Übungen zur Phänomenologie und zur phänomenologischen Forschung. Silvia Längle Stephanie Häfele-Hausmann
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- Krista Fischer
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1 Übungen zur Phänomenologie und zur phänomenologischen Forschung Silvia Längle Stephanie Häfele-Hausmann
2 Ausgangsfrage Worin zeigen sich spezifisch existenzielle Veränderungen durch eine Therapie? Darin, was den Menschen bewegt, in welcher Beziehung er zum Leben und zu sich steht.
3 Beispiel Bei Therapie-Beginn Zoran, was bedeutet für dich ein gutes Leben? Drogenfrei, sportlich, äämm a Arbeit, gut mit der Familie auskommen,...pause..., das wär`s dann h`. (Transkript AA Meznik 2016)
4 Auswertung der Antwort Phänomenologisch = Vorurteilsfrei, offen verstehen wollend Wesensschau
5 Durchführung von drei Stufen der Epoché Einklammerung der Tatsachen-Interpretation (kognitive Ebene) Affektiven Interpretation (psychische Ebene) Erfahrungsbezogenen Interpretation (personale Ebene) in 6 Schritten (Epoché- und Vorbereitende Schritte)
6 1. Deskription der Inhalte/Fakten mit erster Epoché Zoran benennt 4 Themen, klar und isoliert, zählt Inhalte von gutem Leben auf drogenfrei sportlich Arbeit gut mit der Familie auskommen und abschließend: das wär s dann = Er begrenzt die Aufzählung.
7 Einklammerung von Vorwissen: Deskription so bestehen lassen, Keine Ausformulierung dazu geben Es nicht in ein Wissen, ein Urteil einbetten Nichts aus der eigenen Erfahrung hineintragen kein Narrativ daraus machen Ich kann es noch nicht verstehen! (ERKLÄRUNGSIMPULSE EINKLAMMERN!)
8 2. Beschreibung der Ausdrucksweise Drogenfrei, sportlich sind Adjektive, Bei-wort; a Arbeit als Substantiv, Benennung, zeitstabil; gut mit der Familie auskommen in der Grundform des Verbs (Infinitiv), es ist die unbestimmte Form;
9 in der Anwendung auf die Antwort: Die Adjektiva drogenfrei, sportlich beschreiben als Beiwort das bei, ohne das, wo es dazu gehört; sie stehen wie unbegleitet da, herausgenommen aus einem Sprachfluss, Sprachzusammenhang.
10 Das unbegleitete Substantiv a Arbeit qualitativ nicht näher ausgeführt, ohne Verb nicht in zeitlichem Fluss und Veränderung, als statischer Block wirkt es undurchdringbar Verb im Infinitiv gut mit der Familie auskommen vermittelt Unbestimmtes: Er spricht von Familie, aber die Beziehung, die Wechselwirkung, das Konkrete bleibt unfasslich.
11 Zwischenstand Zoran antwortet: drogenfrei, sportlich, a Arbeit, gut mit der Familie auskommen das wär s dann Bringt vier Inhalte für ein gutes Leben in fester Art ein Sind verständlich Er selbst steht außerhalb eines formenden, gestaltenden Umgangs mit den thematisierten Lebensinhalten, es wird nicht konkret Heraus genommen aus der Sprach-und Sinn-Umgebung Am Ende bringt er eine klare persönliche Haltung ein, dass es für ihn so passt, was er gesagt hat. Er setzt eine Grenze
12 3. Heben des Eindrucks Was regt sich in mir dazu? Der Primären Emotion dazu Raum geben, um sie aufzufinden und nicht verdeckt mitzutragen, um psychische/psychodynamische Vorurteile zu vermeiden. ALLES sammeln.
13 Welchen Eindruck hinterlässt Zoran in mir? z.b. Unzusammenhängend Isoliert, Uneingebettet zu Menschen Naivling, Träumer verbohrt Orientierungslos Gleichzeitig einfache Klarheit
14 4. Epoché einer affektiven Interpretation Die einzelnen Eindrücke durchgehen woran zeigt es sich und vertiefen, dabei psychische Vorurteile aussortieren.
