinbüchern als Heilpflanze bekannt, auch Salomo, Homer und Hippokrates ist sie als solche bekannt. In grösseren Mengen eingenommen, wirkt Safran stark erregend, er verursacht künstliches Fieber. Heute wird seine Wirkung eher skeptisch beurteilt. Safran als Gewürz wird überall auf der Welt verwendet. Um 1900 wurde er noch in Niederösterreich, Südtirol, Ungarn und in der Provence angebaut. Heute kommt er meistens aus Indien oder China. Bestimmt kennen Sie das Kinderlied, in dem es heißt: Safran macht den Kuchen gehl.... Inzwischen färbt er auch Käse, Liköre, Parfum, Haarwasser, Reis und die Bouillabaisse. Früher verwendete man ihn auch zur Herstellung von Goldfirnis. 2. Die Farbe des Neids, der Eifersucht und aller Verlogenheit ja, jetzt beginnen die negativen Seiten von Gelb, denn bei Gelb überwiegen die negativen Assoziationen. Das schlechte Gelb ist nicht das Sonnengelb, nicht das Goldgelb - es ist das fahle grünstichige Gelb, das stinkende Gelb des Schwefels. So wurde Gelb die Farbe allen Ärgers: der Neid ist gelb, gelb ist die Eifersucht, auch der Geiz ist gelb. Nach altem Glauben sitzt der Ärger in der Galle. Das Wort Galle gehört zur gleichen Wortfamilie wie Gelb. Weil die Galle gelbgrün ist, wird man z.b. auch grün vor Neid. Zauberer versuchten früher, die gelben Krankheiten (wie z. Gelbsucht, bei der man eine gelbe Haut hat) mit gelben Mitteln zu heilen - mit gelben Rüben, gelben Blumen, mit Urin, auch mit gelben Spinnen, in Butter gebraten. Im Französischen und Englischen ist das Gelb sprachlich eng verwandt mit der Eifersucht: jaune und jalousie heisst Eifersucht, im Englischen finden wir jealousy. In Frankreich ärgert man sich gelb ( jaunier ), im Gegensatz zu unserem sich schwarz ärgern. 3. Das Gelb mit Gilb Schon geringe Spuren von Schmutz nehmen Gelb die Leuchtkraft. So ist das reine Gelb die Farbe des Neuen. das schmutzige Gelb wird auch Altgelb genannt. Sie wissen, Papier vergilbt mit der Zeit und vergilben ist auch Kennzeichen des Alterns (die Zähne werden gelblicher, auch das Weiss der IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 16

17 ESSAY Augen). Maler wie Toulouse-Lautrec, Otto Dix, Egon Schiele malten die Damen und Herren des Vergnügungsmilieus mit gelblicher Haut, weil man sagt, dass die Haut durch Ärger, Krankheit und vom schlechten Leben gelb wird. Auch schlechte Gerüche werden mit Gelb verbunden (Schwefel) oder in der Werbung durch schmutzgelbe Schlieren visualisiert. In Europa bedeutet Gelb die Farbe des schlechten Aussehens und des zweifelhaften Ansehens. 4. Gelbe Schandflecken für Prostituierte, ledige Mütter und Juden 1445 schrieb eine Hamburger Kleiderordnung den Prostituierten vor, dass sie gelbe Kopftücher tragen mussten, in Leipzig waren es gelbe Umhänge und in Meran Schuhe mit gelben Bändern. Auch unverheiratete Mütter mussten sich Kleiderordnungen unterwerfen und ihre Schande durch Gelb offenbaren, so war ihnen in Freiburg eine gelbe Haube vorgeschrieben. Sogenannten Ketzern wurde bei der Hinrichtung ein gelbes Kreuz umgehängt. Wer Schulden hatte, musste gelbe Scheiben auf seine Kleidung nähen. Vor allem die Juden wurden seit dem 12. Jahrhundert diskriminiert. Sie mussten hohe, spitze gelbe Hüte tragen und gelbe Ringe an der Kleidung. Martin Luther schrieb, dass man die bettler und juden an den gelen rinken kennet. Die Diskriminierung durch die Farbe Gelb hat einen Hintergrund: in der jüdischen und christlichen Tradition ist Gelb als liturgische Farbe verboten - die Gewänder z.b. der katholischen Geistlichen dürfen mit Gold bestickt sein, aber nicht mit Gelb. Das Gelb in den Kirchenfahnen ist immer als Gold gemeint. Eine Farbe, die Angehörige eines anderen Glaubens diskriminieren soll, ist deshalb niemals eine Farbe, die in der anderen Religion verehrt wird. Es ist auch keine Farbe, die in der Religion der Unterdrücker verehrt wird. Noch im 20. Jahrhundert, zur Zeit der Nationalsozialisten erlebten Juden Gelb als Farbe der Diskriminierung, den Davidsstern in Gelb (in der jüdischen Religion ist der Davidsstern blau). Gelb wurde die Farbe der Geächteten, weil Gelbes von denen, die es tragen müssen, nicht versteckt werden kann, man erkennt es noch in der Dunkelheit. 5. Das politische Gelb Als politische Farbe spielt Gelb bei uns allenfalls eine negative Rolle. Schon Hans Sachs schrieb: Ein Verräter bist du, ein Gelber, friss deinen vergifteten Apfel selber. Es gab noch nie eine Partei, die sich die Gelben nannten. So wird z.b. auch Judas Ischarioth als Verräter meist in fahlgelber Kleidung dargestellt. Zur Zeit der Inquisition mussten Angeklagte in fahlgelben Umhängen vor Gericht erscheinen. In Deutschland, Frankreich und Spanien gab es Gelbe Gewerkschaften, wie ihre Gegner sie nannten, sie selbst nannten sich Werksgemeinschaften und propagierten gemeinsame Interessen von Arbeitern und Unternehmern. Für die Arbeiter-Gewerkschaften, die sich als Rote Gewerkschaften bezeichneten, waren die Anhänger der Werksgemeinschaften Verräter und Streikbrecher. Ist Ihnen Gelb nun zuwider? - Seien Sie da nicht zu schnell in Ihrer Entscheidung. Denken Sie zurück an das Gelb des 1. Teils: Sonne, Licht, Reife, Sinnlichkeit, Optimismus. Wollen Sie das missen? Für mich bedeutet es... - nein, ich verrate es nicht. Bis zur nächsten Farbe hoffe ich, Sie haben eine bunte Zeit und die Farben des Sommers (somit auch Gelb) bleiben bei Ihnen. Quellen: E. Heller: Wie Farben auf Gefühl und Verstand wirken, van Gogh: Briefe IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 17

18 Das poetische Album Die Wiener Palette erschien im Mai 2011 zum fünfjährigen Jubiläum des Wiener Klubs Russische Poesie in Österreich. Die Autoren des Albums verbindet die Liebe zur russischen Sprache und eine geheimnisvolle Leidenschaft für Poesie, so Victor Klykov, der Präsident des Klubs, Herausgeber und einer der Dichter des Albums. Es ist auch die Bewunderung der Stadt Wien, einer Kulturund Kunstmetropole, die schon immer für jeden Künstler, besonders für einen Dichter, eine mächtige Quelle poetischer Impressionen war.[...] Im Album Die Wiener Palette wurde die in ihrer mosaikartigen Schönheit einzigartige Atmosphäre Wiens zu einer bunten Farbensymbolik erhoben, in die eine Vielschichtigkeit von Gefühlen und Gedanken mit eingewoben ist. Die Autoren des Albums setzen verschiedene poetische Ton- und Farbführungen ein, um ihre Impressionen und Gefühle nach Wunsch beliebig ausmalen zu können. So bewundert der Leser den exotischen Heimatort von Lidia Goscinska : den Lapilislazuli der Wellenferne/ und über der Steppe, hoch empor, / die lila Umrisse der Alatau- Berge. Der Ruf der Heimat kann für einen empfindsamen Dichter in einem fremden Land quälend sein und der Versuch, sich dem Heimweh zu entziehen, schlägt fast immer fehl: Blaue Wege Russlands, lockt mich nicht, ruft mich nicht! (Victor Klykov). Mit diesen blauen Wegen, mit weiten und grossflächigen Landschaften, wird im russischen Bewusstsein Grosses, Randloses und Befreiendes, ja Beflügelndes assoziiert: Vom Heimatort nahm ich nur Vögel mit / und halt nen Baum, bis zum Firmamente... (Lidia Goscinska). Die in der Naturempfindung eines Russen latent präsenten kosmisch-religiösen Gefühle werden oft in der Semantik einer Naturbeschreibung sichtbar: Mit kaltem Quellwasser lässt sich eben / mein verstummtes Wort wieder beleben/ und aus dem riesigen Himmelstopfe / der Geistesnektar aus dem Vollen schöpfen. (Lidia Goscinska). Es ist nämlich ein uralter russischer Volksglaube, der von den heilenden Kräften des Wassers und der Kälte herrührt. In diesem Sinn hat auch der frostige Winter im russischen Sprachbewusstsein positive Assoziationen: ESSAY Dr. phil. Nelli Holler, Wien Die Wiener Palette - ein farbenfroher Mix poetischer Impressionen IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 18 Mütterchen Winter oder Die Winterkälte verjüngt die Leute. Doch da schwingt auch noch etwas Anderes mit, denn die Quelle bedeutet ja im philosophisch-religiösen Sinn die Schöpfungsquelle des Göttlichen, der alle poetische Inspiration entspringt und die die Stimme eines Dichters wieder zum Klingen bringen und seinem poetischen Wort eine neue Ausdruckskraft verleihen kann. Wenn man in das Spiegelbild der im Album präsentierten Gedichte hinein schaut, eröffnet sich dem Leser eine fast kaleidoskopische Vielfalt an fein abgespiegelten poetischen Wahrnehmungen und eine Fülle von dichterischen Momentaufnahmen. Das mannigfaltige Potential an einmaligen Lebenserfahrungen lässt den Dichtern viel Platz für einen spontanen Selbstausdruck, der keine von vorne herein festgelegten Normen duldet, weil diese den schöpferischen Willen des Künstlers schmälern. So versuchen Victor Klykov, Alexandr Lyssenko und Inna Panchenko-Mill, sich von der Gewalt des einengenden klassischen dichterischen Kanons zu befreien und bedienen sich dabei verschiedener stimmlich-graphischer Mittel und einer willkürlichen Zeichensetzung. In der modernen Avantgarde-Lyrik wird übrigens meist auf die Zeichensetzung verzichtet, damit die Kontinuität des poetischen Gefühls- und Gedankenflusses aufrechterhalten bleibt. Poetische Experimente geben den Dichtern die Möglichkeit, den Automatismus, der oft im Gebrauch der klassischen Versmaße entsteht, aufzuheben, um die Spontaneität einer Empfindung durch freien Gebrauch von sprachlichen Ausdrucksmitteln besser zur Geltung zu bringen. Einer der feinfühligsten Dichter, die nach neuen experimentellen Ausdrucksmöglichkeiten suchen, ist Victor Klykov. In seinem originellen Gedicht Die Basilika Mariatrost in Graz, vom Autor selbst übersetzt, versucht der Dichter, die Unmittelbarkeit der ihn überwältigenden Gefühle beim Betrachten der Mariatrost-Basilika mit poetisch-experimentellen Mitteln zum Ausdruck zu bringen, sogar innerhalb eines Wortes: Ba-si-LIK-aaa... Auf den ersten Blick kann das Gedicht von Victor Klykov einen mit der Avantgarde-Lyrik nicht vertrauten Leser etwas überrumpeln, weil ihm einzelne Stel-

19 ESSAY len zusammenhanglos erscheinen oder die ungewohnten Reim- und Versmaß-Brechungen seinem ästhetischen Geschmack nicht entsprechen könnten. Doch bei einer einfühlsameren und vorurteilsfreien Wahrnehmung eines Kunstwerkes, auch eines poetischen, kommt man unweigerlich zum wahren Verständnis von inneren Zusammenhängen, deren künstlerische Chiffre nur noch auf eine Entschlüsselung wartet, wie etwa fliegende Kühe in der Malerei von Marc Chagall oder zerflossene Uhren in den Gemälden von Salvator Dalí. Die formelle poetische Chiffre der Avantgarde-Dichter lässt sich vielfach entschlüsseln. So hat die in der Avantgardedichtung auffallende und nur scheinbare Willkür im Gebrauch des dichterischen Materials auf einer tieferen Ebene immer kontextuelle oder kulturell bedingte Bezüge, die oft im Sprachbewusstsein fest verankert sind, wie wir es später sehen werden. Aber auch rein sprachliche Mittel, wie die rhythmischstimmliche Verteilung des dichterischen Materials, können den Sinn einer poetischen Aussage verdeutlichen. In den Zeilen des oben erwähnten Gedichtes von Victor Klykov: re...requ-iem REQUIEM! / Requiem? - Bach? bildet der Gedankenstrich zwischen den Ein-Wort-Aussagen Requiem und Bach, beide in Fragezeichen genommen, eine gigantische Zäsur zwischen eschatologischen Gefühlen des unvermeidlichen Lebensendes und einer tiefen demütigen Traurigkeit, die das Wort Requiem auslöst, ja einer Verzweiflung in einem gewaltigem Maße, verglichen nur mit wahrlich kosmischen Klängen der Musik von J. S. Bach. Die die aufgewühlte Seele des Dichters beherrschenden Selbstzweifel lassen diese lakonischen und dennoch sinnreichen poetischen Aussagen als Fragen erscheinen. Es wäre hier wichtig zu erwähnen, dass die Form für einen russischen Dichter nie ein Selbstzweck ist, sondern nur einer der Wege, zu einer übergeordneten Einheit und dem authentischen Kern seiner Erfahrung durchzudringen, bis zu den Wurzeln, bis zum Innersten (Boris Pasternak). Doch auch Humor, Ironie und Sarkasmus sollten in der russischen Poesie auch nicht fehlen. Sie zeugen von der Wachsamkeit des poetischen Geistes. Im Album wird man nicht selten mit einer sarkastischen Diktion der poetischen Sprache konfrontiert, wie beispielsweise in den Gedichten von Alexandr Lyssenko: Heute ist nicht bloß ein Festmahl, / Sondern ein intellektuelles Mahl, / Obwohl das banale Gelabber / ist abgedroschen und schal./ Wenn auch die Weisheitenkammer / verbraucht ist, wie auch hoppala! -/ Expromte, verbale Schikanen / Und sonstiges Bla-bla-bla... Eines der wichtigsten Motive in der Themenvielfalt des Albums Die Wiener Palette ist die Liebe. Die Motive von Liebeskummer und Vergebung gehören im russischen Parnass eigentlich zum Themenkreis der sogenannten weiblichen Poesie. Tatsächlich finden wir unter den Autoren des Albums, die dieses Motiv zum Thema ihrer Gedichte gewählt haben, lauter Frauen: Irina Panchenko-Mill, Alexandra Pitlik, Nina Protzei, Jekaterina Neugodova, Sofia Iluchina, Raissa Grischunina, u.a. Der russische Eros verbindet mit der Liebe empathische, barmherzige Gefühle, Selbstaufopferung und demütige Vergebung nicht nur zwecks Erlangung des Seelenfriedens, sondern auch als Quelle für neue Hoffnungen: Vergib! entfuhr nun plötzlich meinem Munde. / Ich sprach es nicht, ich brüllt es raus. / Zu Dir entrang sich meinem heis ren Schlunde, / oh Gott, mein Ruf, zu Deinem Heiland Haus. /Denn nicht die Worte Deines Willens Heil, / in meiner Bitte will ich fühlen, dort / mit Demut und Vertrauenssegen / füllt ich der Hoffnung unverhofftes Wort (I. Pachenko-Mill). Das poetische Album Die Wiener Palette erfreut die Leser mit frischen, poetischen Pointen, treffenden Vergleichen und originellen Metaphern. Die thematische Vielfalt, unverfälschte, zu Herzen gehende Gefühle, die sprachliche Originalität und die lebendige dynamische Verve der Gedichte zeugen davon, dass die russische Poesie lebt, auch wenn sie von einer fremden Kulisse umgeben ist, denn die geistige Quelle poetischer Inspiration kann nie versiegen. Man fühlt sich vom lyrischen Zauber der im Album präsentierten Gedichte magisch angezogen und man bewundert das Talent der Dichter, die der russischen Muse überall treu bleiben. 1 Die zitierte Aussage von Viktor Klykov wurde der Einleitung zum Album Die Wiener Palette entnommen. 2 Die im Essay zitierten Verszeilen sind autorisierte Übersetzungen von Nelli Holler, ausgen. die Übersetzung des Gedichtes Die Basilika Mariatrost in Graz von Victor Klykov (Autor des Gedichtes). 3 Die Übersetzung von Nelli Holler aus: Борис Пастернак. Миры, том 1б, «Филин», Тула, 1993, с (Aus Platzgründen musste dieser Text mit Einverständnis der Verfasserin gekürzt werden) IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 19

