RAUMNUTZUNG UND VERHALTEN EINES IMMATUREN GRAUKRANICHS (GRUS GRUS) IN MECKLENBURG-VORPOMMERN WÄHREND DER ÜBERSOMMERUNG 2015.

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1 Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Masterarbeit Am Institut für Geographie und Geologie und Zoologisches Institut und Museum, Universität Greifswald Erstprüferin: Dr. Angela Schmitz Ornés Zweitprüferin: Dipl. Landschaftsökologin Anne Kettner Sommersemester 2016 RAUMNUTZUNG UND VERHALTEN EINES IMMATUREN GRAUKRANICHS (GRUS GRUS) IN MECKLENBURG-VORPOMMERN WÄHREND DER ÜBERSOMMERUNG Peer Heinrich Master of Science, Nachhaltigkeitsgeographie 6. Fachsemester Matrikel-Nr & Wilhelm Linke Master of Science, Biodiversität und Ökologie 6. Fachsemester Matrikel-Nr Eingereicht am:

2 Inhaltsangabe Glossar... iv Abbildungsverzeichnis... v Tabellenverzeichnis... v I Einleitung Forschungsfragen und Zielsetzung der Arbeit Naturräumliche Einordnung des Landkreises Vorpommern-Rügen Naturraumtypen Klimatische Bedingungen Die landwirtschaftliche Nutzung Biologie von immaturen Kranichen Kranich/ Steckbrief Mütze Institution (Kranichschutz Deutschland)... 5 II Methodik Untersuchungszeitraum Methoden der Datenaufnahme Eigene Beobachtungen (Scan Sampling-Methode) GPS-Daten und Sender Dichteanalyse Signifikanz ACC-Daten III Ergebnisse Raum- und Habitatnutzung von Mai bis Juli Flächennutzung und Auswahl von Habitaten und Räumen Aufgesuchte Standorte im Mai Aufgesuchte Standorte im Juni Aufgesuchte Standorte im Juli Übersicht der Hauptaktionsräume im Gesamtzeitraum Schlafplätze Günzer See und Seewiesen Flachwasserbereich zwischen Zingst und dem Großen Werder Feldsölle Weitere Schlafplätze Nahrungsflächen Andere Flächen ii

3 1.2 Aktionsräume und Mobilität Nutzung bereits bekannter Habitate und Räume aus dem Vorjahr Gegenüberstellung der genutzten Aktionsräume und Mobilität nach Monaten Bewegungsprofil im Mai Bewegungsprofil im Juni Bewegungsprofil im Juli Mobilitätsverhalten zwischen Schlaf- und Nahrungsflächen Verhaltensanalyse ACC-Daten Muster ohne Ausschläge (Passivität) Aktivität anzeigende Muster Muster mit intensiven Ausschlägen (Fliegen oder Rennen) Weitere Muster Scan-Sampling Zusammensetzung des Verhaltens in unterschiedlichen Habitaten Verhalten im Verlauf des Untersuchungszeitraums IV Diskussion Bewertung der Datenqualität Scan - Sampling GPS - Daten ACC - Daten Raum- und Habitatnutzung von Mai bis Juli Gründe der Auswahl von Habitaten und Räumen Schlafplätze Nahrungsfläche Andere Flächen Aktionsräume und Mobilität Ursachen für die Nicht- bzw. Nutzung bereits bekannter Habitate aus dem Vorjahr Ursachen für die Änderung der Aktionsräume und Mobilität Naturschutzfachliche Qualität der Habitate und Aktionsräume Bedeutung von Schutzgebieten Nationale Schutzgebiete Europäische Schutzgebiete Weitere Schutzmaßnahmen und Erfolge Auswirkungen von Fragmentierung/ Infrastruktur auf den Kranich iii

4 3. Verhaltensanalyse ACC-Daten Scan-Sampling V Fazit Zusammenfassung Sumary VI Literatur VII Anhang... i VIII Ehrenwörtliche Erklärung... viii Glossar ACC- DATEN - Bewegungs- /Beschleunigungsdaten ETHOGRAMM - Aktions-, Verhaltenskatalog ETHOLOGIE - vergleichende Verhaltensforschung FDR - False Discovery Rate FFH - Flora-Fauna-Habitate GIS - Geoinformationssysteme HPNV - die Heutige Potenzielle Natürliche Vegetation KONFIDENZNIVEAU - gibt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Lageschätzung eines statistischen Parameters (zum Beispiel eines Mittelwertes) aus einer Stichprobenerhebung auch für die Grundgesamtheit zutreffend ist LSG - Landschaftsschutzgebiet MESZ - Mitteleuropäische Sommerzeit NABU - Naturschutzbund Deutschland NLPZ - Nationalparkschutzzone NSG - Naturschutzgebiete PSU - Practical Salinity Units = praktische Salzgehalts-Skala (Salzgehalt des Wassers in g. pro Liter) SCAN SAMPLING - die Aufzeichnung des gerade sichtbaren Verhaltens in regulären Zeitabständen SHAPEFILE (SHP) - ist ein von ESRI ursprünglich für ArcView entwickeltes Format für Geodaten SPECIAL PROTECTION AREA (SPA) - steht hier für Europäische Vogelschutzgebiete WWF - World Wildlife Fund iv

5 Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: ACC-MUSTER FÜR PASSIVITÄT ABBILDUNG 2: ACC-MUSTER FÜR FLUGPHASEN ABBILDUNG 3: ANZAHL BEOBACHTUNGEN IN HABITATEN (MAI-JULI) ABBILDUNG 4: ANZAHL BEOBACHTUNGEN AUF VERSCHIEDENEN STANDORTEN (MAI-JULI) ABBILDUNG 5: ANZAHL BEOBACHTUNGEN IN HABITATEN (MAI) ABBILDUNG 6: HOT SPOTS-ANALYSE (MAI) ABBILDUNG 7: ANZAHL BEOBACHTUNGEN IN HABITATEN (JUNI) ABBILDUNG 8: HOT SPOTS-ANALYSE (JUNI) ABBILDUNG 9: ANZAHL BEOBACHTUNGEN IN HABITATEN (JULI) ABBILDUNG 10: HOT SPOTS-ANALYSE (JULI) ABBILDUNG 11: HOT SPOTS-ANALYSE (MAI-JULI) ABBILDUNG 12: HOT SPOTS-ANALYSE IM (MAI-JULI) ABBILDUNG 13: BEWEGUNGSPROFIL VOM ABBILDUNG 14: BOXPLOT-MODEL; BEWEGUNGSPROFIL DER ZURÜCKGELEGTEN TAGESSTRECKEN (MAI-JULI). 44 ABBILDUNG 15: BEWEGUNGSPROFIL DER ZURÜCKGELEGTEN STRECKE PRO WOCHE (MAI-JULI) ABBILDUNG 16: BEWEGUNGSPROFIL DER ZURÜCKGELEGTEN STRECKE PRO TAG (MAI-JULI) ABBILDUNG 17: AKTIONSRADIUS PRO TAG, AUSGEHEND VOM SCHLAFPLATZ (MAI-JULI) ABBILDUNG 18: ACC-DATEN HÄUFIGE & MARKANTES MUSTER ABBILDUNG 19: ANZAHL BEOBACHTUNGEN VON VERSCHIEDENEN VERHALTENSWEISEN (MAI-JULI) ABBILDUNG 20: ANZAHL BEOBACHTUNGEN VON VERSCHIEDENEN NAHRUNGSAUFNAHMEVERHALTENSWEISEN (MAI-JULI) ABBILDUNG 21: VERHALTENSWEISEN IN VERSCHIEDENEN HABITATEN (MAI-JULI) ABBILDUNG 22: NAHRUNGSAUFNAHMETYPEN IN VERSCHIEDENEN HABITATEN (MAI-JULI) ABBILDUNG 23: ALLGEMEINES VERHALTEN, ANZAHL DER BEOBACHTUNGEN (MAI) ABBILDUNG 24: VERHALTEN BEI NAHRUNGSAUFNAHME, ANZAHL DER BEOBACHTUNGEN (MAI) ABBILDUNG 25: ALLGEMEINES VERHALTEN, ANZAHL DER BEOBACHTUNGEN (JUNI) ABBILDUNG 26: VERHALTEN BEI NAHRUNGSAUFNAHME, ANZAHL DER BEOBACHTUNGEN (JUNI) ABBILDUNG 27: ALLGEMEINES VERHALTEN, ANZAHL DER BEOBACHTUNGEN (JULI) ABBILDUNG 28: VERHALTEN BEI NAHRUNGSAUFNAHME, ANZAHL DER BEOBACHTUNGEN (JUNI) ABBILDUNG 29: BEFAHRUNGSREGELUNG DER SCHUTZFLÄCHEN IM NATIONALPARK VORPOMMERSCHE BODDENLANDSCHAFT Tabellenverzeichnis TABELLE 1: VERHALTENSKATALOG VON MÜTZE... 9 TABELLE 2: STANDORTE UND HABITATE TABELLE 3: DICHTE (GPS-DATEN) PRO KM² (MAI) TABELLE 4: DICHTE (GPS-DATEN) PRO KM² (JUNI) TABELLE 5: DICHTE (GPS-DATEN) PRO KM² (JULI) TABELLE 6: DICHTE (GPS-DATEN) PRO KM² (MAI- JULI) TABELLE 7: RÄUMLICHE EINORDNUNG DER SCHLAFPLÄTZE ZU ANDEREN HABITATEN UND STÖRQUELLEN TABELLE 8: BOXPLOT-MODEL; DATEN DES BEWEGUNGSPROFILES DER ZURÜCKGELEGTEN TAGESSTRECKEN TABELLE 9: ACC-DATEN, AKTIVITÄTSPROFIL TABELLE 10: ACC-DATEN, PHASEN DER AKTIVITÄT & PASSIVITÄT & FLUGPHASEN TABELLE 11: ANZAHL DER AUFNAHMEN & BEDINGUNGEN PRO TAG TABELLE 12: SCHUTZGEBIETE & IHRE BEDEUTUNG FÜR DEN KRANICH MÜTZE v

6 I Einleitung (Peer Heinrich) Der Kranich gilt seit jeher als der Vogel des Glücks und als Bote des Frühlings. Seine Trompetenrufe sind äußerst markant und jedes Jahr zu Beginn des Frühjahres in aller Deutlichkeit zu vernehmen. Dies äußert sich lautmalerisch in seinem Namen wie das englische crane. Dieser unverkennbare Ruf hat ihm auch seinen wissenschaftlichen Gattungsnamen Grus gegeben, was sich vom lateinischen Congruere (= übereinstimmen) ableiten lässt und unter anderem auf die gemeinsamen Duett- und Warnrufe der Vögel hindeutet. Ein Vogel mit starker Symbolkraft, der in zahlreichen Dichtungen, Mythen sowie der Geschichte verschiedenster Kulturkreise seinen Einzug findet. So symbolisiert er für uns unter anderem Klugheit, Wachsamkeit, Vorsicht und Vernunft. Nicht nur der Grus grus findet sich in diesen Erzählungen wieder sondern auch viele andere Kranicharten. Leider wurde der Kranich aber auch schon immer durch menschliche Nachstellungen heimgesucht. So konnte nachgewiesen werden, dass bereits in der Jungsteinzeit sein Fleisch, seine Eier und sein Gefieder verwertet wurden. Besonders im Mittelalter galten sein Fleisch als Delikatesse und seine Federn am Hof als kostbares Accessoire. In der jüngsten Vergangenheit war er besonders den Bauern ein Dorn im Auge. Heutzutage steht der Vogel unter Schutz, sodass man hoffen kann, dass sich auch zukünftige Generationen an diesem Vogel mit seinen unverkennbaren Balztänzen und Trompetenrufen, erfreuen können (MEWES et al. 2007). Gerade in Mecklenburg - Vorpommern gehört der Kranich zu den auffälligsten Tieren in der heimischen Vogelwelt, sodass er im Allgemeinen ein gesteigertes Interesse in der breiten Bevölkerung hervorruft. 1. Forschungsfragen und Zielsetzung der Arbeit (Wilhelm Linke) Diese Arbeit behandelt das Verhalten eines besenderten immaturen Kranichs auf verschiedenen Habitaten. Durch die Synthese der dargestellten Verhaltensweisen sollen möglichst Rückschlüsse auf verschiedene Nutzungsarten herausgestellt werden. Es gibt bisher kaum Arbeiten, die sich auf einen einzelnen immaturen Kranich konzentrieren. Da noch viele Wissenslücken u. a. in dem Bereich der Übersommerung bestehen, ist es unser Anliegen einen Beitrag zu leisten, diese zu schließen. Es wäre schön, wenn die erworbenen Kenntnisse auch u. a. bei landschaftsplanerischen als auch naturschutzfachlichen Entscheidungsprozessen eine Berücksichtigung finden. In diesem Zusammenhang stellen sich verschiedene Fragen, von denen wir einige im Rahmen dieser Abschlussarbeit zu beantworten versuchen. 1. Wie sieht das Verhalten eines immaturen bzw. einjährigen Kranichs während der Übersommerung (in einem von uns vordefinierten Gebiet) Mecklenburg-Vorpommern aus? a. Welche Aktionsräume werden ersichtlich? b. Welche Flächen und Habitate werden genutzt? c. Wie sieht die Nutzung aus? 2. Welche Eigenschaften haben die vom Kranich genutzten Räume? a. Wie häufig werden sie genutzt? b. Warum werden diese genutzt? c. Treten bei der Nutzung der Räume bestimmte Muster oder Veränderungen auf? i. Im Bezug zur zeitlichen Komponente ii. In Bezug auf das Verhalten 1

7 3. Lassen sich Handlungsempfehlungen für die Landschaftsplanung o. ä. aus den gewonnenen Erkenntnissen ableiten? Dadurch, dass der Kranich Mütze keinerlei Bindung zu Altvögeln hat und sich noch nicht verpaart hat, ist er was die räumliche Nutzung betrifft, flexibler als andere Kraniche, was einen größeren Aktionsraum bedeutet kann. Damit einhergehend sind folgende Aspekte: Zurücklegen von größeren Strecken zwischen Schlafplatz und Nahrungsplatz, sowie flexiblere Standortwahl im Allgemeinen mehr Kontakt zu Artgenossen durch größere Gruppengrößen Mithilfe der Besenderung des Kranichs Mütze, aber auch durch eigene Beobachtungen entstehen viele Möglichkeiten, das zu erwartende flexible, nicht-kontinuierliche Verhalten z. B. auf Standorttreue oder dessen Ausbleiben zu dokumentieren. So ist es möglich, durch diese permanente Datenerfassung auf ein breites und facettenreiches Spektrum an Informationen zurückzugreifen, welche uns bei der Beantwortung hilfreich sein kann. Einige Versuche auf Grundlage vergleichbarer Datenquellen ähnliche Fragen zu beantworten sind bereits gemacht worden. In KETTNER & NOWALD (2015) werden dabei auch grobe Verhaltensmuster von einem der drei 2013 mit diesen Sender-Typ ausgestatteten Kranich anhand von GPS-Koordinaten beschrieben. Wir haben uns bewusst für den immaturen Kranich Mütze entschieden, der zu Beginn des Untersuchungszeitraumes ca. 1 Jahr alt war, da er im Landkreis Vorpommern Rügen seinen Schlupfort hat. Dies bedeutet, dass er aufgrund der räumlichen Nähe zur Universitätsstadt Greifswald und damit unserem Standort, als Versuchsobjekt am besten geeignet erschien (Näheres im Kapitel 4.). In den folgenden Abschnitten folgt ein naturräumlicher und klimatischer Überblick der Brutheimat des Vogels. Dabei wird besonderes der Fokus auf die Eigenschaften der natürlichen Umgebung gelegt, da sie das Vorkommen, die Verhaltensmuster und Bewegungen der Vögel beeinflussen und mitprägen. 2. Naturräumliche Einordnung des Landkreises Vorpommern-Rügen (Peer Heinrich) Mecklenburg-Vorpommern liegt im nordöstlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland. Im Westen grenzen Schleswig-Holstein und Niedersachsen an das Bundesland, im Süden Brandenburg. Im Osten grenzt das Land an Polen, im Norden an die Ostsee, die eine natürliche Grenze bildet. Rügen und Usedom sind von den insgesamt 62 Inseln, die Mecklenburg-Vorpommern aufweisen kann, die beiden größten Inseln Deutschlands. Die Küstenregion mit einer Gesamtlänge von ca km ist besonders stark durch maritime Einflüsse bestimmt (WEIß 1996). Mit einer Gesamtfläche von km² ist Mecklenburg das sechstgrößte Flächenland Deutschlands (STATISTISCHES BUNDESAMT, 2015). Die Landeshauptstadt ist Schwerin mit Einwohnern. Die größte Stadt ist Rostock mit ungefähr Einwohnern. Mecklenburg-Vorpommern ist mit einer durchschnittlichen Einwohnerzahl von 69 Einwohner/km² das Bundesland mit der geringsten Einwohnerdichte. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf etwa 1,6 Mio. Menschen (STATISTISCHES LANDESAMT MECKLENBURG-VORPOMMERN 2016). Ganz Mecklenburg-Vorpommern ist durch eiszeitliche Reliefbildungen sowie seit dem Mittelalter durch großflächige Brandrodungen und spätestens seit den1950er Jahren stark durch anthropogene Einflüsse geprägt (WILKENING 2002). Diese Maßnahmen führten zu Einebnungen von kleineren Senken 2

8 und Höhen sowie umfassenden Rodungen und Aufforstungen von schnell wachsenden Nadelhölzern an anderer Stelle. Zu den angewendeten Schritten gehörten eine großräumige Absenkung des Grundwasserspielgels und die Trockenlegung von Niedermooren zur Gewinnung von Landnutzungsflächen sowie die Entfernung von Kleingehölzen und anderen Kleinstrukturen. Spätestens seit der Kollektivierung und der verstärkten Industrialisierung der Landwirtschaft, was zu einer vielfachen Vergrößerung der landwirtschaftlich genutzten Flächen führte, ist eine relativ hohe Homogenität des Landschaftsbildes zu erkennen. Eine erhöhte Erosion durch Mineraldüngereinträge, Bodenverdichtung durch schwere Landmaschinen sowie Eutrophierung von Gewässern waren die negativen Folgen (LUNG 2009). All dieses hat die Voraussetzungen für ein Vorkommen von Kranichen mit beeinflusst. Der Verwaltungsbezirk Vorpommern-Rügen existiert seit der Kreisgebietsreform erst seit 2011 und ging aus dem administrativen Zusammenschluss der Landkreise Rügen und Nordvorpommern hervor. Die Gesamtfläche von Vorpommern-Rügen beträgt km². Insgesamt wohnen derzeit ungefähr Menschen in dieser Region. Die größte Stadt ist Stralsund mit knapp Einwohnern (STATISTISCHES LANDESAMT MECKLENBURG-VORPOMMERN 2016). 2.1 Naturraumtypen (Peer Heinrich) Vorpommern-Rügen gehört zur Großregion Mitteleuropa. Bei der naturräumlichen Gliederung lässt sich feststellen, dass dieses Gebiet hauptsächlich durch zwei terrestrische Landschaftszonen geprägt ist, durch das Ostseeküstenland und das Vorpommersche Flachland sowie einen küstennahen marinen Naturraum, der Arkonasee. Die Landschaftszone des Ostseeküstenlandes umfasst den Bereich der Küste und das unmittelbar daran anschließende Hinterland. Dieser Bereich wird direkt vom Klima der Ostsee und der von ihr ausgehenden Prozessen wie dem Küstenausgleichsprozess beeinflusst. Ein besonderes Augenmerk soll in dieser Arbeit auf die Großlandschaft des Nördlichen Insel- und Boddenlandes gerichtet werden, in der sich der Vogel hauptsächlich aufhielt. Den größten Teil dieser Region nimmt jedoch die Landschaftszone des Vorpommerschen Flachlandes ein, die sich südlich an das Ostseeküstenland anschließt. Prägend für diese Zone ist ein flaches bis welliges Relief, was im Zuge der letzten Eiszeit geprägt wurde. Der marine Bereich zeichnet sich durch einen niedrigen Salzgehalt von 8 bis 12 PSU aus und liegt damit niedriger als der der Beltsee mit 12 PSU. Aufgrund der Darßer Schwelle kommt es zu einem schlechten Wasseraustausch zwischen der offenen Beltsee und der Arkonasee. Diese Landschaftszone lässt sich weiter in mehrere Großlandschaften untergliedern, wobei den inneren Seegewässern der Arkonasee, welche den Barther Bodden mit einschließt, hier in der Arbeit eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Hier gibt es besonders viele kleine Buchten und breite, flache Verlandungsufer, die durch Schilfgürtel und Schilfinseln gekennzeichnet sind. Früher gab es noch Salzgrasländer, die jedoch durch Eindeichung weitestgehend verschwunden sind. Die Wassertiefe beträgt im Mittel 2 bis 5m. Die heutige potenzielle natürliche Vegetation (HPNV) besteht hauptsächlich aus Buchenwäldern in unterschiedlichsten Ausprägungen und Erlen-, Erlen-Eschen- und Birkenbruchwäldern, welche sich in grundwasserbeeinflussten Niederungen oder Mulden mit Moorbildungen ausgebildet haben. 3

9 Darüber hinaus zählen Überflutungsmoore, Dünen, Regenmoore und Spülsäume dazu, welche die waldfreien Lebensräume in Vorpommern-Greifswald bilden (LUNG 2009). 2.2 Klimatische Bedingungen (Peer Heinrich) Das Klima ist generell subatlantisch geprägt und unterliegt somit starkem ozeanischem Einfluss. D.h. hier haben wir hohe Luftdruckgradienten und Windgeschwindigkeiten sowie Luftfeuchtigkeit und Niederschläge mit einem Jahresmittel von 575 mm (auf Rügen noch höher), was diese Region zu einer der feuchtesten in ganz Mecklenburg-Vorpommern macht. Demgegenüber stehen eine niedrigere Frostgefährdung und Winterstrenge sowie eine geringere Temperaturamplitude. Die direkten klimatischen Einflüsse der Ostsee sind landeinwärts bis zu 30 km nachweisbar (LUNG 2009). 2.3 Die landwirtschaftliche Nutzung (Peer Heinrich) Der größte Teil der Flächennutzung wird durch ackerbauliche Landwirtschaft bestimmt. Diese vergleichsweise waldarmen Gebiete werden durch grundwasserbeeinflusste Buchen- und Eichenmischwälder ergänzt, welche für die Landwirtschaft nicht nutzbar gemacht werden können. Der Waldanteil von Mecklenburg-Vorpommern liegt bei ungefähr 20% und damit unter dem Bundesdurchschnitt. Besonders die Küstengebiete mit der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, Hiddensee und Rügen sind stark durch den Tourismus geprägt (LUNG 2009). 3. Biologie von immaturen Kranichen (Wilhelm Linke) Immature Kraniche bleiben nach dem Schlüpfen im Frühsommer als Nestflüchter stets bei den Elterntieren und lernen u. a. von ihnen, welche Nahrung wie aufzunehmen ist und welche potentiellen Gefahren für sie existieren. Dabei reagieren Elterntiere zur Brutzeit besonders sensibel auf Störreize. Häufig werden weiterhin die Flächen zur Nahrungssuche und zum Schlafen aufgesucht, die im näheren Umkreis zum Brutrevier liegen. Erst später, zur Herbstrast, sind sie oft ein Teil größerer Gruppen von Kranichen, die dann auch auf anderen Flächen unterwegs sind. Diese setzen sich meist aus abgeernteten Getreide- und Maisfeldern zusammen, die eine geeignete Nahrungsquelle zum Anlegen von Fettpolstern für den langen Flug nach Süden darstellen. Nach der Überwinterung kommen die Kraniche im Frühjahr wieder in ihre beheimatete Region zurück. Die jetzt knapp ein Jahr alten Jungvögel kehren ebenfalls oft dorthin zurück, leben aber bereits unabhängig von ihrer restlichen Familie. Kraniche werden frühestens mit drei Jahren geschlechtsreif und verpaaren sich dementsprechend erst später. Trotzdem kann es in den ersten Jahren zu Ansätzen einer Paarbildung kommen. Aufgrund ihres geringen Erfahrungsschatzes haben immature Kraniche eine höhere Sterblichkeitsquote als adulte Tiere. Sie bilden zusammen mit Nichtbrütern im Verlauf des Sommers unterschiedlich großen Trupps in verschiedener Konstellation, um gemeinsam in geeigneten Habitaten auf Nahrungssuche zu gehen oder zu schlafen. Dabei kommt es des Öfteren zu Standortwechseln zwischen den favorisierten extensiv genutzten Wiesen und Weiden (MEWES 2007). Ein einjähriger Kranich besitzt ein von den adulten (erwachsenen) kaum unterscheidbares Gefieder. Allein die Schmuckfedern der Schleppe (untere Federn am Schwanz) sind noch nicht komplett ausgeprägt und die Kopf- und Gesichtszeichnung ist im Vergleich zu mehrjährigen Vögeln noch nicht so kontrastreich. Kraniche mausern ihr Kleingefieder jedes Jahr zwischen Frühjahr und Herbst. Erst im dritten Jahr werden auch die Großschwingen gemausert, etwa Mitte Mai bis Anfang Juli (GLUTZ 4

10 VON BLOTZHEIM 1994). Ende Juli/ Anfang August werden dann wieder große Sammelplätze mit bis zu zehntausenden Individuen aufgesucht, um Herbst erneut die Reise in Gebiete anzutreten, die selbst im Winter kaum Tage mit Schneebedeckung aufweisen und damit ideal zur Nahrungssuche und Überwinterung geeignet sind. 4. Kranich/Steckbrief Mütze (Wilhelm Linke) Diese Arbeit konzentriert sich in erster Linie auf den Kranich namens Mütze. Dieses Einzelkind wurde am mit der Farbkombination Y/Bu/Bu - Y/Bk/Y (linkes Bein: Gelb/Blau/Blau, rechtes Bein: Gelb/Schwarz/Gelb) bei der Ortschaft Niedermützkow südwestlich der Ortschaft Niepars in Mecklenburg-Vorpommern beringt. Zusätzlich wurde der Kranich als einer von wenigen in 2014 besendert. Der GPS-GSM-Sender von e-obs gehört zu denen, die seit 2013 vom Kranichschutz Deutschland (NABU, WWF, Lufthansa Umweltförderung) eingesetzt werden (NOWALD, G., KETTNER, A. 2015). In den ersten Monaten bis zum Herbstzug in Richtung Süden bewegte sich Mütze mit den Elterntieren im Umkreis seines Beringungsstandortes begrenzt durch Velgast im Westen und der Darß-Zingster Boddenkette im Norden. 5. Institution (Kranichschutz Deutschland) (Peer Heinrich) Das Kranich-Informationszentrum in Groß Mohrdorf besteht in seiner heutigen Form seit Es liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, einem der größten Kranich-Rastgebiete in Europa. Führungen, Vorträge sowie Kartier-Fahrten und wissenschaftliche Abhandlungen werden vom Zentrum aus koordiniert und gestartet. Die Aufgabe des Zentrums besteht darin, öffentlichkeitswirksam und wissenschaftlich den Schutz der Kraniche auf regionaler, nationaler sowie internationaler Ebene zu sichern und zu fördern. Touristen, aber auch einheimische Bürger sollen mit der Lebensweise der Tiere vertraut gemacht werden, um mit dem erlangten Wissen besser auf die Bedürfnisse der Vögel eingehen zu können. Somit kann auf öffentlicher Ebene erreicht werden, dass sich die so gesteigerte Akzeptanz und Wahrnehmung gegenüber den Kranichen in der erhöhten Bereitwilligkeit diese zu schützen auswirkt. Bis heute (2016) haben über Besucher das Zentrum besucht. Der wissenschaftliche Arbeitsbereich nimmt einen ebenso wichtigen Teil ein. Hier wird der Versuch unternommen, durch unterschiedlichste Studien das Verhalten der Kraniche besser zu verstehen, um sie später mit gezielten Fördermaßnahmen effektiver schützen zu können. In diesen Arbeitsbereich reiht sich auch die hier vorgelegte Studie ein. Zu den Aufgaben gehören die Farbberingung und Besenderung, aber auch das Dokumentieren von Wiederfunden. Das Zentrum kooperiert mit vielen weiteren nationalen und internationalen Institutionen und Organisationen. Der Kranichschutz Deutschland ist eine gemeinnützige GmbH. Diese bildete sich 1991 durch ost- und westdeutsche Kranichschützer. Der NABU (Naturschutzbund Deutschland) und der WWF (World Wide Fund For Nature) bilden die beiden Gesellschafter. Der Hauptförderer ist die Lufthansa Umweltförderung (vgl. NOWALD 2014C). 5

11 II Methodik (Wilhelm Linke) Die vorgenommene Untersuchung des übersommernden Nichtbrüters, der den Namen Mütze erhalten hat, fand vom 1. Mai bis 31. Juli 2015 vorrangig im Einzugsgebiet der Günzer Seewiesen statt und somit ausschließlich im Landkreis Vorpommern Rügen. Neben der Aufnahme der Schlafplätze ging es um eine Erfassung und Protokollierung des Verhaltens auf den Nahrungs- und Sammelflächen. Durch die Erkenntnisse bei der ausführlichen Beschreibung des Verhaltens eines einjährigen Nichtbrüters, erhält diese Arbeit einen eher deskriptiven Charakter. 1. Untersuchungszeitraum (Peer Heinrich) Der zeitliche Rahmen, in dem die Datenerhebung durch eigene Beobachtungen durchgeführt wurde, verlief von Mai bis einschließlich Juli. Bewusst wurde dieser Zeitpunkt gewählt, da wir eine Detailanalyse des Observierungsobjektes für den Frühsommer und Sommer durchführen wollten, bevor die Herbstrast einsetzt und damit deren Auswirkungen (Verstärkte Fokussierung auf Nahrungsaufnahme für Weiterflug in das Winterquartier) einen evtl. zu großen Einfluss auf die Aufnahme der Beobachtungen nehmen. Die Wahl dieses Zeitraumes hat zudem auch einen durchaus praktischen Grund. Hätte die Durchführung der Aufnahme der eigenen Beobachtungen während der Hauptrastzeit stattgefunden, also in der Phase, in der am meisten Kraniche in der Region und insbesondere den Günzer Seewiesen zu beobachten sind, dann wäre eine störungsfreie, bzw. sichtfreie Aufnahme äußerst schwer durchzuführen gewesen. Viele Kraniche auf einem Raum sorgen dafür, dass sie sich gegenseitig verdecken und somit das Ablesen eines speziellen einzelnen Individuums erschwert wird. Um die zu dem Zeitpunkt gegenwärtigen Verhältnisse, insbesondere die des Wetters, so genau wie möglich zu bestimmen, wurden die Daten der dem Hauptaktionsraum nächstgelegenen Wetterstation (Barth) analysiert. Die aktuellen Werte werden dazu mit den langjährigen Durchschnittswerten verglichen Die Datenreihen, die hierbei berücksichtigt wurden, beginnen mit ihren Aufzeichnungen im Jahre 1992 und enden Das Wetter und im speziellen dessen Veränderungen kann in Bezug auf das Verhalten und den Gewohnheiten der Vögel eine Rolle spielen und diese beeinflussen. Zudem wirkte sich dieses auf die Qualität der eigenen Beobachtungen aus. Mai 2015: Im Vergleich zum langjährigen Mittel (11,9 C) fiel der Monat mit 10,3 C im Durchschnitt deutlich kühler aus. Es wurden sogar zwei Frosttage verzeichnet. Das Mittel liegt bei 0,7 Tagen. Der hatte mit -2 C die niedrigste Temperatur, die im gesamten Zeitraum erfasst wurde. Insgesamt gab es an elf Tagen Niederschläge (Mittel 9,1 Tage) mit einer Gesamtmenge von 50,1 mm pro m², was etwas unter dem langjährigen Mittel lag (54,9 mm). Die Sonnenscheindauer belief sich auf lediglich 7,4 Stunden pro Tag und lag damit unter dem durchschnittlichen Niveau (8,1 Stunden). Die Windstärken lagen im Mittel bei 16,1 km/h und damit höher als im Mittel von 14,2 km/h. An insgesamt drei Tagen wurden dabei Böen von >45 km/h verzeichnet. Juni 2015: Im Juni war es mit 13,7 C ebenfalls etwas kühler als im Mittel (15 C). Wie bereits im Vormonat gab es elf Regentage und damit fast zwei Tage mehr als im Mittel (9,2 Tage). Allerdings fiel der Niederschlag, wie bereits im Mai, mit 48,6 mm deutlich niedriger als normal aus (61,4 mm). Mit 7,2 Stunden war die Sonnenscheindauer um 1 Stunde kürzer als sonst (Mittel 8,2 Stunden). Die Windstärke lag mit 6

12 15,1 km/h auf einem ähnlichen Niveau zum Mittel (14,8 km/h). Stürmische Tage wurden dabei nicht verzeichnet (Mittel drei Tage). Juli 2015: Auch im dritten Monat des Untersuchungszeitraumes wurde mit einer durchschnittlichen Tagestemperatur von 16,5 C nicht der langjährige Mittelwert von 17,8 C erreicht. Anfang des Monats wurde am mit über 32 C die Höchsttemperatur für den gesamten Zeitraum ermittelt. Insgesamt fielen alle drei Monate deutlich kühler aus. Hier gab es mit überdurchschnittlichen 13 Tagen die meisten Regentage (Mittel 9,3 Tage) bei einer Gesamtmenge von 68,1mm, was genau dem Mittelwert von 68,1 mm entspricht. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass der Großteil des Niederschlages insbesondere zum Ende des Monates verzeichnet wurde. Alleine am fielen 19mm Regen. Insgesamt betrachtet waren die Wochen davor jedoch deutlich trockener als normal, insbesondere der Juni fiel deutlich zu trocken aus. Die Sonnenscheindauer lag mit 7,9 Stunden wie in den beiden Monaten zuvor ebenfalls unter dem Durchschnitt von 8,2 Stunden. Der Juli war wieder deutlich windiger als der Vormonat (16,7 km/h) und lag ebenfalls über dem Niveau vom Mai (Mittel 13,7 km) (WETTERONLINE). Daraus resultiert auch eine deutliche Zunahme der Tage (6 Tage) mit Windgeschwindigkeiten von >45 km/h gegenüber dem langjährigen Mittel (2 Tage). 2. Methoden der Datenaufnahme (Peer Heinrich) Die Daten und deren Schlussfolgerungen, auf die sich diese Arbeit stützt und beruft, wurden mithilfe von drei verschiedenen Methoden synthetisiert und analysiert: Erstens durch die eigenen Beobachtungen, zweitens durch GPS-Daten und drittens durch die ACC-Daten, die wie auch die GPS- Daten von dem GPS-Sender aufgenommen und gespeichert wurden. 2.1 Eigene Beobachtungen (Scan Sampling-Methode) (Wilhelm Linke) Die Aufnahme der Daten durch eigene Beobachtungen erfolgte in Anlehnung an eine Arbeit von Dr. Günter Nowald mit ähnlichem Schwerpunkt (NOWALD 1994) über die Verhaltensweise von Kranichen. Die Nutzung dieser Methode verfolgt dabei einen deskriptiven Ansatz, der die Ethologie in den verschiedenen Habitaten besonders gut erklären und beschreiben kann. Hierfür wurde ein umfangreicher Verhaltenskatalog (Ethogramm) nach NOWALD erstellt und nach eigenen Ansprüchen modifiziert. Um einen Überblick über das Verhalten des beobachteten Kranichs im gesamten Zeitraum von Mai bis Juli zu erhalten, wurden die Beobachtungstermine möglichst gleichmäßig über die Monate verteilt. Dies erfolgte unabhängig vom Wetter. Nur bei sehr starken Regen oder Wind wurde aufgrund von Beeinträchtigungen beim Beobachten auf eine Aufnahme verzichtet. Vor jedem einzelnen Beobachtungstermin wurden zunächst Informationen über den aktuellen Standort eingefordert und geprüft. Dabei handelte es sich um fünf Koordinaten des Kranichs, die per SMS jeden Tag um 15 Uhr automatisch an das Kranich - Informationszentrum gesendet wurden und anschließend mit dem Programm Movebank abgerufen und visualisiert werden konnten. Diese Koordinaten enthalten die Standorte zum Zeitpunkt 5 Uhr, 8 Uhr, 10 Uhr, 13 Uhr und 15 Uhr. Aus den Koordinaten der Tage vor einem jeweiligen Beobachtungstermin konnten so nicht nur wichtige Informationen über seinen aktuellen Standort abgeschätzt, sondern gleichzeitig auch erste Vermutungen seiner Verhaltensabläufe im Verlauf eines Tages gemacht werden, z. B. der Bereich um 7

