Reformierte Kirchgemeinde Hasle bei Burgdorf Predigt am Sonntag, dem 22. Januar 2017: Ausrüstung Das braucht s zum Gewinnen. Liebe Gemeinde!

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1 Reformierte Kirchgemeinde Hasle bei Burgdorf Predigt am Sonntag, dem 22. Januar 2017: Ausrüstung Das braucht s zum Gewinnen Bibeltext: Epheser 6,10-17 (NZ) Pfr. Hannes Müri Und schliesslich: Werdet stark im Herrn und in der Kraft, die von seiner Stärke ausgeht! Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr dem Teufel und seinen Machenschaften entgegentreten könnt! Denn wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte, die Gewalten, die Fürsten dieser Finsternis, gegen die Geister des Bösen in den Himmeln. Greift darum zur Waffenrüstung Gottes, damit ihr widerstehen könnt am bösen Tag und, nachdem ihr alles zu Ende gebracht habt, bestehen bleibt. Seid also standhaft: Gürtet eure Hüften mit Wahrheit, zieht an den Panzer der Gerechtigkeit, tragt an euren Füssen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens und, was auch kommen mag, ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle brennenden Pfeile des Bösen abwehren könnt. Empfangt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, der Gottes Wort ist. Liebe Gemeinde! Ich bin nicht jemand, der als Christ hinter allem, was geschieht, und hinter jedem Busch einen Dämon vermutet. Ich denke, was wir Menschen an Üblem bewirken, brauchen wir nicht alles den bösen Mächten zuzuschieben. Das Potential ist in uns selbst vorhanden. Und wir selbst tragen die Verantwortung. Und doch: Ich rechne mit der Macht des Bösen, des Durcheinanderbringers. 1 Aber ich glaube nicht an ihn. Diese Ehre gehört nur Gott dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Nicht mit dem Bösen zu rechnen, tue diesem den grössten Gefallen, meint C. S. Lewis, der uns in einem seiner Bücher in den Briefwechsel zwischen einem Unterteufel und seinem Chef hineinschauen lässt. 2 Dann könne der Böse nämlich unbemerkt schalten und walten, wie er wolle. Paulus fordert die Christen im Epheserbrief auf, stark zu werden aus der Kraft Jesu Christi und die Waffenrüstung Gottes anzuziehen. Er wendet sich dabei nicht an Leute, die Gott und seine Kraft noch gar nicht kennen. Deshalb ist das Anziehen der Waffenrüstung nicht ein Bild fürs Christwerden, sondern es geht um die Bewährung in den Kämpfen, mit denen sie rechnen müssen. Beim Lesen des Textes im Epheserbrief fühle ich mich einerseits angesprochen. Oft fühle ich mich schwach und als Christ nicht besonders gut in Form. Das Bild von der Waffenrüstung weckt in mir die Hoffnung, dass es auch anders sein könnte; dass ich mich besser bewähren könnte, wenn ich mich aktiv unter Gottes Schutz stellen und 1 Wörtliche Übersetzung von diábolos, dem griechischen Wort für Teufel 2 Clive Staples Lewis, Dienstanweisung für einen Unterteufel

2 mich an seine Stärke anschliessen lassen würde! Ich beginne darüber nachzudenken, ob sich nicht vielleicht doch der Böse hinter meinen Ängsten und Sorgen, hinter meiner Unlust und Reizbarkeit versteckt und durch sie mit mir spielt. Beim Lesen des Textes spüre ich aber auch Widerstand: Muss denn immer gekämpft sein? Geht es nicht schon in dieser Welt so oft ums Kämpfen, darum, sich durchzusetzen? Muss das jetzt auch im Glauben so sein? Ist Gott nicht ein Gott des Friedens? Und werden wir als Christen von Gott denn nicht ohnehin geschützt? Ich argumentiere mit mir selbst: Ja, ich bin überzeugt, dass Gott mich schützt! In dem Sinn, dass mir nichts geschehen wird, das mich von ihm trennen könnte; dass niemand und nichts mich aus seiner Hand reissen kann. Andererseits ist es doch ein Zeichen von geistlicher Gesundheit, wenn man widerstehen kann! Im Neuen Testament werden wir nämlich aufgefordert, dem Bösen zu widerstehen 3 und es zu überwinden: Lass dich vom Bösen nicht besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute. 4 Es ist doch logisch, dass man in einer Auseinandersetzung besser oder schlechter in Form sein kann; mehr oder weniger anfällig für harte Schläge und Verletzungen; besser oder weniger gut geschützt. Uns schliesslich entspricht es doch meiner Erfahrung, dass ich in meiner Freiheit Gottes Kraft in mir mehr oder weniger zum Zug kommen lassen kann. Damiano Ciaccio von den SCL Tigers ist gerüstet und bereit, die Schüsse des Gegners abzuwehren! Es könnte schon fast ein Bild sein für die Ausrüstung im Epheserbrief: Helm, Panzerung bzw. Polsterung, ein Werkzeug in der Hand wenn es auch kein Schwert ist, ein Fanghandschuh, mit dem er die brennenden Pfeile des Gegners unschädlich machen kann, und geeignetes Schlittschuhwerk. Paulus hatte zwar das Bild vom römischen Legionär vor seinem inneren Auge. Aber vielleicht verstehen wir das Bild vom Torhüter besser! 1) Der Gürtel der Wahrheit Kommt es Paulus bei seiner Ausrüstung wohl auf die Reihenfolge an? Ich weiss es nicht. Aber mit dem Gürtel musste ein Soldat zuerst sein Obergewand hochbinden, bevor er den Panzer anziehen konnte. Bei den Hosen eines Goalies ist es klar. ;-) Was ist Wahrheit? Vielleicht kommt uns dies selbstverständlich vor, aber ich sage es trotzdem: Als Christ lüge ich nicht, versuche ich nicht, mir auf falschem Weg irgendeinen Vorteil zu verschaffen. Ich bleibe bei der Wahrheit. 3 Hebräer 12,4 (im Kampf gegen die Sünde); Jakobus 4,7 (dem Teufel); 1. Petrus 5,9 (eurem Widersacher, dem Teufel) 4 Römer 12,21