20 PROSA Rainer Sander, Wittenberge Der Auftritt Ich habe mich richtig gut vorbereitet. Den Text, den ich gleich vortragen werde, habe ich in den letzten Minuten noch einige Male leise gelesen. Ich bin als zweiter dran. Vor mir ist ein Mädchen, das noch viel aufgeregter ist als ich. Jedenfalls war sie es gestern noch. Eigenartig. Heute wirkt sie ganz ruhig. Wenn SIE das schafft, dann schaff ich das auch. Ganz bestimmt. Hoffentlich. Wir gehen auf die Bühne. Sie setzt sich hin und wir knien uns daneben. Wir, das sind insgesamt 4. Zwei links, zwei rechts. Sie nimmt das Mikrophon und legt los. Ich bin genau neben ihr. Sie liest und liest. Erst jetzt bemerke ich, dass sie nur einen kurzen Text hat. Also bin ich in wenigen Augenblicken dran. Dran sein. Hört sich irgendwie fies an, wenn man dran ist. Nur noch 3 Sätze. Ich kann die Wörter genau erkennen. Aber ehe ich meinen eben gefassten Plan, die letzten davon mitzuzählen, in die Tat umsetzen kann, ist sie auch schon fertig. Sie überreicht mir das Mikro und ich setze mich auf den Stuhl. Jetzt gehen alle anderen von der Bühne. Ich sitze allein mit meiner Geschichte in der einen und dem Mikro in der anderen Hand auf einem Marktplatz. Langsam und mit großer Sorgfalt beginne ich zu lesen. Ich bin froh, dass ich kurz vorher noch ein Komma gesetzt habe, wo eins fehlte und ein Wort wegstrich, das zu viel war. So kann mir absolut nichts passieren. Wie ich so dasitze und lese, denke ich darüber nach, dass ich eben noch auf die Toilette wollte und etwas trinken könnte ich auch. Was wenn jetzt ein Frosch in meinem Hals sein Unwesen treibt? Ich habe doch für so einen Fall extra ein Flasche Wasser mit auf die Bühne genommen. Na toll. Die steht jetzt 5 Meter weiter rechts neben mir hinter einer der Lautsprecherboxen, damit sie keiner sehen kann. Ich lese weiter. Ohne Pause und ohne mich zu versprechen, fahre ich fort. Ich bin hochkonzentriert. Nur nicht auf den Text. Und trotzdem läuft nach außen hin wahrscheinlich alles nach Plan. Warum denke ich bloß an so viele Sachen hier oben? Ich komme zu einer dramatischen Passage in meiner Geschichte und blicke kurz auf. Es ist kein Traum. Hier sitzen wirklich überall Menschen. Junge, Alte, Mütter, Kinder Ehe ich mich weiter um sie kümmere, schau ich wieder nach unten und fahre fort. Jetzt ist mir klar, was ich hier mache. Das heißt, was mach ich hier eigentlich? Ich sitze auf einer Bühne vor einer Unmenge von Zuhörern und lese auf einem Stuhl mit einem Mikro in der Hand eine sehr persönliche und zu Herzen gehende Episode vor. Ich kenne hier doch keinen von diesen Leuten. Haben die denn nichts Besseres zu tun?! Was würden die wohl sagen, wenn ich einfach aufstehe und gehe? Gar keine so schlechte Idee denke ich mir und bleibe sitzen. Ich lese weiter. Jetzt bemerke ich, wie meine Hände anfangen zu zittern. Ganz leicht bewegen sich das Mikro in der einen und mein Blatt in der anderen Hand. Wenn das noch stärker wird, dann sieht es so aus, als winke ich den Leuten zu. Ganz ruhig und kontrolliert mache ich weiter. Ich komme gleich zum Höhepunkt der Geschichte. Es sind nur zwei Sätze. Aber in diesen dreht sich die Handlung um 180. Das ist außerordentlich wichtig, dass jetzt nichts mehr schiefgeht, damit ich die sonst sehr traurige Erzählung wirkungsvoll mit einer positiven Hoffnung enden lassen kann. Aber was ist das? Ich bemerke, wie sich langsam ein Tropfen in meiner Nase löst und in Bewegung gerät. Dabei scheint er noch auf andere zu treffen, die nur darauf gewartet haben, dass einer den Anfang macht. Das ist nicht ihr ernst. Oh doch, scheint meine Nase zu sagen. Ich bin jetzt dabei, das Finale vorzutragen. Und sie? Sie läuft. Und tropft. Tropft auf die Schaumstoffummantelung des Mikros. Ich hasse sie. Ich weiß genau, dass ich in meiner rechten Hosentasche ein Taschentuch habe. Aber ich habe keine Hand frei. Ich brauche ganz dringend eine dritte Hand. Warum haben Menschen nur zwei. Ich lese immer noch voller Betonung die letzten Wörter. So. Es ist geschafft. Ich bin fertig. Ich sitze weiterhin so da, als ob ich lesen würde. Meine Körpersprache zeigt nicht, dass sich ir- IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 20

21 PROSA gendwas verändert hat. Unauffällig angele ich mit meiner rechten Hand das Taschentuch aus meiner Hose und putze mir die Nase. Applaus setzt ein. Ich hoffe, der ist für den Vortrag und nicht für die Reinigung meiner Ich stehe auf, nicke kurz und verlasse schnurstracks die Bühne. Als ich unten ankomme, atme ich erst einmal ganz tief ein und wieder aus. Ich habe keinen Durst. Ich muss nicht auf die Toilette. Bin irgendwie befreit und entspannt. Und denke mir- He, was für ein tolles Gefühl? Das mache ich irgendwann noch mal. Renate Weidauer, Puchheim Gottes eingeborener Sohn Alljährlich zu Weihnachten stellten wir in der Familie meine Krippe auf, handgeschnitzte Holzfiguren, Unikate, die mir meine Patentante, eine Bildhauerin, schenkte. Jedes Jahr bekam ich eine weitere Figur, geschnitzt von einer ihrer Studienkolleginnen, dazu. Als erste Figur ich war zu Weihnachten noch nicht ein Jahr alt schenkte sie mir das Christkind in der Krippe. Während des Krieges riss der Kontakt zur Schnitzerin ab, meine Krippe blieb unvollständig. Nur zwei der drei Heiligen Könige kamen, das Kind anzubeten. Das Christkind, diese älteste Figur, dunkelte im Laufe der Jahre im Holz nach, sein Gesichtchen wurde braun. So war und ist es mir vertraut. Ich erinnere mich an ein Weihnachten nach dem Kriege, ich zählte etwa 12 Jahre. Mit Begeisterung las ich Reise- und Forschungsberichte, vor allem über Afrika und die dort lebenden Schwarzen. Beim Weihnachtsgottesdienst damals betrachtete ich die erstmals in unserer evangelischen Kirche aufgestellte Krippe, wunderte mich und war enttäuscht. Auf dem Heimweg fragte mich mein Vater, wie mir die Krippe gefallen habe, ich aber wollte wissen, warum das Christkind so falsch dargestellt sei. Er staunte und fragte, was denn daran so falsch sei. Das Christkind muss ein Neger sein, kein weißes Kind. Es heißt doch <Gottes eingeborener Sohn> und Eingeborene sind Neger, und die sind immer schwarz, antwortete ich und dachte dabei wohl auch an mein dunkles Christkind in der Krippe, das mich zu Hause wieder, wie alljährlich, erwartete. Christus ein Schwarzer! Mein Vater hat wohl nicht gewusst, was er dazu sagen sollte. An eine Antwort kann ich mich nicht erinnern, aber noch lange machte meine Vorstellung einen Sprung, wenn ich ein weißes Christkind sah, denn Gottes eingeborener Sohn war nun einmal ein Schwarzer für mich. Viele Jahre später sah ich eine Krippe aus einem Land der Dritten Welt. Wie vertraut war mir das aus dunklem Holz geschnitzte Christkind! IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 21

22 PROSA Bernhard Blattl, Wien Über kein Thema...wurde jemals mehr geschrieben, als über die Liebe. Es wurde im Laufe der Geschichte auch sehr viel im Namen der Liebe getan; es wurden Kriege geführt, Freunde und Brüder zerstritten sich, vereinzelt versuchten sie sogar einander zu töten. Und das alles im Namen der Liebe!?! Das wirft natürlich eine Frage auf: Was ist es, das solche Reaktionen bei einem Menschen bewirkt, was ist eigentlich Liebe? Es gibt Menschen, die der Meinung sind, man könne Liebe nicht definieren. Dieser Meinung bin ich nicht. Man kann Liebe zwar definieren, also erklären, doch es hat jeder Mensch seine eigene, ganz persönliche Definition von der Liebe. Eines ist sicher: Liebe ist ein Gefühl. Ein Gefühl, das so stark ist, dass es in den meisten Fällen das Denken und Empfinden überlagert oder ganz ausschaltet. Ein Gefühl kann man nur sehr vage beschreiben. Da jeder anders fühlt und es sehr schwer ist, etwas zu beschreiben, das man weder sehen noch angreifen kann - das man einfach fühlt. Doch was fühlt man, das man Liebe nennen kann? Nun, das muss jeder Mensch für sich selber herausfinden. Es stellt sich noch eine Frage: Wo beginnt die Liebe, wo endet sie, beziehungsweise wie beginnen wir zu lieben? Ein weiser Mann sagte einmal, die Liebe beginnt mit den Augen. Es stimmt, erst ist der Blick, das Gefühl kommt erst später dazu. Im Leben des Menschen kommt der Zeitpunkt, an dem er einem ganz bestimmten Menschen begegnet. Ob man an diesem Punkt an das Schicksal glaubt oder nicht, ist hier eigentlich zweitrangig. Wenn einem nun bewusst wird, dass dieser Mensch wichtiger ist, als alles andere auf der Welt, einem mehr bedeutet als Freunde oder sogar die Familie, wenn man sich um diesen Menschen sorgt, alle tun möchte, damit dieser Andere glücklich ist und dieser Person beistehen möchte, wo und wann auch Hilfe benötigt wird, ohne daran zu denken, was man als Gegenleistung bekommt. Einfach da zu sein wann immer man gebraucht wird und zu diesem Menschen zu halten, was auch geschieht. Ich denke, dann kann man sagen, dass man von ganzem Herzen liebt. Wie denken Sie über die Liebe? Schreiben Sie uns doch bitte Ihre Gedanken, Gefühle, Texte Franz Oberdorfer, Schwabsoien Weiche Watte In der Mitte des nahen Flusses schwamm der uralte Fisch dicht über dem Grund unter der schäumenden Kehre. Die Sonne spiegelte sich kraftvoll auf dem Wasser und der Fisch schillerte beim Auftauchen wie ein Regenbogen tausendfach in allen Farben. Alexander stand am Ufer und beobachtete, wie sich das Fischmaul gähnend öffnete, die messerscharfen Zähne zeigte und sich wieder schloss. Bevor er in den Garten ging, nahm er einen faustgroßen Kieselstein, wog ihn in seiner wuchtigen Hand und versuchte das Tier zu töten. Mit einem dumpfen Plupp versank der Stein in der grünen Tiefe. Das Tier reagierte blitzschnell, schoss mit gebogener Schwanzflosse davon. Der im Juli letzten Jahres geerntete Rittersporn wucherte nun in wunderbar blauer Blüte im Garten vor dem Bauernhaus. Was vorher ein Trockengarten war, musste über Monate hinweg immer wieder mit viel Mühe getränkt werden. Das Herzgespann konnte letztes Jahr noch auf steinigem Boden gedeihen, wucherte jetzt aber nur noch auf der Schutthalde als Wildwuchs. Alexander zerbrach nun beim Antreiben der roten Dahlien die Riesenknolle aus dem Vorjahr in wurzelfingrige Teile, um im Herbst ein Dahliengewirr ernten zu können. Tiefe Ruhe lag über dem Vierkanthof am Graben. Der Sohn ging erschöpft mit Fieber zu Bett. Er fühlte sich leicht und schwer, seine Zunge klebte am Gaumen. An seinen Stiefeln klebte noch Lehm vom Acker. Blutspritzer hatten die IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 22

