Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der Shanghai Jiao Tong University
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- Hartmut Fuchs
- vor 8 Jahren
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1 Erfahrungsbericht: Auslandssemester an der Shanghai Jiao Tong University Von August 2011 bis Januar 2012 hatte ich die Chance aufgrund des Regierungsstipendiums der V.R. China ein Auslandssemester an der Shanghai Jiao Tong University in China zu verbringen. In München studiere ich an der Technischen Universität im Masterstudiengang Technologie- und Managementorientierte Betriebswirtschaftslehre, in dessen Curriculum ein Auslandsaufenthalt im dritten Semester vorgesehen ist. Das Auslandssemester war eine sehr aufregende und bereichernde Zeit, die ich in diesem Bereich mit anderen China-Interessierten teilen möchte. In China habe ich an der Shanghai Jiao Tong University im dortigen Stadtteil Xuhui studiert. Diese Universität ist in Deutschland weitestgehend unbekannt, zählt aber in China zu den renommiertesten Institutionen. Dort hatte ich die Möglichkeit die Lehrveranstaltungen des MBA- Programms zu besuchen, die allesamt auf Englisch und teilweise auch von Dozenten aus Nordamerika abgehalten wurden. Darauf komme ich aber noch später genauer zu sprechen. Die Motivation für diesen Aufenthalt rührt daher, dass China in den vergangenen Jahren vermehrt das Thema politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Diskussionen in Deutschland war. Diese beschränkten sich jedoch oftmals auf die Themen Menschenrechte, Umweltschutz und geistiges Eigentum. Das Land, die Menschen und die Kultur selber kennenzulernen und sich ein eigens Bild zu machen war daher ein dringender Wunsch von mir. Zum Jahresanfang 2011 habe ich die Zusage für dieses Auslandssemester erhalten und von diesem Zeitpunkt an stieg die Vorfreude bis zum Abflug. Bis dahin habe ich jedoch noch einige Vorbereitungen getroffen. Als äußert hilfreich habe ich es empfunden, im Voraus mit Menschen Kontakt aufzubauen, die vor Ort in Shanghai in Leben. In meinem Fall waren dies zwei Deutsche, die dort beruflich tätig waren sowie ein Tutor, der mir von der Jiao Tong University für sämtliche Fragen im Voraus zugedacht wurde. Diese Ansprechpartner haben mir ganz wertvolle Tipps beispielsweise bei der Wohnungssuche gegeben, wenn es um Fragen wie Stadtteile oder Mietpreise ging. Aber auch Tipps zu alltäglichen Fragen wie zum Handyvertrag oder den Hinweis zu habe ich von ihnen erhalten. Insbesondere mein Tutor war äußert rührig und hat mir beispielsweise drei mögliche Alternativen genannten, wie ich vom Flughafen in die Innenstadt kommen kann. Auch im Voraus habe ich die Auswahl meiner dortigen Lehrveranstaltungen getroffen. Dies verlief ganz unkompliziert, indem man aus einer Auflistung eine Auswahl traf, diese an das MBA Office schickte und die dann weitestgehend bindend war. Mehrere Tage vor meinem Abflug nach China habe ich zudem begonnen, Kontakt mit lokalen Maklern aufzunehmen, worauf ich im nächsten Abschnitt genauer zu sprechen komme. Für die ersten vier Nächte in Shanghai hatte ich ein Hotel in Campusnähe gebucht. Bereits am ersten Nachmittag hatte ich mit einer Maklerin die ersten Mietobjekte angeguckt. In den folgenden zwei Tagen hatte ich mit drei weiteren Maklern knapp zwanzig Wohnungen im Stadtteil Xuhahui angeschaut, wobei von diesen nur fünf Objekte in die nähere Auswahl kamen, denn in einigen Wohnungen haben mir die dunklen Böden, die schweren Möbel und der leicht verwohnte Eindruck missfallen. Letztendlich fiel die Entscheidung nach zwei Tagen auf eine 120 qm² große Wohnung im 20. Stock mit einem herrlichen Ausblick und einer hellen und modernen Inneneinrichtung. Dort habe ich zusammen mit einer Freundin aus München, die ebenfalls ein Auslandssemester an der Shanghai Jiao Tong University machte, und einer Italienerin, die wir
