I N F O R M A T I O N

Transkript

1 I N F O R M A T I O N zur Pressekonferenz mit Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger Obmann Karl Grabmayr ARGE OÖ. Schulmilchbauern und Mag. Ewald Kapellner BioBag-Firmenchef am 8. Mai 2007 zum Thema "Der Schulmilchbecher aus kompostierbarem Bioplastik Einmaliges Pilotprojekt: Bäuerliche Schulmilchlieferanten gehen bei gesamter Verpackung neue Wege" Foto: Land OÖ/Silber

2 Stockinger/Grabmayr/Kapellner Seite 2 Erneut Vorreiterrolle der oö. Schulmilchbauern Kompostierbare Becher als Vorbild für Verpackungszukunft Vor 12 Jahren haben die oö. Schulmilchbauern begonnen, die Versorgung mit tagesfrischer Trinkmilch in der Schulpause professionell aufzubauen. Heute werden täglich Kinder in 835 Kindergärten und Schulen in Oberösterreich mit frischer Milch und Milchprodukten direkt vom Bauernhof und aus der Region beliefert. Nach dieser erfolgreich umgesetzten Pionierarbeit beweisen die 32 bäuerlichen Schulmilchlieferanten jetzt erneut ihre Vorreiterrolle und haben bei der Verpackung einen hohen Standard für Nachhaltigkeit gelegt. Schulmilchbauern versorgen täglich Kinder mit tagesfrischer Trinkmilch Die Schulmilchbauern setzen als erste Produzenten flächendeckend auf Schulmilchbecher aus Naturstoff. Milchsäure ersetzt die Erdölkomponenten in der Plastikproduktion. Schulmilchbecher, Deckel und Strohhalm sind nach der Benützung zur Gänze kompostierbar und werden so dem natürlichen Rohstoffkreislauf zugeführt. Das Agrarressort des Landes hat dieses Pilotprojekt begleitet und für die Entwicklung dieser Innovation Forschungsgeld in der Höhe von Euro bereitgestellt. Schulmilchbauern setzen bei Verpackung auf kompostierbares Bioplastik "Die kompostierbaren Schulmilchbecher sind ein Vorbild für die Verpackungszukunft", sagt Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger und fordert ein Umdenken bei der Verpackungswahl für täglich benötigte Lebensmittel. "Die Bauern haben Lösungen für Verpackungszukunft

3 Stockinger/Grabmayr/Kapellner Seite 3 Bauern sind hier Vorbild und zeigen, was in der Naturstoffchemie möglich ist". Ausgangsprodukt der kompostierbaren Verpackung ist Milchsäure, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Für den Einstieg der Landwirtschaft in die Naturstoffchemie setzt Oberösterreich weitere Zukunftsakzente. Mit der Errichtung der OÖ. Bioraffinerie in Utzenaich ist es künftig möglich, aus dem Grünschnitt der Wiesen Milchsäure und Aminsäure als wertvolle Ausgangsstoffe für die Naturstoffchemie zu gewinnen Hektar Wiesen sind langfristig das Rohstoffpotenzial für 10 regionale Bioraffinerien. Über deren Umsetzung wird nach einer dreijährigen Erprobungsphase der Bioraffinerie Utzenaich entschieden. OÖ. Bioraffinerie: Bauern steigen in Naturstoffchemie ein "Gerade im Einsatz von Rohstoffen zeigt sich das Bekenntnis zu Klimaschutz und zu sparsamen Umgang mit unseren Lebensgrundlagen. Die Bauern sind die Erstbetroffenen vom Klimawandel, weil sie ihre Werkstatt unter freier Natur haben; aber die Bauern sind auch die ersten, die bei den Lösungen mit dabei sind", sagt Landesrat Stockinger. Die Erfolgsgeschichte der oö. Schulmilchbauern Mit dem teilweisen Ausstieg der Molkereien aus dem Schulmilchgeschäft im Jahr 1995 haben innovative Milchbauern ihre Chance zum Einstieg in die "gesunde Milchpause" umgesetzt. Zur Koordination und Kooperation der Vermarktungs- und Werbeaktivitäten wurde in Abstimmung mit der Landwirtschaftskammer die Arbeitsgemeinschaft ARGE