23 PROSA feinen, weißen Fäden seiner Hemdsärmel gefärbt, unter seinen groben Fingernägeln haftete hartnäckig vertrocknetes, braunes Blut, weil er sich die Hände nicht gründlich gewaschen hatte. Seine Gedanken verdichteten sich zwanghaft zu sinnlosen Worthülsen. Eine Geheimsprache vielleicht, die Wortfetzen wie böse Wolken durch sein Hirn blies. Wenigstens schwieg die Stimme, die von weither kam. War sie ein kosmisches Mantra oder flüsterte das Böse in ihm als ein vernichtender Dämon, dessen Name ihm unbekannt blieb. Die Stimme befahl ihm, die Stimme sperrte das Schöne und Gute in einen eisernen Sarg, die Stimme nagelte ihm obszöne, dunkle Gedanken in seine Hirnwindungen. Ohne sich zur Wehr setzen zu können, denn seine alltäglichen Denkprozesse waren blockiert, gelähmt, hatten sich die bizarren Worte, ohne jeglichen Kontext, wie rollende Steine verselbständigt. Jetzt überschlug sich die Brüllstimme des Vaters, hallte wie durch eine Kathedrale schmetternd in seinem Kopf wider: Dann lass ich mir lieber die Zähne einzeln rausreißen, als das ich die Kühe abschlachte! Dabei war der Milchpreis schon seit Jahren im Keller und wenn das Milchvieh nicht mehr rentabel ist, müssen wir eben das Geld von den Feldern ernten, dachte sich Alexander und merkte dabei, dass der Dämon sich großzügig gab und sich sein gedanklicher Radius wohltuend erweiterte. Doch der Vater sperrte sich. Für hartes Brot brauchst du scharfe Zähne Brotzähne, spitz und scharf, flüsterte die Stimme von weither in Alexanders Schädel hinein. Da war sie wieder, da war er wieder oder war es ein es? Es kommt die Zeit, Vater, und dann musst du zahlen und wenn du dann nicht zahlen kannst Vater, dann schlägt dich das Schicksal. Hörst du Vater, dann schlägt dich das Schicksal. Der Vater hatte das Ruder noch immer fest in seiner Hand, er war der Bauer, er bestimmte, obwohl der Sohn sich, mit Widerwillen zwar, allein um das Vieh und den Hof kümmerte. War es geträumt oder war es wirklich so, was sich vor diesem Abend Schreckliches zutrug, er wusste es nicht genau. In Dreck und Fäulnis werden Würmer entstehen. Dreckwürmer, Würmerdreck, schrie in ihm die Stimme von weither, die doch so nah war wie keine andere. Und die Stimme wuchs in seinem Hirn zu einem Hämatom heran, ein überraschender Wildwuchs: Nimm die Axt, befahl die Stimme und alles wird gut! Das ist doch Wahnsinn, schmetterten seine Gedanken. Er sah die schrecklichen Bilder, er sah seine Hände, die den Vater aus der Stube gewunken hatten. Er sah die große Axt in seinen Händen, die von hinten mit aller Kraft auf den Vater einschlug. Alexanders Körper fing an zu zittern, er wirkte wie ein Sträfling auf dem elektrischen Stuhl. An seinen Mundwinkeln sammelte sich Schaum, der, nachdem er anwuchs wie schmutziger, gelblicher Schaum am von Blättern und Ästen gestauten Wildbach, sich in kleinen Rinnsalen zu seinem spitzen Kinn bewegte, sich dort erst sammelte, um dann im freien Fall auf die Tischplatte zu plätschern. Die Schreckensbilder verwandelten sich in ein schwarzes Nichts, waren aber in ihrer scheinbaren Abwesenheit dennoch anwesend. Zwischen dem Heute und dem Gestern spürte er einen ewigen Raum in der Zeit, spürte sich darin als großer, glatter Kieselstein. Der Vater taumelte wie ein nasser Mehlsack zu Boden. Noch im Fallen gab er ihm einen eleganten Schubs und so fiel er fast ohne weitere Mühe in die geöffnete Güllegrube hinein. Doch nachdem der Vater zusammensackte strampelte er überraschend heftig mit allen Gliedern und starrte dabei mit weit aufgerissenen, blutunterlaufenen Augen flehend zu ihm auf. Da wusste er, dass seine Arbeit noch nicht zu Ende sei, drosch wieder auf ihn ein, bis der Vater regungslos, wie eine überdimensionierte Puppe von der schwarzen Todessuppe verschluckt wurde. Sämige Tiefe empfing ihn, sie nahm ihn sanft in ihre Arme. Die gasige Gülle brodelte, raubte dem Jungen den Atem. Er ließ sich jedoch nicht wirklich beeindrucken und schloss in aller Seelenruhe den schweren Betondeckel, wie ein Metzger, der nach Feierabend zufrieden die Schlachthalle absperrt. So schlurfte er gelassen, nach erledigter Arbeit ins Haus zurück und wusch sich das Blut, routiniert wie ein Fleischer von seinen Händen. Seine Augen leuchteten vor Glück, er dachte daran, dass die Zahl der Sandkörner auf seinem Hof jetzt unermesslich sei. Morgen schon könnte er das Vieh verkaufen und dann wäre er sein eigener Herr. Sein eigener Herr, das hörte sich großartig an, er fühlte sich in seiner rohen Wildheit sehr erwachsen. Ein ausgewachsener, willensstarker Mann. Bevor er zu Bett ging, legte er die Tarock- IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 23

24 PROSA karten, nahm dabei rasch wahr, was in ihnen lag: Tod, Hoffnung und Besitz. Vaters Zeit war gekommen und über diese Zeitspanne hinaus war kein Weiterleben mehr möglich, das war nun sonnenklar. So wirksam ist die Zeit hier auf Erden und so allmächtig lässt sie den Pflanzen ihren wilden Wuchs, flüsterte die Stimme von weither. Morgen, so nahm er sich vor, bekommen die Wände einen neuen Kalkanstrich. Er ging in den Stall, lud das alte Melkzeug auf den Wagen und führte dabei die Bewegungen des Melkens mit seinen Händen im luftleeren Raum aus. Er fühlte, wie sich die Zitzenspitzen öffneten und frische Milch in den Zinkeimer spritzte. Melken simuliert das Saugen eines jungen Kalbes am Euter der Mutter, was für ein Betrug, dachte er sich. Dunkle Gedanken projizierten wieder schreckliche Bilder in seine Seele. Schüttelfrost peinigte seinen Körper. Ein letztes Mal dröhnte die verzweifelte Stimme des Vaters aus der Grube: Alte Zeiten lügen nicht und die Dinge, die früher wahr gewesen sind, können doch heute nicht lügen! Der Schwager knatterte mit seinem Motorrad über den Hof, dass die Kieselsteinchen nur so knirschten und flogen. Er wollte zum Bauern, um ihm ein Angebot zu unterbreiten, wie er sich geschäftig ausdrückte. Der Bauer ist auf dem Acker und schaut, wie hoch die Gerste steht, rief Alexander ihm mit der Autorität eines Gutsbesitzers herüber. Der Schwager kam näher und sah ihm direkt in die Augen. Alexanders Pupillen strahlten in einem seltsamen Glanz zwischen Wahnsinn und Erleuchtung. Hast du was genommen?, fragte ihn der Schwager, ohne seinen durchdringenden Blick von ihm zu lassen. Eine Pause folgte. Oder - bist du verliebt?, fragte er weiter, dabei zauberte sich ein breites Grinsen auf seine Lippen. Ich bin heute erwachsen geworden, bin gewachsen. Wild wuchs ich heute zu einem Mann heran! Alexanders Stimme wurde mit jedem Wort lauter, bis sie sich überschlug und dabei konnte er nicht mehr unterscheiden, ob es seine eigene Stimme oder die Stimme von weither war. Gehörten vielleicht beide Stimmen zu ihm? Der Schwager fing an, sich vor dem irren Ausdruck dieser Augenpaare zu fürchten. Alexander hielt seinem Blick stand, fing wie ein Verrückter an zu prusten und zu glucksen. Der Schwager schwang sich rasch auf seinen blitz- blanken Stahlklotz auf Rädern und suchte das Weite. Der Pfarrer vermisste den Vierkantbauern sonntags zur Frühmesse. Die Katzen vermissten ihr Futter am Morgen. Alexander vermisste den Vater nicht. Der Junge blieb noch lange schlaftrunken, wie ein Fötus zusammengerollt auf seinem Bett liegen, als ein militärischer Ton ihm befahl: Aufstehen! Erschrocken betrachtete er seine aufgeschwollenen Hände. Blitzsauber! Nur die lehmige Erde vom Acker klebte unter seinen Fingernägeln. Er wusste nicht, wie er sich an diesem Morgen fühlte. Leicht oder schwer, oder beides? Die Stimme würde ihm später mitteilen, wie er sich fühlen sollte. Der Arzt, der nie einen weißen Kittel trug, gab ihm seine tägliche Ration. Schlaftrunken streckte Alexander ihm die leere Hand entgegen. Er spürte noch die Nachwirkungen der Tabletten, die er am Vorabend geschluckt hatte. Gedankenlos führte er die bunten Pillen zum Mund und spülte mit Wasser nach. Welcher Tag ist heute?, löcherte ihn der Arzt, der nie einen Arztkittel trug. Alexander verdrehte nur die Augen. Ebenso ging es dem Doktor mit der Frage: Wissen sie, warum sie hier sind? oder mit der Frage: Wie konnten sie durch die verschlossene Stationstür ins Freie gelangen? Der Arzt wusste, dass der Ausgang Tag und Nacht überwacht wurde. Wie war es möglich, dass sein Patient den Acker, nahe der Klinik erreichen konnte? Regen und Dunkelheit hatten Alexander im Morgengrauen dann doch zur Station zurück getrieben. Vielleicht war es auch die zurückgelassene, noch volle Zigarettenschachtel oder vielleicht waren es die begehrten Medikamente, die ihn morgens schon in weiche Watte packten. Der Arzt entschwebte dem Raum, ohne dass Alexander davon Notiz nahm. Es klopfte sanft an der Zimmertür, sie öffnete sich noch während des Pochens. Im Türrahmen stand ein stämmiger Mann mittleren Alters. Sein stacheliges Silberhaar schützte ihn wie einen Panzer. Der Junge starrte den Vater ungläubig an. Das Medikament entfaltete ganz langsam seine Wirkung. Weiche Watte IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 24

25 Man sagt sich, versagt ist das Leben, wem Wasser und Feuer versagt sind! Die ersten Lebewesen waren die Geschöpfe des Wassers und wir Menschen schwimmen ebenfalls im Fruchtwasser bis wir das Licht der Erde erblicken. Dann kommt das Feuer, es wärmt und schützt, erhält uns am Leben. Es bringt unser Blut oft vor Leidenschaft oder auch vor Zorn in Wallung. Wir brennen innerlich. Feuer hat uns Menschen immer schon fasziniert, weil es brennt, verzehrt und Licht spendet. Das Element Wasser hingegen reinigt und fließt immerfort, ist ein Lebensraum. Es nimmt ebenfalls so wie das Feuer, es nimmt was uns beschwert. Doch was beschwert uns wirklich? Was bewegt uns noch? Wasser gib mir Worte und ich werde versuchen dich zu verstehen! Am Anfang war das Wasser so die Schöpfungsgeschichte, aber was ist heute aus dem Element Wasser geworden? Ich lese und höre jeden Tag die Schlagzeilen aus Libyen: Das Land brennt oder es fehlt der Bevölkerung an Wasser. Das Problem liegt wahrscheinlich nicht am Mangel des Wassers, sondern an der Qualität des vorhandenen Wassers. Während wir mit unserem Wohlstand den täglichen Wasserverbrauch ständig steigen lassen, ohne darüber nachzudenken, wird das Trinkwasser in Libyen knapp. Wasser gib mir Worte, um dich besser zu verstehen. Ohne Wasser gibt es kein Leben, aber was ist es für ein Leben derzeit in Libyen, wo in den letzten sechs Monaten Menschen ums Leben gekommen sind? Wie viele Menschen sind zuvor durch das Regime ums Leben gekommen, als das Wasser noch rein war? War es das innere Feuer und die Gier nach Macht über Leben und Tod eines Einzelnen? Hat dieser ein ganzes Land eingeschlossen wie es ein Feuer tut, wenn es außer Kontrolle gerät? Warum wurde dieses Feuer auf keine andere Weise unter Kontrolle gebracht? Ist der Krieg immer die einzige Lösung? Nun ist das Wasser verseucht und das ganze Land steht in Flammen. Das Leiden der Bevölkerung soll schnellstens ein Ende haben am Anfang PROSA Franz Preitler, Graz Nicht nur Libyen brennt! IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 25 war das Wasser, dieses wurde ihnen jetzt genommen und durch Feuer ersetzt. Ein großflächiger Brand ist entstanden und nun soll er ohne Wasser gelöscht werden? Wie soll ich das verstehen? Wasser fließt und ist Bewegung, doch für Libyen soll nicht Wasser, sondern das Geld fließen, um zu helfen. Geld, das durch Öl gewonnen wurde. Mit Öl kann man kein Feuer löschen und Öl kann man nicht trinken. Doch Öl bringt viel mehr. Es bedeutet Geld, welches aus gewissen Gründen eingefroren wurde. Das Land ist arm und doch sehr reich. Wie soll man das verstehen? Wurde Öl zu Eis und benötigt es das Element Feuer, um es aufzutauen? Feuer, das Element der Hitze? Aus Frieden wurde Krieg und im Krieg wird auf Menschen geschossen. In Libyen ist ein Feuer entfacht, es wird auf Menschen gefeuert. Ein Feuer zwischen Rebellen und Anhängern des Revolutionsführers, mitten unter den Zivilisten. Ihnen allen ist der Frieden versagt, jedoch nicht das Feuer. Ist dies der Grund, warum die Menschen im viertgrößten Land Afrikas noch am Leben sind? Ist das Feuer stärker als der Hunger und die Not? Ist das Feuer notwendig, weil es brennt? Weil eine Revolution immer brennen muss? Weil es verzehrt und auslöscht und einen Neubeginn verspricht? Im Regelfall verdunstet Wasser durch die Hitze und wird der Atmosphäre zurückgeführt. Viel später kommt es als Niederschlag zurück und schafft neues Leben. Dies abzuwarten bedarf Vernunft und Zeit, die anscheinend keiner mehr hat. Feuer gib mir Worte, wie soll ich dich sonst verstehen. In Libyen brennt es. Es brennt in den Köpfen der Menschen. Sie suchen im Feuer nun die Freiheit. Das Element Wasser ist außerstande den Schmutz zu reinigen, es reicht kaum mehr zum Überleben und viele Menschen müssen ihr Leben lassen. Wie kann Wasser in diesem Fall Lebensraum sein? Libyen ist voll mit Schmutz und Elend. Das Land versinkt in Blut und Menschenasche. Kein Wasser vermag in Libyen zu reinigen. Schon gar nicht wenn es in diesem Wüstenland von Menschen des Feuers abgedreht wird. Der Ölhahn wird stets offen blei-

26 PROSA ben und das schwarze Gold rinnt immer weiter, doch es hat keine reinigende Wirkung. Einmal entfacht, brennt es über ein ganzes Land und weit in die Welt hinaus. Feuer gib mir Worte, die das Element Wasser nicht beantworten kann. Ist es so? Am Anfang war das Wasser, dann kamen Gier und Hass und daraus entstand Feuer. Dies hat den Frieden und das Wasser vertrieben. Die Menschen hoffen wieder auf Frieden und ein baldiges Ende der Krise aufgrund einer Übergangslösung im Feuer. Wird man das je verstehen? Angesichts der großen Explosion haben sich Unzählige eingemischt, sind berührt und fühlen sich zuständig. Etliche davon versuchen humanitär zu helfen und unterstützen die Rebellen in der Hitze. Gewisse versuchen das Feuer an sich zur reißen, um damit Geld zu verdienen. Für andere ist das Elend Wasser auf ihren Mühlen, sie berichten, verfälschen und attackieren mit scharfen Worten. Informationen fließen in den Medien und bewegen den Rest der Welt. Wasser gib mir Worte, warum bewegt es uns? Weil wir uns schuldig fühlen und im Wohlstand leben? Weil wir genügend Wasser haben und uns am Feuer erwärmen? Feuer gib du mir Worte, erhitzen uns die Meldungen aus diesem Land? Kann das Feuer den Frieden bringen, es hat letztendlich den Krieg entfacht? Ist es Wasser auf den Mühlen, derer die mit dem Krieg Geld verdienen? Wie teuer ist ein Krieg? Sollte es nicht heißen: Am Anfang ist das Geld und es fließt, es bewegt! Es schafft Lebensraum! Sollte es nicht heißen: Versagt ist das Leben, dem Geld versagt ist! Libyen brennt! Das Wasser ist knapp und der Lebensraum wird durch die Eskalation der Gewalt zerstört. Doch nicht nur Libyen brennt, auch andere Länder stehen in Flammen der Revolution. Menschen verhungern oder sterben durch Gewalt. Feuer gib mir Worte, warum breitet sich Gewalt so schnell aus? Wodurch finden Aufständische ihren Verstand wieder, wer kann ihn reinigen. Das Wasser? Reicht unser Wasser aus, um die Brände zu löschen? Ist es nicht selbst bereits zu verseucht? Viele Menschen profitieren von Bränden und hüten sich Wasser in das Feuer zu schütten. Im Gegenteil sie schüren es noch und der Energiebedarf steigt weltweit an. Auf der einen Seite steigen die Kosten, auf der anderen Seite der Gewinn. Der Wasserhahn wird ab- und der Geldhahn aufgedreht. Ein erbitterter Kampf um das Öl geht dem Kampf um das Wasser voran. Ein Menschenleben hat keinen Wert im Kampf um dieses Feuer. Der Krieg um das schwarze Gold brennt weltweit und verunreinigt das Wasser, er verschmutzt unseren Lebensraum. Feuer gib mir Worte, wann wird man je verstehen mit dir umzugehen? Wasser gib mir Worte, warum sind Macht- und Wirtschaftsinteressen wichtiger als Menschenrechte? Hast du im Kampf deine heilende Wirkung verloren? Wasser ist lebensnotwendig. Man sagt sich, dass ein Mensch wesentlich länger ohne feste Nahrung auskommen kann, als ohne Wasser. Unser Körper besteht 50 bis zu 80 Prozent aus Wasser und das Gehirn zählt zu den wasserreichsten Organen eines Menschen. Was denken Menschen, die im Feuer nach Geld und Macht stehen? Worüber denken Menschen nach, die Kriege führen? Können sie nachts noch schlafen, oder blicken sie ständig in das Licht des Feuers? Die Trinkwasserknappheit auf der Erde wird bald ein ganz großes Problem darstellen. Noch sind viele Menschen von der Wärme des Feuers abgelenkt und grübeln über die Erderwärmung, die sie selbst verursachen. Noch sind viele Menschen im Banne des Feuers und kämpfen. Sie haben vergessen, dass Feuer wärmt und schützt. Nicht nur Libyen brennt! Die Eigenschaften des Feuers der Menschen sind unter anderem Temperament, Übermut und Kampfbereitschaft. Das Wasser im Menschen hingegen bedeutet Verantwortungsgefühl, Einfühlvermögen und innere Orientierung. Wasser gib mir Worte, warum hat die Menschheit noch immer nicht verstanden, sich richtig zu orientieren? IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 26