13 seine potenziellen Schlafplätze durch die 5-Uhr-Koordinate. Wurden Kraniche in diesen Bereichen gefunden, begann sofort die Suche nach der richtigen Farbmarkierung, um Kranich "Mütze" zu identifizieren. Kraniche reagieren auf die menschliche Silhouette wesentlich schneller mit Fluchtverhalten als auf Fahrzeuge. Die Fluchtdistanz bei Menschen liegt bei einem Minimum von 300 m (MEWES et al. 2007). Diese kann mit dem Beobachten aus dem Auto heraus teilweise deutlich unterschritten werden, besonders wenn man sich auch im Auto ruhig verhält und das Fahrzeug über einen längeren Zeitpunkt nicht fortbewegt wurde. Dabei wurde immer möglichst störungsfrei vorgegangen, indem bspw. aus dem Auto heraus beobachtet bzw. vorsichtig und nicht zu nahe an die Tiere herangegangen wurde. Unabdingbar für die Aufnahme der Beobachtungen war folgendes Equipment: Ein Spektiv (Leica Vario-Okular X WW Asph.) samt Stativ, Ferngläser (Leica Ultravid 10x50), ein elektrischer Taktgeber, ein GPS-fähiges Gerät (Handy), ein Laptop sowie weitere Hilfsmittel zum sofortigen Dokumentieren des Verhaltens (Schreibblock und Kugelschreiber). Ein Großteil der Ausrüstung wurde uns dabei freundlicherweise vom Kranich - Informationszentrum zur Verfügung gestellt. Wenn Mütze identifiziert wurde, ist generell geprüft worden, ob sein aktuelles Verhalten mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hindeutet, dass er abfliegt bzw. sich aus dem aktuell einsehbaren Bereich entfernt. Wenn dies nicht der Fall war, konnte nach kurzer Vorbereitung die Aufnahme beginnen: Für fünf Minuten wurde das momentane Verhalten im 5-Sekunden-Rhythmus (insgesamt also 60 Töne vom Taktgeber pro Aufnahme) durch das Spektiv beobachtet und sofort in vorgefertigte Tabellen eingetragen. Dieser Vorgang wurde, wenn möglich, etwa jede halbe Stunde den gesamten Termin wiederholt. Die Einteilung des beobachteten Verhaltens in unterschiedliche Verhaltenskategorien (Tabelle 1) erfolgte in Anlehnung an NOWALD (1994). Diese wurden im Voraus definiert, einstudiert und am Vogel trainiert. Sie beruhen u. a. auf vorangegangenen ethologischen Arbeiten auch mit anderen Kranicharten, z. B. MASATOMI & KITAGAWA (1975), TACHA (1985). 8

14 Tabelle 1: Verhaltenskatalog von Mütze ; Eigene Darstellung nach Nowald Verhalten Kürzel Beschreibung Aufmerken, Wachen A Kranich steht und hat aufgerichteten Hals und Kopf, oft über einen längeren Zeitraum. Fortpflanzung, Balz B Tanzen Bt Kranich macht einen typischen über mehrere Sekunden andauernden Tanz, indem flügelschlagend und der Kopf häufig auf und ab bewegt wird. Meist zusätzlich springend. Trompeten Btr Kranich gibt trompetenartige Rufe von sich. Wegschleudern Bw Kranich schleudert Pflanzen oder Erde weg. Agonistisches Verhalten D Angriff Dat Kranich versucht Artgenossen mit Schnabelattacken gegen Körper oder Kopf zu vertreiben. Flucht Df Kranich entfernt sich ruckartig von einem Artgenossen. Drohen Dr Kranich läuft schnell zu einem Artgenossen und vertreibt diesen. Putzen/ Komforthaltung K Putzen K Kranich putzt/ pflegt das Gefieder. Putzen auf einem Bein K1 Kranich putzt/ pflegt das Gefieder auf einem Bein stehend. Aufrichten & Flügelschlagen Ka Kranich macht eine aufrichtend streckende Bewegung, die mit Flügelschlagen endet. Gefieder sträuben/ schütteln Kg Bein strecken Kl Kranich streckt leicht angewinkelt ein Bein. Lokomotion L Schreiten L Kranich läuft langsam oder schnell mit nach oben/ vorn gerichtetem Kopf. Abflugverhalten Lpa Kranich schreitet schnell und beginnt die Flügel zu schlagen. Muss nicht zum Abflug führen. Abflug Lfa Kranich schlägt im Rennen die Flügel und hebt ab. Direkt nach Lpa. Flug Lf Landung Lfl Nahrungssuche/-aufnahme N Nahrungssuche/-aufnahme N Kranich verhält sich nach einer nicht genauer definierbaren Kategorie von dem Block N. Suchend Ns Kranich schreitet langsam mit nach unten gerichtetem Kopf. Stochernd suchend Nss Kranich steht und dringt kurz mit dem Schnabel in die Erdoberfläche ein. Stochernd schluckend Nsl Kranich steht und nimmt seine Nahrung mit ein- oder zweimaligen nach oben gerichteten, zuckenden Halsbewegungen auf. Auflesend Ng Kranich sammelt Nahrung von der Oberfläche ab, meist im Stehen oder langsamen Gehen. Wühlend Nw Kranich steht und dringt tiefer in das Erdreich ein, um mit Rechts-Links-Bewegungen des Kopfes Nahrung herauszubekommen. Schreitend suchend Nls Kranich läuft schnell mit nach unten gerichteten Kopf. Schreitend schluckend Nll Kranich nimmt während des Schreitens schluckend Nahrung auf. Koten Nk Körperhaltung P Stehend Pb Kranich steht mit meist leicht gekrümmten Hals. Stehend (auf einem Bein) Pb1 Kranich steht mit meist leicht gekrümmten Hals auf einem Bein. Liegend Pl Kranich liegt mit gesamtem Körper auf dem Boden. Sitzend Ps Kranich sitzt mit Füßen auf dem Boden. Schlafend/ Ruhend R "Head-Drop-Sleep" Rbh Kranich legt Kopf und Schnabel auf das Halsgefieder. schlafend Rbe Kranich steckt Kopf während des Stehens in die Flügel. Liegend schlafend Rll Kranich steckt Kopf während des Liegens in die Flügel. Nicht definierbar / 9

15 Dabei konnte das Verhalten des Kranichs in 34 einzelne Verhaltenskategorien unterteilt werden, die acht Verhaltenskomplexen zugeordnet wurden. Der Verhaltenskomplex Körperhaltung (P) besteht aus vier unterschiedlichen Verhaltenskategorien: Pb ist das Stehen des Kranichs auf zwei Beinen mit meist leicht gekrümmten Hals, Pb1 dagegen nur auf einem Bein. Das Verhalten Aufmerken, Wachen (A) tritt dann auf, wenn ein stehender Kranich seinen Kopf mit gestreckten Hals nach oben in Richtung einer möglichen Gefahr ausrichtet. Folgen können trompetenartige Rufe, die auch einen Abflug einleiten können. Beim Sitzen (Ps) stützt sich der Kranich nur auf seinen Füßen, wohingegen beim Liegen (Pl) der gesamte Körper direkt auf dem Boden ist. Der Kranich schläft bzw. ruht, wenn er seinem Kopf in die Flügel steckt, im Stehen Rbe ( schlafend ) und im Liegen Rll ( Liegend schlafend ) oder Kopf und Schnabel auf das Halsgefieder legend (Rbh). Bei dem Putzen/ der Komforthaltung (K bzw. K1 auf einem Bein) kann der Kopf auch in das Gefieder gesteckt werden. unterscheidet sich dabei aber durch häufigeres Aufrichten des Kopfes davon. Zudem kann sich der Kranich kurz sträuben bzw. schütteln (Kg) oder Dehn- und Streckbewegungen ausführen (Ka, Kl). Bewegungen der Lokomotion bestehen aus dem Schreiten (L), bei dem der Kranich langsam oder schnell mit nach oben/ vorn gerichtetem Kopf läuft. Es kann dabei auch zu Kombinationen zwischen Schreiten und Aufmerken kommen, bei der sich schnell von einer Gefahrenquelle wegbewegt wird und dabei oft während des Schreitens der Kopf in Richtung Gefahrenquelle gerichtet wird. Obwohl der Kranich Mütze mit einem Alter von einem Jahr noch keine Geschlechtsreife hat, kann er balzende (B) Elemente zeigen, die z. T. auch ineinander übergehen. Dies äußert sich z. B. mit den für Kraniche typischen trompetenartigen Rufen (Btr), die meist über 15 Sekunden lang abgegeben werden. Dabei werden oft paarweise die Hälse und Schnäbel nach oben gerichtet und abwechselnd mit geöffnetem Schnabel Rufe abgegeben, die sehr weit zu hören sind. Genauso typisch sind die oft paarweise und synchron ausgerichteten Tänze (Bt), bei denen Auf- und Ab-Bewegungen des gesamten Körpers, Springen und ausgestreckte Flügel bzw. Flügelschlagen abwechseln. Einhergehen im Anschluss Trompetenrufe beider Tiere. Des Weiteren ist das hier als Wegschleudern (Bw) bezeichnete Verhalten zu erwähnen. Der Kranich reißt ein Grasbüschel oder Material aus dem Boden aus und schleudert es möglichst weit nach oben. Es kann zusätzlich mit Tanzelementen verknüpft sein. Der Flug wird in Anflugverhalten (Lpa), Abflug (Lfa), den eigentlichen Flug (Lf) und die Landung (Lfl) unterschieden. So wird das Schreiten des Kranichs immer schneller und die Flügel beginnen zu schlagen, bis er abhebt und in die Flugphase mit flügelschlagenden oder gleitenden Elementen übergeht. Das Landen kündigt sich meist mit sehr niedrigen Flughöhen an, wird durch kräftig rudernde Flügelschläge eingeleitet und endet mit dem Abbremsen bzw. Auslaufen auf zwei Beinen. Sobald Kraniche in Gruppen auftreten, kann auch agonistisches Verhalten beobachtet werden. Bspw. sind hier das Drohen in Form von schnellem Schreiten auf einen Artgenossen zu (Dr) und das Attackieren des Körpers oder des Kopfes (Dat) zur Vertreibung zu unterscheiden. Ein kurzes, schnelles Ausweichen von einem Artgenossen ist als Flucht (Df) bezeichnet worden. Im großen Verhaltenskomplex Nahrungssuche/ -aufnahme können aufgrund unterschiedlicher Quantität und Qualität der Nahrungsressourcen auf unterschiedlichen Habitaten zahlreiche Unterteilungen gemacht werden. Ein Kranich schreitet langsam mit nach unten gerichtetem Kopf und 10

16 schaut bodennah nach möglicher Nahrung (Ns). An potentiellen Fundorten intensiviert er die Suche und kann stehen-bleiben, um mit seinem Schnabel kurz im Erdreich nach Nahrung zu stochern (Nss). Ist die Nahrung weiter im Erdreich versteckt oder muss sie von anderen Bodenteilen gelöst werden, tritt das Wühlen (NW) ein, indem der Schnabel mit ruckartigen Rechts-Links-Kopfbewegungen durch die Erde gezogen wird. Auf der Oberfläche befindliches Futter kann leichter aufgelesen werden (Ng). Nun wird die Nahrung mit einer ein- oder zweimaligen ruckartigen Halsbewegung geschluckt (Nsl). Auch während eines nahrungssuchenden schnelleren Schreitens (Nls) kann diese geschluckt werden (Nll). Sollte Mütze innerhalb der Aufnahme durch bspw. Sträucher, Bäume oder andere Kraniche (teilweise) verdeckt worden sein, konnte sein Verhalten keiner Kategorie zugeordnet werden. War aber trotz dessen eindeutig eine Form der Nahrungssuche/ -aufnahme ersichtlich, wurde wenigstens die Kategorie N vergeben. Wenn der Vogel zwischen den einzelnen Aufnahmen aus der Sichtweite gekommen war oder gar seinen Standort gewechselt hatte, wurde ihm gefolgt und mit einem halbstündigen Mindestabstand zur letzten Aufnahme weitergemacht. Zur Vervollständigung der Beobachtungen sind weitere Parameter wie Uhrzeit, Ort, Art des Habitats, Störungen, Niederschlag, Wind, Bewölkungsgrad, Temperatur und sonstige Anmerkungen aufgenommen worden. 2.2 GPS-Daten und Sender (Peer Heinrich) Mütze ist einer von bisher noch wenigen Kranichen, welcher neben einer Farbmarkierung mit einem GPS-GSM Sender ausgestattet worden ist. Der akkubetriebene GPS-Sender stammt von der deutschen Firma e-obs GmbH (NATHAN 2012). Der Akku wird mit Hilfe einer kleinen Solarzelle mit Strom versorgt (vgl. NOWALD und KETTNER 2015). Mit einem Gewicht unter 57g macht der Sender lediglich etwa 2% des Gesamtgewichtes eines Jungvogels aus und liegt damit deutlich unter dem Richtwert von max. 5% (E-OBS 2010). Befestigt sind die Geräte lediglich mit einem 1,8 cm breiten strapazierfähigen schwarzen Gummiband, welches nach der Markierung der Vögel um die Flügel des Tieres gespannt wird, sodass der Vogel eine Art Rucksack auf seinem Rücken trägt. Änderungen oder Störungen bei einer späteren Paarung, der Aufzucht des eigenen Nachwuchses, oder andere Verhaltensweisen der Tiere konnten bisher zu keinem Zeitpunkt festgestellt werden, so dass davon ausgegangen werden kann, dass sich der Sender nicht nachteilig auf das Tier auswirkt (NOWALD et al. 2014). Der Sender ist in der Lage, neben der Positionsspeicherung dreidimensionale Bewegungsmuster aufzunehmen und zu speichern. Dabei ist es möglich, die Daten per SMS zu empfangen oder auf einer Distanz von maximal 500 m auf ein kompatibles Empfangsgerät herunter zu laden. Das zusätzlich von GPS-Gerät gesendete Radiosignal kann bei Gebrauch eines Receivers genutzt werden, um den Vogel aus einem Umkreis von bis zu 5 km zu lokalisieren. Bei Anpeilungen aus dem Flugzeug kann sich die Empfangsreichweite auf bis zu 40 km erweitern. Sämtliche Einstellungen des Senders lassen sich auch nach der Freilassung des Vogels noch mit Hilfe eines Handgerätes aus nächster Entfernung (bis 500 m) vornehmen (NOWALD und KETTNER 2015). Je nach Einstellung und Spezifikation unterscheidet sich die Lebensdauer eines solchen GPS-Senders. So hat der rein batteriebetriebene 11

17 Sender eine Lebensdauer von bis zu 6,5 Jahren, der mit einer Solarzelle entsprechend länger (NOWALD et al. 2014). Sämtliche Koordinaten liegen in mittlerer Greenwich-Zeit vor und müssen entsprechend der mitteleuropäischer Zeit und deutscher Sommerzeit mit + 2h umgerechnet werden. Des Weiteren ist anzumerken, dass kurz nach der Aufnahme der 15 Uhr-Koordinaten (unserer Zeit) immer eine weitere Erfassung stattfand. Das Zeitfenster zwischen diesen beiden Aufnahmen belief sich dabei auf maximal 30 Sekunden. Diese wurden ebenfalls bei der Auswertung der Daten berücksichtigt. Diese Koordinaten wurden von dem GPS-Gerät ausgelesen in Microsoft Excel aufbereitet und für die anschließende Analyse mit Geo-Informationssystemen wie ArcGIS Online, ArcGIS (Desktop ), Quantum GIS (Desktop with GRASS 7.0.3) in Shapefiles umgewandelt, um sie anschließend interpretieren zu können. Sämtliche Ergebnisse, die in der Arbeit berücksichtigt wurden, wurden mit Hilfe von Q-Gis, Arc-Gis und Arc-Gis-Online ermittelt. Neben einfachen Ermittlungen von Streckenverläufen und der Visualisierung von Standorten etc. wurden weitere Analysetools für die Dichteberechnung und die Erkennung von Mustern verwendet, die im Folgenden kurz erläutert werden Dichteanalyse (Peer Heinrich) Mit Hilfe des Werkzeuges Punktdichte im Arc-GIS lässt sich die Dichte von Punkt-Features in einem Punkte-Raster erstellen, indem im Umkreis jedes einzelnen Punktes, alle umliegenden Punkte addiert und dann durch die Fläche geteilt werden. Je größer der Radius ist, desto generalisierter wird das Dichte-Raster. Es werden dabei nur die Punkte berücksichtigt, die innerhalb der Nachbarschaft liegen (ESRI 2016). Bei der Erstellung der Karten im Arc-GIS für eine Dichteanalyse fiel die Entscheidung bewusst für die Nutzung natürlicher Intervalle, um die Dichteverteilung so natürlich wie möglich darstellen zu können. Dies ist der Grund, warum die Grenzwerte so unterschiedlich ausfallen. Dies fällt insbesondere im Vergleich der Karten zwischen den drei Monaten auf. Je mehr Intervalle generiert werden, desto genauer ist natürlich die Dichteverteilung. Der Kontrapunkt bei diesem Vorhaben ist jedoch, dass die Übersicht und damit auch die Interpretation der Daten mit steigender Intervallzahl deutlich erschwert wird. Somit wurde ein Konsens gefunden, indem die Intervallzahl auf Zehn festgelegt wurde. Somit konnte ein guter Kompromiss zwischen Genauigkeit und Interpretationsfreundlichkeit gefunden werden Signifikanz (Peer Heinrich) Mit Hilfe des Analysetools FDR-Korrektur lassen sich statistisch signifikante Hot- bzw. Coldspots erfassen und auf ihre Signifikanz überprüfen. Dabei kann in Abstufungen festgestellt werden, ob die Datenpunkte statistisch signifikant sind oder nicht. Dabei spricht man vom Konfidenzniveau. Es gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das Datenmuster zufällig erstellt wurde. Je höher das Konfidenzniveau dabei ist, desto unwahrscheinlicher (kleine Wahrscheinlichkeit) ist, dass das beobachtete räumliche Muster das Ergebnis zufälliger Prozesse ist. Je mehr Daten berücksichtigt werden, desto sicherer lässt sich eine Aussage über Muster treffen (ESRI 2016). 12

18 Beschleunigungsfrequenz 2.3 ACC-Daten (Wilhelm Linke) Die ACC-Daten (Achsen-Beschleunigungsdaten) wurden zusammen mit den GPS-Koordinaten vom Sender abgelesen und gesichert. Diese enthalten Informationen über die Aktivität des Vogels in Form von Änderungen der aufgenommenen Beschleunigungen der Bewegungen der jeweiligen Ausrichtung des Senders. So ergeben sich drei Dimensionen (X, Y, Z), mit denen ansatzweise die Art der Bewegung des Vogels nachvollzogen werden kann. Die X-Achse beschreibt ein Schaukeln des Senders zu den Seiten hin, also ob der Vogel sich nach links oder nach rechts neigt. Die Y-Achse bezieht sich auf die Neigung des Vogels vom Kopf bis zum Schwanz, also ob sich der Vogel nach vorn beugt oder sich eher aufrecht bewegt. Die Z-Achse drückt die Hebung oder Senkung des Vogelrückens an sich aus (HALSEY et al. 2009). Die Häufigkeit und Dauer der einzelnen Messungen ist variabel und vor der Besenderung einzustellen. Je häufiger Daten aufgenommen werden, desto eher ist der Speicher des Senders voll. Deswegen sind Zeitabstände und -dauergewählt worden, die das Leben des Kranichs möglichst lange dokumentieren können. Wählt man zu große Abstände zwischen den einzelnen Aufnahmen, reicht zwar einerseits der Speicher länger, andererseits können zu große Lücken bei der Rekonstruktion des Verhaltens entstehen. Bei mehr Einzelmeldungen pro Aufnahme bzw. bei einer längeren Aufnahmezeitdauer einer Aufnahme kann das Verhalten möglicherweise genauer beschrieben werden, doch muss der Sender auch hier eher ausgelesen werden, da der Speicher eher voll ist. Seit der Besenderung werden jeden Tag von 00:00 bis 23:50 Uhr alle zehn Minuten für fünf Sekunden 54 Einzelwerte in drei Achsen aufgezeichnet. Es gibt also sechs Messungen pro Stunde Die Rohdaten liegen zuerst in ungeordneten Reihen vor und müssen durch mehrere Zwischenschritte in die dreiachsige Darstellungsform gebracht. Dabei ist darauf zu achten, dass auch hier die jeweiligen Datensätze in Greenwich-Zeit vorliegen und für diesen Untersuchungszeitraum in mitteleuropäischer Sommerzeit umgewandelt werden. Es sind bereits für mehrere Verhaltensweisen einiger Vogelarten typische Frequenz-Muster bekannt (HALSEY et al. 2009). So können bspw. die für Passivität typischen Muster ersichtlich gemacht werden. Diese sehen etwa so aus wie im folgenden Beispiel in Abbildung Muster für Passivität x y z Einzelmessungen Abbildung 1: ACC-Muster für Passivität; Eigene Darstellung anhand ACC-Daten von Kranich Mütze 13

19 Beschleunigungsfrequenz Die drei Achsen verlaufen während der gesamten Messung parallel zueinander. Zum Teil können vereinzelte oder durchgängig verlaufende geringe Ausschläge vorkommen. X- und Y-Achse können sich auch überlagern. Diese Muster für Passivität kommen vor allem in der Nacht vor, wenn die Vögel schlafen und nicht ziehen. Bei Ruhephasen tagsüber müssten ähnliche Muster hervortreten. Aktivphasen können dagegen durch relativ durcheinander verlaufende Kurven mit unterschiedlich langanhaltenden und unterschiedlich starken Ausschlägen bzw. Höhe- oder Tiefpunkten gekennzeichnet sein. Dabei können sich auch Kurven schneiden. Wenn mindestens eine Kurve mehr als zwei größere Ausschläge aufwies, wurde diese Phase in der Regel als aktiv bewertet. Das für das Fliegen (oder Laufen) typische Muster ist etwas komplexer aufgebaut und sieht wie folgt aus und wird anhand eines Beispiels in Abbildung 2 erklärt: 2300 Muster für Flugphasen x y z Einzelmessungen Abbildung 2: ACC-Muster für Flugphasen; Eigene Darstellung anhand ACC-Daten von Kranich Mütze Das auffälligste Merkmal ist hier die Z-Achse, die heftige Ausschläge mit einer gleichbleibenden Amplitude aufweist. Die Minima und Maxima wechseln sich hierbei sehr schnell ab. Innerhalb einer Sekunde können so von diesen etwa sechs und mehr gezählt werden. Es spiegelt indirekt die Flügelschlagfrequenz wieder. Die Kurven der X- und Y-Achse besitzen oft zwar durchgängige, aber nicht solch große Ausschläge und können sich überlagern. Sollten diese doch größere besitzen und sich eventuell mit der Z-Achse schneiden, wäre dies ein Zeichen für das Rennen eines Vogels. Insgesamt können die Kurven aller Achsen auch abrupt verflachen und eventuell später weiter verlaufen. Dies induziert ein passives Fliegen, also ein Gleitflug ohne Flügelschläge. Um das Potenzial der ACC-Daten auszuschöpfen, wurden darüber hinaus auch wiederkehrende Muster gekennzeichnet, um sie später interpretieren zu können. Alle markanten Phasen mit diesen Eigenschaften wurden jeweils mit Datum, Zeitpunkt, aktuellem Standort, Angaben eventuell eigener Beobachtungen sowie eigenen Anmerkungen zu dem Verhalten im Kontext komplettiert. 14

20 Um die ACC-Daten weiter zu verarbeiten und auszuwerten, lassen sich verschiedene Herangehensweisen in Betracht ziehen. Zum einen wurde zuerst von den Aufzeichnungen eigener Beobachtungen ausgehend nach länger anhaltenden Ruhephasen (Verhaltenskategorien R, P und K) gesucht. Den Aktiv-Phasen gehören vor allem die Kategorien aus den Komplexen L und N an. Diese müssten in den entsprechenden Mustern der ACC-Daten wiederkehren. Man hat hier den Vorteil, sicher zu sein, dass Mütze an einem bestimmten Zeitpunkt auch genau dieses Verhalten gezeigt haben muss. Ferner kann der Vergleich eines beobachteten andersartigen Verhaltens möglicherweise Rückschlüsse auf weitere Frequenz-Muster bieten. Zum anderen lassen sich mit einem möglichst großen Teil der ACC-Daten weit größere Zeiträume dokumentieren als mit eigenen Beobachtungen vor Ort. Nachdem die ACC-Daten der 17 feldornithologischen Tage komplett visualisiert wurden, lief zuerst das Durchsuchen nach den ersten Aktivitätsmustern nach der Nachtruhephase an. Danach folgte die der letzten, bevor das Schlafen des Vogels eintrat. Um mögliche Regelmäßigkeiten seines Verhaltens herauszufiltern, wurde u. a. auch die Zeitdauer ermittelt, die zwischen den ersten Aktivitäten und dem Sonnenaufgang bzw. den letzten aktivitätsanzeigenden Mustern und dem Sonnenuntergang lag. Zusätzlich wurde das jeweilige Wetter zum Sonnenaufgang und -untergang ermittelt, das einen Einfluss auf das Einsetzen der Dämmerung und damit auf die Aktivität des Kranichs haben kann. Dies gestattet einen Überblick zu bekommen, wie lang der Tag (aktiv) für Mütze im Untersuchungszeitraum (seine Tageslänge ) ist. Erst nach der groben Einteilung in die Passivphase der Nacht und der Aktivphase tagsüber, wurde ein Fokus auch innerhalb dieser Phasen gelegt. Um das Verhalten nachts zu beschreiben und Aussagen über die Qualität der Schlafplätze zu machen, sind die Nächte auf Muster mit Kurven-Ausschlägen kontrolliert worden. Im Anschluss daran galt es, sich allein auf die ACC-Daten zu konzentrieren, die zur Tageslänge von Mütze zugeordnet wurden. Den bereits oben angesprochenen bekannten Passivund Flugmustern galt hier besondere Aufmerksamkeit. Diese zusammen mit den immer wieder vorkommenden Mustern wurden vermerkt und mit den eigenen Beobachtungen sowie den GPS- Daten verglichen, um die Nutzung der von Mütze besuchten Habitate besser zu beschreiben. Der durch die anderen Datenquellen hergestellte Kontext, spielt bei der Analyse und Bewertung eine große Rolle. Auch die jeweils vorhergehenden und nachfolgenden ACC-Aufnahmen sind immer mitberücksichtigt worden, um die Dauer des Verhaltens besser einschätzen zu können. Zu beachten ist, dass bspw. ein Passivmuster nicht einfach mit 10 oder maximal knapp 20 Minuten (Differenz zur letzten und zur nächsten Messung) passiven Verhaltens gleichzusetzen ist. Selbst wenn nach 10 Minuten erneut ein ähnliches Muster auftritt, kann sich der Vogel zwischen den nur 5-sekündigen Messungen komplett anders verhalten. Allein die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Verhalten steigt damit. Dies gilt vor allem, wenn in größeren raum-zeitlichen Skalen untersucht wird. 15

21 III Ergebnisse (Peer Heinrich) Für die Auswertung der Raum- und Habitatnutzung wurden hauptsächlich die GPS-Daten zur Rate gezogen und durch die aufgenommenen Habitate und Räume der Scan-Sampling-Methode ergänzt. Bei der Betrachtung der Verhaltensweisen des Kranichs wurden die Daten der Scan-Sampling- Methode verstärkt genutzt. Aufgrund dessen, dass die Daten dieser Methode lediglich in einem Zeitraum von 2 1/2 Monaten zwischen dem 12. Mai und dem 16. Juli 2015 aufgenommen wurden, wurden für den restlichen Zeitraum die Informationen der ACC-Daten berücksichtigt, um eine Bewertung für den Gesamtzeitraum vornehmen zu können. 1. Raum- und Habitatnutzung von Mai bis Juli 2015 (Peer Heinrich) Im Zeitraum Mai bis Juli 2015 hielt sich der Kranich Mütze ausschließlich im Nordöstlichen Teil Mecklenburg-Vorpommerns und damit ausschließlich im Landkreis Vorpommern-Rügen. Schränkt man den Raum weiter ein, lässt sich feststellen, dass sich der Vogel die Meiste Zeit in einem Landschaftsschutzgebiet der Vorpommersche-Boddenlandschaft aufhielt. Es lässt sich über die Monate ein konsequenter Wandel in der Nutzung der Habitate sowie Räume erkennen, in denen sich der Vogel aufhielt. Im Vormonat April, also vor Beginn des Untersuchungszeitraumes, hielt sich der Kranich noch zu weiten Teilen weiter südöstlich in Vorpommern-Greifswald auf. Hier hatte er sich unter anderem nördlich an den Karrendorfer Wiesen sowie östlich von Greifswald und insbesondere in unmittelbarer Nähe zur Peene aufgehalten. Hier alleine hatte er einen Schlafplatz östlich von Priemen für 14 Nächte ( ) aufgesucht. Im weiteren Verlauf des Monats April orientierte er sich dann weiter nach Norden, wo er dann speziell für mehrere Tage auf einer Ackerfläche zwischen Kummerow und Kummerow Heide anzutreffen war. Im Verlauf des Mais verlagerte sich der Aktionsradius immer weiter nach Norden, wo er sich in den anschließenden Monaten Juni und Juli hauptsächlich rund um die Günzer Seewiesen aufhielt. 1.1 Flächennutzung und Auswahl von Habitaten und Räumen (Peer Heinrich) Mit Hilfe der GPS-Daten und der Berücksichtigung der eigenen Beobachtung lässt sich ein relativ klares Bild davon erstellen, welche Räume und Habitate der Kranich Mütze in dem untersuchten Zeitraum intensiv und weniger intensiv genutzt hat. 16

22 Tabelle 2: Standorte und Habitate; Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze Raum/ Standort Habitat/ Flächentyp GPS-Daten (1823) [%] Mai (615) [%] Juni (595) [%] Juli (613) [%] Günz Insgesamt See & Grünland 974 (53,4%) 293 (47,6%) 471 (79,2%) 210 (34,3%) Günzer Seewiesen Feuchtwiese/Grünland 829 (45,5%) 257 (41,8%) 400 (67,2%) 172 (28,1%) Günzer See Wasserfläche, See 145 (8,0%) 36 (5,9%) 71(13,8%) 38 (6,2%) Alter Flugplatz/ Batevitz Ackerfläche (Mais-Neusaat) 100 (5,5%) / / 100 (16,3%) Nisdorf/ Günz Ackerfläche (Mais-Neusaat) 79 (4,3%) / 28 (4,7%) 51 (8,3%) Alter Flugplatz bei Günz Grünland & Betonrollbahn 72 (3,9%) 1 (0,2%) 27 (4,5%) 44 (7,2%) Zingst/ Großer Werder Bodden-, Flachgewässer 70 (3,8%) / 10 (1,7%) 60 (9,8%) Sundische Wiesen Grünland 61 (3,3%) 14 (2,3%) 12 (2,0%) 35 (5,7%) Kummerow/ Kumm. Heide Ackerflächen 60 (3,3%) 58 (9,4%) 2 (0,3%) / Neuenpleen/ Buschenhagen Ackerfläche(Getreide) 58 (3,2%) / / 58 (9,5%) Semlow Ackerfläche (Mais-Neusaat) 48 (2,6%) 48 (7,8%) / / Velgast/ Bussin Ackerfläche (Mais-Neusaat) 19 (1,0%) 1 (0,2%) 18 (3,0%) / Wolfshagen/ Jakobsdorf Waldstück 12 (0,7%) 12 (2,0%) / / Günzer Seewiesen Ackerfläche (Mais-Neusaat) 11 (0,6%) / 11 (1,8%) / Rest (vereinzelte Standorte) Meist Acker & Grünland 259 (14,2%) 188 (30,6%) 16 (3,0%) 55 (9,0%) / Feuchtwiese/Grünland 962 (52,8%) 272 (44,2%) 439 (73,8%) 251 (40,9%) / Ackerfläche 375 (20,6%) / Wasserfläche 224 (12,3%) 107 (17,4%) 36 (5,8%) 59 (9,9%) 81 (13,6%) 209 (34,1%) 98 (16,0%) / Nicht bekannt/sonstiges 239 (13,1%) / / / / Wald 23 (1,3%) / / / Bei der Habitatauswahl lässt sich erkennen, dass sich Mütze überwiegend auf Wiesen bzw. Grünland aufhielt. (Tabelle 2). Über die Hälfte der Koordinaten deutet auf dieses Habitat hin. Gestützt wird dieses Bild durch die Daten der Scan-Sampling-Methode (Abbildung 3, 7, 9). Auch hier verweist der größte Teil auf Wiesen und Grünland (83,5%), gefolgt von den Ackerflächen, die nur etwa 16,5% der Beobachtungen ausmachen. Zwar weichen die prozentualen Anteile zwischen GPSund Scan-Sampling-Daten teils deutlich voneinander ab, jedoch zeigen sie deutlich die Tendenz, welche Habitate bevorzugt aufgesucht wurde und welche weniger. Die verzerrte Darstellung hat mehrere Gründe und hängt mit der Methodik der Datenaufnahme zusammen, die bereits im Methodenteil angesprochen wurde. So konnten nach der Scan-Sampling- Methode keinerlei Daten auf den Schlafplätzen aufgrund der Lichtverhältnisse, der schlechten Einsicht auf diese Flächen oder der nicht möglichen Zugänglichkeit aufgenommen werden. Dadurch erhalten diese Flächen (hauptsächlich Wasserflächen) in den Abbildungen 3, 4, 5, 7 und 9 keinerlei Beachtung und werden somit auch nicht dargestellt. Generell wurden die meisten eigenen Beobachtungen auf den Günzer Seewiesen durchgeführt, was in den Diagrammen zu Gunsten eines deutlichen Zuwachses des Habitats Wiese bzw. Grünland führt. Die anderen Aufnahmestandorte (Abbildung 4) sind deutlich weniger datenreich. 17

23 GW 180 1,5% GGS 900 7,5% Anzahl Beobachtungen auf Habitaten (Mai- Juli) NA 780 6,5% MSG 60 0,5% Wiese insg.: W Getreidestoppel Gerste GGS aufgelaufene Neusaat (Mais) NA Wintergetreide Weizen GW Wiese insg.: W ,5% gegrupperter Maisstoppel MSG Abbildung 3: Anzahl Beobachtungen in Habitaten (Mai-Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling- Methode an Kranich Mütze S 60 0,5% N 900 7,5% G 600 5% Anzahl Beob. Standorte (Mai- Juli) B 60 0,5% T 360 3% Günzer Seewiesen GS Neuenpleen N Günz G Trinwillershagen T Semlow S ,5% Buschenhagen B Abbildung 4: Anzahl Beobachtungen auf verschiedenen Standorten (Mai-Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan- Sampling-Methode an Kranich Mütze 18

24 1.1.1 Aufgesuchte Standorte im Mai (Peer Heinrich) Zu Beginn des Untersuchungszeitraumes Anfang Mai war das Nutzungsverhalten der Räume, wie schon im vorangegangenen Text erwähnt, durch eine sehr hohe Mobilität gekennzeichnet. In dieser Zeit wechselte Kranich Mütze häufiger als in den beiden folgenden Monaten zusammengenommen zwischen verschiedenen Schlafplätzen und Nahrungsflächen. Der Monat Mai ist dadurch gekennzeichnet, dass der Vogel besonders in der ersten Hälfte des Monats in kurzer Zeit alle paar Tage die Schlaf- und Nahrungsflächen wechselte. Diese Phase des Herumvagabundierens kann als Orientierungs- bzw. Erkundungsphase bezeichnet werden, da dieses Verhalten zu keinem anderen Zeitpunkt des Untersuchungszeitraumes so ausgeprägt war, abgesehen vom Vormonat April, der jedoch nicht weiter behandelt werden soll. An der Tabelle 2. lässt sich gut erkennen, wo sich das Tier die meiste Zeit über aufgehalten hat. Den GPS-Daten nach war der am häufigsten aufgesuchte Raum bzw. Standort die Günzer Seewiesen mit dem Günzer See als Schlafplatz. Von rund 615 im diesen Zeitraum aufgenommenen Koordinaten verwiesen insgesamt 293 auf dieses Gebiet, davon 36 auf den Günzer See und 257 auf die Seewiesen. Dies macht einen Anteil von beinahe der Hälfte (47,6%) von der Gesamtzahl aus. Interessant ist hierbei auch, dass der Vogel trotz der Tatsache, dass er erstmals am am Günzer See verzeichnet worden ist, dennoch auf diesen hohen Prozentsatz kommt. Das liegt besonders daran, dass er in der darauffolgenden Zeit hauptsächlich an diesem Standort verweilte. Besonders zwischen den Tagen vom bis einschließlich dem hielt er sich ausschließlich, mit einer Ausnahme vom 19. auf den 20., wo er südwestlich von Fahrenkamp übernachtete, auf den Günzer Seewiesen auf. Auch von den Tagen und weiter bis in den Juni bis zum hinein, hielt er sich durchgängig in unmittelbarer Nähe zum Günzer See auf. Das bedeutet, dass er im Mai für 14 Tage ausschließlich auf den Günzer Nahrungsflächen anwesend war. Abgesehen von den Günzer Seewiesen hielt sich der Kranich auf Ackerflächen, die zu diesem Zeitpunkt neu eingesät wurden, auf. Darunter fallen unter anderem die Mais-Neusaat östlich von Zornow (bei Semlow), wo er sich vier Tage ( ) aufhielt oder die Ackerfläche zwischen Kummerow Heide und Kummerow, wo er neun Tage ( ; ; ; ) zugegen war. Ein weiterer Standort, zu welchem er in den kommenden beiden Monaten wiederkehren sollte, waren die Sundischen Wiesen. Hier wurde er im Untersuchungszeitraum das erste Mal am und dem darauffolgenden Tag datiert. Beachtenswert ist zudem, dass er an einem Tag (06.05.) fast ausschließlich die ganze Zeit in einem Waldgebiet zwischen Wolfshagen und Jakobsdorf verweilte. Auch anhand der selbst aufgenommenen Daten durch die Scan-Sampling-Methode konnte eine gewisse Tendenz der bevorzugten Habitate bestätigt werden. Hier wurde der Vogel zu über 93% auf Wiesen und Grünland beobachtet. 19