2 an der Universität kennengelernt haben, gewohnt. Unsere Makler, Elaine und Justin von Focus Property Shanghai, waren dabei ein wahrer Glücksgriff. Sie haben mir nicht nur in den ersten Tagen in aller Ruhe geholfen ein Bankkonto bei der chinesischen ICBC zu eröffnen oder übder China Telecom das Internet für die Wohnung zu erhalten, sondern waren auch lang nachdem wir die Maklerprovision (i.h.v. einem Drittel einer Monatsmiete) überwiesen hatten, stets bei Fragen rund um die Wohnung zur Hilfe! Hinsichtlich der Kosten ist zu sagen, dass es sich in Shanghai (mit ein wenig Ortskenntnis) günstig leben lässt, aber auch genügend Möglichkeiten bietet Geld auszugeben. Meine Lebenshaltungskosten beliefen sich auf ca Euro im Monat, wobei davon knapp 500 Euro auf die Wohnung entfielen und ich auch oftmals abends aus war. Am Anfang bin ich beispielsweise noch häufig Taxi gefahren, wobei sich die zwei bis fünf Euro pro Fahrt, die im Vergleich zu München günstig sein, letztendlich auch aufaddieren und die U-Bahn bei manchen Strecken schneller und auf jeden Fall immer günstiger ist. Ähnlich war es mit dem Essen. Nach paar Wochen hatte ich einige Lokale gefunden, in denen für zwei Euro ganz, ganz leckere chinesische Gereichte angeboten wurden. An dieser Stelle möchte ich noch kurz drei lokale Ansprechpartner nennen, die meinen Aufenthalt in Shanghai erheblich erleichtert haben. Einerseits waren dies die beiden bereits erwähnten Makler Elaine und Justin von Focus Property Shanghai, die unter folgender Adresse erreichbar sind: Ihre Hilfsbereitschaft und Unterstützung war wirklich beispielhaft und ich kann allen Shanghai-Neuankömmlingen uneingeschränkt empfehlen, sie bei der Wohnungssuche zu kontaktieren. Auch Miranda, Austauschkoordinatorin im MBA-Office der Shanghai Jiao Tong University, war bei allen universitätsbezogenen Fragen eine enorme Hilfe. Sie ist unter erreichbar. In unserem Jahrgang hatten wir zudem das große Glück mit Rachel eine Kommilitonin zu haben, die einem bei sämtlichen Fragen rund um die Universität aber auch alltäglichen Dingen stets zur Seite stand. Ihre - Adresse ist und hilft sicherlich gerne weiter. Am ersten Tag war ich von der unbekannten Sprache und ihren Schriftzeichen sowie von der Größe Shanghais ein wenig überwältigt, sodass ich mir kurzzeitig unsicher war, wir ich mich dort zu Recht finden würde. Jedoch war diese Unsicherheit spätestens mit dem Einzug in die Wohnung verflogen und von diesem Augenblick an war ich einfach nur begeistert, in dieser pulsierenden Metropole zu sein und war habe versucht die Stimmung und die kulturelle Vielfalt aufzusaugen. Auch war ich von Anfang an bemüht, mich ins Campusleben an der Shanghai Jiao Tong University zu integrieren. Meine chinesischen Kommilitonen haben einem dies auch sehr leicht gemacht. Als MBA-Studenten waren sie Großteils Mitte/Ende zwanzig, oftmals schon über einen längeren Zeitraum im Ausland und sprachen sehr, sehr gutes Englisch. Ferner waren sie sehr aufgeschlossen und freundlich und was mich am meisten imponiert hat, war ihre unglaubliche Hilfsbereitschaft und ihre Verbindlichkeit bei Abmachungen. Es war mein Glück, dass sie mich bereits in der ersten Woche vor der ersten Vorlesung fragten, ob ich im Videodreh ihres Jahrgangsvideos als Gast auftreten möchte. Dieser Bitte bin ich selbstverständlich an einem Nachmittag nachgekommen und so hatte ich früh die Möglichkeit viele meiner Kommilitonen kennenzulernen. Diese Integration setzte sich in den ersten Wochen bei gemeinsamen Mittagessen nach den Vorlesungen, Karaokeabenden und anderen Aktivitäten wie der Besuch der Shanghai Fashion Show immer weiter fort, sodass sich bis zum Ende ganz, ganz tolle Freundschaften gebildet haben. Auch von der Shanghai Jiao Tong University war dieser rege Austausch gewünscht. Beispielsweise gab es in jeder Vorlesungen Gruppenarbeiten, bei denen von den Dozenten großer Wert darauf gelegt wurde, dass sich bei den ca. 40 chinesischen Studenten und ca. zehn Austauschstudenten immer gemischte Teams bildeten.