27 Lieber Herr! Guter Herr! Kauf meine Tasche und mach ein schönes Geschenk deiner Frau oder Schwiegermutter. Lieber Herr! Guter Herr! kleine Kinderhände griffen so fest nach meinem neuen, schönen Regenmantel, als ob sie ihn zerreißen möchten. Wozu bin ich gerade entlang den Markt nach Hause gegangen? Einige schmutzige, schlaue und lustige Zigeunerkinder kreisten um mich und ließen mich keinen Schritt weiter machen. Ein schönes, schwarzhaariges Zigeunermӓdchen reichte mir eine ganz schöne und elegante, wildlederne Tasche, die Schokoladenfarbe hatte. Einer der Jungen zog mich an meinen Ärmel und die anderen zwei tanzten barfüßig einen wilden Tanz gerade in der Mitte einer großen Pfütze und schrien dabei etwas Lustiges und Unverständliches. Die Schmutztropfen waren überall und vor allem auf meinem neuen Regenmantel. Damit sie alle mich endlich in Ruhe ließen, holte ich aus meiner Tasche einige Münzen und warf sie auf den Boden. Kinder begannen schnell Münzen zu sammeln, und ich wollte schon weggehen. Da kam das ältere Mädchen wieder zu mir und ich konnte selbst nicht begreifen, wieso es passierte, dass ich die Teufeltasche schon in meinen Händen hielt. Nimm, mein Herr, wollen wir denken, dass du sie gekauft hast. Und du weißt, jetzt kannst du alles bekommen, was du wirklich willst. Ihre Stimme war tief und heiser, vielleicht rauchte sie schon, obwohl sie nicht älter als Zwölf war. Nachdem sie einige seltsame Worte gemurmelt hatte, ging sie weg und schaukelte dabei mit den Hüften, wie eine Tänzerin. Sie war schön und frech, diese kleine Zigeunerin. Zuerst wollte ich die Tasche wegwerfen, aber danach habe ich gedacht, es wäre gut, die Tasche Lisa zu schenken. Lisa ist meine schöne, junge, launische Frau. Sie mag Theater, vor allem, Opern. Und ich hasse Opern von meinem ganzen Herzen, oder, besser gesagt, ich schlafe dort immer ein. Und gestern hab ich überhaupt vergessen, dass die Theaterkarten schon in meiner Tasche lagen. Der Akku war leer, den ganzen Abend bin ich in meinem Stammlokal «Twist» mit meinem alten Freund Sascha gesessen. Na, PROSA Vera Tschigarina, St. Petersburg Die kleine Tasche ja, wir haben Bier getrunken und schön geplaudert und ich habe darüber total die Oper vergessen. Was auf mich wartete zu Hause, könnten sie sich kaum vorstellen. Lisas Mutter war Italienerin, vielleicht ist meine Frau darum so leidenschaftlich. Jetzt will sie sich scheiden lassen, so hat sie gestern weinend gesagt, nachdem sie drei Teller und eine Tasse zerschlagen hatte. Lieber Gott, ist es meine Schuld, dass ich Opernmusik nicht mag? Aber ich mag doch meine Frau. Und jetzt bringe ich ihr diese elegante Tasche und einen Blumenstrauß. Das wird eine gute Entschuldigung, ich weiß. Ich war also sehr mit mir zufrieden. Ich wollte schon ins Blumengeschäft gehen und schöne Maiglöckchen kaufen, aber vorher beschloss ich, das Futter der Tasche zu prüfen. Ich steckte die Hand hinein und holte einen kleinen Maiglöckchenstrauß heraus. Er war ganz frisch und duftete süß. Ich war vӧllig überrascht. Eine Minute lang stand ich stumm und sagte dann laut: - Das konnte einfach nicht sein! - Nach meinen Worten war das Sträußchen sofort verschwunden, als ob es überhaupt nicht existierte. Bestimmt war ich schwer krank und musste dringend zum Arzt. Ich bin zu dick für meine dreißig Jahre, vielleicht sind das die ersten Merkmale des Diabetes? Ich musste schon eine Diät halten, warum bin ich so unvorsichtig? Als ich an meine Diät gedacht hatte, merkte ich, dass ich Bärenhunger habe. Etwas zu beißen, wäre jetzt einfach prima. Wo ist hier eigentlich der nächste Imbiss? Ein Würstchen mit Ketschup hätte ich jetzt so gerne! Und wo ist eigentlich meine Geldtasche? Ganz zufällig steckte ich wieder meine Hand in die Zigeunertasche. Wau!!! Etwas ganz Heißes hat meine Hand berührt. Ganz vorsichtig habe ich das aus der Tasche geholt. Das war SIE! Eine wunderbare Bratwurst mit Ketschup. Und sie duftete so verlockend. Bestimmt hatte ich nicht alle Tassen im Schrank. Oder? Ich biss ein kleines Stückchen Bratwurst ab. Mmm!!! Der Geschmack war einfach göttlich. Oder ist das nur mein Traum, oder besser gesagt, mein Alptraum? An mir vorbei ging eine alte Dame. Ich griff nach ihrer Schulter, vielleicht, ein bisschen zu fest und sagte, IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 27

28 PROSA wahrscheinlich, ein bisschen, zu emotionell: - Sagen Sie schnell, was ich jetzt esse?! Eine Bratwurst piepste die Dame und lief weiter, ich glaube, so schnell, wie sie nur konnte. Ich stand auf der Straße ganz allein und ganz stolz auf mich. Ich bin also eine wichtige, gute, einfach ausgezeichnete Person, und die Götter haben mir dafür eine Zaubertasche geschenkt. Ich bin ein Zauberer, ein Wundermensch, man hat zu diesem schönen Spiel mich gewählt, und das ist prima! Jetzt kann ich alles bekommen, was ich wirklich will. Und die Zigeunerin hat mir die Wahrheit gesagt. Stolz steckte ich wieder meine Hand in die Tasche, um eine Flasche Kognak und ein Schwarzkaviarbrot zu holen. Aber etwas klappte nicht, stattdessen holte ich aus der Tasche noch eine Bratwurst und eine Flasche Bier. Ich wurde bӧse. Was ist eigentlich los? Jetzt versuchte ich nervös noch einen Strauß für Lisa zu finden. O weh! Total vergeblich. Statt des Straußes bekam ich zuerst einen Mixer, danach einen Fleischwolf und endlich einen durchsichtigen Slip. Die Theaterkarten hab ich leider auch nicht gefunden. Ich fand in der Tasche ganz unerwartet eine Karte für das Fußballspiel, danach noch eine für die Sexshow und endlich noch eine Flugkarte nach Thailand. Aber in der verfluchten Tasche gab es gar keine Karten für die Oper. Ich wurde wütend. Die Sachen verschwanden nicht mehr und lagen jetzt um mich herum auf dem Asphalt. In meinen Ohren klangen immer wieder die Worte der jungen Zigeunerin: Jetzt kannst du alles bekommen, was du wirklich willst! WIRKLICH das war das richtige Wort. Die Götter mögen über die Leute lachen - hat oft mein Opa gesagt - und bestimmt hatte er Recht. Mit allen Sachen außer dem Strauß und den Theaterkarten kam ich endlich nach Hause und klingelte. Meine Frau öffnete und starrte auf mich ganz sauer. Wo waren Sie, eigentlich, so lange, Michail Petrowitsch? fragte Lisa spöttisch. Geh zum Teufel! dachte ich und sagte laut Schatz, ich hab dir schöne Geschenke gebracht, sieh nur mal! Und dann passierte es. Tausende kleine Teufelchen mit langen Schwänzen erschienen plötzlich in unserem Korridor. Sie griffen nach meiner Frau und zogen sie so schnell, wie möglich, irgendwohin ins Zimmer. Lisa zappelte und kreischte, alles war vergeblich. Bald verschwand sie zusammen mit den Teufeln unter unserem Sofa. Ihr schöner Hausschuh mit Pompon blieb auf dem Fußboden liegen. Nein, nein, das wollte ich gar nicht. Ich wünschte mir nie, dass meine Lisa verschwände. Ich schrie laut, dann kreiste alles vor meinen Augen, es wurde dunkel und... Ich saß plötzlich auf einer Bank nicht weit vom Markt, ganz allein, ohne Geld, ohne Handy und ohne Zigeunertasche. Alle meine Sachen waren weg. Mein neuer Regenmantel war schmutzig und zerrissen. Das alles haben bestimmt die schlauen Zigeuner gemacht. Langsam stand ich auf und ging nach Hause. Man müsste heute noch zwei Theaterkarten für die Oper kaufen. Für mich und Lisa. Eine gute Idee, nicht wahr? IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 28

29 PROSA Benedikta Buddeberg, Hagen Herbergssuche Sie hätte einfach früher anfangen sollen zu suchen. Immerhin war sie sich sicher, dass der Text für das Weihnachtsspiel irgendwo zwischen ihren Papieren zu finden sein musste, obwohl es seit fast dreißig Jahren nicht mehr zur Aufführung gekommen war. Die neueren Vorlagen waren natürlich im Computer gespeichert und wären mit wenigen Stichworten schnell zu finden gewesen. Aber das Stück stammte noch aus der Zeit, als man mit getippten Vorlagen arbeitete, die mittels Kohlepapier in maximal fünf Exemplaren vorhanden waren. Und eine dieser Kopien würde sich früher oder später in dem vierzigjährigen Papiergebirge finden, das sie als Fundus vor sich her schob. Jetzt half auch kein Jammern, dass sie sich so wenig Zeit nahm, die Unterlagen elektronisch zu archivieren. Das Skript musste her und zwar schnell, denn heute Abend sollte die Weihnachtsfeier geplant werden, auf der diese Herbergssuche aufgeführt werden sollte. Wäre Sie doch gestern Abend lieber nicht zu der Opferfestfeier der türkischen Gemeinde gegangen. Zwar hatte sie ein paar fröhliche Stunden und ein gutes Gespräch mit einem etwa gleichaltrigen Mann türkischer Herkunft geführt und die Gesellschaft genossen, aber jetzt wurde es zeitlich doch sehr eng. Dabei ist das eine unbiblische Geschichte, hatte der gestrenge Pfarrer damals gesagt. Aus dem Nebensatz: Weil in der Herberge kein Platz für sie war... hat man Rührstück um Rührstück geschrieben. Na ja, dass der holde Knabe lockiges Haar hatte, ist ja auch in der Bibel nicht erwähnt. Warum sich die Menschen wohl immer solche Legenden ausdenken müssen. Sie erinnerte sich noch gut an den alten Pastor, der es immer so genau nahm mit der Bibel. Als ehrenamtlicher Jugendmitarbeiter, eigentlich müsste es heißen Jugendmitarbeiterin, aber das nahm man damals noch nicht so wichtig, hatte man keinen leichten Stand. Immer wieder kamen Bedenken und sie musste das Stück einige Male neuen Vorgaben anpassen. Auf ihrem Weg nach Hause durch einen deutschen Novemberwind, der ihr die Eispartikel fast waagerecht ins Gesicht schlug, dachte sie weiter über solche Details nach. Ganz in diesen Gedanken war sie damals ins warme Haus getreten, hatte Mantel, Mütze und Schal abgelegt und die Tasche mit dem Skript auf die Kommode gestellt, als sie aus der Küche fremde Stimmen hörte. Sehr fremde Stimmen in gebrochenem Deutsch. Etwas Papier an Wände, genug, zwei Zimmer gut, sehr gut, genug. Türken, erklärte ihr Bruder, der unbemerkt hinter sie getreten war, lapidar. Die Eltern wollen die beiden Salons an Türken vermieten. Das war allerdings überraschend. Eigentlich war nie zur Rede gestanden, irgendeinen Raum zu vermieten. Bisher dienten die ironischerweise so genannten Zimmer nur als Abstellraum. Sie hatten das alte Zechenhäuschen erst vor einem Jahr gekauft und bauten es jetzt nach und nach um. Und eigentlich war das Ziel dieses Kaufs, keine Rücksicht mehr auf Nachbarn und Mitbewohner nehmen zu müssen. Man hörte wieder die fast flehende Stimme des Fremden: Ich Wohnung sofort, kann Frau hier schlafen, ich wohne Barackenbusch, Männerwohnheim, kein gut für Frau. Die Mutter wehrte ab. Nein, sofort ginge das nicht, man müsse ja noch ausräumen und renovieren. Und eine Kochecke müsste auch noch eingerichtet werden. Frau schlafen hier, ich morgen Schicht, dann kommen und helfen Papier an Wand. Weißt Du, was das heißt? Ihr Bruder zündete sich eine Zigarette an und hielt ihr die Schachtel hin. Stress, nur Stress, wir wollten in diesem Jahr doch nicht mehr renovieren, haben sie gesagt. Mit sie waren die Eltern gemeint, die gemeinsam mit ihren Kindern schon viel Arbeit und Zeit in das Haus investiert hatten. Stress ohne Ende vor Weihnachten. ergänzte er und stieß den Rauch als Zeichen seines Ärgers durch die Nase. Noch bevor sie die Küche betreten wollten, waren die Eltern und die beiden Fremden aufgestanden. Matratze genug, strahlte der kleine schwarz gelockte junge Mann. Wir holen Ta- IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 29

