Viel Fläche: Loungebereich neben dem Steuerstand, vor dem Mast und unter dem Bimini

Transkript

1 Viel Fläche: Loungebereich neben dem Steuerstand, vor dem Mast und unter dem Bimini

2 kat-spezial test Saba Das floss zum SpaSS foto: yacht/m. Strauch Mit der neuen Saba 50 bringt der Weltmarktzweite Fountaine Pajot ein spannendes Boot, das stellvertretend zeigt, wohin die Reise in der Fahrtenkat-Szene geht und was Zweirumpfer so segelnswert macht

3 E ine Menge Plastik, hoch, schwer und unzugänglich so der erste Eindruck bei vielen Katamaranen, und so verhält es sich auch mit der neuen Saba 50. Dann der Hochhauseffekt: Erstmal drin und oben, gefallen Platz, Komfort und Ausblick. Ja, schön geht anders; aber es gibt viele gute Gründe, warum Kats besonders in der Charterszene weiter zulegen können und es in einem stagnierenden bis rückläufigen Gesamtmarkt schaffen, stetig ihre Nische auszubauen. Immer neue Marken, eine damit einhergehende wachsende Diversifikation sowie noch mehr Komfort und steigende Leistung machen das Zweibein für das Fahrtensegeln zunehmend attraktiv. Die Saba 50 steht dabei für das konventionelle, weil schwertlose, moderat besegelte, auf Komfort statt Speed getrimmte Großserienboot, mit simplem, stundenarmem und semi-industriellem Ausbau. Doch auch dies zeigen schon die ersten Momente an Bord: Die Werft aus La Rochelle an der französischen Atlantikküste hat ihren neuesten Entwurf liebevoller gestaltet, mit besseren Detaillösungen und dem Bemühen um eine edlere Optik, was Oberflächen und Finish im Allgemeinen angeht. Viele Etagen, reichlich Raum: Man könnte sich verlaufen Leben auf vier Ebenen Weiteres großes Thema: Komfort durch Platz und konzentrierte Bedienung. Das Leben an Bord spielt sich auf vier Ebenen ab: Unten in den Rümpfen wird geschlafen, weiter oben im Deckshaus und in der angrenzenden Heckterrasse des Cockpits gekocht, navigiert und diniert. In der Plicht finden bis zu zehn Personen (!) komfortable Sitzplätze. Ein paar Stufen weiter oben auf Deckshöhe stehen im Vorschiffsbereich Polster und Trampolin zum Sonnenbaden bereit. Andere Kats wie die von Leopard/Sunsail bieten hier sogar Frontcockpits. Noch höher werkelt auf der Saba 50 der Steuermann an Rad und Winschen. Wiederum erhöht neben ihm wurde ein zweiter Loungebereich mit weiterer Außen-Sitzecke und Liegeflächen auf dem festen Bimini- Dach platziert. Die Aufteilung zen triert den Rudergänger zwischen das Cockpit unten und den Liegebereich oben, was der Kommunikation förderlich ist und den Mann am Ruder einbezieht, egal wo sich der Rest der Crew aufhält.