25 60 1,7% Anzahl Beobachtungen auf Habitaten (Mai) 180 5% Wiese/Grünland Wintergetreide Weizen gegrupperter Maisstoppel ,3% Abbildung 5: Anzahl Beobachtungen in Habitaten (Mai); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze Dichteanalyse im Mai: An der folgenden Karte (Abbildung 6) lässt sich die Nutzungsintensität der Flächen erkennen. Insgesamt war der Vogel während des Monats auf einer Gesamtfläche von ungefähr km² vertreten (Tabelle 3). Allerdings ist anzumerken, dass dies nur die durch die GPS-Daten errechnete Maximalausdehnung ist und die potenzielle wahrscheinlich etwas größer ist. Da auf über 922 km² eine Dichte von unter Eins (dokumentierter Standort von Mütze ) pro km² verzeichnet ist, wurde diese Fläche in der Karte nicht visualisiert (vgl. Methodik, Kapitel 2.2.1). Es ist schwierig, auf diesen Flächen Aussagen über die markierten Standorte und das daraus resultierende Verhalten zu treffen. Es ist anzunehmen, dass bei solchen Standorten, die exponiert zwischen größeren Ballungsgebieten liegen, die Datenerfassung in der Flugphase stattfand, also möglicherweise im Wechsel zwischen einem Hauptaktionsraum zum anderen. Auch wenn sich die einzelnen Koordinaten auf einem geeigneten Habitat befanden, bleibt schließlich die Frage, warum diese nur vereinzelt auf dem jeweiligen Standort sind. Diese Unsicherheit muss in der Analyse beachtet werden und lässt somit einen großen Interpretationsspielraum zu und kann somit keine eindeutige Antwort auf die Frage geben, welche Flächen aktiv genutzt wurden. Je höher die Dichte auf einer Fläche ist, desto größer ist die Annahme, dass sich das Tier hier verstärkt aufgehalten hat. Dabei gilt allerdings auch, dass diese größere Dichte auf einer größeren Fläche aussagekräftiger ist als die auf einer kleinen Fläche. Auf den restlichen verbliebenen rund 81 km² verteilte sich Mütze mit einer Intensität zwischen 0,9 bis 75,5 Standpunkten pro km². Zu erkennen sind mehrere Hauptaktionsräume. Die größte Dichte ist dabei auf den Günzer Seewiesen zu verzeichnen. Hier kann man gut erkennen, was in Tabelle 2 bereits bestätigt wurde. Die meisten GPS-Koordinaten entfallen demnach auf die Günzer Seewiesen. Neben dem Günzer Seewiesengibt es zwei weitere Gebiete mit einer Dichte von bis zu knapp 21 Punkten pro km², wo sich Mütze in den Monaten Mai verstärkt aufgehalten hat: die Ackerflächen rund um Kummerow und Kummerow Heide sowie die Ackerflächen bei Semlow. 20

26 Abbildung 6: Hot Spots-Analyse (Mai); Eigene Darstellung nach Arc-GIS; Quelle: GPS-Daten von Kranich Mütze Tabelle 3: Dichte (GPS-Daten) pro km² (Mai); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze Klassen Mindestwert pro km² Maximalwert pro km² Gebiet km² Anzahl 1 0,0 0, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

27 1.1.2 Aufgesuchte Standorte im Juni (Peer Heinrich) Der Folgemonat Juni zeichnet ein ganz anderes Bild als der Mai. Hier hielt sich Mütze die überwiegende Zeit auf den Günzer Seewiesen auf. Alleine 471 der insgesamt 595 aufgenommenen Koordinaten entfallen auf die Günzer Seewiesen (400) und dem Günzer See (71) (Tabelle 2). Dies entspricht fast vier Fünftel der gesamten erfassten Daten (79,2%) im Juni. Dies wird auch am Abbildung 7 nochmals verdeutlicht, wo 96,5% auf die Grünflächen der Günzer Seewiesen verweisen. Demnach war im Juni dieses Gebiet die zentrale Region, in welcher er sich aufhielt. Dementsprechend viel nutzte er dabei auch überwiegend das Habitat bestehend aus Wiese und Feuchtwiese bzw. Grünland. Nachdem er sich vier Tage nur auf dem Günzer See aufhielt, vollzog sich ein allmählicher Wandel in Bezug auf die Raumnutzung. Zuerst steuerte er zwischen den , wie bereits im vorrangegangenen Monat geschehen, durch Erkundungsflüge vereinzelte Habitate an, bevor er ab dem erstmals auf dem Grünland des alten Flugplatzes nordöstlich von Günz gelegen auf Nahrungssuche ging. In den kommenden Tagen wechselte er immer zwischen den Flächen der Günzer Seewiesen und der Grünfläche des alten Flugplatzes. Die Grünfläche neben dem Rollfeld sollte er auch im Folgemonat nutzen. Nach dem hielt er sich wie schon zu Anfang des Monats und für weitere elf Tage ausschließlich auf dem Günzer See sowie den Seewiesen auf ( ; ). Am bis zum hielt er sich zusätzlich an einer Ackerfläche auf, die direkt an die Günzer Seewiesen grenzt und auf der zu diesem Zeitpunkt frischer Mais eingesät wurde. Ab dem 26. Juni änderte sich das Bewegungsprofil erneut. Hier wechselte er erstmals im Verlauf des Junis den Schlafplatz, den er im Flachwasser zwischen Zingst und dem Großen Werder fand. Trotz des Schlafplatzwechsels und dem erstmals im Juni getätigten Aufenthalts auf dem Grünland der Sundischen Wiesen änderten sich ansonsten die Bewegungsgewohnheiten nicht wesentlich. Auch von dem neuen Schlafplatz startend wechselte er wie in den vorangegangenen Tagen die Habitate aus Grünland am Flugplatz, den Günzer Seewiesen sowie der am neu eingesäten Maisflächen zwischen Günz und Nisdorf. Dieser stetige Wechsel sollte bis zu Ende des Monates beibehalten werden. 22

28 Anzahl Beobachtungen auf Habitaten (Juni) 180 3,5% Wiese/Grünland aufgelaufene Neusaat (Mais) ,5% Abbildung 7: Anzahl Beobachtungen in Habitaten (Juni); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze Dichteanalyse im Juni: Im Juni sieht das Bild im Gegensatz zum Vormonat bereits ganz anders aus. Auch hier deckt sich das Bild mit den statistischen Angaben (Tabelle 2). Insgesamt hat sich Mütze im Juni auf einer deutlich kleineren Fläche aufgehalten als noch im Mai. Mit einer dokumentierten Gesamtfläche von lediglich etwa 145 km², ist die Fläche, in der sich Mütze aktiv aufhielt, im Vergleich zum Mai nur etwa 1/7 so groß und somit deutlich kleiner als noch im Vormonat. Das Dichteniveau liegt auf Grund des deutlich kleineren Raumes wesentlich höher und schwankt dabei von 18,4 Punkten pro km² bis hin zu Punkten pro km² (Tabelle 4). In der folgenden Abbildung 8 wurde nur ein Ausschnitt des gesamten genutzten Raumes dargestellt, da der größte Teil der aufgenommenen Standortdaten auf diesen Ausschnitt entfällt (>90% der Punkte für Mai) und die kleinteiligen Dichteunterschiede nur durch das Vergrößern des Hauptaktionsraumes ordentlich visualisiert werden kann (siehe Anhang Bild 1). Auch hier wurde wie in Abbildung 6 das erste Intervall nicht visualisiert. Es lässt sich ganz klar erkennen, dass die größte Dichte erneut auf den Günzer Seewiesen erreicht wurde. Besonders der südliche Randbereich im Schilfgürtel des Günzer Sees sowie das Grünland am westlichen Rand der Seewiesen und der Grünlandbereich wenige Meter nördlich des Sees wurden besonders stark aufgesucht. Insgesamt befinden sich alle Standorte auf den Günzer Seewiesen auf einem sehr hohen Dichteniveau. Darüber hinaus gibt es einige verdichtete Räume weiter nördlich der Seewiesen. Zum einen in wenigen hunderten Metern Entfernung auf den Maisneusaatflächen zwischen Nisdorf und Günz sowie das Grünland des alten Flughafengeländes nördlich von Günz. Zwei weitere kleinere favorisierte Standorte befinden sich auf den Sundischen Wiesen auf der Halbinsel Zingst sowie im Flachwasserbereich im Bodden zwischen Zingst und dem Großen Werder. Darüber hinaus gibt es neben wenigen vereinzelt liegenden Punkten einen weiteren kleineren exponiert liegenden Standort zwischen Velgast und Bussin. Obwohl sich der Großteil der Aktivitäten in Juni auf den Günzer Seewiesen abspielt, hielt sich Mütze" zumindest temporär auch in diesem Bereich auf, was den potenziellen Aktivitätsradius deutlich erhöht. 23

29 Abbildung 8: Hot Spots-Analyse (Juni); Eigene Darstellung nach Arc-GIS; Quelle: GPS-Daten von Kranich Mütze Tabelle 4: Dichte (GPS-Daten) pro km² (Juni); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze Klassen Mindestwert pro km² Maximalwert pro km² Gebiet km² Anzahl 1 0,0 18, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

30 1.1.3 Aufgesuchte Standorte im Juli (Peer Heinrich) Die ersten Tage im Juli weisen ein ähnliches Muster wie die vorangegangenen letzten Tage im Juni auf. Auch hier wurden bevorzugt während des Tages die bis dahin bekannten Nahrungsflächen auf den Günzer Seewiesen sowie die Maisackerfläche zwischen Günz und Nisdorf, aber auch der alte Flugplatz aufgesucht. Ab dem ersten Tag wurde zudem eine weitere Maisneusaat angeflogen und genutzt. Die Ackerfläche im Nordosten zwischen Nisdorf und Batevitz, die sich unmittelbar an das ehemalige Fluggelände anschließt, wurde nun mit einem häufigen Wechsel zu den anderen bereits bekannten Habitaten insbesondere zur Nahrungsaufnahme aufgesucht. Tage, an denen sich der Vogel ausschließlich nur auf dem Günzer See und dessen Seewiesen aufhielt, gab es nur noch einen einzigen (06.07.). Immer mehr verschob sich in diesen Tagen der Aufenthalt auf die Neusaaten in direkter Nachbarschaft zu den Günzer Seewiesen, insbesondere auf die Fläche zwischen Günz und Nisdorf. Dieser Wechsel zwischen den beiden Flächen war insbesondere zwischen dem stark ausgeprägt. In dieser Zeit wechselte er auch immer wieder die Schlafplätze zwischen dem Günzer See und dem weiter nördlich gelegenen Flachwasser zwischen Zingst und dem Großen Werder. Ab dem bis einschließlich zum hielt sich der Kranich für mehrere Tage immer wieder auf einem geernteten Getreidefeld zwischen Neuenpleen und Buschenhagen auf, welches ebenfalls in direkter Nachbarschaft zu den Günzer Seewiesen und dem See liegt. Ab dem nutzte er ausschließlich den nördlicher gelegenen Schlafplatz. Auffällig ist, dass er sich erstmals in den Folgetagen seit dem gar nicht mehr auf den Günzer Seewiesen aufhielt. Stattdessen steuerte er bevorzugt Ackerflächen an. Zu dieser Zeit machte er auch immer wieder weitere Flüge, z. B. bis zu einer Ackerfläche südlich von Martensdorf (südlich der Bundesstraße) oder weiter östlich zu den Ackerflächen zwischen Muuks und Groß Mohrdorf, wo er sich auch mehrere Stunden aufhielt. Erst ab dem wurden wieder Signale von ihm innerhalb der Günzer Seewiesen dokumentiert. In den elf Tagen, die er nicht an den Günzer Seewiesen anzutreffen war, verlagerte sich seine Anwesenheit auf die Maisneusaat zwischen Batevitz und Nisdorf sowie die Sundischen Wiesen. Auch hielt er sich sporadisch immer wieder auf dem alten Flugplatz auf. Erst nach dieser Phase orientierte sich Mütze wieder vermehrt in Richtung Günzer Seewiesen. Insgesamt hat im Juli die Aufenthaltsdauer dort gegenüber dem Vormonat deutlich abgenommen. Lediglich ein Drittel (34,3%) der GPS-Daten verweisen nun noch auf den Günzer See und die Seewiesen. Dies lässt sich auch an Abbildung 9 gut erkennen. Hier wie in Tabelle 2, ist zu sehen, das der Anteil an Feuchtwiese/Grünland am geringsten ist und der von Ackerflächen dafür am höchsten. 25

31 Anzahl Beobachtungen auf Habitaten (Juli) ,5% Wiese/Grünland ,8% ,7% Getreidestoppel Gerste aufgelaufene Neusaat (Mais) Abbildung 9: Anzahl Beobachtungen auf Habitaten (Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze Dichteanalyse im Juli: Der Juli ordnet sich, was das Dichteprofil und dessen Verteilung angeht, zwischen den vorangegangenen Monaten ein (Abbildung 10). Die am häufigsten aufgesuchten Flächen bleiben die Günzer Seewiesen, allerdings gibt es eine Verschiebung in Richtung Norden. Interessant ist die Tatsache, dass trotz der verstärkten Verteilung auf mehrere Standorte der gesamte Aktionsraum weiter geschrumpft ist. Das bedeutet, dass die einzeln aufgenommenen Koordinatenpunkte dichter beieinander liegen als noch im Vormonat. Der Aktionsraum ist dadurch nochmals kompakter geworden und liegt nun bei nur noch etwa 112 km² (Tabelle 5). Ausreißer sind nicht zu verzeichnen. Auch hier wird erneut auf das erste Intervall verzichtet. Nun beläuft sich die Dichte auf 4,7 bis 200 Punkte pro km². Neben den Günzer Seewiesen ist besonders ein starker Anstieg auf den Sundischen Wiesen sowie bei den Flachgewässern am Großen Werder zu verzeichnen. Auch der Bereich oberhalb des ehemaligen Flugplatzgeländes sowie die Ackerflächen zwischen Günz und Nisdorf haben einen weiteren Anstieg an Standortdaten erhalten. 26

32 Abbildung 10: Hot Spots-Analyse (Juli); Eigene Darstellung nach Arc-GIS; Quelle: GPS-Daten von Kranich Mütze Tabelle 5: Dichte (GPS-Daten) pro km² (Juli); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze Klassen Mindestwert pro km² Maximalwert pro km² Gebiet km² Anzahl 1 0,0 4, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

33 1.1.4 Übersicht der Hauptaktionsräume im Gesamtzeitraum (Peer Heinrich) Betrachtet man die Gesamtübersicht der Hauptaktionsräume, wird deutlich welche herausragende Bedeutung insbesondere die Günzer Seewiesen für Mütze haben. Über die Hälfte aller Punkte (siehe Tabelle 2, Abbildung 11) entfallen auf diese Fläche. Die nächstgrößeren Aktionsräume befinden sich in unmittelbarer Nähe zu dem See. Hier sind besonders die Ackerflächen und das Grünland zwischen Günz, Nisdorf und Batevitz gemeint. Überprüfung der Hauptaktionsräume auf Signifikanz und Muster: Um die Aussagekraft der Karten einschätzen zu können, hilft es, die Daten auf ihre Signifikanz hin zu überprüfen. Unter der Berücksichtigung aller Standortdaten wurde nun eine Analyse durchgeführt, um die Signifikanz der Daten darzulegen und mögliche Muster daraus abzuleiten. In diesem Fall wurde der Übersicht halber nur ein Ausschnitt aus dem gesamten Bewegungsraum des Vogels ausgewählt (Abbildung 12). Die Günzer Seewiesen weisen ein besonders hohes Konfidenzniveau von 99% in Bezug auf mögliche Kernräume aus. Es lässt sich nun die Aussage tätigen, dass hier während der ganzen drei Monate der Schwerpunkt der Aktivitäten von Mütze auf diesem Gebiet lag. Dies bestätigt zudem die Aussagen, die von Tabelle 2 abgeleitet wurden. Je weiter die anderen Standorte von diesem Hauptaktionsgebiet entfernt sind, umso geringer wird auch die Signifikanz. In diesem Fall kann man auf der Ackerfläche zwischen Nisdorf und Günz noch einen Standpunkt mit einem Konfidenzniveau von 95% erkennen. Das bedeutet in diesem Fall, dass der Hauptaktionsraum sich hier bereits abgekühlt hat. Weiter nördlich dieses Punktes gelegen sind die Punkte nicht mehr signifikant. Das gleiche gilt für die Flächen, die sich südlich der Günzer Seewiesen befinden. Zwar gibt es auch hier einige Cluster bestehend aus größeren Mengen von Standpunkten, in Anbetracht der räumlichen Analyse aller Punkte, liegen sie jedoch weit außerhalb des Hauptaktionsraumes. Insgesamt wurden von den Punkten (61,4%) in 110 Wertecluster zusammengefasst und als signifikant eingestuft. Dabei wurden die Punkte einem Raster zugeteilt. Lagen mehrere Daten in direkter Nachbarschaft, so wurden sie zusammengeführt. Die größten Ansammlungen mit bis zu 80 Punkten pro Cluster wurden dabei auf dem südlichen Teil des Günzer Sees erreicht. Ebenfalls ein sehr hohes Niveau erreichten die sich anschließenden Seewiesen. Die kleinste Cluster-Einheit, die noch eine hohe Signifikanz aufweist, hat einen Wert von Eins. Der Durchschnitt liegt bei zehn Standortpunkten pro Cluster. Die restlichen 703 (38,6%) Standortpunkte wurden als nicht signifikant eingestuft. Sie wurden in 247 Werten zusammengefasst. Hier liegen die Clustergrößen im Durchschnitt mit zwei Punkten deutlich niedriger. Das größte Cluster beinhaltet dabei 23, das niedrigste einen Punkt. Betrachtet man die Monate einzeln, gibt es zwar einige Verschiebungen, was den Hauptaktionsraum angeht, jedoch bleibt dieser auf den Günzer Seewiesen bestehen. 28

34 Abbildung 11: Hot Spots-Analyse (Mai-Juli); Eigene Darstellung nach Arc-GIS; Quelle: GPS-Daten von Kranich Mütze Tabelle 6: Dichte (GPS-Daten) pro km² (Mai-Juli); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze Klassen Mindestwert pro km² Maximalwert pro km² Gebiet km² Anzahl 1 0,0 12, , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , ,

35 Abbildung 12: Hot Spots-Analyse im (Mai- Juli); Eigene Darstellung nach Arc-GIS; Quelle: GPS-Daten von Kranich Mütze 30

36 1.1.5 Schlafplätze (Peer Heinrich) Auswertung Schlafplätze: Um die einzelnen Schlafplätze herauszufinden, wurde die jeweils letzte Koordinate (22 Uhr) mit der ersten Koordinate des Folgetages (4 Uhr) bezüglich des Standortes miteinander verglichen. Stimmen beide Standorte weitestgehend miteinander überein bzw. liegen sie in unmittelbare Nähe zueinander, kann mit ziemlich großer Sicherheit davon ausgegangen werden, dass sich der Vogel im dazwischen liegenden Zeitraum hauptsächlich in dem Bereich zwischen diesen beiden Standorten befunden haben muss, ohne dabei größere Aktivitäten getätigt zu haben. Der Zeitraum zwischen 22 Uhr abends bis 4 Uhr frühmorgens ist hauptsächlich durch eine Schlaf/-Ruhe bzw. Passivphase gekennzeichnet. In diesem Zeitraum ist der Vogel weitestgehend standorttreu, es sei denn es kommt zu unerwarteten Störungen. Es ist zu erkennen, dass es gerade im Zeitraum ab Mitte Juni bis Ende Juni also zwischen dem und einige größere Abweichungen zwischen dem am frühesten und dem spätesten dokumentierten Standort gibt sowie zwei weitere Abweichungen Ende Mai ( ; ) und eine Anfang Juli ( ). Das heißt zwischen den als letztes (22 Uhr abends) aufgenommenen Koordinaten und den als erstes (4 Uhr morgens) aufgenommenen Koordinaten gibt es einen größeren räumlichen Unterschied bzw. sie befinden sich nicht unmittelbar am selben Standort. Es ist anzunehmen, dass der Vogel mit dem Einsetzen der morgendlichen Dämmerung aktiv wird. Diese Vermutung drängt sich aufgrund dessen auf, weil es teils recht große Abweichungen zwischen dem am Vortag letzten und dem am Folgetag ersten datierten Standort von bis zu 1,4 km gibt. Somit kann vermutet werden, dass eine Abhängigkeit im Verhalten vom verfügbaren Tageslicht besteht, da die Standortdaten immer zur selben Zeit aufgenommen werden. Bestätigt wird die Vermutung der beginnenden Aktivität mit der Dämmerung durch die Auswertung der ACC-3-Daten. Besonders mit dem Auslaufen des Monats Juni, also um das Solstitium herum, sind die Tage in der Region besonders lang. Gerade in dieser Zeit geht die Sonne bereits um ca. 4:30 auf, die Dämmerungsphase beginnt jedoch schon weitaus früher. Fast alle Nächte im Untersuchungszeitraum konnten eindeutig den Schlafplätzen zugeordnet werden. Lediglich sieben Nächte, zwei im Mai, vier im Juni sowie eine im Juli zeigen größere Entfernungen zwischen den dem ersten und dem letzten Standort. Jedoch kann auch hier eindeutig ein Schlafplatz identifiziert werden. In diesem Fall der Günzer See, da alle abendlichen Koordinaten auf diesem Schlafplatz liegen. Nur eine weitere Nacht ( ) lässt eine gewisse Unsicherheit zu. Sie findet in der Arbeit jedoch Berücksichtigung, da auch sie auf den Standort Günzer See als Schlafplatz verweist. Die Koordinaten für 22 Uhr zeigen, dass sich der Vogel zu dieser Zeit auf einer Fläche etwa 10 km weit von dem Schlafplatz Günzer See aufgehalten hat. Der erste Standort des Folgetages wiederum liegt wiederum auf jenem Günzer See. Zudem deuten ausnahmslos alle um diesen Tag herumliegenden Nächte explizit auf den Günzer See ( ), was die Schlussfolgerung erhärtet, dass er sich auf dieser Fläche zu Nachtruhe niedergelassen hat. Was zeichnet jedoch einen guten Schlafplatz aus? Welche Bedingungen müssen vorliegen, damit sich der Standort als geeignet erweist? Im Folgenden wird explizit auf die hauptsächlich genutzten Schlafplätze eingegangen und deren räumliche Lage zu anderen Habitaten und anderen Strukturen sowie die eigenen Merkmale charakterisiert. Die Tabelle 7 zeigt die potenzielle Größe der Schlafplätze, die durch die Abgrenzung zu anderen Flächen bestimmt wird, sowie den Abstand zu den in der Region typisch vorherrschenden Landschafts- und Strukturelemente. Generell ist es schwer 31

37 einzuschätzen, welche Größe das Schlafhabitat haben muss. In der Regel liegt die Fluchtdistanz eines Kranichs bei 300m. Diese kann jedoch bei bekannten Gebieten unterschritten werden. Ob die Sensibilität bzw. die Vorsicht der Kraniche bei Schlafplätzen nicht noch höher ist und dadurch die Größe eines ruhig gelegenen Schlafplatzes steigt, oder ob dies typabhängig vom vorliegenden Habitat ist, lässt sich nicht genau klären. Die fettgedruckten Zahlen in der Tabelle geben neben dem Habitat des Schlafplatzes den dominierenden Flächentypen um den Schlafplatz herum an. Die in Klammern stehenden Zahlen bei der Entfernung der Straßen stehen für Straßen ab der Größe einer Kreisstraße. Die anderen Werte beziehen sich auf kleine Nebenstraßen, Feld- und landwirtschaftlich genutzte Wege sowie Ortsstraßen Günzer See und Seewiesen (Peer Heinrich) Durch Drainage wurde in der Vergangenheit das Niedermoor auf den Günzer Seewiesen für die Landwirtschaft nutzbar gemacht. Hauptcharakteristikum der Seewiesen sind die landwirtschaftlich intensiv genutzten Grünflächen. Umsäumt ist der See mit einem Gürtel mooriger Schilfwiesen (Siehe Anhang Bild 10). Die größtenteils vom Kranichschutz gepachteten Günzer Seewiesen sind mit ihrem 3,6 km² großen Gebiet, davon sind ungefähr m² Wasserfläche, unter anderem Teil des Vogelschutzgebietes Vorpommersche Boddenlandschaft. Das Gebiet grenzt im Norden unmittelbar an ein kleineres Waldgebiet und den Barther Bodden, ein Boddengewässer, das direkt an die Ostseeküste angrenzt und lediglich durch einen Deich (Radwanderweg) vom Bodden getrennt wird. Im Osten grenzen die Seewiesen direkt an die Landesstraße 213. Der Günzer See liegt in circa 200 m Entfernung zu dieser. Der direkte Schlafstandort im See liegt etwa 400 m von der Straße entfernt. Im Süden schließt sich an die Fläche die Ortschaft Buschenhagen an und eine schmale Straße, die von Buschenhagen nach Neu Barthelshagen (im Westen) führt. Im Westen grenzt ein ungefähr 2 km langes Waldstück die Günzer Seewiesen ein. Spannungsleitungen sind innerhalb eines Umkreises von etwa 600 m nicht vorhanden. Die nächsten Windenergieanlagen liegen in einer Entfernung von über 6 km bei Schmedshagen Flachwasserbereich zwischen Zingst und dem Großen Werder (Peer Heinrich) Dieser Bereich ist Teil der Darß-Zingster-Boddenkette, bestehend aus der Halbinsel Fischland-Darß- Zingst und den im Osten anschließenden Inseln Großer und Kleiner Werder sowie der Insel Bock. Er gehört zur Kernzone des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft (LUNG 2009). Der Große Werder ist heutzutage dauerhaft durch ein verlandetes Windwatt mit Zingst verbunden. In etwa 1 km Entfernung des südlichsten Übernachtungsstandorts von Mütze südlich des Großen Werders verläuft die Bundeswasserstraße. Im Norden schließt sich das Windwatt an. Darauf folgt der offene Zugang zur Ostsee. Im Westen sowie im Osten wird der Schlafplatz von Grünland dominiert. In Bezug auf die Lage zu weiteren Baustrukturen wie Windenergieanlagen, Straßen oder Spannungsleitungen liegt dieser Schlafplatz im Vergleich zu allen anderen Plätzen am exponiertesten (Tabelle 7). Die Größe des Schlafplatzes lässt sich schwer ermitteln, da hier das Wasser durch Beeinflussung des Windes unterschiedliche Wasserstände erreichen kann und somit auch die verfügbare 32

38 Übernachtungsfläche variiert. Besonders bei verstärktem Wind wird der offen liegende Schlafplatz gemieden (NOWALD 2014b) Feldsölle (Peer Heinrich) Sölle haben genau wie auch Schmelzwasserrinnen und See einen pleistozänen Ursprung. Diese Ackerhohlformen entstanden durch den Druck bzw. durch die Bewegung von Eiskörpern. In der nacheiszeitlichen Entwicklung zogen sich die Gletscher immer weiter nach Norden zurück. Einige Eisblöcke, die also vom Gletscher isoliert wurden (Toteis), blieben liegen und schmolzen allmählich ab. Durch die permanente Kompression durch die Eismassen wurde eine Hohlform geschaffen. Zurück blieben Sölle oder Toteislöcher. Je nach Genese weisen diese unterschiedliche Eigenschaften auf. So ist bei vielen Söllen Staunässe in Tiefen von 0 bis 100 cm vorhanden. Sölle können unterschiedlichste Größen haben. Die prägenden Formen bei kleinen Söllen sind dabei annähernd kreisrund und trichterförmig. Bei größeren ist die Erscheinungsform von Wannen oder Kesseln weitaus unregelmäßiger (AHNERT 2009). Häufig sind Sölle von einer strauchigen Vegetationsdecke sowie Gehölzen wie Weide, Birke oder Erle, aber auch Schilfgürteln umsäumt. Allerdings ist auch das Fehlen einer ausgeprägten Vegetation möglich, womit der Soll offen liegt (WILKENING 2002). In den 1950er Jahren wurden viele Sölle eingeebnet, um sie für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Dadurch verloren viele Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum in diesen kleinen Nischen (LUNG 2009). Insgesamt übernachtete Mütze in zwei Söllen. Zwar machen diese im Untersuchungszeitraum nur einen kleinen Teil aus, jedoch spielen sie generell bei der Schlafplatzauswahl eine nicht unwichtige Rolle. So wurden auch im Vormonat April bereits mehrere Sölle aufgesucht. Die beiden Sölle sind westlich von Wüstenhagen gelegen und ca. 1 km voneinander entfernt. Sie haben eine Fläche von jeweils und m² und weisen eine minder ausgeprägte Strauchvegetation auf. Sie sind die flächenmäßig kleinsten Schlafplätze. In circa 1 km Entfernung verläuft der am dichtesten gelegene Feldweg, die nächstgrößere Straße (L 21) in ca. 1,7 km, Spannungsleitungen ab 1,2 km und Windräder in 7,7 km Entfernung. Die an nächsten gelegenen Ortschaften sind Kummerow Heide und Wüstenhagen (1,2 km) (Siehe Anhang Bild 8 & 9). Während der weiter östlich gelegene Soll außer im südwestlichen Teil, wo er nach 500 m an das Waldgebiet von Kummerow grenzt, ansonsten in Entfernung von bis zu 1,2 km nur von Ackerflächen umgeben ist, liegt der zweite Soll exponierter zu diversen Versorgungs- und Siedlungsstrukturen sowie Straßen Weitere Schlafplätze (Peer Heinrich) Weitere als Schlafplatz genutzte Wasserflächen sind die künstlich angelegte Wasserfläche bei Trinwillershagen, die Wasserfläche südöstlich von Fahrenkamp in unmittelbarer Nachbarschaft zum Boddengewässer Grabow und eine weitere im Gebiet des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft. Zudem sind zwei Schlafplätze auf verschiedenen Äckern bei Karnin und Friedrichshof verzeichnet sowie drei weitere Standorte auf Grünflächen zwischen Jakobsdorf und Lendershagen und eine nördlich von Bad Sülze und einer auf den Günzer Seewiesen westlich vom See gelegen. Bei all diesen Flächen fällt eine gewisse Variabilität auf, bei denselben Flächentypen gibt es jedoch auch sich ähnelnde Merkmale. 33

39 Es fällt auf, dass z.b. die als Schlafplatz gewählten großen Ackerflächen überwiegend durch umliegendes Ackerland und Waldflächen dominiert werden. Aber dies gilt auch bei den kleineren Grünland- bzw. Niedermoorschlafplätzen. Von mindestens zwei Seiten in einer maximalen Entfernung von 200 m umgibt Wald den Schlafplatz. Kleinere Siedlungsstrukturen und Nebenstraßen bzw. Ortsstraßen liegen im Umkreis von mindestens etwa 200 m entfernt. Größere Straßen, die ein deutlich höheres Verkehrsaufkommen aufweisen (L 21, L 121), liegenmit einem Mindestabstand von über 2,5 km deutlich weiter entfernt. Das gleiche gilt auch für Nieder-, Mittel- und Hochspannungsleitungen, die einen ähnlichen Abstand zu den Schlafplätzen aufweisen. Die nächstliegenden Windparks liegen noch weiter entfernt.größere Grünland- und Niedermoorflächen wie auf den Günzer Seewiesen und im Einzugsgebiet der Recknitz sind deutlich größer und weisen nicht die Merkmale der anderen Schlafplätze auf den kleineren Grünlandflächen auf. Generell sieht es bei den Wasserflächen deutlich differenzierter aus. Während der eine Hauptschlafplatz besonders weit entfernt von anthropogenen Strukturen in einer Kernzone eines Nationalparks liegt und ein weiterer ebenfalls in ruhiger Lage in der Entwicklungs- und Pufferzone des Nationalparks, liegt der auf dem Klärteich von Trinwillershagen in unmittelbarer Nähe zu einer Hauptstraße und nur wenige hundert Meter vom Ort sowie etwa 1,2 km vom Windpark Trinwillershagen entfernt. Hier gibt es keine dominierenden Strukturen um den Schlafplatz herum. Dasselbe gilt auch für den Schlafplatz bei Fahrenkamp. 34

40 Tabelle 7: Räumliche Einordnung der Schlafplätze zu anderen Habitaten und Störquellen; Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze (² Werte in Klammern geben Abstand zu Größeren Straßen wieder: Kreis-, Landes- und Bundesstraßen) Raum/ Standort Habitat/ Flächentyp Nächte Größe (m²) Mindestabstand zu (km) Wald Acker Niedermoor / Grünland Nieder-& Mittelspannungsleitung Hochspannungsleitung Windenergieanlage Siedlung Straße² Günzer See Wasser ,0 0,5 <0,1 >1,2 >9,0 >6,6 Windpark Schmedshagen (3 ) >1,0 >0,4 Zw. Zingst & gr. Werder Östlich von Trinwillershagen Südöstlich von Fahrenkamp Wasser 22? 0,3 >2,5 0,3 >3,0 >15,0 >10,5 Windpark Schmedshagen (3 ) >2,5 >0,3 (>5,0) Wasser >1,0 0,1 / >1,0 >7,5 >1,2 Windpark Trinwillershagen (17 ) >0,6 <0,1 Wasser >1,3 <0,1 <0,1 >2,7 >6,0 >2,5 Windpark Küstrow (14 ) >0,7 >0,7 (>3,4) NP Zingst Wasser ,5 / <0,1 >1,2 >13,2 >9,6 Windpark Küstrow (14 ) / 0,4 Westlich von Wüstenhagen Südöstlich von Karnin Östlich von Friedrichshof Günzer Seewiesen Nördlich von Bad Sülze Östlich von Lendershagen Östlich von Lendershagen Zw. Jakobsdorf & Lendershagen (>5,0) Soll ,5 <0,1 / >1,5 >6,4 >7,7 Windkraftanlagen Kenz (2 ) >1,0 >1, (>1,7) Acker <0,1 0,0 >0,1 >0,7 >3,4 >5,8 Windkraftanlagen Kenz (2 ) >1,0 >0,6 Acker <0,1 0,0 0,4 >0,9 >2,6 >5,5 Windkraftanlagen Kenz (2 ) >0,9 >0,8 Niedermoor /Grünland Niedermoor /Grünland Niedermoor /Grünland Niedermoor /Grünland Niedermoor /Grünland ,7 0,4 0,0 >0,6 >9,6 >7,5 Windpark Schmedshagen (3 ) >1,0 >0,4 (>1,0) 3? >1,0 1,5 0,0 >0,1 >1,1 >4,0 Windpark Eixen (12 ) >1,5 >0,4 (1,3) ,2 <0,1 0,0 >2,6 >3,0 >4,1 Windpark Richtenberg (3 ) >0,2 >0,2 (>2,5) <0,1 <0,1 0,0 >2,4 >2,9 >3,8 Windpark Richtenberg (3 ) >0,4 <0,1 (>2,5) <0,1 <0,1 0,0 >3,1 >4,4 >3,3 Windpark Richtenberg (3 ) >2,5 <0,1 (>2,5) 35

41 Ergebnisse Schlafplätze: An 92 Tagen/Nächten im Untersuchungszeitraum Mai bis einschließlich Juli suchte der Kranich Mütze 14 unterschiedliche Schlafplätze auf. Bis auf zwei wurden alle anderen lediglich temporär aufgesucht. Die beiden Schlafplätze kristallisierten sich als die Hauptschlafplätze heraus. Im Untersuchungszeitraum bevorzugte er an 77 Tagen seichte Wasserflächen als Schlafplatz, was einem prozentualen Anteil von 83,7 % entspricht. Alleine 51 Übernachtungen (55,4%) entfallen dabei auf den Günzer See. Den zweiten großen Schlafplatz stellte der Flachwasserbereich zwischen dem Darß und der Insel Großer Werder mit 22 Übernachtungen (23,9%) dar. Neben diesen beiden großen Schlafplätzen ist zu erkennen, dass Mütze an den anderen Schlafplätzen niemals länger als zwei bis vier Nächte (vier Standorte mit elf Übernachtungen) verbrachte, meistens sogar nur eine Nacht (acht Schlafplätze). Diese restlichen als Schlafplatz genutzten lassen sich wie folgt lesen. Bei elf Schlafplätzen handelt es sich nach Interpretation von Luftaufnahmen (ESRI) um Feuchtwiesen bzw. Grünland mit einem mehr oder minder hohen Vernässungsgrad (12% Anteil an der Gesamtmenge). Ein Großteil dieser Schlafplätze weist auf minderausgeprägte Sölle mit einer leichten Senkung hin, die landwirtschaftlich somit schlecht nutzbar gemacht werden können. Zwei weitere Nächte im Mai verbrachte der Vogel auf einer intensiv genutzten Ackerfläche (2,2%), die laut Luftbildaufnahme jedoch ebenfalls eine Senke mit zumindest gelegentlich aufkommender Staunässe aufweist. Weiter zwei Nächte verbrachte Mütze in zwei sehr stark ausgeprägten Söllen (2,2%), welche die Eigenschaften der vorangegangenen Habitate ebenfalls innehaben. Neben den beiden großen Hauptschlafplätzen nutzte er vier weitere Wasserflächen als Schlafplatz. Darunter sind zwei Nächte auf einer künstlich angelegten Wasserfläche nahe Trinwillershagen und eine Nacht südöstlich von Fahrenkamp zu finden. Besonders auffällig erscheint, dass sich Mütze im Laufe der drei Monate immer mehr nach Norden orientiert hat. Zudem lässt sich im Laufe der Zeit eine gewisse Standorttreue gegenüber den in der ersten Maihälfte aufgesuchten Schlafplätzen erkennen. Während Mütze im Mai eine besonders große Vielzahl an Schlafplätzen aufsuchte, waren es im Juni und Juli lediglich zwei Standorte, die zur Nächtigung genutzt wurden. Ab Anfang Mai bis einschließlich zur Nacht auf dem suchte der Vogel zwölf verschiedene Standorte als Schlafplatz auf. Acht Standorte wurden dabei lediglich einmalig aufgesucht, die vier anderen Schlafplätze für zwei bis maximal vier Nächte. Auffällig ist auch, dass in diesem Zeitraum weder der Günzer See noch das Flachwasser zwischen Zingst und dem großen Werder aufgesucht werden. Erst ab dem war er kontinuierlich auf dem Günzer See anzutreffen. Fortan befand er sich ausschließlich nur noch auf diesen beiden Plätzen. Auch hier ist ein Trend zu erkennen. Während er vom bis zum kontinuierlich auf dem Günzer See den Schlafplatz aufsuchte, nutzte er erstmals an den Tagen für drei Nächte die seichten Flachgewässer zwischen den beiden Inseln Darß und Großer Werder. Nach einer weiteren Nacht auf dem Günzer See bevorzugte Mütze den nördlicher gelegenen Schlafplatz zwischen den beiden Inseln für den Großteil des Julis. Ein Drittel im Juli entfällt auf den Günzer See (zwölf Nächte) und zwei Drittel (18 Nächte) entfallen auf Zingst/ Großer Werder. Ab Beginn des Monats bis einschließlich der Nacht vom auf dem pendelte Mütze dabei häufig zwischen den beiden Schlafplätzen, bevor er ab dem ausschließlich den Schlafplatz Zingst/Großer Werder nutzte. Ob er über den Juli hinaus auch im 36