30 PROSA sche, Frau schlafen hier. Und erstaunlicherweise nickten die Eltern. Mit ihrem Bruder stand sie nun zum ersten Mal in ihrem Leben Menschen gegenüber, die aus einem Land stammten, das ihr nur durch die Reiseromane Karl Mays bekannt war. Sie machten sich miteinander bekannt und die etwas kompliziert auszusprechenden Nachnamen wurden sofort gegen die geläufigeren Vornamen ausgetauscht. Die Frau, die noch gar nichts gesagt hatte und die unter ihrem Kopftuch sehr jung aussah, verstand die Frage nach ihrem Namen nicht. Ihr Mann, der übrigens Mustafa hieß, übersetzte. Da huschte das erste Lächeln über das runde, bleiche und bisher ernste Gesicht: Hatidscha! sagte sie leise. Weißt du was, die spinnen, die Eltern, ähh die Römer, wollte ich sagen bemerkte ihr Bruder, während sie gemeinsam einiges von dem Gerümpel, das bisher in den sogenannten Salons gestanden hatte, in den Keller trugen. Die kennen die doch gar nicht. Ich glaube, Vater arbeitet mit einem Cousin von diesem Mustafa auf der Zeche, erklärte sie, denn das hatte sie aus den Gesprächen beim Abendbrot geschlossen. Na, dann ist es ja gut, gab der Bruder mit leicht ironischem Unterton zurück. Irgendwo musste dieses Papier doch sein. Wieder öffnete sie einen Ordner mit alten Unterlagen. Hier waren Geschichten und Ideen abgelegt, die Erinnerungen und Bilder wach werden ließen. Sie musste sich disziplinieren, um nicht an Einzelheiten hängen zu bleiben. Dafür war jetzt keine Zeit bevor das Weihnachtsstück aufgetaucht war. In ihrer letzten Wohnung, in der sie immerhin fast ein viertel Jahrhundert gelebt hatte, hätte sie sofort gewusst, wo sie suchen musste. Aber nach dem Umzug vor zwei Jahren hatte noch nicht alles einen festen Platz und die festen Plätze, die sie mit Bedacht gewählt hatte, waren in ihrem inneren Navigationssystem noch nicht verankert. Irgendwo musste noch ein Ordner mit Weihnachtsgeschichten sein. Sie entschloss sich, bei Gelegenheit die Ordner von außen besser zu kennzeichnen. Seit die Kinder ausgezogen waren, hatte sie Platz genug sich auszubreiten. Die Idee, einen Teil der Wohnung zu vermieten, hatte nichts gebracht. Es gab einfach zu viele Leerstände heutzutage, als dass sich jemand für zwei Zimmer mit Dusche ohne eigenen Eingang interessieren könnte. Sie würde die Räume wohl besser selber nutzen und irgendwann mal ein neues System in ihre Sachen bringen, falls sie Zeit dazu fand. Heute Abend war Mitarbeiterkreis in der Gemeinde, morgen würde sie eine Freundin treffen und gestern, na ja, gestern war Opferfest. Sie war als Vertreterin ihrer Partei dort eingeladen und fand es einfach wichtig, solch eine gute Gelegenheit des Miteinanders nicht zu versäumen. Außerdem liebte sie die türkische Küche und das Büfett war sehr nach ihrem Geschmack. Bei einer Tasse Kaffee war sie ins Gespräch gekommen. Über das Essen und über Politik, über ihre Kinder und über den Islam, über das Opferfest und die bevorstehende Weihnachtszeit. Aus irgend einem Grund erzählte sie von ihrem Umzug und von der Gegend, in der sie jetzt lebte, und erstaunt stellte ihr Gesprächspartner fest, dass er selbst mit seinen Eltern vor vielen Jahren nur ein paar Häuser weiter gewohnt hatte. Er war acht Jahre alt, als er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern aus einem kleinen osttürkischen Ort ins Ruhrgebiet umgesiedelt war. Damals war es nicht leicht, eine Wohnung zu finden, berichtete er in fast akzentfreiem Deutsch. Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen, wo es ganze Stadtteile gibt, die fast nur von türkischen Menschen bewohnt werden. Als ich heiraten wollte und ausziehen in eine eigene Wohnung, habe ich fast keine gefunden. Ich habe die Zeitung studiert und bin von Wohnung zu Wohnung gefahren. Aber einen Ausländer wollte man nicht. Erst als mein Chef sich für mich eingesetzt hat, habe ich eine Wohnung bekommen. Meine Vermieterin wollte keine Ausländer, obwohl sie selbst, und das konnte ich nicht verstehen, obwohl sie selbst aus dem Osten kommt. Während ihr neuer Bekannter erzählte, war ihr die Sache mir Mustafa und Hatice wieder eingefallen. Ich weiß entgegnete sie seiner Erzählung. Im Haus meiner Eltern hat damals ein junges türkisches Ehepaar gewohnt, nur für ein paar Monate, dachten sie, weil es nur zwei kleine Dachzimmer waren, die sie bewohnten. Aber dann sind es doch fast zwei Jahre geworden, ihr IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 30

31 PROSA erstes Kind ist im Haus meiner Eltern geboren worden. Dabei sollten die Räume ursprünglich gar nicht vermietet werden. Und wie ist es dann zu der Vermietung gekommen? fragte ihr Gesprächspartner interessiert. Ach, ganz einfach. Die beiden, übrigens meine ersten türkischen Freunde, sind durch die Straßen gegangen und haben nach Fenstern Ausschau gehalten, an denen keine Gardinen hingen. Damals hatte jeder Gardinen an den Fenstern. Sie haben dort angeschellt und gefragt, ob eine Wohnung zu mieten sei. Als meine Mutter die junge Frau sah, die so verfroren und bleich vor der Tür stand, da konnte sie nicht anders und hat die beiden herein gelassen. Ich habe auch an Häusern geschellt, die Fenster ohne Gardinen hatten, ohne Erfolg allerdings, bemerkte er und in seinen Augen spiegelten sich die Enttäuschung und Demütigung aus vergangenen Tagen in einem Tränenglitzern. Es lag an meiner Mutter, erinnerte sie sich. Die sagte uns damals: Ich sah nur diese kleine junge Frau, ein Kind noch fast, durchgefroren, denn der Wind peitschte den Schneeregen durch die Straßen. Dieses verzweifelte runde, bleiche Gesicht mit den großen schwarzen Augen, umrahmt von einem ebenso schwarzen Wollkopftuch. Ich habe mich selber gesehen, als im November fünfundvierzig die Flucht für mich ein Ende hatte und ich endlich vor der Wohnung meiner Schwester stand. Sie hatten zwei Zimmer zu fünf Personen und wir kamen zu dritt dazu. Acht Menschen in zwei Räumen und es ging. Dagegen habe ich jetzt ein Haus mit zwei freien Räumen. Ich konnte gar nicht anders, ich musste sie aufnehmen. Das hatte ihre Mutter am Weihnachtsabend erklärt, als man in der Familie über die neuen Mitbewohner aus dem fremden Land, mit der schwierigen Sprache und mit dem anderen Glauben redete. Weihnachten, das war das Stichwort, wo war bloß dieses Stück von der Herbergssuche. Vielleicht in dem Ordner, der bei den Notenheften mit den Weihnachtsliedern stand? Bingo. In einem geordneten Haushalt findet sich nach längerem oder kürzerem Suchen, meist nach längerem, versteht sich... Sie lächelte in sich hinein und überflog die Seiten. Es schellte an der Tür. Besuch? Um diese Zeit? Friedhelm, der sie zur Mitarbeiterbesprechung abholen wollte, sollte doch erst in einer Stunde kommen. Sie öffnete die Tür. Vor ihr stand ein junges Paar. Pardon Madame, mit unterwürfigem Tonfall und starkem französischen Akzent sprach der Mann, dessen schwarze Hautfarbe vor Kälte grau schimmerte. Sie haben inseriert en Journal, Appartement mit Dusch. Nous Chörchens, pardon, wir suchen, dringend. Wäre es possible? Die ebenfalls dunkelhäutige junge Frau trug kein Kopftuch. Sie war hochschwanger. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 31

32 PROSA Konrad Wirner, Schonungen Auszüge aus dem Roman DIE ENGEL VON SANKT SEBALD DRITTER TEIL, ZWEIUNDZWANZIGTES KAPITEL Die Deutschlehrerin Elvira Ludwig war für Rolf ein Glücksfall. Wegen ihres informativen Unterrichts, begann er sich in Marktbreit sehr früh für deutschsprachige Literatur zu interessieren. Fünfzehnjährig schrieb er im Dezember 1956 eine elfseitige Facharbeit über den Ungarischen Volksaufstand. Der Hilfserzieher und Germanistikstudent Freddy Müller, den er um Gegenlesung gebeten hatte, fand nur zwei Flüchtigkeitsfehler und lobte den Text. Frau Ludwig war von der Facharbeit mit dem Titel Die Tragödie eines kleinen Volkes so beeindruckt, dass sie diese dem Schulleiter Dr. Besser vorlegte. In den Weihnachtsferien sagte Rolf seinen Eltern in Nürnberg, dass er Journalist werden möchte. Sein Vater, der ihn zum Erben seiner Tabakwarengroßhandlung machen wollte und nie einen Aufsatz seines ältesten Sohnes gelesen hatte, antwortete: Dazu bist du nicht begabt. Das hätte man doch längst gemerkt. Du wirst Kaufmann! Basta! Ich will nie wieder etwas von diesem Unsinn hören! Ein paar Wochen später musste der magenkranke Hans Felber monatelang ins Krankenhaus, wo er wegen Alkoholmissbrauchs behandelt und sein Körper entgiftet wurde. In dieser Zeit besuchte seine Frau die auswärtige Kundschaft. So kam sie auch nach Marktbreit und fragte Dr. Besser: Glauben Sie, dass unser Rudolf Journalist werden kann? Und ob er dafür geeignet ist! antwortete der Mittelschuldirektor. Die Mutter berichtete Rolf stolz von diesem Gespräch. Doch die aufsteigende Hoffnung zerplatzte. Die Lebensentscheidung, die sein Vater gegen Rolfs Willen gefällt hatte, wurde nicht widerrufen. Die Mutter hatte ihrem Gatten die Aussage des Schulleiters vorenthalten, weil ihr klar war, dass der übermächtige Vater sich von seiner eigenen Meinung nicht abbringen ließe. Stattdessen empfahl sie Rolf, er solle doch erst einmal einen bürgerlichen Beruf erlernen. Als Rolf einige Jahre später seine Lieblingslehrerin in Würzburg besuchte, fragte sie ihn: Gefällt Ihnen Ihre kaufmännische Tätigkeit? Ja, log Rolf in der Annahme, seine Eltern dadurch zu schützen. Aber ich dachte, Sie wollten Journalist werden? Ach, das ist lange her. Der Kaufmannsberuf macht mir inzwischen Spaß, log er wieder. Als sich Frau Ludwig und ihr ehemaliger Schüler an eine besonders lustige Geschichte erinnerten und zusammen herzlich lachten, sagte sie: Mein Gott, Herr Felber, Sie können ja sogar lachen! Als Schüler hab ich Sie nie lachen sehen. VIERTER TEIL, ZWEITES KAPITEL Nürnberg, März 1958: Kurz vor seinem 17. Geburtstag träumte Rolf wieder einen der Alpträume, die ihn seit Dr. Waldhammers Psychoterror, den dieser Marktbreiter Arzt für Aufklärung hielt, heimsuchten, ohne dass er sich je an die nächtlichen Schreckensbilder erinnern konnte. Er schnellte hoch und brüllte: Nein! Nein! Hilfe! Hilfe! Und wieder wurden alle wach: der Bruder im Bett nebenan, die Schwester im nächsten Zimmer, die Eltern zwei Räume weiter. Rolf hörte sie alle rufen: Rolf, was ist denn los? Rolf, was hast du denn? Er gab keine Antwort und schlief bald weiter. Doch alle anderen lagen noch lange wach. Tags darauf wusste er nichts mehr von der nächtlichen Aufregung. Am Morgen nach dieser Nacht verließ Rolf kurz nach 7 Uhr die elterliche Wohnung und eilte die metallene Wendeltreppe hinunter in die Geschäftsräume der väterlichen Tabakwarengroßhandlung. Er ging aber nicht - wie an jedem Arbeitstag der letzten acht Monate - nach rechts in den Lagerraum, um dort zehn Stunden oder länger Kundenaufträge in Warenlieferungen zu verwandeln oder unterschiedliche Mengen verschiedener Zigarettenmarken sowie Schnupftabak, Zigarren, Stumpen, Streichhölzer, Kautabak, Krüll- IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 32

33 PROSA schnitt für die Pfeife, Feinschnitt zum Drehen von Zigaretten und Zigarettenpapier einzulagern, sondern schritt, als ob er zu einer Beerdigung müsste, in seinem dunkelblauen Sonntagsanzug geradeaus durch den Verkaufsraum, den Verladehof und die überdachten Lieferwagenplätze hinaus auf die Straße. Wohlwollende Geschäftsfreunde hatten seinem Vater zu einer dreijährigen kaufmännischen Lehre für seinen ältesten Sohn geraten. Ohne Gehilfenbrief, hatten sie gesagt, darf er kein Unternehmen leiten und keine Lehrlinge ausbilden. So musste sich Rolf eine Lehrstelle suchen mit einem Zeugnis, das zwar die mittlere Reife einschloss, aber in Dr. Bessers Beurteilung gipfelte: Rudolf ist gut begabt, kritisch veranlagt und zeigt selbständiges Denken. Leider ließ er es häufig an Fleiß fehlen, so dass seine Noten nicht dem Begabungsstand entsprechen. Sein Verhalten in Schule und Heim war im Allgemeinen befriedigend. Einige Absagen hatte er in den letzten Tagen schon erhalten. Jetzt sollte er sich in der Nähe seines Elternhauses bewerben. Er ging von der Badstraße in die Bahnhofstraße. Nach etwa fünfzig Metern las er direkt gegenüber der Straßenbahnhaltestelle Marientunell auf einer großen Werbeleuchte für eine schwäbische Markenwolle: EMIL TAUCHMANN WOLL-, TEXTIL- UND KURZWAREN- GROSSHANDLUNG. Rolf drückte den Klingelknopf. Ein großer, korpulenter Mann, der knapp sechzig Jahre alt sein mochte, öffnete die Tür. Auf seinem gewaltigen Kopf lagen neben riesigen Geheimratsecken noch erstaunlich viele lange schwarze Haare. Rolf war sicher, dass des Mannes straffe Altherrenfrisur nur mit Kamm, Bürste und Leitungswasser so sorgfältig nach hinten gekämmt sein konnte. Der kräftige Mann dankte ihm für seinen Gruß. Dann bellte er mit seiner lauten Stimme geschickt an einem dicken Stumpen vorbei: Mein Name ist Tauchmann, mir gehört die Sach do. Sind Sie der junge Felber? Ja, ich bin Rudolf Felber. No ja, dann kommens amol rei, und schaugns den Laden an, obs Stift bei mir machen taatn, wenn ich Eana nahm. Rolf sah das Zweipersonenbüro mit einer kleinen Verkaufstheke, den Verkaufsraum mit dem großen Ladentisch und zwei Schreibmaschinentischen an den Fenstern zur Bahnhofstraße, das anschließende Wollmagazin und daneben das Lager für Textilien und Kurzwaren. Dann gingen sie weiter in den Packraum, wo sie das östliche und nördliche Ende des Geschäfts erreichten. Herr Tauchmann führte seinen Besucher nach links durch einen Gang, in dessen verschwiegenem Halbdunkel Kartons lagen, deren aufgeklebte Bilder, Symbole und Markenzeichen erraten ließen, dass sie Büstenhalter und andere intime Damenwäsche enthielten. Rechts des Ganges war ein kleines Zimmer, in dem zwei junge Fakturistinnen mit elektrischen Schreibmaschinen Rechnungen schrieben. Nahe der Eingangstür war das mittelgroße Chefzimmer, in das ihn der Großhändler sogleich führte. Kaum hatte er Platz genommen, ließ ihn Herr Tauchmann wegen dringender Geschäfte einige Minuten allein. Mit seinem Zeugnis in der Hand sah sich Rolf in dem einfach eingerichteten Zimmer um. Dann kam der Geschäftsmann zurück. No, geems mir amol ihr Papierl do. Er nahm das Mittelschulzeugnis und überflog die Noten. No ja, ich hoit ja nichts von Noten und so am Zeig, brummelte er an seinem Stumpen vorbei, doch dann entdeckte er die Bemerkung auf der Vorderseite des Zeugnisses. Während er las, lief sein Gesicht rot an. Aber do steht ja, dass Sie faul woarn und frech und kritisch aa noch, brüllte er, dann nahm er seinen Stumpen aus dem Mund, stieß ihn mit seiner rechten Hand kraftvoll wie ein Schwert in Richtung Zimmerdecke und schrie zornig: Des könnas fei bei mir net macha, mei Liaba! Des net! Schließlich fragte er, wieder ruhiger geworden, doch noch, ob Rolf überhaupt Interesse an der Lehrstelle hätte, und meinte auf dessen ratlose Zustimmung hin: Dann will ich mir die Sach überleng. Sie kriagn Bescheid. Kaum hatte Rolf das Haus verlassen, rief Herr Tauchmann schon seinen Vater an: Also, ich will s amol mit Ihrem Filius versuchen, obwohl ich skeptisch bin. Der Bua hat sich ganz ungeniert in meim Zimmer umgschaut. Also, ich weiß nicht! Ich will s aber trotzdem mal mit ihm IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 33

