MUSEUM FÜR VERHÜTUNG UND SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH

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1 MUSEUM FÜR VERHÜTUNG UND SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH *

2 LIEBE BESUCHERIN, LIEBER BESUCHER! Immer noch gibt es zu wenig Wissen über sichere Verhütungsmethoden, weil die Aufklärung fehlt, und immer noch haben nicht alle Frauen / Männer / Paare Zugang zu Verhütung, weil Verhüten auch eine Frage des Geldes ist. Und immer noch auch nach 30 Jahren Fristenregelung sind die Möglichkeiten zur Durchführung eines Abbruchs sehr eingeschränkt, weil es in Österreich keine flächendeckende und für alle leistbare Möglichkeit in öffentlichen Krankenanstalten gibt. Auch die Schutzzonen vor Kliniken, die sowohl Frauen als auch Klinikpersonal vor Psychoterror schützen sollen, sind immer noch nicht realisiert. Wir wissen, dass dort, wo Frauen / Männern / Paaren der Zugang zu Verhütung erschwert wird, oder wenn die Aufklärung versagt, Frauen aller Schichten auf Schwangerschaftsabbrüche angewiesen sind. Deshalb ist es auch ganz wichtig, den Schwangerschaftsabbruch definitiv straffrei zu stellen. Denn er hat im Strafgesetz nichts verloren. Das Selbstbestimmungsrecht der Frauen über ihren eigenen Körper musste von Generationen von Frauen vor uns hart erkämpft werden. Und trotzdem geht es heute nicht nur darum, Rahmenbedingungen nicht zu verschlechtern, es geht vielmehr darum, sie zu verbessern. Es geht darum, dass gut aufgeklärte Frauen, die über Verhütung Bescheid wissen, eine selbständige und unbeeinflusste Entscheidung treffen können. 2

3 Damit sich eine Frau frei entscheiden kann, ob und wann sie ein Kind bekommen will, ist der offene Zugang zu Verhütungsmitteln und damit zusammenhängend eine umfassende Aufklärung für alle Frauen und alle Männer unerlässlich. Denn Verhütung ist auch Männersache. Und weder Gratisverhütungsmittel in Schulen noch die Pille auf Krankenschein sind ein Luxus, sondern müssen Selbstverständlichkeit werden. Dieses Museum leistet einen großartigen Beitrag dazu. Hier ist die Entwicklung von Verhütung und Schwangerschaftsabbruch dokumentiert; hier werden die vielen falschen und gefährlichen Wege aufgezeigt, die im Laufe der Zeit beschritten worden sind. Das macht es möglich, sich auch mit scheinbar allgemein bekannten Tatsachen genauer zu beschäftigen. Etwa mit der Frage, wie und warum und wann genau eine Schwangerschaft entstehen kann. Aus dem Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch wird niemand hinaus gehen, ohne etwas gelernt zu haben. Über medizinische Zusammenhänge, über soziale Zwänge, über gesellschaftliche Entwicklungen. Zum Nachdenken für sich selbst und zum Weitergeben an andere. Ich wünsche Ihnen einen interessanten Besuch und bin sehr stolz darauf, dass wir dieses weltweit einzige Museum in Wien haben. Mit freundlichen Grüßen Ihre Mag. Barbara Prammer Präsidentin des Österreichischen Nationalrates 3

4 MUSEUM FÜR VERHÜTUNG UND SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH Adresse: Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock, A-1150 Wien Tel Öffentliche Erreichbarkeit: U3/U6: Station Westbahnhof, Ausgang Äußere Mariahilfer Straße Straßenbahn 5, 6, 9, 18, 56, 58: Station Westbahnhof. Keine Parkplätze vorhanden. Fahrräder können im Innenhof abgestellt werden. Öffnungszeiten: Mi bis So Uhr Eintrittspreis: Erwachsene: 8, Euro Ermäßigungen (bis 22 Jahre): 4, Euro Führungen: Führungen für Gruppen (90 Minuten) gegen Voranmeldung unter oder unter Die Audioführung kann zum Ortstarif innerhalb und außerhalb des Museums telefonisch abgerufen werden. Verhütung: Nummer des Panels Schwangerschaftsabbruch: Nummer des Panels Internet: Online ist das Museum zu besuchen unter: Kostenlose -Newsletter 6 bis 8 mal im Jahr auf Deutsch und Englisch. Anmeldung auf der Homepage > Museum > Newsletter 4

5 DIE ERFOLGSGESCHICHTE: VOM KINDSMORD ZUR VERHÜTUNG Durchschnittlich 15 Schwangerschaften pro Frauenleben sind von der Natur vorgesehen. Daraus folgen rund zehn Geburten, je nach Gesundheitszustand, Wohn- und Hygieneverhältnissen, Zugang zu sauberem Trinkwasser und energiereicher Nahrung etc. Von den etwa 10 Geburten haben früher rund sieben Kinder überlebt. Das ist den meisten Menschen aus wirtschaftlichen, sozialen oder anderen Gründen aber zu viel, früher wie heute. Die Beschränkung der Kinderzahl war und ist daher für alle Generationen und die meisten Kulturen ein wichtiges Thema. Verhütung, Abbruch oder Kindsmord waren oder sind die Möglichkeiten zur Kontrolle der Fruchtbarkeit. Frühe Kondome wurden aus Schwimmblasen von Fischen hergestellt. Vor der Erfindung der Vulkanisation waren Gummikondome dick. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde der Froschtest zur Bestätigung einer Schwangerschaft eingesetzt. Voraussetzungen für Verhütung und Abbruch sind: Entwicklung wirksamer und ungefährlicher Methoden auf Basis des medizinischen und/oder magischen Wissens der jeweiligen Zeit Zugang der/s Einzelnen/des Paares zu Information über Möglichkeit und Methoden Erlaubnis zur Anwendung (rechtlich, religiös, sozial, innerhalb der Beziehung) Verständnis der Zusammenhänge Erkennbarer Vorteil gegenüber weiteren Kindern einem möglichen Kindsmord 5

