macadamiafans Gröbenzell ein Beispiel für nachhaltiges Schülerengagement mit kenianischen Partnern im Rahmen der Stiftung Welt:Klasse

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1 macadamiafans Gröbenzell ein Beispiel für nachhaltiges Schülerengagement mit kenianischen Partnern im Rahmen der Stiftung Welt:Klasse Um das Projekt Macadamiafans Gröbenzell vorstellen zu können, möchte ich zunächst berichten, wie dieses Projekt entstanden ist. [Folie 2] Im Jahre 2006 reisen 3 Wirtschaftsstudenten der Universität Witten/Herdecke Jan Holzapfel, Tim Lehmann und Matti Spiecker rund um die Welt und besuchen 33 Sozialunternehmer Menschen, die nicht tatenlos zusehen und resignieren, wenn etwas schief läuft, sondern auf eigene Faust Probleme bekämpfen. Sie handeln unternehmerisch ohne an finanzielle Vorteile für sich selbst zu denken, so steht es auf ihrem Buch, das sie im Anschluss veröffentlicht haben. Nach seiner Rückkehr ist für Matti Spiecker klar, er will in die Fußstapfen dieser Unternehmer treten. Erfüllt von der ungeheuren Erfahrung, die ihm seine Reise gebracht hat, gründet er zunächst die Stiftung Welt:Klasse. Matti will Schülern der Oberstufe ermöglichen in vierwöchigen, innovativen Lernaufenthalten die Welt zu erfahren und sich zusammen mit den jeweiligen Gastgebern für nachhaltige Entwicklung zu engagieren. Seit 2008 schickt die Stiftung Welt:Klasse Teams von 4 Schülern in Schwellen- und Entwicklungsländer. [Folie 3] Die Welt:Klasse-Schüler engagieren sich in nachhaltigen Projekten. In China pflanzen sie Bäume zusammen mit chinesischen Studenten, in Indien arbeiten sie in einer Schule für behinderte Kinder auf dem Land. Derzeit gibt es ein Netz von 10 Welt:Klasse-Schulen verteilt über ganz Deutschland, an Weihnachten startet der 300. Schüler einer Welt:Klasse-Schule. Über das Projekt in Kenia und die Ausweitung des Schülerengagements in Deutschland will ich jetzt mehr berichten. Zurück zu Matti Spiecker. Als Wirtschaftsstudent sieht er großes Potential in einer neuen Art der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Kenia. Angeregt durch das Projekt Teekampagne von Günter Faltin möchte er die Kooperation mit einem Entwicklungsland auf eine nachhaltige, partnerschaftliche Basis stellen und die Akteure in direkten Kontakt bringen. Seine Vision ist eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von kenianischen Kleinbauern und deutschen Welt:Klasse Schülern. [Folie 4] Bei der Suche nach einem Partner in Kenia stößt er im Jahr 2009 nach einigem Suchen auf Anthony Ngondi, einen Geschäftsmann und Kleinunternehmer, der aus einer sehr armen Gegend am Fuß des Mount Kenya stammt. Als Sohn eines Lehrers weiß Anthony aus eigener Erfahrung, wie wichtig Schulbesuch und Bildung für das Fortkommen der jungen Kenianer