34 PROSA probieren. Wir wern scho an brauchbaren Kerl aus Ihrm blassen Buam machen! Schließlich kommt er ja aus einem guten Stall. Nix für unguat, Herr Felber. VIERTER TEIL, VIERTES KAPITEL Im Herbst 1958 wurden die weitläufigen Felberschen Behelfsschuppen in der Badstraße endlich abgerissen, und im Sommer 1959 konnten Elisabeth, Hans, Anja, Rolf und Hansi zusammen mit Opa Bärmannsreuter in eine Vierzimmerwohnung des wiedererbauten fünfstöckigen Vorderhauses einziehen, das Hans Felber mit einer Lebensversicherung und zwei Bankkrediten finanziert hatte. Bald nach der Fertigstellung des Neubaus heiratete Anja ihren langjährigen Freund Hartmut und zog mit ihm in eine Zweizimmerwohnung direkt neben den Felbers und dem Großvater. Die Enkel liebten Opa Bärmannsreuter. Hansi putzte dem Großvater die Schuhe, schürte ihm den Badeofen und war ihm auch sonst behilflich. Manchmal las Rolf dem alten Graveur, dem der Grüne Star das Augenlicht verdorben hatte, etwas vor. Auch in den Büchern des 1917 verstorbenen Großvaters Rudolf Felber Senior lasen die beiden. Besonders gefielen ihnen Konrad Grübels Gedichte in Nürnberger Mundart und die dramatischen und lyrischen Werke der Altmeister Goethe und Grillparzer. Nach einem Besuch des Privattheaters in der Luitpoldstraße kam Rolf an einem Novembertag 1959 gutgelaunt nach Hause. Sofort grub er seinen alten Schulatlas aus, ging mit Straßenschuhen und Mantel ins Wohnzimmer, setzte sich an den Tisch und betrachtete die Doppelseite mit der Doppelüberschrift Apenninenhalbinsel - Balkanhalbinsel. Rolf, was machst du da? fragte seine Mutter. Das Land der Griechen auf der Karte suchen! Ach du, mit deinen Theatersprüchen! Goethe lässt seine Iphigenie sagen: Und an dem Ufer steh ich lange Tage, das Land der Griechen mit der Seele suchend; und gegen meine Seufzer bringt die Welle nur dumpfe Töne brausend mir herüber. Hast du das eben im Theater gesehen? Ja, in der Luitpoldstraße. Das war schöner als im Schauspielhaus! Thoas, der König der Taurier, war nicht persönlich anwesend. Man konnte nur seine Stimme aus einem Lautsprecher hören. Dann sagte Rolf kraftvoll: Das heilge Bild der Göttin mir zu rauben. Glaubt ihr, ich sehe dies gelassen an? Der Grieche wendet oft sein lüstern Auge den fernen Schätzen der Barbaren zu... Ich glaub s ja schon. - aus einem Lautsprecher - was für ein Einfall! Großvater Bärmannsreuter aber saß in seinem Sessel, lauschte dem Gespräch und lachte. Eine gute Freundin seiner Eltern hatte Rolf die Bücher ihres verstorbenen Gatten geschenkt, darunter war auch eine alte Schillerausgabe. Am liebsten las er seinem Großvater aus dem Wilhelm Tell vor, dessen kraftvoller Widerstandston beide begeisterte. Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags 1959 fiel Rolf in der hell erleuchteten Auslage der Hauptbahnhofsbuchhandlung ein Buch besonders auf. Er konnte sich keinen schöneren Romantitel vorstellen, doch von dem Romancier, der nach der Autorenbeschreibung auf dem Schutzumschlag ein weltberühmter amerikanischer Erzähler sein musste, hatte er noch nie etwas gehört. Rolf erwarb das Buch. Es wurde eine zauberhafte Leseweihnacht. Später erzählte er seinem Großvater von dieser stark autobiographischen Dichtung, bis dieser bat, Rolf möge ihn den Roman vorlesen. Auch den Großvater begeisterten der begabte junge Held, dessen früh verstorbener spöttischer Lieblingsbruder, die erfolgreich spekulierende, aber unglückliche Mutter und der sprachgewaltige, trunksüchtige Vater. Was lest ihr denn da? fragte Elisabeth Felber bald. Schau heimwärts, Engel! Eine Geschichte vom begrabenen Leben von Thomas Wolfe, antworteten Großvater und Enkel gemeinsam. (Der Roman ist im Wiesenburg Verlag, Schweinfurt, erschienen) IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 34

35 IGDA Am Abend besuchte unsere Gruppe das etwas entfernt liegende Landgasthaus Furthmühle. Nach einem köstlichen Essen im festlich geschmückten Ambiente stand der Besuch eines der Ateliers von Petra Arndt auf dem imaginären Programm. Da gab es bei Wein und Tee großartige Kunstwerke zu bestaunen, Schalen und Schälchen, Anhänger, Kunstkarten und Bücher. Samstag der wichtigste Tag des Treffens war der Tag der Vorstandssitzung, der Jahreshauptversammlung und des Festabends. Einer der wichtigsten Punkt der Vorstandssitzung war die Konstituierung des neuen Vorstands: Gaby G. Blattl Jahrestreffen 2011 in Volkenroda Frei nach Nestroy sie gestatten mir das als Österreicherin könnte man sagen und es ist alles nicht wahr. Einige Programmpunkte fanden nicht statt, wurden zeitlich verschoben aber was ist schon ein Programm in einem Kloster mit dieser besonderen Atmosphäre? Unerheblich. Volkenroda, die Klosteranlage, die Kirche, der Christus-Pavillon das alles nahm uns gefangen, auf eine ganz besondere Art. 1. Vorsitzender: Othmar Seidner 2. Vorsitzende: Kornelia Eleonore Hofmann Schatzmeister und Geschäftsstelle bleiben Dr.Volker Wille und Gaby G. Blattl Schriftführung: Konrad Wirner Beisitzer: Georg Walz und Renate Weidauer Als Rechnungsprüfer stehen Dr. Helga Thomas und Wilfried Auer zur Verfügung. Gabriela Franze ist von ihrer Position im Vorstand zurückgetreten und scheidet aus. Wir danken ihr für die bisherige Mitarbeit. Die drei bestplatzierten Gedichte des internen Wettbewerbs wurden prämiert (siehe eigener Bericht). Donnerstag, der Anreisetrag wurde zum Kennenlernen, Wiedertreffen genutzt, der Abend zum Plaudern. Freitag fanden am Vormittag in Menterode und Mühlhausen in zwei Schulen Lesungen statt. Die Autorinnen wurden sehr gut aufgenommen, das junge Publikum lauschte interessiert und stellte viele Fragen. Großzügig wurde auf die Pause verzichtet. Alles in allem war dieser Vormittag sehr zufriedenstellend. Der Nachmittag führte diejenigen, die zum ersten Mal zur Wartburg wollten, dorthin. Eine angenehme Busfahrt, ein schöner, gemächlicher Aufund Abstieg bei herrlichem Spätsommerwetter machten diesen Nachmittag zu einem Erlebnis. Helga Thomas - strahlende Siegerin IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 35

36 Die beiden Versammlungen wurden wie immer reibungslos durchgeführt, der Büchertisch war gut bestückt und der Festabend im Kapitelsaal wurde würdig begangen. IGDA Eckhard Erxleben hatte nicht nur einen schreibenden Gast mitgebracht, es stellte sich heraus, dass zu unserer großen Überraschung Rainer Sander (Gast) freundlicherweise den festlichen Abend filmte und die Aufnahmen auch noch als Geschenk für die Anwesenden versenden würde. Das hat dankenswerterweise Eckhard Erxleben erledigt. Ebenfalls überraschend war, dass René, der sein Freiwilligenjahr im Kloster zubringt, für Musik sorgte, die er von der Aufnahme Cordula Scheels (anlässlich ihrer letzten Buchpräsentation aufgenommen) abspielte. Johanna K. Kuppe Sehr überrascht war Cordula Scheel von der Tatsache, dass sie die Descher-Feder 2011 erhalten würde. Eine Auszeichnung, die überfällig war. Renate Weidauer hatte es übernommen, die Laudatio zu halten. Dieser ereignisreiche Tag wurde von einigen Mitgliedern in der klostereigenen Weinstube beendet. Sonntag folgte am Vormittag der allgemeine Abschied, nach und nach reisten je nach Abfahrtsplan die Teilnehmer ab. Nun haben wir wieder unsere Programme, Tageseinteilungen, Verpflichtungen Und wir freuen uns auf das nächste Jahrestreffen in Köln, organisiert von Waltraud Weiß in der Zeit von 28. bis 30. September Das Protokoll der Jahreshauptversammlung wird aus Platzgründen in der Ausgabe 1/2012 veröffentlicht. Immer wieder wird die Frage nach Rudolf Descher gestellt, in dessen Angedenken die IGdA jährlich die nach ihm benannte Feder (Füllfe- Eckhard Erxleben der mit Gravur) verleiht bzw. überreicht. Neben dem Ältestenrat, der die jeweiligen Preisträger auswählt, wird nun neben dem ersten Vorsitzenden, der diesem Gremium angehört, auch der Vorstand über die Verleihung abstimmen. Rudolf Descher war Public Relations Manager von Nordmende. Nebenamtlich war er ab Januar 1963 Redakteur der Zeitschrift PUBLIKATIO- NEN, später der alleinige Besitzer des Verlages. Diese Monatszeitschrift deckte den ganzen literarischen Markt des deutschsprachigen Raumes ab. Es lag ihm sehr am Herzen, saubere Arbeitsbedingungen für Schriftsteller und Schriftstellerinnen anzubahnen, was schließlich zur Gründung der IGdA führte. Ab Juli 1969 war er 1. Vorsitzender der IGdA, 1970 verstarb er. (nachzulesen unter 35 Jahre IGdA, verfasst von René Marti) IGdA aktuell, Heft 3 (2011) Seite 36

37 Eckhard Erxleben Impressionen zum Festakt IGDA Am fand im Kapitelsaal des Kloster Volkenroda der Festakt zur Verleihung der Rudolf-Descher-Feder 2011 statt. Es war eine gute Idee, dass vorher die Autoren Ingrid Benada, Johanna Klara Kuppe, Helga Thomas, Werner Saemann, Georg Walz, Willi Volka, Rainer Sander und Renate Weidauer einige Textproben vorstellen konnten. Die Würde des Kapitelsaales und die gut ausgewählten Musikstücke brachten die Texte gut zur Geltung. Mit gebrochenem Bein, aber ungebrochener klangvoller Stimme führte Othmar Seidner durch das Programm. Ich muss sagen, dass es eine Lesung mit gutem Niveau war und viele Textpassagen mich ansprachen und schöne Gedankenbilder in mir auslösten. Hervorheben möchte ich besonders die Texte von Helga Thomas. Das lag sowohl an der Qualität der Texte und wohl daran, dass die Poesietherapie seit Jahrzehnten auch mein literarisches und berufliches Thema ist. Alle Autoren gaben sich bei den Vorträgen große Mühe. Vielleicht auch ganz besonders, weil der Tagungsgast, Rainer Sander, seine Kamera installiert hatte, um diese wichtige Veranstaltung aufzunehmen. Inzwischen ist die DVD an die Teilnehmer verschickt, und alle können sich das Geschehen noch mal anschauen und die gewonnenen Erfahrungen in Ruhe auswerten. Es war gut zu erleben, dass Rainer Sander als Gast, als Autor und auch als Kameramann diesen Abend und die Tagung insgesamt erfrischend belebte. Nach den Einzelvorträgen näherte sich die Veranstaltung ihrem Höhepunkt. Der 1. Vorsitzende der IGdA e.v. zeichnete die Hamburger Lyrikerin Cordula Scheel mit der Rudolf-Descher- Feder aus. Renate Weidauer, Mitglied des Vorstandes der IGdA, hielt die Laudatio. In emotional ansprechenden Worten schilderte sie den Lebensweg und auch die literarischen Stationen dieser wunderbaren Lyrikerin. Nach dem Auszeichnungsakt kamen wir Zuhörer in den Genuss der Lesung von Cordula Scheel. Das Publikum wurde durch die Musik von Maria Sehrig, Yann Tiersen und Andreas Wilden gut eingestimmt. Wer die Gedichte entspannt genießen möchte, sollte das Buch von Cordula Scheel erwerben. Es heißt Am Rande der Lichtung und ist im Geest- Verlag erschienen. Mir ist vor allem das Gedicht Wünsche im Gedächtnis haften geblieben. Es handelt von der Abreise des Enkeltöchterchens zum fernen Wohnort und vom Geschenk des Kindes. Es waren winzige Rosenknospen in einem weit offenen Glas. Und so blieben die guten Wünsche in der Wasserschwebe und erneuerten sich von Tag zu Tag. In diesem Sinne konnten auch wir der Preisträgerin unsere guten Wünsche aussprechen. Die Festveranstaltung beendete Cordula Scheel mit dem zugleich fröhlichen und melancholischen Ausruf: Was für ein Tag! Anschließend saßen viele Autoren noch in der Weinstube zusammen und sprachen über das Gehörte und so manches, was einem beim Dichten und Denken so in den Sinn kommt. Einige Teilnehmer lauschten am nächsten Tag im Christus-Pavillon dann einem beeindruckenden Jugendchor aus Potsdam. Rainer Sander und ich besuchten vor der Abfahrt noch die Galerie von Petra Arndt, machten einen Abstecher nach Mühlhausen und kehrten am Abend durch ein schönes Erleben bereichert in die Prignitz beziehungsweise in die Altmark zurück. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 37

38 Interner Wettbewerb 2011 IGDA Runde Geburtstage 2011 Die Bestplatzierten des Internen Wettbewerbs wurden genannt und lasen ihre Preisgedichte vor: 1. Platz Helga Thomas Gedicht Nr. 18: Wenn das Feuer 2. Platz Eckhard Erxleben Gedicht Nr. 1: dichterinnen 3. Platz Johanna Klara Kuppe Gedicht Nr. 2: Miriam Wir gratulieren! Wir gratulieren zum 70. Geburtstag Hannelore Fleiss, Karin Gisch, Elfi Grunert, Brigitte Kürten, Volker Wille und Konrad Wirner; zum 80. Geburtstag Werner Vomfelde sowie zum 90. Geburtstag der Doyenne der IGdA Marieluise Erckenbrecht Neues Mitglied Wir heißen Ilona Daniela Weigel aus Böblingen als neues IGdA-Mitglied willkommen. Ilona Daniela Weigel, Böblingen Traum Ich weine Blüten Auf dein Grab Und in der Tiefe der Erde Deine Seele Die die Wärme Meines Herzschlags spürt Dort Wo die Zeit nicht mehr ist Blüht Liebe Und die Sonne kehrt heim in dich Wir begegnen uns wieder Und weinen weiße Lilien In die Nacht Aktivitäten der Mitglieder Barbara BaLo Lorenz, Schwabach SCHWABACH LIEST heißt die wöchentliche Schwabacher Non-Profit-Lesungsreihe, die Schriftsteller Günter Baum und IGdA-Mitglied Barbara BaLo Lorenz seit nunmehr 3 Jahren im Café am Wehr der Familie Nobis anbieten. Die Reihe wurde 2002 von Autorin und Künstlerin Hanne Schnabel ins Leben gerufen und bis 2008 organisiert, als Günter Baum und BaLo übernahmen und das beliebte bürgerschaftliche Kulturkind unter ihre Fittiche nahmen. Die Lesungen finden jeden Dienstag von 17:00 bis 17:45 statt, bis auf die bayrischen Ferienzeiten, Faschingsdienstag und Feiertage, kosten keinen Eintritt und bieten ein vielfältiges Programm. SCHWABACH LIEST an Dienstagen im Café am Wehr, Limbacher Str. 12g, D Schwabach bei Nürnberg in Mittelfranken, 17:00 bis 17:45. Eintritt frei! - organisiert von Günter Baum und Barbara BaLo Lorenz, Tel./Fax: Günter Baum +49(0) , Mobil: Barbara Lorenz +49(0) (im Festnetz: +49(0) ). Mail: balodiba@yahoo. de, Homepage: Facebook: IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 38