3 Mit der Wahrheit ist aber auch die Art gemeint, wie Gott uns sieht. Es ist das, was er über die Welt, über die Menschen, über mich sagt. Die Wahrheit wie einen Gürtel anzuziehen, bedeutet dann: Ich anerkenne, dass ich von Gott getrennt wäre, wenn Jesus nicht eine Brücke gebaut hätte. Ich anerkenne, dass Gott mich liebt, dass er diese Welt liebt. Ich anerkenne, dass er mich begleitet, dass er mich hält, denn so ist es seinem Volk in der Bibel zugesagt. Johannes Hansen bringt es auf den Punkt: Du nennst mich nun ein Gotteskind, / und die Wahrheit macht mich frei. 5 Ich vergegenwärtige mir also, was Gott uns durch seine Worte zusagt, und halte es dem Feind entgegen, der mich mit seinen Lügen zu Boden drücken will. 2) Der Panzer der Gerechtigkeit Es ist nicht allzu weit hergeholt, wenn man die Polsterung eines Eishockeytorhüters mit einer Panzerung vergleicht... Paulus redet vom Panzer der Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit kann nicht meine eigene sein. Sie kommt von Gott. Christus ist unsere Gerechtigkeit. 6 Er ist uns von Gott dazu gemacht. In Christus sind wir gerecht vor Gott. Dies betrifft nicht nur unser vergangenes Versagen, sondern auch unser gegenwärtiges und zukünftiges. Diese Tatsache dürfen wir ergreifen und eben anziehen. Das bedeutet dann, dass wir nicht mehr bei uns selbst Gerechtigkeit suchen und enttäuscht sind, wenn wir keine finden, sondern mit Gottes Gerechtigkeit rechnen und uns darüber freuen. 3) Das Schuhwerk der Bereitschaft (für das Evangelium des Friedens) Ohne Schuhe kann man schlecht laufen. Ich merke es, wenn ich barfuss über den Kiesweg gehe. Der Eishockeytorhüter wäre aufgeschmissen, wenn er nicht geeignetes Schlittschuhwerk an den Füssen hätte. Er hätte keinen Halt auf dem Eis. Es ist klar: Wenn ich die Schuhe anhabe, kann ich gehen, bin ich bereit! Wozu soll ich denn bereit sein, wenn ich das Schuhwerk angezogen habe, von dem Paulus redet? Bereit, jemandem von meinem Vertrauen auf Jesus zu erzählen; von dem, was mir Halt und Hoffnung gibt. Bereit, dabei ehrlich zu sein und meine Fragen und Zweifel nicht zu verschweigen. Bereit, nicht menschlich zu handeln, sondern als jemand, den Jesus Salz der Erde und Licht der Welt genannt hat. 7 Bereit, über den eigenen Schatten zu springen und als Versöhnter ein Versöhner zu sein. 5 Johannes Hansen, Dein Gast auf dieser Erde Psalmen für schöne und schwere Tage, S Korinther 1,30 7 Matthäus 5,13.14

