Mustervortrag Erläuterungen. Gewerkschaften - und du!?
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- Theodor Winter
- vor 7 Jahren
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1 Mustervortrag Erläuterungen Gewerkschaften - und du!?
2 Der vorliegende Mustervortrag richtet sich an Stipendiatinnen und Stipendiaten der Hans-Böckler-Stiftung. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sollen in Kontakt mit Gewerkschaften treten und erfahren, welche Bedeutung diese auch für ihr eigenes (Arbeits-)Leben haben. Dabei sollen ihnen Wege aufgezeigt werden, sich aktiv in die Gewerkschaftsbewegung einzubringen. Bitte beachtet dabei, dass ein Vortrag auf keinen Fall länger als 45 Minuten dauern und genügend Freiraum für Nachfragen und Diskussion lassen sollte. Im Folgenden findet ihr Erläuterungen zu einigen Folien der Präsentation. Folie 3: Ihr Grundprinzip ist das der Solidarität. Hierbei sind Gewerkschaften um umfassende Solidarität bemüht. Das heißt nicht nur solidarisch mit der eigenen Berufsgruppe, oder mit einzelnen Fraktionen der abhängig Beschäftigten (Arbeiter und Arbeiterinnen, Angestellte, Kolleginnen und Kollegen im eigenen Betrieb etc.) zu sein, sondern zu versuchen, die Interessen möglichst vieler Gruppen von Lohnabhängigen mit einzubeziehen. Gegen das Solidaritätsprinzip verstoßend gründen sich immer wieder Spartengewerkschaften, die nur einzelne Arbeitnehmer/innen-Gruppen in einer Branche organisieren. Beispiele dafür sind die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) sowie der Marburger Bund (Ärztegewerkschaft). Darüber hinaus versuchen arbeitgebernahe Gruppen als Gewerkschaft aufzutreten und so die Tarifautonomie zu untergraben, indem sie arbeitgeberfreundliche Tarifverträge abschließen. Beispiele hierfür sind die im Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB) zusammengefassten Gewerkschaften. All diese Gewerkschaften sind nicht Mitglieder des DGBs! 2
3 Obwohl Gewerkschaften in modernen Gesellschaften eine Reihe von Mitteln und Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme und zur Durchsetzung ihrer Interessen haben, beruht ihre potenzielle Gegenmacht letztlich auf ihrem Recht und ihrer Möglichkeit zu streiken. Der Streik als kollektive Form der Arbeitsniederlegung ist ein Alleinstellungsmerkmal von Gewerkschaften und unterscheidet sie etwa von Nichtregierungsorganisation wie attac oder Greenpeace. Die deutschen Gewerkschaften sind Einheitsgewerkschaften eine Lehre aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sie sind unabhängig von politischen Parteien und organisieren alle Beschäftigten einer Branche unabhängig von deren politischer Einstellung. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es den Gewerkschaften sich immer für die Interessen der Arbeitnehmer/innen einzusetzen, unabhängig davon welche Parteien gerade an der Regierung sind. Folie 5: Miserable Zustände im 19. Jahrhundert: Männer, Frauen und Kinder schufteten zwölf Stunden täglich an sieben Tagen in der Woche. Urlaub oder arbeitsfreie Wochenenden gab es nicht und von potentiellen Gefahrenquellen geprägt. Die Arbeitsbedingungen waren schmutzig, laut und heiß. Schlimme Arbeitsunfälle standen auf der Tagesordnung. Keine Kranken-, Arbeitslosen- oder Rentenversicherung Die Hungerlöhne reichten oft nicht zum täglichen Überleben. Proletarier aller Länder vereinigt Euch, mit diesen Worten endet das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels, den theoretischen Vordenkern der Arbeiterbewegung. 3
4 Gemäß deren Erkenntnis, dass nur der Zusammenhalt der Arbeiterschaft den nötigen Druck zur Verbesserung ihrer Lage entfalten kann etwa durch gemeinsame Streiks, gründeten englische Transportarbeiter 1829 die erste Gewerkschaft. Bald darauf schlossen sich überall in Europa die Arbeiter/innen zu Gewerkschaften zusammen und begannen, auf die Verbesserung ihrer Arbeits- und Lebensbedingen hinzuwirken. In Deutschland konnten sie bereits zur Zeit der Weimarer Republik eine stolze Bilanz aufweisen: Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenversicherung sowie geregelte Arbeitszeiten gab es nur dank ihres Einsatzes und Zusammenhalts. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Gewerkschaften in Deutschland verboten. Ihr Vermögen wurde konfisziert und die Gewerkschaftshäuser geschlossen. Aktive Gewerkschafter/innen wurden verfolgt und in Konzentrationslagern ermordet oder gequält. Manchen von ihnen gelang die Emigration, einige leisteten Widerstand. Nach 1945 etablierten sich die Gewerkschaften in Deutschland wieder als starke gesellschaftliche Kraft. Die weltanschaulich orientierten Richtungsgewerkschaften der Vorkriegszeit hatten einen koordinierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus erschwert. Das Prinzip der Einheitsgewerkschaft zu verfolgen, war insofern auch eine Lehre aus dem Nationalsozialismus. Die Gewerkschaften waren in der Nachkriegszeit maßgeblich am Wiederaufbau und an der Demokratisierung der Gesellschaft beteiligt und erkämpften zahlreiche Neuerungen zugunsten der Arbeitnehmer/innen, wie z.b.: Fünf-Tage-Woche (1959 im Bergbau, 1960/61 bei Banken und Versicherungen, 1969 in der Druckindustrie) Kündigungsschutz (1951) Urlaubsgeld (1962) Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (1970) 4