39 IGDA Franz Preitler, Graz präsentiert die Anthologie, in der auch Mitglieder der IGdA vertreten sind, Meine Lust ist Leben am 25. November 2011 in Mürzzuschlag/ Österreich Johanna Klara Kuppe, Waiblingen Autor/innen, Monatsgedichte, Wettbewerb-Tags: Barbara Yurtdas, Chanson Populaire, Johanna Klara Kuppe, Nachdichtung, Übersetzung, Volkslied Michaela 16:50 Johanna Klara Kuppe machte mit ihrer Übersetzung eines Chanson Populaire aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das Rennen. Ein schlichtes Lied bekam vor anspruchsvolleren Vorlagen Vorrang. Die waren in Teilen zwar außergewöhnlich übersetzt, aber der eine oder andere Übertragungsfehler hatte sich dabei eingeschlichen. In ihrer Beurteilung, die Sie weiter unten lesen können, macht Barbara Yurtdas deutlich, warum sie Johanna Kuppe und ihrer Übersetzung den Lorbeer zusprach. Intensivieren will Johanna Kuppe auch ihre Lyrikerfahrungen mit Jugendlichen. Am 23. September hat sie vor Gymnasiasten gelesen und will ihnen in ihrer Performance den Zugang zu Gedichten erschließen. Die Planung und Organisation für Lesungen und lyrische Projekte laufen auch für 2012 bei Johanna Kuppe auf Hochtouren. Eine ganz besondere Auszeichnung erhielt Peter Dreyling, Wolframs-Eschenbach: Er hat den erstmalig verliehenen Bayerischen Landespreis 2011 für sein Engagement für Mittelfranken erhalten. Am Di, , wurde Peter Dreyling in Begleitung des ersten Bürgermeisters Michael Dörr, Wolframs-Eschenbach, im Festsaal der Alte Börse in München von der Bayerischen Sozialministerin Ch. Haderthauer der Preis übergeben, eine knorrige Baumscheibe mit der Aufschrift: Bayerischer Landespreis 2011 Reife Leistung, Preisträger Peter Dreyling, Mittelfranken. Aus jedem Regierungsbezirk hielt der Regierungspräsident (oder Stellvertreter) die Laudatio auf den Preisträger. Der Landespreis wurde von der Bayerischen Landesregierung ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass Menschen in allen Lebenslagen zu beeindruckenden Leistungen fähig sind, auch wenn sie über 65 Jahre sind. Peter Dreylings Engagement in Bücherei und Wolframs Museum seit 11 Jahren, als Stadt-Museums- und Münsterführer und als ländlicher Gästeführer (BayernTour Natur ) mit Wanderwegeplanung wurden gewürdigt, als Vorstandsmitglied in verschiedenen Vereinen, dazu seine Leidenschaft, Lyrik zu schreiben und in Lesungen (zuletzt in memoriam 150 Jahre Wolframsbrunnen am Wolfram )vorzutragen, niedergelegt in vier Lyrikbänden ( ) und an seinem LYRIKbaum auf dem Poetenpfad Frankens zu lesen (TV BR-Abendschau, BR1, Radio 8, FLZ, AB) Sein (behindertengerechter) Poesieweg um die Altstadt ist mit dem Wegeplaner Heinz Baudler, Nürnberg, und der Stadt in Vorbereitung. Wir gratulieren sehr herzlich. Helga Thomas, Lörrach gab am eine Lesung zum Thema Zwischenraum zur Vernissage eines Projektes von Meinrad Geiger in dessen Atelier in Inzlingen. Sabine Vess, Zaltbommel/NL wird im Januar 2012 für eine Woche in Israel sein. Im Rahmen einer Studienwoche wird sie da zum Thema Holocaust und Kunst über Bruno Schulz sprechen. Lore Tomalla, Köln...feierte das 33-jährige Bestehen ihres Hamsah Verlages und stellte in der Zeit von erfolgreich im Rahmen des Kölner Literaturevents rheinfeiern ihre Bücher aus. IGdA aktuell, Heft 3 (2011) Seite 39

40 REZENSION Umm Nur - Erzählungen Jonas Navid Mehrabanian al-nemri worthandel verlag, dresden, ISBN Ein Buch orientalischen Charakters, schön und geheimnisvoll durch das halbverschleierte Mädchenantlitz am Cover. 17 kurze Geschichten eines geübten Schreibers. Jede steht für sich und doch alle gefühlsmäßig im losen, undeutlichen Zusammenhang zueinander. Sie sind zwar nicht für Realisten angelegt, bewegen sich im eher Subtilen, Tiefgründigen, Geheimnisvollen; aber in eindeutiger Diktion Wort und Satz sind klar und regelrecht. Originalzitat (Seite 9); Es ist das Vorspiel, Mawwal, Auge, Nacht. Es ist das erste was du hörst, das erste, was sich in dich legen will, sich einklingen, an deinen geschärften Sinnen vorbei, damit du Strom bist und nur das und aus dir brechen Ströme. Obwohl ich Realist bin, gefallen mir die verschleierten, verschlungenen Texte, weil sie dem Leser viel Platz lassen zum Hinein- und Weiterspinnen eigener Gedanken, und zur Anregung für eigene Gestaltung. Für Leser guter Literatur eine gewinnbringende Lektüre. Dieses gut gemachte, im Umschlag schöne Buch, eignet sich als Geschenk sehr gut. Karl Karpisek, Schriftsachverständiger, Autor zahlreicher Bücher Gesicht im Fenster Helga Thomas edition Musagetes, Wien, 2011, Grafik: Mag. Anna Wirski-Saini, Layout: Gaby G. Blattl, ISBN Das Gesicht im Spiegel des nachtdunklen Fensters begegnet Helga Thomas seit etwa 2 Jahren wiederholt über einen längeren Zeitraum. Es erscheint als blindes, getarntes Fenster an einem ihr unbekannten Ort, sie weiß instinktiv, es ist ein verborgener Zugang zur geistigen Welt, zu fremden Räumen, die unruhig machen. Im Zwischenraum/ von dir und mir/ /was wird dort sichtbar?/was spiegelt sich dort? Zwischenräume überall, Gedanken spiegeln Gedanken, alles Feste löst sich auf. Und wird nicht manchmal/das Gesicht des anderen/ zum Fenster, das den Blick in andere Welten ermöglicht? Selbst die Begrenzung des Fensters verschwimmt. Es geht um Auftauchen, Verschwinden, Durchlässigkeit bis zum Vergehen, um meditative Gedanken, die hier zum Buch werden, schön gestaltetet in den blauen Himmel des Covers gebunden, irreführend heiter, wäre da nicht das bedrohliche Fenster, teils blind, teils Spiegel, aus der Form geraten, leicht geöffnet. In welchen Raum hinein? An der Realität metaphysischer Welten hat Helga Thomas als Anthroposophin keinen Zweifel. Umso drängender ihre Frage, wem begegnet sie im nächtlichen Spiegel ihres Fensters? Was drängt ins Licht des dunklen Gevierts, Auge in Auge mit ihr? Der eigene Innenraum wird Weltinnenraum, bevölkert mit geistigen Lebewesen. Wer bist du? Das ist die große Frage ihres hier vorgestellten Buches. Als studierte Psychotherapeutin ist ihr das Zerfallen einer Persönlichkeit in verschiedene Wirklichkeitsebenen vertraut. Dass sie trotzdem zusammengehören gestern, heute, morgen, dass sie die Angst implizieren zu vergehen, sich aufzulösen, dem Tod anheimzufallen: Ich will gesehen werden/von dir/ich will/dass du dich erinnerst/und an mich denkst. Es geht nicht vornehmlich darum, inneren Frieden zu erlangen, Helga Thomas sucht die Erkenntnis, sucht ihr wahres Selbst. Auch auf die Gefahr hin, dabei auf dunkle Wege zu gelangen, sich womög- IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 40

41 REZENSION lich zu verlieren. Schmal ist der Grat. Sie lässt sich ein, weiß, dass sie hierfür den Weg zu ihrem Herzen freigeben, verletzlich bleiben muss, die Suche ein Drahtseilakt ohne Netz. Selbstverständlich verläuft diese Auseinandersetzung mit den Gesichtern und Gesichten nicht linear nach der Vorstellung: Das Leben ist ein Spiegel, je weiter du gehst, desto näher kommst du dir. Nein, Helga Thomas geht es nicht um Weite, sondern um weitere Dimensionen, um ihre Tiefe. Sie hat diese Gedichte in den Heiligen Nächten, den Raunächten, geschrieben. In jenen Tagen also zwischen Weihnachten und dem neuen Jahr, denen von alters her besondere Kräfte und geheimnisvolle Einflüsse zugeschrieben werden, in denen nach alter Weisheit die Grenze zwischen Mensch und Tier, zwischen allen Geschöpfen durchlässig wird. In ihrem Gedicht Adventskalender nimmt sie diese Gedanken auf: Jetzt/- in dieser Zeit -/schauen dich Wesen an/liebliche/anziehende/(nicht individuell)/ // Wer weiß/vielleicht bist du/das Spiegelbild des Wesens/das dich anschaute/einst/oder jetzt/in dieser Zeit. Der lyrische Fluss dieser nur auf den ersten Blick eingängigen Gedichte, der Fragen und der infrage gestellten Antworten betört. Helga Thomas erweist sich einmal mehr als Lyrikerin, die ihre Kunst beherrscht. einst/oder jetzt/in dieser Zeit. Nimm sie zusammen wie ein Bild und unsere Gedanken setzen mit Rilke fort: Nimm uns zusammen/wie ein Bogenstrich/der aus zwei Saiten/ eine Stimme zieht. Die Grafiken von Anna Wirski-Saini begleiten die Gedichte, ihre erzählende Entwicklung mit eigener poetischer Form. Sie geben Fenster wider, blind und spiegelnd, leer und gläsern, unregelmäßig und im Wechsel. Sie spiegeln oder verdecken welchen Innenraum? Nebel fällt über die Fenster, über Verhülltes oder schon Erkanntes? Ist der Nebel eher eine gespiegelte Wolke? Himmlisches und Irdisches, bedrohen sie oder schützen? Manchmal scheint sich eine Gestalt im Ungewissen zu manifestieren, ein Engel, mag sein oder ein Mensch im Wolkennebel. Zugeneigt am Ende des Buches, als die Silhouette einer Frau im Fenster aufscheint. Dazu das Gedicht: Ich /sehe in/dir/was ich/einst war// oder bist du/was ich einst war? Oder bin ich/was du einst warst?// Bote/anderer Welten/ Spiegelbild/ der Zeit in diesem/jetzt//oder/bist du/was ich einst werde/wenn/ich es vermag? Wer bist du? Wer bin ich? Anfang und Ende des Buches schließen sich zum ewigen Kreis. Das alte ora et labora der Benediktiner: Ora et labora et labora ein ununterbrochener Kreislauf des Mühens um Erkenntnis. Bete und arbeite, arbeite... Und wir? Wer sind wir? Welches ist unsere Aufgabe in unserem Leben? Helga Thomas Gesicht im Fenster betrifft uns, macht betroffen. Es ist ein starkes Buch. Cordula Scheel Die Präsentation dieses Buches fand anlässlich des IGdA-Jahrestreffens im Kloster Volkenroda am 24. September 2011 statt. BÜCHER BÜCHER BÜCHER Waltraud Weiß, Köln, zu Johanna Klara Kuppe: Bäume in weiter Landschaft ( 11,00) Gerne nehme ich dieses Buch zum Anlass, über meine Arbeit als Verlegerin zu schreiben. Wenn ich eine Buchpräsentation veranstalte, dann sage ich jedes Mal zu Beginn, dass Bücher machen schöner ist als Liebe machen Alles lacht erst mal verlegen, und dann schließe ich an mit den Worten: Es hält länger an! Es gibt noch eine Gemeinsamkeit im Bücher- bzw. Liebe machen! Die erste Zellteilung! Das werdende (Buch-)Kind wird; und es braucht fast so lange wie eine normale Schwangerschaft, bis es entbunden werden kann. Sie sehen, meine lieben Leserinnen, Büchermachen ist weiblich von der Zellteilung bis zur Ent-Bindung beim Drucker. Dazwischen liegen Monate voller Aufregung, Einfälle, Ängste und Vorfreude. Der/die Dichter/in spürt Leben in allen Atemzügen, Herzklop- IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 41

42 REZENSION fen, Bauchschmerzen, wie Flugzeuge und Schmetterlinge Ja, ja! Es ist wie verliebt zu sein! Es füllt regelrecht aus, den Menschen, Tag und Nacht. Aber deswegen muss ich ja nicht Anderer Buch-Kinder auf die Welt bringen oder doch? In diesem Falle, also hier bei Johanna Klara Kuppe, war das keine lange Überlegung von wegen: 1. Wer macht die Werbung und 2. Wer kommt für die Kosten auf. Erstens wusste ich, dass die Texte gut sind, dass es also ein schönes und wertvolles Buch wird, und zweitens konnte ich mir gut vorstellen, dass Johanna Klara ihr Buchkind in ihrem Umfeld laufen lassen würde und lehren kann und somit für den Vertrieb sorgt. Wenn ich einen Anruf meistens von (jungen) Frauen - erhalte, die mir ihr Manuskript senden wollen, dann frage ich immer, schon bevor ich die Texte kenne: Und wer bezahlt das Buch? Dann kommt jedes Mal die erstaunte Antwort: Dafür sind Sie doch da! So ein Buch kostet je nachdem zwischen und Euro. Woher soll ich die haben? SIE HABEN DOCH SCHON ALLE EINES! Ich weiß, es ist ein blöder Witz, aber wenn Sie meine Kunden, meine Bekannten nicht heiß auf jedes neue Buch von mir in meinem Verlag sind, dann ist das Konto ganz schnell mager und ziemlich blank! Und wie mache ich ein Buch publik? Eine Achtelseite kostet in der Werbung ca Euro und bringt keine einzige Verlagsanfrage. Also muss der Autor, die Autorin ihr Kaufpublikum selbst ansprechen, Familie, Kirche, Buchhandlung um die Ecke, Schwimm- bzw. Turnverein, Arbeitsstelle Wenn der Autor/die Autorin die ersten 50 Bücher verkauft hat, hat er Blut geleckt Die zweiten 50 Bücher arbeiten schon in ihm. Und das ist suchtmachend. Ich weiß es, und ich unterstütze es auch gerne. Ich habe meinen Drucker seit 20 Jahren. Sie können ihn fragen, was wie viel kostet: fester Einband, 80 g Papier, recycelt oder nicht, schwarz-weiß, wie viele Seiten Vor allem die Auflage; und dann beginnen Sie zu rechnen. 350 Stück kosten evtl ,-, das heißt pro Buch 5,-. Das ist aber erst einmal nur der Netto-Betrag. Sie müssen noch % Buchhandelsrabatt und natürlich Ihren Gewinn hinzurechnen. Wenn Sie dann die 350 Bücher einmal verkauft haben, geht es von alleine weiter. Sie können auch im Voraus Werbung für Ihr Buch machen, d. h. Sie lassen alle Ansprechpartner vorbestellen, die ein Buch haben möchten, und dann haben Sie eine (auch finanzielle) Sicherheit, sobald das Buch auf den Markt kommt, und die Pleite steht erst einmal aus. So, nun habe ich über das Büchermachen gesprochen. Ich nahm als Beispiel das Lyrikbuch von Johanna Klara Kuppe. Es heißt: Bäume in weiter Landschaft. Es hat 140 Seiten und kostet 11,00. ISBN Aber einzig und allein wichtig ist: Es ist gute Literatur, eine feine Lyrik, Worte, die wie Streicheleinheiten sind, Gedanken, die uns weiterführen, Ideen, die uns bereichern, und es ist ein tolles Geschenk für alle Generationen. In dem Falle bin ich gerne die Verlegerin. Und mittlerweile hat sich das auch herumgesprochen. Ich helfe von der ersten Zellteilung bis zur Aufnahme der ISBN im VLB. Aber ich mache es nicht für Jedermann und Jederfrau und auch nicht umsonst. Die Autorin, der Autor muss eben Spitze sein, so wie Johanna Klara Kuppe, so wie... IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 42