4 Vieles anders kat-spezial test Saba fotos: yacht/m. Strauch Arbeitscockpit in der Flybridge, Sonnenliegen auf dem Bimini, riesiges Großsegel, Ankerkasten vor dem Aufbau, abgeschottete Motoren: Auf dem Kat gibt es Neues zu sehen Geschickt gefädelt Die Topplatte des Fathead- Groß bleibt im Segel, der Kopf wird mit Leinen zum Rutscher gezogen Lösungen für mehr KOmfort Gut platziert Der Ankerkasten und zusätzliche große Stauräume schließen sich direkt an das Deckshaus an Weitere Fotos bei Webcode #92833 sauber separiert Die Maschinen sitzen zusammen mit weiterem Gerät achterlich der Heckkabinen und sind gut zugänglich Wie auf vielen Kats üblich, steht nur ein Rad zur Verfügung, und alle Schoten sind zur zentralen Position an Steuerbord zusammengeführt. Was auch bedeutet: Beim Anlegen ist die Steuerbordseite vorteilhaft, weil besser im Blick und schnell erreicht. Und es wird mal in Luv, mal in Lee gesteuert. Besonderheit auf der Saba 50: Rad und Winschen liegen getrennt voneinander. Steuern und Bedienen funktioniert nur unter Autopilot gut (s. links). Ebenfalls gewöhnungsbedürftig: Um die langen Wege zwischen Rad und den beiden Ruderblättern zu überbrücken, wird eine Hydraulikanlage eingesetzt. Die verrichtet ihren Dienst, bedingt aber ganze drei Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag und lässt kaum Rückmeldung zu. Zumindest bei wenig Wind wie am Testtag. Wobei das Boot unter den vorherrschenden Bedingungen bereits Leben ent wickelt. Zwischen 4 und 9 Knoten Wind genügen schon für gut 4 Knoten Geschwindigkeit, wenn auch bei einem recht großen Wendewinkel. 60 Grad Windeinfall bringen die Saba 50 schon auf gut über 5 Knoten, das sind insgesamt passable bis bessere Werte, die Hoffnung auf echten Segelspaß bei ordnungsgemäßen Bedingungen zulassen. Unter Motor geht s noch viel zügiger, zumindest mit den beiden optionalen 75 PS starken grünen Aggregaten (Aufpreis: 7800 Euro): In Marschfahrt 9,0 und mit Vollgas 9,5 Knoten sind ein echtes Statement. Und dies bei niedrigen Schalldruckwerten zwischen 65 und 70 db(a). Vorteil Kat: Die Motoren stehen komplett abgeschottet (s. links) in eigenen Technikräumen achtern der Heckkabinen und sind nur von oben zugänglich. Die Methode hält neben Schall auch Gerüche und andere Emissionen fern. Die Manövrierbarkeit ist durch die beiden Aggregate ausgesprochen gut, jedoch neigt auch dieser Kat natürlich zum Vertreiben. Weitere katspezifische Dinge, die erwähnenswert sind: Vor dem Deckshaus gibt es einen sehr großen Stauraum, der beispielsweise den Gennaker schlucken kann. Davits zwischen den Hecks sind die ideale und hier nicht störende Methode, um unterwegs das Dingi zu lagern. Platz Ohne Probleme Ob Verkehrsflächen, Sitzplätze, Stauraum: Die allgemeinen Abmessungen bringen großen Komfortgewinn mit sich. Der Eindruck setzt sich unter Deck fort, klar. Die Saba

