Eichreiskapelle Unserer Lieben Frau in Wöhr

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1 Eichreiskapelle Unserer Lieben Frau in Wöhr An der alten Donaustraße steht linker Hand die Eichreiskapelle Unserer Lieben Frau. Der Sage nach hat sie ihren Ursprung in einem wundertätigen Maria-Hilf- Bild, welches sich um 1700 vom Hochwasser angespült im Eichreis verfing. Zum Eichreis sei an dieser Stelle bemerkt, dass sich zu dieser Zeit noch ein großer Eichenwald, mit Fichten und Menteln durchwachsen, vom Goldausee bis zum heutigen Pumpwerk am Kögelhaufen erstreckte 1. Gläubige befestigten es frei an einem Aichpaumb und verehrten hier die Maria-Hilf von Passau. Spätestens 1706 aber war es mit einer kleinen Kapelle in Holzbauweise, Prötterwerkh, umgeben 2. Aufgrund mehrerer Gelöbnisse wurde es bald Ziel zahlreicher Wallfahrer. Außenansicht der Eichreiskapelle im Mai 2002 Die heutige gemauerte Kapelle wurde 1759 durch den Pfarrer Christoph Michel und dem Pfleger Ferdinand Graf von Rambaldi auf ihre Kosten errichtet 3. Auf Anordnung der Churfürstlichen Landesdirection von Baiern sollten 1804, im Zuge der Säkularisation, die Kapelle Unserer Lieben Frau im Eichreis, sowie die St. Johannes Kapelle neben der Friedhofskirche und die sogenannte 1 Stadtarchiv Neustadt, Akt Nr Stadtarchiv Neustadt, Akt Nr. 9 3 Beschreibung der Stadt und des Gerichtes von Neustadt a.d.donau, von Anton Baumgartner, 1783, S. 97 und Chronik der Stadt Neustadt von 1270 bis 1870, von Julius Sax, 1896, S

2 Weiße Marter vor dem Regensburger Tor abgebrochen werden. Das dadurch gewonnene Baumaterial sollte zu einem dringen notwendigen Neubau eines Schulhauses verwendet werden, wie es in der Anordnung heißt. Durch zahlreiche Bittbriefe von Seiten der Stadt und Bürgerschaft, so wie der Entfernung und Vernichtung aller Votivbilder konnte die Eichreiskapelle erhalten werden. Die Weiße Marter und die St. Johannes Kapelle wurden abgebrochen 4. Die Kapelle selbst ist eine kleine barocke Anlage mit Flachdecke, kleeblattförmig geschlossenen Fenstern und geschweiftem Giebel. Der Chor ist durch einen weitgespannten Segmentbogen auf Pilastern vom Kirchenschiff ausgeschieden 5. Über der Apsis erhebt sich ein kleiner quadratischer Turm mit Zwiebeldach. Die Kapelle hat eine Glocke. Der neuromanische Altar mit Gemälde der Thronenden Muttergottes wurde 1870 von Baltasar Kraft aus Pfaffenhofen a.d.ilm geschaffen 6. Rechts neben dem Altar steht die Figur Jesus in der Rast mit dem Spottmantel nach der Geißelung, aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts 7. Links neben dem Altar stand bis zum Hochwasser 1999 eine Fatima-Muttergottes aus Terrakotta, 19. Jahrhundert. Innenansicht nach der Renovierung im Mai Stadtarchiv Neustadt, Akt Nr Denkmäler in Bayern, Lkr. Kelheim 1992, S. 384 und Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Kelheim, 1922, S Denkmäler in Bayern, Lkr. Kelheim 1992, S Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bezirksamt Kelheim, 1922, S

3 Im Jahre 1979 wurde dieses Kleinod unter Federführung von Herrn Hans Pfaller und zahlreicher Handwerker kostenlos repariert und wieder in Stand gesetzt. Die notwendigen Materialien spendeten verschiedene Neustädter Firmen 8. Das ursprüngliche Kirchengestühl, aus Eichenholz, stammte noch aus der Erbauungszeit, wie die älteste eingeritzte Jahreszahl von 1765 bewies 9. Dieses fiel wie auch mehrere Bilder der Hochwasserkatastrophe im Mai 1999 zum Opfer. Jesus in der Rast, 16. Jh., im Jahre 1991 Hochwassermarken im Jahre 2002 Bei diesem unglückseligem Ereignis wurde die Kapelle 202 cm überflutet 10. Hierbei wurden das Mauerwerk und die gesamte Innenausstattung schwer in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 2000/2001 wurde die Kapelle Unserer Lieben Frau unter Leitung von Architekt Peter Fischer vollständig saniert. Hierbei wurden neben der Sanierung und Trockenlegung des Mauerwerkes auch der Dachstuhl und das Glockentürmchen ausgebessert und neu eingedeckt. Bei der Instandsetzung der Innenraumschale wurden auch mehrere Fresken an den Fensterleibungen freigelegt, sowie der Fußboden aus Sollnhofener Schieferplatten erneuert und auf Straßenniveau angehoben. Außer dem Altar wurden auch die Muttergottesstatue und die Skulptur Jesus in der Rast restauriert. Die 8 Neustädter Donaupost, vom April Festgestellt von Anton Metzger, im Oktober Hochwassermarke in der Kapelle 3