4 4) Der Schild des Glaubens Einen Schild hat der Eishockeytorhüter nicht. Aber sein Fanghandschuh dient dazu, alle brennenden Pfeile (sprich: Pucks) des Gegners abzuwehren! Was auch kommen mag mit seinem Fanghandschuh macht der Goalie die Schüsse aufs Tor unschädlich. Paulus spricht vom Schild des Glaubens. Es gibt den Glauben, durch den wir gerettet werden und recht werden in Gottes Augen. 8 Es gibt den Glauben als Charisma, als Geistesgabe. 9 Und es gibt den Glauben als Frucht, die wachsen und reifen wird. 10 Glaube ist nicht einfach hundertprozentig vorhanden oder total abwesend, sondern er kann eingeübt werden wie der Eishockeytorhüter durch Training die Geschicklichkeit seiner Fanghand einübt. Jemand hat gesagt: Mein Glaube wächst, wenn mein Gott wächst. Ich kann mir vergegenwärtigen, was Gott getan hat und was Menschen mit ihm erlebt haben und im Glauben gestärkt werden. Ich kann über die Wunder seiner Schöpfung staunen und im Glauben wachsen. Ich kann an Menschen denken, die mir im Glauben Vorbilder sind und im Glauben ermutigt werden. 5) Der Helm des Heils Nicht umsonst ist der Helm auf unserem Kopf und schützt dabei unser Denken, unsere Vernunft. Sich das Heil vergegenwärtigen bedeutet: Ich gehöre zu Gott! Diese Verbindung ist in der Vergangenheit so festgemacht worden, und sie ist unzerstörbar. Paulus redet an anderer Stelle auch vom Helm der Hoffnung auf Rettung. 11 Das weist in die Zukunft und meint: Ich darf wissen, wohin ich gehöre, wenn mein Leben hier zu Ende ist. Ich darf mich ausstrecken danach, dass Jesus Christus wiederkommt, dass Gott sein Reich vollendet, dass das Stöhnen der Schöpfung einmal vorüber ist und Gott alles neu macht. Ich darf mich trösten lassen von der Aussicht, dass Gott alle Tränen abwischen wird. 12 6) Das Schwert des Geistes (Gottes Wort) Der Goalie hat kein Schwert, aber trotzdem mit seinem Stock ein wichtiges Werkzeug in der Hand, mit dem er flache Schüsse abwehren und den Puck aus der Gefahrenzone spedieren kann. Für den Stürmer ist der Stock eine Angriffswaffe. Aber im Bild von der Waffenrüstung, das Paulus braucht, geht es nicht darum, mit dem Schwert des Geistes andere abzukanzeln und fertigzumachen. Wir kämpfen ja nicht gegen Fleisch und Blut, sondern wir haben uns in inneren Kämpfen zu bewähren: jenen im Gebet. 8 Johannes 3, Korinther 12,9 10 Galater 5,22 wenn man das Wort pístis mit Glauben übersetzt (NT bärndütsch), nicht mit Treue Thessalonicher 5,8 12 Offenbarung 21,4

5 Vielleicht erinnern wir uns an die Versuchung Jesu in der Wüste. Da hat er dieses Schwert gebraucht und dem Versucher mit Gottes Wort Antwort gegeben. Es steht geschrieben Manchmal ist es so nötig, dass uns in Krisensituationen hilfreiche Gedanken und Worte in Erinnerung gerufen werden, mit denen wir bestehen können! Der Geist Gottes muss und wird uns da helfen; um seine Hilfe können wir bitten. 14 Vor dem Namen Jesus müssen die Mächte weichen. Wir dürfen uns auf ihn berufen und geltend machen, dass der Sieg ihm gehört. Nach der Beschreibung der Waffenrüstung geht es im Epheserbrief weiter mit der Aufforderung, im Gebet und in der Fürbitte dran zu bleiben. Das trifft mich, weil ich da halt vielleicht auf eine Spur meiner empfundenen Kraftlosigkeit komme... Ich weiss von jemandem, der jeweils am Morgen in einer bewussten inneren Handlung die Waffenrüstung anzieht, die Paulus beschreibt. Ich finde das bedenkenswert! Allerdings darf es nicht zu einer Art magischen Handlung verkommen. Ich möchte es als Anregung auffassen, meinen Tag bewusst mit Gott anzufangen. Wie ich am Morgen ganz selbstverständlich meine Kleider anziehe, will ich mich ganz selbstverständlich mit Gott in Verbindung setzen und mich ausrüsten lassen für den Tag, der vor mir liegt. So hat es der heilige Patrick, Bischof in Irland im 6. Jahrhundert, offenbar auch gemacht. Von ihm ist ein Gebet überliefert, das man als St. Patrick s Breastplate (Brustpanzer) bezeichnet. Einen Abschnitt daraus möchte ich zum Schluss meiner Gedanken betend lesen. Ich erhebe mich heute durch eine gewaltige Kraft, die Anrufung der Dreieinigkeit, und bekenne den Schöpfer der Schöpfung. Ich erhebe mich heute durch die Kraft Gottes, die mich lenkt, Gottes Macht halte mich aufrecht, Gottes Auge schaue für mich, Gottes Ohr höre für mich, Gottes Wort spreche für mich, Gottes Weg will ich gehen, sein Schild schütze mich. Ivars Punnenovs (SCL Tigers) Christus sei mir zur Rechten, Christus mir zur Linken. Er die Kraft. Er der Friede. 15 AMEN 13 Matthäus 4, Matthäus 10,19f. 15 Jörg Zink, Wie wir beten können, S. 243