Erfahrungsbericht. Universidad Tecnológica de Bolívar Cartagena de Indias, Kolumbien SS Daniela Detgen (IBM10A)

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1 Erfahrungsbericht Universidad Tecnológica de Bolívar Cartagena de Indias, Kolumbien SS 2012 Daniela Detgen (IBM10A)

2 Vorbereitungen Bei der Entscheidung, wo ich mein Auslandssemester verbringen werde, war klar, es soll ein spanischsprachiges Land sein und gerne außerhalb Europas. Vom International Office bekam ich die Information, dass auch die Möglichkeit besteht, über die DHBW Mosbach und deren Kooperationsprogramme nach Südamerika zu gehen. Schnell war klar: es soll die Universidad Tecnológica de Bolívar in Kolumbien sein. Das Land an sich wartet mit landschaftlicher Vielfalt auf, die Stadt Cartagena de Indias ist UNESCO Weltkulturerbe und soll die sicherste in Südamerika sein. Zudem machte die Uni einen guten Eindruck auf mich und kann diverse (kolumbianische) Akkreditierungen vorweisen. Der Bewerbungs- und Zulassungsprozess zog sich leider sehr in die Länge, dies lag am sehr zähen Informationsfluss. Ich wurde immer wieder vertröstet, das läge an der kolumbianischen Gelassenheit, ein direkter Ansprechpartner in Kolumbien wurde mir zunächst nicht genannt, das müsse alles über die deutsche Seite abgewickelt werden. Als ich mich dann auf eigene Faust an die Partnerhochschule wand, ging dann plötzlich doch alles recht schnell und mir wurde später gesagt, dass ist schon immer so, dass die Feinabstimmung durch die Studenten selbst vorgenommen wird. Es stellte sich dann heraus, dass für die Uni in Kolumbien auch noch ein Bewerbungsformular auszufüllen sei. Hier konnte man dann auch angeben, ob man sich selbst eine Unterkunft suchen möchte oder ob die Hochschule eine Gastfamilie suchen soll. Studentenwohnheime gibt es nicht. Sobald ich die Zulassungsbescheinigung der Partneruniversität erhalten hatte galt es, ein Studentenvisum zu beantragen. Dafür ging es dann in Konsulat nach Frankfurt, das Prozedere ist unkompliziert, über die benötigten Unterlagen kann man sich vorab informieren, die benötigten nachweise schickt die Partneruni mit der Zulassungsbescheinigung mit. Vor meiner Abreise habe ich mich auch noch in der Tropenklinik über Gesundheitsvorsorge informiert. Hier wurde ein umfangreicher Impfplan mit den empfohlenen Impfungen (Gelbfieber, Hepatitis A/B, Polio, Tollwut, ) erstellt. Masern, Mumps und Röteln sind für die Einreise vorgeschrieben. Für die ersten Tage wurde mir von der Uni empfohlen, mir ein Zimmer in einem Hotel/Hostel zu nehmen. In Cartagena gibt es etliche Hostels, die man in der Regel auch schon von zu Hause aus buchen kann. Dies empfiehlt sich, da diese oft ausgebucht sind.

3 Bei der Flugbuchung heißt es Preise und Flugstrecken vergleichen. Ich selbst bin mit Condor von Frankfurt über San Juan und Panama City nach Cartagena geflogen (Kostenpunkt: ca. 550 ). In jedem Fall sollte man sich auch mit seiner Krankenasse in Verbindung setzen und abklären, wie der Auslandskrankenschutz geregelt ist und ggf. eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Sollte man noch keine besitzen, so sollte man sich vor der Reise auf jeden Fall eine Kreditkarte zulegen. Studium in Kolumbien Die Universidad Tecnológica de Bolívar bietet zum einen klassische Universitätskurse an, zum anderen verfügt sie über einen dualen Studiengang. In der Regel ist es so, dass pro Fach 3 Prüfungen im Semester geschrieben werden, hinzu kommen Hausaufgaben, Gruppenarbeiten und evtl. Abschlussarbeiten. Je nach Dozent kann es sein, dass man sämtliche Unterlagen in den Klausuren nutzen darf oder diese sogar in Gruppen schreibt. Auch die Anwesenheit fließt mit in die Note ein. Die Uni hat zwei Standorte in unterschiedlichen Stadtteilen, es wird ein Uni eigener Bus angeboten, der die Studierenden entlang zweier Routen einsammelt und wieder zurück fährt. Anfangs kann es schon etwas komisch sein, da der Großteil der Studenten sehr jung ist. Es ist nicht unüblich, dass die Jugendlichen schon mit 16 Jahren anfangen zu studieren. Hausaufgaben oder sonstige Arbeiten werden üblicherweise erst in aller letzter Minute erledigt und abgegeben, und bei Gruppenarbeiten habe ich selbst es auch erlebt, dass man sich zwar verabredet, aber niemand auftaucht. Man sollte sich also vom geordneten deutschen Denken lösen, denn Unpünktlichkeit ist keine Seltenheit. Aufenthalt in Kolumbien Eins vorweg: ich habe mich während meines Aufenthalts in Kolumbien nie unsicher gefühlt, obwohl ich die meiste Zeit alleine unterwegs war. Polizisten sind eigentlich überall präsent.

4 Gewohnt habe ich privat im Haus einer älteren Frau, die gemeinsam mit ihrer Mutter lebt. Den Kontakt hatte die Uni hergestellt, da ich angegeben hatte, dass ich bei einer Gastfamilie wohnen möchte. Was sehr schnell auffällt, sind die sozialen Unterschiede. In der Regel leben diejenigen, die Geld haben, richtig gut, es gibt aber auch sehr viele Arme. Diejenigen, die es sich leisten können, bewegen sich lediglich im eigenen Auto fort oder fahren ausschließlich Taxi. Taxis gibt es jede Menge, die Fahrpreise richten sich nach durchfahrenen Stadtvierteln. Busfahren ist ein ziemliches Abenteuer, es gibt weder Fahrpläne noch feste Bushaltestellen. Man muss also herausfinden, wo der Bus entlang fährt und diesen dann abpassen. Möchte man aussteigen, muss man dies dem Fahrer mitteilen und er hält an. Die Kolumbianer sind sehr gläubig, und der Sonntag ist üblicherweise Familientag, daher ist es sonntags in den Städten sehr ruhig. Die Mentalität der Kolumbianer ist in den verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich, im Landesinneren erscheinen sie organisierter und strukturierter als an der Küste. Wenn man mal die Zeit dazu hat lohnt es sich, ein wenig zu reisen. Das Land hat landschaftlich viel zu bieten. Nicht weit von Cartagena gibt es zum Beispiel die Islas del Rosario. Man Kann zu einem fairen Preis mit dem Schnellboot zu den Inseln und zurück fahren.

5 Fazit Leider war die Organisation im Vorfeld nicht so toll. Es schien noch nicht wirklich klar, welche DH wofür zuständig ist, da der direkte Kooperationspartner der Uni in Kolumbien die DHBW Mosbach ist. Wäre früher ein Ansprechpartner in Kolumbien benannt worden, wäre einiges schneller gegangen. Da wir insgesamt nur drei Austauschstudenten waren, wurden leider keine Aktivitäten oder Ausflüge seitens der Uni in Cartagena organisiert. Sprachlich dauert es einige Tage, um sich einzugewöhnen, da die Menschen an der Küste sehr schnell sprechen, aber das ist wohl mit jeder Sprache und fast überall so. Es war auf jeden Fall eine Erfahrung, ein Semester in Kolumbien zu studieren.