4 Marienstatue fand nach der Renovierung einen neuen Platz in der St. Anna Kirche. Vom Jesus in der Rast wurde zusätzlich eine Kopie gefertigt, die wieder in der Eichreiskapelle ihren Platz findet. Das Original wird in der Pfarrkirche bei besonderen Anlässen während des Kirchenjahres aufgestellt. Die neuen Kirchenbänke wurden von der Schreinerei Wolfgang Brandl gefertigt. Insgesamt kostete die Generalsanierung ca DM (= ca ). An diesen Kosten beteiligten sich die Bischöfliche Finanzkammer mit DM und die Stadt Neustadt a.d.donau mit DM 11. Bemerkenswert sind auch die Hochwassermarken an der rechten Innenwand, welche mit den tatsächlichen Höhenmetern über Null in Relation gesetzt sind. Die Eichreiskapelle befindet sich auf 349,25 Meter über NN. An der Stadtpfarrkirche Neustadt befindet sich eine Höhenmarke mit 356 Meter über NN. HW cm über Flur = 350,02 m über NN HW cm über Flur = 351,45 m über NN HW cm über Flur = 350,40 m über NN HW cm über Flur = 350,98 m über NN HW cm über Flur = 349,77 m über NN HW cm über Flur = 349,46 m über NN HW cm über Flur = 349,95 m über NN 12 HW cm über Flur = 351,27 m über NN Gegenüber der Eichreiskapelle stand früher die Klause eines Eremiten. Diese wurde 1715 von Frater Johannes Sölch erbaut 13. Den Bau unterstützte die Stadt Neustadt mit 8 fl 14. Aus einem Inventarium, das nach dem Tode Sölchs 1756 angelegt wurde, geht hervor, dass die Klause damals aus vier Räumen bestand, aus der stuben, dem neben stübel, dem küchen kämberl und dem obern stibel. In letzteren züchtete Sölch Kanarienvögel, die er verkaufte. Die 70 Carnarj Vögl, die er hinterließ, wurden auf einem Wert von 35 fl geschätzt 15. Neustadt a.d.donau, im Mai 2002 Anton Metzger 11 Laut Auskunft von Stadtpfarrer Johannes Hofmann 12 Hochwassermarken in der Kapelle; Wasserwirtschaftsamt; 700 Jahre Stadt Neustadt a.d.donau, von Sebastian Ringlstetter, 1973, S Chronik der Stadt Neustadt von 1270 bis 1870, von Julius Sax, 1896, S Stadtarchiv Neustadt, Stadtkammerrechnungen 1715, fol Stadtarchiv Neustadt, Band 113, fol , bes. fol

5 Luftaufnahme von 1958 Außensanierung im Jahre

6 Außenansicht von 1991 Geschmückte Innenansicht von 1990 anlässlich einer Hochzeit 6

7 Fatima-Madonna aus Terrakotta, 19. Jh. Jesus in der Rast, 16. Jh. Im Jahre 1991 im Jahre 1991 Jesus wird vom Kreuz genommen, 1991, Muttergottes mit Jesukind, 1991, vom Hochwasser zerstört vom Hochwasser zerstört 7

8 Muttergottes mit Jesuskind, 1991 Gedenktafel an Kriegsopfer von Wöhr, 1991 Christuskopf an der Eingangstüre,

9 Außenansicht während des Hochwassers, 1999 Innenansicht während des Hochwassers,

10 Stadtpfarrer Johannes Hofmann zeigt Bischof Manfred Müller den Hochwasserstand vom 24. Mai 1999 anlässlich seines Besuches am 9. Juni 1999 Blick in den Innenraum während der Sanierung im Oktober

11 Instandsetzung des Dachstuhles und Verstärkung der Deckenkonstruktion Dachstuhlinstandsetzung im Jahre 2000, links oben ist eine Erinnerungstafel an die Renovierung von 1907 zu sehen 11

12 Glockenturm auf Stelzen Der Turm wird wieder aufgesetzt, Oktober 2000 Die freigelegten Fresken an den Fensterleibungen, Mai