42 Folgemonat den Schlafplatz nutzte, kann nur vermutet werden, da die Standortdaten der Folgezeit nicht Gegenstand der Arbeit sind Nahrungsflächen (Peer Heinrich) Im tageszeitlichen Ablauf der Kranichaktivitäten lässt sich neben der passiven Schlafphase eine weitere aktive Phase erkennen. Diese Aktivitäten ließen sich auf Flächen rund um Barth, Karnin, Richtenberg und Stralsund lokalisieren. Diese Regionen sind als Äsungsgebiete für die im Herbst rastenden Kraniche bekannt (Nowald 2014b). Dies könnte also ebenfalls schon ein Indiz dafür sein, dass auch Mütze von hier seine Nahrung bezogen hat. Während Mütze mit Einbruch der Abenddämmerung stets zu seinem Schlafplatz geflogen ist und dort bis zur Morgendämmerung verweilte, nutzte er das Tageslicht, um vorrangig auf Nahrungssuche zu gehen. Eine Interpretation der aktiven Daten, z.b. anhand der ACC-Daten, für die Nahrungssuche ist deutlich schwieriger als für die Schlafphase. Während der Kranich in der passiven Phase weitestgehend bewegungslos ist, also schläft und daher auch nicht den Standort wechselt, ist die aktive Phase durch andere Verhaltensweisen gekennzeichnet, die schwierig zu interpretieren sind. Die aktive Phase ist durch mehrere Verhaltensweisen charakterisiert. Auch hier gehören kurze bis längere Ruhe-, also Passivphasen, dazu. Die eigenen aufgenommenen Beobachtungen wurden ausschließlich während des Tages, also in der aktiven Phase aufgenommen. Hier stellte sich jedoch heraus, dass der Kranich zu 59% (7 050 Beobachtungen) mit der Nahrungssuche bzw. Aufnahme beschäftigt war, was über der Hälfte der Zeit in der aktiven Phase entspricht. Häufig wechselten die Verhaltensweisen des Kranichs, ohne dass dabei jedoch das Habitat oder der Standort gewechselt wurden. Man kann also schwerlich von reinen Nahrungsflächen sprechen, da die Übergänge fließend sind. Andererseits wird der Tagesverlauf hauptsächlich durch die Nahrungssuche bzw. Aufnahme bestimmt. Wie in Tabelle 2 bereits gezeigt, hielt sich der Kranich überwiegend auf Grünland auf. Über die Hälfte der Koordinatenpunkte (962 = 52,8%) verweisen auf Grünflächen, die neben anderen Verhaltensweisen auch zur Nahrungssuche genutzt werden. Würde man die Standortdaten der Wasserflächen, bei denen man die Nahrungsaufnahme ausschließen kann, ausschließen, so wäre der Anteil deutlich höher (60,2%). Die zweitwichtigste Nahrungsfläche, gemessen an der Verweildauer und der Menge der aufgenommenen Standorte ist, die Ackerfläche (20,6% (ohne Wasserfläche sogar 23,5%)). Hier ist das mit Mais bewirtschaftete Feld deutlich attraktiver als andere Getreideflächen. Zudem ist die Kultivierung von Mais im Untersuchungsgebiet das prägende Element bei der Landwirtschaft. Der Anteil der genutzten Nahrungsflächen liegt bei den Grünlandflächen und dem Ackerflächen wahrscheinlich noch höher, da neben Waldflächen, die allerdings äußerst selten aufgesucht wurden (1,3%), die landwirtschaftlichen- und die Grünlandflächen charakteristisch für diese Region sind. Des Weiteren konnten von den Standortdaten 239 nicht eindeutig zugeordnet werden (Tabelle 2), sodass sie als nicht Bekannt eingestuft wurden. Sowohl aus den eigenen Beobachtungen als auch aus den GPS-Daten geht hervor, dass sich der Vogel tagsüber vorzugsweise an den Günzer Seewiesen aufgehalten hat. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Günzer Seewiesen in unmittelbarer Nähe zu dem Hauptschlafplatz Günzer See liegen, zum 37

43 anderen daran, dass die Wiesenbereiche ein ausreichendes Nahrungsangebot für Mütze geboten haben. Die Günzer Seewiesen sind durch extensive Weidewirtschaft gekennzeichnet. Folgende Habitat- Typen prägen das Areal. Ein Niedermoor, das insbesondere durch Wiesen bzw. Feuchtwiesen gekennzeichnet ist und hin und wieder durch landwirtschaftliche Maschinen abgeerntet wird. Ein Habitat also, in dem Kraniche besonders über die Sommermonate genügend tierische Nahrung in Form von Insekten, Würmen und anderen Bodenkriechern zu sich nehmen können. Während sich Mütze im Mai noch in einem großen Gebiet mit einer großen räumlichen Ausdehnung bewegte, suchte er, wie auch schon an den Schlafplätzen zu erkennen, im Juni und Juli hauptsächlich die Günzer Seewiesen auf. Dies geht besonders aus den eigenen Beobachtungen hervor. Allerdings lassen sich für den Juni und Juli basierend auf den GPS-Daten weitere Habitate und Standorte erkennen. Unweit der Günzer Seewiesen, in östlicher Richtung, in Nachbarschaft zu den Ortschaften Günz und Nisdorf, hielt sich Mütze für mehrere Tage vom mit Ausnahme des immer wieder auf einer Ackerfläche auf. Hier wurde zu diesem Zeitpunkt Mais neu eingesät. Einen Zusammenhang zwischen der Standortwahl der Nahrungsflächen und dem Schlafplatz lässt sich nur bedingt erkennen. Festgestellt werden konnte lediglich, dass sich der Vogel in der Phase, wo er seinen angestammten Schlafplatz ausschließlich auf das Flachwasser zwischen Zingst und dem Großen Werder verlegte, er für knapp anderthalb Woche ( ) kein einziges Mal die Günzer Seewiesen aufsuchte. An diesen Tagen war der Vogel ausschließlich an den im vorangegangen Text erläuterten Schlafplätzen zu finden. Weitere wichtige Nahrungsflächen, die er aufsuchte, waren im Mai die Maisneusaaten und Stoppeln zwischen Kummerow und Kummerow Heide sowie bei Semlow. Ab Mitte Mai verschob sich der Schwerpunkt bis Ende Juni weitestgehend auf die Günzer Seewiesen sowie das Grünland des alten Flugplatzes. Mit Beginn der erneuten Maiseinsaat auf den Ackerflächen zwischen Günz und Nisdorf bzw. mit der Ernte der Getreidefläche zwischen Buschenhagen und Neuenpleen (Siehe Anhang Bild 11) verschob sich im Juli erneut der Schwerpunkt der tagsüber aufgesuchten Nahrungsflächen. Darüber hinaus flog der Kranich auch immer wieder sporadisch andere von den Schlafplätzen weiter weg gelegene Ackerflächen wie zwischen Muuks und Groß Mohrdorf oder bei Velgast an Andere Flächen (Peer Heinrich) Mit Hilfe der GPS-Daten lassen sich genaue Bilder über die Nutzung der Habitate und Räume der Kraniche erstellen, die jedoch nicht immer eindeutig zu interpretieren sind. Unter anderem kann es immer mal wieder vorkommen, dass hierbei äußerst exponierte Standorte aufgenommen werden, die möglicherweise zudem noch auf einem exotischen Habitat verzeichnet sind, d.h. einem Habitat, dass nicht einem Standort als Schlafplatz oder Nahrungsfläche zugeordnet werden kann. Stehen diese aufgenommenen Koordinaten auch noch alleine für sich ohne weitere Standorte in der Nähe, kann davon ausgegangen werden, dass diese Koordinaten zu dem Zeitpunkt erfasst wurden, als der Vogel sich in der Flugphase befand. So wurden die Koordinaten des Vogels z. B. am im Wasserbereich zwischen der Insel Zingst und dem Ort Kinnbackenhagen auf der Festlandseite aufgenommen. Dieser Wasserbereich scheidet als potenzieller Schlafplatz jedoch aus, da das Wasser an dieser Stelle viel zu tief zum Stehen ist und zudem im Fahrwasser der Bundeswasserstraße liegt, 38

44 die an dieser Stelle verläuft. Diese Standorte können somit bei der Bewertung der Standort- und Habitatnutzung vernachlässigt werden. Anders sieht es jedoch bei dem folgenden Beispiel vom aus. Hier hielt sich der Vogel in einem im Wald zentral gelegenen Waldstück zwischen Wolfshagen und Jakobsdorf von 06:00-19:00 auf. Hier ist es schwer festzustellen, was er hier tat. Sundische Wiesen: Die Sundischen Wiesen sind Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft und liegen im östlichen Teil der Halbinsel Zingst. Die Sundischen Wiesen sind ehemals hauptsächlich Salzwiesen gewesen, die durch die Eindeichung in der Vergangenheit heute hauptsächlich aus beweidetem Grünland bestehen. Im Norden ist ein Teil der Sundischen Wiesen bewaldet (LUNG 2009). Die Wiesen dienen den Kranichen insbesondere zur Herbstrast als Vorsammelplatz, bevor sie weiter auf die Schlafplätze des Großen Werders fliegen (NOWALD 2014b). 1.2 Aktionsräume und Mobilität (Peer Heinrich) Im folgenden Text soll insbesondere auf den Aktionsradius des Tieres eingegangen werden. Welche Strecke bzw. Flugrouten legt der Vogel zurück? Lassen sich bestimmte Muster oder Veränderungen bei gewohnten Bewegungsmustern erkennen? Was könnten die ausschlaggebenden Indikatoren für die Änderungen sein? Nutzung bereits bekannter Habitate und Räume aus dem Vorjahr (Peer Heinrich) Anhand der GPS-Daten aus dem Vorjahr bis hin zum Beginn des Untersuchungszeitraumes lässt sich feststellen, ob der Kranich in den Sommermonaten 2015 zu ihm bereits bekannten Habitaten geflogen ist. Mit dem Zeitpunkt der Besenderung des Kranichs am startete die Datenaufzeichnung. Es lässt sich feststellen, dass der Kranich von dem Tag der Besenderung bis zum Abflug in die südlich gelegenen Winterquartiere am sich hauptsächlich innerhalb des Aufenthaltsgebietes von Mai bis Juli 2015 aufgehalten hatte. Erst im darauffolgenden Jahr war er ab dem , wieder in der Region zurück. Die Hauptüberschneidungspunkte gibt es unter anderem mit den Günzer Seewiesen und dem See. Weitere Standorte, die vormals bereits aufgesucht wurden, sind die landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen Kummerow Heide und Kummerow. Auch zu den Sundischen Wiesen kehrte er wieder zurück. Der Schlafplatz zwischen Zingst und dem Großen Werder war ihm ebenfalls bekannt. Hier fällt allerdings auf, dass er sich nicht wie im Untersuchungszeitraum bevorzugt zwischen Zingst und Großer Werder aufhielt, sondern in etwa ebenso häufig im Flachwasser, welches südlich des Großen Werders liegt. Hier hielt er sich im Vorjahr bevorzugt von Ende Juli bis Mitte August auf und dann abermals im Oktober. Die vielen Ackerflächen östlich von Velgast wurden ebenfalls in beiden Zeiträumen aufgesucht, wenn auch nur punktuell. Kaum Überschneidungen gibt es mit der Ackerfläche zwischen Günz und Nisdorf sowie der Grünfläche des Flugplatzes südwestlich von Batevitz. Im Gegensatz dazu hielt er sich im aktuellen Beobachtungszeitraum kaum in der Nähe seines Beringungsstandortes auf. Lediglich drei Koordinaten im Mindestabstand von etwa 1 km sind für diesen Zeitraum dokumentiert, während er sich im Vorjahr hier in den Monaten Juni und Juli nahezu 39

45 ausnahmslos aufhielt. Ebenfalls interessant ist, dass er im gesamten Zeitraum vor dem Mai 2015 auf der Ackerfläche zwischen Neuenpleen und Buschenhagen nicht anzutreffen war. Des Weiteren hielt er sich auch von der Ackerfläche zwischen Günz und dem Günzer See sowie der Ackerfläche nördlich vom Flugplatz zwischen Batevitz und Nisdorf fern. Somit hielt er sich im Untersuchungszeitraum erstmalig in den zuletzt genannten Habitaten auf. Wenn man nur die Vorjahresdaten aus demselben Zeitraum, d.h zum Vergleich heranzieht, dann fällt auf, dass er sich bis dato noch nicht auf dem Günzer See und dem ringsum liegenden Areal aufgehalten hatte. Hauptsächlich sind hier der Forstbereich zwischen Kummerow und Niedermützkow, die angrenzenden Ackerflächen zwischen Wendisch Langendorf und Hohendorf, die von Wald umgebenen Grünlandflächen zwischen Batevitz und Klein Mohrdorf und Teile des angrenzenden Flugplatzes und auch die landwirtschaftlich genutzten Flächen zwischen Altenpleen und Groß Mohrdorf aufgesucht worden Gegenüberstellung der genutzten Aktionsräume und Mobilität nach Monaten (Peer Heinrich) Die einzelnen Monate zeigen deutliche Unterschiede in der Flächengröße des Aktionsraumes und im Profil der täglich zurückgelegten Strecken. Während sich der Mai besonders dadurch auszeichnet, dass die täglichen zurückgelegten Strecken teilweise sehr stark schwanken, gleichen sie sich in den beiden Folgemonaten etwas an. Ziehen wir die Statistik der aufgezeichneten GPS-Daten zu Rate, so lassen sich mittels der Programme Arc-GIS-Online und Q-GIS die täglich, wöchentlich und monatlich zurückgelegten Strecken ermitteln. Zudem bietet sich die Möglichkeit, jenen Aktionsraum zu bestimmen, in welchem sich Mütze über den Sommer hinweg am häufigsten aufhielt sowie jenen, welchen er bewusst mied. Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass es sich hier lediglich um einen Versuch handelt, den Aktionsraum, sowie das Bewegungsprofil möglichst genau darzustellen. Anhand der Menge der vorhandenen Daten lässt sich bereits ein gutes Bild skizzieren, allerdings Daten, sind nicht alle Standorte, die den Aktionsraum umfassen, erfasst. Jedoch sind diese aus statistischer Sicht zu vernachlässigen. Dies gilt ebenfalls für die Darstellung der durchschnittlich zurückgelegten Strecke, welche in Kilometern angegeben werden. Hier ist davon auszugehen, dass der Vogel über den Tag verteilt teilweise deutlich mehr Strecke zurücklegt hat, als anhand der vorhandenen GPS-Daten dargestellt werden kann. Jedoch können auch hier aufgrund der großen Datenmenge relativ zuverlässige Bewegungsmuster dargestellt werden. Hierbei wurden die verschiedenen Verhaltensweisen des Kranichs nicht berücksichtigt. D.h. es ist für die Datenanalyse und Darstellung unerheblich, ob der Vogel von einem Koordinatenpunkt zum nächsten geflogen oder gelaufen ist. Bewegungsprofil der zurückgelegten Tagesstrecken von Mai bis Juli Im folgenden Text wird anhand des Boxplot-Modelles (Abbildung 14) das Streckenbewegungsprofil der einzelnen Tage zu den drei untersuchten Monaten erläutert und dargestellt. Insgesamt wurden mit Hilfe der GPS-Daten 1 480,5 km durch den Kranich zurückgelegte Strecke ermittelt. Im Durchschnitt entspricht dies einer täglichen Wegstrecke von 16,1 km. Die längste 40

46 Strecke im gesamten Untersuchungszeitraum entspricht 61 km, die kürzeste 2,1 km (siehe Anhang Bild 2) Bewegungsprofil im Mai (Peer Heinrich) Der erste Monat der Studie zeichnete sich durch eine hohe Variabilität bei der täglich zurückgelegten Strecke aus. Dies lässt sich besonders am Abbildung 14 erkennen. Im Mai ist das Bewegungsprofil am variabelsten. Hier sind die Unterschiede zu den oberen Werten, den Ausreißern, besonders eklatant. Zwischen der maximal und minimal dokumentierten zurückgelegten Strecke lagen 58,9 km. Es lässt sich weiterhin erkennen, dass der Kranich generell im Vergleich zu den zwei Folgemonaten eine recht hohe Mobilität aufwies. Für den gesamten Monat wurde eine Gesamtstrecke von 595 km errechnet, was im Durchschnitt einer täglichen Strecke von 19,2 km entspricht. Hier stellt der 05. Mai mit einer dokumentierten Gesamtstrecke von 61 km den aktivsten Tag dar, welcher nachfolgend exemplarisch dargestellt wird (Abbildung 13). Abbildung 13: Bewegungsprofil vom ; Eigene Darstellung nach Arc-GIS; Quelle: GPS-Daten von Kranich Mütze Dieser Wert stellt einen absoluten Ausnahmewert dar. Der zweithöchste Wert im Mai, welcher ebenfalls den zweithöchsten im gesamten Verlauf der Studie darstellt, ist mit 49 km am bereits deutlich kürzer als der höchste Wert. Ein weiteres Indiz für die hohe Streuung im Mai ist die Tatsache, dass von allen aufgenommenen Tagesstrecken von den zehn längsten Tagesstrecken alleine sieben auf den Mai entfielen, während die restlichen drei auf den Juli verteilt waren. Umgekehrt fielen die sechs der zehn passivsten Tage, also die Tage, an denen die niedrigsten Wegstrecken zurückgelegt wurden, auf den Mai, die weiteren Tage auf den Juni. Der 18. Mai stellt 41

47 mit einer Strecke von 2,1 km den niedrigsten Wert dar. An diesem Tag verbrachte er seine Zeit ausschließlich auf den Günzer Seewiesen. Der 05. Mai und der 18. Mai bilden bei der zurückgelegten Strecke die Extremwerte. Generell kann also gesagt werden, dass der Mai einen Monat der Extreme darstellt. Der Median für den Monat Mai liegt bei 20,8 km (Tabelle 8). bies Bedeutet, dass er an der Hälfte aller erfassten Tagesstrecken mehr als 20,8 km zurückgelegt hat und die andere Hälfte der Tage weniger als 20,8 km. Besonders in der ersten Hälfte des Monats war Mütze äußerst mobil. In den ersten beiden Wochen im Mai, also Woche Eins ( ) und Woche Zwei ( ) im Untersuchungszeitraum, war der Vogel besonders aktiv. Im gesamten Vergleich der drei Monate legte er in den ersten beiden Wochen die größten Strecken zurück. So kam Mütze in der ersten Woche im Mittel auf 25,8 km und in der zweiten sogar auf knapp 31 km (Abbildung 15), was ungefähr einer Gesamtstrecke von 217 km entspricht. Wenn man sich die Hotspot-Karte dieser Woche anschaut, kann man noch einmal deutlich sehen, auf was für einer großen Fläche der Vogel aktiv war (siehe Anhang Bild 3). Insgesamt besteht aufgrund der Datenlage für diesen Zeitraum die Möglichkeit, dass er auf einer Gesamtfläche von etwa 633,9 km² aktiv war. Allerdings beschränkte sich das meiste Handeln auf eine Fläche von etwa 110 km². Ab der Mitte des Monats ändert sich das Bild drastisch. Während sich Mütze am mit 30,5 km noch sehr aktiv zeigte, wurde am Folgetag (17.05.) lediglich eine Strecke von etwa 3,5 km zurückgelegt. Bis zum Ende des Monats und darüber hinaus bis zur Beendigung der fünften Woche (04.06.) reduzierte sich der Aktionsradius kontinuierlich. Im Vergleich zur zweiten Woche reduzierte sich in der dritten Woche ( ) die durchschnittliche Wegestrecke um etwa die Hälfte auf 15,7 km und daran anschließend in der vierten Woche um durchschnittlich weitere 5 km auf 10,1 km. Diese fünfte Woche ist jene des gesamten Zeitraumes, in der sich Mütze am wenigsten aktiv zeigte und steht somit konträr zur zweiten Woche (Abbildung 15, 16). Hier pendelte Mütze ausschließlich auf einer Fläche von gerade einmal 2,6 km², die ausschließlich auf den Seewiesen des Günzer Sees liegen zwischen den einzelnen Standorten (siehe Anhang Bild 4) Bewegungsprofil im Juni (Peer Heinrich) Im Folgemonat Juni zeigte sich der Kranich deutlich passiver als noch im vorangegangenen Monat. So legte Mütze insgesamt etwa 349 km zurück und damit 246 km, also mehr als ein Drittel, weniger Strecke als noch im Mai. Entsprechend betrug die durchschnittlich zurückgelegte Distanz lediglich 11,6 km und war damit deutlich unter dem Niveau des Vormonats mit über 19 km pro Tag. Zu erkennen ist, dass er während der ganzen Zeit keine größeren Flüge unternahm. Die längste Strecke, die er in diesem Zeitraum zurücklegte, betrug lediglich 26,7 km und war damit um über die Hälfte kürzer als die längste Strecke im Vormonat (61 km). An seinem passivsten Tag legte Mütze lediglich 2,9 km zurück, was ungefähr dem Tiefstwert des Vormonats entspricht. Der Median liegt im Vergleich zum Mai deutlich niedriger. Zum Vergleich: Im Mai lag er bei 20,8 km, im Juni bei 8,2 km (Abbildung 14). Die GPS-Daten zeigen, dass er im Juni an 17 Tagen, also über die 42

48 Hälfte des Monats, ausschließlich auf den Günzer Seewiesen zugebracht hat und damit fünf Tage mehr also als im Mai (Zwölf Tage) und Juli (Null Tage) zusammengenommen. Die Entwicklung zu verringerter Mobilität lässt sich auch sehr gut am weiteren Wochenverlauf im Juni erkennen. Abgesehen von der sechsten Woche blieb die durchschnittlich pro Tag zurückgelegte Strecke auf einem konstant niedrigen Niveau, ähnlich der vorangegangenen zwei Wochen (Abbildung 15). Lediglich an zwei Tagen in der sechsten Woche wurden zwei längere Strecken zurückgelegt. Am und am legte der Kranich mit 26,7 km und 24,3 km die längsten Wegstrecken des Monats Juni zurück. Die Tagesstrecken in der siebten und achten Woche liegen im Mittel bei 7,9 km und 8,3 km. Hier befand sich Mütze weitestgehend auf den Günzer Seewiesen und dem Günzer See (Abbildung 16). Mit dem Beginn der letzten Juniwoche ( ) stieg die durchschnittlich zurückgelegte Tagesstrecke wieder deutlich auf 19,6 km an, auch weil sich der Vogel zunehmend auf die Habitate um die Günzer Seewiesen herum konzentrierte Bewegungsprofil im Juli (Peer Heinrich) Der Juli zeigt einen kontinuierlichen Anstieg der Bewegungsaktivität. Vergleicht man die zurückgelegte Gesamtstrecke mit den vorangegangenen, so findet eine deutliche Annäherung an den Mai statt. Insgesamt ist eine Strecke von circa. 537 km dokumentiert, also lediglich 58 km weniger als im Mai, aber mit 188 km Zunahme wieder deutlich mehr als im Juni. Auch die durchschnittlich zurückgelegte Kilometeranzahl stieg um knapp ein Drittel auf 17,7 km pro Tag. Der Kranich zeigte sich deutlich aktiver als in Juli. Der war mit knapp 4,7 km der bewegungsärmste Tag, der mit 32,3 km der bewegungsreichste Tag. Somit wurde mit einer Differenz von ungefähr 27,7 km zwischen dem aktivsten und dem passivsten Tag insgesamt wieder etwas mehr Variabilität deutlich als im Vormonat, jedoch nicht so viel wie noch im Mai. Der Median, liegt wie auch schon nach den vorangegangenen Zahlen zu vermuten ist, mit 15,4 km zwischen den Werten von Mai und Juni. Schaut man sich den Verlauf der zurückgelegten Strecken, verteilt auf die restlichen Wochen, an (Abbildung 15), wird der Trend zu einem aktiveren Bewegungsprofil deutlich. Dies kündigte sich bereits zum Monatswechsel (neunte Woche) an. Zwar sinkt mit Beginn der zehnten Woche die durchschnittliche Wegstrecke auf etwa 13,6 km, dennoch lagen die folgenden Wochen im Juli im Mittel deutlich über den restlichen Wochen des Junis. Lediglich die sechste Woche ( ) hatte aufgrund der beiden Ausreißer am und am einen höheren Tagesdurchschnitt als die Juliwoche mit dem niedrigsten Wert (zehnte Woche: ). Zwar ist das Bewegungsniveau generell höher als im Juni, reicht jedoch bei weitem nicht an das Niveau der ersten beiden Wochen im Mai heran. Vergleicht man alle 13 Wochen miteinander, fällt auf, dass der Mai die extremsten Schwankungen aufweist. Hier liegt die Differenz zwischen der aktivsten und passivsten Woche bei 24,9 km. Der Juli hingegen zeigt sich am konstantesten. Hier liegt die Differenz zwischen der bewegungsstärksten Woche und der bewegungsärmsten bei gerade einmal 7,8 km. Dazwischen liegt der Juni mit einer Differenz von 13,5 km. 43

49 km Allgemein lässt sich feststellen, dass sich Mütze" bis zur Mitte des Monats Mai sehr aktiv in seinen räumlichen Bewegungen zeigte. Es folgte ein starker Abfall in eine passive Phase, die sich bis zum Ende des zweiten Monats nachverfolgen ließ. Im Anschluss war im Juli ein moderater Anstieg zu verzeichnen, der sich auf einem höheren Niveau einpegelte. 70,0 Täglich zurückgelegte Strecke über die Monate verteilt (km) 60,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 Mai Juni Juli Monate Abbildung 14: Boxplot-Model; Bewegungsprofil der zurückgelegten Tagesstrecken (Mai-Juli); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten vom Kranich Mütze Tabelle 8: Boxplot-Model; Daten des Bewegungsprofiles der zurückgelegten Tagesstrecken; Eigene Darstellung anhand GPS-Daten vom Kranich Mütze Zeit Mai Juni Juli Minimum 2,1 2,9 4,6 Q1 6,3 6,3 12,1 Median 20,8 8,2 15,4 Q3 25,8 16,3 23,3 Maximum 61,0 26,7 32,3 Q1-Minimum 4,1 3,4 7,5 Q1 6,3 6,3 12,1 Median-Q1 14,5 1,9 3,3 Q3-Median 5,0 8,2 7,9 Maximum-Q3 35,2 10,4 9,0 44

50 km km 35 Durschnittliche zurückgelegte Strecke pro Woche (km) Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Woche Abbildung 15: Bewegungsprofil der zurückgelegten Strecke pro Woche (Mai Juli); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten vom Kranich Mütze 70 Tagesstreckenprofil "Mütze" (km) Tage Abbildung 16: Bewegungsprofil der zurückgelegten Strecke pro Tag (Mai-Juli); Eigene Darstellung anhand GPS-Daten vom Kranich Mütze Mobilitätsverhalten zwischen Schlaf- und Nahrungsflächen (Peer Heinrich) In Abbildung 17 sind die täglich genutzten Aktionsradien aufgeführt. Wie auch schon im vorher beschriebenen Bewegungsprofil zeigt sich hier ein ähnliches Bild. Immer ausgehend vom aktuellen Schlafplatz wird der Radius hin zum am weitesten entfernten geographischen Punkt, der an diesem 45

51 Tag aufgenommen wurde, gezogen. Die dunkelgrau markierten Balken im Diagramm stehen dabei für die Tage, an denen ein Schlafplatzwechsel vorgenommen wurde, die hellgrauen weisen auf tagesübergreifende Standorttreue hin. Generell ist festzustellen, dass sich der Vogel an Tagen, an denen er einen Schlafplatzwechsel vollzog, in einem größeren Gebiet bewegte, als wenn er am selbigen Abend zum gleichen Schlafplatz zurückflog. Da er jeden Tag auf Nahrungssuche ging, lagen die Nahrungsflächen immer innerhalb des Aktionsradius. Generell waren die Mobilität und der damit verbundene Aktionsradius bei einem Schlafplatzwechsel im Durchschnitt deutlich höher (10,3 km), als wenn er den gleichen Schlafplatz am selben Abend erneut aufsuchte (3,9 km). An den meisten Tagen seines Schlafplatzwechsels (14 Tage) flog er jedoch Strecken über den nächstgenutzten Schlafplatz hinaus. An den restlichen zwölf Tagen lag der Schlafplatz zwischen dem am Morgen verlassenen Schlafplatz und den Nahrungsflächen bzw. auf ungefähr gleicher Höhe. Seinen größten Aktionsradius hatte der Kranich am 8. Mai mit 20,5 km. Der kleinste am 24. Mai lag bei rund 0,7 km. Im Durchschnitt lag der tägliche Aktionsradius bei 5,7 km. Hier war der Mai - wie zu erwarten - der Monat mit dem größtem Wert von 7 km pro Tag, gefolgt vom Juli mit 6 km und dem Juni mit 3,9 km. Im Mai gab es mit 17 die meisten Schlafplatzwechsel im Untersuchungszeitraum. Im Juni waren es lediglich drei und im Juli sechs Wechsel. An den restlichen 66 Tagen blieb der Kranich seinem Schlafplatz treu. Im Allgemeinen war die Verfügbarkeit von Nahrungsflächen im näheren Umkreis der Schlafplätze überall gegeben. Eine Ausnahme bildet hier lediglich der Schlafplatz am Großen Werder. Aufgrund seiner Lage im Boddengewässer war der Vogel gezwungen, täglich eine Strecke von mindestens 5,5 km zu einem der am häufigsten genutzten und nächstgelegenen Nahrungsflächen auf der Festlandseite zwischen Nisdorf und Batevitz zurückzulegen. Nach einer Ende Juni beginnenden Wechselperiode zwischen den beiden Hauptschlafplätzen verschob sich während des Julis der Hauptschlafplatz zum Bodden hin. Dabei flog er hauptsächlich die Ackerflächen sowie das Grünland des ehemaligen Flugplatzes zwischen den beiden Hauptschlafplätzen an. An mehreren Tagen flog er auch ein Stück darüber hinaus bis zur Ackerfläche nach Buschenhagen, womit ein Aktionsradius von über 10 km erreicht wurde (Abbildung 17). Die exponierte Lage des Schlafplatzes zu den bevorzugten Nahrungsflächen während dieser Zeit erklärt auch das hohe Niveau des Aktionsradius, obwohl es zu keinem Schlafplatzwechsel kam. Dieses Niveau wurde lediglich an drei anderen Tagen an anderen Schlafplätzen, die er nicht wechselte, erreicht bzw. überboten. Am 25. Mai flog er bis zu einem Waldgebiet südlich von Richtenberg, kehrte dann jedoch zum Schlafplatz auf dem Günzer See zurück. Am , sowie dem legte er für den Zeitraum übermäßig weite Strecken zurück, um zu einer Ackerfläche zwischen Bussin und Velgast zu gelangen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits hauptsächlich auf den Nahrungsflächen der Günzer Seewiesen anzutreffen. An den anderen Tagen Ende Juni bis Ende Juli, wo ein ähnliches Niveau erreicht wurde, wechselte er zwischen den Schlafplätzen am Günzer See und am Großen Werder hin und her. Die meisten Tage mit einem Aktionsradius von unter 4 km und fast alle, die unter 2 km liegen, zeigen den Günzer See als Schlafplatz, ohne dass es zu einem Schlafplatzwechsel kam. Lediglich am suchte der Kranich sich einen anderen Schlafplatz, dies jedoch innerhalb der Günzer Seewiesen (von den Seewiesen auf den See). An diesen Tagen hielt er sich weitestgehend auf dem Grünland der Günzer Seewiesen auf, um hier auf Nahrungssuche zu gehen. Insgesamt sind nur zwei Tage nachweisbar, an denen er, obwohl er sich zwischenzeitlich auf den Günzer Seewiesen aufhielt, nicht 46

52 einen der beiden Hauptschlafplätze aufsuchte. Zum einen die Nacht vom in der Nähe zu den Sundische Wiesen und die Nacht vom , als er bei Fahrenkamp übernachtete. 22 Täglicher Aktionsradius (km) Mai 08. Mai 15. Mai 22. Mai 29. Mai 05. Jun 12. Jun 19. Jun 26. Jun 03. Jul 10. Jul 17. Jul 24. Jul 31. Jul Abbildung 17: Aktionsradius pro Tag, ausgehend vom Schlafplatz (Mai-Juli); Eigene Darstellung nach GPS-Daten vom Kranich Mütze (Schwarz: Aktionsradius mit Schlafplatzwechsel; Grau: Aktionsradius ohne Schlafplatzwechsel) 2. Verhaltensanalyse (Wilhelm Linke) Aussagen, wann Mütze welche Habitate im Untersuchungszeitraum genutzt hat, sind bereits oben in Kapitel 1 des Ergebnisteils gemacht worden. Nun soll es zusätzlich um die Art und Weise gehen, wie sich Mütze auf diesen Flächen bewegte. Dazu werden u. a. die gesendeten ACC-Daten sowie die Ergebnisse des Scan-Samplings herangezogen. 2.1 ACC-Daten In diesem Kapitel geht es vorwiegend um die Tage im Untersuchungszeitraum, an denen auch eigene Beobachtungen gemacht wurden. Hier wird versucht auf Grundlage der ACC-Daten das Verhalten zu rekonstruieren. Zur Auswertung herangezogen wurden insgesamt visualisierte Diagramme der Frequenzänderungen der drei Achsen. Diese entsprechen den 17 Tagen der feldornithologischen Arbeit multipliziert mit 24 Stunden und einer 6-maligen Aufnahme pro Stunde (alle 10 Minuten). Es konnten Angaben zur Länge bzw. Häufigkeit von Aktiv- und Passivphasen wie der des Schlafes generiert werden. Zunächst folgt eine Übersicht der 17 Tage ( ) mit Informationen über die Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten und deren jeweiligen Bewölkungsgraden, den Zeitpunkt des Aufwachens, also über den Beginn der Aktivphase am Morgen, den Zeitpunkt der letzten Aktivität sowie der sich aus diesen Werten ermittelten Tageslänge für Mütze, also des Tages-Aktionszeitraum (Tabelle 9). 47

53 Der späteste Sonnenaufgang wurde am um 05:06 Uhr verzeichnet und der früheste Ende Juni um 04:30 Uhr. Die ersten Aktivitäten am Morgen beginnen frühestens 40 Minuten vor und spätestens 40 Minuten nach Sonnenaufgang, liegen aber meist zwischen 10 und 20 Minuten vor Sonnenaufgang. Die Sonne ging frühestens 21:02 Uhr und spätestens 21:49 Uhr unter. Die Schlafphasen beginnen zwischen 90 Minuten vor und 20 Minuten nach, liegen aber im Schnitt bei etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang. Die Tageslängen von Mütze liegen damit zwischen 15 Stunden + 10 Minuten und 17 Stunden + 30 Minuten. Im Schnitt am längsten aktiv pro Tag ist er Ende Juni, also zu der Zeit, an dem die Tage am längsten sind. Ein erster Aktivitätsbeginn ist nicht immer mit einem gleichzeitigen Aufbruch des Kranichs vom Schlafplatz weg gleichzusetzen. Es ist durchaus häufig der Fall, dass Mütze noch eine Zeitlang am Schlafplatz oder in der unmittelbaren Umgebung bleibt. In diesem Kapitel geht es um die Tage im Untersuchungszeitraum, an denen auch eigene Beobachtungen gemacht wurden. Hier wird versucht auf Grundlage der ACC-Daten das Verhalten zu rekonstruieren. Alle Untersuchungstermine, die Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten mit dem vorherrschenden Wetter sowie der Beginn der aktiven Phase am Morgen und der Beginn der passiven Schlafphase am Abend sind in Tabelle 9 dargestellt. 48

54 Tabelle 9: ACC-Daten, Aktivitätsprofil bei Sonnenauf- & Untergang (für Altenpleen, Wetter für Wendorf bei Stralsund ( Eigene Darstellung anhand ACC-Daten vom Kranich Mütze Datum Aufgang (Altenpleen) Aktiv Differenz [min] Wetter morgens Untergang Passiv Differenz [min] Wetter abends Tageslänge Mütze :06 04:40-30 wolkig 21:02 21:00 0 gewittrig, untersch. 16h 10 Bewölkung :54 05:10 20 Regen 21:14 21:30 20 wolkig 16h :52 04:40-10 stark bewölkt 21:16 20:30-50 stark bewölkt 15h :44 04:30-10 wolkig 21:25 20:40-50 wolkig 16h :43 04:30-10 Regen 21:27 21:40 10 stark bewölkt 17h :37 04:00-40 stark bewölkt 21:35 21:00-40 stark bewölkt 16h :36 04:50 10 stark bewölkt 21:36 20:10-90 wolkig 15h :32 04:10-20 heiter 21:42 21:30-10 heiter 17h :30 03:50-40 stark bewölkt 21:47 21:00-50 stark bewölkt 17h :30 04:10-20 stark bewölkt 21:48 21:50 0 stark bewölkt 17h :31 04:10-20 Regen 21:49 21:50 0 stark bewölkt 17h :31 04:10-20 stark bewölkt 21:49 20:40-70 stark bewölkt 16h :41 04:10-30 bedeckt 21:44 21:00-40 stark bewölkt 16h :42 04:30-10 wolkig 21:43 21:40 0 wolkig 17h :50 04:40-10 wolkig 21:38 20:50-50 wolkig 16h :51 04:40-10 bedeckt 21:36 22:00 20 stark bewölkt 17h :52 05:30 40 stark bewölkt 21:35 21:10-30 wolkig 15h 30 49