5 kat-spezial test Saba Saba 50 messwerte technische daten - bewertung Segelleistungen, ohne Abdrift und Strom 55 Grad 4,5 kn 60 Grad 5,2 kn 90 Grad* 5,0 kn 130 Grad * 3,8 kn 1802 kn 4 kn 6 kn 8 kn 10 kn Konstrukteur... Berret/Racoupeau CE-Entwurfskategorie... A Lüa (Rumpflänge)... 14,98 m Breite...7,99 m Tiefgang... 1,25 m Gewicht... 15,7 t Großsegel... 84,0 m 2 Rollgenua... 57,0 m 2 Voluminös, sehr komfortabel und besonders innen ansehnlich. Die Größe und Nutzbarkeit des Außenbereichs ist überzeugend, ebenso wie die gesamte Raumaufteilung. Spannendes Boot für Langzeitnutzung und auch weltweite Fahrt Windgeschwindigkeit: 4 9 kn (2 3 Bft.) Maschine (Volvo)... 2 x 41 kw/55 PS Konstruktion und Konzept Wellenhöhe: glattes Wasser Gelungenes Cockpitlayout * Mit flachem Rollgennaker Rumpf- u. Decks bauweise Schöne Loungebereiche GFK-Sandwich (Balsakern, Vinyl ester- Eingeschränkte Einhandtauglichkeit Potenzial STZ 1 = 4,7 4,0 Cruiser Performance-Cruiser 5,0 Der Wert scheint hoch, ist aber kaum mit dem eines Monos vergleichbar harze) im Vakuum-Infusions verfahren. Deck und Aufbau: Injektion preis und werft Segelleistung und Trimm Fährt auch schon bei wenig Wind Lenkung etwas schwammig Übersicht vom Rad aus Grundpreis ab Werft Wohnen und Ausbauqualität Preis segelfertig Gute Ausbauqualität Kojenmasse Komfortpreis Große Küche mit Cockpitanbindung Vorschiff 2,00 x 1,58/0,97 m Garantie/gegen Osmose... 2/5 Jahre Schlechte Belüftung in Bädern Große Version: sechs Kabinen (teils vom darüber liegenden Deckshaus verdeckt) sowie sechs Nasszellen in zwei Rümpfen Achtern Bb. 2,00 x 1,60/1,20 m Achtern Stb. 2,00 x 1,56/1,20 m Knapp Durchschnitt Komfortabel Werft pajot.com Vertrieb Ausrüstung und Technik Gehobene Grundausstattung Große Außenstauräume 1 Dimensionslose Zahl. Berechnung: 2 S/ 3 V. Je höher der Wert, desto mehr Segelfläche (S) hat das Schiff in Relation zur Verdrängung (V). 2 Gemäß YACHT-Definition. Alle Preise inkl. Mehrwertsteuer 50 ist in den Layouts Maestro und Quintet zu haben. Das erste besteht aus vier Kabinen mit vier Bädern, das zweite aus sechs Kammern mit geschlagenen sechs Nasszellen. Man stelle sich vor: Ein Apartment der Grundfläche 120 Quadratmeter mit einem halben Dutzend Schlafzimmern, die alle über eigene Bäder verfügen Die einzelnen Kabinen sind auf der Saba 50 sehr großzügig ausgefallen. Die Kojen liegen recht hoch, immerhin 76 Zentimeter wahrer Luxus: 120 Qua Dratmeter Wohnfläche mit sechs Bädern sind achtern, 94 Zentimeter vorn zu besteigen, was aber durch Stufen nicht zum Sport ausartet. Und die Betten sind knapp 1,60 Meter breit. Große Luken und Rumpffenster sowie viel Schrank- und Fußraum nebst Stehhöhen von knapp zwei Metern sorgen für weiteren Komfort. Ideal ist die Aufteilung: Die Kojen liegen in Heck und Bug, der Bereich dazwischen ist mit den Nasszellen und weiterem Schrankraum gefüllt. Das sollte durch die Distanzierung für gute Nachtruhe sorgen. Das Deckshaus bietet ohne fliegende Bestuhlung weniger Sitzplätze als das Cockpit, ist eher Wohnküche als Salon. Die L-förmige Pantry schließt direkt an die Achterkante des Aufbaus an und liegt auf einer Ebene mit dem Cockpit; hier muss sich bei Ar beiten an Spüle und Herd niemand ausgeschlossen fühlen. Doppelte Fläche, doppelter Preis Verbesserte Segeleigenschaften, reichlich Platz auf verschiedenen Ebenen sowohl in den Gemeinschafts- als auch in den Privaträumen, hoher Komfort in allen Kabinen und eine gelungene Aufteilung bei erwartbarem Großserienfinish: eine gute Kombination, die besonders für Menschen sinnvoll erscheint, die viel Zeit an Bord verbringen wollen. Der Grundpreis von Euro wirkt zunächst hoch, ist es im Kat-Bereich aber nicht. Und ein vergleichbarer Einrumpfer wie die aktuelle Bavaria Cruiser 51 kostet zwar weniger als die Hälfte, ist aber auch grob geschätzt um diesen Betrag in der bewohnbaren Fläche kleiner, die Außenbereiche mitgerechnet. Insofern ist die Saba 50 eine spannende Alternative zum Langfahrt-Einrumpfer und sicher auch für Charterer spannend, die mit großer Crew unterwegs sein wollen. Tatsächlich wird das neue Schiff von Fountaine Pajot bereits von mehreren Anbietern in der Karibik und in Europa geführt, wo es auch ohne Skipper zu buchen sein wird. Angesichts der schieren Größe empfiehlt sich für Ungeübte dann aber durchaus die Teilnahme an einer Weiterbildung (s. Seite 62, Fremde Hilfe ). Fridtjof Gunkel fotos: yacht/m. Strauch; zeichnung: yacht/n. campe

6 Ein- und Ausblicke Parterre Mit dem Salon im Deckshaus verbleibt in den Rümpfen viel Platz für geräumige Kabinen, schöne Bäder und Schränke Hafenkino: Aus der üppigen Wohnküche des Deckssalons genießen die Crew und auch der Navigator perfekte Rundumsicht Hochbett Die ordentlich bemessenen Inselkojen in den hellen Kabinen liegen hoch, sind aber über Stufen gut erreichbar