15 Unzusammenhängend > er und die 4 Themen sind nicht durch einen Modus der Begriffe verbunden, sie sind ganz allgemein angeführt; Auch offen was der inhaltliche Zusammenhang der 4 Themen untereinander ist. Isoliert, Uneingebettet zu Menschen > Ausdrucksweise, keine Bezogenheit auffindbar; er und die Inhalte sind isoliert voneinander, außer am Schluss, in der Grenze, da ist eine gewisse Bezogenheit auf sich selbst (das wär s dann) (Naivling, Träumer) > abwertend, Vorwurf, streichen (Verbohrt) > abwertend, streichen (Orientierungslos) > kann man nicht wirklich sagen! da er klare Themen einbringt, aber er wirkt dabei unbeholfen, dünn, kein Faden dabei zu ihm und zwischen den Inhalten Gleichzeitig einfache Klarheit > Zoran benennt 4 Inhalte für ein gutes Leben, flüssig im Ausdruck, kein Suchen, und er setzt Abschluss
16 5. Heben des phänomenalen Gehalts Nüchtern und sachlich zeigt sich als PHÄNOMEN: Zoran zeigt eine Klarheit im Benennen von Inhalten für ein gutes Leben und im Beenden des Gesprächs, Er und die Sachen sind isoliert voneinander, getrennt voneinander, Er wirkt in dieser Allgemeinheit in der er den Faden zu den Inhalten nicht aufnimmt unbeholfen für den Umgang damit: weiß er was und wie damit anfangen?
17 Antwort von Zoran ist nun verstehbar. Es zeigt sich aus seiner Antwort heraus was hier als PHÄNOMEN vor einem steht.
18 6. Wesensschau Seine Antwort als die ihm entsprechende in dieser Situation gelten lassen und annehmen. Sie als die seine, für ihn jetzt gültige annehmen und würdigen.
19 Wir können von ihm vernehmen: Ich weiß schon Inhalte für ein gutes Leben, also drogenfrei, sportlich, a Arbeit und gut mit der Familie auskommen, aber mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen, aber so ist es jetzt.
20 Wesensschau Damit ist er heran gekommen und hat Platz genommen, so spricht er zu mir und ich kann den Dialog mit ihm aufnehmen. Er ist in seinem Wesen präsent.
21 Interview nach der Therapie (Transkript AA Bitsche, Greiner, Linhart 2016) Zoran, was bedeutet für dich ein gutes Leben? Ein gutes Leben? Gutes Leben. Was wäre das? Abstinent zu sein, (Pause) äh die Planung, was in der Freizeit zu machen. Die Planung? Ja! Freizeit, halt dass ich meine Freizeit gestalte, besser gestalte als einfach furt zum goh, mit dem Auto herum zu fahren und so irgendetwas. Andere Sachen möchtest du machen? Familie und Beziehung zu pflegen.
22 Mhm Freizeit hast du da Vorstellung Jaa Was du machen möchtest? I möcht ein bisschen anfangen zu trainieren und so weiter. Trainieren? Fitness trainieren, und dann habe ich noch vor, nicht jetzt gleich, nach zwei Wochen vielleicht mit Kickboxen zum afanga. Kickboxen? Kickboxen! Mm und Familie, Freundschaften pflegen sagst du. Mhm ( Pause) ja, des isch mir wichtig.
23 Noch was? Gutes Leben? Gehört noch was dazu? Sport Sport? Sport ist genauso ist wichtig, Familie ist wichtig, abstinent ist wichtig, Arbeit ist wichtig ja. Mmh Was hast Du bei der Arbeit für Vorstellungen? Zur Zeit, ja? Von bis ENDE!!!! Für ein gutes Leben? Ja! Jetzt wieder als normaler Arbeiter tätig sein, dann schauen, dass ich irgendwie a bessere Arbeit find. Weil i bruch jetzt ehrlich gesagt Geld (Pause) also arbeitslos oder so will i ned sein in der nächsten Zeit. Also Arbeit damit du Geld verdienst?
24 Nach dem stationären Therapie- Aufenthalt Aus Isoliertheit herausgetreten Mit sich in Beziehung / Verbindung (ICH, Werte) Mit der Umgebung Gestalten (Freizeit, Sport, Familie, Arbeit) Zukunft in die Hand nehmen es zeichnet sich konkretere Orientierung ab
25 Literatur Silvia Längle (2015) Methode zur Praxis Hermeneutisch-Phänomenologischer Forschung. In: Existenzanalyse 32, 2, Silvia Längle, Astrid Görtz (2015) Lebensqualität vor und nach stationärer Suchttherapie. Quantitative und qualitative Forschungsergebnisse im Vergleich. In: Existenzanalyse 32, 2, 51-63
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