55 Das zusätzlich angegebene Wetter kann einen Einfluss auf Länge und Intensität der Dämmerungsphasen haben. Bei den Untersuchungsterminen vom bis ging die Sonne zwischen 05:06 Uhr und 04:30 Uhr auf und ging zwischen 21:02 Uhr und 21:49 Uhr unter. Aus den ACC-Daten geht hervor, dass Mütze zwischen 03:50 Uhr und 05:30 Uhr wach wird, also zum ersten Mal eine Aktivität ersichtlich wird. Dabei liegen diese Zeiten zwischen 40 Minuten vor und 40 Minuten nach Sonnenaufgang, im Durchschnitt zwischen 12 und 13 Minuten vor Sonnenaufgang. Im Vergleich dazu beginnt der Schlaf zwischen 21:10 Uhr und 22:00 Uhr. Zwischen 90 Minuten vor und 20 Minuten nach Sonnenuntergang treten hierbei die Passivphasen ein und liegen im Durchschnitt rund 28 Minuten vor Sonnenuntergang. Aus den Start- und Endpunkten der Aktivphasen lassen sich die Tageslängen feststellen, die Mütze aktiv unterwegs ist. Die längsten mit 17 Stunden und 30 Minuten sind auch in der Zeit mit der längsten natürlichen Tageslänge Anfang Juni festgestellt worden, die kürzeste am mit 15 Stunden und 10 Minuten. Im Schnitt dauert eine rund 16 Stunden und 30 Minuten. Dementsprechend dauert eine Nacht zwischen 8 Stunden und 30 Minuten und 6 Stunden und 30 Minuten. Aus der Tageslänge von Mütze lässt sich die Anzahl der Frequenzänderungsaufnahmen ableiten. So entspricht bspw. die Tageslänge des zuletzt genannten Datums einem Wert von 91 Aufnahmen (15 Stunden x 6 ACC-Aufnahmen pro Stunde + 1 Aufnahme durch die weiteren 10 Minuten), siehe auch Tabelle

56 Tabelle 10: ACC-Daten, Phasen der Aktivität & Passivität & Flugphasen; Eigene Darstellung anhand ACC-Daten vom Kranich Mütze Datum Nachts Innerhalb einer Tageslänge Aufnahmen mit Aktivität Insgesamt mit Passivität mit Flugmuster mit einem anderen markanten Muster Anzahl Anzahl Anzahl (Anteil [%]) davon vor 10 Uhr (Anzahl) davon zwischen 10:00 und 15:30 Uhr (Anzahl) davon nach 15:30 Uhr (Anzahl) Anzahl Anzahl (Anteil [%]) (16,5) (13,4) (17,5) (13,4) (5,3) (16,0) (21,9) (13,5) (11,8) (11,8) (25,7) (8,9) (14,3) (14,3) (14,6) (11,7) (18,6) (20,6) (20,0) (7,7) (37,1) (10,5) (28,6) (14,3) (43,0) (15,0) (41,2) (13,7) (41,7) (5,2) (32,0) (6,8) (30,1) (7,5) 51

57 Die Schlafphasen lassen sich wohl insgesamt als störungsfrei charakterisieren, da es allein nur fünf vom Schlaf abweichende Muster in fünf unterschiedlichen Nächten gab. Die Tatsache, dass der Ort des Aufwachens am Morgen genau dem des Ortes des Beginns der Ruhephase entspricht und Mütze seinen Schlafplatz nicht verließ, unterstützt dies. Einige wenige Ausschläge in den Mustern werden während der durchgängigen Nutzung des Schlafplatzes des Günzer Sees vom bis ersichtlich: In der ersten Nacht um 22:40 Uhr; am um 03:10 Uhr; am um 00:50 Uhr; und am um 22:40 Uhr. Die letzte Auffälligkeit ereignete sich am um 22:10 Uhr, in der ersten Nacht der länger anhaltenden Nutzung des Schlafplatzes Zingst/ Großer Werder bis Ende Juli. Bei allen hier angegebenen Zeiten gibt es jeweils weder vor noch 10 Minuten danach weitere Bewegungen des Kranichs. Es liegen zwar noch weitere Nächte vor, an denen das für Ruhe typische Muster durch Ausschläge unterbrochen wird. Diese kommen jedoch nur sehr vereinzelt und kurzweilig in den jeweiligen 5 Sekunden der 54 Einzelfrequenzaufnahmen vor. Aus der Untersuchung aller Aufnahmen eines jeweiligen Tages mit Fokus auf die Sequenzen ohne Ausschläge und mit extremen Ausschlägen sowie darüber hinaus auf wiederkehrende Frequenz- Muster, können eventuelle Gewohnheiten bzw. Standardabläufe im Verhalten sichtbar gemacht werden. Nimmt man die weiteren Datenquellen hinzu, lassen sich außerdem genauere Zusammenhänge zu den jeweiligen Standorten und deren Bedingungen vor Ort herstellen. Die Ergebnisse der Überprüfung auf diese Muster werden in Tabelle 10 ersichtlich Muster ohne Ausschläge (Passivität) (Wilhelm Linke) Nehmen wir zunächst von der Gesamtzahl der ACC-Aufnahmen eines Tages jeweils alle heraus, die keine Ausschläge vorweisen, kommt man auf Summen zwischen fünf und 46 und Anteile von 5,3 bis 43,8% (ø = 24,8%). Teilt man diese wiederum in drei etwa gleichlange Abschnitte wie bis 10:00 Uhr, zwischen 10:00 und 15:30 Uhr und nach 15:30 Uhr, kommen wir auf folgende Ergebnisse: Diese Muster kommen zu jeder Tageszeit, über dem gesamten Untersuchungszeitraum vor. Die Anzahl der Aufnahmen am Morgen beläuft sich auf zwei bis 14, um den Mittag herum auf 0 bis 23 und ab 15:30 Uhr auf 1 bis 20. Alle 17 Tage zusammengenommen sind es mit 149 (ø = 9,3) Aufnahmen nach 15:30 Uhr die meisten, knapp vor Mittag mit 144 (ø = 8,5) und vormittags mit 119 (ø = 7). So scheint es, dass Mütze im Laufe eines Tages tendenziell etwas passiver wird. Der Abgleich mit den Koordinaten und den eigenen Beobachtungen ergibt, dass diese Muster überall auftreten können, vorwiegend auf Grünland aber u. a. auch auf Äckern wie an den Nachmittagen des und auf einer Maisneusaat bei Nisdorf, am Morgen des auf einem frisch abgeernteten Gerstenfeld bei Neuenpleen oder am von 12 bis 17 Uhr bei der Ortschaft Muuks. Nicht selten kommt es kurz nach dem Aufwachen und vor dem Schlafen zu längeren Abschnitten ohne Ausschläge. Ob es sich dabei dann noch um die Schlafphase handelt, die nur gestört wurde o. ä., kann nur spekuliert werden. Ein Indiz dafür ist ein unveränderter Standortwechsel zum Schlafplatz. Manchmal jedoch verändert sich dieser bspw. innerhalb des Schlafplatzes des Günzer Sees dabei auch. Hier ist weniger von einem Weiterschlafen auszugehen. Was aber die Gründe dieses Verhaltens sind, ist schwer zu sagen. Am zwischen 17:50 und 18:10 Uhr könnten die Frequenzänderungsbilder ohne große Ausschläge auch auf das von uns beobachtete Aufmerken (17:55-18:00 Uhr) hindeuten, welches durch zwei Reiter verursacht wurde, aber nicht zum Abflug der acht Kraniche führte. Zwar ist kein Verhalten direkt davor und danach von uns aufgezeichnet worden, doch könnten die Reiter im Voraus und danach für weiteres Aufmerken gesorgt haben. Am gibt es bereits ab 19:50 Uhr keine Ausschläge mehr, doch betritt Mütze 52

58 erst zwischen 20:00 und 21 Uhr seinen Schlafplatz. So werden die Übergänge zwischen allgemeiner Passivität und Schlaf sehr schwierig abgrenzbar. Am zwischen 17:40 und 19:40 Uhr, ebenfalls als passiv ermittelt, befindet sich Mütze bereits ab 18:00 Uhr im Günzer See, fliegt dann um 19:50 Uhr kurz auf die umliegenden Wiesen (20:00 Uhr-Koordinaten) und kehrt zum See zurück. Dennoch gibt es viele Aufnahmen, bei denen entweder die Koordinaten einer jeweiligen längeren Zeitspanne nicht unbedingt an einem Ort bleiben und daher eher eine Aktivität indizieren oder die eigenen Beobachtungen dies nicht eindeutig bestätigen können, da diese auch nicht immer zum Zeitpunkt der ACC-Messung stattfand Aktivität anzeigende Muster (Wilhelm Linke) Alle Muster, die keine Passivität anzeigen, gehören zu Verhaltenskomplexen der Nahrungssuche, der Lokomotion, des Fliegens und weiteren an. Die am markantesten Muster mit den größten Ausschlägen auf den Achsen sind am besten zu identifizieren. Diese beziehen sich dann zumeist auf ein Flugverhalten oder ein rennenden Vogel Muster mit intensiven Ausschlägen (Fliegen oder Rennen) (Wilhelm Linke) Das Fliegen und das Rennen unterscheiden sich bzgl. der ACC-Daten nur kaum und können ineinander übergehen. Es sind fast ausschließlich (eindeutig) als Flug identifizierte Muster gefunden worden. Diese wurden weit weniger als Passivität anzeigende Muster gefunden. Hier bewegen wir uns zwischen 0 und 13 Flugmustern am Tag, welche dementsprechend recht geringe Anteile im Tagesgeschehen ausmachen. Diese sind am Anfang und am Ende der Untersuchung dabei noch am häufigsten. Das hängt mit den längeren Strecken und der stärkeren Mobilität des Vogels zusammen. Beispiele sind am von 12:50 bis 13:30 Uhr (schon 12:40 Uhr selbst beobachtet) und zwischen 20:10 und 20:50 Uhr von der Gegend um Martensdorf zum Schlafplatz Großer Werder zu finden. Die Flugfrequenzen von 18:00 und 18:10 Uhr beweisen auch hier die 18 Uhr-Aufnahme der GPS- Koordinaten in der Luft. Währenddessen wurden auf dem Günzer Seewiesen hauptsächlich kürzere oder keine Flüge absolviert. Die Wahrscheinlichkeit, solche Kurzflüge nachzuweisen, ist sehr gering. Innerhalb eines Tages sind Flüge vom oder zum Schlafplatz nachweisbar, besonders solche, bei denen größere Entfernungen überwunden werden wie die von den Nahrungsflächen zum Schlafplatz Großer Werder (Zingst). Zudem können mithilfe der ACC-Daten die Koordinatenangaben besser interpretiert werden. Ein Beispiel wäre um 17:00 Uhr des Die Koordinaten zeigen auf eine Wiese in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern. Das dazugehörige Muster bestätigt die Vermutung, dass dies kaum sein kann und zeigt heftige Ausschläge auf (während eines Fluges von Trinwillershagen in Richtung Langenhanshagen). Doch kann nicht jede Flugfrequenz auch genau einem gerichteten Flug zugeordnet werden, der sich auch in veränderte GPS-Koordinaten wiederspiegelt. Es ist möglich, dass Mütze nach einem (womöglich sehr kurzen) Flug danach wieder zum Ausgangspunkt zurückschreitet. Dies hängt u. a. mit den Intervallen der Aufnahmen des Senders zusammen. Ein Tag ohne Flugfrequenzen bedeutet nicht, dass keine Flüge stattgefunden haben, wie der beweist. Hier wurde auf den Günzer Seewiesen ein Abflug aufgrund eines Traktors gegen 11:15 Uhr beobachtet. Mütze ist auch hier bereits um 12:00 Uhr wieder auf dem gleichen Punkt registriert worden. Es bleiben viele Interpretationsspielräume. 53

59 Beschleunigungsfrequenz Weitere Muster (Wilhelm Linke) Ein immer wiederkehrendes Muster besteht aus fast synchron ablaufenden Kurvenverläufen mit nicht zu starken Ausschlägen. Dabei sind die der X-Achse meist am schwächsten ausgeprägt. Die Y- Achse kann in gleicher Höhe der Y-Achse oder unterhalb verlaufen. Die Kurvenminima der Z-Achse verlaufen zeitlich meist kurz nach Eintreten der Y-Achsen-Minima. Ein Maximum bzw. Minimum der unteren Kurvenverläufe tritt jede Sekunde etwa einmal auf. Ein Beispiel ist unten in Abbildung 18 dargestellt Häufiges und markantes Muster x y z Einzelmessungen Abbildung 18: ACC-Daten Häufige & markantes Muster; Eigene Darstellung anhand ACC-Daten vom Kranich Mütze Diese Art von Muster tritt ebenfalls über den gesamten Zeitraum und im gesamten Tagesverlauf auf. Es macht mit fünf bis maximal 21 gezählten ACC-Aufnahmen (ø = 11,8 pro Tag) keinen unerheblichen Anteil der Tagesaktivität von Mütze aus. Aussagen über zeitliche Schwerpunkte des Auftretens können keine gemacht. Es gibt nur eine sehr leichte Tendenz zu Gunsten der ersten Hälfte des Untersuchungszeitraums. Auch aus einem räumlichen Abgleich werden keine bevorzugten Habitate ersichtlich. Aus den Kurvenverläufen lässt sich eine genaue Zuordnung einer vordefinierten Verhaltenskategorie (siehe Tabelle 1) nur schwer erbringen. Dieses ist nicht nur einmal (isoliert durch andere Muster im 10-Minuten-Intervall), sondern auch bis zu acht Mal hintereinander nachweisbar, z. B. am von 04:30 bis 05:40 Uhr. Das heißt, es ist ein Verhalten, welches auch über einen längeren Zeitraum (etwa eine Stunde) fast durchgängig oder auch mit Bezug zu größeren Flächen beobachtbar sein kann. Durch eine Kombination aus den GPS-Koordinaten vom um 21:00 und 22:00 Uhr und den Mustern von 21:40 und 22:10 Uhr lassen sich wohl einige Verhaltenskategorien ausschließen. Die Koordinaten zeigen beide in den Bodden am Schlafplatz Großer Werder. Ein Standortwechsel vom Bodden auf das Festland nach 21:00 mit einem Aufenthalt bis maximal 22:09 54

60 Uhr ist nicht auszuschließen, doch tendiert dies eher zu einem Verhalten ohne Nahrungssuche oder - aufnahme. Diese ist in einem Boddengewässer weitestgehend ausgeschlossen. Es müsste sich demnach um eine Form der Lokomotion handeln. Die Taktung der Wellen (der Extrema) schließt wohl außerdem auch eine Nahrungsaufnahme mit wühlenden (Nw) oder schluckenden (Nsl, Nll) Elementen aus. Zu mindestens bei Nw dauert die Kopfbewegung mit dem Schnabel am Erdreich oft länger als eine Sekunde und die zeitlichen Abstände zwischen diesen sind meist mindestens einige Sekunden groß. 2.2 Scan-Sampling (Peer Heinrich): Von den 22 Tagen feldornithologischer Arbeit konnten an 17 Tagen Daten von Mütze erhoben werden. Eine Übersicht zu diesen Tagen und ihren Bedingungen ist in Tabelle 11 dargestellt. Das Wetter war meist ausreichend gut, um den Kranich dauerhaft beobachten zu können. Neben natürlichen Störreizen wie denen von Greifvögeln gab es Situationen, bei denen überwiegend landwirtschaftliches Arbeiten oder Aktivitäten des Sport- und Freizeittourismus den Ausschlag für das Aufmerken oder sogar für fluchtartiges Verhalten gaben. Insgesamt konnten einzelne Verhaltenskategorien in 200 Aufnahmen jeweils innerhalb einer Zeitdauer von fünf Minuten aufgenommen werden. Dies ist gleichbedeutend mit einer reinen Aufnahmezeit von insgesamt 16 Stunden und 40 Minuten. Dabei wurde die früheste Datenerfassung um 8:25 Uhr aufgenommen und die späteste um 19:30 Uhr. Pro Tag konnten zwischen fünf und 19 Aufnahmen gemacht werden. Mütze befand sich in der gesamten Beobachtungszeit stets in Begleitung anderer Kraniche. Die kleinste Gruppengröße, bei der sich Mütze eine Zeit lang paarweise aufhielt, war kurzzeitig am Morgen des auf einem frisch abgeernteten Gerstenfeld bei Neuenpleen. Das Maximum mit 80 teils ruhenden, teils nahrungssuchenden Exemplaren wurde an einem späten Nachmittag des auf einer Wiese zwischen den Bahngleisen und einem Wald nordwestlich von Trinwillershagen beobachtet. Nicht selten kam es vor, dass sich Mütze (z. B. während der Nahrungssuche) zu zweit oder zu dritt bis etwa 100 m von der Gruppe entfernte. Bei Gefahr oder nach einer Störung scharten sich die z. T. stark verstreuten Individuen oftmals wieder alle in eine dichtere Gruppe zusammen. Die unterschiedlichen Gruppengrößen im Allgemeinen bewirkten aber keine merklichen Unterschiede des Verhaltens von Mütze. Nachdem im Methodenteil bereits auf die Wetterbedingungen der Monate Mai bis Juli eingegangen wurde, zeigt die Tabelle 11 nochmals die Witterungsverhältnisse während der eigenen Beobachtungen. Die Windstärke wurde nach eigenem Ermessen skaliert und an die Beaufort-Skala des DWD angelehnt (DWD). Demzufolge waren lediglich an drei Tagen (02.06., , ) stärkere Windbewegungen zu verzeichnen, während es am letzten Aufnahmetag windstill war. Am 07., 10. und wurden mit über 16 Stunden Sonne die meisten Sonnenstunden gezählt. Die Temperaturen lagen zwischen minimal 10 C und maximal 24 C. Lediglich an fünf Tagen gab es meist leichte bis mäßige Niederschläge, die in 17 Aufnahmeintervallen auftraten. Während der überwiegenden Zeit der Aufnahmen war eine mäßig bis starke Bewölkung zu verzeichnen. Nur am gab es zeitweilig keinerlei Wolkenbedeckung. 55

61 Weiterhin wurden bei der Scan-Sampling-Methode Störungen jeglicher Art vermerkt (Siehe Anhang Bild 12). Abgesehen von fünf Tagen traten immer Störungen auf. Bei den Störungen kann zwischen natürlichen und anthropogenen Ursachen unterschieden werden. Insgesamt waren 23 Störungen zu verzeichnen, die auf einen ersichtlichen Grund zurückzuführen waren. Nicht selten waren jedoch keinerlei Störquellen auszumachen, so dass sie hier nicht weiter behandelt werden. Die häufigste Ursache war anthropogener Natur. Insbesondere landwirtschaftliche Maschinen (Traktoren/ Mähdrescher) mit insgesamt sechs Beobachtungen waren die Hauptstörquelle. Aber auch Reiter (fünf Beobachtungen), Radfahrer (drei Beobachtungen) und Spaziergänger mit Hunden wurden häufiger gesichtet, wie sie Mütze zum Fluchtverhalten drängten. Auffällig ist, dass der Vogel insbesondere bei der Sichtung der menschlichen Silhouette, wie dies vor allem bei dem o.a. Störquellen der Fall ist, die Flucht ergriff. Weitere Störquellen waren zudem ein Düsenflugzeug, ein Paragleiter, Güterzüge, ein PKW und ein Bus, die beide in unmittelbarer Nähe zu dem Kranich anhielten und ihn somit von Ort und Stelle verdrängten. Natürliche Formen der Störungen, z.b. durch Prädatoren, waren nur äußerst selten zu vermerken. Hier ist vorzugsweise der Seeadler zu nennen, der mehrfach die Ruhe des Kranichs störte (zwei nachgewiesene Beobachtungen). Einmal konnte zudem beobachtet werden, wie zwei Mäusebussarde den Kranich störten. 56

62 Tabelle 11: Anzahl der Aufnahmen & Bedingungen pro Tag; Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze *Wind: Nach Beaufort-Skala: 0 = Windstille (0 km/h); 1 = leiser Zug (<5 km/h); 2 = leichte Brise (5-10 km/h); 3 = schwache/r Brise bzw. Wind (15 km/h); 4 = mäßige/r Brise bzw. Wind (20-25 km/h); 5 = frische/r Brise bzw. Wind (30-35 km/h); 6 = starker Wind (40 45 km/h); 7 = steifer Wind (50 60 km/h) Quelle: (DWD) Datum Erste Aufnahme Letzte Aufnahme Anzahl Aufnahmereihen Bewölkung (Eigene Skalierung) Niederschlag *Wind in Beaufort Temperatur [ C] Maximale Gruppengröße Mögliche Störungsursachen (soweit bekannt) :25 18:30 7 5/8 bis 8/8 nein grubbernde Traktoren; Güterzüge :25 19: /8 bis 7/8 leicht (1); mäßig (1) min Mäusebussarde :55 15: /8 bis 7/8 nein Reiter; großer Bus :55 19: /8 bis 6/8 nein Traktor macht Silage; 6 Reiter; PKW :25 15: /8 bis 8/8 nein Düsenflugzeug; Paragleiter :25 18: /8 nein nein :55 16: /8 bis 8/8 nein min. 42 Seeadler, Radfahrer auf Deich :55 21: /8 bis 4/8 nein Reiter; 4 Reiter :40 16: /8 bis 8/8 leicht (2) min. 19 Traktor; 2 Fußgänger mit 2 Hunden :15 16: /8 leicht (3) Traktor :15 19: /8 bis 6/8 nein nein :00 14:05 7 8/8 leicht (6) min. 12 nein :00 19: /8 bis 8/8 nein Gruppe an Radfahrern; Traktor :50 17: /8 bis 8/8 mäßig (2); leicht (2) Radfahrer; Seeadler :40 17: /8 bis 5/8 nein Mähdrescher; Reiter :15 20:45 9 2/8 bis 4/8 nein nein :40 10:45 5 7/8 bis 8/8 nein min. 50 nein 57

63 / 753 6,3% K ,3% Anzahl Beobachtungen von verschiedenen Verhaltensweisen (Mai- Juli) A 867 7,2% P ,9% L 866 7,2% S 43 0,4% N ,8% Nahrungssuche/-aufnahme insg.: N Körperhaltung insg.: P Putzen aller Körperteile insg.: K Aufmerken, Wachen insg.: A Lokomotion insg.: L Nicht definierbar insg.: / Sonstiges <1% (Balz, Angriff, Schlaf) S Abbildung 19: Anzahl Beobachtungen von verschiedenen Verhaltensweisen (Mai- Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze (Wilhelm Linke): In Abbildung 19 sind alle aufsummierten Verhaltenskategorien der 17 Tage abgebildet. 30 einzelne Kategorien in acht verschiedenen Komplexen konnten festgestellt werden. Das mit Abstand am häufigsten festgestellte Verhalten ist mit über der Hälfte aller Einzelbeobachtungen die Nahrungssuche und -aufnahme (58,8%). Etwa bei jeder zehnten Beobachtung wurde die Körperhaltung (10,9%) festgestellt. Gefiederpflege ist in ca. 9,3% aller Fälle festgestellt worden. Danach sind das Aufmerken sowie die Lokomotion mit jeweils 7,2% zu nennen. Nur 43 Mal konnte man den Kranich schlafend, bei balzenden, attackierenden oder verteidigenden Bewegungen beobachten (0,4%). Durch Verdeckungen im Sichtfeld u. ä. konnten insgesamt 6,3% der Beobachtungen nicht eindeutig einer Kategorie zugeteilt werden. Von den Einzelbeobachtungen im Gesamtkomplex der Nahrungssuche bzw. -aufnahme entfällt ein knappes Drittel auf die allgemeine Kategorie N. Die Verhaltensweisen, die besser einsehbar waren, sind mit 22,1% Ns, 17,8% Nw, 11,5% Nls, 10,3% Nsl und 6,2% Nss eingeordnet worden. Ng, Nk sowie Nll fallen auf weit unter 1% (Abbildung 20). Mütze nahm von Fällen in knapp 85% die normale Körperstellung auf zwei Beinen ein, 5% auf einem Bein. In ruhigeren Phasen saß er in ca. 9% mit den Füßen auf dem Boden oder legte sich hin (1%). Geschlafen bzw. geruht hat er tagsüber mit 24 von insgesamt Aufnahmen extrem selten. 22 Mal legte Mütze dabei im Stehen und zweimal liegend seinen Kopf in das Gefieder (Abbildung 19). Beim Komfortverhalten sind die Kategorien K1, Ka, Kg und Kl kaum vergeben worden (weit < 1%). K1 ist dabei noch am häufigsten gewesen und zwar am gegen 17 Uhr auf den 58

64 Günzer Seewiesen bei stärkerer Bewölkung und C in einer etwa anderthalbstündigen intensiven Ruhephase, bei der sich die Kategorien Pb, K und Pb1 abwechselten. Die Verhaltensweisen Pl, Ps, Rbe und Rll konnten ausschließlich im Juni vermerkt werden, besonders am gegen 15:15 Uhr auf den westlichen Günzer Seewiesen. Wenn es Kontakt mit anderen Kranichen gab, dann mit einem Verhalten, das einem Angriff zugeschrieben werden kann. Mit dem Flug einhergehende Bewegungen wurden kaum beobachtet (ca. 3%). Das Schreiten (L) ohne Elemente der Nahrungssuche wurde in 4,5% aller Aufnahmen gelistet. Sein Balzverhalten zeigte sich nur sechs Mal an zwei Tagen. Am gegen 18 Uhr befand sich Mütze mit anderen Kranichen im Nordteil der Günzer Seewiesen. Dort schleuderte er Erde in die Luft, so dass ein anderer Kranich floh. Abgeschlossen wurde dies mit tänzerischen Elementen. Letztere ließen sich nur noch am gegen 20:45 Uhr auf einem frisch geernteten Getreideacker bei Neuenpleen in einer größeren Gruppe von insgesamt 46 Individuen beobachten, nachdem zwei von ihnen kurz zuvor Trompetenrufe von sich gaben. Mütze hingegen gab während des gesamten Scan-Samplings keine Rufe ab. Anzahl Beobachtungen von verschiedenen Nahrungsaufnahmeverhaltensweisen (Mai- Juli) Sonstiges <1% 25 > 0,4% Nls ,5% Nsl ,3% Nss 438 6,2% N ,8% Nahrungssuche/-aufnahme N Suchend Ns Wühlend Nw Schreitend suchend Nls Stochernd schluckend Nsl Nw ,8% Ns ,1% Stochernd suchend Nss Sonstiges <1% (Auflesen, Koten, schreitend schluckend) Abbildung 20: Anzahl Beobachtungen von verschiedenen Nahrungsaufnahmeverhaltensweisen (Mai- Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze Zusammensetzung des Verhaltens in unterschiedlichen Habitaten (Wilhelm Linke) In Kapitel 1 wurden bereits auf die von Mütze genutzten Habitate eingegangen. Nun soll es darum gehen, welche Verhaltensweisen vorwiegend auf den unterschiedlichen Habitaten festgestellt wurden. In Abbildung 21 sind die einzelnen Anteile der vergebenen Verhaltenskategorien für die unterschiedlichen Habitate dargestellt. 59

65 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Nahrungssuche /-aufnahme Putzen aller Körperteile Körperhaltung Aufmerken, Wachen Abbildung 21: Verhaltensweisen auf verschiedenen Habitaten (Mai Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze 60 Lokomotion Nicht definierbar Schlafend/ Ruhend Angriff Fortpflanzung, Balz GM W AN GS G/W

66 Das mit Abstand am häufigsten besuchte Habitat ist Grünland bzw. Wiese (G/W) mit insgesamt Erfassungen, dem rund 5990 Erfassungen (59,4%) der Nahrungssuche/ -aufnahme zugeordnet wurden. Die restlichen etwa 40% teilen sich fast gleich in vier Verhaltenskomplexe auf: Komfortverhalten (9,2%), Körperhaltung (8,9%), Aufmerken (7,5%) und Lokomotion (7,4%). Balzendes, antagonistisches oder ruhendes Verhalten wurde nur höchstens 24 Mal registriert und liegt weit unter 1%. Balzverhalten wurde dabei nur auf Feuchtgrünland festgestellt. 7,1% der Erfassten Daten konnten nicht zugeordnet werden. Das als zweites zu nennende Habitat sind Gerstenstoppelfelder (GS) (900 Erfassungen). Dort sehen die Kategorien und ihre jeweiligen Anteile ganz ähnlich aus (Nahrungssuche 64,4%; Putzen und Komfort 8,8%; Aufmerken 5%; Lokomotion 7,6%). Nur die Körperhaltung liegt hier mit 13,4% etwas höher. Noch höher liegt dieser Wert mit insgesamt 35,3% bei aufgelaufenen Neusaaten (AN) (780 Erfassungen) mit über einem Drittel aller Erfassungen. Mit 44,2% ist hier der geringste Wert des Komplexes Nahrungssuche/- aufnahme aller Habitate zu finden. Etwa jede zehnte Einzelbeobachtung (10,4%) ist bei dem Komfortverhalten kategorisiert worden. Von 180 einzelnen Aufnahmen auf Wintergetreideäckern (W) sind rund 100 (56,1%) der Nahrungssuche/- aufnahme zuzuordnen. Zu über einem Viertel (28,9%) und damit mit dem höchsten Anteil aller Habitate wurde aufgemerkt. Das Komfortverhalten mit knapp 6,7% und die Körperhaltung mit 5% machen hierbei den Rest aus. Das Verhalten des nur mit einem Beobachtungsdurchgang eingegangenen Habitats Gegrubberter Maisstoppel (GM) ist dreigeteilt: In über der Hälfte der Fälle (56,6%) wurde der Nahrungsaufnahme nachgegangen. Mit jeweils 13 Beobachtungen (21,7%) gingen das Aufmerken sowie das Komfortverhalten ein. Im Folgenden soll einmal die Art und Weise der Nahrungssuche bzw. -aufnahme näher beleuchtet werden. Dazu sind alle betreffenden Kategorien in Abbildung 22 dargestellt. 61

67 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Nahrungssuch e/-aufnahme Wühlend Suchend Schreitend suchend Stochernd schluckend Abbildung 22: Nahrungsaufnahmetypen auf verschiedenen Habitaten (Mai- Juli); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling- Methode an Kranich Mütze 62 Stochernd suchend Schreitend schluckend Auflesend GM W/W AN GS G /W Koten

68 Jeweils ein Fünftel der vergebenen Nahrungskategorien auf Grünland gingen an wühlende Bewegungen im Boden und der Nahrungssuche (Ns). Mit jeweils etwa einem Zehntel folgen schreitend suchende und stochernd schluckende Verhaltensweisen. 5,1% fielen auf die Kategorie Nss - stochernd suchend. Etwa ein Drittel der knapp Einzelbeobachtungen auf Grünland konnten hier N, der allgemein zutreffenden Nahrungssuche/ -aufnahme, zugeteilt werden. Ebenso konnte auch auf Gerstenstoppelfeldern ein Drittel dieser Kategorie zugeordnet werden. Hier suchte Mütze sogar in einem Viertel aller Fälle nach Nahrung (Ns). Danach folgt schon Nss mit 15,7%. Geschluckt (Nsl) hat er die Körner 74 Mal (12,8%). Zu erwähnen bleiben noch mit 6,2% eine schreitend suchende und mit 4,0% wühlende Bewegung. Auf aufgelaufenen Neusaaten sieht das Bild etwas anders aus: Mütze war hier viel unterwegs, um langsam oder schneller schreitend mögliche Nahrung zu finden (71,8%). Jeweils gleiche Anteile erhalten also Ns und Nls. Lediglich in 6,7% hat er auch seine Nahrung zu sich genommen. Denn die restlichen Kategorien fallen nicht auf Nll, sondern auf die Kategorie Nss (5,5%) bzw. Nw (4,9%). Gar nicht beobachtet werden konnte, dass Mütze auf Feldern mit Wintergetreide auch erfolgreich fraß. Das Suchen wurde dabei mit gut 83% Ns dominiert, gefolgt von 16% Nss. Trotz der geringen Datenaufnahme auf frisch gegrubberten Maisstoppeläckern hat Mütze 2 Mal von 34 Beobachtungen des Komplexes N wohl auch Maiskörner des Vorjahres oder herausgehobene Tiere wie Regenwürmer aufnehmen können. Die restliche Zeit hat er diese gesucht (23 Mal Ns) bzw. danach gestochert (9 Mal Nss). Insgesamt sind aufgelaufene Neusaaten die Habitate mit dem geringsten Anteil von 44,2% Nahrungssuche/- aufnahme. Zusätzlich hat Mütze dabei dort nur in 6,7% aller Fälle erfolgreich gefressen. Danach kommen mit jeweils etwa 56% N die gegrubberten Maisstoppelfelder mit 2- maliger bzw. die Wintergetreideäcker ohne eine Nahrungsaufnahme. Bei über 10% der mit 59% als N vergebenen Kategorie auf Grünland wurde auch das Schlucken von Nahrung beobachtet. Aus der Summe von Nsl und Ng auf Gerstenstoppelfeldern wurde mit 13,3% gleichzeitig der höchste Wert der Nahrungsaufnahme und der Nahrungssuche mit 64,4% erreicht. Bei mindestens jeden zehnten Mal wurde auf Grünland das Schlucken von Nahrung beobachtet. Aus der Summe von Nsl und Ng auf Gerstenstoppelfeldern wurde mit 13,3% gleichzeitig der höchste Wert der Nahrungsaufnahme und der Nahrungssuche mit 64,4% erreicht. Am gegen 10 Uhr auf den Günzer Seewiesen beobachtet worden, wie Mütze versucht etwas größere zu schlucken. Was es genau war, konnte nicht genau erkannt werden. Der Abschnitt war frisch gemäht und die Grasnarbe in einer Höhe von ca. 20 cm. Vielleicht wurde sogar eine kleine Maus oder etwas in gleicher Größenordnung gefressen. Innerhalb eines Tages ergaben die Daten keine großen Unterschiede in den Anteilen der verschiedenen Verhaltenskategorien. Im folgenden Abschnitt wird die Entwicklung des Verhaltens im Verlauf der Untersuchung beschrieben. Die Basis dabei bilden die Daten der unterschiedlichen Monate im Untersuchungszeitraum Verhalten im Verlauf des Untersuchungszeitraums (Wilhelm Linke) Die Monate Mai, Juni und Juli sind jeweils mit Abstand zu anderen Kategorien durch Nahrungssuche und -aufnahme geprägt und machen den größten Anteil aus. Abbildung 23 zeigt eine Übersicht der Verhaltenskategorien, die die 60 Aufnahmereihen im Mai ergaben. Es konnten 21 verschiedene Kategorien aus sechs Verhaltenskomplexen registriert werden. 63

69 / ,3% Dat 9 0,3% K 174 4,8% L 160 4,4% P 127 3,5% Anzahl Beob. (Mai) Nahrungssuche/-aufnahme insg.: N Aufmerken, Wachen insg.: A Nicht definierbar insg.: / Putzen aller Körperteile insg.: K A ,2% N ,5% Lokomotion insg.: L Körperhaltung insg.: P Angriff Dat Abbildung 23: Allgemeines Verhalten, Anzahl der Beobachtungen (Mai); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan- Sampling-Methode an Kranich Mütze Mit 63,5% aller Aufnahmen hat die allgemeine Nahrungssuche/ -aufnahme den größten Wert erreicht. Danach folgt mit 13,2% das Aufmerken es hat hier diesbezüglich den größten Anteil im Untersuchungszeitraum. Die weiteren Verhaltenskomplexe konnten im Mai am wenigsten beobachtet werden: Komfortverhalten (4,8%), Lokomotion (4,4%) und Körperhaltung (3,5%). Nicht zuzuordnendes Verhalten macht hier mit 10,3% den größten Anteil innerhalb der Untersuchungsmonate aus. Die Nahrungssuche bzw. -aufnahme setzt hier wie folgt zusammen (Abbildung 24): Mit 27,7% ist Nw nicht nur innerhalb vom Mai, sondern auch zwischen den Monaten am höchsten gewichtet. Danach folgen Ns (23,8%), Nsl (15,8%), Nss (12,3%) und Nls, welches im Mai mit 6,7% am wenigsten zu verzeichnen war. 64

70 Nll 11 0,5% Nk 1 0% Nss ,3% Nls 154 6,7% Anzahl Beob. N. (Mai) Nw ,7% Wühlend Nw Suchend Ns Stochernd schluckend Nsl N ,2% Nahrungssuche/-aufnahme N Stochernd suchend Nss Schreitend suchend Nls Nsl ,8% Ns ,8% Schreitend schluckend Nll Abbildung 24: Verhalten bei Nahrungsaufnahme, Anzahl der Beobachtungen (Mai); Eigene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Methode an Kranich Mütze Wenn wir uns den Juni einmal näher anschauen (Abbildung 25), ist der Wert des Komplexes N weiterhin hoch (61,1%) und der des Aufmerkens hat sich mehr als halbiert auf 6%. Dafür sind die anderen etwas häufiger aufgetreten: Die Körperhaltung hat sich anteilig mehr als verdreifacht (12,1%), die Körperpflege fast verdoppelt (8,4%) und die Lokomotion bei 6,1% angesiedelt. Die restlichen Kategorien zwar im Mai die jeweils größten Anteile bzw. sind überhaupt gelistet worden, machen jedoch insgesamt nicht einmal 1% aus: R wurde 24 Mal, Balz fünf Mal und Agonistisches Verhalten vier Mal beobachtet. 65