3 Diese Zusammenarbeiten waren hinsichtlich der Arbeitsweisen aber auch des Kommunikationsstils äußerst interessante Erfahrungen. Auch die Shanghai Jiao Tong University hat aufgrund der hervorragenden Organisation im eignen Haus ihren Beitrag zu den vielen positiven Eindrücken während dieses Auslandssemesters beigetragen. Das Einschreiben und Ausstellen der Studentenausweise war innerhalb von zehn Minuten erledigt und an den ersten Tagen einer Vorlesung wurden pünktlich die Lehrmaterialien bereitgestellt. Die Vorlesungen waren in zweiwöchigen Blockveranstaltungen von jeweils 8:30 Uhr bis 12 Uhr organisiert mit individuellen Assignments, Gruppenprojekten und einer Abschlussprüfung als Bewertungsgrundlage. Zwischen den einzelnen Lehrveranstaltungen war teilweise eine freie Woche oder bei der Nichtwahl eines Kurses ergaben sich sogar längere Zeiträume zur freien Verfügung! Zudem hat uns die Jiao Tong University zu einem gemeinsamen eintägigen Ausflug eingeladen und uns ermutigt, beim eignen Hochschulsport mitzumachen. Mein brasilianischer Kommilitone und ich haben beispielsweise in der Fußballmannschaft mitgespielt, in der wir auch wieder gute Freundschaften knüpften und am Ende der Saison erfolgreich bei einem Sportturnier mit allen Shanghaier Hochschulen mitspielten. Zurück in Deutschland habe ich folgendes Fazit in einem China-Artikel gelesen: "Wir haben China sicher nicht verstanden, aber wir haben ein Stück davon kennengelernt. Die scheinbar amorphe Masse von gelben Gesichtern, die angeblich alle gleich aussehen, hat sich aufgelöst in lauter einzelne Menschen, die wie wir (...) eine Zukunft haben möchten, und wenn möglich glücklich sein. Wir haben in so viele freundliche Gesichter geblickt, so viel Lachen gehört und so viel buntes Leben gesehen. Vor dem, was wir kennen, haben wir keine Angst. Wir werden wiederkommen." Diese Eindrücke entsprechen auch meinem persönlichen Resümee. Ich habe ganz, ganz tolle Monate in Shanghai verbracht und würde sofort wieder dorthin. Die vorherrschend Dynamik, der Enthusiasmus sowie die Neugier sind schlicht ansteckend und ich hoffe dies ein stückweit auf meinen Alltag nach Deutschland mitnehmen zu können. Abgesehen von diesen typischen Assoziationen haben bei mir aber auch die Menschen, das leckere chinesische Essen sowie die asiatische Kultur haben Lust auf mehr gemacht. Das Einzige, was ich beim nächsten Mal anders machen würde, ist mich stärker mit der chinesischen Sprache auseinander zu setzen. Im Voraus an den Auslandsaufenthalt hatte ich an der Münchner Volkshochschule einen Chinesisch-Kurs belegt, sodass ich einige Grundfloskeln im Alltag konnte. In Städten wie Shanghai oder Peking, in denen man mit Englisch und ein wenig Improvisation gut durchkommt, war das auch kein Problem, doch in manchen Situationen wäre es einfach schön gewesen, wenn man mehr verstehen hätte können. Zum Ende des Aufenthalts hatten wir eine große Abschiedsparty an Silvester bei uns in der Wohnung gemacht. Es war der krönende Abschluss einer fabelhaften Zeit und ich bin gespannt, wann sie eine Fortsetzung finden wird!
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