43 IGDA - SERVICE...NIKE fliegst mir entgegen wendest dich ab sieg in den fallen der tücher trägt schwer deine Hüfte am schmerz siegen zu müssen unter den flügeln zärtlich verbucht das nie stattgefundene leben (zu Nike von Samothrake im Louvre) Büchertisch Dreiklang - Gedichte Eine Buchveröffentlichung im Rahmen der Inge-Czernik-Förderpreisverleihung 2011 an die Preisträger Jürgen Völkert-Marten, Brigitte Pixner und Gabriele v. Hippel-Schäfer: Edition L; ISBN ; Preis: 10,00 Gabriella Hühn-Keller - Pannonische Geschichten - Erzählungen Die persönlichen Erlebnisse der Autorin und ihrer Familie geben Zeugnis von einer gelungenen Integration in neuem Umfeld vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse zwischen den Währungsreformen 1948 und 1989 sowie der neueren Entwicklungen in Ungarn bis ebook; geeignet für Lesegerät Kindle von Amazon und PCs mit Android-Betriebssystem, sofern ein Leseprogramm für das standardisierte epub-format installiert ist. Preis: Apple ibookstore 3,49 (auf ipad & Co. direct aus ibook heraus) Amazon Kindle Shop 3,49 + 0,52 für den Download von epubli ebook Store 3,49 ( Eine der Pannonischen Geschichten wurde der Leserschaft in Ausgabe 3/2011 vorgestellt. Anna Maria Sauseng: Ein Kind zuviel ist ein Versuch, die eigenen Erlebnisse und Erfahrungen zur Verfügung zu stellen, um damit der Leserschaft auch selbst die Möglichkeit zu geben, den oft schmerzlichen Spuren des eigenen Lebens nachzugehen und selbst dort verborgene Quellen zu entdecken. Das Buch ist über Amazon zu beziehen. Wilfried Auer ist in der Anthologie des Höchstadter Autorenkreises wortüber wortunter mit nur fünf weiteren Autoren vertreten. Erschienen im Engelsdorfer Verlag; es beinhaltet Gedichte, Kurzgeschichten und Essays. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 43

44 IGDA - SERVICE Franz Preitler/Autor: Worte wörtlich sprichwörtlich Betrachtungen Druckfrisch verlegt bei tredition. Erhältlich beim Autor Franz Preitler/Herausgeber die ebenso druckfrische Anthologie Meine Lust ist Leben (wird am 26. November präsentiert) Walter Ehrismann: Texte in den Wind Textos en el viento erschienen erstmals 2005 bei Edition Howeg. Nun erscheint das kleine Werk in einer Neuauflage. Fünf kurze Texte auf Deutsch und auf Spanisch aus dem Tagebuch meines Sommeraufenthalts im Hochland von Ecuador, in San Pablo al Lago. Dazwischen zwei Handvoll Zeichnungen aus dem Skizzenbuch. Neuauflage 2011, Edition Howeg, ISBN , CHF 23.- inkl. Versand, auf Wunsch signiert erhältlich beim Autor; Rezension in der folgenden Ausgabe. Edith Kattner: Wo wohnt der Weihnachtsmann Kinderbuch erscheint Anfang Dezember im BS-Verlag Rostock Angelika Bruhn, Reuterstr, 10, Bargeshagen, Preis 6,90 Helga Thomas Gesicht im Fenster edition Musagetes, Wien, 2011 siehe Rezensionen Lieblingsbücher von Johanna Klara Kuppe, Waiblingen: Henry Miller Das Lächeln am Fuße der Leiter Diese Erzählung verfasste Henry Miller für Ferdinand Léger und seinen Zyklus von Zirkus- und Clownbildern. Es ist die Parabel vom Clown, der sich nicht damit zufriedengeben mag, die Leute zum Lachen zu bringen, er möchte ihnen Glückseligkeit schenken. Er ist auf der Suche nach sich selbst, weiß am Ende, er kann nur DER Clown August sein, der er ist. So ist sein Ende eher Beginn, denn wenn man sich selbst findet, beginnt das Leben. Gleichzeitig aber bleibt die Selbstverwirklichung Utopie, denn der Engel der Erlösung (ein Polizist) erschlägt ihn mit seinem Knüppel. Dieses Buch ist eines meiner Lieblingsbücher, weil August der Clown ein Teil jedes menschlichen Lebens ist, eine wahre Geschichte, eine Geschichte, die nicht untergeht, in der ich mich wiederfinden kann mit dem Nebeneinander von Hohem und Niedrigem, von Lächerlichem und Verehrenswertem, in der ich selber stecke. Walter Ehrismann, Urdorf/Schweiz: «So grün war mein Tal», 1939 im englischen Original erschienen, war das Hauptwerk des walisischen Autors Richard Llewellyn (Pseudonym von Richard Dafydd Vivian Llewellyn Lloyd), ein Roman über das Leben in einer Bergbausiedlung im Süden von Wales, 1942 von John Ford mit Maureen O Hara und Walter Pidgeon verfilmt unter dem Titel «How Green Was My Valley». IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 44

45 IGDA - SERVICE Der Streifen wurde für zehn Oscars nominiert, mit fünf Oscars prämiert, und gilt als einer der besten Filmwerke aller Zeiten später, 1975, nochmals verfilmt als sechsteilige Fernsehserie wurde der Film von John Ford ins Verzeichnis der National Film Registry aufgenommen, seiner kulturellen, historischen und ästhetischen Bedeutung wegen. Von Richard Llewellyn, 1906 in London geboren, ist dieser Roman das bekannteste seiner Werke. Der Schriftsteller verbrachte jedoch nur einen Teil seines Lebens in Wales. «Wie grün war mein Tal doch und das Tal jener, die nicht mehr sind» so endet der Roman. (Auszug aus der Essay-Reihe, in der das Glarean Magazin Werke vorstellt, die vom kulturmedialen Mainstream links liegengelassen oder überhaupt von der «offiziellen» Literatur-Geschichte ignoriert werden, aber nichtsdestoweniger von literarischer Bedeutung sind über alle modische Aktualität hinaus. Die Autoren der Reihe pflegen einen betont subjektiven Zugang zu ihrem jeweiligen Gegenstand und wollen weniger belehren als vielmehr erinnern und interessieren. In der nächsten Ausgabe werden wir dieses großartige Essay bringen. Vielleicht regt dieser Beitrag auch Sie an, dieses großartige Buch (wieder) zu lesen. Verfilmt unter dem Titel «How Green Was My Valley». Der Streifen wurde für zehn Oscars nominiert, mit fünf Oscars prämiert, und gilt als einer der besten Filmwerke aller Zeiten später, 1975, nochmals verfilmt als sechsteilige Fernsehserie wurde der Film von John Ford ins Verzeichnis der National Film Registry aufgenommen, seiner kulturellen, historischen und ästhetischen Bedeutung wegen. Von Richard Llewellyn, 1906 in London geboren, ist dieser Roman das bekannteste seiner Werke. Der Schriftsteller verbrachte jedoch nur einen Teil seines Lebens in Wales. «Wie grün war mein Tal doch und das Tal jener, die nicht mehr sind» so endet der Roman.) Ausschreibungen Literaturwettbewerb Zeit - Herausgeberin: Marcella Zulla Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit (Ende, Michael 1973: Momo). Es entsteht ein Lesebuch über die Zeit! Die besten Beiträge werden (voraussichtlich) Ende August 2012 darin veröffentlicht. Gesucht sind Kurzgeschichten und Gedichte, die sich philosophisch mit dem Thema Zeit auseinandersetzen. Was kann es bedeuten, Zeit zu verlieren? Auf welche Arten kann man seine Zeit nutzen? Welche Rolle nimmt sie in unserem Leben ein? Oft bemerken wir erst in besonderen Situationen - oder wenn es bereits zu spät ist - wie wichtig sie für uns ist. Hauptkriterium für alle Beiträge sollte sein, dass der Instanz der Zeit in irgendeiner Form eine zentrale Rolle im Text zukommt. Sie soll an dieser Stelle als Werkzeug bzw. als wichtige Variable der Handlung fungieren, ohne aber dabei der einzige Hauptaspekt zu sein. Das Wort Zeit sollte in der Überschrift vermieden werden, wenn möglich. Vielmehr sollen Lebenssituationen abstrahiert werden, die in bedeutsamem Maß von der Zeit beeinflusst werden. Formale Anforderungen: Pro Autor höchstens drei bisher unveröffentlichte, selbstverfasste (!) Texte in neuer deutscher Rechtschreibung, versehen mit Namen und E Mailadresse; Länge: 1 6 Normseiten; Schriftart: Arial oder Times New Roman, Größe 12, Abgespeichert nur als WORD- oder rtf-dokument. Keine manuellen Zeilenschaltungen, keine Silbentrennung, keine Tabs, keine Einrückungen, keine Sonderzeichen, frei von Grammatik-, Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern. Altersbegrenzung: keine (Bei Minderjährigen muss ein Erziehungsberechtigter den Autorenvertrag unterschreiben). IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 45

46 IGDA - SERVICE Zusätzlich zur Geschichte bitte eine Kurzvita (3 5 Zeilen) und folgende Angaben einreichen: Realname, falls gewünscht zusätzlich ein Pseudonym Vollständige Anschrift und längerfristig gültige -Adresse Einsendeschluss: Erscheinungstermin: Einreichen nur per an:nimmdiretwaszeit@yahoo.de Viel Spaß bei der kreativen Arbeit wünscht Marcella Zulla, Herausgeberin, Wendepunkt Verlag Weitere Infos und Literaturwettbewerbe unter: oder in Facebook (Stichwort Literaturwettbewerb Zeit ) Erratum Bedauerlicherweise hat der Druck-/Tippfehlerteufel im Text von Sabine Vess nicht nur einmal zugeschlagen. Folgende Textstellen sind betroffen: Der Text heißt: Die Menschenschleudern (nicht: die Menschenschleuderin). Es heißt: der fünfte Kreis geht über in die Stadt (nicht: der fünfte Kreis geht über die Stadt). Es heißt: (...) legen jene des dritten, die auch jene des zweiten sind und aus dem ersten stammen... nicht: legen jene des dritte die auch die zweite ist und aus dem ersten stammen...) Es heißt: Die Schläger drängen sich an die Schläger heran, feuern sie an (nicht: feiern sie an) Es heißt: Anfangsschlag (nicht: Anfangschlag). Dafür entschuldige ich mich bei der Autorin und den Lesern. Gaby G. Blattl Von Hanne Strack wurden zwei Gedichte abgedruckt: Auf S. 9 Klassentreffen und unter der Überschrift Außer Konkurrenz ein Gedicht ohne Titel. Der korrekte Name der Autorin lautet Hanna Strack; das auf S. 39 abgedruckte Gedicht stammt nicht aus der Feder dieser Autorin. Auch hierfür unsere Entschuldigung! Gabriela Franze IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 46

47 IGDA - SERVICE Professor Dr. Gertrud FUSSENEGGER, Mitglied des VKSÖ ab 1984, war bis zu ihrem Tode im März 2009 dessen Ehrenpräsidentin. 4. LYRIKWETTBEWERB GERTRUD FUSSENEGGER VER SACRUM Aus Luft, Wolken, Wind, Rauch flog er uns zu und netzte unsere Lippen, Wermut und Honig. Aus Ammenbrust sog ihn das Kind. Im Felde standen die Väter um ihn zu proben. Die Windrose wusste keine andere Botschaft. Hohläugig kehrten sie heim oder auch nicht. Andere, schlechten Atems, waren bereit, die Windrosenbotschaft zu wiederholen. Leben war uns geborgt, täglich von neuem, so hieß es. Und der Verleih, so hieß es, immer daran, seine Tore zu schließen. Heute sind volle Backen die Regel. Heute sind Botschafter unterwegs, die die Windrosenbotschaft längst verrechnet, eingestuft, abgeheftet und in den Moderkeller gelegt zu haben behaupten. Väter sind abgeschafft, Ammenbrüste verdorrt. Leben wird abgefüllt griffbereit in die genormte Flasche. In Luft, Wolken, Wind, Rauch streicht vorüber Wermut einst, Honig einst, uns verweigert, wen zu nähren -? Aus: Gegenruf Gedichte, erschienen 1986 (Otto Müller Verlag Salzburg) Wir laden alle deutschsprachigen Autor/innen, die Lyrik und/oder lyrische Prosa schreiben, ein zur TEILNAH- ME an dem vom Verband Kathol. Schriftsteller Österreichs, A-1010 Wien, Spiegelgasse 3, ausgeschriebenen VKSÖ-LYRIKPREIS 2012 unter dem Motto WINDROSENBOTSCHAFT (abgeleitet aus dem nebenstehenden Gedicht Gertrud Fusseneggers VER SACRUM, Heiliger Frühling) Wir erwarten lyrische Texte, die sich mit der verschlüsselten Botschaft der Dichterin auseinandersetzen, sei es in Abgrenzung oder Fortsetzung ihrer Gedanken: Was ist uns heute aufgetragen? Wo beginnt, wo endet der Heilige Frühling? Was zeigt die Windrose und ihre Bewegung uns Heutigen an? TEILNAHMEBEDINGUNGEN: Pro Autor/in 1 oder 2 Beiträge mit max. je 26 Textzeilen, einzusenden in 5-facher Ausfertigung, anonymisiert per Kennwort od. Kennziffer unter Beilage eines verschlossenen Umschlags mit Angaben zur Person (Name, Anschrift, Tel., , evtl. Geb.-Jahr), dieser außen mit gleicher Kennung versehen. Eingereichte Texte werden nicht retourniert, ein Schriftwechsel über den Bewerb kann auf keinen Fall stattfinden. Die Preisverleihung ist für Montag, den 14. Mai 2012 vorgesehen. Der Wettbewerb ist dotiert mit: 1. Preis Preis 300,-- 3. Preis 150,-- sowie einem Anerkennungspreis für Rang 4 50,--. Die auf die Ränge 5 bis 10 gereihten Bewerbs-teilnehmer/innen erhalten auf Wunsch die kostenfreie Mitgliedschaft beim VKSÖ für die Dauer von 2 Jahren. Die ausgelobten Texte der Ränge 1-20 werden zusammen mit einem Bericht über die Jurorenarbeit in einem besonderen Druckwerk dokumentiert. EINSENDUNGEN können ab sofort erfolgen. Postanschrift wie oben angeführt. IGdA aktuell, Heft 4 (2011) Seite 47 EINSENDESCHLUSS: 15. Januar 2012.

48 Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren e. V. > IGdA < GEGRÜNDET 1967 TREFFEN mit Autorenlesungen LITERATURPREISE Rudolf-Descher-Feder SEMINARE VERÖFFENTLICHUNGEN in der Zeitschrift IGdA-aktuell PRÄSENTATION unserer Mitglieder im Internet Informationsmaterial erhalten Sie bei der Geschäftsstelle der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren (IGdA) e.v., Geschäftsführerin Gaby G. Blattl Anton-Baumgartner-Str. 44/C3/2503 in A-1230 Wien Tel.: +43 (1) oder

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