71 R 24 0,5% L 316 6,1% A 308 6% / 293 5,7% B 5 0,1% Anzahl Beob. (Juni) Dat 4 0,1% Nahrungssuche/-aufnahme insg.: N Körperhaltung insg.: P Putzen aller Körperteile insg.: K Lokomotion insg.: L K 431 8,4% Aufmerken, Wachen insg.: A P ,1% N ,1% Nicht definierbar insg.: / Schlafend/ Ruhend insg.: R Fortpflanzung, Balz insg.: B Angriff Dat Abbildung 25: Allgemeines Verhalten, Anzahl der Beobachtungen (Juni); Eingene Darstellung anhand Daten der Scan- Sampling-Mehtode an Kranich Mütze Der Komplex N setzt sich wie folgt zusammen (Abbildung 26). Nss 59 1,9% Nll 9 0,3% Nls ,5% Nsl 274 8,7% Anzahl Beob. N. (Juni) N ,5% Nk 1 0% Nahrungssuche/-aufnahme N Suchend Ns Wühlend Nw Schreitend suchend Nls Stochernd schluckend Nsl Stochernd suchend Nss Nw ,5% Schreitend schluckend Nll Koten Nk Ns ,7% Abbildung 26: Verhalten bei Nahrungsaufnahme, Anzahl der Beobachtungen (Juni); Eingene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Mehtode an Kranich Mütze 66

72 Nw ist auf 17,5%, Ns auf 19,7%, Nsl auf 8,7% und Nss auf 1,9% zurückgegangen. Fast verdreifacht hat sich der Anteil der allgemeinen Kategorie N von 13 auf 38%. Die anderen spielen keine Rolle. Im Juli (Abbildung 27) geht weiterhin eine Abnahme Nahrungssuche/ -aufnahme einher, nun auf weniger als die Hälfte aller Aufnahmen im Juli gesunken (49,8%). / 89 2,7% B 1 0% L ,0% A 85 2,6% Anzahl Beob. (Juli) Nahrungssuche/-aufnahme insg.: N Körperhaltung insg.: P Putzen aller Körperteile insg.: K K ,8% N ,8% Lokomotion insg.: L Nicht definierbar insg.: / Aufmerken, Wachen insg.: A P % Fortpflanzung, Balz insg.: B Abbildung 27: Allgemeines Verhalten, Anzahl der Beobachtungen (Juli); Eingene Darstellung anhand Daten der Scan- Sampling-Mehtode an Kranich Mütze Weiter gestiegen sind Werte von P auf 17%, K auf 15,8% und sogar mit 12,0% fast verdoppelt bei L. Weiterhin seltener ist wachendes Verhalten beobachtet worden (2,6%). Insgesamt konnte im Juli zwar am wenigsten Beobachtungen (absolut) gemacht werden, aber anteilig am meisten, da sich der Wert von den nicht einzuordnenden Kategorien mit 2,7% nochmal mehr als halbiert hat. Schaut man sich die Art und Weise der Nahrungssuche und -aufnahme genauer an (Abbildung 28), ist festzustellen, dass es seltener möglich war, die Kategorie genauer zu bestimmen (N=45%). Ein Viertel macht das allgemeine Suchen nach Nahrung (Ns) aus, mit 14% gefolgt von dem ähnlichen nur mit einem höheren Schreittempo vollzogenen Nls. Die Kategorien Nsl, Nss und Nw liegen mit 4 bis 6% etwa gleich auf. 67

73 Anzahl Beob. N. (Juli) Ng 3 0,2% Nss 99 6,1% Nsl 90 5,6% Nw 67 4,2% Nahrungssuche/-aufnahme N Nls ,3% N ,2% Suchend Ns Schreitend suchend Nls Stochernd suchend Nss Stochernd schluckend Nsl Wühlend Nw Auflesend Ng Ns ,4% Abbildung 28: Verhalten bei Nahrungsaufnahme, Anzahl der Beobachtungen (Juni); Eingene Darstellung anhand Daten der Scan-Sampling-Mehtode an Kranich Mütze 68

74 IV Diskussion 1. Bewertung der Datenqualität 1.1 Scan Sampling (Wilhelm Linke) Positiv an der Scan-Sampling-Methode ist die Möglichkeit, über einen längeren Zeitpunkt genau zu beobachten, was das Untersuchungsobjekt macht. Man kann sich selber gezielt einen Eindruck über das Verhalten sowie die Umstände und Eigenschaften des aufgesuchten Raumes machen ohne, dass man auf die Informationslage Dritter (in diesem Fall GPS-Daten) angewiesen ist. Die Tatsache, dass ein Scan-Sampling erst dann begonnen werden konnte, nachdem Mütze gefunden und eindeutig identifiziert wurde, führt zwangsläufig zu Informationsverlusten. Bei jedem Mal an dem Mütze (z. B. durch Abfliegen) aus Sichtweite geriet, gab es einen Abbruch der Dauerbeobachtung. Diese war im Anschluss mit einer erneuten, meist (zeit)aufwendigen Suche verbunden. Zusätzlich ist eine geeignete Beobachtungsposition daraufhin von Nöten, um einerseits den Kranich nicht zu stören und andererseits eine gute Beobachtungsposition einzunehmen. Nicht zuletzt ist die Abhängigkeit von den täglichen, erst am Nachmittag gesendeten Koordinaten vom Vormittag durch die SMS ein Hindernis, um möglichst frühzeitig mit den eigenen Beobachtungen beginnen zu können. Auch dadurch kommen kaum Daten der frühen Morgenstunden zustande. Nachteilig wirkt sich unter anderem die inkonsequente Zuordnung des beobachteten Verhaltens aus. Damit ist gemeint, dass im Laufe des Untersuchungszeitraumes anfänglich beobachtete Verhaltensmuster anders interpretiert werden als spätere. Dies kann passieren, weil man Muster aufgrund der bei der Beobachtung gewonnenen Erfahrung nun weiter differenzieren kann oder auch anfänglich diverse Verhaltensweisen fehlinterpretiert werden, ohne dass der Beobachtete dies möglicherweise mitbekommt. Ein weiterer Nachteil ist die beschränkte Beobachtungsfähigkeit. Es konnten insgesamt 6% aller Einzelbeobachtungen nicht eindeutig einer Kategorie zugeordnet werden. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Gründe dafür liegen dabei u. a. in gestörter Sicht. Unter anderem können das Wetter, (z. B. starker Wind, Nebel oder Regen) oder die Lichtverhältnisse (Dämmerung, Gegenlicht, Hitzeflimmern) dazu führen, dass die Zuordnung zu einem bestimmten Verhalten erschwert oder gar nicht durchgeführt werden kann. Des Weiteren konnte der Kranich auch vorübergehend aus dem Sichtfeld verschwinden, indem er sich hinter Sichtbarrieren wie Bäumen, Heuballen oder in Senken und Gräben, aber auch baulichen Strukturen wie Strommasten bewegte. Die angegebenen Größen der Gruppe, in der sich Mütze befand sind deswegen als Mindest-Angaben zu sehen. Auch war es gar nicht möglich, den Kranich auf den Schlafplätzen zu beobachten. Somit liegen hierfür keinerlei Scan-Sampling-Daten vor. Je größer die Entfernung zu Mütze war, desto schwieriger wurde es, die genaue Verhaltensweise durch das Spektiv zu ermitteln und anzugeben. In einigen unsicheren Fällen sind Anmerkungen gemacht worden, die das Verhalten zusätzlich näher beschreiben können. Kategorien, die durch ihre Ähnlichkeiten verwechselt werden können, sind dabei Ng und Nss oder Nw und Nss. Dabei ist manchmal nicht eindeutig zu erkennen, ob und inwieweit der Schnabel in das Erdreich eindringt oder lediglich Insekten von der Oberfläche abgesammelt werden. In solchen Fällen kann auch danach geschaut werden, wie sich der Kranich bis zu diesem Zeitpunkt vor Ort verhalten hat. Man erhält auf diese Weise wenigstens Tendenzen, die einer genaueren Einordnung dienlich sind. Auch kann es durchaus Übergangsvariationen geben, die nicht eindeutig zu trennen sind. Der Kontext des 69

75 Verhaltens wie die Art und Intensität einer Störung und das möglicherweise damit einhergehende Gruppenverhalten können auch hier helfen. So wurde tendenziell bei Grenzfällen wie Ns zu Nls oder umgekehrt darauf geachtet, wie sich die Gruppe verhält. Ein näher kommender Traktor, aufmerkende Kraniche oder eine vorausgehende gemeinsame, rasche und fortlaufende Durchquerung einer Fläche bieten Hinweise auf ein eher fluchtartiges Nls statt der ruhigeren Form Ns. Des Weiteren deutet Nls, im Übrigen oft in Kombination mit L, auch auf eine tendenziell weniger ergiebige Nahrungsquelle an dem betreffenden Abschnitt hin. Bei Übergängen von Pb zu A (und A zu Pb) gibt es genauso die Möglichkeit, nach dem Kontext zu schauen, also ob eine Gefahrenquelle in Sicht ist, diese sich nähert oder entfernt. Die hohen Werte bei der Einzelkategorie N im Juni (38%) und Juli (45%) deuten auf Probleme mit der Sicht hin. Vor allem das Flimmern bei höheren Temperaturen machte es z. T. schwierig eine eindeutige Kategorie zuzuordnen. Wenn die Zweifel zu groß waren, wurde sich für diese sichere Variante entschieden, manchmal mit zusätzlichen Notizen von Tendenzen. Dies lässt Spielräume bei der Interpretation zu, verzerrt aber das Gesamtbild weniger, da es dadurch kaum zur Fehlkategorisierung kommt. Des Weiteren kann nicht ausgeschlossen werden, dass Mütze oder andere Kraniche von unserem Dauerbeobachten gestört wurden. Auch wenn eine eventuelle Gewöhnung an uns und das Auto eintrat, kann eine erhöhte Wachsamkeit dieser sensiblen Vögel eingeleitet werden, gerade bei Abständen unter 200 bis 300 Metern. 1.2 GPS Daten (Peer Heinrich) Der GPS-Sender des Kranichs ist in der Lage, täglich von 4 Uhr morgens bis 22 Uhr abends Koordinaten im Stundentakt aufzunehmen. D.h. täglich werden 20 Koordinaten aufgenommen. Sämtliche Koordinaten werden nach der Greenwich-Zeit aufgenommen. Das bedeutet, dass die erste Uhrzeit eines Tages, an der ein Standort erfasst wird, als 2 Uhr nach Greenwich-Zeit erfasst wird, was der Uhrzeit von 4 Uhr in unserer Zeitzone entspricht. Weiter ist anzumerken, dass kurz nach der Aufnahme der 15 Uhr-Koordinaten (MESZ) immer eine weitere Erfassung stattfand. Diese wurde ebenfalls bei der Auswertung der Daten berücksichtigt. Diese Koordinaten wurden von dem GPS- Gerät ausgelesen, im Programm Microsoft Excel in Shapefiles aufbereitet und anschließend mit Hilfe der Geodatenaufbereitungsprogramme Q-Gis, Arc-Gis und Arc-Gis-Online visualisiert, um sie anschließend interpretieren zu können. Insgesamt konnten von möglichen Koordinaten für die Auswertung verwendet werden. Die restlichen 17 Standorte waren fehlerhaft. D.h. sie wurden vermutlich aufgrund von Übertragungsfehlern nicht vermittelt. Der Vorteil der GPS-Daten besteht darin, dass sie kontinuierlich aufgenommen werden können. Unabhängig davon, wo sich der Kranich befindet, können die Daten zuverlässig aufgenommen werden, außer er befindet sich in Gebieten, wo die Vegetationsdecke so dicht ist, dass der Empfang gestört werden kann (z.b. im Wald). Das bedeutet, dass Informationen auch dort gesammelt werden können, wo sie für Menschen schwer zugänglich sind bzw. wo das Betreten der Flächen strengstens untersagt ist. Ein Nachteil besteht darin, dass man bei der Bearbeitung der Daten immer einen gewissen Interpretationsspielraum hat. Gerade bei unbekannten Flächen ist es schwierig, die Charakteristik des Habitats bzw. des Raumes zu analysieren. Anhand von webbasierten Karten lassen sich einige 70

76 Aussagen über die Flächen tätigen, die jedoch aufgrund teils fehlender Aktualität oder unzureichender Auflösung nicht immer mit Sicherheit bestimmt werden können. Ein Zugriff auf die Daten über die aktuellen Fruchtfolgen aus dem Jahre 2015, wären für die Interpretation besonders hilfreich gewesen, standen jedoch nicht zur Verfügung. Ebenfalls Nachteilig wirkt sich die Tatsache aus, dass nicht immer davon ausgegangen werden kann, ob der Vogel sich tatsächlich auf der gekennzeichneten Fläche aufhielt, oder ob er während der Aufnahme der Koordinaten sich nicht gerade im Flug befand. Gerade bei einzeln stehenden Standorten ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass er sich in einer Flugphase befand, da ansonsten keinerlei Daten auf diesen Standort hindeuten würden (Beispiel siehe III Ergebnisse Kapitel ). 1.3 ACC Daten (Wilhelm Linke) Zur Verfügung steht ein großes Datenvolumen, welches durchgängig und ohne weiteren zusätzlichen Aufwand generiert wurde. Die Aufbereitung zur Visualisierung und Analyse erweist sich dagegen als sehr zeitintensiv, sodass lediglich auf einen Teil des gesamten Datensatzes zurückgegriffen werden konnte. Dieser bezieht sich insbesondere auf die Tage, bei denen auch eigene Beobachtungen gemacht worden sind. Die ACC-Daten ermöglichten einen Einblick in das Verhalten des Kranichs Mütze zu bekommen, ohne ihn unbedingt jemals (außer bei der Besenderung) gesehen zu haben. Dabei erhält man generell Informationen über die Aktivität bzw. Passivität und damit über die Tagesrhythmik eines Vogels. Um genauer zu definieren, welches Verhalten hinter welchen ACC-Mustern steckt, wäre ein Scan- Sampling von Nöten, welches immer punktgenau an den ACC-Messungen stattfindet. Da die exakten Zeitintervalle aber nicht bekannt waren, kam es bei den eigenen Beobachtungen selten zu Überschneidungen. Der Abgleich zu diesen aber auch zu den GPS-Daten ermöglichte eine Einordnung der gesichteten Muster in einen tieferen raum-zeitlichen Bezug. Auch wenn für die Zuordnung der einzelnen ACC-Aufnahmen der Kontext genutzt wurde, ist anzumerken, dass dieser nur eine Tendenz bieten kann. Ein Kranich bewegt sich spontan oder auch nicht, manchmal nur einmalig oder ändert sein komplettes Verhalten aufgrund eines beobachtbaren oder nicht beobachtbaren Einflusses spontan. Deshalb können nur tendenzielle Aussagen über das Verhalten des Kranichs gemacht werden, zu mindestens tagsüber. Erst langanhaltende wiederkehrende Muster können mit höheren Wahrscheinlichkeiten auf einen bestimmten Verhaltenskomplex hindeuten. Da die ACC-Daten alle 10 Minuten aufgenommen werden, die Daten des Scan-Samplings aber nur etwa jede halbe Stunde und die Koordinaten nur stündlich eingingen, ist das Abgleichen der unterschiedlichen Daten untereinander im Gesamtkontext nur beschränkt möglich. Dadurch kann meist nur ansatzweise interpretiert werden, welches genaue Verhalten zu welchem ACC-Muster führt. Außerdem können diese Muster nur Tendenzen eines gröberen Verhaltenskomplexes wiedergeben, da bei 5 Sekunden relativ viel Zufall eine Rolle spielen kann. So kann es bspw. passieren, dass gerade in jenem Moment durch das kurzzeitige Putzen ein für Ruhe typisches Muster entsteht, welches inmitten einer durchgängigen Phase der Nahrungssuche bzw. - aufnahme liegt. 71

77 Im Wissen um die Schwächen der einzelnen Methoden haben wir uns drei unterschiedlicher Aufnahmeverfahren bedient, um später ein möglichst genaues Bild des Verhaltens und der räumlichen Nutzung zeichnen zu können. 2. Raum- und Habitatnutzung von Mai bis Juli 2015 (Peer Heinrich) In der Diskussion sollen die Räumliche und die Habitatnutzung gegenüber gestellt werden. Warum suchte der Vogel bestimmte Habitate auf, während er andere weitestgehend mied? Die Nutzung des aktiv genutzten Raumes kann dabei Indizien für gewisse Verhaltensmuster geben. 2.1 Gründe der Auswahl von Habitaten und Räumen (Peer Heinrich) Die Auswertung der Standortdaten hat gezeigt, dass der Vogel trotz des Besuches unterschiedlicher Flächen immer wieder auf Habitate mit ähnlichen Eigenschaften zurückkehrte. Welche Flächen haben sich also besonders gut als Schlafplatz etabliert, welche als Nahrungsflächen und was hat es mit den restlichen Flächen auf sich? Schlafplätze (Peer Heinrich) Wie im Ergebnisteil bereits festgestellt wurde, bildet der Günzer See mit seinen Seewiesen den zentralen Raum, in dem die meisten Aktivitäten stattfanden. Während der See Kranichen, aber auch anderen Vögeln, als Schlafplatz dient, zählen die Seewiesen zu einem der wichtigsten Rast- und Sammel- sowie Nahrungsplätze in der Region Vorpommern-Rügen. Es ist also naheliegend, dass sich Mütze dazu entschied, den Günzer See als einen der beiden Hauptschlafplätze zu nutzen, aufgrund der Tatsache, dass er hier besonders günstige Bedingungen vorfand. Der See mit seinem schützenden Schilfsaum, eingebettet zwischen weitläufigem Grünland, dazu in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bodden mit seinen weiteren Schlafplätzen und umgeben von den landwirtschaftlich genutzten Nahrungsflächen, bildet das ideale Gebiet zur Deckung der eigenen Bedürfnisse. Es ist interessant festzustellen, dass sich der Standort des Hauptschlafplatzes im Laufe des Monats Juli vermehrt in den Norden, in die Flachwasserbereiche zw. Zingst und dem Großen Werder verschob, nachdem zu Beginn des Untersuchungszeitraumes noch verschiedene Schlafplätze aufgesucht wurden. Die Gründe können hier vielseitig sein. Bereits ab Ende des Junis verschob sich die Auswahl des Schlafplatzes erstmals zu Gunsten des nördlich gelegenen Boddens. Die wahrscheinlichste Erklärung wäre unter anderem, dass der Günzer See gerade in der Sommerzeit aufgrund der verhältnismäßig hohen Temperaturen und des häufig gering ausfallenden Niederschlags immer wieder trocken fällt. Zudem fiel im Untersuchungszeitraum im Mittel weniger Niederschlag als in den Jahren zuvor (vgl. Kapitel 1 im Methodenteil) Somit ist der Schutz gegenüber Fressfeinden nicht mehr zwangsläufig gegeben. Besonders im Verlaufe des Juli sank der Wasserspiegel des Günzer Sees erheblich, so dass der Seegrund mit seinen Schlammflächen freigelegt wurde, auf denen typische Vertreter des Wattenmeeres wie der große Brachvogel gesichtet werden konnten. Auch in der Vergangenheit kam es immer wieder zur völligen Austrocknung des Günzer Sees. Die Wahl des Schlafplatzes kann allerdings auch mit den Veränderungen des Wasserstandes am Schlafplatz zwischen dem Darß und dem großen Werder zusammenhängen. Wie auch am Günzer See kann der Wasserstand als wichtiger Parameter ausschlaggebend für die Attraktivität des Standortes 72

78 sein. Mit zunehmenden bzw. abnehmenden Wasserständen sinkt oder steigt die Attraktivität der Nutzung dieser Fläche als Schlafplatz. Kontinuierlich anhaltende ab- bzw. auflandige Winde sorgen dafür, dass die Fläche als potenzieller Schlafplatz genutzt werden kann oder nicht. Bei besonders günstigen Bedingungen steht eine größere Fläche seichten Wassers zu Verfügung, was gleichbedeutend mit einer höheren Aufnahmekapazität von Kranichen ist. Die Gebiete im Flachwasserbereich südlich des Großen Werders gelten seit vielen Jahren als einer der größten Hauptschlafplätze in der gesamten Region, welche besonders zur Hauptrastzeit im Herbst bis weit über Individuen zählt. Am wurden sogar Kraniche gezählt. Diese Zahlen zeigen auf beeindruckende Weise die für die Kraniche im Allgemeinen große Bedeutung dieses Ortes (NOWALD 2014b). Insofern zeigt hier Mütze ein arttypisches Verhalten. Andererseits kann ein zu hoher Wasserstand dafür sorgen, dass die Vögel auf andere Flächen ausweichen müssen. Eine Wassertiefe von 30-60cm Tiefe wird von den Tieren bevorzugt (vgl. MEWES et al. 2003). Ist das Wasser tiefer, können sie nicht mehr stehen und riskieren die Durchnässung des Gefieders. Ist das Wasser flacher, ist der Schutz vor möglichen Prädatoren nicht mehr hinreichend gewährleistet. Auch die Nähe der beiden Hauptschlafplätze zueinander, die lediglich 9 km beträgt, kann als Grund für den mehrmaligen Wechsel zwischen diesen beiden Schlafplätzen angesehen werden. Diese geringe Entfernung steigert die Flexibilität bei der Auswahl des Schlafplatzes. Kommt es zu massiven Störungen, können die Vögel kurzfristig auf den anderen Schlafplatz auszuweichen. Weitere Schlafplätze waren feuchte Senken in Söllen oder auf Äckern und Wiesen sowie ein künstlich angelegtes Staubecken bei Trinwillershagen. Abgesehen von den beiden Hauptschlafplätzen wurden alle diese Standorte nur maximal für vier Nächte genutzt. Der Schlafplatz der Kläranlage von Trinwillershagen ist trotz der geringen Besetzung durch Mütze im Herbst regelmäßig durch Kraniche besetzt. Hier hielten sich in der Vergangenheit im Durchschnitt über Kranichen auf, in der Spitze sogar (NOWALD 2014b). Wie die meisten anderen Schlafplätze wurde dieser jedoch nur kurz während seiner Orientierungsphase in der ersten Maihälfte genutzt. Interessanterweise deuten die GPS-Daten auf einen Standort genau inmitten der Wasserfläche und nicht im Schilfbereich. Hier war die Wassertiefe anscheinend ausreichend tief, um darin über Nacht stehen zu können, jedoch war möglicherweise die Gefahr zu groß, hier mit einer geringen Individuenanzahl (min. vier weitere Kraniche an dem Standort nachgewiesen) in so einer großen Wasserfläche zu stehen, um sich möglicher Angriffe von z.b. Seeadlern zu erwehren. Eine weitere im Herbst zumindest temporär genutzte Fläche liegt bei Fahrenkamp. Wenn aufgrund des Wasserstandes die Übernachtung bei dem Werderinseln erschwert wird, weichen die Kraniche nicht selten auf diesen Platz aus, der auf der Festlandseite des Boddens liegt. Hier wurden bereits Kraniche innerhalb einer Übernachtung gezählt (NOWALD 2014b). Mütze suchte diesen Platz nur ein einziges Mal auf. Ein plausibler Grund für das nur einmalige Aufsuchen dieser Fläche ist schwer auszumachen. Möglicherweise ist die Lage des Schlafplatzes einfach zu weit entfernt von den Hauptnahrungsflächen oder die Fläche ist aufgrund des Wasserstandes die meiste Zeit des Jahres nicht nutzbar. Zumindest zeigen die Zahlen von der Herbstrast, dass dieser Platz zumindest temporär als Schlafplatz genutzt werden kann, jedoch nicht favorisiert wird. Generell sind gerade Sölle in dieser Region besonders attraktive Rückzugspunkte, die auch als Schlafplätze genutzt werden können. Bieten sie doch gerade in der stark von Großflächenwirtschaft 73

79 geprägten Region Vorpommern-Rügen etwas Schutz in der ansonsten weiten und häufig baumlosen Flurlandschaft, sowohl für Kraniche, als aber auch für andere Tiere. Hier könnte Mütze möglicherweise durch andere Nischenbewohner dieser kleinen Habitate so empfindlich gestört worden sein, dass er sich für die nächste Nacht einen neuen Platz suchen musste. Ein weiterer Grund ist die tendenziell für die Jahreszeit sinkende Staunässe, die den Schutz vor Prädatoren nicht weiter gewährleistet. Oder aber auch das Fehlen von einer schützenden Strauch-, Gehölz- oder einer anderen Vegetationsschicht führte nur zu einer kurzen Nutzung. Vielleicht ist aber auch ganz einfach die Hohlform des Solles zu tief ausgeprägt gewesen, so dass der Blick auf das umliegende Areal zur Beobachtung vor Prädatoren schlecht oder gar nicht möglich war. Es ist anzunehmen, dass die feuchten Senken auf Ackerflächen sowie den Feuchtwiesen nur kurzeitig als Schlafplätze genutzt wurden aus denselben Gründen wie bei den Söllen. Auch hier wird aufgrund des relativ spät einsetzenden Wachstums der Feldfrüchte (Anfang bis Mitte Mai), vermutlich keine ausreichende Vegetation (Neusaat) als potenzieller Sichtschutz vorhanden gewesen sein. Dies deutet darauf hin, dass dem Vogel gerade in der ersten Maihälfte, wo ihn ein starkes Vagabundieren auszeichnete, er möglicherweise einfach keine geeigneteren Schlafplätze vorfand und jene Plätze in Ackersenken und kleineren Feuchtwiesen als Notlösung nutzte. Auffällig bei den Ackerflächen sowie kleineren Grünflächen ist, dass sie zumindest halbseitig großflächig von Waldgebieten umsäumt sind. Dies lässt vermuten, dass ein weiteres Kriterium bei der Wahl dieser Habitate der Sichtschutz durch Bäume einerseits und andererseits genügend freie Sicht zu den anderen Seiten ist. Gerade bei den Standorten, die nur einmal aufgesucht wurden, lässt sich vermuten, dass sie entweder aufgrund der Lage, der vorhandenen bzw. nicht vorhandenen Vegetation und Wasserfläche oder aufgrund anhaltender Störungen ungeeignet waren. Sobald nur einer dieser Parameter unzureichend in seinen Eigenschaften abgedeckt wurde, sah sich der Vogel dazu gezwungen, sich am nächsten Tag einen neuen Schlafplatz zu suchen. Außer den Flächen bei Trinwillershagen und Fahrenkamp sind diese aufgesuchten Schlafplätze generell von äußerst geringer Bedeutung für die Kraniche im Allgemeinen. Ausschlaggebend hierfür ist insbesondere die geringe Größe der Schlafplätze oder das Ausbleiben gleichbleibender Bedingungen an diesen. Die Vermutungen bleiben letzten Endes sehr spekulativ. Ob die Push- oder die Pull-Faktoren bei der Entscheidungsfindung eines geeigneten Schlafplatz von entscheidender Bedeutung waren, ist nicht eindeutig zu belegen. Fest steht nur, dass Mütze die Schlafplätze am Günzer See und am großen Werder als Hauptschlafplätze den anderen vorzog. Die Raumanalyse zeigt, dass hier alle Eigenschaften für einen guten Schlafplatz gegeben sind Nahrungsfläche (Peer Heinrich) Wie schon in anderen Studien beobachtet, waren Grünlandflächen die am häufigsten aufgesuchten Nahrungsflächen, gefolgt von Maisackerflächen, die neu eingesät oder umgebrochen wurden oder auf denen noch der Maisstoppel stand (FICHTNER 1998). Es ist festzustellen, dass Mütze von Anfang bis Mitte Mai und anschließend wieder verstärkt ab Juli häufig auf Neusaaten und auf abgeernteten Flächen anzutreffen war. So hielt er sich immer nur in kurzen Phasen von wenigen Tagen auf diesen Flächen auf. Als Beispiel wären hier zu nennen die Neusaat bei Kummerow ( ; ), die Maisneusaaten bei Semlow ( ) sowie jene zwischen Batevitz und Nisdorf wie auch die zwischen Günz und Nisdorf. Mit dem Einsäen 74

80 der Mais- und anderer Sämlinge kam es also zu einer kurzzeitigen, dafür aber starken Aufwertung des Nahrungsangebotes. Wie schon in früheren Studien belegt, war das Observationsobjekt, sobald die Nahrung verfügbar war, bevorzugt auf Maisstoppeln bzw. Maisneusaaten anzutreffen. Dabei spielt eine wichtige Rolle, wie leicht zugänglich die Nahrung ist und wie viel Aufwand betrieben werden muss, um diese zu erhalten. Dabei muss auch berücksichtigt werden, wie groß im Vergleich dazu der Energiegehalt der Nahrung ist. Mais wird z.b. gegenüber Weizen bevorzugt, da der Energiegehalt eines einzelnen Maiskornes deutlich höher ist als der eines Weizenkornes. Zum Vergleich müssen für das Erreichen eines Trockengewichtes von 100g etwa 410 Maiskörner oder eben Weizenkörner aufgenommen werden, was somit also einen deutlich höheren Such- und Zeitaufwand bedeutet (NOWALD 1996, nach FICHTNER, 1998). Es ist eindeutig zu erkennen, dass der Immature bevorzugt Neusaaten aufsuchte, sobald sie im Umkreis der Schlafplätze vorhanden waren. Neben den aufgezählten Neusaaten hielt er sich jedoch punktuell eben auch verstärkt auf abgeernteten Flächen wie bei Neuenpleen auf ( ). Auf dieser wurde um den 12. Juli die Sommergerste abgeerntet. Hier bediente sich der Vogel im Beisein einiger anderer Kraniche sowie der Gesellschaft einiger hundert Gänse an den bei der Ernte liegengebliebenen Getreideresten. Nachdem diese Reste aufgebraucht waren und somit die Nahrungsquelle erschöpft war, suchte Mütze erneut andere Nahrungsflächen auf. Neben dem Aufsuchen von Feldern mit wechselnder Fruchtfolge hielt er sich zumeist auf den Günzer Seewiesen auf. Trotz der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Grünflächen durch die mehrmalige Heuernte hielt sich Mütze größtenteils auf diesen Wiesen auf. Aufgrund der Tatsache, dass der Kranich ein Allesfresser bzw. Generalist bezüglich der Nahrungsaufnahme ist, kann er sich schnell an das wechselnde Nahrungsangebot anpassen. Diese Eigenschaft kommt ihm gerade auch im Untersuchungsgebiet zugute (MEWES et al. 2007). Aufgrund der starken landwirtschaftlichen Nutzung stehen dem Kranich im Laufe des Untersuchungszeitraumes stark wechselnde Angebote von Nahrungsmitteln zur Verfügung. Gerade in den Monaten Mai und Juli wurden die genannten Ackerflächen bearbeitet. Während im Mai ausschließlich neu eingesät wurde, was zum Ende des Monates jedoch immer weniger durchgeführt worden war, wurden im Verlaufe des Juli neben dem Einsäen, insbesondere von Mais, auch bereits die ersten Getreideflächen schon wieder abgeerntet. Im Monat Juni gab es zumindest in der Umgebung der beiden Hauptschlafplätze keine nennenswerten landwirtschaftlichen Aktivitäten dieser Art. Dies könnte ein Grund sein, warum sich Mütze in dieser Phase des Untersuchungszeitraumes hauptsächlich auf den Günzer Seewiesen aufhielt. Hier findet der Vogel genügend tierische Nahrung wie Kleinsäuger, Frösche, Schnecken, Würmer. Auch Insekten und deren Larven gehören zu seinem Speiseplan. Zusätzlich ernährt sich der Vogel aber auch von Pflanzenwurzeln, -sprossen und Halmen (MEWES et al. 2007). Auf den Günzer Seewiesen bietet sich eine breite Palette von Nahrungsmitteln, insbesondere tierischer Art an, welche sich ab dem Frühjahr stetig vermehrt und somit für eine gesteigerte Verfügbarkeit aber auch Attraktivität sorgt (FICHTNER 1998). Nachdem wieder mit der Einsaat der Maisäcker und der Ernte des reif gewordenen Getreides rund um die Günzer Seewiesen begonnen wurde, verlagerte sich der Aufenthaltsort für Nahrungssuche und -aufnahme wieder zugunsten dieser Flächen. In diesem Fall kann man von einer gezielten Anpassung von Mütze an die wechselnden Bedingungen auf den Flächen sprechen. Die Wiesen der Günzer Seewiesen boten während der drei Monate in etwa gleichbleibende Bedingungen mit ähnlichen Nahrungsressourcen, die aber wohl nicht die hohe Nahrungsdichte der 75

81 temporär verfügbaren Ackerflächen besaßen. Anders wäre ein Wechsel auf die bewirtschafteten Flächen, wo ein höheres Störrisiko durch anthropogene Einflüsse zu erwarten ist, nicht zu erklären. Zudem ist anzumerken, dass die Ackerflächen, wo sich Mütze aufhielt, zumindest teilweise deutlich weiter vom Schlafplatz entfernt lagen, als die Grünflächen der Günzer Seewiesen am ersten Hauptschlafplatz und die Sundischen Wiesen am zweiten Hauptschlafplatz. Die Günzer Seewiesen haben darüber hinaus eine weitere Eigenschaft, die dazu beigetragen haben könnte, dass der Vogel diese Fläche bevorzugt aufgesucht hat. In seinem ersten Lebensjahr hielt sich Mütze den Herbst über ebenfalls auf den Günzer Seewiesen auf (GPS - Daten aus dem Vorjahr). Zur Herbstrast wird, angeleitet durch das Kranich Informationszentrum, punktuell auf den Flächen der Seewiesen Mais- bzw. Weizensaat ausgestreut, um die Kraniche auf diese Flächen zu locken. Es besteht also die Möglichkeit, dass er im Herbst 2014, angeleitet durch die Altvögel auf diese Flächen geführt wurde und bei der frühsommerlichen Wiederkehr 2015 in der Lage war, sich positiv an das Nahrungsangebot in diesem Gebiet zu erinnern. Es ist davon auszugehen, dass er auf den Neusaatflächen zwischen Nisdorf und Günz häufig Störungen, vor allen durch Landwirte, ausgesetzt war, da er häufig zwischen den Günzer Seewiesen, welche weniger störanfällig sind und der Neusaatfläche pendelte. Er stand somit im Wechsel zwischen einer Fläche, die wie die Neusaat ein für einen kurzen Zeitraum höheres Nahrungsangebot hat, jedoch auch störanfälliger ist und einer weiteren, den Günzer Seewiesen, die in den Sommermonaten ein weitestgehend gleichbleibendes, jedoch niedrigeres Nahrungsangebot aufweisen, dafür aber nicht zuletzt durch ihr teilweise schwer einsehbares Relief und Habitat störungsresistenter ist. Dieser Konflikt lässt sich auf alle anderen Neusaaten ebenfalls anwenden und zeigt die Risikobereitschaft eines Kranichs. Zudem wird offensichtlich, wie attraktiv eine Neu- Saatfläche eigentlich ist. Anhand der GPS-Daten lässt sich gut belegen, dass der Kranich an Tagen, an denen er auf den Neusaatflächen war, im Durchschnitt deutlich mehr Wegtrecke zurückgelegt hat, als an den Tagen, wo er lediglich an den Günzer Seewiesen verblieben war. Dies lässt darauf schließen, dass sich das Risiko für ihn auf einer störanfälligeren Fläche auf Nahrungssuche zu gehen lohnt, weil trotz gesteigerten Energieverbrauchs auch mehr Energie aufgenommen werden kann. Es ist nachgewiesen, dass während der Herbstrast die Kraniche aufgrund der hohen Rastzahlen dazu gezwungen sind, in einem Umkreis von bis zu 30 km von ihrem Schlafplatz entfernt auf Nahrungssuche zu gehen (MEWES et al. 2007). Bei dem markierten Kranich war dies zu keiner Zeit der Fall. Es kann also davon ausgegangen werden, dass der Kranich zu jeder Zeit genügend Nahrung in seiner näheren Umgebung vorfand. Dies liegt besonders an den niedrigen Populationsdruck während des Untersuchungszeitraumes. Im Herbst wenn die Zahl der Kraniche um ein hundertfaches höher liegt, steigt auch die Gesamtmenge der benötigten Nahrung für die Kraniche um ein Vielfaches. Zudem lässt sich feststellen, dass sich der Vogel generell bei Schlafplatzwechseln aktiver zeigte, als wenn er diesen Wechsel nicht vornahm. Er war also nicht aufgrund des Nahrungsangebotes dazu gezwungen größere Distanzen zurück zu legen, sondern nur wegen des Schlafplatzwechsels Andere Flächen (Peer Heinrich) Nahrungsflächen und Schlafplätze zeichnen sich hauptsächlich durch eindeutig erkennbare charakteristische Eigenschaften aus, was dazu führt, dass sie sich relativ leicht zu gewissen Verhaltensstrukturen zuordnen lassen. Bei Habitaten, die diese Eigenschaften jedoch nicht aufweisen, ist es schwierig, das Verhalten des Kranichs von den vorliegenden äußerlichen 76

