Kirche im Kleinen. Tod und Auferstehung Was feiern wir Ostern?

Transkript

1 Kirche im Kleinen Tod und Auferstehung Was feiern wir Ostern?

2 Inhalt Zugang: vom Leben zum Tod 4 Tod und das große Warum 6 Antwort unseres Glaubens 9 Leben ganz anders 10 Vom Zeugnis zum Glauben 12 Gottes große Wende 14 Neue Richtung seit Ostern 16 Ostern: unverwechselbar Jesus 18 Vom Tod zum Leben 20 Ostern in meinem Leben 22

3 Tod: endliches Leben und Weg zur ewigen Heimat Wir sind nur Gast auf Erden und wandern ohne Ruh mit mancherlei Beschwerden der ewigen Heimat zu. Die Wege sind verlassen und oft sind wir allein. In diesen grauen Gassen will niemand bei uns sein. Nur einer gibt Geleite, das ist der Herre Christ; er wandert treu zur Seite, wenn alles uns vergisst. Gotteslob 656, 1-3 3

4 Zugang: vom Leben zum Tod Es gibt nur einen einzigen Zugang zur Auferstehung: Das ist der Tod. Es gibt keinen anderen. Wenn ein Mensch stirbt, ist das mehr als wir begreifen können. Wir sind ratlos und verstört und wissen nicht, was wir sagen sollen. Und wir sind sehr traurig. Das sind wir auch dann, wenn eine schwere, durch keine ärztliche Kunst mehr aufzuhaltende Krankheit auf den Tod vorbereitet. So viele Fragen, die kein Mensch beantworten kann. Und wenn man sich den Fragen überlässt, dann spürt man, wie man sich im Kreis dreht. Und wie alle Fragen in die eine münden: Warum? Man möchte schweigen. Möchte das tun, was die Freunde tun,

5 als sie den armen Hiob in seiner Not sehen, sie setzen sich zu ihm und weinen. Aber schweigen ist zu wenig. Nicht schweigend dürfen wir uns aus dieser Stunde fortstehlen. Als die Freunde des Hiob sich nach ihrer ersten Sprachlosigkeit gefasst haben, da fangen sie in bester Absicht an, den Hiob zu trösten, und fangen an, aus dem Glauben zu erklären, warum das alles so gekommen ist. Bis der arme Hiob es nicht mehr aushält und ruft: So schweigt doch! Was wisst denn ihr? Nichts wissen sie. Auch wir wissen nichts. Und wir sind ganz bestimmt nicht hier, um uns mit Redensarten zu trösten und mit Sprüchen. Wir erwarten von unserer Religion keine Rezepte, wie alles sich erklärt, aber wir erwarten, dass unsere Religion sich nicht heraushält aus unseren Tränen und uns nicht allein lässt in dem, was uns das Herz schwermacht. 5

6 Tod und das große Warum Wir haben nichts anderes vor uns als das Kreuz. Und wir stellen dieses menschliche Kreuz unter das Kreuz des Herrn, weil wir nicht wissen, wohin. Als Jesus mit 33 Jahren stirbt, stirbt er mit der Frage, die unsere Frage ist: Warum?! Warum, fragt er den Vater am Kreuz. Und er bekommt keine Antwort, so wenig wie wir. Aber dieses Kreuz ist ein Kreuz ganz eigener Art. Es zeigt uns das Bild des leidenden Christus. Aber es ist nicht nur das Kreuz vom Karfreitag, es ist auch das Kreuz von Ostern. Es ist ein Kreuz, das die Passion nicht leugnet, aber überwunden hat. Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung. Gotteslob 205, 1 6

7 Wir werden geboren, um zu sterben. Das ist die deprimierende Lebenserfahrung des antiken Menschen von einer Generation zur anderen. Auch wir können uns nicht gegen die Einsicht wehren, dass sich unser Leben unaufhaltsam auf diesen Punkt zu bewegt. Nicht dass wir ständig daran denken. Aber wenn wir in Ruhe darüber nachdenken, wissen wir, dass es so ist. Aber damit gibt sich der Mensch nicht zufrieden. Er fragt über den Punkt hinaus. Das Sterben kann der Mensch erfahren. Bei anderen erfahren wir das. Und einmal werden wir es bei uns selbst erfahren. Werden wir auch den Tod erfahren? Wir wollen aber eine Antwort! Wer sie sagt, muss sie glauben. Beweisen kann sie niemand. 7

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9 Antwort unseres Glaubens Unser Leben spielt sich ab in Raum und Zeit. Im Tod verlassen wir Raum und Zeit. Was hinter dem Tod ist, kann durch Wahrnehmungen von Zeit und Raum nicht mehr erfasst werden. Für die, die gestorben sind, gibt es kein Zurück in die bisherigen Lebenskategorien. Unser Glaube sagt: Wir verlassen im Tod die vertraute Lebensweise von Raum und Zeit, aber wir verlassen im Tod nicht die Wirklichkeit. Sie werden fragen: Und wie sollen wir uns ein Leben nach dem Tod vorstellen? Das können wir uns gar nicht vorstellen. Aber wir können uns vieles nicht vorstellen, wovon wir dennoch entscheidend leben. 9

10 Leben ganz anders Wenn z. B. ein Kind vor seiner Geburt schon ein Bewusstsein hätte, wie wir es haben und erführe, dass seine Geburt bevorstünde dieses Kind würde sich vor seiner eigenen Geburt schrecklich ängstigen. Es wäre überzeugt: Das überlebe ich nicht. Wir wissen es in diesem Punkt besser. Wir wissen: So wie wir im Mutterleib gelebt haben so leben wir nach der Geburt nicht weiter. Wir verlassen den Mutterleib, aber wir verlassen nicht die Wirklichkeit. 10

11 Grund zum Glauben an ein Leben nach dem Tod ist die Auferstehung Jesu. Auch Jesu Auferstehung hat sich nicht abgespielt in Raum und Zeit. Da sind keine Augenzeugen. Nicht, weil zufällig keine da sind, nein, weil keine dabei sein können. Jesu Auferstehung ist keine Rückkehr in die bisherige Lebensform. Das ist etwas ganz anderes. Die neue Schöpfung hat angefangen. Dass Jesus gestorben ist, das können die Augenzeugen genau beschreiben 11

12 Vom Zeugnis zum Glauben Und die Jünger sagen uns: Der tote Jesus lebt, er hat sich uns zu sehen gegeben. Nicht, dass er in sein früheres Leben zurückgekommen ist, aber er lebt, er ist so wirklich wie wir. Das sind keine Wünsche und geheimen Sehnsüchte. Wir haben uns das nicht eingebildet. Wir haben doch überhaupt nicht damit gerechnet. Wir haben es ja anfangs auch nicht glauben wollen. Er hat Mühe mit uns, bis wir uns nicht mehr dagegen wehren, dass Er es ist, dass der Tote lebt. Das lassen wir uns nicht ausreden, nicht durch Drohung noch durch Gewalt. Würden wir etwas anderes sagen, sind wir Lügner so die Jünger. Unser Glaube besteht darin, dass wir diesen Zeugen glauben. 12

13 In der 4. Präfation für die Osterzeit jubelt die Kirche: In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Vater, in diesen Tagen freudig zu danken, da unser Osterlamm geopfert ist, Jesus Christus. Das Alte ist vergangen, die gefallene Welt erlöst, das Leben in Christus erneuert. Darum preisen wir dich in österlicher Freude und singen mit den Chören der Engel das Lob deiner Herrlichkeit Ob Jesus zum Leben erweckt ist oder nicht, davon hängt alles ab, das betrifft das Fundament unseres Glaubens, den Nerv des Christentums. 13

14 Gottes große Wende Die Hoffnung der Christen heißt Auferstehung der Toten; alles, was wir sind, sind wir im Glauben daran. Das schreibt der christliche Theologe Tertullian um das Jahr 200. Und bis zum heutigen Tag ist dieses Bekenntnis zur Auferweckung Jesu das Zentrum unseres Glaubens. Wie kann es nach einem völligen Scheitern, nach dem schändlichen Tod Jesu am Kreuz zu der fast explosionsartigen Ausbreitung dieser Botschaft und Gemeinschaft kommen? Wie kommt es zur großen Wende? Alle neutestamentlichen Zeugnisse bekennen bei allen Unterschieden im Detail: Gott hat diesen Jesus bestätigt, er hat ihn auferweckt, Christus ist uns erschienen und hat uns ausgesendet. 14

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16 Neue Richtung seit Ostern Da reichen unsere gängigen biologischenmedizinischen Vorstellungen nicht mehr aus. Danach werden wir geboren, und über kurz oder lang müssen wir sterben: vom Leben zum Tod! Ostern zeigt in die umgekehrte Richtung: vom Tod zum Leben! Ungewöhnlich: vom Tod zum Leben. Ein Leben, nicht ohne den Tod, nicht am Tod vorbei, sondern durch den Tod hindurch. Man kann nicht von Ostern sprechen und den Tod übergehen. Das ist der Tag, den Gott gemacht, der Freud in alle Welt gebracht. 16

17 Es freu sich, was sich freuen kann, denn Wunder hat der Herr getan. Verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes Dunkel ist erhellt. Der Herr erstand in Gottes Macht, hat neues Leben uns gebracht. Wir sind getauft auf Christi Tod und auferweckt mit ihm zu Gott. Uns ist geschenkt sein Heilger Geist, ein Leben, das kein Tod entreißt. Wir schauen auf zu Jesus Christ, zu ihm, der unsre Hoffnung ist. Wir sind die Glieder, er das Haupt; erlöst ist, wer an Christus glaubt. Gotteslob 220,

18 Ostern: unverwechselbar Jesus Es geht auf Leben und Tod. Es geht auch an Ostern um den Tod. Oft stellen wir uns dieses Fest ziemlich harmlos vor. Dann denken wir: Karfreitag ist der Tod dran und Ostern das Leben, damit ist der Tod erledigt. Und da wir immer schon von Ostern wissen, ist der Karfreitag im Grunde nicht mehr so ganz ernst zu nehmen, eine Art Panne. Aber der Tod ist nie einfach erledigt. Die Wunden Jesu werden für immer die Merkmale sein, an denen er identifiziert wird. Die Jünger erkennen ihn nicht an seinem Besitz, sondern an seinen Wunden. Die Wunden sind nicht einfach weg, sie sind tief eingegraben in seine Existenz. 18

19 Die Jünger erkennen den Herrn nicht an dem, was er hat, sondern an dem, was er gegeben hat. Nicht irgendein Leben kommt zum Ziel, sondern das Leben dieses Jesus von Nazaret. Unverwechselbar dadurch, dass er sein Leben nicht für sich, sondern für uns gelebt hat. Ihm hat Gott in der Auferstehung recht gegeben. So hat er den Weg vom Tod zum Leben eröffnet. Werden wir ihm auf diesem Weg folgen? Vielleicht spüren Sie: Ostern ist nicht etwa nur eine Theorie über das Ende. 19

20 Vom Tod zum Leben Die Osterbotschaft weist in die Zukunft. Aber diese Zukunft hat schon angefangen. Sie kann anfangen, mitten in unserem Leben. Wer tatsächlich auf diesen Jesus setzt, auf seinen Weg vom Tod zum Leben, für den ändert sich etwas, nicht erst später, sondern schon jetzt. Er wird nicht mehr nach der Devise leben: Jeder ist sich selbst der Nächste. Was man hat, das hat man. Er wird anfangen, zu teilen, von seinem Leben mitzuteilen. Er wird nicht schweigen, wenn er Unrecht sieht und Unmenschlichkeit. Er wird dagegen aufstehen: im Namen dessen, der auferstand vom Tod zum Leben. Das alles kann weh tun. Da stirbt etwas in uns. Aber nur, wer so zu sterben versteht, wird lernen zu leben und zu lieben. 20

21 Wissen wir den Weg? Jesus ist der Weg. Ein Weg vom Tod zum Leben. Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14,6). Darum ist es notwendig, dass ich mich zurück besinne auf das Leben, auf den Weg, den Jesus gegangen ist; dass ich dem Einen nachfolge, der mich unbedingt verpflichtet, meinen Weg zu gehen. So zieht vom neuen Leben Jesu her noch einmal alles an mir vorüber, wofür dieser Jesus stand und wofür er heute steht: Ja, er hat recht, wenn er sich mit Schwachen, Kranken, Armen und auch moralischen Versagern identifiziert. Er hat recht, wenn er die Vergebung ohne Ende fordert, den gegenseitigen Dienst ohne Rangordnung, den Verzicht ohne Gegenleistung. 21

22 Ostern in meinem Leben Deshalb bedeutet Ostern für mich auch, den täglichen Kampf gegen den Tod aufzunehmen. Sterben und Tod gibt es ja nicht nur am Ende des Lebens, sondern mitten in unserem Leben: den Tod der Beziehungslosigkeit von Mensch zu Mensch den Tod der Ohnmacht und der Sprachlosigkeit den Tod der Anonymität und Apathie den Tod der Verkümmerung und geistigen Verkrüppelung den Tod der Betäubung und des Konsums. 22

23 An ein österliches Leben glauben bedeutet deshalb nicht, einen billigen Optimismus in der Hoffnung auf ein Happy End betreiben. An Ostern glauben heißt: praktisch bezeugen, dass in dieser Welt des Todes Jesu neues Leben die universale Herrschaft des Todes gebrochen hat, dass sein Weg zum Leben geführt hat. Wer an die Auferstehung glaubt, ergreift die Partei des Lebens, wo immer Leben verletzt, geschändet, zerstört wird, sodass der Tod unter uns nicht das letzte Wort behält. 23

24 Keiner soll alleine glauben. Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken fördert die Weitergabe des Glaubens, Orte der Begegnung und der Gemeinschaft sowie die pasto rale Begleitung von katholischen Christen, die in einer Minderheitensituation ihren Glauben leben. Als Hilfswerk für den Glauben unterstützt das Bonifatiuswerk Katholiken in Deutschland, Nordeuropa und im Baltikum. Unterstützen Sie katholische Christen in der Minderheit und ermutigen Sie Menschen im Glauben durch das Bonifatiuswerk. Herausgegeben von: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, Generalsekretär Msgr. Georg Austen Verantwortlich: Verena Schäfers Autor: Pfarrer Dr. Bert Gruber Redaktion: Josef Bilstein Konzeption / Design: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken Kamp Paderborn Spendenkonto BLZ IBAN DE BIC GENODEM1BKC Bank für Kirche und Caritas Paderborn eg Gern senden wir Ihnen weitere Hefte»Kirche im Kleinen«zu. Bestellung unter Tel.: / , bestellungen@bonifatiuswerk.de oder unter