4 Stockinger/Grabmayr/Kapellner Seite 4 Schulmilch gegründet. Obmann und Sprecher der ARGE Schulmilch ist Milchbauer und Direktvermarkter Karl Grabmayr aus Prambachkirchen. Die 32 Schulmilchbauern haben zur Gänze auf kompostierbare Schulmilchbecher umgestellt. Jährlich werden in Oberösterreich acht Millionen Schulmilchportionen konsumiert. Durch das neue Verpackungsmaterial werden dabei von den Schulmilchbauern 64 Tonnen Plastikabfall und acht Tonnen Aluminiumabfall in Oberösterreich jährlich eingespart. "Die Schulkinder sind ein wichtiger Multiplikator für ein neues Umweltdenken. Deswegen Schulkinder als Multiplikator für Umweltschutz: 64 t weniger Plastik, 8 t weniger Aluminium gehen die oö. Schulmilchbauern diesen neuen Weg der Verpackungszukunft", sagen Landesrat Stockinger und Obmann Grabmayr. Aktuell gibt es in elf Bezirken eine Schulmilchversorgung durch 32 bäuerliche Schulmilchproduzenten. Die Produktpalette reicht von Milch, Kakao, Vanillemilch, Fruchtmilch (z.b. Erdbeermilch), Trinkjoghurt bis hin zu Molkegetränken. Braunau Eferding Freistadt Grieskirchen Kirchdorf Perg Rohrbach Schärding Steyr Vöcklabruck Wels 2 Schulmilchbetriebe 1 Schulmilchbetrieb 3 Schulmilchbetriebe 2 Schulmilchbetriebe 1 Schulmilchbetrieb 4 Schulmilchbetriebe 7 Schulmilchbetriebe 5 Schulmilchbetriebe 2 Schulmilchbetriebe 4 Schulmilchbetriebe 1 Schulmilchbetrieb

5 Stockinger/Grabmayr/Kapellner Seite 5 Verpackungsgrundstoff Polymilchsäure Ein Kunststoff aus erneuerbaren Ressourcen "Polymilchsäure oder Polylactid (Kürzel PLA) ist ein Polymer mit hohem Anwendungspotenzial als Ersatz der herkömmlichen, aus Erdöl hergestellten Massenkunststoffe Polyethylen, Polypropylen und Polystyrol", erklärt Mag. Ewald Kapellner, der mit seiner Firma das BioBag-System vertreibt. PLA kann aus nachwachsenden Rohstoffen (z.b. Zuckerrübe, Mais, Weizen, Gras etc.) und anderen erneuerbaren Quellen (z.b. Reststoffe aus der Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung) gewonnen werden. Der Ausgangsstoff Milchsäure ist ein im Naturhaushalt und auch im menschlichen Stoffwechsel häufiges Molekül - bekannt durch den Muskelkater nach körperlicher Anstrengung, der durch Milchsäure verursacht wird. Milchsäure wird häufig auch zur Lebensmittelkonservierung eingesetzt. Im industriellen Maßstab wird Milchsäure (Lactic Acid, LA) aus der Vergärung von Zuckern gewonnen, die beispielsweise aus den üblichen Feldfrüchten stammen können. Milchsäure wird chemisch zum Polyester, der Polymilchsäure (PLA) kondensiert. Die Eigenschaften von PLA als Kunststoff können über einen weiten Bereich für unterschiedliche Anwendungen gezielt eingestellt werden. Durch die bekannten Verfahren der Kunststoffverarbeitung (Extrusion, Thermoformen incl. Verstrecken, Siegeln etc., Spritzguss) können Produkte wie Folien, Formteile, Fasern u.v.m. hergestellt werden. Hochreine Chargen der Polymilchsäure werden im medizinischen Bereich als chirurgisches Nahtmaterial, zum Knochenaufbau usw.

6 Stockinger/Grabmayr/Kapellner Seite 6 eingesetzt. PLA entspricht also in Verarbeitungs- und Anwendungseigenschaften den bekannten herkömmlichen Kunststoffen und ist für den Einsatz als Lebensmittelverpackung zugelassen. Darüber hinaus ist Polymilchsäure vollständig biologisch abbaubar (erster Schritt: Hydrolyse) und kann im Rahmen der Verfahren der biologischen Abfallbehandlung stofflich verwertet werden. Wird der entstehende Kompost für den Anbau nachwachsender Rohstoffe genutzt, kann der Stoffkreislauf geschlossen werden. Damit können hohe Umweltbelastungspotentiale realisiert werden. Verwertung von Produkten aus Polymilchsäure nach ihrem Gebrauch Kompost nach 6 bis 12 Wochen Durch die üblichen Verfahren der biologischen Abfallbehandlung verrotten die Biokunststoffbecher unbedenklich und schadstofffrei. Innerhalb von 6 bis 12 Wochen sind die Produkte komplett verrottet und als Kompost wieder im Kreislauf der Natur.

7 Stockinger/Grabmayr/Kapellner Seite 7 Rohstoffkreislauf des kompostierbaren Schulmilchbechers Fotorechte: Ewald Kapellner (Abdruck honorarfrei)