82 Bedingungen abzuleiten. So lässt sich nur vermuten, was z.b. der Vogel am 5. Juni im Waldgebiet zwischen Jakobsdorf und Wolfshagen tat. Eine Möglichkeit besteht darin, dass er auf der Suche nach einem möglichen Brutplatz für die Zukunft gesucht hat. Ein weiterer, eher wahrscheinlicher Grund wäre das Aufsuchen einer Kirrung, die an diesem Ort aufgestellt wurde. Diese Lockfütterung für Wild zieht auch andere Tiere, wie z.b. Kraniche, an. Ob der Kranich allein oder angeleitet durch andere Kraniche, die evtl. schon vormals auf dieser Fläche zugegen waren, dort hingelangte, bleibt unklar. Bei den beiden möglichen Szenarien handelt es sich nur um Vermutungen. Lediglich mit Hilfe der GPS-Daten und einer persönlichen Begehung des Geländes könnten gesichertere Aussagen über das Verhalten an diesem Standort getroffen werden. 2.2 Aktionsräume und Mobilität (Peer Heinrich) Die zeitliche und die räumliche Nutzung der Habitate bestimmt die Charakteristik der Aktionsräume. Hieraus lassen sich zusätzlich Schlüsse auf die Mobilität des Kranichs ziehen. Aber auch die Erfahrung um die Nutzung bereits bekannter Räume und Habitate muss bei der Bewertung berücksichtigt werden. Anhand von GPS-Daten aus den Jahren 2014 und 2015 konnte ein ausreichend gutes Bild über die genutzten Räume und die aufgesuchten Habitate erstellt werden Ursachen für die Nicht- bzw. Nutzung bereits bekannter Habitate aus dem Vorjahr (Peer Heinrich) Die möglichen Ursachen für die wiederholte Nutzung von Räumen und Habitaten aus dem Vorjahr bzw. die Nichtberücksichtigung dieser Flächen durch Kranich Mütze können unterschiedlicher Natur sein. Die Flächen zwischen Kummerow und Kummerow-Heide sowie bei Velgast wurden, wie bereits im vorangegangenen Jahr, insbesondere im Mai häufiger aufgesucht. Ein Grund dafür könnte sein, dass dieser Raum sehr nahe an seinem Beringungsstandort und damit seinem Schlupfort liegt. Dieses Gebiet war ihm am meisten vertraut. Da er, wie die eigenen Beobachtungen der Scan-Sampling Methode zeigen, nicht alleine, sondern zumeist in einer Gruppe zwischen drei und 80 Tieren unterwegs war, ist anzunehmen, dass er sich den Erkundungsflügen der älteren Vögel anschloss, die zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht geschlechtsreif waren (MEWES et al. 2007). Kraniche werden im Gegensatz zu anderen Kleinvogelarten erst im Alter zwischen drei und fünf Jahren geschlechtsreif. Es ist anzunehmen, dass sich diese Vögel aufgrund ihrer längeren Lebenserfahrung besser in dieser Region auskannten als Mütze. Die noch nicht geschlechtsreifen Kraniche halten [ ] sich zumeist in mehr oder minder großen Gruppen in ihrer Brutheimat auf (MEWES et al. 2007: 38). Nahezu alle Bereiche westlich von Velgast und südlich von Lendershagen wurden im Untersuchungszeitraum erstmals angeflogen. Regionen, in denen - wie unter anderem auf der Neusaat bei Semlow - sowohl geeignete Nahrungsflächen, als auch geeignete Schlafplätze (Wasserfläche bei Trinwillershagen) vorhanden waren. Natürlich ist eine individuelle Entscheidung nicht auszuschließen, jedoch ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von einer Beeinflussung durch die anderen Vögel sowie einer Orientierung an diesen auszugehen. Abgesehen von den zum Beringungsort (liegt immer in unmittelbarer Nähe zum Schlupfort) bereits genannten nahegelegenen Flächen (Kummerow, Velgast), hielt sich der Kranich kaum in unmittelbarer Nähe seines Schlupfortes auf. Wenn Brutpaare sich dazu entschließen, ein Gelege auszubrüten, suchen sie sich in der Regel Standorte, die einen gewissen Schutz vor Feinden bieten. 77

83 Erlenbrüche, Wald bzw. Waldränder, Seeufer oder Feuchtgebiete in der Feldflur sind dabei bevorzugte Bruthabitate. Sie bieten zum einen ausreichend Sichtschutz und zum anderen bildet das zumeist in diesem Habitat typische das Nest umsäumende knietiefe Gewässer eine wirkungsvolle Barriere gegenüber Nesträubern wie dem Fuchs, Schwarzwild, dem Dachs, oder auch dem Marderhund. Neben dem Brutrevier muss auch das dem Brutrevier anschließende Nahrungsrevier ein ausreichend Nahrungsangebot sowie Schutz für die Brutpaare und deren Nachwuchs aufweisen (MEWES et al. 2007). Diese Konstellation der Habitate war bei der Brutstätte von Mütze gegeben und somit für den Abschnitt des Lebenszyklus des Kranichs ideal. In diesem Fall von der Geburt bis hin zum Flüggewerden. Mit der Wiederkehr im Frühjahr 2015 in die Region des Brutreviers änderten sich die Bedürfnisse des immaturen Nichtbrüters, was sich im veränderten Verhalten und in der Nutzung der Habitate und Aktionsräume widerspiegelt. Ein- bis vierjährige Nichtbrüter halten sich häufig weiterhin in der Nähe Ihres Schlupfortes auf. Dies tun sie in einer sich an Anzahl und Individuen wechselnden Gesellschaft anderer Junggesellen, aber auch älterer nicht brütende Kraniche, welche sowohl aus Weibchen als auch Männchen bestehen. Hierbei wird auch der Versuch unternommen potenzielle Brutplätze, welche noch nicht besetzt sind, zu erkunden und gegeben falls neu zu besiedeln (MEWES et al. 2007). Dies könnte die Erkundung neuer Aktionsräume erklären Ursachen für die Änderung der Aktionsräume und Mobilität (Peer Heinrich) Das Nahrungsangebot spielt wie auch schon bei der Nutzung der Aktionsräume eine entscheidende Rolle. Es gilt die Devise: Je attraktiver, also höher die mögliche Energieaufnahme auf einem Habitat ist, desto größer ist die Risikobereitschaft bzw. die Bereitschaft einen Mehraufwand beim Energieverbrauch zu leisten, um sich auf diesen Fläche niederzulassen. Dieses Verhaltensmuster lässt sich in der Analyse der Aktionsräume und Mobilität wiederfinden. Ziemlich sicher ist, dass sich der Vogel stark an den Aussaatzeiten der aktuell landwirtschaftlich genutzten Flächen orientierte. Insbesondere in den Phasen bis Mitte Mai sowie ab Anfang Juli wurden vermehrt Aussaaten durchgeführt. In dieser Zeit flog der Vogel insbesondere Flächen mit Neusaaten an. Insbesondere Mais wurde favorisiert, aber auch Flächen mit frisch abgeerntetem Getreide. In den ersten beiden Wochen befand sich der Kranich in einer Art Erkundungsphase, die bereits im Vormonat durch ein verstärktes Herumvagabundieren in einem großen Aktionsgebiet beobachtet werden konnte. Dabei hielt er sich bis Ende April deutlich weiter südlich des Aktionsraumes zwischen Mai und Juli auf. Im April war er insbesondere südlich von Greifswald und speziell in unmittelbarer Nähe zum Peenestrom unterwegs. Im weiteren Verlaufe, also mit dem Beginn des Untersuchungszeitraumes, steuerte der Vogel gezielt Neusaaten, wie z.b. bei Kummerow oder Semlow, an. In der Zeit zwischen den beiden genannten Phasen hielt sich Mütze vorrangig auf Grünland und Wiesen auf, wie sie die Günzer Seewiesen aber auch die Sundischen Wiesen aufweisen. Über weitere Gründe der sich ändernden Aktionsräume lassen sich letzten Endes nur Vermutungen anstellen. Eine Orientierungsphase wie in der ersten Maihälfte wäre ein mögliches Szenario. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Mütze in dieser Phase solch ein großes Gebiet abflog, weil die neu 78

84 ausgesäten Ackerflächen, die viel Nahrung anboten, einfach soweit auseinanderlagen und der Vogel sich daher gezwungen sah, größere Wegstrecken zurückzulegen, oder ob er sich ein generelles Bild über die räumliche Situation verschaffen wollte. Beides wäre durchaus denkbar, genau wie eine Kombination aus beiden. Der Vogel nutzte im Verlauf der Monate die unterschiedlichsten Räume verschieden intensiv. Während er im Mai auf einer sehr großen Fläche weiträumig aktiv war, beschränkten sich seine Aktivitäten im Juni hauptsächlich auf einer Fläche von ca. 6 km² rund um die Günzer Seewiesen (Tabelle 4). Im Juli hingegen vergrößerte sich die Fläche wieder auf ungefähr 16 km² (Tabelle 5). Vergleichende Studien aus Spanien zeigen, dass Kraniche in Gesellschaften, u. a. von Familienverbänden im Winter in Spanien, Hauptsächlich Räume in ähnlichem Ausmaße von bis zu 11,7 km² nutzen (ALONSO 2004). 2.3 Naturschutzfachliche Qualität der Habitate und Aktionsräume (Peer Heinrich) Welche Bedeutung haben Schutzgebiete für den Kranich? Wirken sich diese Schutzmaßnahmen in besonderem Maße auf den Kranich aus? Wie störanfällig reagiert der Vogel auf etwaige anthropogene Strukturelemente? Zur Beantwortung dieser Fragen, um daraus mögliche Handlungsempfehlungen ableiten zu können, muss eine Analyse dieser Räume vorgenommen werden Bedeutung von Schutzgebieten (Peer Heinrich) Das Untersuchungsgebiet, in dem sich Mütze über den Zeitraum von Mai bis Juli aufgehalten hat, weist mehrere Schutzgebiete mit unterschiedlichstem Status auf. Dazu gehören unter anderem drei Vogelschutzgebiete, vier Fauna-Flora-Habitate, ein Naturschutzgebiet, ein Nationalpark sowie vier Landschaftsschutzgebiete (Tabelle 12). Während die beiden ersten genannten Schutzkategorien zu den europäischen Schutzgebieten gezählt werden, gehören die anderen genannten Schutzformen zu den nationalen Schutzgebieten. Im Folgenden werden diese kurz vorgestellt und auf ihre Bedeutung in der Region für die Kraniche und insbesondere für Mütze eingegangen. Viele der Schutzgebiete überschneiden oder überlagern sich oder sind in andere Schutzgebiete eingebettet, so dass ihnen trotz eines unterschiedlichen Schutzstatus eine ähnliche Bedeutung zukommt Nationale Schutzgebiete (Peer Heinrich) Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft : Der am 12. September 1990 gegründete Nationalpark "Vorpommersche Boddenlandschaft", ist einer von zwei Nationalparks in der Region Vorpommern-Greifswald und einer von dreien in Mecklenburg- Vorpommern. Das Großschutzgebiet umfasst Gebiete der Halbinsel Zingst und Darß, der Insel Hiddensee sowie Teile von Rügen, Wittow, der Ostsee und dem Bodden. Seine Ausgleichsküste mit den ausgeprägten Flachwasserzonen repräsentiert das Hauptcharakteristikum. Die Gesamtfläche des Nationalparks beträgt 805 km² und wird hauptsächlich durch äußere Küstengewässer und Boddengewässern eingenommen (687 km²). Die restliche Landmasse wird durch Wald und landwirtschaftliche Nutzflächen (Grünlandnutzung) dominiert (vgl. LUNG 2009: II-161). Lediglich im südlichen Teil von Hiddensee gibt es Steilküstenbereiche (FÖRSTER 2016). Der Nationalpark, welcher den höchsten Schutzstatus genießt, ist ein wichtiges Brut- und Rastgebiet für Wasser-, Watvögel, Möwen, Seeschwalben sowie Seeadler. Des weiteren haben hier schützenswerte Tiere wie der Seehund, die Kegelrobbe, der Fischotter oder der Kammmolch ihren Lebensraum. Unterteilt ist der Park in eine Kernzone (Schutzzone 1) sowie eine Pflege- und 79

85 Entwicklungszone (Schutzzone 2) Die Schutzzone 1 kennzeichnet sich dadurch aus, dass hier keinerlei wirtschaftliche Nutzung erfolgt, während in der Schutzzone 2 auf eine naturverträgliche und schonende Nutzungsform geachtet wird, um langfristig die natürliche Entwicklung der Landschaft zu gewährleisten (vgl. LUNG 2009). Der Kranich Mütze ist lediglich in einer der drei Kernzonen aktiv gewesen. In den anderen beiden Kernzonen, am Darßer Wald und im südlichen Teil der Halbinsel Bug, ist der Vogel nicht beobachtet worden (FÖRSTER 2016). Der Schlafplatz im strömungsarmen seichten Boddengewässer, teils mit Sandbänken versehen, zwischen Zingst und dem Großen Werder gehört zur Kernzone, die sich von der Halbinsel Zingst aus ab dem Wald der Sundischen Wiesen über die Werder Inseln, die Insel Bock bis hin zum südwestlichen Teil von Hiddensee erstreckt. Neben der Insel Kirr bildet dieser Schlafplatz den wichtigsten Schlafplatz in Mecklenburg-Vorpommern in der Zeit der Herbstrast. Auf dem großem Werder und der Insel Bock bietet sich ein idealer Schlaf- und Sammelplatz an, aufgrund der weitestgehend vom Wasserstand unabhängigen Lage, was somit eine gewisse Sicherheit bei der Nutzung dieser Flächen als Schlaf- und Sammelplätze bedeutet (INNENMINISTERIUM MECKLENBURG- VORPOMMERN 2011). Dieses Gebiet hat insbesondere für Mütze eine große Rolle gespielt, da er hier einen der beiden großen Schlafplätze vorfand, der insbesondere im Juli verstärkt genutzt wurde. Abgesehen von drei weiteren Schutzgebieten lag innerhalb der Kernzone das Dichteverhältnis über einem Koordinatenpunkt pro km². Alle weiteren Schutzgebiete weisen einen niedrigeren Wert auf ( Um einen möglichst störungsfreien Schlafplatz zu gewährleisten, ist es von besonders großer Wichtigkeit, diesen Teil mit dem höchsten Schutzstatus auszuweisen. So ist der Zutritt durch Menschen in diesem Gebiet nur sehr stark eingeschränkt möglich. D.h. jegliche Einmischung und daraus entstehende Veränderung des Lebensraumes von Tieren und Pflanzen ist untersagt. Bei einer Missachtung dieser Verbote kann es zur Ahndung als Ordnungswidrigkeit kommen (vgl. FÖRSTER 2016). Neben dem Eingriff zu Land wurde auch das Störpotenzial zu Wasser minimiert. Der Bootsverkehr ist durch die Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken und Naturschutzgebieten im Bereich der Küste von Mecklenburg-Vorpommern durch das Bundesverkehrsministerium ebenso stark eingeschränkt worden (Abbildung 29). Demnach gibt es einen Bannkreis für Wasserfahrzeuge rund um die Kernzonen (in rot und grün dargestellt) sowie weiterhin verschärfte Regelungen für Motorboote, um die Störungen so gering wie möglich zu halten (SCHMIEDEL 2015). Die Schutzzone 2, die auch als Pufferzone dient, nutzte Mütze lediglich als Transitstrecke zwischen dem Schlafplatz in der Kernzone, den Sundischen Wiesen im westlichen Teil der Kernzone, und den Nahrungs- und Schlafplätzen auf dem Festland. Außerhalb der Monate November bis Mai werden die Sundischen Wiesen für eine extensive Weidewirtschaft genutzt. Weitere Maßnahmen wie das Düngen oder das Umbrechen der Flächen sind verboten. Des weiteren wird hier speziell zum Schutz der Kraniche im Herbst das Betreten der Flächen durch allgemeinen Besucherverkehr ab dem Nachmittag bis 08:00 Uhr am Morgen gesperrt und nur eine limitierte Anzahl von Besuchern durchgelassen (NOWALD 2014b). 80

86 Abbildung 29: Befahrungsregelung der Schutzflächen im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft Naturschutzgebiete: Naturschutzgebiete bilden neben den Nationalparken, die bedeutsamsten Schutzflächen zur Erhaltung der Biodiversität in Deutschland. Ausgewiesen werden diese in der Regel durch höhere Naturschutzbehörden. Deutschlandweit gibt es insgesamt über Naturschutzgebiete (Stand 2014) (BFN 2016). Das Naturschutzgebiet Unteres Recknitztal wurde von Mütze lediglich einmalig aufgesucht, spielt also bei der Untersuchung keinerlei große Rolle. Landschaftsschutzgebiete: Im Vergleich zu Naturschutzgebieten sind Landschaftsschutzgebiete deutlich größer und lassen dabei eine erhöhte anthropogene Nutzung zu. Dies bedeutet, dass forst- und landwirtschaftliche Aktivitäten in eingeschränkter Form durchgeführt werden können, sofern der Charakter des ausgewiesenen Gebiets nicht verändert bzw. der Schutz eingeschränkt wird. Aber auch bauliche Maßnahmen für Siedlungsstrukturen und Verkehr dürfen durchgeführt werden, was zu einer weiteren Aufweichung der Schutzmaßnahmen führt, so dass ihnen eher eine Pufferfunktion zwischen anderen Schutzgebieten und den Flächen ohne jeglichen Schutzstatus zugewiesen werden kann. Derzeit gibt es deutschlandweit Schutzgebiete, die diesen Schutzstatus aufweisen. 27,9%, also über ein Viertel des Bundesgebietes, stehen unter diesem Schutz (Stand 2014) (vgl. BFN 2016). Die vier Landschaftsschutzgebiete, in denen sich der markierte Kranich aufhielt, waren die Barthe, das Recknitztal, die Boddenlandschaft und die Vorpommersche Boddenküste. Außer der Vorpommerschen Boddenküste und der Barthe spielen die anderen Landschaftsschutzgebiete eine untergeordnete Rolle. Die Barthe, welche sich teilweise mit den Schutzgebieten der Nordvorpommerschen Waldlandschaft schneidet, ist insofern interessant, da es das Aufzuchtgebiet von Mütze tangiert, 81

87 in welchem er sich besonders häufig im Vorjahr aufhielt. Die km² große Fläche des ausgewiesenen Landschaftsschutzgebietes der Vorpommerschen Boddenküste hingegen ist von elementarer Bedeutung, da sich hier der Großteil der Aktivitäten von Mütze abspielte (70,2% aller Standortdaten). Hier liegen unter anderem die Günzer Seewiesen und die zwischen Juni und Juli verstärkt aufgesuchten Neusaatflächen. Verrechnet man die Standortdaten mit der Größe des Schutzgebietes, so fällt auf, dass die Dichte der Koordinatenpunkte mit 20,8 Punkten pro km² in diesem Schutzgebiet mit Abstand am höchsten ist (siehe Anhang Bild 5) Europäische Schutzgebiete (Peer Heinrich) Vogelschutzgebiete: Vogelschutzgebiete sind Teil des zusammenhängenden europäischen Netzes Natura 2000 von Schutzgebieten. Die Europäischen Vogelschutzgebiete stellen die geeignetsten Gebiete für den Erhalt der europäischen Vogelarten dar. (LUNG 2009: II-89). Dies bedeutet, dass diese Räume eine herausragende Bedeutung für das Brut- bzw. Rastverhalten aufweisen. Daher ist der Schutz der hier wildlebenden Vogelarten und deren Lebensräumen von hoher Prämisse. Die Schutzmaßnahmen sind dabei auf europäischer Ebene standardisiert um einen gleichen Schutz zu gewährleisten. Aktuell gibt es in Deutschland insgesamt ausgewiesene SPA- und FFH-Gebiete (MANDERBACH 2016). Eines der größten Vogelschutzgebiete ist die Vorpommersche Boddenlandschaft und der nördliche Strelasund mit einer Gesamtgröße von km² und damit auch das insgesamt größte und am meisten genutzte Schutzgebiet, in dem sich Mütze aufhielt. Innerhalb dieses Vogelschutzgebietes liegt die gesamte Fläche des Nationalparkes Vorpommersche Boddenlandschaft. Somit kommen neben der gemeinsamen Bedeutung für den Kranich weitere wichtige Aspekte hinzu. Wie im Nationalpark zieht auch hier die erweiterte Fläche dieses Schutzgebietes mit seinen seichten Bodden, den Sandbänken und den störungsarmen Bereichen Kraniche an (INNENMINISTERIUM MECKLENBURG- VORPOMMERN 2011). [Dieses Vogelschutzgebiet hat neben der Bedeutung als Rastplatz für Kraniche] eine enorme Wichtigkeit als Rast- und Brutgebiet für diverse Enten-, Gänse- oder Schwalbenarten sowie einigen Watvögeln wie dem Goldregenpfeifer oder Alpenstrandläufer, aber auch einigen Raubvögeln, wie dem See- oder Fischadler [, um nur einige Vogelarten zu nennen] (LUNG 2009: II-142). Für die Kraniche bieten sich insbesondere mit den störungsarmen und nassen Wäldern im Osterwald, dem Darßwald, oder dem Barther Stadtwald ideale Brutgebiete an. Das gilt auch für die reichlich vorhandenen wasserführenden Sölle und Senken und die Moore und Verlandungszonen. Hinzu kommt der Bereich auf Seiten des Festlandes. Hier befinden sich große und wenig zerschnittene Landwirtschaftsflächen, die die Kraniche jedes Jahr zu Tausenden aufsuchen, um hier auf Nahrungssuche zu gehen. Hervorzuheben ist natürlich auch die Nähe zwischen den Schlafplätzen und den Nahrungsflächen (INNENMINISTERIUM MECKLENBURG-VORPOMMERN 2011). Innerhalb dieses Vogelschutzgebietes liegen die Günzer Seewiesen und deren See, welche den Kernbereich der Aktivitäten von Mütze darstellt. Aufgrund dessen sind die individuellen Bedürfnisse des Vogels in diesem Schutzgebiet ganz besonders hoch einzuordnen, was durch die folgenden Zahlen noch einmal verdeutlicht werden kann. Insgesamt wurden in diesem Schutzgebiet von dem insgesamt Standortdaten ganze (82,2%) erfasst. Schaut man sich anders herum jedoch die Dichteverhältnisse (Punkte pro km² an), so liegen diese aufgrund der Größe der Schutzfläche bei 82

88 lediglich 1,2 Punkten pro km². Ein Großteil dieses Schutzgebietes wurde dabei gar nicht vom untersuchten Vogel aufgesucht, sondern er konzentrierte sich hauptsächlich auf die vormals genannten Flächen. Ein weiteres Vogelschutzgebiet ist die Nordvorpommersche Waldlandschaft, die mit einer Fläche von km² deutlich kleiner ausfällt als die Vorpommersche Boddenlandschaft und der Nördliche Strelasund. Sie liegt weiter im Landesinneren, südlich der B 105. Auch hier bieten sich wie auch schon im vorhergenannten Vogelschutzgebiet in den gleichen Habitaten gute Brutplätze an. Aufgrund der großen meist störungsarmen Ackerflächen in diesem Bereich sammeln sich zur Herbstrast Tausende von Kranichen, um auf Nahrungssuche zu gehen. Auch hier sind die Schlaf- und Sammelplätze im nördlich gelegenen Boddenküstenbereich noch gut zu erreichen (INNENMINISTERIUM MECKLENBURG- VORPOMMERN 2011). Zwar konnten für Mütze im Untersuchungszeitraum nur insgesamt 52 Koordinaten dokumentiert werden, was gemessen an der Gesamtmenge nur 2,9% ausmacht, allerdings ist dieses Gebiet für Mütze von entscheidender Bedeutung. Er wurde innerhalb dieses Vogelschutzgebietes 2014 ausgebrütet. Anhand der Daten aus dem vorangegangenen Zeitraum ( bis zurück zur Beringung) lässt sich anmerken, dass der Kranich gerade in den ersten Wochen nach seiner Markierung und insbesondere vor dem Flüggewerden, fast ausschließlich nur hier zugegen war. Die Ackerflächen zwischen Obermützkow und dem wenige Kilometer weiter westlich in Richtung Bussin liegendem Wald, in dem er auf die Welt kam, waren stark frequentierte Bereiche. Das dritte Vogelschutzgebiet, in dem sich Mütze aufhielt, ist das Recknitz- und Trebeltal mit Seitentälern und Feldmark. Diese SPA ist für unseren Kranich von geringfügigem Interesse gewesen. Hier nutzte er lediglich das feuchte Einzugsgebiet der Recknitz, um hier zu übernachten. Alle 18 hier aufgenommenen GPS-Daten wurden dabei Anfang Mai aufgenommen, also in der Phase des Vagabundierens. FFH-Gebiete: Wie die Vogelschutzgebiete gehören auch die Fauna-Flora-Habitate zu den europäischen Schutzgebieten von Natura 2000 und verstehen sich somit als ein länderübergreifendes Schutzinstrument. Hierbei werden die Schutzgebiete von den jeweiligen Bundesländern zusammengestellt. Welche Flächen dabei als schützenswert eingestuft werden können, wird durch die zwei gesetzlichen Richtlinien der FFH-Richtlinie vom und der Vogelschutzrichtlinie vom bestimmt. Der Arten- und Habitat-Schutz stehen hierbei im Vordergrund und ergänzen bereits bestehende Schutzgebiete, welche dem Bundesnaturschutzgesetz unterliegen. Deutschlandweit gibt es 315 FFH-Gebiete, die ebenfalls auf den Schutz von Kranichen fokussiert sind. Hierzu gehört unter anderem auch die Nordvorpommersche Waldlandschaft (MANDERBACH 2016). Die Nordvorpommersche Waldlandschaft ist sowohl als SPA als auch als FFH-Gebiet ausgewiesen, allerdings in anderen Maßen. Somit kommt diesem FFH-Gebiet eine genauso wichtige Rolle zu, wie im vorangegangenen Text bereits erläutert wurde. Ähnlich sieht es mit dem größten der hier beschriebenen FFH-Gebiete aus. Das km² Recknitz- Ästuar und Halbinsel Zingst Schutzgebiet überschneidet sich teilweise mit den Flächen des Nationalparkes. Demnach ist die Bedeutung am bereits beschriebenen Schlafplatz des großen Werder von immenser Bedeutung. Auch die Sundischen Wiesen gehören zu diesem Schutzgebiet. Insgesamt umfasst das FFH-Gebiet den ganzen Boddenbereich zwischen Fischland-Zingst-Darß. Hier steht also der Schutz der Küstenhabitate mit seiner dort ansässigen Flora und Fauna im Zentrum. Das 83

89 größte Risiko besteht auch hier im Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in das Boddengewässer sowie Störungen durch eine zu intensive Freizeitnutzung. Aufgrund der geographischen Lage ist gerade in den Sommermonaten ein erhöhtes Risiko durch den Tourismus gegeben. Den anderen zwei ausgewiesenen FFH-Gebieten, in denen sich Mütze aufhielt, kommt hingegen kaum eine gewichtige Rolle zu. Die geschützte Kleingewässerlandschaft bei Groß Kordshagen (Nordvorpommern) mit einer Größe von nur 5 km² ist ein kleines Schutzgebiet, in der der Kammmolch die oberste Schutzpriorität genießt (LUNG 2009). Hier hielt sich der Kranich Mütze lediglich im Mai auf. So nutzte er zu Beginn des Monats für eine Nacht einen Soll als Schlafplatz. Zudem verbrachte er dort wenige Tage auf einem schmalen Streifen einer Ackerbrachfläche in unmittelbarer Nähe zur Waldkante eines Buchenmischwaldes. Auch in diesem Wald hielt er sich zeitweilig auf. Warum allerdings kann nicht eindeutig geklärt werden. Obwohl die Bedeutung und die Nutzung über den gesamten Untersuchungsraum gering sind, liegt nicht zuletzt aufgrund der geringen Größe des Habitats die Dichte der ausgewerteten Punkte mit 7,2 Punkten pro km² nach der Vorpommerschen Boddenlandschaft an zweithöchsten (Tabelle 12). Auch das FFH-Schutzgebiet Recknitz- und Trebeltal mit Zuflüssen, welches einen Schlafplatz für Mütze bereithielt, wurde lediglich kurzzeitig im Mai aufgesucht. Dieses Schutzgebiet mit einer Größe von km² zeichnet sich besonders durch sein ausgeprägtes und strukturreiches Flusstalmoorsystem mit seinen Feuchtwiesen, Seggenrieden und Laubwäldern aus, die durch Durchströmungs-, Überflutungs- und Regenmoorbereiche gekennzeichnet sind. Hier stehen besonders Pflanzen- und Tierarten im Fokus, die auf den nährstoffarmen Habitaten angesiedelt sind, die es vor erhöhtem Nährstoffeintrag durch die Landwirtschaft oder Änderungen bzw. Störungen der Fließgewässerstruktur zu schützen gilt. Generell bietet sich hier ein nutzbarer Raum für Mütze, der jedoch nur beim Durchzug auf dem Weg zur Brutheimat genutzt wurde, auch auf Grund dessen, weil dieses Gebiet zu weit entfernt von den hauptsächlich genutzten Flächen ist (LUNG 2009). 84

90 Tabelle 12: Schutzgebiete & Ihre Bedeutung für den Kranich Mütze ; Eigene Darstellung anhand GPS-Daten von Kranich Mütze und Schutz- Status Name Fläche (km²) Umfang (km) GPS-Daten [1823] (%) Mai [615] (%) Juni [595] (%) Juli [613] (%) Dichte (Punkte pro km²) Bedeutung für Kranich Mütze SPA Nordvorpommersche 155,0 km² 174,1 km 52 (2,9%) 48 (7,8%) 4 (0,7%) 0 (0,0%) 0,3 Hoch (Schlupfort liegt in diesem Gebiet) Waldlandschaft SPA Recknitz- & Trebeltal 387,8 km² 511,2 km 18 (1,0%) 18 (2,9%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) <0,1 Gering (temporärer Schlafplatz) mit Seitentälern und Feldmark SPA Vorpommersche Boddenlandschaft & Nördlicher Strelasund 1.222,3 km² 747,2 km 1498 (82,2%) 361 (58,7%) 560 (91,1%) 577 (94,1%) 1,2 Sehr hoch (Beide Hauptschlafplätze, Günzer Seewiesen und Zingst/Großer Werder liegen in diesem Gebiet, sowie Hauptnahrungsfläche Günzer Seewiesen) FFH Kleingewässerlandschaf 5,0 km² 13,6 km 36 (2,0%) 36 (2,0%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 7,2 Gering t bei Groß Kordshagen FFH Nordvorpommersche 73,7 km² 205,8 km 22 (1,2%) 22 (3,6%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 0,3 Hoch (Schlupfort liegt in diesem Gebiet) Waldlandschaft FFH Recknitz-Ästuar & 278,7 km² 216,6 km 132 (7,2%) 14 (2,3%) 22 (3,7%) 96 (15,7%) 0,5 Hoch (Zweiter Großer Schlafplatz Zingst/Großer Werder liegt hier) Halbinsel Zingst FFH Recknitz- & Trebeltal 175,5 km² 382,4 km 22 (1,2%) 22 (3,6%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 0,1 Gering (temporärer Schlafplatz) mit Zuflüssen NSG Unteres Recknitztal 14,2 km² 35,8 km 1 (0,1%) 1 (0,2%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) <0,1 Sehr gering NLPZ Vorpommersche 97,9 km² 55,3 km 123 (6,7%) 7 (1,1%) 22 (3,7%) 94 (15,3%) 1,3 Hoch (Zweiter Großer Schlafplatz Zingst/Großer Werder liegt hier) Boddenlandschaft (Kernzone) NLPZ Vorpommersche Boddenlandschaft 650,8 km² 392,1 km 9 (0,5%) 8 (1,3%) 0 (0,0%) 1 (0,2%) <0,1 Mittel (Transitstrecke zwischen zweiten großen Schlafplatz Zingst/Großer Werder & Nahrungsflächen auf dem Festland) (Pflege- & Entwicklungszone) LSG Barthe 64,8 km² 95,9 km 44 (2,4%) 40 (6,5%) 4 (0,7%) 0 (0,0%) 0,7 Hoch (Schlupfort liegt in diesem Gebiet) LSG Boddenlandschaft 271,5 km² 202,7 km 6 (0,3%) 6 (1,0%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) <0,1 Sehr gering (temporärer Schlafplatz) LSG Recknitztal 72,1 km² 109,7 km 18 (1,0%) 18 (2,9%) 0 (0,0%) 0 (0,0%) 0,2 Gering (temporärer Schlafplatz) LSG Vorpommersche Boddenküste 61,6 km² 99,5 km 1279 (70,2%) 300 (48,8%) 542 (91,1%) 437 (71,3%) 20,8 Sehr hoch (Beide Hauptschlafplätze, Günzer Seewiesen und Zingst/Großer Werder liegen in diesem Gebiet, sowie Hauptnahrungsfläche Günzer Seewiesen) 85

91 Weitere Schutzmaßnahmen und Erfolge (Peer Heinrich) Es lässt sich allgemein feststellen, dass die meisten weiter südlich gelegenen Schutzgebiete nur kurzweilig während des ersten Monats des Untersuchungszeitraumes aufgesucht wurden. Dies mag nicht primär daran liegen, dass sich die Standorte als ungeeignet erwiesen, sondern ist vermutlich eher der geographischen Distanz zu den Hauptschlaf- und Nahrungsflächen geschuldet. Mit Sicherheit trägt auch die Lage des eigenen Geburtsortes dazu bei, dass sich der Vogel für das Gebiet entschieden hat, in dem er seine meiste Zeit verbracht hat. Der größte Teil seines Aktionsraumes deckt dabei das Vogelschutzgebiet der Vorpommerschen Boddenlandschaft und des nördlichen Strelasund ab. Hier befinden sich abgesehen vom Geburtsort alle wichtigen Standorte, die im Untersuchungszeitraum dokumentiert wurden. Allerdings ist dieses Schutzgebiet mit über km² auch das mit Abstand größte von allen Schutzgebieten. Würde man die Dichte als wichtigsten Parameter angeben, so kann dem Landschaftsschutzgebiet Vorpommersche Boddenküste die größte Bedeutung beigemessen werden. Obwohl die Fläche mit km² deutlich kleiner als die des Vogelschutzgebietes ist, sind hier immer noch über zwei Drittel aller aufgenommenen Standorte berücksichtigt. Obwohl der Bereich der Vorpommerschen Boddenküste auch zu einem Vogelschutzgebiet gehört, darf hier in geringer Intensität konventionelle Land- und Forstwirtschaft betrieben werden. Diese extensive Landnutzung scheint dem Kranich zuträglich zu sein, da er sich, wie man es am Verhalten von Mütze erkennt, offensichtlich an den Ernte- und Aussaatzeiten orientiert. Insgesamt ist es schwierig zu beurteilen, inwieweit sich die Ausweisung eines Schutzgebietes auf die Entwicklung der Populationen und das Verhalten der Kraniche ausgewirkt haben. Es stellt sich die Frage, ob Schutzgebiete ausgewiesen wurden, um gezielt eine Art wie den Kranich zu schützen, also um die Population mindestens stabil zu halten. Oder wurde das Schutzgebiet ausgewiesen, um allgemein das Ensemble bestehend aus Flora-Fauna und sonstigen geologischen und geographischen Alleinstellungsmerkmalen zu erhalten und dadurch nebenbei ein positiver Trend bei der Entwicklung der Kranichpopulation erreicht werden konnte? Dem Kernzonenbereich im Nationalpark um die Werderinseln herum kommt zumindest eine sehr große Bedeutung zu. Die größten Schlafplätze befinden sich auf der Inselgruppe Bock/Werder. Der Große Werder, welcher durch ein dauerhaft verlandetes Windwatt mit der Insel Zingst verbunden ist und somit eine Halbinsel bildet, bietet im Herbst für ungefähr der Hälfte aller Kraniche einen Schlafplatz, so dass hier zeitgleich bereits über Exemplare gezählt werden konnten (vgl. NOWALD 2014b). Hier wird bei jeglichem menschlichen Zutun darauf geachtet, dass sich die Natur auf natürliche Weise entwickeln kann. Nicht zuletzt durch die strengen Schutzmaßnahmen auf diesen Flächen wird gewährleistet, dass die Kraniche, die zu Zehntausenden zur Zeit der Herbstrast in die Region kommen, dort einen weitestgehend ungestörten Schlafplatz vorfinden. Die flachen und geschützten Küstenbereiche des Boddens bilden ideale Bedingungen für Schlafplätze. Durch Renaturierung (z. B. Flutung der Mellnitzer Wiek im Jahr 2011) und andere Schutzmaßnahmen entstehen immer wieder neue Schlafplätze bzw. erhalten bereits existierende Gebiete Zuwachs, wie z.b. die vorgelagerten Sundischen Wiesen der Werderinseln. Dieser Vorsammelplatz für die Vögel wird jährlich zur Herbstrast durch gezielte Besucherlenkung bzw. Sperrung des Besucherverkehrs für die Kraniche nutzbar gemacht. Somit können die Tiere ungestört ihre Schlafplätze aufsuchen, was sich auf die Population an dieser Stelle positiv auswirkt (NOWALD 2014b). 86