2 sind. Es ist ihm ein großes Anliegen, etwas für die Bildung in seiner Heimatregion zu tun. In Kenia ist der Schulbesuch nicht kostenlos. Anthony schwebt es vor, den Bauern bessere Einkommensmöglichkeiten zu eröffnen, um für den Schulbesuch ihrer Kinder zahlen zu können. Es treffen sich also 2 Visionäre, die gemeinsam eine Geschäftsidee entwickeln, und zwar folgende: Sie wollen kenianischen Kleinbauern ermöglichen, sich zu einer Produktionsgemeinschaft für Bio-Macadamianüsse zusammenzuschließen und die Nüsse vor Ort in einer eigenen Manufaktur zu verarbeiten. Deutsche Welt:Klasse-Schüler sollen die Nüsse in Deutschland vertreiben. Gemeinsam gelingt es ihnen viele Menschen in Kenia und Deutschland für ihre Geschäftsidee zu begeistern: [Folie 5] Mattis Bruder Hannes, hier rechts auf dem Bild, übernimmt die technische Leitung, [Folie 6] Hunderte kenianischer Bauern, von Anthony und Matti gemeinsam angeworben, treten der Vereinigung der Macadamiafans-Bauern bei, [Folie 7] deutsche Welt:Klasse-Schüler begeistern sich für den Vertrieb der Nüsse und senden Botschafter nach Kenia. Hier die Pilotgruppe, die Welt:Klasse-Schüler der Rudolf- Steiner-Schule Gröbenzell. Das Unternehmen Macadamiafans ist auf dem Weg. Trotz vieler Stolpersteine und Hindernisse, trotz diverser Probleme und Verzögerungen wurden schon mehr als eine Tonne Nüsse nach Deutschland gebracht. Im nächsten Jahr soll nun die erste volle Ernte der Macadamiafans-Bauern verarbeitet werden. Wie funktioniert das Unternehmen? [Folien 8] Die Bauern erhalten einen festen Preis und eine Abnahmegarantie für ihre Nüsse, für besonders gute Qualität erhalten sie einen Aufpreis. Sie liefern ihre Nüsse in speziellen Kisten, die ihnen von macadamiafans zur Verfügung werden. Die Bauern identifizieren sich über ihren Fingerabdruck. Die Kisten mit der Ware werden eingescannt und gewogen. Der Kaufpreis wird den Bauern sofort ausbezahlt und zwar wird das Geld elektronisch auf ihr Handy übertragen. Die Bauern können das Geld weiterverschicken oder auch bei vielen kleinen Läden abheben, ein von der kenianischen Telefongesellschaft zusammen mit Vodafone entwickeltes Zahlungssystem. [Folien 9] Die Nüsse der weiter entfernt liegenden Farmen werden abgeholt. [Folien 10] Die Nüsse verbleiben während des gesamten Verarbeitungsprozesses in ihren Kisten. Hier die Trocknung. So gelingt es die verarbeiteten Nüsse den einzelnen Bauern zuzuordnen. [Folien 11] Die Nüsse werden einzeln mit einem speziell entwickelten Gerät geknackt.

3 [Folien 12] So bleiben sie zu 90 ganz. [Folien 13] Vakuum verpackt kommen sie in Transportkisten und werden nach Deutschland verschifft und auf die Welt:Klasse-Schulen verteilt. Hier angekommen kleben die Schüler eine Banderole mit den wichtigsten Daten um die Nusspackung und fertig ist das Endprodukt. Soweit zum besseren Verständnis des Folgenden der Fertigungsprozess. Nun aber die entscheidende Frage der Nachhaltigkeit: Wo stehen wir im Moment unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit des Unternehmens? [Folie 14 ] Der ökonomische Aspekt: Gegründet wurden ein deutsches und ein kenianisches Partnerunternehmen mit ganz besonderen Merkmalen: Sämtliche Gewinne werden reinvestiert. Die Manufaktur geht nach ihrer Abschreibung in den Besitz der Bauern über. Es entsteht ein funktionierendes Geschäftsmodell, keine Unterstützungsaktion. [Folie 15] Matti arbeitet im Moment noch an der Installation des open book accounting. Alle Beteiligten vom Erzeuger bis zum Endkunden werden per Internet Einblick in alle Ausgaben und Einnahmen des Unternehmens haben, und zwar bis zur Ebene der Belege. Die Daten werden übersichtlich aufbereitet, so dass sie auch für den Laien verständlich werden. Die Kalkulation des Endpreises soll so für Erzeuger und Kunden nachvollziehbar werden. [Folie 16] Der ökologische Aspekt: Die Nüsse werden ausschließlich ökologisch angebaut. Die Bauern werden unabhängig vom Ankauf anorganischen Düngers und von Pestiziden. Sie werden in ökologischem Landbau von der kenianischen Partnerorganisation KOAN ( Kenya Organic Agriculture Network) geschult. KOAN koordiniert die verschiedenen Institutionen, die sich in Kenia mit organischem Landbau befassen. Macadamiafans verkauft den Bauern für den ökologischen Anbau besonders geeignete Setzlinge und organischen Dünger und Pflanzenschutzmittel unterstützt durch KARI (Kenya Agricultural Research Institute), das sehr anerkannte kenianische Staatsinstitut zur landwirtschaftlichen Forschung. Macadamiafans sorgt für die Biozertifizierung der Bauern. Im nächsten Jahr wird die Bio- Zertifizierung von 544 Bauern abgeschlossen sein. [Folie 17] [Folie 18] Der soziale Aspekt: [Folie 19]