6 3 4 5 Entdeckung der sicheren und unsicheren Tage (Knaus Ogino) Scheidenspülung, Pulverbläser und Bidet Lokale Scheidenmittel: Schaum, Muttermundkappen und Diaphragma Kondome: Von Verhütung bis Lebensretter Vergebliche Versuche 2 Körperschnitt VERHÜTUNG Audioführung Tel Nummer des Panels Stiftpessare und Spiralen in der Gebärmutter Pille & Co. Sterilisation bei Frau und Mann Notfallsverhütung Pille danach Zukunftsmethoden bei Frau und Mann 1 Intro Eingang Ausgang

7 4 2 5 Wer entscheidet über die Fruchtbarkeit? Die Gesetzgebung Die Unbarmherzigkeit des Staates (bis 1975) ist überwunden (ab 1975) Der illegale Abbruch 3 Methoden illegaler Abbrüche Häufigkeit illegaler Abbrüche Kindsmord Selbstmord Engelmacherin 1 Kirche Welche Länder? Seit wann? Dank Legalisierung überleben die Frauen Müttersterblichkeit Abtreibungstourismus Schwangerschaftstests Vorkämpfer- Innen für Familienplanung Die Erfolgsgeschichte: Vom Kindsmord zur Verhütung Die Entwicklung der Methoden Der legale Abbruch SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH Audioführung Tel Nummer des Panels Froschtests u. a. Abbruch in Literatur und Kunst

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10 Seit rund 100 Jahren existieren Spiralen als Verhütungsmittel. Scheidenspülungen sollten Spermien,rechtzeitig abfangen. Seifenlauge ist ein gefährliches Abbruchmittel. Bidets waren ein wenig erfolgreiches Verhütungsmittel. Im Falle der Verhütung sind zusätzlich notwendig: Erwerbsmöglichkeit (gekauft, geliehen, getauscht oder gratis) Regelmässige Anwendung der gewählten Methode Erkennbarer Vorteil gegenüber einem Schwangerschaftabbruch Diese Voraussetzungen sind erst in den letzten Jahrzehnten und nur in einem Viertel aller Länder der Welt gegeben. Die weitaus meisten Frauen/Paare hatten und haben keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Verhütung oder medizinisch sicherem Abbruch. Ein medizinisch sicherer Abbruch ist ein nach dem Stand der medizinischen Wissenschaft durchgeführter. Voraussetzung dafür ist die Entkriminalisierung des Abbruches, andernfalls findet er (wieder) auf versteckten Küchentischen statt. Täglich erfolgen weltweit Befruchtungen, aus denen rund Schwangerschaften entstehen. Ein großer Teil der befruchteten Eizellen kann sich wegen Fehler in der Entwicklung nicht einnisten und führt deshalb nicht zu einer Schwangerschaft. Von den entstandenen Schwangerschaften waren etwa zwei Drittel geplant. Zu einer Geburt führen etwas mehr als 60% aller Schwangerschaften. Die anderen enden entweder spontan (15%) oder werden abgebrochen (22%). Die medizinisch unsichere Durchführung vieler Schwangerschaftsabbrüche verursacht häufig schwere gesundheitliche Komplikationen und jedes Jahr insgesamt Todesfälle weltweit. Hingegen ist der sachgerecht durchgeführte Abbruch statistisch mit weit weniger Risiko verbunden als eine Geburt. 10

11 Bis 1975 war der Abbruch bei uns verboten. Das erste und weltweit einzige Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch stellt den Kampf um die Kontrolle der Fortpflanzung und Fruchtbarkeit dar, angefangen bei frühen Jahrhunderten bis hin zur Gegenwart mit Ausblick in die Zukunft. Dies soll es zu einem besseren Verständnis für die Kraft der Fruchtbarkeit beitragen, sowie für die Notwendigkeit sie regulieren zu können. Impressum: Medieninhaber: Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. Herausgeber: Christian Fiala. Konzept, Recherche, Text: Susanne Krejsa, Christian Fiala. Fotos: Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch. Grafik: motmotdesign.com. Druck: Jerabek, 1070 Wien. 2. Auflage, Wien, März

12 * Zitat auf Titelseite aus: Liebe ohne unerwünschte Kinder, ca Unterstützt von: Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung Tel. 0699/ MUSEUM FÜR VERHÜTUNG UND SCHWANGERSCHAFTSABBRUCH Mariahilfer Gürtel 37/1. Stock A-1150 Wien Tel Mi bis So Uhr