92 Bei massiven permanent anhaltenden Störungen würden diese Bereiche zumindest mittelfristig von den Kranichen gemieden werden. So konnte z. B. im Oktober 2015 nach einer immensen Störung der Schlafplätze durch zwei Paragleiter beobachtet werden, dass ein Großteil (mehrere Tausend) der dort übernachtenden Kraniche für wenige Tage auf andere Schlafplätze wie die Insel Kirr auswichen. Während Anfang der 1980er auf der westeuropäischen Route noch maximal Kraniche gezählt wurden, waren es 1990 schon über und 2001 sogar Zuwächse der Kranichbestände in Nord-, Nordost- und Mitteleuropa sowie eine anscheinende Verlagerung der Zugrouten zugunsten des Westens wurden in der Vergangenheit beobachtet. Gründe dafür gibt es viele. Unter anderem sorgen vermehrt geschützte Schlafplätze, Verbote von Jagd auf Kranichen und anderen Nachstellungen und ein günstiges Nahrungsangebote auf der gesamten westeuropäischen Zug-Route dafür, dass die Bestände weiter anwachsen und diese Route stärker frequentiert wird (MEWES et al. 2007). Das Jahr 2007 stellte mit Kranichen den bisherigen Spitzenwert für die Region dar (NOWALD 2014b). Dieser Wert stellt eine rasant steigende Entwicklung der rastenden Kraniche in Mecklenburg- Vorpommern dar. So wurden im Jahre 1975 nur knapp über Kraniche gezählt (BOLDT 2014). Gründe für den Populationsanstieg in den Rastphasen sind unter anderem die verbesserten Schutzmaßnahmen in jüngster Vergangenheit und die erhöhten Reproduktionsmaßnahmen, wie z.b. die Wiedervernässung von Flächen für Brutplätze und Schlafplätze. Ein gutes Beispiel, dass dies auch funktioniert, wenn dies gar nicht mit der Absicht zum Schutz des Kranichs geschah, ist hier unter anderem der Bau des Klärteiches von Trinwillershagen. Diese Fläche bietet heute zur Herbstzeit regelmäßig mehreren hunderten Kranichen einen Schlafplatz. Seit Anfang des Jahrtausends ist ein Zuwachs der Brutbestände im Untersuchungsgebiet zu verzeichnen. Heute sind 180 Brutpaare auf dem Festland und 42 Paare auf der Insel Rügen bekannt. Zum Vergleich dazu waren es 1998 sieben Paare weniger (insgesamt nur 35 Paare). Seit 1965 werden die Rastbestände ebenfalls regelmäßig erfasst, auch hier gibt es einen stetigen Anstieg zu beobachten (NOWALD 2014b). Eines dieser Brutpaare brütete 2014 den markierten Kranich Mütze im Schutzgebiet Nordvorpommersche Waldlandschaft aus. Für die Gewährleistung eines weiterhin erfolgreichen Verlaufs der Entwicklung der Brutbestände ist es wichtig, die bewaldeten Rückzugsgebiete mit Ihren feuchten Flächen und dem Totholzbestandteil zu erhalten Auswirkungen von Fragmentierung/ Infrastruktur auf den Kranich (Peer Heinrich) Nachdem die Schutzgebiete vorgestellt wurden und deren schützender Wert für die Kraniche herausgestellt werden konnte, muss auf der anderen Seite auch auf die möglichen Störquellen eingegangen werden. Der Fokus soll sich hier auf die Frage richten, ob und welche negativen Einflüsse die Zergliederung und Zerschneidung der Landschaft durch z. B. die landwirtschaftliche Entwicklung, aber auch etwaige Infrastrukturen wie Straßen und andere Bauwerke auf die Kraniche hat. Inwieweit passt sich der Vogel an die anthropogen veränderte Umwelt an? Es konnte festgestellt werden, dass wenn der Vogel tagsüber unterwegs war, er generell einen größeren Abstand zu diversen Siedlungsstrukturen und Straßen einhielt. Besonders an Standorten, an denen er sich seltener aufhielt, war der Sicherheitsabstand wesentlich höher. Im Umkehrschluss traute er sich auf durchaus vertrauterem Terrain wesentlich näher an diese Strukturelemente heran. Auf den Günzer Seewiesen, wo er die meiste Zeit ungestört verweilen konnte, wagte er sich zeitweilig bis auf unter 30m an die Landesstraße 215 heran ( :00 Uhr). Ein anderes Beispiel ist 87

93 die Ackerfläche zwischen Kummerow und Kummerow Heide. Hier wurde am um 18 Uhr ein Mindestabstand von etwa 50m verzeichnet. Bei weniger stark befahrenen Wegen wie den Zufahrtsstraßen von der L18 zu einem Gehöft bei Zornow ging er teilweise sogar bis auf 10m an die Straße heran. Weitere Landwirtschaftswege, wie die auf den Günzer Seewiesen, überschritt er des häufigeren. Das Verhalten, sich an Strukturen heranzuwagen bzw. sie zu passieren, scheint hierbei nicht von der Uhrzeit abhängig zu sein. Andere Strukturen, wie z. B. den alten Flugplatz, suchte er besonders häufig auf und lief häufiger auf dem asphaltierten Rollfeld umher. Von dieser Fläche aus wirkten sich kaum Störungen auf den Kranich aus. Die geschützte Lage des Flugplatzes ohne direkte Anbindung zur Landesstraße und die schützende Funktion der schmalen Strauch- und Baumsäume sowie die südöstlich positionierten Photovoltaikanlagen bilden einen guten Sichtschutz vor unliebsamen Besuchern. Diese Tatsache, dass er sich hier ungestört bewegte, ist bemerkenswert, da es ein Indiz dafür ist, dass er sich allem Anschein nach sehr gut einprägen konnte, wo er sich trotz menschlicher Baustrukturen dennoch ungestört aufhalten konnte. Auch bei den Siedlungen sieht es ähnlich aus. Auch hier ist spätestens bei 20m Abstand zu diversen Baustrukturen (Zornow, Pantelitz, Langenhanshagen) Schluss. Bei der Auswahl der Schlafplätze lässt sich vermuten, dass sich Mütze wenn er eine größerer Wasserfläche als Schlafplatz aufsuchte, sich wesentlich toleranter gegenüber vermeintlichen Störquellen wie Straßen, Wohngebieten und Spannungsleitungen zeigte. So konnte er die zwei Nächte in Trinwillershagen direkt neben einer Hauptstraße verbringen, von der zumindest tagsüber eine erhebliche Geräuschemission ausging. Auch die relativ nahe am Günzer See gelegene Landstraße schien Mütze nicht weiter zu stören. Auch gegenüber vermeintlichen Störungen, ausgehend von kleineren Siedlungen und Nebenstraßen, scheint er relativ resistent gewesen zu sein. Kleinere Feldwege reichten teilweise bis auf unter 100m, kleine Gehöfte auf mehr als 200m an den Schlafplatz heran. Es ist schwer festzustellen, was zu dem Schlafplatzwechsel führte, ob es aktive Störungen durch Straßenlärm und davon ausgehende Fußgänger etc. waren, oder ob der Kranich einfach aus sich heraus entschied, den Schlafplatz am nächsten Tag zu wechseln, ohne dass es zu Störungen kam. Während des gesamten Zeitraumes wurde nicht explizit festgestellt, dass er innerhalb einer Nacht das Schlafplatzhabitat wechselte. Dass er sich während der Nacht um wenige Meter bis Zehnermeter von der ersten eingenommenen Schlafposition entfernte, ist nachweisbar. Allerdings ist es auch möglich, dass er morgens bei der Aufnahme des ersten Standpunktes schon aktiv unterwegs war und damit nicht unbedingt eine Störung vorliegen muss. Es kann also geschlussfolgert werden, dass der Vogel bei der Wahl des Schlafplatzes in der Lage war, offensichtliche Gefahrenquellen wie größere Straßen und Siedlungen im Vorhinein auszuschließen. Windanlagen und Windparks sind im gesamten Untersuchungsgebiet nur wenige vorhanden (siehe Anhang Bild 6). Lediglich einige wenige lagen im Aktionsraum von Mütze. Hier muss der Standort südöstlich von Semlow erwähnt werden. Anhand der GPS-Daten lässt sich erkennen, dass sich Mütze zeitweilig bis auf unter 600 Meter an die Windenergieanlagen von Trinwillershagen am heran wagte. Generell stehen jene Windanlagen in Gebieten und auf Flächen, welche von Mütze nicht aktiv aufgesucht wurden. Hauptsächlich stehen diese auf Grünflächen und Brachflächen. Der Windpark von Trinwillershagen lag mit 1,2 km am dichtesten an einem Schlafplatz. Insgesamt stehen in diesem Windpark 17 Windanlagen vom Typ GE Wind Energy 1.5sl, die bis zur Gondel eine Maximalhöhe von 80m erreichen. Die nächstgrößeren Windparks sind die in Küstrow mit 14 (verschiedene Typen) und in Eixen mit zwölf Anlagen (Maximalhöhe von 112 m) (WINDPOWER 2016). Von diesen Anlagen ging aufgrund der Nähe und der Menge der Anlagen noch die größte 88

94 Gefahr aus. Allerding lag dieser Windpark nicht im Haupteinzugsgebiet von Mütze (siehe Anhang Bild 6). Generell lässt sich schwer voraussagen, ob Windenergieanlagen in Zukunft nicht doch eine weitaus höhere Gefahr darstellen könnten. Durch sogenanntes Repowering werden die Anlagen immer größer und höher in Ihrem Ausmaß, zudem findet ein weiterer Ausbau statt, was zu einer höheren Stückzahl führt. Allerdings sind die großen Rastgebiete wie eben die des Nationalparkes Vorpommersche Boddenlandschaft durch ihren Schutzstatus von dieser Entwicklung ausgeschlossen. Es bleibt also abzuwarten, inwieweit die Verspargelung der Landschaft zum Problem für Kraniche werden könnte (Nowald 2013). Abgesehen von Windenergieanlagen bergen Gebäude im Allgemeinen immer eine erhöhte Gefahr für Kraniche, besonders bei unzureichenden Sichtverhältnissen. So wurde dokumentiert, dass am 19. November 2012 fünf Kraniche aufgrund aufziehenden Nebels mit dem Darßer Leuchtturm kollidierten, als sie auf dem Weg von den Nahrungsflächen zu ihren Schlafplätzen im Boddengewässer waren. Bei schlechten Sichtbedingungen ist die Orientierung für Kraniche von besonderer Schwierigkeit, da sie sich bevorzugt mit ihren Augen an Landmarken orientieren. In diesem Fall kann die Erfahrung eine äußerst gewichtige Rolle spielen. Bei den am Darßer Leuchtturm verunglückten Vögeln waren drei der Vögel noch Jungvögel (vgl. LIEBERS-HELBIG 2014). Nieder- und Mittelspannungsleitungen sowie Hochspannungsleitungen sind im gesamten Untersuchungsgebiet nicht übermäßig vertreten. Gerade im Bereich der Nordvorpommerschen Waldlandschaft wie auch im der Kernzone des Nationalparkbereich und den Gebieten zwischen den Günzer Seewiesen und den Hauptnahrungsflächen bis Höhe Batevitz sind keinerlei Strukturen dieser Art vorhanden (Siehe Anhang Bild 7). Hier konnte sich der Vogel ungehindert bewegen ohne Gefahr zu laufen, bei widrigen Sichtbedingungen in die Leitungen zu fliegen. Ist die Sicht durch z.b. starken Nebel deutlich eingeschränkt, fliegt der Kranich möglichst niedrig an der Erdoberfläche, um sich mit dem Auge besser orientieren zu können. Stromleitungen verlaufen im Allgemeinen in einer Mindesthöhe von 4m (was bei der Überquerung von Straßen das Durchfahren eines LKWs ermöglicht). Damit besteht also bei der Bildung von Nebelfeldern die Gefahr für die Vögel sich in den Leitungen zu verfangen. Besonders am südwestlichen Teil der Günzer Seewiesen, wo Mütze zeitweilig bis direkt an die Leitungen herankam, nördlich von Trinwillershagen, an der Ackerfläche bei Kummerow und ganz besonders an der Ackerfläche bei Semlow bestand größeres Gefahrenpotenzial aufgrund der dichten Lage der Leitungen zum Aktivitätsfeld des Vogels. Aber auch am Schlafplatz bei Bad Sülze lagen die Nieder- und Mittelspannungsleitungen gerade einmal etwa 100m entfernt und waren dementsprechend nicht ganz ungefährlich für den Vogel. Kraniche sind besonders in ihren ersten Lebensjahren noch relativ unerfahren. Werden sie z.b. unerwartet durch eine Störquelle aufgeschreckt und stehen dabei in der Nähe zu einer Leitung, so ist es schon vorgekommen, dass diese beim Auffliegen in die Leitungen fliegen und sich dabei schwerwiegende Verletzungen zuziehen, die oft den Tod zur Folge haben. 89

95 3. Verhaltensanalyse (Wilhelm Linke) 3.1 ACC-Daten (Wilhelm Linke) Während der Analyse der Nächte gibt es Spielräume bei der Abgrenzung der Dauer des Schlafes. Ob ein Aktivität anzeigendes Muster an einem frühen Morgen am Schlafplatz der Beginn der Tagesaktivität ist oder ob dies nur eine Störung des Schlafes ist, vermag niemand zu sagen. Diverse Standortwechsel kurz nach dem Aufwachen sprechen aber dafür, dass dies keine Störung in dem Sinne ist. Entschieden wurde sich aber immer für den Beginn der Aktivität, obwohl auch nicht selten mehrere Muster folgen können, die Passivität anzeigen. Diese Passivität kurz nach der ersten Aktivität am Morgen kann für ein Komfortverhalten, genauer eine ausgiebige Gefiederpflege stehen, um sich für den kommenden Tag gut zu rüsten. Komfortverhalten besonders vor 5 und nach 20 Uhr wurde auch in der Arbeit von FICHTNER (1998) beobachtet. Ebenso ist mit den Situationen am Abend verfahren worden. Hier gibt das Muster nach der letzten Aktivität den Beginn der Schlafphase an. Eine Studie von KETTNER, A. & NOWALD, G. (2015) über einen Kranich namens Sunny mit gleichem Sendertyp im ersten Kalenderjahr Anfang Juli bis Mitte September 2013 ergab mittlere Tagesaktivitäten von 13 Stunden und 56 Minuten. Der Vogel verließ durchschnittlich 59 Minuten vor Sonnenaufgang seinen Schlafplatz und kehrte 15 Minuten nach Sonnenuntergang wieder zurück. Bei Mütze aber die ersten Aktivitäten am Morgen frühestens 40 Minuten vor und spätestens 40 Minuten nach Sonnenaufgang nachgewiesen und liegen meist zwischen 10 und 20 Minuten vor Sonnenaufgang. Ferner beginnen die Schlafphasen zwischen 90 Minuten vor und 20 Minuten nach, liegen aber im Schnitt bei etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang. Die Tageslängen von Mütze liegen damit zwischen 15 Stunden + 10 Minuten und 17 Stunden + 30 Minuten. Differenzen bei den Ergebnissen können u. a. durch unterschiedliche Definitionen der Schlafdauern entstehen. Zu beachten ist, dass diese Ergebnisse auf anderen Bedingungen beruhen als bei Mütze : das Alter von wenigen Monaten, der Verbund mit seiner Familie bis in den September, ein andere Umgebung und kürzere Tageslängen. Eine Zeitdauer der Gesamttagesaktivität ist auch davon abhängig, ob zum einen etwaige Phasen der Gefiederpflege nach den ersten Aktivitätsmustern am Morgen dazu gerechnet werden. Diese lassen sich nur schwer mit ACC-Daten und auch nicht immer durch eigene Beobachtungen wegen eventueller Verdeckung der Sicht durch Schilfgürtel, schlechten Lichtverhältnissen etc. nachweisen. Zum anderen ist es nur bedingt machbar, alle passiven Phasen tagsüber zu ermitteln. Ein als Passivität kategorisiertes Muster tagsüber ist nicht unbedingt mit einer Ruhephase gleichzusetzen. Ebenfalls kann es auch als ein Aufmerken bzw. Warnen des Vogels gedeutet werden, da sich hier der Vogel ebenfalls z. T. kaum bewegt. Hier sind Grenzen in der Interpretation gelegt. Nur mit zusätzlichen Informationen wie jene der aufgezeichneten Störquellen können weiteren Aufschluss geben. ACC-Muster eindeutig auch bestimmten Kategorien der Nahrungssuche bzw. -aufnahme oder anderen Verhaltenskomplexen zuzuordnen, ist im Rahmen dieser Untersuchung nicht oder nur bedingt möglich und würde über die Zielstellung hinaus gehen. Hierbei müsste eine weitaus intensivere ethologische Analyse durch ein Scan-Sampling erfolgen, welche stets zu den Messungen der ACC-Werte angestrebt werden sollte. Zudem wäre ein Zeitintervall der Messungen unter 10 Minuten dann als sinnvoller zu erachten. 90

96 3.2 Scan-Sampling (Wilhelm Linke) Im Allgemeinen spiegeln die angegeben Zahlen der beobachteten Flüge die tatsächliche Häufigkeit nicht wider. Sie sind unterrepräsentiert. Dies hängt damit zusammen, dass bspw. eine 5-minütige Aufnahme nicht gestartet wurde, wenn sich Mütze in der Luft befand. Sie wurde höchstens weiter geführt, nachdem er abflog. Eine Sichtung einer Farbringkombination im Flug ist zudem äußerst schwierig und fast aussichtslos, wenn nicht klar ist, ob sich überhaupt der richtige Kranich innerhalb der fliegenden Gruppe befindet. Das häufiger zu beobachtende Entfernen von Mütze zusammen mit ein bis zwei Artgenossen im Schreiten während der Nahrungssuche kann ein Zeichen einer ersten vorsichtigen Annäherung zu einem Weibchen sein. Bereits im folgenden Frühjahr (2016) ist ein Paarungsversuch beobachtet worden. Doch unterliegen diese Aussagen größeren Spekulationen. Es gibt zwar immer wieder solche Beobachtungen Einjähriger, aber in vielen Fällen gibt es noch keine richtige Paarbindung, geschweige denn eine erfolgreiche Brut in diesem Alter. Das besonders auf Grünlandflächen auftretende Picken der Nahrung von Halmen (u. a. NOWALD 1994), kann bestätigt werden. Aufgrund dessen, dass sich Mütze von etwa Mitte Mai bis Mitte Juli fast ausschließlich auf Wiesen/ Grünland fortbewegt hat, ist von einer Nahrung häufig tierischer Natur auszugehen. Das im Juli häufiger aufgetretene Nls auf den Günzer Seewiesen legt ein Absuchen im Schreiten nahe, welches auf das Auflesen (Ng) von Invertebraten ausgerichtet ist. Im Juli und besonders bei höheren Temperaturen sollte dafür auch genug Nahrung zur Verfügung stehen. Lediglich am Anfang und gegen Ende der Untersuchung mehr Maisneusaaten/ -stoppeln und frisch geerntete Getreidefelder spielen eine Rolle ist ein größerer Pflanzenanteil anzunehmen. Wichtig anzumerken ist, dass die Kategorie Ng weit unterrepräsentiert sein kann. Schlechte Sichtbedingungen ließen manchmal keine leichte Entscheidung bei der Wahl zwischen Ng und Nss und z. T. Nsl und Nll zu. Das Problem hierbei war, dass man gerade bei weiten Entfernungen und/ oder Hitzeflimmern - die genauen Bewegungen von Kopf und Hals nicht erkennen konnte. Auf diese kommt es aber bei dem Komplex N besonders an. Die ansteigende Zahl der vergebenen Kategorie N innerhalb der Untersuchungszeit ist auch logische Konsequenz einer schlechteren Bedingungen, den Kranich auf Dauer gut zu beobachten: Zum einen steigt die Vegetationshöhe (von Gräsern u. ä.) im Allgemeinen im Verlauf der Vegetationszeit von Mai bis Juli an. Zunehmend sind auch Bäume und Sträucher komplett belaubt. Dies bewirkt die Tendenz diese Kategorie zu vergeben anstatt einer genaueren. Es ist nicht möglich zu sagen, ob der Schnabel im Erdreich war, nur dass Kopf und Hals nach unten gehen. Zum andern ist durch erhöhte Temperaturen ein erhöhtes Aufkommen von Hitzeflimmern während des Samplings zu verzeichnen. Der Vergleich zu Ergebnissen anderer Arbeiten mit Fokus auf dem Verhalten auf verschiedenen Habitaten und zu unterschiedlichen Zeiten ist nur bedingt möglich. Die Ausgangsbedingungen im Sinne von Wetter, geografischer Lage, landwirtschaftlicher Nutzung, Gruppenzusammensetzung der Kraniche, methodischer Aufnahme der Daten vor Ort und letztendlich auch die (z. T. subjektive) Einteilung des Verhaltens in (leicht variable) Verhaltenskategorien u. a. können sich stark unterscheiden. Trotz dessen bleiben zu mindestens grobe Tendenzen, die sich gut verwerten lassen. Die in FICHTNER (1998) während einer Übersommerung von Kranichen in West-Mecklenburg- Vorpommern beobachteten Änderungen der Anteile der Verhaltenskomplexe auf Grünland sind durchaus vergleichbar, auch wenn der Fokus nicht explizit auf Jungkraniche stand. Im Mai und Juli ist 91

97 hier bei der Nahrungssuche/ -aufnahme von Anteilen bei etwa 30 bis 40% die Rede, im Juni bei 72%. Verantwortlich für diesen großen Wert sind hauptsächlich die in Vollmauser befindlichen Adulten Kraniche. Das Schreiten von Mai bis Juli mit anteilig 3 bis 6% in einer ähnlichen Größenordnung beobachtet. Auch der abnehmende Trend beim Aufmerken wird bestätigt. Mütze war aufgrund der beobachteten Flüge im Untersuchungszeitraum durchweg flugfähig. Eine Großgefiedermauser anderer sich in seiner Gruppe gehörender Kraniche stünde für eine häufigere Lokomotion. War der Anteil der Lokomotion im Mai noch 4,4%, sind es im Juni 6,1% und im Juli 12%. Das oben angesprochene Problem, teilweise L und Nls nicht gut zu unterscheiden, könnte diese Werte noch steigen lassen. Vielleicht sind mausernde Altvögel z. T. für diesen höheren Anteil verantwortlich, indem sie Mütze zur Nachahmung anregten. Weiter beschreibt FICHTNER für Nichtbrüter, dass Grünland kaum eine Rolle im Frühjahr spielt und wenn, nur zur Gefiederpflege. Erst im Sommer sind Wiesen eine ergiebige Nahrungsquelle. Einjährige nutzten dort 46%, ältere 40% für die Nahrungssuche/ -aufnahme. Auch gibt es Parallelen zur abnehmenden Entwicklung der Anteile beim Aufmerken auf Grünland: Mai (34%), Juni (16%), Juli (14%). Generell sind die Werte bei Älteren noch etwas höher. Jüngere Tiere in einer Gruppe profitieren von den erfahreneren Älteren, u. a. indem sie sich gewissermaßen auf sicherndes Verhalten (Aufmerken) verlassen können. Einerseits bleibt so mehr Zeit zur Nahrungssuche/ -aufnahme, andererseits kann durch die Dominanz Älterer auch Nahrung streitig gemacht werden (PRANGE 1989). Der Anteil der Gefiederpflege auf Wiesen und Weiden ist z. T. weit unter den damals beobachteten (FICHTNER 1998): Mai (35%), Juni (7%), Juli (46%). Nach NOWALD (2001) müssen junge Kraniche in ihren Brutrevieren für ein schnelles Wachstum mehr Zeit für die Nahrungsaufnahme verwenden. In der Herbstrast können Großgruppen im Vergleich zu Familien im Schnitt mehr Zeit aufwenden (QUINNERT 2009). Es gibt außerdem Studien über das Verhalten von Kranichen unterschiedlicher Altersstruktur und in unterschiedlich zusammengesetzten Gruppenverbänden, häufig in Überwinterungsgebieten Spaniens. Bspw. benötigen Juvenile mehr Zeit für Nahrungssuche, aber weniger für das Aufmerken und Komfortverhalten. Dies ermöglicht ihnen genauso viel Energie aufzunehmen wie Nichtbrüter. Wenn Juvenile in Großgruppen unterwegs sind, gibt es dagegen keine Änderung im Zeitbudget, nur der Netto-Input an Nahrung wird durch andere Kraniche gestört (ALONSO & ALONSO 1993). Weiter heißt es, verwenden Elterntiere weniger Zeit zur Nahrungssuche und zum Ruhen, mehr für das Aufmerken als Kraniche ohne Jungen. Zusätzlich ist der Wachsamkeitsaufwand von Eltern in isolierten Familien höher als in Großgruppen. Die absolute und die Netto-Input-Rate bei der Nahrungsaufnahme weisen bei Eltern höhere Werte als bei Nichtbrütern auf. In ALONSO et al. (2004) wurde u. a. herausgefunden, dass Kraniche in größeren Gruppen weniger Zeit für das Aufmerken und mehr für die Nahrungssuche aufwenden. Auch sind sie mehr in der Luft gewesen, waren mobiler. 92

98 V Fazit 1. Zusammenfassung (Wilhelm Linke) In dieser Individualstudie zur Übersommerung des besenderten Kranichs "Mütze" ist im Zeitraum Mai bis Juli 2015 in Mecklenburg-Vorpommern eine Raumnutzungs- bzw. Verhaltensanalyse unternommen worden. Dabei wurden sowohl eigene Beobachtungen (Scan-Sampling) als auch Daten des GPS-GSM-Senders von e-obs ausgewertet. Es hat sich gezeigt, dass die Räume in unmittelbarer Nähe zu den Boddengewässern von herausragender Bedeutung für den Kranich Mütze sind. Hier hielt er sich am häufigsten auf den Habitaten Grünland und Feuchtwiesen auf (>53%), gefolgt von den Ackerflächen (>21%). Bezüglich der Auswahl der Gebiete zeigte Mütze klare Präferenzen aus unterschiedlichen Gründen: Insbesondere seine beiden Hauptschlafplätze in den großflächig nutzbaren seichten Gewässern der Günzer Wiesen und der Werder Inseln waren wichtiger Rückzugpunkt für den Kranich. Schlafplatzwechsel nahm der Kranich insbesondere in den ersten drei Maiwochen vor. Es folgte bis Ende Juni eine Standorttreue Phase, in der er auf einem Schlafplatz verblieb. In den darauf folgenden drei Woche pendelte er häufiger zwischen den beiden Hauptschlafplätzen, ehe er sich Mitte Juli wieder auf einen der beidem Hauptschlafplätze festlegte. Der Schutz dieser Flächen, der nicht zuletzt durch den Schutzstatus eines Nationalparks und Vogelschutzgebietes gewährleistet wird, trägt erheblich zum Schutz dieser Vögel bei. Nachdem er zu Beginn der Studie noch weitläufig die Region abflog und hier mehrere kleine Schlafplätze aufsuchte, verbrachte er anschließend die meiste Zeit auf den Grünflächen der Günzer Seewiesen (53,4%). Damit verbrachte der Vogel über die Hälfte der Zeit auf diesen Flächen. Im Juli nutzte er diese Fläche am intensivsten (79,2%), im Juli am wenigsten (34,3%). Dies liegt zum einen an dem besonderen Nahrungsangebot und zum anderen an dem weitestgehend störungsarmen Charakter der Seewiesen. Die heterogene Struktur und Vegetationsdecke (bspw. bei Gräsern, Büschen und Bäumen, Gräben und Senken) gegenüber reinen Monokulturen benachbarter Äcker, bedingt ein mannigfaltiges Angebot an Nahrung und somit auch eine zuverlässigere Nahrungsverfügbarkeit. Die Größe und die vielfältige Gestaltung dieser Flächen erlaubt einen flexiblen Wechsel innerhalb dieses Gebietes und sind somit prädestiniert für einen längeren Aufenthalt. Darüber hinaus bilden sie bei relativ gleichbleibenden Bedingungen, eine ausreichende, durchgängige und vom Wetter meist unabhängige tierische Eiweißquelle während des Sommers, was den Kranich unabhängiger von den Aktivitäten der Landwirtschaft auf den Äckern macht, wo nur temporär eine hohe Nahrungsverfügbarkeit (nach der Ernte) vorhanden ist. Somit dienen sie also einerseits als Rückzugsort und andererseits als zuverlässige Nahrungsquelle. Boten sich geeignete Ackerfläche wie Neusaaten oder frisch abgeerntete Felder, suchte er diese gezielt auf. Insbesondere der energiereiche Mais wurde favorisiert. Ackerflächen wurden im Juni mit nur ca. 10% kaum aufgesucht, währenddessen die Nutzung Ackerflächen im Juli um mehr als das Dreifache anstieg (34,1%). Auch bei dem Aktivitätsprofil konnten eindeutige Entwicklungen festgestellt werden. Der Mai war der bewegungsreichste Monat, der Juni der bewegungsärmste. An einem einzigen Tag ( ) konnte eine zurückgelegte Strecke von mindestens 61 km nachgewiesen werden. Generell legte er dabei täglich 19,2 km zurück, was einer Gesamtstrecke von 595 km entspricht. Im Juni legte er lediglich eine durchschnittliche Tagesstrecke von 11,6 km zurück und damit lediglich etwas mehr als der Hälfte des Vormonats. 93

99 Im Rahmen des Scan-Samplings konnten insgesamt in 17 Tagen einzelne Verhaltenskategorien in 200 Aufnahmen jeweils innerhalb einer Zeitdauer von fünf Minuten aufgenommen werden. Darunter fallen 30 einzelne Verhaltenskategorien in acht verschiedenen Verhaltenskomplexen. Das mit Abstand am häufigsten festgestellte Verhalten ist mit über der Hälfte aller Einzelbeobachtungen die Nahrungssuche und -aufnahme (59%). Die weiteren Kategorien sind Körperhaltung (11%), Komfortverhalten (9%), Aufmerken und Lokomotion (jeweils 7%), Schlafen, Ruhen, Balzen und agonistisches Verhalten (<1). Je nach Habitat unterschieden sich dabei die Verhaltensweisen der Nahrungsaufnahme, sodass eine Spezialisierung an das jeweilige Habitat und an die jeweilige Nahrungsquelle beobachtet werden konnte. Generell war er stets in Gesellschaft weiterer Artgenossen zu beobachten. Aus visualisierten Diagrammen der Frequenzänderungen der drei Achsen (ACC- Acceleration Daten oder so) ergeben sich (wahrscheinlich) störungsfreie Schlafplätze, Tagesaktivitätslängen zwischen 15 Stunden + 10 Minuten und 17 Stunden + 30 Minuten. Zudem sind ACC-Muster von Passivphasen gezählt worden, die anteilig bei etwa 5 bis 44% (ø = 24,8%) liegen. 2. Sumary (Peer Heinrich) The study revealed that habitats in close proximity to Bodden waters play a critical role in the life of Mütze, the crane. It further showed that search for food and its consumption were his main behaviour. Concerning the choice of the habitat Mütze showed clear preferences for several reasons: He preferred especially the Günzer See and the Werder Inseln to roost, both shallow water areas. The protection of these areas, which is guaranteed by their national park status and their declaration as bird sanctuaries, is of immense importance for the protection of Mütze and his fellow cranes. Although Mütze made use of a greater variety of roosting sites, which were spread over a larger territory, at the beginning of the study, he spent most of the following time at the Günzer See meadows. This is because the heterogeneous vegetation of the marshy meadows (grass, bush, tree in ditches and sinks) offers a diverse supply of food. Moreover, the meadows are also a more sustainable source of food, due to their higher resilience than that of e.g. monocultured fields. Agricultural fields do not supply food constantly and are therefore not an adequate source of food. However, in case fields had been sown or reaped recently Mütze directed his flights there, especially high-energy corn was preferred. So, while the Günzer Wiesen offer secluded and quiet spots on the one hand, they do also provide a constant supply of food during summer, on the other hand. Size and diversity of this habitat which allow for flexible changes of roost- and feedingsites make it the perfect choice for a long-term stay. But what did Mütze actually do there? As mentioned above, the supply of food within the habitats is of utmost importance to Mütze. In the course of the observed months, the time spent on searching and consuming food dominated and made it his major behaviour, only declining slightly towards the end of the observational period, when other behaviour as for example roosting became more frequent. Patterns of behaviour concerning food consumption differed according to the different habitats, so that specializations could be observed. As searching for food was his major behaviour, the weather did not have a direct influence on Mütze s activities. 94

100 Furthermore, he was seen most of the time accompanied by fellow cranes. This is very typical for immature cranes. To sum up, this study shows once more the cranes strong preference for certain habitats and makes therefore clear how very important the protection of these habitats is. 3. Handlungsempfehlungen (Peer Heinrich) In der Studie hat sich gezeigt, dass sich der Vogel bevorzugt auf großflächig zusammenhängenden Grünflächen wie denen der Günzer Seewiesen aufhielt. Innerhalb dieser Fläche befand sich auf dem See eine der beiden Hauptschlafflächen. Gerade solche wenig zerschnittenen Flächen bieten einen optimalen Lebensraum für diese Vögel. Daher ist es immens wichtig, dass eine weitere Zergliederung der Landschaft, insbesondere in den Schutzgebieten bzw. in den Gebieten, die als Pufferzonen für stärker geschützte Gebiete dienen, gedrosselt oder eingestellt wird. Grünflächen spielen wie auch die Wasserflächen als Rückzugsgebiete eine wichtige Rolle und dürfen daher nicht zugunsten neuer Ackerflächen umstrukturiert werden. Das Vorhaben, neue Siedlungsstrukturen in sensiblen und ruhigen Regionen zu erschließen, ist genauso zu überdenken wie das Ausweisen von Gewerbegebieten in offenen Landschaften, die isoliert zu bereits bestehenden Strukturen stehen. Hier ist eine Verdichtung bereits bestehender Strukturen zu empfehlen. Zum Schutz der Kraniche aber auch dem für andere Vögel und zur Vorbeugung vor Verletzungen wäre es in Zukunft ratsam, bei der Erneuerung von Stromleitungen diese weitestgehend unterirdisch zu verlegen oder diese ausreichend zu markieren. Gerade erst zu Beginn des Jahres (Januar 2016) ereignete sich aufgrund unzureichend gesicherter Stromleitungen im havelländischen Luch ein großes Unglück, als etwa 100 Kraniche mit einer Hochspannungsleitung kollidierten (WENDT 2016). Gerade in Zeiten des Ausbaus erneuerbarer Energien und dem dadurch ebenfalls steigenden Ausbau des Stromnetzes ist damit zu rechnen, dass sich solche Ereignisse in Zukunft häufiger ereignen könnten. Aber auch andere Effekte der Energiewende sind kritisch zu begutachten. Durch die intensive Landwirtschaft mit der verstärkten Kultivierung von Raps und Mais durch das im Jahre 2007 beschlossene Erneuerbare Energie-Gesetz (EEG) tuen sich weitere Probleme auf. Der Raps stellt insbesondere für die Jungkraniche in der ersten Phase ihres Lebens ein großes Hindernis dar. Durch den engen Bewuchs dieser Pflanzen ist eine Nahrungssuche auf diesen Flächen nahezu unmöglich. Somit fallen riesige Flächen die vormals als potenzielle Nahrungsgründe genutzt wurden weg, was die Aufzucht der Jungvögel erschwert und die Tiere dazu zwingt immer weitere Strecken für die Nahrungssuche zurück zu legen (NOWALD 2013). In den letzten 30 Jahren hat sich der Anbau von Mais und Raps drastisch geändert. So halbierten sich die Maisackerflächen, während sich die des Rapses verdoppelten. Die Kraniche bevorzugen jedoch stärkehaltige Nahrung wie Maiskörner, aber auch Weizenkörner für ihren kräftezehrenden Flug nach Südeuropa. Es ist erwiesen, dass der Vogel sich optimal an die Nutzung durch die Landwirtschaft angepasst hat. Kurz nachdem Saat auf einer Ackerfläche ausgestreut wird oder sobald die Feldfrüchte abgeerntet werden, fand sich Mütze auf den genannten Flächen ein, um sich dort am reichlich vorhandenen Nahrungsangebot zu bedienen. Gerade während der Sommermonate mag diese Nutzung durch vereinzelte kleine Gruppen von Kranichen noch relativ geräuschlos vonstattengehen. Schwierig gestaltet es sich jedoch mit dem erhöhten Nahrungsbedarf bei steigenden Rastzahlen im Verlaufe 95

101 des Herbstes. Dies war früher weniger problematisch, als in den Zeiten der DDR riesige Landwirtschaftsflächen durch die LPGs kultiviert wurden (NOWALD 2014b). Aufgrund der heutigen Effizienz der Erntemaschinen haben sich die Ernterückstände gegenüber den 1970/80er Jahren um ein Vielfaches verringert. Dies bedeutet eine sehr kurze Nutzungsdauer für die Kraniche für ein Feld durchschnittlich zweieinhalb bis vier Tage. In Jahren mit einer großen Niederschlagsrate während der Erntezeit kann die Nahrungsverfügbarkeit durch die erschwerte Erntemöglichkeit jedoch wesentlich höher liegen. Den Vögeln bleibt somit nichts anderes übrig, als verstärkt auf die Neusaat der Landwirte zurückzugreifen, was immer wieder zu Konflikten besonders in den Monaten September und Oktober führt (NOWALD 2014b). Es empfiehlt sich das Einrichten einer Ablenkfütterung (Siehe Anhang Bild 13), wie sie schon seit Jahren zur Herbstrast an den Günzer Seewiesen praktiziert wird und sich bereits bewährt hat. Es werden gerade größere Gruppen bestehend aus mehreren hundert Vögeln auf diese Flächen hingezogen. Dies hat zwei positive Effekte. Zum einen entspannt dies den Konflikt mit den Landwirten, zum anderen können Touristen gezielt hier herangeführt werden und somit vermieden werden, dass sie die Kraniche in weitaus sensibleren Habitaten stören. Eine weitere Möglichkeit wäre das längere Liegenlassen von Maisstoppeln auf Feldern, auf denen die Vögel auf Nahrungssuche gehen können und nicht zwangsweise auf die Neusaatflächen ausweichen müssen. Neben der Einstellung der Maßnahme der Trockenlegung von Feuchtgebieten zur Nutzbarmachung für die Agrarwirtschaft kann sich auch der Verzicht des Einsatzes von Pestiziden und Düngermitteln positiv auf die Individuen- und Artenzahl auswirken. Durch den Erhalt und die ausbleibende Behandlung dieser Fläche kann der Kranich nun vermehrt auf die Suche nach tierischen Nahrungsmitteln gehen (FICHTNER 1998). 96

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105 VII Anhang Bild 1: Hotspots: Juni Sundische Wiesen & Flachwasserbereich zw. Zingst & großer Werder Bild 2: Bewegungsprofil von Mütze am i

106 Klassen Mindestwert pro km² Maximalwert pro km² Gebiet km² Anzahl 1 0,0 0, , , , , , , , , , , , , , Bild 3: Hotspots der 2.Woche ( ) Klassen Mindestwert pro km² Maximalwert pro km² Gebiet km² Anzahl 1 0,0 32, , , , , , , , , , , , , , Bild 4: Hotspots der 5.Woche ( ) ii

107 Bild 5: Landschaftsschutzgebiet Vorpommersche-Boddenküste; Eigene Darstellung mit Q-GIS Bild 6: Windenergieanlagen/ Windparks im Untersuchungsgebeit, Quelle: Open Street Map iii

108 Bild 7: Energieversorgung im Untersuchungsgebiet: Lage und Dichte von Nieder-, Mittel- & Hochspannungsleitungen; Eigene Darstellung nach Open Street Map & Arc-GIS iv

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