5 In Ostdeutschland entwickelten sich die Gewerkschaften nach dem 2. Weltkrieg in eine andere Richtung. Gemäß dem politischen System der DDR waren sie nicht unabhängig, sondern fungierten als verlängerter Arm der Einheitspartei SED. Nach der Wiedervereinigung schlossen sich die Gewerkschaften in Ost- und Westdeutschland wieder zusammen. Folie 6: Wie die Beispiele der erneuten Arbeitszeitverlängerung zeigen, müssen die hart erkämpften Erfolge ständig verteidigt werden. Folie 8: Globalisierung Produziert wird dort, wo es am billigsten ist ohne Rücksicht auf Menschen und Umwelt. Wettkampf der Staaten um die besten Standortbedingungen : Niedriglöhne und schlechte Arbeitsbedingungen sind die Folge 5
6 Folie 12: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wurde am gegründet. Sie ist entstanden aus einer Verschmelzung der Gewerkschaft Transnet und der Verkehrsgewerkschaft GDBA (ursprünglich: Gewerkschaft Deutscher Bundesbeamten und Anwärter) Folie 15: Gewerkschaftsarbeit im Betrieb bildet sich ab in der: Arbeit der Vertrauensleute Personalrats-Arbeit bzw. Betriebsrats-Arbeit der Arbeit der Jugend- und Auszubildendenvertretung der Arbeit der Schwerbehindertenvertretung Aus der Mitte der organisierten Mitglieder im Betrieb oder in der Verwaltung lassen die Gewerkschaften sogenannte Vertrauensleute wählen. Sie machen die Positionen der Gewerkschaft vor Ort bekannt. wirken als Bindeglied zwischen haupt- und ehrenamtlichen Gewerkschaftern und Gewerkschafterinnen. werben neue Mitglieder. organisieren Bildungsseminare. Betriebsvereinbarungen z.b. über: Pausenregelungen die korrekten Arbeitszeiten Arbeits- und Gesundheitsschutz 6
7 Mitbestimmungsrechte z.b.: Einstellung Eingruppierung Versetzung Kündigung Aufsichtsräte: Die Beschäftigten wählen Vertreter/innen, die alle Arbeitnehmer/innen wahrnehmen, in den Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat kontrolliert den Vorstand und bestimmt die Unternehmensstrategie mit. Die Mehrheit im Aufsichtsrat haben die Anteilseigner/innen. Die Tantiemen aus der Aufsichtsratstätigkeit werden an die gemeinnützige, gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung abgeführt. Folie 16: Tarifpolitik ist das Kerngeschäft der Gewerkschaften. Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände schließen Tarifverträge für ihre Mitglieder und setzen die Standards für Einkommen und Arbeitsbedingungen fest. Hierin sind sie autonom d. h., der Staat muss sich aus der Tarifpolitik heraushalten. Im Zusammenhang mit Tarifverhandlungen darf eine Gewerkschaft zu Streik aufrufen und NUR dann! In Deutschland darf nicht gestreikt werden, um ein politisches Anliegen durchzusetzen. In vielen europäischen Ländern, wie z. B. Frankreich, Italien oder Griechenland, wehren sich die abhängig Beschäftigten von Zeit zu Zeit mit großen Generalstreiks gegen sozialpolitische Verschlechterungen. 7
8 Folie 17: Werktage = Montag bis Samstag, Arbeitstage = Montag bis Freitag 3 Arbeitszeitgesetz Die werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf bis zu zehn Stunden nur verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht Stunden werktäglich nicht überschritten werden. Folie 19 Aber nicht alle Fragen, die für Arbeitnehmer/innen wichtig sind, lassen sich mit der Arbeitgeberseite klären. Deshalb sind Gewerkschaften in einer Vielzahl von Regulierungs- und Vertretungsinstanzen präsent und aktiv. Darüber hinaus nehmen Gewerkschaften Einfluss auf die parlamentarische Politik etwa über: direkte Kontakte, z.b. über den Gewerkschaftsrat der SPD (In diesem Rahmen treffen sich die SPD-Mitglieder unter den Gewerkschaftsvorsitzenden mit dem SPD-Präsidium in der Regel einmal im Monat) Beeinflussung der öffentlichen Meinung mittels Demonstrationen, Lobbyarbeit, Pressearbeit und dergleichen. 8
9 Folie 23: Die monatlichen Mitgliedsbeiträge für Studierende (dual Studierende ausgenommen) sind sehr unterschiedlich. Beispiele: IG Metall: 2,05 Euro ver.di: 2,50 Euro GEW: unterschiedliche Regelungen 9
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