4 Die Nüsse werden vor Ort verarbeitet. So wird eine Vielzahl von Arbeitsplätzen auf dem Land geschaffen. Die Verarbeitung der Nüsse ist auf Handarbeit ausgelegt. Dadurch wird speziell auch den jungen Menschen ermöglicht, in ihrem Heimatdorf zu bleiben. Der hohe technologische Standard ermöglicht aber auch berufliche Qualifikation und Weiterbildung. Die Bauern und ihre Familienangehörigen werden durch ihr zusätzliches Einkommen unabhängiger von finanzieller Unterstützung durch Staat oder Hilfsorganisationen. Schüler und Bauern sind echte Geschäftspartner. Worin besteht das Engagement der Schüler? [Folie 20] Die Schüler eröffnen den kenianischen Bauern den direkten Zugang zum deutschen Markt im Alleinvertrieb. Sie verkaufen Nüsse und Öl auf Schulmärkten, über Freunde und Bekannte, sprechen Bio-Läden und -Kisten an. Die Gröbenzeller Schüler haben schon mehr als 600kg Nüsse verkauft. Die Welt:Klasse-Schulen erhalten die Ware in Kommission. Eine eigene Firmengründung ist nicht notwendig. Pro verkaufter Nusspackung verbleiben 2,50 an der Schule. So können die Schüler zur Finanzierung ihrer Welt:Klasse-Reisen beitragen. [Folie 22] Die Mehrzahl der beteiligten Schulen schickt jährlich mindestens eine Gruppe Welt:Klasse- Schüler als Botschafter nach Kenia. [Folie 23] Die Schüler wohnen in den Bauersfamilien, unterstützen die Bauern beim Pflanzen ihrer Macadamiabäume und beim Verarbeiten der Nüsse. [Folie 24] Sie führen Interviews mit allen Beteiligten. Es ist geplant, die Bauerninterviews den Verbrauchern im Internet zugänglich zu machen. Da jede einzelne Packung einem bestimmten Bauern zugeordnet werden kann, kann der Kunde so Einblick in die Lebenswelt des Erzeugers seiner Nüsse gewinnen. [Folie 25] Während ihres Aufenthalts schreiben die Schüler täglich einen Blog im Internet. Hier die Pinnwand in der Schule, die von vielen Schülern und Eltern gelesen wird. Sie sehen hier auch einen Hinweis auf eine Videokonferenz mit den kenianischen Bauern während des Frühlingsmarkts in der Gröbenzeller Schule. [Folie 26] In einer ausführlichen Videokonferenz, in die auch die kenianischen Partner integriert sind, treten sie in Kontakt mit ihrer Heimatschule und berichten von ihren Eindrücken, Erfahrungen und neuen Erkenntnissen.

5 Das Projekt Macadamiafans als Beispiel einer globalen Wertschöpfungskette kann in verschiedene Unterrichte, besonders natürlich den Wirtschafts- und Geographieunterricht integriert werden. Hier sollen noch spezielle Unterrichtsmodule entwickelt werden, die das Projekt im Curriculum verankern und so die Nachhaltigkeit des Schülerengagements weiter sichern. Dazu brauchen wir noch Unterstützung. Nach ihrer Rückkehr aus Kenia berichten die Botschafter von ihren Erkenntnissen und Erfahrungen, nicht nur in der eigenen Klasse, sondern auch vor jüngeren Schülern und vor der ganzen Schulgemeinschaft. Beim Verkauf der Nüsse machen sie als Transparenz- Botschafter die Endkunden mit dem einzigartigen Geschäftsmodell von macadamiafans als deutsch/kenianisches social business vertraut. [Folie 27] In den letzten beiden Wochen war Anthony zu Besuch bei den deutschen Welt:Klasse- Schulen. Die Schüler begrüßten ihn begeistert und dabei wurde ihm nach eigener Aussage erst deutlich, wie nachhaltig das Projekt die Schüler, aber auch ihre Lehrer und Eltern beeindruckt. Diese Botschaft wird er mit nach Hause nehmen. Wie geht s weiter? Im nächsten Jahr sollen bundesweit neue Welt:Klasse-Schulen hinzukommen, um die Kapazität der Nuss-Manufaktur voll auszulasten. Mittelfristig soll eine zweite Nussmanufaktur gebaut werden. Es stehen schon viele Bauern auf der Warteliste. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit